stahlmarkt 03.2012 (März)
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38 K Branchenbericht<br />
der mittelständische Zulieferer sein Poten zial<br />
weltweit ausschöpfen.«<br />
Eindeutig sei auch der industrielle deutsche<br />
Mittelstand von der Globalisierung be -<br />
troffen. Lediglich zu exportieren bedeute<br />
indessen noch keine Globalisierung. Globalisierung<br />
heiße, mit allen Kernfunktionen<br />
des Unternehmens (Entwicklung, Produktion,<br />
Vertrieb, Verwaltung und möglicherweise<br />
Service) die unterschiedlichen Potenziale<br />
der Weltregionen auszuschöpfen. Für<br />
Produkte, die an den Endverbraucher gehen,<br />
sei die räumliche und kulturelle Nähe zum<br />
Kunden für den unternehmerischen Erfolg<br />
unverzichtbar. Der Kunde erwarte Service,<br />
Beratung, Produktinformationen vor Ort.<br />
Der deutsche Zulieferer müsse mit seiner<br />
eigenen Produktion in die Wachstumsmärkte<br />
seiner Großkunden folgen. Das globale<br />
Wachstum finde nun einmal außerhalb<br />
Europas in Indien, China, Lateinamerika und<br />
Russland statt, so Schädlich: »Und nun können<br />
die deutschen, hoch innovativen und<br />
spezialisierten Zulieferer sich überlegen, mit<br />
ihren Großkunden in die Wachstumsmärkte<br />
zu gehen. Oder mittel- und langfristig werden<br />
vor Ort lokale Zulieferanten aufgebaut.<br />
Aber die Großkunden möchten auch im<br />
Ausland nicht auf das Technologie- und<br />
Produkt-Know-how ihrer deutschen Zulieferer<br />
verzichten und verbinden das mit dem<br />
dezenten Hinweis, dass sie zwischen der<br />
Internationalisierungsstrategie ihres Zulieferers<br />
und dem langfristigen Inlandsgeschäft<br />
eine enge Verknüpfung sehen.« Bedeutsam<br />
sei auch, dass in fast allen Wachstumsmärkten,<br />
insbesondere in den Schwellenländern,<br />
die Personalkosten zum Teil sehr deutlich<br />
niedriger seien als in Deutschland und Westeuropa.<br />
Also lohne es sich auch aus Kostengründen,<br />
besonders bei lohnintensiver Feranzog<br />
und die Lohn- und Gehaltssumme<br />
um 7 % auf 18 % je 100 € Umsatz sank,<br />
dürften sich auch die Gewinne erhöht<br />
haben. So konnten viele Unternehmen<br />
inzwischen ihr Eigenkapital wieder stärken.<br />
Die Quote liegt nach Ades Worten im<br />
Durchschnitt zwischen 30 und 40 % der<br />
Bilanzsumme.<br />
Globalisierung prüfen<br />
Die angesprochene wachsende Internationalisierung<br />
der Kunden bedeutet auch für<br />
die WSM-Unternehmen ein Signal, so meint<br />
Schädlich. Er appelliert deshalb an die Mittelständler,<br />
die Chancen auf dem Weltmarkt<br />
zu nutzen: »Untersuchungen belegen, dass<br />
Unternehmen, die den Schritt ins Ausland<br />
gewagt haben, ihre Wettbewerbsfähigkeit<br />
»<br />
Im<br />
ersten Quartal wird es<br />
etwas ruhiger zugehen, aber<br />
wir sind in keiner Krise. Für das<br />
zweite Quartal sind die Abrufe<br />
aus der Autoindustrie,<br />
unserem größten Kundenkreis,<br />
schon wieder höher.<br />
Holger Ade, Leiter Volkswirtschaft/<br />
Betriebswirtschaft im WSM<br />
positiver beurteilen als solche, die nur im<br />
Inland produzieren und auf Auslandsengagements<br />
verzichten. So stellt das IW Köln in<br />
der jüngst vorgestellten Studie zur Zukunft<br />
der Automobil- und Zulieferindustrie in<br />
Deutschland fest, dass für viele gerade auch<br />
mittelständische Zulieferer die globale Präsenz<br />
immer wichtiger wird. Als innovativer<br />
Hersteller anspruchsvoller Produkte kann<br />
tigung, Teile seiner Produktion ins Ausland<br />
zu verlagern.<br />
Warnung vor eiligen Joint Ventures<br />
Zugleich verwies Schädlich darauf, dass ein<br />
Engagement in fremden Ländern sorgfältig<br />
geprüft werden müsse. »Nur Unternehmen,<br />
»<br />
Insgesamt<br />
erwarten die<br />
Stahl- und Metallverarbeiter<br />
für 2012 ein Produktionsplus<br />
von 3 bis 4 %. Damit wird die<br />
Branche eine Beruhigung des<br />
Wachstums auf hohem Niveau<br />
verzeichnen – eine aus<br />
Verbandssicht normale<br />
Konjunkturentwicklung.<br />
Dr. Andreas Möhlenkamp,<br />
Hauptgeschäftsführer des WSM<br />
die weltweit nachgefragte Produkte anbieten<br />
oder Technologieführer sind, sollten den<br />
Schritt ins Ausland wagen.« Auch vor eiligen<br />
Joint Ventures warnte der WSM-Präsident:<br />
»Es gibt natürlich Marktsektoren, in<br />
denen ein Joint Venture unausweichlich ist.<br />
Im Allgemeinen kann ich aber nur davon<br />
abraten. Der Markteintritt mag einfacher<br />
sein – aber manchmal sind Sie schneller<br />
wieder draußen, als ihnen lieb ist.« Joint<br />
Ventures bedeuteten fast immer Technologietransfer.<br />
Daran sei insbesondere den<br />
Schwellenländern sehr gelegen. Schädlich:<br />
»Unfreiwilliger Technologietransfer nimmt<br />
eher zu als ab. Kopieren gilt gerade in China<br />
als Kompliment. Um den Patentschutz und<br />
die Durchsetzung ihrer Schutzrechte vor Ort<br />
müssen sich deutsche Unternehmer intensiv<br />
kümmern.«<br />
(sm120303403) K<br />
<strong>stahlmarkt</strong> <strong>03.2012</strong>