Tassilo, Ausgabe November/Dezember 2017 - Das Magazin rund um Weilheim und die Seen
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Die Limnologische Station in Iffeldorf<br />
Wissenschaft in<br />
dörflichem Umfeld<br />
Iffeldorf | <strong>Das</strong> <strong>Tassilo</strong>land ist<br />
bekannt für seine tra<strong>um</strong>hafte<br />
Landschaft, für viele starke Unternehmen<br />
<strong>und</strong> einzigartige Persönlichkeiten.<br />
<strong>Das</strong>s <strong>die</strong> Region<br />
<strong>r<strong>und</strong></strong> <strong>um</strong> <strong>Weilheim</strong>, Starnberg,<br />
Murnau <strong>und</strong> <strong>die</strong> <strong>Seen</strong> auch einen<br />
Universitätsstandort zu bieten hat,<br />
dürfte hingegen nicht jedem bekannt<br />
sein. Z<strong>um</strong>indest, wenn man<br />
nicht gerade direkt aus Iffeldorf<br />
stammt. Seit 1987 befindet sich<br />
dort <strong>die</strong> Limnologische Station Iffeldorf<br />
(LSI) der Technischen Universität<br />
München (TUM) inmitten<br />
der Dorfgemeinschaft nahe den<br />
Osterseen.<br />
Die Entstehung der LSI ist eng mit<br />
einem Namen verb<strong>und</strong>en: Professor<br />
Dr. Arnulf Melzer. Nachdem<br />
Arnulf Melzer in den Siebzigerjahren<br />
seine Doktorarbeit über <strong>die</strong><br />
chemischen <strong>und</strong> physikalischen<br />
Eigenschaften der Osterseen <strong>und</strong><br />
<strong>die</strong> vorkommenden Wasserpflanzen<br />
verfasst hatte, kehrte er nach<br />
einiger Zeit beruflich an <strong>die</strong> TUM<br />
zurück <strong>und</strong> führte dort <strong>die</strong> Fachrichtung<br />
Limnologie in Forschung<br />
<strong>und</strong> Lehre ein. Unter Limnologie<br />
versteht man <strong>die</strong> Wissenschaft von<br />
der Ökologie stehender <strong>und</strong> fließenden<br />
Gewässer.<br />
Gewaltige<br />
Eigenleistung<br />
Bereits in den frühen 1980er Jahren<br />
war Arnulf Melzer stets mit einer<br />
Gruppe Studenten an <strong>die</strong> Osterseen<br />
gefahren, <strong>um</strong> dort praktische<br />
Kurse abzuhalten. Die Osterseen<br />
eignen sich deshalb besonders gut<br />
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für limnologische Untersuchungen,<br />
da <strong>die</strong> 19 <strong>Seen</strong> durch ihre Entstehung<br />
in einigen Aspekten – auch<br />
wegen der gleichen klimatischen<br />
Gegebenheiten – zwar sehr ähnlich<br />
sind, aber aufg<strong>r<strong>und</strong></strong> unterschiedlichen<br />
G<strong>r<strong>und</strong></strong>wasserzustroms <strong>und</strong><br />
durch verschiedene Nährstoffbelastungen<br />
eine große Vielfalt an<br />
verschiedenen <strong>Seen</strong>typen aufweist.<br />
Kurz gesagt: Die Osterseen bieten<br />
auf engstem Ra<strong>um</strong> hervorragende<br />
Voraussetzungen, <strong>um</strong> nachhaltige<br />
Forschung zu betreiben. Vorlesungen<br />
hielt Arnulf Melzer damals an<br />
der TU München, <strong>die</strong> praktischen<br />
Kurse führte er zunächst während<br />
der Schulferien in der Iffeldorfer<br />
G<strong>r<strong>und</strong></strong>schule durch, also in unmittelbarer<br />
Nähe zu den Osterseen.<br />
Nachdem sich <strong>die</strong> Kurse dort längst<br />
etabliert hatten, <strong>und</strong> sich auch das<br />
Fach Limnologie immer größerer<br />
Beliebtheit erfreute, wurde der<br />
Ruf nach einer festen Limnologischen<br />
Station in Iffeldorf lauter.<br />
Der damalige Bürgermeister der<br />
Gemeinde, Albert Strauß, konnte<br />
schnell für <strong>die</strong> Idee einer dauerhaften<br />
Ansiedlung der Limnologen<br />
in Iffeldorf begeistert werden. Zur<br />
Verwirklichung des Vorhabens bot<br />
Iffeldorf an den Osterseen - vor der Kirche<br />
<strong>die</strong> drei Gebäude der Limnologischen Station<br />
sich das<br />
„Forstner Haus“ an,<br />
das<br />
des immer mer größer werdenden en<br />
In-<br />
sich gegenüber der G<strong>r<strong>und</strong></strong>schule teresses nicht mehr ausreichend.<br />
befand <strong>und</strong> der Gemeinde gehörte. So wurde 1990 auch das Nebengebäude<br />
erworben <strong>und</strong> mit gleichem<br />
<strong>Das</strong> Gebäude wurde schließlich im<br />
Jahr 1986 an <strong>die</strong> TUM verkauft. Da persönlichen Einsatz <strong>um</strong>gebaut.<br />
<strong>die</strong> finanziellen Mittel begrenzt waren<br />
<strong>und</strong> auch eine Erstausstattung dritte Haus, das ehemalige Gast-<br />
Im Jahr 2000 folgte schließlich das<br />
angeschafft werden musste, steckten<br />
Arnulf Melzer <strong>und</strong> seine Sturi<strong>um</strong><br />
bereits ein wenig mehr Mittel<br />
haus zur Post, wofür das Ministedenten<br />
insgesamt mehr als 7000<br />
zur Verfügung stellte. Es war ja bereits<br />
bekannt, dass <strong>die</strong> Iffeldorfer<br />
St<strong>und</strong>en ehrenamtliche Arbeit in<br />
das Projekt. Letztlich eröffnet wurde<br />
<strong>die</strong> Limnologische Station Iffel-<br />
gewachsen sind. Auch beim dritten<br />
Limnologen einem solchen Projekt<br />
dorf inklusive Labor <strong>und</strong> allem was Gebäude blieb man sich treu <strong>und</strong><br />
dazugehört am 5. Juni 1987. Doch ließ reichlich Eigenleistung in den<br />
schon bald war <strong>die</strong> Station wegen Umbau einfließen. Und das hat<br />
der steigenden Anforderungen <strong>und</strong> sich gelohnt. Die Limnologische<br />
Station Iffeldorf ist nicht nur in der<br />
Region nahezu einzigartig: Schlafrä<strong>um</strong>e,<br />
Gemeinschafträ<strong>um</strong>e, Labor,<br />
Bibliothek, Küche, Rä<strong>um</strong>e für <strong>die</strong><br />
Taucherausrüstung, PC-Ra<strong>um</strong>, Seminar-<br />
<strong>und</strong> Vortragsrä<strong>um</strong>e. Bei der<br />
LSI bleibt ka<strong>um</strong> ein Wunsch offen,<br />
<strong>um</strong> professionelle Forschung <strong>und</strong><br />
Studenten erk<strong>und</strong>en mit Arnulf<br />
Melzer <strong>die</strong> Unterwasserpflanzen