E_1929_Zeitung_Nr.071
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N"71:.— <strong>1929</strong><br />
spricht dies bei Chirön einer mittleren Stundengeechwindigkeit<br />
von 77,2 km und bei Stuck von 77,05<br />
km. Wer die Klatusenstraese mit ihrem halben<br />
Hundert Kurven und den verschiedenen Steigungen<br />
bis zu 8,5 Prozent, welches in 21,5 km Länge 1273<br />
m Höhendifferenz überwinden, kennt, der ermi&st<br />
die sportliche Grosstat dieser beiden Klausenkoryphäen;<br />
Kaum war der letzte Wagen übers Zielband,<br />
fing es leicht zu regnen an, doch öffnete der Himmel<br />
mählich alle seine Schleusen, so dass die Abwanderung<br />
der in der Morgenfrühe in sommerlich<br />
leichter Kleidung herauf gepilgerten Fussgänger vielfach<br />
zu einer eigentlichen Flucht ausartete. Bei<br />
der Abfahrt, die sich gen Altdorf hin vollzog, wurde<br />
jedem Beschauer die erdrückende Wucht des diesjährigen<br />
Besuches nochmals vor Augen geführt:<br />
Eine unendliche Kolonne, die während Stunden<br />
fast lückenlos zu Tal fuhr und ununterbrochene<br />
Talwanderung Tausender von Fussgängern, die auf<br />
der Hauptstrasse in unübersehbaren Zweierkolonnen<br />
heimwärts strebten. Die Polizei von Zürich,<br />
welche die Verkehrsregelung an den schwierigsten<br />
Punkten übernommen hatte, leistete fast übermenschliche<br />
Arbeit. — langsam, erst stockend und<br />
dann gleichmässig abfliessend, kam die ganze Lawine<br />
der Klausenbesucher ins Rollen, sicher dirigiert<br />
von den Beamten. Mit ihrem Verkehrsdienst<br />
an der Klausenstrase selbst oder in Glarus und<br />
Linthal sicherten sie nicht nur einen tadellosen<br />
Ordnungsdienst, sondern sie boten den Einheimischen<br />
gleichzeitig auch ein Schauspiel, so _ quasi<br />
einen Ausschult aus dem Grossstadtleben. Die Anwohner<br />
sammelten sich jeweilen in grossen Gruppen<br />
in respektvoller Distanz von der Verkehrspo-<br />
. lizei, um mit unverhaltener Bewunderung ihren<br />
Dienst zu verfolgen. Auch der Strassenhilfsdienst,<br />
deT von vier sauberen Chrysler-Wagen besorgt<br />
wurde, leistete manchenorts wertvolle Hilfe und<br />
vermittelte einen Begriff von der Wohltat eines ausgebauten<br />
Strassenhüfsdienstes, wie ihn ausländische<br />
Automobilverbände seit Jahren kennen.<br />
Begrüssungsbankett<br />
im Hotel Glarnerhof.<br />
Am Samstag, abends um 8V2 Uhr, versammelte<br />
sich eine stattliche Schar geladener<br />
Gäste aus dem In- und Auslande im<br />
«Glarnerhof», wo ihrer eine festlich ge-<br />
1 schmückte Tafel wartete. Herr Kantonsrat<br />
Gassmann, Zürich, begrüsste die Anwesenden<br />
im Namen des Empfangskomitees des<br />
7. Internationalen Klausenrennens* Ein<br />
«Herzlich Willkommen» richtete er ganz besonders<br />
an die zahlreichen Ehrengäste, die<br />
aus allen Teilen unseres Landes, von<br />
Deutschland, Frankreich, Italien, Oesterreich,<br />
Ungarn herbeigeeilt sind, um -dem<br />
«Grossen Bergpreis» der Schweiz beizuwohnen.<br />
Es sind dies die Herren:<br />
Regierungsrat Hefti, Glarus, Regierungsrat<br />
