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DorfStadt 15-2017

Wir sind Elbvororte. Hochwertige lokale Berichte und Reportagen aus und über Rissen, Sülldorf, Iserbrook, Blankenese, Osdorf, Groß Flottbek, Nienstedten, Othmarschen, Bahrenfeld und Schenefeld.

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K u l t u r<br />

<strong>DorfStadt</strong>-Zeitung <strong>15</strong>/<strong>2017</strong> • 02.11.<strong>2017</strong> • 5<br />

Preis für integrative Sprachvermittlung mit Fotoprojekt<br />

Ausstellung und Workshops für Schulklassen und Jugendgruppen im Altonaer Museum, die sich mit dem Thema »Flucht« auseinandersetzen | Markus Krohn<br />

Sprache und Kommunikation<br />

ist der Schlüssel für<br />

eine gelingende Integration<br />

von Flüchtlingen. Für die<br />

Orientierung in einer neuen<br />

Umgebung, die so völlig<br />

anders ist als die der<br />

Heimat. Um sich verständlich<br />

zu machen und neue Kontakte<br />

zu knüpfen, was für die Verarbeitung<br />

der teils traumatischen<br />

Erlebnisse der Flüchtlinge so<br />

wichtig ist.<br />

Doch immer wieder stoßen<br />

sowohl Helfer als auch Flüchtlinge<br />

an ihre Grenzen, was die<br />

Vermittlung der Deutschen<br />

Sprache anbelangt. Die Hamburgerin<br />

Joceline Berger hat<br />

eine Möglichkeit gefunden, mit<br />

der Flüchtlinge Gelegenheit<br />

haben, sowohl ihre neue Umgebung<br />

zu erkunden als auch<br />

ihre Gefühle und Erfahrungen<br />

ohne Sprachbarrieren zu teilen:<br />

Durch Fotografie.<br />

Die Initiative „wirsprechenfotografisch“<br />

wurde von der Islamund<br />

Politikwissenschaftlerin<br />

und freien Photographin<br />

Joceline Noelle Berger im März<br />

20<strong>15</strong> in Hamburg ins Leben<br />

gerufen. Gemeinsam mit dem<br />

Kommunikationsdesigner Tobias<br />

Hoss sowie dem Photojournalisten<br />

und Filmemacher<br />

Mohammad Al Bdewi wurden<br />

seit der Gründung bereits acht<br />

Photoprojekte mit geflüchteten<br />

Jugendlichen realisiert. Ihr<br />

ELBVORORTE<br />

Einer der Teilnehmer aus dem Projekt »wirsprechenfotografisch«<br />

interkulturelles Projekt „wirsprechenfotografisch"<br />

wurde<br />

jetzt von der Deutschen Gesellschaft<br />

für Photographie (DGPh)<br />

ausgezeichnet. Der Bildungspreis<br />

der Deutschen Gesellschaft<br />

für Photographie wird<br />

von der Sektion Bildung vergeben<br />

und prämiert innovative<br />

wissenschaftliche und praxisbezogene<br />

Abschlussarbeiten<br />

sowie künstlerische Projekte im<br />

Bereich der Vermittlung von<br />

und mit Photographie.<br />

Die Jury hatte sich bereits im<br />

April <strong>2017</strong> für das junge Projekt<br />

als Preisträger entschieden,<br />

das die Photographie als universelle<br />

Kommunikationsform<br />

nutzt, um geflüchteten Menschen<br />

neue Perspektiven zu<br />

vermitteln. Die Preisverleihung<br />

fand nun am 28. Oktober im<br />

Altonaer Museum statt.<br />

Die Jury hat das ganzheitliche<br />

mediale Konzept überzeugt, bei<br />

dem der Fokus des Projektes<br />

auf die Integration über die<br />

Photographie als Artikulationsform<br />

gelegt wird. Dabei sollen<br />

Sprachbarrieren durch Bildsprache<br />

abgebaut werden. Die<br />

Erkundung und Orientierung<br />

der neuen Lebenswelt findet<br />

Foto: Berger<br />

per Kamera auf Basis konkreter<br />

Aufgabenstellungen statt.<br />

