Stadt-Anzeiger 633
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<strong>Stadt</strong>-<strong>Anzeiger</strong> Nr. <strong>633</strong> 14. Februar 2018 Seite 4<br />
Millionen fließen in den nächsten Jahren in die Schulen.<br />
Der aktuelle Kommentar von Manfred Hütte<br />
Jetzt wird in die Hände gespuckt<br />
Letzte Woche Dienstag gab es<br />
für die Horn-Bad Meinberger<br />
Schullandschaft so etwas wie<br />
einen Neuanfang. Nach Jahren<br />
des Wegschauens und der Mängelverwaltung<br />
gibt es durch das<br />
Programm „Gute Schule 2020“ so<br />
etwas wie einen Marschallplan für<br />
eine moderne und leistungsfähige<br />
Schullandschaft. Nachdem es in der<br />
Vergangenheit reichlich knirschte,<br />
wurde ein Konsens gefunden, mit<br />
dem alle Beteiligten leben können.<br />
Horn-Bad Meinberg baut seine<br />
Schullandschaft aus und investiert<br />
Millionen in die Infrastruktur.<br />
Aber es bleibt noch viel zu tun.<br />
Die Frage einer Mensa für die<br />
Bad Meinberger Grundschule ist<br />
immer noch nicht gelöst. Das Lehrschwimmbecken<br />
am Püngelsberg<br />
(PS: Da habe ich auch Schwimmen<br />
gelernt) wird zum Pflegefall und ist<br />
nicht mehr wirtschaftlich sinnvoll<br />
zu sanieren. Das Gymnasium<br />
braucht für die Umstellung von<br />
G8 auf G9 viel Geld für Lehrer<br />
und Räume. Im Sommer steht die<br />
ehemalige Förderschule, die Turmschule,<br />
leer. Was wird dann aus dem<br />
Gebäude? Sämtliche Gebäude im<br />
Besitz der <strong>Stadt</strong> müssen in einem<br />
modernen Gebäudemanagement<br />
inventarisiert und gepflegt werden.<br />
Es bleibt viel zu tun.<br />
Teil 1: <strong>Stadt</strong> Horn-Bad Meinberg investiert Millionen in die Schulen / Ralf Leßmann (SPD): „Jetzt<br />
können wir starten“ / Verfügbarkeit von Planern und Handwerkern könnte die Sanierungen bremsen<br />
„Sicherheit zuerst“, heißt es bei<br />
den Schulen in Horn-Bad Meinberg.<br />
Der unerwartete Geldsegen von 1,8<br />
Millionen Euro aus dem Programm<br />
„Gute Schule“ (2017-2020) der<br />
damals rotgrünen Landesregierung<br />
ist aber nicht mehr als ein Tropfen<br />
auf den heißen Stein. Bis auf das<br />
Gymnasium und die neuen Teile der<br />
Sekundarschule sind die Schulen<br />
marode, Sicherheitsmängel sind<br />
sichtbar. Die Zahl von 13 Millionen<br />
Euro wurde genannt, um die<br />
Infrastruktur zu modernisieren. Ein<br />
riesiger Sanierungsstau, der in den<br />
Zeiten des „beinharten“ Sparens aufgelaufen<br />
ist. Hinzu kommen ständig<br />
steigende Sicherheitsauflagen, die<br />
richtig ins Geld gehen. Und offenbar<br />
gab es in der Vergangenheit seitens<br />
der <strong>Stadt</strong>verwaltung und des Bauamtes<br />
kein Interesse, durch Inventuren<br />
und Sicherheits-Checks eine<br />
verlässliche Grundlage zu schaffen.<br />
Es fehlte an der Dokumentation und<br />
an der regelmäßigen Pflege, an einem<br />
langfristigen Plan zur Instandsetzung<br />
und Modernisierung der Gebäude.<br />
Do-it-yourself-Lösungen<br />
So staunten die Politiker im Ausschuss<br />
für Schule und Soziales<br />
