stahlmarkt 03.2012 (März)
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
30 K Menschen im Markt<br />
Tacheles geredet<br />
Die Chancen, aber auch die Herausforderungen<br />
im Stahlhandel ändern sich<br />
Valkenswaard. Die Produkte der Stahldistributeure und vor allem ihre<br />
Services sind in den vergangenen Jahren immer anspruchsvoller geworden.<br />
»Zugleich müssen wir den Kunden in Zukunft aber noch deutlicher klarmachen,<br />
was Dienstleistung eigentlich bedeutet – und vor allem wert ist«,<br />
sagt Karl Monhof, Prokurist bei MCB Deutschland, im Gespräch mit dem<br />
»<strong>stahlmarkt</strong>«.<br />
WW Herr Monhof, wie muss sich ein<br />
erfolgreiches Stahldistributions- und<br />
Stahl-Service-Unternehmen heute aufstellen?<br />
WW Für uns bei MCB ist der enge Kontakt<br />
zum Kunden enorm wichtig. Wir haben uns<br />
das Thema »Customer Solutions« auf die<br />
Fahne geschrieben und wollen nicht nur<br />
wissen, was der Kunde möchte. Vielmehr<br />
gehen wir noch weiter und wollen mit dem<br />
Kunden gemeinsam in Erfahrung bringen,<br />
wo Optimierungsmöglichkeiten und Po -<br />
tenziale liegen. Es geht um maßgeschneiderte<br />
Lösungen, die ge meinsam erdacht<br />
und umgesetzt werden. Man muss schon<br />
frühzeitig<br />
in diese Gespräche einsteigen, denn den<br />
Wettlauf um Margen und Aufträge im Standard-<br />
und Commodity-Bereich kann heute<br />
niemand mehr gewinnen.<br />
Außerdem sind doch alle Branchen, auch<br />
die unserer Kunden, mittlerweile von sehr<br />
kurzen und volatilen Konjunkturzyklen be -<br />
troffen. Da werden der enge Dialog und die<br />
Qualität der Zusammenarbeit zwischen<br />
Kunde und Lieferant immer wichtiger. Man<br />
muss gewissermaßen auf Augenhöhe kommunizieren,<br />
wenn man wissen will, welche<br />
Bedarfe der Kunde in Zukunft hat.<br />
WW Das früher übliche Spekulieren<br />
klappt also nicht mehr!?<br />
WW Schon lange nicht mehr. Und wenn Sie<br />
sich dann noch vorstellen, dass längst nicht<br />
nur Hightechstähle vertrieben werden, sondern<br />
vieles in der Stahldistribution auch<br />
Standardprodukte sind, dann ist dort natürlich<br />
der Preis entscheidend. Wir müssen<br />
unsere Produkte zu »marktgerechten« Preisen<br />
anbieten, aber das ist – bei der Ge -<br />
schwindigkeit der sich ändernden<br />
Märkte – heute eine große<br />
Kunst. Wenn Sie dann noch<br />
Preissprünge von – sagen wir<br />
mal – 80 bis 100 €/t innerhalb<br />
von ein oder zwei Monaten<br />
vorfinden und das bei<br />
einer Margenträchtigkeit<br />
für diese Standardprodukte,<br />
die –<br />
Karl Monhof<br />
so sagt ein geflügeltes Wort – nicht das<br />
»Schwarze unter den Fingernägeln« wert ist,<br />
dann kann sich jeder denken, wie wir alle<br />
schwitzen. Rechnen Sie das dann noch mal<br />
in den durch schnitt lichen Lagerbestand um.<br />
Ein besonderes Risiko durch Volatilität<br />
macht sich im Edelstahl- und Aluminiumbereich<br />
bemerkbar. Hier gelten Basispreise plus<br />
zusätzliche, monatlich ermittelte Legierungszuschläge<br />
bzw. die LME-Basispreise.<br />
Haben Sie Ihr Lager zum Einkaufshochpreis<br />
eingedeckt, sind Sie bei fallenden Preisen<br />
automatisch auf der Verliererseite; bei steigenden<br />
Kursen rechnet die Branche hingegen<br />
den letzten, günstigen Einstand und<br />
»verschenkt« eventuellen Profit, mit dem<br />
sich der Verlust des anderen Szenarios finanzieren<br />
ließe. Und beim Thema Hedging, das<br />
jetzt häufig in die Diskussion ge bracht wird,<br />
frage ich mich, wer das wirklich versteht<br />
bzw. wer den Nutzen hat. Wahrscheinlich<br />
am Ende doch eher die Banken!<br />
WW Was tun?<br />
WW Der Kunde will immer Topprodukte in<br />
einer Topqualität zu einem Toppreis. Deshalb<br />
setzen wir auf Dienstleistungen, Flexibilität<br />
und die eben erwähnte Kundennähe – und<br />
wir investieren. Da geht es – je nach Unternehmen<br />
– um innovative Anarbeitungsprozesse,<br />
um Lagertechnologie oder die IT.<br />
Unseren Kunden gegenüber treten wir mit<br />
hoher Beratungskompetenz und gelebter<br />
Servicekultur auf. Gut ausgebildete Mitarbeiter<br />
und ein eigener Lkw-Fuhrpark ge hören<br />
u. a. dazu. Wir kümmern uns um alles rund<br />
um Maut, Fracht- und Zeugniskosten, Logistik,<br />
Verpackung und vieles mehr. Dienstleistung<br />
ist der größte Kostenfaktor.<br />
WW Und Investitionen und Services müssen<br />
auch verdient werden.<br />
WW Ja, die mittelständischen Handelsunternehmen<br />
haben es aber immer schwerer, die<br />
Dienstleistungen von ihren Kunden bezahlt<br />
zu bekommen. Das beschäftigt uns durchweg<br />
in der Branche. Es ist übrigens auch<br />
aktueller Diskussionsgegenstand innerhalb<br />
unserer Branchenorganisation, des Bundesverbands<br />
Deutscher Stahlhandel, der BDS<br />
AG. Denken Sie nur an die Vorträge auf dem<br />
letzten Stahlhandelstag.<br />
Was meinen Sie, wie oft wir inzwischen<br />
z. B. über die Kosten für die Verpackung<br />
oder andere Extraservices diskutieren müs-<br />
<strong>stahlmarkt</strong> <strong>03.2012</strong>