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ussische "Informationstruppen" müssten dafür ausgebildet werden, "Propaganda,<br />

Desinformation und Kooperationen mit internationalen Medien zu betreiben". Ein<br />

Jahr später hat man bei Russia Today TV umgeschaltet: Aus einem harmlosen<br />

Sender, der 2005 gegründet wurde, um die schönen Seiten Russlands zu zeigen, ist<br />

ein Kampfkanal geworden, der die offene Gesellschaft des Westens unter Beschuss<br />

nimmt. 2013 überschreitet RT, wie er nun heißt, als erster Informationskanal auf<br />

YouTube die Grenze von einer Milliarde Views.<br />

Ein 2011 in Russland publiziertes Handbuch mit dem Titel Information-<br />

Psychological War Operations: A Short Encyclopedia and Reference Guide für<br />

angehende Informationskrieger erläutert, dass Informationswaffen ähnlich einer<br />

"unsichtbaren Strahlung" wirken: "Die Bevölkerung merkt nicht einmal, dass auf sie<br />

eingewirkt wird, darum aktiviert der Staat auch nicht seine Mechanismen der<br />

Selbstverteidigung." Man kann rückblickend sagen, dass in diesem Handbuch auch<br />

das Drehbuch der letzten Jahre steckt – und dass erst im US-Wahlkampf und mit<br />

dem Sieg Donald Trumps die "unsichtbare Strahlung" russischer<br />

Medienmanipulation erkennbar und in ihrem Ausmaß <strong>ab</strong>schätzbar wird.<br />

Laut Mark Warner, dem führenden Demokraten im Geheimdienstausschuss des US-<br />

Senats, kämpften nicht weniger als 1.000 bezahlte Internet-Trolle aus russischen<br />

Einrichtungen im amerikanischen Wahlkampf und entfachten eine<br />

Gegenöffentlichkeit, die es ohne sie nie gegeben hätte. D<strong>ab</strong>ei ist der Vorgang meist<br />

simpel: Polarisierende Texte und Bilder werden ins Netz gestellt – zum Beispiel"Stop<br />

Islamization of Texas" –, und dann wird mit oft automatisierten Retweets, Views und<br />

Likes suggeriert, dass eine breite Masse der Bevölkerung hinter den Inhalten steht.<br />

Wie kommt man aus der Einkesselung heraus?<br />

Auf Twitter veröffentlichten die russischen Propagandisten 1,4 Millionen Tweets<br />

mittels 2.752 menschlich gesteuerter Accounts und 36.000 Bots. Auf Facebook und<br />

Instagram erreichten ihre Inhalte knapp 150 Millionen Amerikaner. Bei Google<br />

wurden Webseiten und Fake-News millionenfach auf Platz eins der Suchergebnisse<br />

gedrückt. Auf YouTube veröffentlichten russische Informationskrieger 1108<br />

Propagandavideos mit 43 Stunden Inhalt. Allein das Video How 100% of the 2015<br />

Clintons’ charity went to themselves von RT wurde mehr als neun Millionen Mal<br />

geklickt. Und der Geheimdienstausschuss fürchtet, dass dies "nur die Spitze des<br />

Eisbergs" ist.<br />

Russland hat seine Tätigkeit nicht auf die USA beschränkt, sondern mit denselben<br />

Mitteln auch die europäischen Rechtsnationalisten und Klimaleugner unterstützt und<br />

sich in europäische Wahlen eingemischt, vom Brexit bis hin zum Referendum über<br />

die katalanische Un<strong>ab</strong>hängigkeit, mal mehr, mal weniger erfolgreich. Den bislang<br />

größten Sieg im Informationskrieg hat das Land natürlich mit dem Hacking der E-<br />

Mails von Demokraten im US-Wahlkampf und dem folgenden vermeintlichen<br />

Skandal um Hillary Clinton erfochten. Das Muster g<strong>ab</strong>en die 2009 erfolgten Hacks<br />

<strong>ab</strong>, die zu Climategate führten. Die Daten wurden damals zuerst auf einem russischen<br />

Server hochgeladen, es war, aller Wahrscheinlichkeit nach, der erste Streich im<br />

russischen Informationskrieg.<br />

Es wird Zeit für ein Heer von Aufklärern<br />

Um Missverständnissen vorzubeugen: Natürlich geht es hier nicht nur um einen<br />

medialen Spuk. Natürlich steht hinter jedem medialen Spuk ein mehr oder minder

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