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Allein in der New York Timesveröffentlichen Exxon und der Nachfolgekonzern Exxon<br />

Mobil bis in die letzten Jahre über 36 Advertorials, die die wissenschaftliche<br />

Grundlage der Klimapolitik infrage stellen.<br />

Gezielte Desinformation<br />

Es ist, kurz gesagt, das Programm einer medial vermitteltenScheinrealität. Besonders<br />

erfolgreich ist d<strong>ab</strong>ei das Imperium des Medientycoons Rupert Murdoch. Mit<br />

dem Wall Street Journal und diversen anderen Print-Erzeugnissen, mit dem TV-<br />

Sender Fox News und Dutzenden Kommentatoren aus lokalen Radiostationen<br />

entwickelt sich die wohl erste Echokammer der modernen<br />

Kommunikationsgesellschaft. Dort geben sich die Pseudoexperten der mit<br />

Petrodollars geschmierten Thinktanks die Klinke in die Hand. Ein Klimaleugner, der<br />

im Wall Street Journal interviewt wird, kann mit einer Einladung zu Fox News<br />

rechnen, die ganz sicher einen positiven Kommentar im örtlichen Radio nach sich<br />

ziehen wird: Klimaleugnung auf allen Kanälen.<br />

Dass diese Strategie erfolgreich ist, hat auch mit der Schwäche der liberalen<br />

Öffentlichkeit zu tun. Sie ahnt nichts vom Informationskrieg, der über sie<br />

hereingebrochen ist. Während man bei Fox News auf Klimaleugnung geschaltet hat,<br />

meint man von der New York Times über die Washington Post bis hin zu CNN,<br />

"ausgewogen" berichten zu müssen, und lässt auch die Protagonisten der<br />

Desinformationskampagnen ausführlich zu Wort kommen. Das Ergebnis ist eine<br />

katastrophale Verzerrung. Für den Zeitraum von 1993 bis 2003 hat die<br />

Wissenschaftshistorikerin Naomi Oreskes, Autorin des bahnbrechenden<br />

Buches Merchants of Doubt (auf Deutsch Die Machiavellis der Wissenschaft),unter<br />

928 Publikationen in Fachzeitschriften zum Schlüsselwort "globale<br />

Klimaveränderung" nicht eine einzige Veröffentlichung gefunden, die sich gegen die<br />

Erkenntnis von der menschlich verursachten Erderwärmung wandte. In den<br />

Zeitungen und im Fernsehen taucht dieser Standpunkt in einem vergleichbaren<br />

Zeitraum in jedem zweiten Beitrag auf.<br />

Die ideologische Aufladung des Themas<br />

Die Klimaleugner h<strong>ab</strong>en einen Keil zwischen Wissenschaft und Medien getrieben.<br />

Das heißt: Sie h<strong>ab</strong>en die amerikanische Gesellschaft in der wichtigsten Frage der<br />

Gegenwart gespalten. Mit verheerenden Auswirkungen: Die Regierungen von Ronald<br />

Reagan und anfangs auch George H. W. Bush versuchten noch, die internationale<br />

Führungsrolle in der Bekämpfung des Klimawandels zu übernehmen ("Wir können<br />

einfach nicht <strong>ab</strong>warten – der Preis der Untätigkeit wird zu hoch sein", heißt es 1989<br />

im State Department). Heute hingegen glauben einer aktuellen Studie des Pew<br />

Research Center zufolge weniger als 16 Prozent der Wähler der Republikaner, dass es<br />

einen starken wissenschaftlichen Konsens zum Klimawandel gibt. Dieser schon in<br />

den neunziger Jahren einsetzende Meinungsumschwung trägt entscheidend dazu bei,<br />

dass die USA dem 1998 in Kyoto beschlossenen Klima<strong>ab</strong>kommen nicht beitreten.<br />

Auch der folgende Klimagipfel 2009 in Kopenhagen scheitert. Kurz zuvor hat der<br />

Informationskrieg mit "Climategate" einen neuen Höhepunkt erreicht. Unbekannte<br />

Hacker ergaunern sich Zugang zu den E-Mails führender Klimawissenschaftler der<br />

University of East Anglia, rechte Kommunikationsstrategen rufen geballt einen<br />

Wissenschaftsskandal aus, es seien Daten manipuliert und <strong>ab</strong>weichende<br />

Untersuchungsergebnisse unterdrückt worden. Obwohl un<strong>ab</strong>hängige<br />

Untersuchungen der E-Mails keinen Anhaltspunkt für unwissenschaftliches Arbeiten

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