E_1929_Zeitung_Nr.083
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Fahrt ins Burgunderland.<br />
Schluss (siehe auch Auto-Revue 81)<br />
Der 13. September, d. h. der vierte Reiseta?,<br />
führte die Teilnehmer an der Herbstfahrt ins Burgund<br />
in die weltbekannte Weingegend der Cote<br />
d'Or. Die Autos wurde in Dijon gelassen und in<br />
komfortablen Cars alpins fuhr man hinein in die<br />
rebgeschmückten Gegenden von Gevrey-Ghambertin,<br />
Clos Vougcot, Corton und wie die Orte alle<br />
heissen. Vorerst wurde noch eine Besichtigung der<br />
Vieux-Pressoirs von Ghenove, einer alten, aus dem<br />
XII. Jahrhundert stammenden, den Herzögen von<br />
Burgund gehörenden Trotte, vorgenommen. Dann,<br />
lim 8.30 Uhr, erste Degustation bei der Firma Paul<br />
Court, dann zweite Kostprobe in Gevrey-Chambertin,<br />
wo der Inhaber der bekannten Firma Thomas<br />
Bassot die Zürcher Automobilisten begrüsste. Dann<br />
Besichtigung des Clos-Vougeot, des schönen Schlosses<br />
auf rebengeschmücktem Hügel. Die Caves Geissweiler<br />
in Nuits-St-Georges, wo die nächste Station<br />
gemacht wurde, dürfen sich rühmen, nicht nur das<br />
grösste Lager an Burgunderweinen zu besitzen,<br />
sondern ihre Weinkellerei auch rationell und modern<br />
eingerichtet zu haben. Der Besitzer, Herr<br />
Rossignol, ein äusserst liebenswürdiger Gastgeber,<br />
machte bei dieser Gelegenheit einen äusserst amüsanten<br />
Vergleich zwischen deutschen, französischen<br />
und schweizerischen Polizisten.<br />
Als man dann glücklich auf der Strasse nach<br />
Beaune war, wurde die Karawane noch von dem<br />
früher in Zürich wohnhaften Herrn Martenot abgefangen,<br />
der zu einer Sektprobe nach seinem jetzigen<br />
Wohnsitz in Savigny-les-Beaunes einlud. So<br />
fuhr man noch hinüber zu dem mit der Schweizerfahne<br />
geschmückten Sitz und verlebte hier noch<br />
einige recht frohe Momente.<br />
Das Mittagessen im Hotel de la Poste in Beaune<br />
war wiederum eine Auslese gastronomischer Genüsse.<br />
Nach demselben wurden noch die berühmten<br />
Hospices de Beaune besichtigt, dieser eigenartige<br />
alte Bau, der heute als Spital dient. Die Rückfahrt<br />
durch das Vallee de l'Ouche musste der vorgerückten<br />
Stunde wegen fallen gelassen werden und nach<br />
einem Besuch von Pommard traf man gegen Abend<br />
wieder in Dijon ein.<br />
Der 14. September brachte wohl die schönste<br />
der vorgesehenen Rundtouren. Wieder Hess man<br />
die Autos zu Hause und fuhr in den Cars alpins<br />
über Sombernon, Pouilly-en-Auxois nach Thoisyla-Berchere,<br />
wo eine Besichtigung des prächtig gelegenen<br />
Schlosses vorgenommen wurde. Man sah<br />
ihrer Gründung nicht an Bemühungen fehlen<br />
eine Reihe schöner Prunkzimmer des aus demlassen, um auf Beseitigung des grandiosen<br />
XIV Jahrhundert stammenden Kastells, wo noch Schlendrians zu dringen, der in den letzten<br />
verschiedene Gobelins Karls des Kühnen vorhanden<br />
sind.<br />
fünf Jahren die Landstrassen dem Verfall<br />
opfern zu wollen schien.<br />
In Saulieu wurde noch rasch die schöne Kirche<br />
St-Andoche besichtigt und dann fand man sich zu Eine erste Besserung der Verhältnisse war<br />
einem erneuten gastronomischen Ereignis im berühmten<br />
Hotel de la Poste in Saulieu, wo der Wirt,<br />
Herr Renault, mit allen möglichen Leckerbissen<br />
die Zürcher erfreute. Hier war es auch, wo man<br />
von Herrn Bellorgey, dem heutigen Fahrtbegleiter<br />
des A. C. Bourguignon, Abschied nahm. Herr<br />
Weingartner benützte auch die Gelegenheit, um dem<br />
Fahrtleiter, Herrn Kraut, Oerlikon, und seinem<br />
« Quartiermeister », Herrn Haemiker, für die gute<br />
Führung und Organisation zu danken. Herr Dr.<br />
Diener, Regensdorf, Vorstandsmitglied der Sektion<br />
Zürich des A. C. S., dankte noch im Namen des'<br />
Vorstandes dem A. G. Bourguignon für die überaus<br />
gastfreundliche Aufnahme.<br />
