E_1929_Zeitung_Nr.071
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Nach kurzer Zeit begann Kettrupp seinen<br />
Verlust wieder aufzuholen: 186 — 188 —<br />
189 —<br />
Jetzt kam die berüchtigt© Spitzkurve beim<br />
Försterhaus.<br />
«Gas weg!» dachte Kettrupp und im selben<br />
Moment hatte er den Fuss vom Gashebel<br />
genommen.<br />
Doch..., was war das...?<br />
Ein eisiger" Schreck durchzuckte ihn: mit<br />
unverminderter, ja mit gesteigerter Kraft flog<br />
der Wagen vorwärts! 190 zeigte bereits der<br />
Tachometer! Das Brummen der acht Zylinder<br />
Hess nicht nach! Und die gefährliche<br />
Kurve kam mit jedem Bruchteil einer Sekunde<br />
näher...!<br />
Im Nu hatte Kettrupp begriffen: eine Zehntelsekunde<br />
genügte und er wusste es: einer<br />
«der neuen Vergaser klemmte sich, war infolge<br />
der .ungeheuren Beanspruchung zu<br />
'heiss geworden! Die Zeit hatte gefehlt, um<br />
Einen Moment, bitte!<br />
Einen Speziaipreis für Strandbadbilder haben wir<br />
für unseren photographischen Wettbewerb ausgesetzt.<br />
Bedingungen im Autler Nr. 67.<br />
genau einzuregulieren, und nun rächte es sich<br />
bitter: er konnte das Gas nicht mehr wegnehmen,<br />
er konnte nicht mehr langsam fahren.<br />
In dieser fast verzweifelten Lage fühlte<br />
Kettrupp, wie ihm ein kalter Schauer über<br />
den Rücken lief. Er hatte seine Geschwindigkeit<br />
aufs äusserste auskalkuliert: bis hart<br />
an die Kurve mit Vollgas; Gas weg; scharf<br />
abgebremst; umgeschaltet und mit Vollgas<br />
weiter!<br />
So hätte es sein sollen! Aber konnte er<br />
das jetzt noch wagen, nachdem der Vergaser<br />
defekt war? Das Wichtigste war doch, dass<br />
er sofort wieder Vollgas gab, sobald die Räder<br />
eingeschlagen waren. Aber zu riesengross<br />
klaffte der Schlund des Vergasers, der<br />
Motor würde die verstärkte Brennstoffzufuhr<br />
nicht bewältigen können! Mit zuviel Gas<br />
würde er nicht sofort wieder anspringen,<br />
und dann... dann würde die Schleudergefahr<br />
zu gross!<br />
Einfach anhalten? Unmöglich! Er hatte<br />
damit gerechnet, dass er mit etwa 65 Kilometern<br />
in die Kurve gehen würde. Und diese<br />
65 Kilometer konnte er nicht auch noch wegbremsen!<br />
Er wäre glatt in die Menge der in<br />
ihrer Neugier vorwitzigen Zuschauer gefahren!<br />
Das Bild des Unglücks, der Katastrophe,<br />
die dann entstehen konnte, vermochte<br />
er nicht zu ertragen. Dann war es wohl besser...<br />
in Gottes Namen: die Zähne zusammengebissen,<br />
das Aeusserste gewagt und...<br />
hindurch!<br />
Mit ohnmächtiger Wut verkrampfte sich<br />
Kettrupp in sein Lenkrad. Gleich im ersten<br />
Moment, als sich der Defekt herausstellte,<br />
hatte er den Schaltschlüssel herausgerissen,<br />
und an den Explosionen, die aus dem Auspuffrohr<br />
sprühten, konnte er hören, dass der<br />
Zug nach vorwärts aufgehört hatte. Ruckweise<br />
war die Tachometernadel zurückgesprungen:<br />
135 — 115 — 95...<br />
Als er an das Tempo dachte, kam es wie<br />
eine Erleuchtung über ihn: wenn der Motor<br />
wieder anspringen sollte, wenn er das todbringende<br />
Schleudern vermeiden wollte, dann<br />
durfte er nicht auf 65 heruntergehen! Für<br />
den vierten Gang war 80 gerade wenig genug...<br />
Das war die Rettung! Er musste es<br />
wagen...!<br />
