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blu Januar 2018

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KUNST<br />

Gelernt hat dieser junge Meister seine Kunst<br />

unter anderem an der Staatlichen Akademie<br />

der Bildenden Künste Karlsruhe, ausgezeichnet wurde<br />

er beispielsweise mit dem „Förderpreis der Stadt<br />

Konstanz“ – dort entdeckten wir den Maler auch.<br />

Märchen scheinen bei deiner Kunst durchaus<br />

Thema zu sein, oder?<br />

Märchen haben mich seit meiner Kindheit begleitet – vor<br />

allem deren Symboliken. Besonders in der aktuellen Serie<br />

„Spieglein, Spieglein“ hatte ich die Märchen der Gebrüder<br />

Grimm als inspirative Vorlage und habe diese in die<br />

Jetztzeit gebracht.<br />

Was fasziniert dich an Märchen?<br />

Diese zwischenmenschlichen Abgründe, das Morbide,<br />

das Brutale. Die Originalfassungen sind oft wesentlich<br />

düsterer als die heutigen kinderfreundlichen Fassungen<br />

oder gar unsere Erinnerungen an die Originale. Mich hat<br />

das Fantastische immer schon interessiert, aber auch die<br />

gesellschaftlichen Bezüge zum Hier und Jetzt. Immerhin<br />

lebe ich in dieser Zeit und möchte ihr auch eine Art<br />

Spiegel vorsetzen.<br />

Wie realistisch muss deine Kunst sein?<br />

Wie surreal?<br />

Ich würde meine Bilder als „Fantastischen Hyperrealismus“<br />

kategorisieren. Mit Fotorealismus hat meine Kunst recht<br />

wenig zu tun. Ich verschiebe und verdrehe das Rollenbild,<br />

zum Beispiel mit Tiermotiven, die bei mir zu Ikonen werden.<br />

Der Affe ist dann ein Sinnbild für den unverdorbenen Menschen<br />

– er ist ja auch sehr nah mit uns verwandt. Um Inhalte<br />

in meiner Kunst zu transportieren, sind Tiere für mich die<br />

idealen Motive. Ähnlich wie in Metaphern lassen sich Tiere<br />

gut auf menschliche Verhaltensmuster adaptieren.<br />

Welches deiner bisherigen Werke würdest du als<br />

dein wichtigstes bezeichnen?<br />

Jedes meiner Werke steht für sich, und das nächste<br />

entwickelt sich immer aus dem vorhergehenden. Sie<br />

repräsentieren aber auch mich und spiegeln persönliche<br />

Erfahrungen und Eindrücke wieder: Dinge, die mich im<br />

Alltag beschäftigen – Musik, Politik, Gesellschaft, Liebe<br />

etc.<br />

Wer oder was inspiriert dich?<br />

Alles. Dieses große Interesse an Dingen, an Figuren, an<br />

Formen, an Farben ist wie ein Fundus, aus dem ich schöpfe<br />

... quasi alles, was mich umgibt. Aus diesem Bildgedächtnis<br />

entstehen dann meine Kompositionen. Ich habe<br />

kein Konzept beim Malen, mein Ansatz ist emotional<br />

– und intellektuell.<br />

Du bist unlängst nach Berlin gezogen, warum?<br />

Bereits zum zweiten Mal, ja. Ich habe schon vor einigen<br />

Jahren kurz in Berlin gelebt, in Neukölln. Jetzt lebe ich in<br />

Berlin-Mitte, also nicht mehr inmitten eines sogenannten<br />

Brennpunktes, sondern in einer scheinbar „ruhigen und<br />

heilen Welt“. Mal sehen, wie mich diese Kluft inspiriert.<br />

Das wird sich in den nächsten Werkreihen niederschlagen.<br />

Vielleicht male ich in dieser heilen Umgebung auch viel<br />

morbidere Dinge!<br />

*Interview: Michael Rädel<br />

www.simonczapla.com

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