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MTD_DDG_2018_01-02

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20 Im Blickpunkt<br />

diabeteszeitung · 3. Jahrgang · Nr. 1/2 · 28. Februar <strong>2<strong>01</strong>8</strong><br />

Theorie und Praxis<br />

Was bringt die Qualifizierung zum/zur Diabetesberater/in?<br />

BAD MERGENTHEIM. Die Resonanz auf den Artikel zu den<br />

Tarifänderungen für Gesundheitsfachberufe in der Ausgabe<br />

11/2<strong>01</strong>7 war groß. Sie hat auch gezeigt, dass bezüglich der Weiterbildung<br />

zum/zur Diabetesberater/in <strong>DDG</strong> Fragen bestehen.<br />

Kathrin Boehm vom Diabetes Zentrum Mergentheim antwortet.<br />

?<br />

Wie sieht die Weiterbildung<br />

aus, wie ist sie<br />

aufgebaut?<br />

Kathrin Boehm: Über ein<br />

Jahr geht die berufsbegleitende,<br />

modular aufgebaute<br />

Weiterbildung zum/zur<br />

Diabetesberater/in <strong>DDG</strong>.<br />

Die Strukturqualitäten<br />

des Konzepts entsprechen<br />

den Empfehlungen der<br />

Kultusministerkonferenz<br />

und basieren auf dem<br />

2<strong>01</strong>1 verabschiedeten<br />

Deutschen Qualifikationsrahmen.<br />

Die Weiterbildung ermöglicht eine<br />

Anrechnung von ECTS-Punkten für<br />

spätere Weiterqualifizierungen.<br />

?<br />

Was sind die Inhalte der Weiterbildung?<br />

Boehm: Die Weiterbildung umfasst<br />

516 Theoriestunden (Präsenzunterricht)<br />

und 584 Praxisstunden am<br />

Arbeitsplatz in einem diabetologischen<br />

Team. Neben den allgemeinen<br />

diabetologischen Grundlagen<br />

und Therapieschemata liegt der<br />

Schwerpunkt auf Anamneseerhebung,<br />

Beratung und Schulung.<br />

Neben dem Theoriewissen wird den<br />

Teilnehmern durch Rollenspiele<br />

(schwierige Beratungssituationen),<br />

Kathrin Boehm<br />

Diabetes Zentrum<br />

Mergentheim,<br />

Bad Mergentheim<br />

Foto: zVg<br />

Selbsterfahrung (Pumpen<br />

probetragen) und praktische<br />

Anwendungen (Auslesen<br />

von Messgeräten,<br />

Interpretation von Blutzuckerprotokollen)<br />

ermöglicht,<br />

das Gelernte im<br />

Unterricht praktisch zu<br />

vertiefen.<br />

Die Anforderungen für<br />

die Hausarbeiten – Anamnesebogen<br />

für die Beratung,<br />

Fallarbeit und<br />

Unterrichtsplanung für<br />

Gruppenschulungen – sind so angelegt,<br />

dass ein Wissens transfer zum<br />

eigenen Arbeitsplatz bzw. Aufgabenbereich<br />

möglich ist.<br />

Curricular werden die fachlichen<br />

Inhalte stetig an die Entwicklungen<br />

in der Diabetologie angepasst,<br />

momentan im Bereich Technologie.<br />

Somit sind die Weiterbildungsteilnehmer<br />

immer auf dem aktuellen<br />

Stand.<br />

Nur wer mit seinen<br />

erworbenen Fertigkeiten<br />

überzeugt, bekommt neue<br />

Aufgaben gestellt.<br />

Fotos: fotolia/fotomek, iStock/iheartcat<br />

?<br />

Was kommt nach der Weiterbildung?<br />

Boehm: Erfahrungen der Weiterbildungsstätten<br />

zeigen, dass bei den<br />

Kursabsolventen immer wieder die<br />

gleichen Fragen aufkommen bezüglich<br />

der Tätigkeiten, die nach der<br />

Weiterbildung selbstständig ausgeübt<br />

werden dürfen und was sich<br />

beim Gehalt ändert.<br />

Da die Kursteilnehmer unterschiedliche<br />

medizinische Grundberufe<br />

sowie Berufserfahrung haben und<br />

meist in unterschiedlichen Settings<br />

arbeiten, müssen hierzu folgende<br />

konkrete Fragen geklärt werden:<br />

• Welche und wie viele praktische<br />

Erfahrungen konnten Sie während<br />

der Weiterbildung am Arbeitsplatz<br />

sammeln?<br />

• Welchen Aufgabenbereich bekommen<br />

Sie von ihrem Arbeitgeber<br />

übertragen?<br />