Tief in die Polsterung hinein duckte sich<br />
Kettrupp, als es in die lebensgefährliche<br />
Kurve hineinging. Jetzt begann der Wagen<br />
zu schleudern... Nun die Zündung wieder<br />
eingeschaltet... Ein mattes Brummen ertönte<br />
...<br />
Wohl nur eine Hundertstelsekunde lang<br />
dauerte es. Aber mit welchem Grauen, mit<br />
welcher Qual bangte Kettrupp: würde es<br />
der Motor packen? Schon lag er am äussersten<br />
Rande der Chaussee, schon rutschten<br />
die Vorderräder über die Kante der Böschung<br />
hinweg... Da... der Ruck nach<br />
rechts hörte auf... Es war überstanden!<br />
Zögernd und fast widerwillig griff Kettrupp<br />
nach dem Schaltschlüssel, aber er zog ihn<br />
doch nicht ganz heraus: Kaum, dass er ernstlich<br />
daran gedacht hatte, aufzugeben, verspürte<br />
er einen beklemmenden Druck in der<br />
Herzgegend.<br />
Er konnte ja gar nicht aufgeben, solange<br />
der Wagen noch lief! Er war ja selbst schuld<br />
an dem Defekt, weil er ja den Einbau der<br />
verhängnisvollen Vergaser verlangt hatte!...<br />
Sich selbst musste er es zuschreiben, wenn<br />
er den Wagen jetzt nicht mehr in der Gewalt<br />
hatte!<br />
«Gas, der Borst läuft uns ja davon! Geben<br />
Sie doch Gas! Vollgas!»<br />
Es war sein Beifahrer, der Monteur Albert,<br />
der Kettrupp aus seinen trübsinnigen<br />
Gedanken riss.<br />
Die erste Reaktion war unwillkürlich: Er<br />
trat auf den Gashebel, ohne zu bedenken,<br />
dass der Vergaser defekt war, dass er das<br />
Tempo gar nicht mehr mit dem Gashebel regulieren<br />
konnte!... Er dachte nicht mehr<br />
daran, dass er erst vor wenigen Sekunden<br />
die Zündung durch Herausziehen des Schaltschlüssels<br />
unterbrochen hatte!<br />
Erst nach einer Weile begriff er, warum es<br />
sich handelte. Und da geschah das Merkwürdige:<br />
er fing an zu lachen, zuerst gepresst,<br />
dann aber frisch und herzhaft... Der<br />
hatte also keine Ahnung, in welcher Gefahr<br />
er noch vor einer Minute- geschwebt hatte,<br />
dem war die Spitzkurve nicht gefährlich vorgekommen!<br />
Und mit einer Ruhe, die nach dem Heiterkeitsausbruch<br />
unheimlich wirkte, wandte er<br />
sich zu Albert:<br />
«Lass es gut sein! Den Vorsprung halben<br />
wiir bald aufgeholt!»<br />
Bei jeder Kurve kam das Gefühl der Unsicherheit<br />
wieder. Sobald Kettrupp den<br />
Schaltschlüssel herausgezogen hatte, überlief<br />
es ihn kalt. Nun aber, da er die Situation<br />
zu begreifen glaubte, ging er mutig dagegen<br />
an. Eine Hundertstelsekunde lang schloss er<br />
die Augen... Gerade lange genug, um das<br />
Hämmern des Herzschlages zu spüren, das<br />
im gleichen Rhythmus mit dem Motor zu<br />
pulsieren schien. Dann aber strafften sich<br />
seine Sehnen, und er packte mit wuchtigem<br />
Griff in die Lenkung.<br />
Schon über eine Runde lang' lag der Blaue<br />
dicht hinter dem Bugatti; nur noch die<br />
SpitzkuTve, und Borst hatte sein© Position<br />
behauptet! Aber die Spannung war für<br />
Kettrupp unerträglich geworden. Er wodlte<br />
es wissen, er wollte die Entscheidung, die<br />
Entscheidung um jeden Preis!... In rasendem<br />
Tempo flog der Wagen an die Spitzkurve<br />
heran; Meter um Meter verringerte<br />
(sich der Abstand von dem vor ihm liegenden<br />
Bugatti...<br />
AUTOMOBIL-REVUE <strong>1929</strong>— N° 71<br />
