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Das Magazin für die Landwirtschaft

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„Allgemeinen Theorie“ von 1936 kam -Keynes zu dem Schluss, die<br />

zunehmende Ausbreitung der Kapitalismus werde „für die Rentiers das<br />

langsame Aus bedeuten und folglich auch für die wachsende repressive Macht<br />

der Kapitalisten, den Knappheitswert des Kapitals auszunutzen“.1 Nun, 90 Jahre<br />

später, sind die Rentiers alles andere als ausgestorben; sie sind vielmehr die<br />

wesentlichen Nutznießer des modernen Kapitalismus.<br />

Als sich in den 1980er Jahren der Neoliberalismus durchsetzte, wurde der<br />

Begriff der Wettbewerbsfähigkeit zur fixen Idee: Ein Land könne nur dann hohe<br />

Wachstumsraten erzielen, wenn es wettbewerbsfähiger sei als das andere. Das<br />

bedeutet niedrigere Produktionskosten und eine höhere Rent<strong>ab</strong>ilität als bei der<br />

„Konkurrenz“ sowie geringere Steuern für potenzielle Investoren.<br />

Die klassische politische Ökonomie setzt auf den Handel mittels „komparativer<br />

Kostenvorteile“: Einzelne Länder sollen sich auf die Güter und Dienstleistungen<br />

spezialisieren, die sie effizienter als andere produzierten. Doch nun hieß es, dass<br />

alle Länder in denselben -Dingen die anderen übertrumpfen müssen.<br />

Es ging jetzt darum, ausländische Investitionen anzuziehen und zu halten, die<br />

Exporte zu steigern und die Importe einzuschränken. Das rechtfertigte die<br />

Senkung direkter Steuern, insbesondere auf Kapital, und Subventionen für<br />

Investoren. Konzerne und Finanziers wirkten mit ihrer ganzen Macht auf<br />

Regierungen und internationale Finanzinstitutionen ein, einen globalen<br />

institutionellen und regulatorischen Rahmen zu schaffen, der den Eliten die<br />

Maximierung ihres Renteneinkommens ermöglichen sollte. Die Behauptung, der<br />

globale Kapitalismus basiere auf freien Märkten, ist somit die erste Lüge des<br />

Rentier-Kapitalismus.<br />

Seit 1995 das für alle Mitglieder der Welthandelsorganisation (WTO)<br />

verbindliche „Übereinkommen über handelsbezogene Aspekte der Rechte des<br />

geistigen Eigentums“ (Trips) ver<strong>ab</strong>schiedet wurde, gehören die gewerblichen<br />

Schutz- und Urheberrechte zu den wichtigsten Quellen von Rentier-<br />

Einkommen. Diese beruhen auf der Marktmacht von Warenzeichen,<br />

Urheberrechten, Geschmacksmusterrechten, geschützten geografischen<br />

Ang<strong>ab</strong>en, Geschäftsgeheimnissen und Patenten. Wissensintensive Industrien,<br />

die heute rund 30 Prozent der globalen Produktion ausmachen, erzielen heute<br />

ebenso hohe Gewinne aus geistigen Eigentumsrechten wie aus der Produktion<br />

von Gütern oder Dienstleistungen. Ermöglicht wurde dies durch das Überlassen<br />

von Wissensmonopolen an private Interessenten, was diesen gestattet, den<br />

Zugang zu Wissen zu beschränken und den Preis dieses Wissens – und so auch<br />

der damit erstellten Produkte und Dienstleistungen – zu erhöhen.<br />

Die Behauptung, geistige Eigentumsrechte würden Unternehmer und Investoren<br />

ermutigen, Risiken einzugehen, ist die zweite Lüge des Rentier-Kapitalismus.

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