Der Landkreis Schwäbisch Hall - ganz persönlich
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Selbstverständlichkeit, nach dem Studium in<br />
Stuttgart wieder in die Heimat zurückzukehren,<br />
um hier und in der Umgebung die<br />
berufliche Tätigkeit aufzunehmen und sich<br />
auch in verschiedenen Richtungen für die<br />
Stadt einzubringen. Es gab auch noch andere<br />
Gründe: eine verwitwete Mutter und einen<br />
sehr sympathischen Freund – er ist seit 52<br />
Jahren mein Ehemann.<br />
Meine Liebe zur Eisenbahn kommt nicht<br />
nur daher, dass Crailsheim einmal ein bedeutender<br />
Eisenbahnknotenpunkt mit einem<br />
repräsentablen Bahnhof war, sondern mit<br />
meinen fast täglichen Fahrten nach Stuttgart<br />
und zurück. Ich konnte mir ein Zimmer in<br />
der Landeshauptstadt nicht leisten, aber dafür<br />
eine Monatskarte bei der Bahn. Zug fahren<br />
war damals noch eine sichere, gemütliche<br />
und atmosphärische Angelegenheit mit „Täfelesmann”<br />
und „Kartenzwicker“, Bahnsteigkarten<br />
und Dampfloks – trotz übel riechender<br />
Aschenbecher und ausgesessenen Pseudoledersitzen.<br />
Ich wusste immer genau, wer bis<br />
<strong>Schwäbisch</strong> <strong>Hall</strong>-Hessental fuhr und war<br />
dann meistens mit zwei oder drei Leuten bis<br />
Crailsheim allein im Zug. Dafür konnte ich<br />
das „Heckenbeerlesgäu“ in allen jahreszeitlichen<br />
Schattierungen genießen – oder eben<br />
Musikbücher lesen bzw. deren Inhalt lernen.<br />
Im letzten Zug nach Hause (Ankunft 22.49<br />
Uhr) war es aber auch noch möglich, den<br />
Schaffner zu bitten, er möge mich in Eckartshausen<br />
wecken.<br />
Die Fränkische Familie beim Umzug des Fränkischen Volksfestes in Crailsheim<br />
Als Ur-Crailsheimerin war es eine<br />
Selbstverständlichkeit, nach dem Studium wieder<br />
in die Heimat zurückzukehren, um hier eine<br />
berufliche Tätigkeit aufzunehmen und sich auch in<br />
verschiedenen Richtungen für die Stadt<br />
einzubringen.<br />
Das Bestechende an unserem <strong>Landkreis</strong> ist<br />
meines Erachtens die Vielfalt – nicht nur, was<br />
die Landschaft anbelangt, sondern eben auch<br />
Architektur, Kultur, Charaktere der Menschen,<br />
Besiedlung plus Industrie und Sprache.<br />
Nehme ich die Landschaft ins Visier, fasziniert<br />
mich die Hohenloher Ebene mit ihren<br />
weiten Äckern und Feldern genauso wie die<br />
hügelige Gegend des Limpurger Landes oder<br />
die traumhaften Wälder um Mainhardt oder<br />
der Crailsheimer Hardt. Nicht zu vergessen<br />
mein Lieblingselement Wasser: schon als<br />
Kleinkind im Waschkorb mit der Familie zum<br />
See mitgenommen, aufgewachsen an der Jagst<br />
(Urlaubsort Brühlbad in Crailsheim), das<br />
braune Kocherwasser, das Tal, an dessen<br />
Hängen Wein wächst und die versteckten<br />
Schönheiten des Jagsttals. (In Gedanken<br />
bremse ich den Tourismus, um die stillen,<br />
zauberhaften Plätze für die Liebhaber zu erhalten.)<br />
Diese Flüsse mit ihren Nebenbächen<br />
sind die Lebensadern unserer Heimat.<br />
Widmen wir uns der Architektur, so<br />
kommt auch hier jeder auf seine Kosten mit<br />
Burgen, Ruinen, Schlössern und vielerlei Brücken.<br />
Alles in Hülle und Fülle vorhanden und<br />
jeder schätze sich glücklich, der dafür ein Auge<br />
hat – selbstverständlich auch für moderne<br />
Bauten und Autobahnbrücken. Kulturell wird<br />
im <strong>Landkreis</strong> viel geboten und mancher<br />
Kunstfreund weiß oft nicht, welchen Termin<br />
er wahrnehmen soll. Mit uns und bei uns lebt<br />
ein herzhafter Menschenschlag: Da gibt‘s den<br />
etwas stolzen <strong>Hall</strong>er (Reichsstädter!), den<br />
aufgeschlossenen Crailsheimer (grenznah),<br />
den schlitzöhrigen Hohenloher und so manchen<br />
knitzen‚ pfiffigen „Dörfler“. <strong>Der</strong> Hohenloher<br />
sei – so sagt man – zunächst verschlossen<br />
(stur?‚ verklemmt?‚ verstockt?); wenn<br />
man aber die Kruste aufgebrochen hat,<br />
kommt ein herzensgutes Wesen hervor, ein<br />
Freund fürs Leben.