E_1929_Zeitung_Nr.083
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II. Blatt<br />
BERN, 27. September <strong>1929</strong><br />
II. Blatt<br />
BERN, 27. September <strong>1929</strong><br />
Die Alpenpässe als Zerreiss- und<br />
Geschicklichkeits probe.<br />
Der technisch hohe Wert unserer Bergrennen.<br />
Heber den Wert oder Unwert der Rennen -wird<br />
je länger je mehr gestritten. Bereits haben sich<br />
auch zwischen den Leuten vom Fach zwei scharf<br />
getrennte Gruppen herauskristallisiert. Auf einer<br />
Seite stehen die Sportverbände, die die Rennen als<br />
technische Notwendigkeit bezeichnen und ihnen als<br />
Mittel zur Befruchtung des Gebrauchswagenbaues<br />
grosse Bedeutung beimossen; auf der andern Seite<br />
sprechen neuerdings viele Fabriken den Rennen<br />
jede solche Bedeutung ab.<br />
Die Fabriken, sollte man meinen, sind in erster<br />
Linie berufen, in dieser Sache ein vollgültiges Urteil<br />
zu fällen. Dabei ist jedoch nicht zu übersehen, dass<br />
die Fabrik ebenfalls, wie der Sportverband, im eigenen<br />
Interesse spricht. Das Bestreiten von Rennen<br />
ist für eine Fabrik meist ein ausserordentlich kostspieliges<br />
Unternehmen. Es bedeutet ein Opfer, das,<br />
abgesehen von Ausnahmen, die nur die Regel bestätigen,<br />
durch die Reklamewirkung eventueller Erfolge<br />
nicht wieder eingebracht wird. Dazu kommt,<br />
dass der Nutzen eventueller neuer technischer Erkenntnisse<br />
nicht nur der konkurrierenden Fabrik<br />
allein, sondern meist nach sehr kurzer Zeit auch<br />
ihrer lieben Konkurrenz zugute kommt. Die ein<br />
Rennen bestreitende Fabrik hat also die Mühe, und<br />
die andern Fabriken erfreuen sich gemeinsam an<br />
der Ernte.<br />
Die «Rennmüdigkeit» vieler Fabriken wird um<br />
so verständlicher, wenn man daran denkt, dass sich<br />
der Automobilbau immer mehr stabilisiert und ausgleicht.<br />
Spezialkonstruktionen die. nachdem sie<br />
sich in der Zerreissprobe des Rennens bewährt haben,<br />
von ihrem Urheber unter gesetzlichen Schutz<br />
gestellt und so vor Nachahmung gesichert werden<br />
können, sind heute kaum mehr möglich. Hauptsächlich<br />
handelt es sich jezt nur mehr darum, bestehende<br />
Schwächen ausfindig zu machen.<br />
Der Wert der Rennen hat deshalb, vom Standpunkt<br />
des unbeteiligten Automobilisten aus betrachtet,<br />
nicht abgenommen, im Gegenteil. Je mehr Sorgfalt<br />
im Rennwagenbau auf die Detailverbesserung<br />
verwendet wird, um so rascher wird sich das Gebrauchsfahrzeug<br />
der Vollkommenheit nähern. Der<br />
Rennwagen ist und bleibt der Pionier des Gebrauchswagens.<br />
Es gibt in unsern Gebrauchswagen kaum<br />
mehr ein Organ, das nicht einmal ein Spezifikum<br />
des Rennwagens gewesen wäre. Und unsere heutigen<br />
Motoren sind sogar getreue Abbilder der Rennmotoren<br />
vergangener Jahre.<br />
Welches auch seine sonstige Einstellung zum<br />
Sport sei, hat deshalb jeder Automobilist ein ureigenstes<br />
Interesse, Automobilrennen zu fördern<br />
und der Stimmungsmache gegen sie, die allzu oft<br />
auch nur in absoluter Unkenntnis der Materie begründet<br />
liegt, mit aller Kraft entgegenzutreten.<br />
In den letzten Monaten waren wir Zeugen der<br />
drei schwersten Zerreissproben, die der Automobilismus<br />
kennt: der Alpenfahrt, des Klausenrennens<br />
und des Berninarennens. Jede der Prüfungen<br />
stellte dabei an das eingesetzte Material verschiedene<br />