einmal mehr über das Ausmaß<br />
des Mangels. Ein Beispiel: Die<br />
Grundschule Horn brauchte eine<br />
EDV-Verkabelung. Weil Geld fehlte,<br />
griff die Schule damals zu einer<br />
„Do-it-yourself“-Lösung, erzählte<br />
Schulleiter Bodo Strömich: Der<br />
damalige Hausmeister verlegte das<br />
Kabel kurzerhand selbst außen am<br />
Gebäude. Eine Kontrolle gab es nicht.<br />
Das Kabel ist ein Sicherheitsrisiko<br />
bei Blitzschlag und muss zügig abgebaut<br />
und innen professionell verlegt<br />
werden. Als im Herbst die Heizung<br />
ausfiel, bekamen die Schüler kältefrei.<br />
Auf dem Schulhof bilden sich<br />
Ein Kraftakt für die Schüler<br />
regelmäßig riesige Pfützen. Vom<br />
Zustand der Lehrertoiletten ganz<br />
zu schweigen. „Hier herrscht die<br />
Sanitärkultur der 50er Jahre“, sagt<br />
Bauamtsleiter Martin Heim treffend.<br />
Planer und Handwerker<br />
gesucht<br />
Ein neunseitiges Konzept listet<br />
die Mängel auf und hängt ein<br />
Preisschild an die Sanierungs- und<br />
Sicherheitsmaßnahmen. Weil in allen<br />
Städten jetzt Investitionen anstehen,<br />
sieht Bauamtsleiter Martin Heim<br />
unerwartete Probleme auf die <strong>Stadt</strong><br />
zukommen: Planer und Handwerker<br />
haben die Auftragsbücher voll. Das<br />
führt zu langen Wartezeiten und<br />
höheren Preisen. „Das wird nicht<br />
ganz einfach in der Umsetzung“, so<br />
Heim zu den Politikern. So möchte<br />
die <strong>Stadt</strong> die Reihenfolge der<br />
Maßnahmen von der Verfügbarkeit<br />
der Leistungserbringer abhängig<br />
machen. Allerdings, so Celil Celik<br />
(SPD), sollen sicherheitsrelevante<br />
Maßnahmen zuerst angegangen werden.<br />
Auch solle die Kommunikation<br />
mit den Schulen, die vorher gefehlt<br />
habe, fortgesetzt werden.<br />
„Ein riesiger Schritt<br />
nach vorne“<br />
In der Tat gingen die Schulleiter<br />
wegen der Zustände zuletzt auf die<br />
Barrikaden und kritisierten Politik<br />
Hausmeister: <strong>Stadt</strong> denkt über Poollösung nach<br />
Die <strong>Stadt</strong> Horn-Bad Meinberg übernimmt viele Aufgaben der Geflüchtetenund<br />
Asylbewerberbetreuung. Da der Gesetzgeber die der <strong>Stadt</strong> übertragenen<br />
Aufgaben nicht komplett bezahlt, bleibt die <strong>Stadt</strong> auf 450.000 Euro Kosten<br />
sitzen. Nach der letzten Statistik werden in Übergangswohnheimen 131 Personen<br />
und in Wohnungen 207 Menschen untergebracht. Ende April 2018 sollen<br />
weitere Flüchtlinge in die <strong>Stadt</strong> kommen, darunter auch Flüchtlinge aus der<br />
Türkei. Um die Einsatzmöglichkeiten und die Personalkapazitäten flexibler zu<br />
gestalten, denkt die <strong>Stadt</strong> darüber nach, Hausmeister der Übergangswohnheime<br />
und die Hausmeister der Schulen in einem Pool zusammen zu fügen. Druck<br />
gibt es durch Zahlen des Gemeindeprüfungsamtes NRW, das errechnete, nicht<br />
wie bisher vier Stellen sondern nur 2,7 Stellen benötigt würden. Dann soll<br />
ein auch als arabischer Übersetzer einsetzbarer Hausmeister anstelle eines<br />
anderen Mitarbeiters weiterbeschäftigt werden. Der andere Mitarbeiter soll<br />