• Was trauen Sie sich zu und wie<br />

viel Verantwortung übernehmen<br />

Sie mit diesen Aufgaben?<br />

Im Rahmen der Weiterbildung<br />

wird deshalb im Unterricht zum<br />

„Haftungsrecht“ und „Arbeiten im<br />

interdisziplinären Team“ auch die<br />

Bedeutung einer individuellen detaillierten<br />

Arbeitsplatzbeschreibung<br />

thematisiert. Diese dient zum einen<br />

der persönlichen rechtlichen Absicherung<br />

und zum anderen der Darstellung<br />

des eigenen Aufgabenbereichs<br />

und der damit verbundenen<br />

Kompetenzen. Als Vorlage kann die<br />

Stellenbeschreibung des VDBD e.V.<br />

genutzt werden.<br />

?<br />

Und wie wirkt sich die Weiterbildung<br />

auf das Gehalt aus?<br />

Boehm: Nur wer mit seinen neu<br />

erworbenen Fähigkeiten und Fertigkeiten<br />

überzeugt, bekommt am<br />

Arbeitsplatz neue Aufgaben und<br />

kann sich eine angemessene Honorierung<br />

erhoffen. Mitentscheidend<br />

ist im ambulanten Setting oftmals<br />

auch, welche kassenärztlichen Leistungen<br />

die niedergelassenen Ärzte<br />

mit der Funktion der Diabetesberater<br />

abrechnen dürfen. Somit ist die<br />

Finanzierung von Diabetesberatern<br />

auch von den Strukturverträgen der<br />

regionalen Kassenärztlichen Vereinigungen<br />

mit den Krankenkassen<br />

abhängig. Letztendlich kann man<br />

sagen: Je größer der Rahmen der<br />

ärztlichen Delegation, je mehr Verantwortung<br />

ein Tätigkeitsbereich<br />

mit sich bringt und je größer die<br />

berufliche Erfahrung des Einzelnen<br />

ist, umso mehr Auswirkung hat dies<br />

auf das Gehalt.<br />

kol<br />

Im<br />

Gehaltsgefüge<br />

der MFA<br />

Tarifbezug ergibt sich<br />

über den Arbeitsvertrag<br />

WIESBADEN. Welches Gehalt kann<br />

ein/e Diabetesberater/in in einer<br />

Schwerpunktpraxis verdienen? Der<br />

Bundesverband Niedergelassener<br />

Diabetologen (BVND) empfiehlt<br />

seinen Mitgliedern, sich hier am<br />

Gehaltstarifvertrag für Medizinische<br />

Fachangestellte (MFA) zu orientieren.<br />

Der Tarifvertrag von ver.di für medizinisches<br />

Personal im öffentlichen<br />

Gesundheitswesen gilt nicht für<br />

Angestellte in Arztpraxen, sagt der<br />

Stellv. BVND-Vorsitzende Dr. Hans-<br />

Martin Reuter. Im Gehaltsgefüge der<br />

Praxisangestellten sei eine Dotierung<br />

von Diabetesberater/innen analog<br />

zur Vergütung von Diät assistent/innen<br />

in Kliniken nicht darstellbar.<br />

Der Verband rät deshalb zu einer Bezahlung<br />

gemäß Tätigkeitsgruppe V<br />

des MFA-Gehaltstarifvertrags.*<br />

Hier<br />

würden die Qualifikations-<br />

und Aufgabenanforderungen<br />

passen. Je nach Berufsjahren<br />

beträgt<br />

dann ein Monatsgehalt für Vollzeitbeschäftigte<br />

rd. 2400 bis 3150 Euro<br />

(ab April <strong>2<strong>01</strong>8</strong>: 2450 bis 3220 Euro).<br />

Tarifverträge gelten für die Mitglieder<br />

der abschließenden Tarifparteien. Das<br />

sind hier die Arbeitsgemeinschaft zur<br />

Regelung der Arbeitsbedingungen<br />

der Arzthelferinnen/MFA und der Verband<br />

medizinischer Fachberufe. Für<br />

Ärzte und MFA kommt eine Bindung<br />

aber eher durch eine freiwillige Vereinbarung<br />

im Arbeitsvertrag zustande,<br />

die das Gelten der Tarifverträge<br />

vorsieht. Dies ist z.B. beim Verwenden<br />

des Arbeitsvertragsmusters der Bundesärztekammer<br />

der Fall.<br />

Ansonsten können einzelvertragliche<br />

Regelungen auch von den Tarifvereinbarungen<br />

abweichen. REI<br />

* http://bit.ly/2DXDNME<br />

Fit für die Weiterbildung<br />

Schnupperkurs für angehende Diabetesassistent/innen und -berater/innen<br />