Ansprüche, ausser in einem: der Bergtüchtig^<br />
keit. Gerade in dieser Hinsicht wurde äusserstes<br />
verlangt. Die Motoren, die Kupplungen, die Gef<br />
triebe, die Bremsen, die Reifen wurden damit Beanspruchungen<br />
unterworfen, wie sie künstlich in<br />
einem Laboratorium niemals zu erzielen wären. UndV<br />
was das Wichtigste ist: die Art des Auftretens der<br />
Beanspruchungen und ihre proportionale Verteilung<br />
entsprach fast genau den Verhältnissen, wie sie im<br />
täglichen Betrieb eines Gebrauchs Wagens auftreten..<br />
Nur war dabei natürlich der Massstab ein unerhört,<br />
verschiedener.<br />
Solche Prüfungen sind es, die ein Bild vom<br />
Stand der heutigen Autotechnik zu geben vermögen.<br />
Was nicht durch und durch gesund ist, muss hier<br />
zwangsläufig versagen. Das gilt sowohl für die Konstruktionen,<br />
die noch zu wenig entwickelt, wie für<br />
solche, die überzüchtet sind. Die Bedeutung reiner<br />
Schnelligkeitsrennen auf mehr oder weniger flachem<br />
Gelände oder gar auf der Rennbahn, bei denen<br />
nur wenige Organe des Wagens wirklich «im Feuer.<br />
liegen>, sinkt daneben auf Null herab.<br />
An der Alpenfahrt<br />
galt es, eine Strecke von 2700 km Länge in fünf<br />
Tagen mit einer Mindestdurchschnittsgeschwindigkeit<br />
von 42—18 km (je nach Motorstärke) zurückzulegen.<br />
Schon in massig kupiertem Gelände bedeutet<br />
das Einhalten solcher Durchschnitte keine<br />
Leichtigkeit, wenn täglich über 500 km abzufahren<br />
sind. Kommt aber noch eine Gesamthöhendifferenz<br />
von 25 000 m hinzu und sind dabei zahlreiche Passstrassen<br />
zu überwinden, mit Kehren, die zu fast vollständigem<br />
Abstoppen zwingen, dann wird die Aufgabe<br />
zu einer Probe auf Biegen und Brechen. Jeder<br />
grössere Defekt muss automatisch zum Ausschluss<br />
führen. Dennoch haben nicht weniger als 53 von 80<br />
gestarteten Tourenwagen, also rund 66 Prozent, bis<br />
zum Ende mit mehr oder weniger gutem Erfolg<br />
durchgehalten.<br />
Es ist bezeichnend für die Schwierigkeit der<br />
Strecke einerseits und das Niveau des heutigen Tourenwagenbaues<br />
anderseits, dass von den 27 ausgefallenen<br />
Konkurrenten deren 12 wegen Zusammenstössen<br />
und andern Unfällen auf der Strecke blieben,<br />
weitere 7 teils wegen allgemeiner Verspätung,<br />
teils aus unbekannten Gründen; dass aber wegen<br />
ungenügender Leistung (am Katschberg hei 28 Prozent<br />
Steigung) nur 2 Konkurrenten ausfielen und<br />
wegen grösseren Defekten nur deren 6.<br />
Wie unsere Tabelle zeigt, betreffen diese Defekte<br />
die verschiedensten Organe. Wenn man im einen<br />
oder andern Fall auch versucht ist. einen Zufall<br />
oder Fehler des Fahrers als Ursache des Defektes<br />
anzunehmen, so ist diese Erkenntnis deswegen nicht<br />
weniger wertvoll. Es gehört auch zur Aufgabe der<br />
Technik, Zufälle auszuschliessen. und zur Aufgabe<br />
des Konkurrenten, seine Geschicklichkeit zu erweisen.<br />
An den zahlreichen Unfällen trägt indirekt auch<br />
das Reglement schuld, das keine Vorschriften über<br />
die einzuhaltende Maximalgeschwindigkeit enthielt.<br />
Die Fahrer kamen dadurch in Versuchung, das<br />
Tempo übermässig zu forcieren, im Bestreben, für<br />
eventuell notwendig werdende Reifenwechsel und<br />
andere Eventualitäten eine Zeitreserve zu schaffen.<br />
Fast au'Sschliesslich waren es dann auch diese wilden<br />
Fährer, die von Unfällen betroffen wurden. Um<br />