Hierzu gehört ebenfalls eine<br />

visuelle Sprachübung, um das<br />

lateinische Alphabet zu erlernen.<br />

Neben der praktischen<br />

Herausforderung der Motivsuche<br />

werden den Teilnehmern<br />

Grundlagen der Phototechnik<br />

und vor allem der Bildgestaltung<br />

und Bildsprache vermittelt.<br />

In der Nachbereitung gehört<br />

dazu auch das Editieren<br />

ihrer Bilder sowie die Konzeption<br />

und Umsetzung einer<br />

Photoausstellung. Mit der Organisation<br />

dieser Ausstellungen<br />

möchte das Team Begegnungsräume<br />

schaffen und so<br />

mittels Photos zwischen geflüchteten<br />

Menschen und einheimischer<br />

Bevölkerung einen<br />

Dialog herstellen. So steht das<br />

Photographieren für alle Teilnehmer<br />

im Vordergrund, nicht<br />

Herkunft oder Religion.<br />

Für das Projekt hat die Initiative<br />

wirsprechenfotografisch<br />

wichtige Kooperationspartner<br />

gewinnen können, zu denen die<br />

Akademie für Zukunftsfragen<br />

des Ev.-Luth. Kirchenkreises<br />

Hamburg-West/ Südholstein,<br />

diverse Erstaufnahmeeinrichtungen,<br />

der Landesbetrieb für<br />

Erziehung und Beratung (LEB),<br />

das Deutsche Rote Kreuz (DRK),<br />

die Hamburger Volkshochschule<br />

sowie Fördern & Wohnen<br />

(f&w) zählen. Über das<br />

überzeugende Vermittlungskonzept<br />

hinaus hat die Jury das<br />

gewachsene und grenzüberschreitende<br />

Netzwerk beeindruckt.<br />

So ist mit Partnern in<br />

Kairo geplant, das Photoprojekt<br />

auch in Ägypten zu realisieren.<br />

Zu dem dortigen Team zählen<br />

Eman Kamel, die Hebräische<br />

Sprache und Literatur an der<br />

Ain-Shams Universität in Kairo<br />

studierte, sowie Yousri Kamel,<br />

er studierte Maschinenbauingenieurswesen<br />

an der Azhar-Universität<br />

in Kairo. Als unterstützenden<br />

Kooperationspartner<br />

konnte das Team von wirsprechenfotografisch<br />

hier den<br />

Hamburger Verein liqa e.V.<br />

gewinnen. Dieser hat sich die<br />

Verständigung zwischen jungen<br />

Menschen aus dem arabischen<br />

und europäischen Kulturraum<br />

auf die Fahnen<br />

geschrieben.<br />

Im November und Dezember<br />

<strong>2017</strong> werden im Altonaer Museum<br />

in Zusammenarbeit mit<br />

der Initiative „wirsprechenfotografisch“<br />

mehrere Workshops<br />

für Schulklassen und Jugendgruppen<br />

angeboten, die sich<br />

mit dem Thema „Flucht“ auseinandersetzen.<br />

Ab August<br />

2018 plant das Altonaer Museum<br />

die Ausstellung „Lichtblicke“<br />

zu zeigen, in der anhand<br />

von Bildern und lyrischen<br />

Texten ein Einblick in die<br />

Gedankenwelt von jungen Geflüchteten<br />

völlig unterschiedlicher<br />

Herkunft ermöglicht werden<br />

soll.<br />

Die Teilnahme an den Workshops<br />

im Altonaer Museum ist<br />

kostenfrei.<br />

Workshop-Termine im Altonaer<br />

Museum: Jeweils mittwochs,<br />

10.<strong>15</strong>–14.<strong>15</strong> Uhr am 8., <strong>15</strong>., 22.<br />

und 29. November. Kontakt<br />

und Anmeldung bei Claudia<br />

Schneider, Beirat der Initiative<br />

„wirsprechenfotografisch“, nur<br />

per E-Mail an: cmschneider@<br />

t-online.de<br />

wirsprechenfotografisch.de<br />

»Schöner Falter« im Jenisch Haus<br />

Ab Dezember <strong>2017</strong> ist das Gemälde eines unbekannten Malers im Jenisch Haus zu sehen | Markus Krohn<br />