Da... ein vielhundertstimmiger Aufschrei<br />
Menge, die panikartig auf die Böschung<br />
flüchtete: Mitten in der gefährlichsten Kurve<br />
des ganzen Rennens hatte der Blaue den Bugatti<br />
überholt! Die höllische Schleuderkraft<br />
triss Kettrupps Wagen derart zur Seite, dass<br />
die Räder schneller ausscherten, als der<br />
Wagen überhaupt lief. Wie ein Kreisel<br />
drehte sich der Wagen um sich selbst: eine<br />
ganze und noch eine Vierteldrehung, 390<br />
iGrad! Aber da fing er sich wieder und sauste<br />
mit donnerndem Knattern weiter!<br />
Erst weit hinter dem Ziel kam der Blaue<br />
zum Stehen, denn nur mit Mühe konnte Albert,<br />
der Monteur, Kettrupp davon überzeugen,<br />
dass das Rennen vorbei sei! Im Nu waren<br />
die Zuschauer gefolgt und eine begeisterte<br />
Menschenmenge drängte sich um den<br />
Sieger.<br />
Auch Dr. Hülsmann war zur Stelle. Ueber<br />
die Karosserie hinweg umarmte er Kettrupp:<br />
«So einen kühnen Fahrer wie Sie gibt es<br />
nicht wieder! Die hundert Mille gehören natürlich<br />
Ihnen; Sie sollten sie ja sowieso bekommen.<br />
Aber Borst hat es auch wirklich<br />
verdient, das Geld zu verlieren!»<br />
Kettrupp hatte noch nicht aufgehört zu<br />
staunen, als auch Borst zu ihm trat. Auf Gehässigkeiten<br />
gefasst, lehnte er sich zurück,<br />
musste aber zu seiner Ueberraschung vernehmen:<br />
«Alle Wetter, Kettrupp! Bei Ihnen kann<br />
man tatsächlich noch lernen! Ihre Schileudertechnik<br />
ist ja einfach fabelhaft! Ihren Sieg<br />
haben Sie redlich verdient und ich bin der<br />
erste, der Ihnen von Herzen dazu gratuliert!»<br />
(Ralph Andor in «Dresdener Neueste Nachrichten».)<br />
Der stolze Bohemien<br />
Eines Tages lächelte Henry de Groux, dem<br />
letzten grossen Bohemien und wahren Künstler<br />
des Montmartre, das langersehnte Glück:<br />
er erhielt den Auftrag, die Ausstattung eines<br />
Schlosses durchzuführen und gleichzeitig eine<br />
Summe von 30 000 frs. ausbezahlt. Er kehrte<br />
mit diesem Vermögen in der Tasche nach Paris<br />
zurück, ging, wie sein Freund Flisseau in<br />
einer Wiener <strong>Zeitung</strong> zu erzählen weiss, am<br />
Kai spazieren — leider nicht auf der Seite,<br />
Wo die Buchhändler sind, sondern auf der<br />
andern, wo die Antiquitätenhändler ihre Läden<br />
haben — und das war das Unglück. Vor<br />
jedem Schaufenster blieb er stehen und freute<br />
sich an den schönen Dingen, die es da zu<br />
sehen gab. Besonders von einem konnte er<br />
Auf schönen Touren sollte man nie seinen Photoapparat<br />
vergessen. Beteiligen Sie eich am Photowettbewerb<br />
der c Illustrierten Automobil-Revue »•<br />
Bedingungen im cAutler-Feierabend» Nr. 67 oder<br />
durch die Redaktion der cA.-R.>.<br />
Photographleren Sie?<br />
Einen iSpezialpreis für Tourenbilder haben wir für.<br />
unseren photographischen Wettbewerb ousgesetzL<br />
Bedingungen im Autler Nr. 67.<br />
sich nicht trennen, in dem eine entzückende<br />
Miniatur lag, die es ihm angetan hat. «Welche<br />
Feinheit, welche Anmut, welche Lieblichkeit<br />
liegt doch im Lächeln dieser Frau!» rief<br />
er aus. «Wie wundervoll muss es gewesen<br />
sein, sie gekannt zu haben! Oder, wenn man<br />
wenigstens dieses Bild sein nennen könnte!,<br />
Ach, warum bin ich nicht reich...!» Im nächsten<br />
