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GAB November 2017

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FOTO: MARTIN FISHER<br />

24 BÜHNE<br />

FOTO: ANDREAS ETTER<br />

INTERVIEW<br />

ALLE FORMEN VON LIEBE<br />

La Cage aux Folles<br />

Im Nachtclub „La Cage aux Folles“ ist<br />

Albin als Zaza der Star der Travestie;<br />

der erfolgreiche Nachtklub gehört<br />

Albins langjährigem Lebenspartner<br />

Georges. Doch der Haussegen hängt<br />

schief: Weil Georges Sohn Jean-<br />

Michel mit seiner Verlobten Anne<br />

und deren erzkonservativen Eltern<br />

einen Besuch angekündigt haben,<br />

möchte Georges, dass Paradiesvogel<br />

Albin beim Besuch nicht anwesend<br />

ist. Albin ist zu Recht verärgert, doch<br />

Georges scheut die Konfrontation mit<br />

den Bürgerlichen. Letztendlich rettet<br />

Albin in der Rolle der Bilderbuchmutter<br />

das Treffen. Die schrille wie liberale<br />

Botschaft der Komödie „La Cage<br />

aux Folles“ ist seit 1973 ein immer<br />

wiederkehrender Erfolg: Zuerst als<br />

Theaterstück von Jean Poiret, Ende<br />

der 1970er als Film des Regisseurs<br />

Edouard Molinound und seit 1983<br />

auch als Broadway-Musical von Jerry<br />

Herman. Eben diese Musical-Version<br />

wird derzeit im Staatstheater Mainz<br />

gezeigt. In der Rolle des Haus-Boys<br />

Jacob ist Fausto Israel zu sehen, den<br />

viele vor allem als Kelly Heelton kennen.<br />

Wir haben Fausto interviewt. *bjö<br />

Erzähl ein bisschen über die Musical-<br />

Version von „La Cage aux Folles“<br />

– gibt es Unterschiede zur Theaterfassung?<br />

Die Version von Choreograf und Regisseur<br />

Christopher Tölle ist grandios. Er hat es<br />

geschafft, die Geschichte sehr aktuell zu<br />

erzählen. Schwulsein ist heute kein so großes<br />

Problem mehr, obwohl es immer noch<br />

viele Schwierigkeiten gibt. Ganz anders war<br />

es im französischen Theaterstück aus dem<br />

Jahr 1973 oder in der ersten deutschen Musicalfassung<br />

aus den 80ern im Theater des<br />

Westens in Berlin. Der Fokus unserer Inszenierung<br />

ist nicht nur auf die Homosexualität<br />

der Hauptdarsteller gerichtet, sondern auch<br />

auf den Pragmatismus des Schwulseins mit<br />

und ohne Klischees. Wir erzählen von Liebe<br />

in allen Formen, und was man alles für die<br />

Liebe tut. Und das bringen wir im Staatstheater<br />

Mainz auf die Bühne, natürlich mit<br />

tollen Liedern, sehr synchronen Choreographien<br />

und genialen Kostümen.<br />

Du hast die Rolle des Jacob bereits<br />

öfters gespielt – was reizt doch an<br />

der Figur des Jacob?<br />

Es ist eine dankbare Rolle, die auch viel<br />

erzählt. Jacob ist laut, schrill, sexy – nicht<br />

„tuntig“, aber feminin. Er will einfach nur dazugehören.<br />

Er ist der Einzige, der während<br />

des gesamten Stückes seiner Persönlichkeit<br />

treu bleibt. Er ist, was er ist, und es ist gut,<br />

sogar sehr gut so! Wir wissen, dass es in<br />

der Community immer noch viel Diskriminierung<br />

gibt. Egal ob feminin, alt, dick oder<br />

dünn, Bear, Twink: Jeder will einfach nur<br />

dazu gehören und akzeptiert werden. Aber<br />

bleiben sich dabei alle treu? Akzeptieren<br />

sie die anderen auch so, wie sie sind? Was<br />

macht man alles, um dazu zu gehören?<br />

Jacob ist zu allem bereit, sogar als „Zofe“ zu<br />

arbeiten, nur um sich seinen größten Traum<br />

zu erfüllen: Anerkennung zu bekommen.<br />

Du singst, tanzt, spielst Theater<br />

und bist als Kelly Heelton bestens<br />

bekannt; wird Schauspiel in Zukunft<br />

mehr Raum einnehmen?<br />

Viele wissen nicht, dass es mich als<br />

Schauspieler und Sänger schon vor der<br />

Drag Queen gab. Ich habe nie aufgehört,<br />

Theater zu spielen, und möchte auch nie<br />

damit aufhören. Es ist immer wieder eine<br />

fantastische Erfahrung, meinen Körper und<br />

meine Seele einer Rolle zu „leihen“ und dadurch<br />

Emotionen, Gefühle und Eindrücke<br />

bei den Zuschauern zu wecken. Als Kelly<br />

Heelton habe ich die Möglichkeit, die Welt<br />

zu sehen, Menschen kennenzulernen und<br />

viel von meiner Persönlichkeit und meiner<br />

positiven Ausstrahlung zu zeigen. Das<br />

wird auch weiterhin so bleiben, solange ich<br />

High-Heels tragen kann!<br />

„La Cage aux Folles“ im Staatstheater<br />

Mainz, Gutenbergplatz 7, Mainz,<br />

die kommenden Termine: 2., 11., 15. und<br />

28.11., jeweils 19:30 Uhr,<br />

www.staatstheater-mainz.com

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