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stahlmarkt 03.2012 (März)

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30 K Menschen im Markt<br />

Tacheles geredet<br />

Die Chancen, aber auch die Herausforderungen<br />

im Stahlhandel ändern sich<br />

Valkenswaard. Die Produkte der Stahldistributeure und vor allem ihre<br />

Services sind in den vergangenen Jahren immer anspruchsvoller geworden.<br />

»Zugleich müssen wir den Kunden in Zukunft aber noch deutlicher klarmachen,<br />

was Dienstleistung eigentlich bedeutet – und vor allem wert ist«,<br />

sagt Karl Monhof, Prokurist bei MCB Deutschland, im Gespräch mit dem<br />

»<strong>stahlmarkt</strong>«.<br />

WW Herr Monhof, wie muss sich ein<br />

erfolgreiches Stahldistributions- und<br />

Stahl-Service-Unternehmen heute aufstellen?<br />

WW Für uns bei MCB ist der enge Kontakt<br />

zum Kunden enorm wichtig. Wir haben uns<br />

das Thema »Customer Solutions« auf die<br />

Fahne geschrieben und wollen nicht nur<br />

wissen, was der Kunde möchte. Vielmehr<br />

gehen wir noch weiter und wollen mit dem<br />

Kunden gemeinsam in Erfahrung bringen,<br />

wo Optimierungsmöglichkeiten und Po -<br />

tenziale liegen. Es geht um maßgeschneiderte<br />

Lösungen, die ge meinsam erdacht<br />

und umgesetzt werden. Man muss schon<br />

frühzeitig<br />

in diese Gespräche einsteigen, denn den<br />

Wettlauf um Margen und Aufträge im Standard-<br />

und Commodity-Bereich kann heute<br />

niemand mehr gewinnen.<br />

Außerdem sind doch alle Branchen, auch<br />

die unserer Kunden, mittlerweile von sehr<br />

kurzen und volatilen Konjunkturzyklen be -<br />

troffen. Da werden der enge Dialog und die<br />

Qualität der Zusammenarbeit zwischen<br />

Kunde und Lieferant immer wichtiger. Man<br />

muss gewissermaßen auf Augenhöhe kommunizieren,<br />

wenn man wissen will, welche<br />

Bedarfe der Kunde in Zukunft hat.<br />

WW Das früher übliche Spekulieren<br />

klappt also nicht mehr!?<br />

WW Schon lange nicht mehr. Und wenn Sie<br />

sich dann noch vorstellen, dass längst nicht<br />

nur Hightechstähle vertrieben werden, sondern<br />

vieles in der Stahldistribution auch<br />

Standardprodukte sind, dann ist dort natürlich<br />

der Preis entscheidend. Wir müssen<br />

unsere Produkte zu »marktgerechten« Preisen<br />

anbieten, aber das ist – bei der Ge -<br />

schwindigkeit der sich ändernden<br />

Märkte – heute eine große<br />

Kunst. Wenn Sie dann noch<br />

Preissprünge von – sagen wir<br />

mal – 80 bis 100 €/t innerhalb<br />

von ein oder zwei Monaten<br />

vorfinden und das bei<br />

einer Margenträchtigkeit<br />

für diese Standardprodukte,<br />

die –<br />

Karl Monhof<br />

so sagt ein geflügeltes Wort – nicht das<br />

»Schwarze unter den Fingernägeln« wert ist,<br />

dann kann sich jeder denken, wie wir alle<br />

schwitzen. Rechnen Sie das dann noch mal<br />

in den durch schnitt lichen Lagerbestand um.<br />

Ein besonderes Risiko durch Volatilität<br />

macht sich im Edelstahl- und Aluminiumbereich<br />

bemerkbar. Hier gelten Basispreise plus<br />

zusätzliche, monatlich ermittelte Legierungszuschläge<br />

bzw. die LME-Basispreise.<br />

Haben Sie Ihr Lager zum Einkaufshochpreis<br />

eingedeckt, sind Sie bei fallenden Preisen<br />

automatisch auf der Verliererseite; bei steigenden<br />

Kursen rechnet die Branche hingegen<br />

den letzten, günstigen Einstand und<br />

»verschenkt« eventuellen Profit, mit dem<br />

sich der Verlust des anderen Szenarios finanzieren<br />

ließe. Und beim Thema Hedging, das<br />

jetzt häufig in die Diskussion ge bracht wird,<br />

frage ich mich, wer das wirklich versteht<br />

bzw. wer den Nutzen hat. Wahrscheinlich<br />

am Ende doch eher die Banken!<br />

WW Was tun?<br />

WW Der Kunde will immer Topprodukte in<br />

einer Topqualität zu einem Toppreis. Deshalb<br />

setzen wir auf Dienstleistungen, Flexibilität<br />

und die eben erwähnte Kundennähe – und<br />

wir investieren. Da geht es – je nach Unternehmen<br />

– um innovative Anarbeitungsprozesse,<br />

um Lagertechnologie oder die IT.<br />

Unseren Kunden gegenüber treten wir mit<br />

hoher Beratungskompetenz und gelebter<br />

Servicekultur auf. Gut ausgebildete Mitarbeiter<br />

und ein eigener Lkw-Fuhrpark ge hören<br />

u. a. dazu. Wir kümmern uns um alles rund<br />

um Maut, Fracht- und Zeugniskosten, Logistik,<br />

Verpackung und vieles mehr. Dienstleistung<br />

ist der größte Kostenfaktor.<br />

WW Und Investitionen und Services müssen<br />

auch verdient werden.<br />

WW Ja, die mittelständischen Handelsunternehmen<br />

haben es aber immer schwerer, die<br />

Dienstleistungen von ihren Kunden bezahlt<br />

zu bekommen. Das beschäftigt uns durchweg<br />

in der Branche. Es ist übrigens auch<br />

aktueller Diskussionsgegenstand innerhalb<br />

unserer Branchenorganisation, des Bundesverbands<br />

Deutscher Stahlhandel, der BDS<br />

AG. Denken Sie nur an die Vorträge auf dem<br />

letzten Stahlhandelstag.<br />

Was meinen Sie, wie oft wir inzwischen<br />

z. B. über die Kosten für die Verpackung<br />

oder andere Extraservices diskutieren müs-<br />

<strong>stahlmarkt</strong> <strong>03.2012</strong>

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