Augenblick aber, als ob dieses Wort ihm<br />
erst, nachdem er es ausgesprochen, seine<br />
volle Brieftasche zum Bewusstsein gebracht<br />
hätte, fuhr er beglückt fort: «Aber ich bin<br />
doch reich! Wie konnte ich nur vergessen!»<br />
Er betrat also den Laden und fragte mit<br />
der Gleichgültigkeit eines reichen Engländers:<br />
«Was kostet diese Miniatur?»<br />
Der Händler sah den nicht sehr respektabel<br />
aussehenden Mann mit den ausgetretenen<br />
Schuhen, dem zu weiten Ueberrock und dem<br />
zerknitterten Hut geringschätzig an und<br />
sagte: «Das ist nichts für Sie. Dieses Bild ist<br />
sehr teuer.»<br />
Jetzt wurde de Groux rot. «Ich habe Sie<br />
nicht um Ihre Meinung, sondern um den Preis<br />
gefragt!» sagte er zornig.<br />
i«Also schön: 35 000 Francs, wenn Sie es<br />
durchaus wissen wollen», antwortete der<br />
Händler und schickte sich an, ins Nebenzimmer<br />
zu gehen.<br />
«Bitte, warten Sie gefälligst,» sagte de<br />
Groux. «Ich kaufe das Bild.» Zog seine Brieftasche,<br />
zählte dreissig Tausendfrancscheine<br />
auf den Tisch und sagte zu dem erstaunten<br />
Händler: «Entschuldigen Sie, ich habe nicht<br />
so viel bei mir. Akzeptieren Sie für den Rest<br />
einen Wechsel auf drei Monate?»<br />
Man kann sich denken, wie rasch der<br />
Händler ja sagte. De Groux unterzeichnete<br />
also das Papier, was ihm zehn Jahre seines<br />
Lebens vergiften sollte, nahm die Miniatur<br />
und trollte sich vergnügt wie noch nie heimwärts.<br />
Auf der Strasse bemerkte er plötzlich, dass<br />
er hungrig sei. Aber vergeblich drehte er<br />
seine Taschen um — kein Sou war darin l<br />
Eine Stunde lang irrte er herum, zwischen<br />
der Miniatur und dem Verlangen seines Magens<br />
schwankend, und es kam, wie es kommen<br />
musste: er unterlag. «Ich habe mich<br />
wenigstens eine Stunde lang am Besitz dieser<br />
Köstlichkeit erfreut», beruhigte er sich selbst,<br />
dann trat er in den Laden eines Trödlers und<br />
verkaufte ihm den Schatz um fünfzig Francs.<br />
Um nichts in der Welt wäre er zu dem Manne<br />
zurückgegangen, bei dem er das Bild gekauft<br />
hatte : er ging in das nächste kleine Wirtshaus,<br />
ass und trank, und nach dem vierten<br />
Glase begann er den fremden Tischgenossen<br />
einen Vortrag darüber zu halten, wie<br />
schrecklich das Leben und die animalischen<br />
Bedürfnisse seien, die einen zwingen können*<br />
eine herrliche Frau nach ein paar Stunden<br />
aufzugeben, weil man seinen Hunger stillen<br />
müsse...<br />
Gegenwart des Leichnams veranlassen. Ebenso<br />
die Rekonstruktion des Unfalls in der<br />
Nacht.<br />
Die Tatsache, dass ich den Schwerverletzten<br />
im Auto zum Arzt gebracht hatte zu einer<br />
Zeit, da gewisse Zweifel über den genauen<br />
Hergang nicht ganz unberechtigt waren,<br />
sprach schon als Gesamtes gegen mich.<br />
Ich war der Mörder. Unter dem Vorwande,<br />
den Verunfallten auf der Strasse bewusstlos<br />
gefunden zu haben, brachte ich ihn in die<br />
nächste Ortschaft, um ihm einerseits vielleicht<br />
noch das Leben zu retten und anderseits<br />
jeden Verdacht von mir abzulenken.<br />
Dieser Versuch war für den Kriminalisten zu<br />
durchsichtig.<br />
Es gab also keinen Ausweg mehr. Ich war<br />
überliefert. Ich hatte also verkehrt gehandelt.<br />
Ich hätte ihn liegen lassen sollen. Das wäre<br />