Ein wiederentdecktes und<br />

frisch restauriertes Gemälde<br />

der Hamburger Schriftstellerin<br />

Therese von Bacheracht<br />

ist neu als Dauerleihgabe<br />

im Jenisch Haus – und<br />

ab Dezember <strong>2017</strong> in einer<br />

neuen Ausstellung zu sehen!<br />

Die Hamburgerin Therese von<br />

Bacheracht (1804-1852) war im<br />

19. Jahrhundert eine weit über<br />

die Grenzen der Hansestadt<br />

bekannte Schriftstellerin der als<br />

„Vormärz“ bekannten literarischen<br />

Bewegung. Ihre Bekanntschaft<br />

mit Verleger Karl Gutzkow,<br />

einem der wichtigsten<br />

Repräsentanten der „jungdeutschen<br />

Bewegung“, verhalf ihr<br />

zu ihren schriftstellerischen<br />

Impulsen. Sie hat aber nicht<br />

nur mit ihren Büchern und<br />

Feuilletons die musisch gebildete<br />

Welt ihrer Zeit in Atem<br />

gehalten, sondern auch mit<br />

ihrer Schönheit und ihrer<br />

Ausstrahlung: Der Dichter<br />

Heinrich Heine - besonders<br />

empfänglich für weibliche Reize<br />

- nannte sie einen „Schönen<br />

Falter“. Ihre Ausbildung am<br />

kaiserlichen Institut für adelige<br />

Mädchen in St. Petersburg legte<br />

den Grundstock für zahlreiche<br />

Reisen in die Metropole an der<br />

Newa, die ihr den Stoff für<br />

mehrere Veröffentlichungen<br />

lieferten.<br />

Ein noch bis vor Kurzem unbekanntes<br />

Gemälde, dass die<br />

schöne Therese in russischer<br />

Tracht zeigt, ist nun - vermittelt<br />

durch den Heine-Haus<br />

Verein - als Dauerleihgabe aus<br />

Wiener Privatbesitz ins Jenisch<br />

ELBVORORTE<br />

Haus gekommen. Im Rahmen<br />

der Ausstellungsrecherchen zur<br />

Ausstellung „Salonfähig. Frauen<br />

in der Heine-Zeit“, die 2016<br />

im Jenisch Haus zu sehen war,<br />

kam es zur Wiederentdeckung<br />

des Gemäldes, dass sich im<br />

Besitz von Wiener Nachfahren<br />

der Schriftstellerin befand. Das<br />

Bild ist vermutlich um 1840<br />

während eines Besuches in St.<br />

Petersburg entstanden und<br />

ähnelt einem berühmten Gemälde,<br />

dem der Kaiserin Alexandra<br />

Fedorowna von Franz<br />

Krüger aus dem Jahr 1838.<br />

Dank einer großzügigen Zuwendung<br />

der Fielmann AG<br />

konnte das großformatige Gemälde<br />

von der Düsseldorfer<br />

Kunsthistorikerin Dr. Mayme<br />

Neher restauriert werden und<br />

Therese von Bacheracht (unbekannter Künstler) ist jetzt als<br />

Dauerleihgabe ins Jenisch Haus gekommen<br />

Foto: Schneider<br />

wird ab 12. Dezember <strong>2017</strong> im<br />

Jenisch Haus in der Kabinettausstellung<br />

„Therese von Bacheracht.<br />

Eine Hamburgerin in<br />

St. Petersburg“ anlässlich des<br />

60-jährigen Städtepartnerschaftsjubiläums<br />

von Hamburg<br />

und St. Petersburg zu sehen<br />

sein. Die Ausstellung wird sich<br />

der in vielerlei Hinsicht spannenden<br />

Lebensgeschichte dieser<br />

selbstbewussten Hamburger<br />

Schriftstellerin widmen und<br />

neben Gemälden und modischen<br />

Accessoires Dokumente<br />

aus deutschen und russischen<br />

Archiven präsentieren.<br />

Dr. Nicole Tiedemann-Bischop,<br />

Leiterin des Jenisch Hauses:<br />

„Wir freuen uns, dass die<br />

Fielmann AG durch die großzügige<br />