Pfister, Zürich, Stadtrat Kruck, Zürich,<br />
Stadtrat Ribi, Zürich, Ständerat Mercier,<br />
Glarus, Gemeinderat Streift, Glarus, Dr.<br />
Wiesendanger, Polizeiinspektor der Stadt<br />
Zürich, Kantonsingenieur Blumer, Glarus,<br />
Blurner-^Koch, Verkehrsverenx. Glarus, 3nnod,<br />
Direktor der Schweiz. Verkehrszentrale<br />
Zürich, Wild, Betriebschef des Kreises<br />
3 der S. B. B., Zürich, Thiesing, Chef<br />
des Publizitätsdienstes der S. B. B., Bern,<br />
Major im Generalstab Ackermann, Dübendorf,<br />
J. Decrausat, Präsident der N. S. K.,<br />
Genf, Chappot, Vizepräsident der Sportkommission<br />
U. M. S., Genf, Primault, Generalsekretär<br />
des A. C. S., Genf, Jakober,<br />
Präsident der Autosektion Glarus des T. G.<br />
S., Niederurnen, Major Gzermak, Vizepräsident<br />
des A. V. D. und Präsident des Bayerischen<br />
A. G., München, Mr. Pereire, Delegierter<br />
des Automobile-Club de France,<br />
Delmar, Delegierter des Ungarischen Automobil-Club,<br />
Budapest, Byle, Delegierter des<br />
Oesterreicher A. C, Wien, Kroth, Sportspräsident<br />
des A. D. A. C, München, K61-<br />
lensperger, Präsident des Automobil-Club<br />
vom Tirol, Innsbruck, Frau Brinholz, Präsidentin<br />
des Damen-Automobil-Club, Berlin,<br />
Engel, Delegierter des Wiesbadener<br />
Automobil-Club, Wiesbaden, D. Guhl, Präsident<br />
des Badischen Automobil-Club,<br />
Karlsruhe, Grandi, Präsident des A. C. di<br />
Varese, Varese, Hauser, Präsident des Freiburger<br />
A. C, Freiburg i. Br., Dr. Creutz,<br />
Schöpfer des Nürburgrings, Adenau, Buckmüller,<br />
Delegierter des Oesterreicher Motorradfahrer-Verbandes,<br />
Wien, sowie die<br />
anwesenden Präsidenten der A. C. S.-Sektionen,<br />
von welchen wir die Herren Chantre,<br />
Genf, und Dr. Rietmann, Fräuenfeld, bemerkten.<br />
Auch den vielen Rennfahrern wurde ein<br />
berechtigtes Wort der Anerkennung zuteil.<br />
Einen speziellen Dank widmete der Sprechende<br />
den Regierungen von Glarus und<br />
Uri, ist doch ein Teil vom Gelingen des<br />
Rennens ihrer Sympathie zu verdanken.<br />
Mit einem Prosit auf das gute Gelingen des<br />
«VII. Internationalen Klausenrennens> beendigte<br />
der Präsident des Empfangskomitees<br />
seine mit grossem Beifall aufgenommene<br />
Rede. Alsdann richtete Herr Dr.<br />
Rietmann als Mitglied des Zentralvorstandes<br />
treffliche Worte an. die Anwesenden.<br />
Herr Major Gzermak, Präsident des Bayr.<br />
A. C, ergreift das Wort, wobei er ganz besonders<br />
auf die freundschaftlichen Beziehungen<br />
hinweist, die zwischen den beiden<br />
nationalen Verbändet bestehen. Die jüngst<br />
zu Ende geführte Alpenfahrt hatte ja zudem<br />
weitern Anlass zur Förderung des gegenseitigen<br />
guten Einvernehmens gegeben.<br />
Im Namen der Behörden wendet sich Herr<br />
Regierungsrat Hefti von Glarus an die<br />
Festgemeinde. Er skizziert in interessanten<br />
Darlegungen den Aufschwung des Automobilwesens<br />
und seine Bedeutung für<br />
den Kanton Glarus.<br />
Bei anschliessender musikalischer Untere<br />
haltung nahm der Abend einen für allöljfer<br />