Der 15. September war für die Rückfahrt nach<br />
Zürich bestimmt. Früh morgens ging es von Dijon<br />
weg über Choye, Gy, Fretogny nach Vesoul (der<br />
direkte Weg Dijon, Besancon, Montbeliard, Beifort<br />
ist des schlechten Strassenzustandes wegen gegenwärtig<br />
wenig zu empfehlen) und von hier nach<br />
Beifort, wo man noch die Schlachtendenkmäler besichtigte<br />
und dann ausserhalb Beiforts letztmals<br />
bei frohem Picknick beisammen war. Ueber Schwoben,<br />
Hundspach, Folgensbourg wurde dann St-Louis<br />
erreicht, wo die Zollabfertigung rasch von statten<br />
ging. Und von Basel an folgte man bekannter Route<br />
bis Zürich.<br />
Die Herbstfahrt ins Burgund der Sektion Zürich<br />
des A. C. S. hat den Teilnehmern wohl beste<br />
Befriedigung gebracht. In ihrer Anordnung bot sie<br />
viel Interessantes und Angenehmes. Sie führte<br />
durch ein uns Schweizern touristisch noch wenig<br />
bekanntes Gebiet und kann eine Burgunderfahrt<br />
allen Autotouristen aufs beste anempfohlen werden.<br />
Man wird nicht unbefriedigt aus diesem ebenso<br />
schönen wie gastfreundlichen und so reich gesegneten<br />
Land zurückkehren. s.<br />
Automobilsteuer und<br />
Strassenpflege.<br />
Ein liechtensteinisches Programm?<br />
Allen denjenigen Automobilisten, welche<br />
in den letzten Jahren das mehr als zweifelhafte<br />
Vergnügen hatten, auf liechtensteinischen<br />
Landstrassen zu verkehren, wird es<br />
nicht entgangen sein, dass die Vernachlässigung<br />
der Strassenpflege allmählich geradezu<br />
groteske Ausmasse erreicht hatte. Gewiss,<br />
Strassenarbeiter sah man zur Genüge, die<br />
damit beschäftigt waren, die Durchgangsstrasse<br />
mit Rüfeschmutz zu bedecken, und es<br />
ist wohl anzunehmen, dass auf dieses System<br />
der Systemlosigkeit Tausende und aber Tausende<br />
von Franken verwendet wurden. Das<br />
konnte aber doch niemand darüber hinwegtäuschen,<br />
dass von einer eigentlichen Strassenpflege<br />
in Liechtenstein gar keine Rede<br />
war. Die Sektion des A. C. S. hat es seit<br />
AUTOMOBIL-REVUE <strong>1929</strong> —<br />
Es mag noch fraglich erscheinen, ob der<br />
hierzu verwendete Schotter nicht einen zu<br />
grossen Kalkgehalt besitzt, um auf längere<br />
Zeit die Staubbildung zu verunmöglichen.<br />
Das wird sich im Laufe der Zeit erweisen.<br />
Es ist kein blosser Zufall, dass dieser erste<br />
Schritt zu einer rationellen Strassenpflege<br />
in Liechtenstein zeitlich ungefähr mit<br />
der Annahme der Gesetzesvorlage über die<br />
Erhöhung der Automobilsteuer durch den<br />
Landtag zusammenfällt. Es ist aber auch<br />
hier in zweifacher Hinsicht gegenüber der<br />
früheren Uebung ein Fortschritt festzustellen.<br />
Einesteils hat man mit der alten Gewohnheit<br />
gebrochen, die Automobilisten bei den<br />
sie betreffenden Fragen zu übergehen und<br />
hat der Sektion des A. C. S. Gelegenheit gegeben,<br />
zu der kommenden Steuererhöhung<br />
rechtzeitig im voraus Stellung zu nehmen<br />
(wobei sich gezeigt hat, das bei gutem Willen<br />
auf beiden Seiten eine Einigungsmöglichkeit<br />
vorhanden war), sodann aber soll<br />
der ganze Ertrag der Automobilsteuer inskünftig<br />
für Zwecke der Strassenpflege verwendet<br />
werden.<br />
Wenngleich also die Steuerbelastung des<br />
Automobilisten in Zukunft eine nennenswerte<br />
Zunahme erfährt, so hat er dennoch das Bewusstsein,<br />
dass die Beiträge, die er zahlt,<br />
ihm mittelbar wieder zugute kommen. Jeder<br />
denkende Automobilist wird lieber 170 bis<br />
200 Franken zahlen, die ihm und seinem Wagen<br />
bessere Strassen verschaffen, als 110<br />
Franken, von denen er weiss, dass sie zwecklos<br />
vertan werden.<br />
Trotz der Erhöhung bleibt das gesamte<br />
Steueraufkommen der Automobile in Liechtenstein<br />
ein bescheidenes, doch darf man hoffen,<br />
dass bei rationeller Verwendung dieser<br />