vielleicht weniger menschlich gewesen, aber<br />
weniger gefährlich. Der Umstand, dass ich<br />
den ganzen vorhergehenden Abend gefeiert<br />
hatte, erklärte alles. Man hatte mit einem<br />
hartnäckigen und verbissenen Lügner zu<br />
tun. «Wenn Sie wirklich glauben, dass ich den<br />
Tod dieses Menschen verursacht habe, so<br />
nehme ich das Urteil an.» Hatte ich das gesagt?<br />
Oder war es nur noch mehr ein böser<br />
Geist, der mein Fürsprech war? «Gut», sagte<br />
der Untersuchungsrichter; er fühlte meine<br />
heuchlerische Rede. Er war seiner Sache<br />
ganz sicher. Aber irgendwie musste ihn die<br />
Gelassenheit, in der ich das hervorbrachte,<br />
zum Nachdenken veranlasst haben. Nachher<br />
sagte ich ihm noch etwas ins Ohr. Ober war<br />
es wieder nur ein böser Geist? Der alte<br />
Herr lächelte kalt. Nein, meine drei Freunde<br />
von der Geburtstagsfeier konnten nicht Zeuge<br />
sein. Das hatte auch gar keinen Wert. Das<br />
war zu unwesentlich. Aber jetzt nannte ich<br />
die Wirtin, die doch hinter dem Büffet sass<br />
und grinste. Die musste es doch wissen, ob<br />
ich wirklich betrunken war oder nicht. Und<br />
dann... dann... der Mann in der Ecke, der<br />
eine <strong>Zeitung</strong> las und uns dann und wann zuhörte!<br />
Drei Tage darauf wurden die Wirtin und<br />
der Mann «in der Ecke» verhört. Aber die<br />
Wirtin wollte sich nur noch mehr an Roman<br />
Abt erinnern, der eine schwere Zunge gehabt<br />
hatte. Und der Mann «in der Ecke»? Der<br />
musste es noch wissen. Und wirklich, er<br />
wusste es noch sehr gut. Aber nicht nur das.<br />
Er wusste es auch besser als ich selbst. Sie<br />
seien alle vier unvernünftig betrunken gewesen,<br />
sagte er.<br />
Der Untersuchungsrichter trat hart auf<br />
mich zu. Mit seiner kleinen weissen Hand<br />
zeigte er auf meine Stirne. Er wollte sprechen,<br />
aber er brachte in der Erregung kein<br />
Wort hervor.<br />
Man führte mich ab. Der Fall war erledigt.<br />
Am andern Morgen wünschte ich den Untersuchungsrichter<br />
ein letztes Mal zu sprechen.<br />
Aber er kam nicht mehr. Er wollte<br />
nichts mehr mit mir zu tun haben. Seine<br />
Untersuchung war abgeschlossen. Die Akten<br />
waren im Besitze des Staatsanwaltes.<br />
Aber ich liess nochmals eindringlich bit-<br />
ten. Nach langer Zeit kam er. Es schien mir,<br />
er habe Mitleid, Bedauern. Ich sagte ihm wieder<br />
etwas. Er lachte laut und bitter. «Sind<br />
Sie von Sinnen?» brüllte er. Ich schütteltet<br />
traurig den Kopf. Ich dachte an meine Angehörigen,<br />
an meine Freunde, mein Leben. Ich<br />
war vernichtet. Und meine Angehörigen dazu.<br />
Schatten erschienen an den Wänden und<br />
warfen mich zu Boden. Ich war der Raserei<br />
nahe.<br />
Drei Tage nachher stand der Name dea<br />
Untersuchungsrichters gesperrt in der Zei-i<br />
tung. Es war ihm gelungen, einen raffiniertem<br />
Fang zu tun. Der junge Mann aus der ent-<<br />
fernten Stadt wurde aus der Haft entlassen-<br />
Der Schuldige war der Mann «in der Ecke»..<br />
Er hatte sich in einem stundenlangen Kreuzverhör,<br />
ein richterliches Meisterstück, verra-*<br />
ten. Das Unglück hatte sich zwei Minuten vor<br />
meinem Hinzukommen ereignet. Aber der<br />
Automobilist war in der Nacht davongefahren...<br />
r<br />
(Fortsetzung folgtJ