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24 BÜHNE<br />
Bühnen-Tipps<br />
FOTO: MATT MADISON, OVERLINE.TV<br />
NIGHT QUEENS<br />
Die von Jessica Walker präsentierte<br />
monatliche Drag- und<br />
Travestierevue lässt auch im<br />
Faschingsmonat die Funken<br />
sprühen: Neben Jessicas<br />
gekonnter Side-Kick-Choreo<br />
sorgen Vikky Winchester („Die<br />
dicke Ulknudel aus Karlsruhe“),<br />
Fabienne Diamond (Glamour-<br />
Candy aus Aschaffenburg,<br />
Foto) und Kiki („Hi, I’m back?<br />
– No black!“) für kurzweilige<br />
und gekonnte Showeinlagen<br />
von Travestie bis Comedy. Tipp:<br />
Tickets im Vorverkauf sichern!<br />
11.2., Circus, Bleichstr. 46,<br />
Frankfurt, 20 Uhr,<br />
www.nightqueens.de<br />
FOTO: ASTIKOS VERLAG<br />
BUCH<br />
Türkische<br />
Gefühlswelten<br />
Mit „Türkische Gefühle“ bringt der Frankfurter<br />
Autor, Blogger und Kulturaktivist<br />
Jannis Plastargias eine Art Nachklapp zu<br />
seiner Roman-Trilogie „Plattenbaugefühle“,<br />
„Großstadtgefühle“ und „Rauschgefühle“. Im<br />
Mittelpunkt stehen zwei bisherige Nebenfiguren:<br />
Afyon und sein Cousin Erol; als Ich-<br />
Erzähler geben die beiden schwulen Türken<br />
ihren unverblümten Gedanken freien Lauf,<br />
über Liebe, Begehren und ein Coming-Out<br />
unter besonders engen Moralvorstellungen.<br />
„Meine Leute fanden es selbstverständlich<br />
merkwürdig, wenn ich darauf bestand, auf<br />
ihn aufzupassen. Das sei ja keine Männerarbeit<br />
(...) Doch ich sagte: Ein Junge braucht<br />
männliche Vorbilder, wenn er ein Mann<br />
werden möchte. Sie lachten dann erfreut.<br />
Ich kicherte zufrieden in mich hinein. Dieses<br />
Argument zieht bei den Türken immer –<br />
entschuldigen Sie bitte, dass ich gerade<br />
verallgemeinere, aber meine Erfahrung<br />
hat dies schon immer bestätigt“, erzählt<br />
zum Beispiel Erol. Plastargias benutzt eine<br />
direkte Sprache und hat auch keine Angst<br />
vor emotionalen Tabus. Besonders stark wird<br />
dies, wenn Erol und Afyon die unterschiedlichen<br />
Beziehungen zwischen zwei Menschen<br />
aufdröseln: Seelenverwandtschaft oder<br />
körperliches Begehren – alles hat seine<br />
Berechtigung, weil eben alles Liebe ist. Die Illustrationen<br />
von Roya Ashraf unterstreichen<br />
den fast schon poetischen Charakter dieses<br />
kleinen Bandes. *bjö<br />
„Türkische Gefühle“ von Jannis Plastargias<br />
ist im astikos Verlag erschienen<br />
Release-Party mit Lesung am 23.2. im<br />
Atelierladen Be Poet – Michael Bloeck,<br />
Langenhainerstr. 26, Frankfurt, 19:30 Uhr,<br />
http://jannisplastargias.blogspot.de<br />
FOTO: SILVIA STINGEL<br />
BUCH<br />
Geschichten<br />
aus Darmstadt<br />
FOTO: TREDITION<br />
SHOWGIRLS<br />
Vanessa P., Chefin der<br />
Travestie-Reihe „Showgirls“<br />
und eine alte Häsin im<br />
Frankfurter Showbiz, hat sich<br />
wieder spannende Gastkünstlerinnen<br />
eingeladen: Mit<br />
dabei ist Salma Jacobs, die<br />
nach einer Pause nun wieder<br />
die Bühne erklimmt und eine<br />
ausdrucksstarke Show mit<br />
Stil und Sexappeal verspricht.<br />
Als zweiter Gast ist Electra<br />
Pain dabei; spätestens seit<br />
ihrem Diva Deluxe-Sieg 2016<br />
ist Electra keine Newcomerin<br />
mehr und ihre Choreografien<br />
begeistern buchstäblich mit<br />
wehenden Fahnen! *bjö<br />
24.2., Galli Theater,<br />
Hamburger Allee 45,<br />
Frankfurt, 20 Uhr,<br />
www.showgirls-frankfurt.<br />
com<br />
Ein Haus voller quirliger Bewohner in<br />
Darmstadt ist Schauplatz des Romans<br />
„Kiesbergstraße 83“ von Matthias<br />
Schmidt. Dass es dort nicht mit rechten<br />
Dingen zugehen soll, erklärt gleich mal<br />
vorneweg die nörgelige Witwe Frau Scherer<br />
aus dem Haus gegenüber, der Nummer 84:<br />
„Lauter Verrückte, die haben von Moral und<br />
Anstand noch nie was gehört!“, kommentiert<br />
die Alte, und schon ist man mittendrin in den<br />
turbulenten Alltagsgeschichten der einzelnen<br />
Bewohner. Zum Beispiel Klaus Hammer, der<br />
schwule Busfahrer, der früher mal Balletttänzer<br />
war. Der lebenslustige und junggebliebene<br />
60-jährige beobachtet ab und an den attraktiven Dominik, für den alle im Haus<br />
schwärmen. Als in Dominiks Wohnung allerdings öfters ein langbärtiger Mann auftaucht,<br />
bekommt Klaus einen bösen Verdacht; und das ist nur eine der vielen, ineinander<br />
verwobenen Geschichten aus der Kiesbergstraße 83. Der Autor Matthias Schmidt<br />
lebt selbst seit 30 Jahren im Darmstädter Stadtteil Bessungen und hat seinem Roman<br />
viel Lokalkolorit verpasst. Die Geschichte ist in 125 (!) kurze Kapitel unterteilt, was die<br />
gesamten Geschehnisse wie ein Kaleidoskop erscheinen lässt – das fesselt beim Lesen,<br />
und schon nach ein paar Seiten will man unbedingt wissen, wie es weitergeht. Flott<br />
geschrieben bietet der Roman kurzweiliges Lesevergnügen – insbesondere für Fans von<br />
Amistead Maupins Stadtgeschichten. *bjö<br />
„Kiesbergstr. 83“ von Matthias Schmidt ist bei tredition erschienen, www.tredition.de