dem vorzubeugen, soll in Zukunft auch noch die<br />
Maximalgeschwindigkeit limitiert werden. Das wird<br />
die Prüfung technisch nochmals stark erschweren,<br />
ihren technisch-wirtschaftlichen Nutzen aber noch<br />
ebensoviel steigern.<br />
Das Klausenrennen.<br />
Während bei einer Zuverlässigkeitsprüfung wie<br />
der Alpenfahrt neben der Ausdauer des Fahrers<br />
hauptsächlich die Sorgfalt der Fahrmaterialkonstruktion<br />
ins Gewicht fällt, kommt bei einem Bergrennen<br />
wie dem am Klausenpass mehr noch das<br />
Raffinement der Konstruktion zur Geltung, das sich<br />
in der Leistung pro Zylinderinhalt und Wagengewicht<br />
ausdrückt. Fahrtechnisch anderseits erfordert<br />
ein Klausenrennen allerhöchste Geschicklichkeit<br />
und ein fast instinktives Verbundensein von<br />
Mensch und Maschine.<br />
Mit der höchsten Literleistung und dem besten<br />
Fahrer ist es aber noch nicht gemacht. Eine alte<br />
technische Weisheit besagt; dass eine Konstruktion<br />
nur gerade so gut ist wie ihr schlechtester Bestandteil.<br />
Dasselbe gilt für das Automobil am Rennen<br />
fast mehr als sonstwo. Die höchste Leistung nützt<br />
nichts, wenn eine mangelhafte Kühlung, eine ungeeignete<br />
Uebersetzung, schlechte Strassenhaltung<br />
oder die nachgerade berüchtigte mangelhafte Benzinzufuhr<br />
sie nicht zu entfalten gestatten. Und an<br />
diesen Kleinigkeiten, Schwächen, die im gewöhnlichen<br />
Betrieb eines Wagens überhaupt zum Teil<br />
ganz unbekannt sind, scheint es in manchen Fällen<br />
noch zu hapern.<br />
Unsere Störungstabelle, die an Hand der kärglichen<br />
erreichbaren Defektangaben zusammengestellt<br />
wurde — kärglich, weil viele Rennfahrer immer<br />
noch in einer Art falscher Scham die Defekte ihrer<br />
Maschine hartnäckig verschweigen oder prinzipiell<br />
nur von «verrussten Zündkerzen» schwindeln, selbst<br />
wenn sie den ganzen Motor verloren haben sollten<br />
— zeigt immer noch<br />
charakteristische Defekte.<br />
Da sind einmal (tatsächlich!) die Zündkerzen,<br />
.die bei höheren Kompressionen und vornehmlich<br />
bei kleinen Motoren Schwierigkeiten bereiten. Zwischen<br />
den Kerzenfabrikanten und den Kompressormotor-Konstrukteuren<br />
besteht heute ein ähnlicher<br />
Kampfzustand wie zwischen den Kanonen- und<br />
Panzerplattenfabrikanten. Ein beständiges Wettrennen.<br />
Bekannt ist ja, dass auf jede neue unzerstörbare<br />
Panzerplatte eine neue Kanone folgt, die<br />
die Panzerplatte schnurstracks kaputt schiesst. Darauf<br />
' jl folgt eine noch stärkere Panzerplatte, aber<br />
gleich hinter ihr eine noch unwiderstehlichere Kanone.<br />
Automobilistisch: Die Industrie schafft eine<br />
Zündkerze für die Phantasiekompression x. Der<br />
Motorenmann erfährt es und steigert flugs die Kompression<br />
auf x plus 1. Dann neue Verbesserung der<br />
Zündkerze und automatisch neue Steigerung der<br />
Kompression usw. Trotzdem besteht Hoffnung, dasa<br />
dieses Karussell bald einmal zum Stillstand kommt.<br />
Da figuriert auf unserer Tabelle weiter wieder<br />
der in der dünneren Höhenluft<br />
versagende Unferdruckförderer.<br />
Muss er versagen? Theoretisch sollte er anca<br />
bei noch geringeren Luftdichtigkeiten genügend<br />
wirksam sein, und nebenbei gäbe es auch noch Möglichkeiten,<br />
ihn zu verbessern. Verschiedene Fabriken<br />
stehen ihm aber bereits so skeptisch gegenüber,<br />