nach einigen Jahren beim städtischen Bauhof eingesetzt werden. Damit käme<br />
man auf insgesamt sechs Hausmeister, 2,7 für die Flüchtlinge und 3,3 für die<br />
und Verwaltung scharf. Viele Gespräche<br />
liefen ins Leere, so Strömich<br />
(Grundschule Horn). Umso größer ist<br />
jetzt die Freude: „Es ist toll, dass wir<br />
jetzt eine Positionierung haben. Diese<br />
Tabelle ist hoffentlich Grundlage<br />
bis 2020“, so der Schulleiter. Meinolf<br />
Klahold von der Sekundarschule<br />
lobte den gemeinsamen Konsens<br />
und bestätigte: „Sicherheit geht vor“.<br />
Und Dr. Peter Pahmeyer (Gymnasium)<br />
ließ eine positive Bewertung<br />
ausrichten. Ausschussvorsitzender<br />
Ralf Leßmann lobte den gefundenen<br />
Konsens: „Jetzt können wir starten“.<br />
Es sei ein riesiger Schritt nach vorne.<br />
Jetzt könne man nachhaltig in die<br />
Schullandschaft investieren. M.H.<br />
600.000 Euro sollen für die Grundschule Horn ausgegeben werden. den Schwerpunkt bildet die Sicherheit.<br />
Schulen. Die Poolbildung wurde als sinnvoll angesehen, um Krankheitsfälle<br />
zu überbrücken. Dagegen wendet sich Diana Ammer von den Linken: „Es<br />
wird derzeit mit hohem finanziellen Aufwand versucht, Bad Meinberg und<br />
Horn zu beleben und positiv fortzuentwickeln. Dazu reicht es aber nicht,<br />
in Gebäudesanierung und Infrastruktur zu investieren. Es muss auch in die<br />
Grundlagen für ein gutes soziales Miteinander investiert werden. Daher ist<br />
es kontraproduktiv, Hausmeister- und Sozialarbeiterstellen mit allzu spitzem<br />
Bleistift am unteren Limit zu kalkulieren. Dazu kommt, dass es zunehmend<br />
schwierig ist, qualifizierte und gute Mitarbeiter für diese Arbeiten zu erhalten.<br />
Vorhandene gut eingearbeitete und motivierte Mitarbeiter sollten durch langfristige<br />
Arbeitsperspektiven und angemessene Arbeitsbedingungen gehalten<br />
werden“. So fordern die Linken drei Hausmeisterstellen für die Flüchtlinge<br />
und Übergangswohnheime und vier für die Schulen, ohne Poolbildung. Außerdem<br />
soll es eine weitere Stelle für einen Schulsozialarbeiter geben. Über<br />
die Vorschläge wird im Rahmen der Haushaltsberatungen entschieden. M.H.<br />
Regierungspräsidentin Marianne<br />
Thomann-Stahl besuchte die Sekundarschule<br />
Horn-Bad Meinberg und<br />
informierte sich über die Besonderheiten<br />
der Schule. „Projektunterricht<br />
an der Sekundarschule in Horn Bad<br />
Meinberg ist mittlerweile Alltag,<br />
aber trotzdem sind alle gefordert“,<br />
erklärt die stellvertretende Leiterin<br />
der Sekundarschule, Dr. Heike Delker.<br />
„Ziel des Projektunterrichts sei<br />
die Förderung von selbständigem<br />
Arbeiten und Weiterentwicklung<br />
von methodischen Fähigkeiten“,<br />
fährt sie fort. Schwerpunkte der<br />
Schule seien Binnendifferenzierung,<br />
Sprachförderung, Inklusion, Teamstrukturen,<br />
Digitale Unterrichtspartitur<br />
und der Projektunterricht in<br />
Kooperation mit der Universität<br />
Paderborn.<br />
Ab Jahrgangsstufe sechs gebe es<br />
einen verpflichtenden zweistündigen<br />
