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MITTE bitte! 04-2017

In unserer Winterausgabe haben wir ein Interview mit Architekt Franco Stella zum Berliner Schloss geführt, zeigen die schönsten Weihnachtsmärkte und haben viele Geschenke dabei, die Sie gewinnen können.

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11<br />

Interview<br />

Blick von<br />

Unter den Linden.<br />

der architektonischen Identität und<br />

urbanen Bedeutung des barocken<br />

Schlosses Schlüters und Eosanders<br />

weiter – nämlich das Gebäude als<br />

vielflügeliger Palast, das Hausportal<br />

als Stadttor und der Hof als<br />

Theater-Piazza. Das Resultat ist ein<br />

Palast mit sechs Stadttoren und<br />

drei Stadtplätzen, also eine Art<br />

Stadt in Form eines Palastes. Durch<br />

die offenen Portale verbinden sich<br />

die äußeren Plätze mit den inneren<br />

Höfen zu einem großzügigen öffentlichen<br />

Raum im Herzen Berlins.<br />

Während die architektonischen<br />

und urbanen Themen das Neue<br />

mit dem Alten zu einem neuen<br />

harmonischen Ganzen verbinden,<br />

unterscheidet die Formensprache<br />

ganz eindeutig die neuen von den<br />

alten rekonstruierten Baukörpern.<br />

Warum braucht Berlin aus Ihrer<br />

Sicht dieses Stadtschloss?<br />

Ich denke, dass Steine eine sehr<br />

viel größere Überzeugungskraft<br />

für die Vermittlung der Bedeutung<br />

dieses Bauwerkes haben als Worte.<br />

Während der fünf Jahrhunderte<br />

seiner Existenz war das Schloss aus<br />

unterschiedlichen Gesichtspunkten<br />

das bedeutendste Bauwerk Berlins.<br />

Es war Residenz der brandenburgischen<br />

Kurfürsten, der preußischen<br />

Könige und der deutschen Kaiser.<br />

Auf das Schloss waren die wichtigsten<br />

Plätze und Bauten des ab<br />

dem 18. Jahrhundert neu geprägten<br />

Zentrums Berlins bezogen. Im Allgemeinen<br />

stehe ich für die Rekonstruktion<br />

von Gebäuden mit hoher<br />

ziviler und architektonisch-urbaner<br />

Bedeutung, die von Naturkatastrophen<br />

oder einem gewaltsamen<br />

menschlichen Akt zerstört wurden.<br />

So ein Fall ist das Berliner Schloss.<br />

Hätten Sie den Palast der Republik<br />

auch abgerissen?<br />

Aufgrund seiner asbestbelasteten<br />

und energetisch nachteiligen Konstruktion<br />

sowie seiner aufgegebenen<br />

Funktion hätte seine damals<br />

euphemistisch beschworene<br />

Sanierung eher eine Rekonstruktion<br />

aus dem Nichts sein müssen,<br />

mit der des Schlosses vergleichbar.<br />

Dann hätte sich die Alternative<br />

so gestellt: entweder die Rekonstruktion<br />

eines jahrhundertealten<br />

»Meisterwerkes des europäischen<br />

Barocks« – um Schinkels Worte frei<br />

zu zitieren – inmitten des ungeteilten<br />

Berlins oder die Rekonstruktion<br />

eines modernistischen, allerorts<br />

gültigen Monuments des östlichen<br />

Berlins. Wie erklären sich der urbane<br />

Standort und die Architektur des<br />

Alten Museums und des Berliner<br />

Doms oder die Abfolge privater<br />

und öffentlicher Paläste entlang<br />

den Linden? Für alle diese Fragen<br />

bzw. für das Verständnis der Disposition<br />

und Form der prinzipiellen<br />

Plätze und Bauten der Mitte Berlins<br />

Blick auf den<br />

neuen Spreeflügel<br />

mit Spreeplatz.

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