dass sis lieber zur zwangsläufig angetriebenen<br />
Pumpe greifen, die aber, wenn auch seltener, siehe<br />
Alpenfahrt, auch versagen kann. Immerhin, die<br />
Brehnstoffzüfuhr-Störungen haben dieses Jahr schon<br />
bedeutend abgenommen. Und das ist ausschliesslich<br />
der Rennpraxis zu verdanken,<br />
Die<br />
Vergaserstörungen<br />
mögen zum Teil auch mit mangelhafter Benzin«<br />
zufuhr zusammenhängen Zum andern Teil sind sie<br />
direkt durch die Höhenluft bedingt, d. h. durch den<br />
Luftdichtigkeitsunterschied unten und oben an der<br />
Rennstrecke. Weiter machen sich Einflüsse der<br />
verschiedenen Lufttemperatur und verschiedener<br />
Luftfeuchtigkeit auf dieser Strecke schon stark bemerkbar.<br />
Vorauszusehen und in Rechnung zu setzen<br />
sind diese Einflüsse gerade am Klausen nur<br />
sehr schwer, da sie hier oft sehr rasch wechseln.<br />
Handelte es sich einzig darum; die nach oben abnehmende<br />
Luftdichte zu berücksichtigen, so müssta<br />
man einen Vergaser für den unteren Streckenteil<br />
möglichst luftreich einstellen. Wenn aber dann am<br />
Renntag im obern Streckenteil Kälte herrscht, besteht<br />
bei dieser Vergasereinstellung, die sonst das<br />
beste Resultat ergeben hätte, die Gefahr einer" ungenügenden<br />
Vergasung. Umgekehrt kann bei weniger<br />
luftreicher Vergasereinstellung der Motor im<br />
obern Teil typische «Erstickungsanfälle» bekommen,<br />
wenn die Temperatur gegen oben nicht abnimmt<br />
oder gar dann, wenn bei nicht wesentlich<br />
niedrigerer Temperatur die Feuchtigkeit stark ansteigt,<br />
wie beim Durchfahren von Nebelschwaden.<br />
Alle diese Einflüsse lassen, sich nur einigermassen<br />
genau beherrschen, wenn der Vergaser eine<br />
vom Fahrersitz aus verstellbare Gemischregulierungs-Vorrichtung<br />
besitzt und wenn — was noch<br />
eine zweite Frage ist — der Fahrer genügend Zeit<br />
hat, um während des Rennens diese Regulierung za<br />
bedienen.<br />
Mehr Kraft<br />
für Ihren Motor<br />
IWenn Sie von Ihrem Automobil mehr Kraft<br />
verlangen, so wird es immer Esso sein, das Ihren<br />
Wunsch erfüllt.<br />
Esso erhöht die Kraft des Motors in erstaun^<br />
licher Weise, ohne dass eine mechanische Aen«<br />
derung erforderlich ist.<br />
Wenn Sie von Ihrem Wagen schnelles Starten}<br />
rückstandslose Verbrennung, klopffrel^s Fahren<br />
und unwiderstehliche Kraft verlangen, dann!<br />
füllen Sie den leeren Tank Ihres Autos mit Esso!<br />
Esso erhalten Sie bei Standard-Tankstellen aus<br />
der plombierten und geeichten 10-Liter"Kanne.<br />
Esso ist rot gefärbt, und kann daher nicht verwechselt<br />
werden.<br />
Esso, der SupefBrennstoff<br />
STANDARD BENZIN - ESSO - STANDARD MOTOR O1Ü<br />
Die Freundschaft Ihrer Freunde ist<br />
schwer zu messen, auf den wahren<br />
Wert zu prüfen. Ihre Kreditwürdigkeit<br />
dagegen kann man in Zahlen<br />
mehr oder weniger genau nennen.<br />
Kredit ist Vertrauen, das sich in Bargeld<br />
umwechseln lässt. - Mit Kredit<br />
können Sie Ihr Betriebskapital wirkungsvoll<br />
erhöhen. - Kredit ist Geld,<br />
Geld gewinnen heisst reicher werden;<br />
also heisst Kredit gewinnen<br />
reicher werden. Dies trifft jedoch nur<br />
zu, wenn man seinen Kredit so<br />
braucht, dass er grösseren Gewinn<br />
bringt, als er Zinsen kostet. Darum<br />
kauft man Automobile auf Kredit.<br />
ZÜRICH<br />
IM B3RSENGEBXUDE<br />
TELEPHON UTO 3693<br />
GENF: 10 RUE PETITOT<br />
TELEPH. STAND 241t