E_1929_Zeitung_Nr.073
E_1929_Zeitung_Nr.073
E_1929_Zeitung_Nr.073
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
N r 73 — <strong>1929</strong><br />
Graubünden, der Kanton der<br />
Automobilabstimmungen.<br />
Es sind deren elf gewesen, und es wäre verfehlt,,<br />
sich darüber aufzuhalten oder gar der<br />
Bevölkerung Vorwürfe zu machen. Ich bin<br />
fest überzeugt, dass, wenn in andern Kantonen<br />
seit vielen Jahren das Volk von wortführenden<br />
Leuten in Reden und Zeltungsartikeln<br />
gegen das Automobil in gleicher Weise<br />
gehetzt worden wäre und wenn es dann, wie<br />
bei uns, über die Zulassung den Entscheid<br />
hätte fällen müssen, dass dann auch noch andere<br />
Kantone die Segnungen des Fahrverbotes<br />
kennen gelernt hätten.<br />
Am 15. Januar 1923 wurde die Sektion<br />
Graubünden des Automobilclubs der Schweiz<br />
mit 70 Mitgliedern gegründet. Was sagte man<br />
dazu? «Wozu ein Automobilclub, wenn man<br />
doch, nicht einmal fahren darf? das sind<br />
rechte Protzen!» Unsere Devise war in Art. 1<br />
unserer Statuten niedergelegt und lautete:<br />
«Als ihre besondere Aufgabe betrachtet die<br />
Sektion die Anbahnung guter Beziehungen<br />
zwischen den Automobilisten einerseits und<br />
den Behörden sowie der bündnerischen Bevölkerung<br />
andererseits, ferner auch die wirksame<br />
Förderung des Strassenunterhaltes im<br />
Sinne einer Entlastung der Gemeinden.»<br />
Der Sektion traten in der Folge immer<br />
mehr Mitglieder bei, alle arbeiteten zielbewusst<br />
mit, im Sinne von Artikel 1 unserer<br />
Statuten, leisteten ihre Hilfe im Kampf um<br />
die Aufhebung des Autoverbotes.<br />
Rund um unseren Kanton herrschte reger<br />
Verkehr. Graubünden aber war ein schwacher<br />
Punkt auf den Karten des Autmobilverkehrs.<br />
Verkehrsvereine, Automobilclubs der Schweiz,<br />
Verkehrszentrale etc. klopften an die Pforten<br />
unseres Kantons, jedoch vergebens. Die Einfahrtstore<br />
waren und blieben geschlossen. In<br />
Erkenntnis dieses nnhaltbaren Zustandes und<br />
auf Veranlassung def interessierten Kreise<br />
von Stadt und Land bildete sich inChur ein<br />
Aktionskomitee, das auf dem Wege der Initiative<br />
eine neue Volksabstimmung veranlasste.<br />
Diese fand statt am 21. Juni 1925 und<br />
sprengte endlich die Fpsseln. Mit grossem<br />
Jubel wurde das Resultat aufgenommen.<br />
«Graubünden frei ab 1. Juli 1925», das war<br />
die Losung.<br />
Wie sieht es heute aus? Die Sektion zählf<br />
rund 360 Mitglieder. Unser Artikel 1 der Statuten<br />
geht in Erfüllung, die guten Beziehungen<br />
mit den Behörden und der Bevölkerung<br />
sind da, die Entlastung der Gemeinden im<br />
Strassenunterhalt ist durch das neue Gesetz<br />
Die meistbefahrene Brücke Amerikas.<br />
Die Delaware River Bridge, die Philadelphia mit<br />
Gamden verbindet, ist nach neuester Zählung die<br />
geschäftigste Verkehrsader Amerikas. Kürzlich<br />
kreuzten 64 332 Motorfahrzeuge an einem Tage die<br />
Brücke, während die Höchstziffer des Hollandtunnels<br />
zwischen K'ew York und New Jersey um<br />
12 000 niedriger liegt. — Blick auf die Delaware<br />
River Bridge zwischen Philadelphia und Camden.<br />
eingetreten. Strassenverbesserungen werden<br />