teiligten angenehmen Verlauf. ' \<br />
Preisverteilung in Altdorf, r<br />
Endlos waren die Kolonnen von Wagen; und<br />
Motorrädern, die nach Schluss des Rennen*- vom<br />
Urnerboden über die Passhöhe gegen Altdorf;'rollten.<br />
Ein Regenschauer nach dem andern begoss<br />
die Heimkehrenden. Auch, die, Preisverteilung, er*<br />
hielt einen, Regenguss,' was ihr aber weiter keinen<br />
Eintrag tat.<br />
Während der Talfahrt. hatten wir Müsse, die<br />
beiden Ford (Startnummern 36 und 37). zu betrachten,<br />
welche die Alpenfajjrt, erfolgreich bestanden<br />
haben.<br />
Regierungsrat Gehrig vom, Kanton Uri begrüsste<br />
die Organisatoren, die Konkurrenten und die Presse,<br />
gedachte in kurzen Worten der schönen und' ber<br />
geisternden Leistungen und würdigte das glänzende<br />
Gelingen der Veranstaltung, das vor allem der Sektion<br />
Zürich des A. G. S., dann aber-; auch den Sektionen<br />
Glarus und Uri zu danken ist, die ebenfalle<br />
in unermüdlicher, monatelanger Arbeit das ihrige<br />
zum Erfolg beigesteuert haben. Namens der Gemeinde<br />
Altdorf ehrt er noch in geziemender Weise<br />
Herrn Frey, den Rennleiter, der unermüdlich seines<br />
verantwortungsvollen Amtes gewaltet hat (trotzdem<br />
sein Unfall noch nicht ausgeheilt ist). Durch Altdorferinnen<br />
in Tracht wurden ihm Blumen überreicht.<br />
— --—<br />
" In messendem ISipose feierte' Herr Zenträlpr^sident<br />
Dufour des A. C. S. die technischen Erfolge<br />
des Rennens und des rasch fortschreitenden Auto<br />
mobilismus im allgemeinen. Was an den beiden<br />
Tagen von den Konkurrenten an der Klausenstrasse<br />
gezeigt worden ist, reiht sich in jeder Beziehung<br />
an 'die Erfolge früherer Jahre gleichwertig<br />
an. Besonders darf diesmal von einem gnädigen<br />
Wetterglück gesprochen werden, dann aber bot auch<br />
die Art der Rennorganisation die nötigen Garantien<br />
für das Gelingen. Die Erfahrungen früherer<br />
Jahre waren nach Möglichkeit verwertet. Auch<br />
Herr Dufour sprach dem Rennleiter, Herrn Frey,<br />
und dem Organisationsausschuss den Dank der<br />
Zentralbehörde des A. G. S. aus und würdigte in<br />
bündigen Worten die Arbeit der vielen Komitees.<br />
Einen auserlesenen Gruss widmete er den in- und<br />
ausländischen Journalisten und ein herzliches Wort<br />
dem RennsekretäT, Herrn Dr. Schmidlin, der im<br />
Mittelpunkt der Vorarbeiten stand und seine volle<br />
Arbeitskraft in der grossen Organisation auswirkte.<br />
9./10. August 1930: Der nächste Klausen.<br />
Es galt in Altdorf als Selbstverständlichkeit,<br />
dass man einen derartigen Erfolg<br />
auswertet, indem man das Rennen, wie in<br />
früheren Jahren, im jährlichen Turnus<br />
wiederholt. So lud denn Herr Zentralpräsident<br />
Dufour die Konkurrenten ein,<br />
sich am 9./10. August 1930 wieder am<br />
Starte einzufinden und an den rassigen<br />
Kämpfen teilzunehmen. Mit einem Hoch<br />
auf den «Grossen Bergpreis der Schweiz»<br />
schloss er seine stark applaudierte Rede.<br />
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