BERLIN. Im September 2<strong>01</strong>7 konnten<br />

sich interessierte Gesundheitsfachkräfte<br />

erstmals auf einem Tagesseminar<br />

über die wichtigsten Grundlagen der<br />

Weiterbildung der <strong>DDG</strong> für Diabetesassistent/innen<br />

sowie Diabetesberater/<br />

innen informieren. Bei den Teilnehmer/innen,<br />

die von dem Angebot Gebrauch<br />

machten, kam der Schnupperkurs<br />

durchweg gut an. Für dieses Jahr<br />

sind weitere Seminare, die fit für die<br />

Weiterbildung machen sollen, geplant.<br />

Kurzweilig, mit vielen interessanten<br />

Impulsen und praktischen<br />

Tipps. So lauteten die Bewertungen<br />

des ersten „Fit-für“-Seminars, das<br />

die VDBD Akademie, eine professionelle<br />

Fortbildungsplattform für<br />

Gesundheitsfachkräfte, Mitte September<br />

in Offenbach durchgeführt<br />

hat. 15 Teilnehmer/innen aus unterschiedlichen<br />

Gesundheitsfachberufen,<br />

darunter Medizinische<br />

Fachangestellte und Altenpfleger/<br />

innen, konnten sich sieben Stunden<br />

lang darüber schlau machen, welche<br />

Voraussetzungen für eine Weiterbildung<br />

zum/zur Diabetesassistent/in<br />

und -berater/in erfüllt sein müssen.<br />

„Die Begleitung von Patienten nach<br />

der Diagnose Diabetes erfordert Fähigkeiten<br />

und Kompetenzen über<br />

das rein faktische Wissen hinaus“, so<br />

Dr. Gottlobe Fabisch, Geschäftsführerin<br />

der VDBD Akademie in<br />

Berlin.<br />

Das Tagesseminar umfasste daher<br />

sowohl Informationen zu den Tätigkeitsfeldern<br />

der beiden Berufsgruppen,<br />

zu den Klassifikationen des<br />

Diabetes sowie zu den zertifizierten<br />

Schulungsprogrammen als auch<br />

praktische Übungen, beispielsweise<br />

zum Einschätzen des Kohlenhydratgehalts<br />

von Lebensmitteln oder<br />

zur Blutzuckerselbstkontrolle und<br />

Spritztechnik. „Manch einer hat zum<br />

Beispiel noch nie einen Insulinpen<br />

in der Hand gehabt“, berichtet Dr.<br />

Fabisch. Der Kurs soll daher auch<br />

Berührungsängste abbauen und zur<br />

Weiterbildung motivieren.<br />

»Detaillierte<br />

Arbeitsplatzbeschreibung«<br />

»Berührungsängste<br />

abbauen«<br />

Die nächsten Kurs-Termine<br />

14.4.<strong>2<strong>01</strong>8</strong>: Tagungszentrum am<br />

Dominikanerkloster, Dominikanergasse<br />

5, 60311 Frankfurt a.M.,<br />

7.7.<strong>2<strong>01</strong>8</strong>: Akademie für Gesundheitsberufe,<br />

Frankenburgstraße 31,<br />

48431 Rheine, Anmeldung:<br />

www.vdbd-akademie.de<br />

Weitere Informationen<br />

zur Weiterbildung:<br />

www.deutsche-diabetesgesellschaft.de/weiterbildung/<br />

diabetesberaterin-ddg/<br />

vorbereitungskurs-fit-fuer-dieweiterbildung.html<br />

Der Anstoß für das Vorbereitungsseminar<br />

sei aus den Weiterbildungsstätten<br />

gekommen, betont Dr. Fabisch.<br />

Das Curriculum sei daraufhin<br />

gemeinsam mit der VDBD Akademie<br />

erstellt worden.<br />

„Die Gruppenstärke ist aus pädagogisch-didaktischen<br />

Gründen auf<br />

20 Teilnehmer/innen beschränkt.<br />

Bei größerem Interesse wird aber<br />

eine Warteliste eingerichtet“, sagt<br />

Dr. Fabisch.<br />

Die Kosten betragen 110 Euro. Gesundheitsfachkräfte,<br />

die sich später<br />

zu einer 12- bis 14-monatigen Weiterbildung<br />

zum/zur Diabetesberater/<br />

in entschließen, haben die Möglichkeit,<br />

durch eine Mitgliedschaft im<br />

Verband der Diabetes-Beratungsund<br />

Schulungsberufe in Deutschland<br />

e.V. (VDBD) 50 % der Summe<br />

mit den Kosten für weiterführende<br />

Fortbildungen zu verrechnen.<br />

Petra Spielberg

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