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Das Magazin für die Landwirtschaft

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feststellen können, geben nach dem vermeintlichen Skandal in Umfragen über 50<br />

Prozent der befragten Amerikaner an, Climategate h<strong>ab</strong>e ihr Vertrauen in die<br />

Klimawissenschaft erschüttert.<br />

Besonders beunruhigend ist die ideologische Aufladung des Themas. Nachdem seit<br />

1989 die Systemkonkurrenz mit dem Kommunismus passé ist, erkennt ein Teil der<br />

Republikaner den neuen Gegner im Innern. Jetzt heißt es: Green is the new<br />

red. Hinter den Klimaschutzforderungen stünden in Wahrheit Öko-Sozialisten, die<br />

das Land über die CO₂-Verringerung zu Tode regulieren und ihre<br />

Umverteilungsfantasien zugunsten des globalen Südens durchsetzen wollten. Das<br />

Gegenprogramm dazu lautet: America first! Es ist der Schulterschluss der<br />

Ölindustrie mit den marktradikalen und rechtsnationalistischen Kräften, aus denen<br />

der ultrakonservative Republikaner-Flügel der Tea Party und Trump hervorgehen<br />

werden.<br />

Es geht um Kapital<br />

Tatsächlich hat der heutige Rechtsnationalismus seine Wurzeln ganz und gar in den<br />

Desinformationskampagnen der Klimaleugner. Er nutzt dieselben Strategien und<br />

Waffen, die im Kampf gegen Klimaschutzmaßnahmen geschmiedet wurden. Selbst<br />

die Akteure sind häufig dieselben. Alles wiederholt sich. Vieles als Farce: Nachdem<br />

die Klimaleugner mit der Klimawissenschaft auch gleich das wissenschaftliche<br />

Weltbild entsorgt h<strong>ab</strong>en und damit die Basis des demokratischen Diskurses, kann<br />

man nun behaupten, was man will. Zum Beispiel, dass Obama in Wahrheit ein<br />

Muslim sei oder Hillary Clinton einen Kinderporno-Ring betreibe ("Pizzagate").<br />

Neu ist allerdings die Ausweitung, Perfektionierung und Intensivierung des<br />

Informationskriegs seit Ende der nuller Jahre. Dafür gibt es zwei Gründe: zum einen<br />

die Aktivität Russlands; zum anderen den Aufstieg von Social-Media-Plattformen wie<br />

Facebook und Twitter zu neuen Massenmedien, die den direkten Zugang zum<br />

beeinflussbaren Individuum ermöglichen. Für marktradikale, klimaleugnende,<br />

rechtsnationalistische Kräfte ist das ein unverhoffter Segen. Die alte Öffentlichkeit<br />

war durch Medien strukturiert, die, wie unvollkommen auch immer, zwischen<br />

Informationsquellen und der Öffentlichkeit vermittelten und als eine Säule der<br />

Demokratie fungierten. Mit Facebook, Twitter und YouTube, die weitgehend auf<br />

redaktionelle Haltung verzichten (mit Ausnahme von Nacktbild-Zensur), entsteht<br />

eine neue, unregulierte Öffentlichkeit, in der allein Marktgesetze herrschen. Wer am<br />

meisten Kapital einsetzen kann, hat die größten Chancen, den Markt für sich zu<br />

nutzen.<br />

Die Ölindustrie gibt 100 Millionen Dollar im Jahr für<br />

Lobbyarbeit aus<br />

Hinzu kommt, dass der direkte Zugang zum Individuum – eigentlich eine rein<br />

technische Angelegenheit – ideologisch ausgeschlachtet wird. Dank der neuen<br />

Online-Welten können die Rechtsnationalisten den Anschein erwecken, dass die<br />

traditionellen Medien bloß einer korrupten Elite das Wort redeten, während sie selbst<br />

unmittelbarer Ausdruck des Volkswillens seien. Auf diese Weise erreichen Fake-News<br />

und Schmierkampagnen im Internet heute ungefiltert mehr Menschen, als es<br />

et<strong>ab</strong>lierte Printmedien je getan h<strong>ab</strong>en.<br />

Die Ausschaltung der traditionellen Medien ist <strong>ab</strong>er nur eine Seite der digitalen<br />

Revolution. Nicht weniger wichtig ist, dass in den sozialen Medien die Empfänger

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