Unterricht über die Inhalte.<br />
Auch gibt es in allen Jahrgängen<br />
Projektwochen und das Themenfeld<br />
„Kinder-Uni Paderborn“. Grundgedanke<br />
und Grundprinzip des<br />
Projekts ist: „Wir sind eine Schule<br />
der Vielfalt.“ „Darum haben wir eine<br />
Kooperation mit dem Gymnasium<br />
in Horn-Bad Meinberg und der<br />
Universität Paderborn angestrebt<br />
und können so z. B. unter anderem<br />
Einblicke in die Arbeitsweise eines<br />
Studiums geben, erläutert Schulleiter<br />
Meinolf Klahold.<br />
Es gibt eine gute Vernetzung mit der<br />
Universität, Studierende betreuen<br />
die Schüler, unterstützen sie bei<br />
der Recherche und helfen bei der<br />
Präsentation in Theorie und Praxis.<br />
Für das nächste Semester wird es<br />
Regierungspräsidentin Marianne Thomann-Stahl kam zu Besuch<br />
Sekundarschule Horn Bad Meinberg „beispielhaft“<br />
eine Ausweitung in Literatur und<br />
Sprache geben, selbstgesteuertes<br />
Lernen werde systematisch angelegt.<br />
Lehrerin Ronja Schlingheider<br />
ist erst seit Mai an der Schule und<br />
hat sich nach ihrer Aussage sehr<br />
schnell in das Team eingearbeitet.<br />
Für die Unterrichtsvorhaben der<br />
Jahrgangsstufe fünf sind im Schuljahr<br />
2017/2018 weitere Projekte in<br />
Planung. Dies unterstrich auch noch<br />
einmal das überdurchschnittlich<br />
gute Ergebnis der vorangegangenen<br />
Qualitätsanalyse durch die Bezirksregierung<br />
Detmold an der Sekundarschule.<br />
„Ich sehe es als sehr positiv<br />
an, daß die Unterrichtsstunden so<br />
systematisch vorbereitet werden und<br />
sehe auch das große Engagement der<br />
Lehrer“, so Regierungspräsidentin<br />
Marianne Thomann-Stahl.<br />
Auch Bürgermeister Stefan Rother<br />
zeigte sich begeistert von der Arbeitsweise<br />
der Sekundarschule. „Die<br />
Sekundarschule ist eine Teamschule“,<br />
so Schulleiter Meinolf Klahold,“<br />
darauf sind wir stolz, Schülerinnen<br />
und Schüler sind begeistert von<br />
dieser Art des Unterrichts denn wir<br />
bereiten auch auf das Abitur vor“.<br />
Es gebe eine Kooperation mit dem<br />
Gymnasium Horn Bad Meinberg,<br />
fährt er fort, Schüler ab der 10<br />
Klasse können, bei entsprechender<br />
Qualifikation, zum Gymnasium<br />
wechseln.<br />
PR<br />
Lehrer und Schüler Sekundarschule empfangen die Regierungspräsidentin Marianne Thomann-Stahl:<br />
(v.l.) Sabine Schröder (Lehrerin), Azzurra Distratis (9c), Bürgermeister Stefan Rother, Sina Schäfers (9c),<br />
Torsten Schätz (Schulfach Dezernat Bez. Reg.), Shayn Matschkus (7a), Laura Schäfer (9c), Meinolf Klahold<br />
(Schulleiter), Stefania Braez (7a), Jan Säck (9c), Michael Jacobsmeier (Fachbereichsleiter Bildung,<br />
Ordnung, Soziales), Adelina Braez (8a), Nicole Glaremin-Brünger (Lehrerin), Marianne Thomann-Stahl<br />
(Regierungspräsidentin), Marcelina Brecht (9c), Dr. Heike Delker (Lehrerin), Nadine Vatterott (Lehrerin),<br />
Sefkan Grürhancek (9c), Timo Lang (Lehrer), Juliane Karst-Gaidt (Lehrerin), Kathrin Münstermann<br />
(Lehrerin), Marian Ulbricht (8c), Katharina Bröcker (Lehrerin).<br />
Foto: Peter Radszuweit