Steuergelder schrittweise der infolge jahrelanger<br />
Vernachlässigung nötig gewordene<br />
Wiederaufbau der Landesstrassen auchausserorts<br />
ins Werk gesetzt werden kann. Wenn<br />
das der Fall ist, haben die Liechtensteiner<br />
Automobilisten gar noch Grund, sich über die<br />
gegenwärtige Steuererhöhung zu freuen.<br />
etwa vor Jahresfrist festzustellen, als wenigstens<br />
streckenweise richtiger Schotter Ausbau des schwyzerischen Strassen-<br />
c. a-r.<br />
zur Verwendung herangezogen wurde. Einen netzes. Die Strassen des Kantons Schwyz<br />
entscheidenden Schritt auf dem Weg© der gemessen in Automobilistenkreisen keinen<br />
rationellen Strassenverbesserung hat manguten Ruf. Jeder, der schon das «Vergnügen»<br />
hatte, über die Strecke Richterswil-<br />
aber jetzt zu tun begonnen, indem zunächst<br />
in zwei Gemeinden (Schaan und Vaduz) Reichenburg oder Küssnacht-Merleschachendie<br />
Durchgangsstrasse innerorts eine neue Meggen zu fahren, wird nur mit gelindem<br />
Schotterdecke erhält, welche mit Strassenwalzen<br />
eingewalzt und nachher geteert ger Zeit schon wird besonders von den Min-<br />
Schauern an diese Fahrt denken. Seit eini-<br />
wird.<br />
derheitsparteien der Ausbau des schwyzerischen<br />
Strassennetzes gefordert und hierzu<br />
die Aufnahme eines Darlehens vorgeschlagen.<br />
Seit der Neubesetzung des kantonalen<br />
Baudepartementes durch Herrn Bertschart<br />
ist das Interesse am Strassenbau neu ge-^<br />
weckt worden. Auf Veranlassung des neuen;<br />
Baudirektors sind zwei ausserkantonale,<br />
Strassenfachmänner mit dem Studium des i<br />
gesamten Fragenkomplexes beauftragt wor-j<br />
den. Der Expertenbericht ist dem Baudepar-j<br />
tement zugegangen und soll nächstens in der,<br />
kantonsrätlichen Strassenkommission zur,<br />
Behandlung kommen. Man hofft, den Strassenausbau<br />
auf dem Anleihenswege finanzieren<br />
zu können, ohne ihn von der Annahme<br />
eines neuen Einkommensteuergesetzes abhängig<br />
zu machen. Die konservativen Blätter<br />
sind allerdings anderer Meinung.<br />
Der kantonale Baudepartementsche! gab"<br />
kürzlich im «Einsiedler Anzeiger» seine Ansicht<br />
kund, die dahin geht, dass die Einkünfte<br />
des Kantons aus dem Benzinzoll und<br />
den Autosteuern nicht für den blossen Unterhalt<br />
der Strassen, sondern ausschüesslich<br />
für deren Ausbau zu verwenden seien. Die<br />
in diesen Einkünften liegende Deckung ermögliche<br />
es, eine Anleihe ohne Rücksicht auf<br />
die Revision der Steuergesetzgebung aufzunehmen<br />
und so unverzüglich an den Ausbau<br />
des Strassennetzes heranzutreten. Es wäre<br />
dies besser, als wenn man den Strassenaus-,<br />
bau von der Einführung der neuen Einkommensteuer<br />
abhängig machen wollte. Der;<br />
Vorschlag des Baudepartements :<br />
Der Kantonsrat solle dem Volk für den<br />
dringenden Ausbau der Strassen die Aufnahme<br />
einer Anleihe von zwei Millionen<br />
Franken auf 15 Jahre empfehlen, und zwar<br />
ohne Rücksicht darauf, ob im Kanton Schwyz<br />
die Einkommensteuer eingeführt wird oder<br />
nicht. Es soll weiter bestimmt werden, dass<br />
der Kantonsrat zur Erhebung einer zweiten<br />
Anleihe von 5—6 Millionen ermächtigt werde,<br />
sobald dem Kanton durch die Einführung<br />
der Einkommenssteuer vermehrte Mittel zur<br />
Verfügung gestellt werden. Sollten sich im<br />
Laufe der nächsten Jahre die Einnahmen<br />
aus dem Benzinzoll und den Autosteuern<br />
derart vermehren, dass die erste Anleihe vor<br />
Ablauf der Rückzahlungsfrist abbezahlt werden<br />
kann, so soll der Kantonsrat befugt sein,<br />
an ihrer Stelle eine weitere Anleihe zur<br />
Vollendung des Strassenausbaues zu erheben.<br />
Auch der Baudirektor kommt zum Schlüsse,<br />
dass der Kanton trotz Benzinzoll und Autosteuern<br />
nur nach Einführung der Einkommensteuer<br />
seine Strassen nach modernen<br />
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