vorgenommen und weitere Arbeiten schreiten<br />
erfreulich vorwärts. Der Grosse Rat hat ein<br />
von der hohen Regierung vorgelegtes Budget<br />
im Betrage von 4,5 Millionen Franken fast<br />
einstimmig angenommen. Für einen Gebirgskanton<br />
will das viel heissen. Der erste Benzinzollviertel<br />
ist zwar .für Graubünden im<br />
Verhältnis zu seinem grossen Strassennetz<br />
mager ausgefallen, wir hoffen eine gerechtere<br />
Berücksichtigung in Zukunft. Heute haben<br />
wir den Verkehr wieder zurückerobert, auf<br />
den verödet gewesenen Strassen und den<br />
einsamen Passübergängen herrscht ein starker<br />
Automobilverkehr, der Geld ins Land<br />
bringt, der Hotellerie ist neuer Impuls gegeben<br />
und die Geschäftswelt und mit ihr auch<br />
die Landwirtschaft finden beim neuen grösseren<br />
Verkehr bessere Absatzmöglichkeiten.<br />
Vor einem Jahr haben die St. Moritzer eine<br />
Automobil- Schönheitskonkurrenz durchgeführt,<br />
mit vollem Erfolg, und soeben folgt<br />
der zweite Streich, die erste Internationale<br />
Automobilwoche. Wer hätte dies vor vier<br />
Jahren gesagt oder auch nur daran gedacht?<br />
J. Cpttinelli,<br />
Präsident der Sektion des A. C. S.<br />
AUTOMOBIL-REVUE<br />
Internationaler<br />
Automobil-Grenzverkehr.<br />
Durch den gesteigerten Automobilverkehr<br />
machen sich die Nachteile einer ungleichmassig<br />
gezogenen Grenze stark bemerkbar.<br />
Nirgends dürften aber die Verhältnisse so. ungünstig<br />
sein wie gerade in unserer Gegend.<br />
Die Hauptverkehrsstrasse Basel, Waldshut,<br />
Singen, Konstanz führt durch das Zollausschlussgebiet,<br />
durch Lottstetten, Jestetten.<br />
Von hier aus geht sie bis Gottmadirigen durch<br />
Schweizer Gebiet und zwar durch den Kanton<br />
Schaffhausen. Das Zollausschlussgebiet liegt<br />
in einem sackartigen Zipfel badischen Gebietes.<br />
Der ganze Zipfel hat eine landzungenähnliche<br />
Form und umfasst sechs Ortschaften.<br />
Diese sind ausserhalb des deutschen Zollgebietes,<br />
aber badisches Hoheitsgebiet. Umgekehrt<br />
geht auch die Hauptverkehrsstrasse<br />
der Schweiz, nämlich die Hauptstrasse Schaffhausen-Zürich,<br />
durch Jestetten, Lottstetten<br />
und somit durch badisches Gebiet. Seit geraumer<br />
Zeit wird nun von der deutschen Behörde<br />
von den schweizerischen Automobilisten<br />
für die Durchfahrt durch diese Strecke<br />
badischen Gebietes ein internationaler Fahrtausweis<br />
verlangt, was früher nicht der Fall<br />
war, da diesen oben genannte Strecke eine<br />
zollfreie Enklave ist.<br />
Ziemlich viele Schweizer Automobilisten,<br />
die diese Strecke befahren, und zwar ohne<br />
internationalen Fahrtausweis, sei es, weil sie<br />
im Glauben sind, dass" durch diese Enklave<br />
kerne internationalen Papiere benötigt werden,<br />
sei es, dass sie gar nicht wissen können,<br />
sich auf deutschem Gebiet zu befinden, da<br />
weder Zollbeamte noch die üblichen Warnungstafeln<br />
vorhanden sind, wurden bestraft.<br />
Die Folge davon war, dass die Schweizer<br />
Behörde ebenso streng gegen deutsche Automobilisten<br />
vorging, die durch das eingangs<br />
erwähnte schweizerische Gebiet fuhren.<br />
Früher Hessen die Schweizer Behörden<br />
