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Bauen & Sanieren 2018

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01/<strong>2018</strong><br />

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verkaufen hat mich eigentlich nie interessiert. 1989 gründeten<br />

wir die Firma, aber erst 1994 schied ich aus dem<br />

Familienunternehmen aus.<br />

European Extremely Large Telescope (E- ELT, Computergrafik):<br />

Die Abmessungen dieses „Fernrohrs” sind beeindruckend.<br />

> Radius: Während seines Forschungsdoktorats hat ihr Bruder<br />

zusammen mit Prof. Salinari vom Institut für Astrophysik<br />

in Arcetri innovative Technologien für die Anpassung der<br />

Optik von großen Teleskopen experimentiert, um Bilder aus<br />

dem Universum schärfer darstellen zu können.<br />

V. Biasi: Bis zu diesem Zeitpunkt hatte es für die Schärfeneinstellung<br />

der Hauptlinse nur mechanische Systeme<br />

gegeben, und damit war das Maß der Teleskoplinsen auf<br />

maximal vier Meter beschränkt. Dank unseren optischen<br />

Adaptoren werden die beiden neuen Teleskope, an denen<br />

wir gerade arbeiten, einen Durchmesser von 24,4 bzw.<br />

39 Metern erreichen! Das GMT, Giant Magellian Telescope<br />

und das EELT European Extremely Large Telescope werden<br />

2023 bzw. 2024 in der Wüste von Atacama in Betrieb<br />

genommen werden. Unser System leitet die Bilder aus dem<br />

All von der Hauptlinse auf einen zwei Millimeter dünnen,<br />

wesentlich kleineren Spiegel, dessen Oberfläche sich mittels<br />

5.300 elektromagnetischer Adaptoren spiegelverkehrt an<br />

das durch atmosphärische Turbolenzen verzerrte Bild des<br />

Hauptspiegels anpasst, kontinuierlich und mit einer unvorstellbaren<br />

Präzision. Auf diese Weise entsteht ein unverzerrtes,<br />

klares Bild. Aber jetzt werde ich zu technisch.<br />

> Radius: Jedenfalls entwickeln und bauen sie diese Systeme<br />

alle in Bozen?<br />

V. Biasi: Das stimmt. Wir beschäftigen 14 hoch qualifizierte<br />

Ingenieure, die in engem Kontakt mit den führenden<br />

Forschungsinstituten und Universitäten weltweit stehen.<br />

Unsere ultrapräzisen Zeitmessgeräte kommen bei den<br />

wichtigsten sportlichen Veranstaltungen zum Einsatz,<br />

Grand Prix, Weltmeisterschaften, Olympiade. Außerdem<br />

entwickeln wir Hightech-Systeme für die Optimierung<br />

und Analyse von Hochleistungsport-Training sowie Geräte<br />

für die Ganganalyse im Reha-Bereich. Die erfolgreichsten<br />

Mannschaften Real Madrid, Chelsea, Inter, die Penguins<br />

sowie Universitäten und olympische Zentren in Europa, in<br />

den USA usw. sind Kunden von uns.<br />

> Radius: Und da ergeben sich dann Berührungspunkte mit<br />

der Klinik und dem Team von OrthoPlus?<br />

V. Biasi: Unser Zentrum Promoptus wird sicher eng mit der<br />

orthopädischen Klinik zusammenarbeiten. Dadurch können<br />

wir unsere Geräte auch im eigenen Haus testen. Und in<br />

unserem Kongresszentrum, das über Glasfaser mit den OPs<br />

gekoppelt ist, werden wir nicht nur Forscher aus aller Welt<br />

zu Gast haben, sondern auch Weiterbildungsveranstaltungen<br />

für Physiotherapeuten und Ärzte auch in deutscher Sprache<br />

anbieten.<br />

> Radius: Hohe Ansprüche also an Planer und Baufirmen!<br />

V. Biasi: Wir haben uns ganz bewusst für Firmen aus Südtirol<br />

entschieden.<br />

> Radius: … und eine große Herausforderung<br />

für den Architekten.<br />

V. Biasi: Wir hatten einen ausgezeichneten. Absolut kompetent<br />

für alle technologischen Fragen, die mit dem Bau<br />

verbunden waren. Meine Tochter Martina Biasi, Partner des<br />

Studios Area 17 in Bozen.<br />

> Radius: Was zeichnet das Gebäude aus?<br />

V. Biasi: Abgesehen von den hochtechnologischen Räumlichkeiten,<br />

den Laboratorien, den beiden bereits erwähnten<br />

Clean-Rooms, den komplexen Systemen der Operationssäle,<br />

ist es ein ästhetisch sehr ansprechender fünfstöckiger Bau,<br />

der trotz der Glasfassaden ein KlimaHaus A+ ist, dank der<br />

Dreifach-Scheiben. Wir haben außerdem mit 54 dB eine einzigartige<br />

akustische Isolierung, und das Gebäude wird energiesparend<br />

über Fernheizung von der Müllverbrennungsanlage in<br />

Bozen beheizt. Neben dem großen, 300 Quadratmeter Clean-<br />

Room gibt es einen Direktzugang für Sattelschlepper.<br />

> Radius: Und warum Bozen und nicht woanders?<br />

V. Biasi: In Tirol hätten Sie uns den roten Teppich ausgelegt.<br />

Ein Spottpreis für das Grundstück, Genehmigungsverfahren<br />

im Eiltempo, Förderungen … aber unsere Firma lebt von<br />

unseren hoch qualifizierten, unersetzlichen Mitarbeitern. Mit<br />

Sicherheit wären uns nicht alle nach Österreich gefolgt. Und<br />

außerdem besteht eine starke Bindung zu Südtirol. Auch wenn<br />

ich sagen muss, dass es alles andere als leicht war. Exorbitante<br />

Grundstückspreise, fast zehn Jahre vom Ansuchen um Grund<br />

bis zur Baulizenz, keine öffentliche Förderung für den Bau …<br />

Aber unsere Wurzeln sind hier, und wir freuen uns darauf, im<br />

April unseren neuen Firmensitz zu beziehen!

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