Unterstützung dazu beigetragen<br />

hat, dass wir dieses hervorragende<br />

Gemälde im Jenisch<br />

Haus präsentieren können.<br />

Neben dem Porträt werden<br />

andere zeitgenössische Dokumente<br />

präsentiert werden, die<br />

die Beziehungen von Hamburger<br />

Familien, wie Jenisch<br />

und Godeffroy, nach St. Petersburg<br />

veranschaulichen. Das<br />

Jenisch Haus, in dem Therese<br />

von Bacheracht häufiger Gast<br />

war, bietet für die Ausstellung<br />

den passenden Rahmen.“<br />

Dr. Beate Borowka-Clausberg,<br />

Vorstandsvorsitzende des Heine-Haus<br />

e.V.: „Als Kuratorin<br />

der kommenden Therese von<br />

Bacheracht-Ausstellung bin<br />

ich hoch erfreut, dass das Gemälde<br />

dank großzügiger Unterstützung<br />

der Fielmann AG und<br />

mäzenatischer Vermittlung von<br />

Herrn Ostwald so vorzüglich<br />

restauriert werden konnte. Dass<br />

wir überhaupt die Leihgabe<br />

erhalten haben, von der die<br />

Wiener Besitzerin, Frau Prof.<br />

Kafka-Lützow, sich nicht leicht<br />

trennte, verdient ausdrückliche<br />

Anerkennung und besonderen<br />

Dank.“<br />

www.jenisch-haus.de<br />

Politik kann jeder<br />

Eine Bühne für Demokratie | Konrad Matzen<br />

ELBVORORTE<br />

Das Lichthof-Theater macht<br />

der Demokratie in dieser<br />

Spielzeit ein Angebot, das<br />

sie nicht ablehnen kann:<br />

Die Bühne in der Mendelssohnstraße<br />

<strong>15</strong> wird zum<br />

Versammlungsraum, zur<br />

Demokratie-Fabrik, in der<br />

Hamburger miteinander diskutieren.<br />

Über 'Dinge, die die<br />

Stadt betreffen‘ – so lautet die<br />

wörtliche Übersetzung des Begriffs<br />

Politiká. Beginn ist am<br />

Freitag um 19:30 Uhr mit<br />

einem demokratischen Roulette,<br />

wie Pressesprecherin Eva-<br />

Maria Giltsch beschreibt: „Dabei<br />

folgen wir dem Vorbild des<br />

alten Athens. Dort war es<br />

selbstverständlich, dass jeder<br />

Bürger für eine begrenzte Zeit<br />

politische Verantwortung übernahm<br />

– und zwar nach dem<br />

Zufallsprinzip: Das Los bestimmte.“<br />

Dieses Prinzip macht<br />

sich „Staging Democracy“ zueigen:<br />

Beim 'Demokratischen<br />

Roulette‘ wird den Hamburgern<br />

ein politisches Fachgebiet zugelost,<br />

in das sie sich selbständig<br />

einarbeiten. Bei Bedarf werden<br />

sie dabei von der Bücherhalle<br />

Altona unterstützt. Pro<br />

Versammlung - den so genannten<br />

Factories - verhandeln je <strong>15</strong><br />

Bürger ihr neues Spezialgebiet.<br />

Die Ergebnisse und Forderungen,<br />

die aus den fünf Factories<br />

von Staging Factory hervorgehen,<br />

werden einer Runde aus<br />

Hamburger Lokalpolitikerinnen<br />

und -Politikern präsentiert und<br />

Prof. Dr. Kaja Harter-Uibopuu neben einer antiken Losmaschine<br />

– dem Kleroterion. Foto: UHH/Kröninger<br />

von ihnen weiterdiskutiert. Außerdem<br />

fließen sie ein in ein<br />

Theaterstück, das am Ende dieser<br />

Spielzeit im Lichthof Theater<br />

uraufgeführt wird.<br />

Das Projekt wird von der<br />

Kulturbehörde Hamburg, der<br />

Hamburgischen Kulturstiftung<br />

und der Lichthof-Stiftung gefördert.<br />

www.lichthof-theater.de

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