deutsehe Automobilisten stillschweigend passieren,<br />
wenn sie an Stelle des Triptyks die<br />
dreitägige Erlaubnis für Fr. 1.50 lösten. Nach<br />
dem internationalen Fahrtausweis wurde gar<br />
nicht gefragt. Seitdem nun aber deutscherseits<br />
die Kontrolle so streng gehandhabt wird,<br />
werden alle deutschen Automobilisten an den<br />
Eingangszollämtern angehalten und einer<br />
strengen Kontrolle unterzogen. Wer nicht im<br />
Besitze eines internationalen Fahrtausweises<br />
, ist, muss umkehren und ist gezwungen, einen<br />
Umweg um den Kanton Schaffhausen herum,<br />
bis Engen, etwa 100 km, zu machen. Gerade<br />
in letzter Zeit wurden an den beiden Schweizer<br />
Zollämtern Neuhausen und Thayingen<br />
viele deutsche Wagen gesehen, die unter den<br />
scharfen Massnahmen beiderseits zu leiden<br />
hatten, indem die Insassen nur zu Fuss oder<br />
mit der Eisenbahn an den Rheinfall und nach<br />
Schaffhausen kommen konnten, um nachher;<br />
wieder umkehren zu müssen. Ausserdem leidet<br />
der Zipfel badischen Gebiets, das sogenannte<br />
Zollausschussgebiet, sehr unter diesen<br />
Massnahmen. Da die Geschäftswelt dieses<br />
Gebietes ihre ganzen Beziehungen nach der<br />
Schweiz, nach den beiden Städten Schaffhausen<br />
und Zürich richtet, fühlen sie die Härte<br />
um so mehr, als ; der Verkehr von Monat zu<br />
Monat durch diese strengen Massnahmen zurückgeht.<br />
Im Interesse des deutschen Automobilreiseverkehrs<br />
und im Interesse der Schweiz und<br />
des Zollausschlussgebietes möchte doch folgende<br />
Bitte von seiten der betreffenden Regierungen<br />
erhört werden :<br />
Dem A. D. A. C. möchte gewährt werden,<br />
dass deutsche Automobilisten ohne internationalen<br />
Fahrtausweis und ohne Triptyks<br />
durch den Kanton Schaffhausen unbehindert<br />
fahren dürfen, dass ein sogenannter Transitverkehr<br />
stattfindet, indem die Schweiz den<br />
deutschen Automobilisten einen Transitschein<br />
für die Durchfahrt verabfolgt und gleichzeitig<br />
die Hauptdurchgangssträsse und die Zeit der<br />
Durchfahrt vorschreiben würde. Eine kleine<br />
Gebühr würde sicher jedef Automobilist gerne<br />
bezahlen. Als Gegenleistung möge die badische<br />
Regierung den schweizerischen Automobilisten<br />
die freie; Durchfahrt (ohne internationalen<br />
Fahrtausweis) auf der Hauptstrasse<br />
Schaffhauseh-Zürich durch badisches<br />
Gebiet gestatten. Da § 3 der internationalen<br />
Motorfahrzeugverordnung solche Ausnahmen<br />
vorsieht, die hier in beiden Teilen wirklich<br />
vorliegen, indem badischerseits der nächste<br />
Weg zwischen dem Zollausschlussgebiet und<br />
Gottmadingen und auch die Hauptstrasse<br />
durch schweizerisches Hoheitsgebiet geht und<br />
andererseits der nächste Weg schweizeri-*<br />
scherseits von Neuhausen nach Rafz durch<br />
badisches Hoheitsgebiet führt, dürften die<br />
vorgebrachten Anschauungen nicht unbegründet<br />
sein.<br />
Ausserdem hätte das badische Zollausschlussgebiet<br />
wiederum einen Vorteil, indem<br />
mehr deutsche und auch schweizerische Automobilisten<br />
dieses Gebiet besuchen und die<br />
wirtschaftliche Lage dadurch wieder gehoben<br />
würde.<br />
H.G.<br />
KILOMETER LANCE ST. MORITZ<br />
Tourenwagen