04.02.2018 Aufrufe

Terracrop Innovation Magazin ab Februar 2018

Das Magazin für die Landwirtschaft

Das Magazin für die Landwirtschaft

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Menschen erwärmt. Auf der Weltklimakonferenz 1988 in Toronto sind Politiker und<br />

Wissenschaftler gleichermaßen alarmiert: Nur ein globaler nuklearer Krieg, heißt es,<br />

bedrohe den Planeten mehr als die Erderwärmung. Zu deren Begrenzung wird<br />

unisono "die Notwendigkeit sofortiger politischer Entscheidungen" festgestellt. Im<br />

selben Jahr gründet sich, forciert von der konservativen Regierung Ronald Reagans,<br />

die Klimaorganisation Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC). Sie soll<br />

Ursachen und Auswirkungen des Klimawandelserforschen und Handlungsoptionen<br />

aufzeigen.<br />

In der Bevölkerung ist das Bewusstsein, dass rasch gehandelt werden müsse, weit<br />

verbreitet. Erst recht, als nach 1989 die atomare Verwüstung als Bedrohung entfällt<br />

und den Blick auf die ökologische Herausforderung freigibt. Wer die liberale<br />

Vorstellung von Bildung und fairem Diskurs hegt, kann zwar besorgt, doch zugleich<br />

voller Hoffnung nach vorn schauen. In der Wissenschaft ist man sich Anfang der<br />

neunziger Jahre weitgehend einig, dass die Erderwärmung menschlich bedingt ist;<br />

bereits 1992 verpflichten sich die Industrienationen in Rio, die Treibhausgase zu<br />

reduzieren; die Clinton-Regierung versucht 1993, eine Steuer auf fossile Energien<br />

durchzusetzen: Es sieht gut aus für die Vernunft. Doch in den folgenden Jahren<br />

passiert – nichts. Und dieses Nichts, diese Untätigkeit angesichts der Erderwärmung,<br />

ist der erste große Sieg in einer Schlacht, die sich mittlerweile zu einem 30-jährigen<br />

Informationskrieg ausgeweitet hat.<br />

Die Klimaleugner h<strong>ab</strong>en einen Keil zwischen<br />

Wissenschaft und Medien getrieben<br />

Die eigentlichen Feldherren dieses Krieges sind die global agierenden Öl- und Kohle-<br />

Unternehmen. Sie fühlen sich nicht vom Klimawandel bedroht, sondern von den<br />

Klimaschutzmaßnahmen zur Reduzierung von CO₂-Emissionen. D<strong>ab</strong>ei weiß die<br />

Ölindustrie schon seit den siebziger Jahren um den wissenschaftlichen<br />

Zusammenhang zwischen Erderwärmung und CO₂-Ausstoß. Der Ölriese Exxon<br />

betreibt eigene Klimaforschungsprojekte und sagt 1981 in einem "CO₂-<br />

Positionspapier" voraus, dass die erwartete Verdopplung der CO₂-Konzentration in<br />

den nächsten hundert Jahren zu einem globalen Temperaturanstieg von drei Grad<br />

Celsius führen wird. Anstatt <strong>ab</strong>er in die Zukunft zu investieren und den Ausbau<br />

erneuerbarer Energien voranzutreiben, pumpt das Unternehmen <strong>ab</strong> Ende der<br />

achtziger Jahre zusammen mit anderen Ölfirmen Milliarden von Dollar in politische<br />

Kampagnen. Deren Ziel: den in der Bevölkerung herrschenden Konsens über den<br />

menschlichen Ursprung des Klimawandels und die Notwendigkeit sofortiger<br />

Maßnahmen zu zerstören – mittels gezielter Desinformation.<br />

Als Reaktion auf die Gründung der internationalen Klimaorganisation IPCC beteiligt<br />

sich Exxon 1988 am Aufbau einer Gegenorganisation: der Global Climate Coalition,<br />

eines Zusammenschlusses von Lobbyisten, die unter Verschleierung ihrer Geldgeber<br />

klimaskeptische Desinformation betreiben. Wie die aussieht, zeigt der Global Climate<br />

Science Communications Plan, den Exxon mit dem American Petroleum Institute<br />

1998 ausarbeitet. Unter der Überschrift "Victory Will Be Achieved When ..." heißt es,<br />

die Öffentlichkeit und die Medien müssten von "Unsicherheiten" in der<br />

Klimawissenschaft überzeugt und diejenigen, die dann noch Klimaschutzmaßnahmen<br />

verteidigen, als "<strong>ab</strong>gehoben von der Realität" dargestellt werden. Flankiert wird<br />

dieser Plan durch den Aufbau von Thinktanks und pseudowissenschaftlichen<br />

Instituten, in denen Akademiker, die klimaskeptische Positionen vertreten, in<br />

Kommunikationsarbeit geschult werden, um sich in mediale Debatten einzuschalten.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!