E_1930_Zeitung_Nr.067
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8 AUTOMOBIL-REVUE 193(1 — WO «7<br />
42,2 Sek. hinter sich brachte, die heute als absolut<br />
beste Zeit des Klausens gilt. Auch der<br />
noch von einem Unfall her noch nicht gut disponierte<br />
Stuck (der eine einzige Trainings-<br />
•"ahrt durchführen konnte), zeigte seine hohe<br />
Schule und holte den Rekord seiner Klasse<br />
mit der ebenfalls blendenden Zeit von 16 Min.<br />
45,6 Sek. (nur 3 Sekunden mehr als der Sieger!).<br />
Dies ist die Geschichte des grossen Bergrennens<br />
am Klausen, das auch dieses Jahr<br />
Nieth<br />
war bekanntlich der erste Rekordmann des Klausens.<br />
Er bezwang im Jahre 1922 den Pasa in<br />
21 Minuten 43 Sekunden, einer Zeit, die damals<br />
allgemeines Staunen auslöste. Der Basler Rekordfahrer<br />
errang im Jahre 1922 auch sonst noch mehrere<br />
grosse schweizerische Rennerfolge. Am 9. Juli<br />
erzielte er beim Gurnigelrennen auf Hispano die<br />
beste Zeit der Touren- und der Rennwagen und<br />
gleichzeitig die beste Tageszeit. Nicht weniger<br />
glänzend schnitt er in Rheineck-Walzenhausen ab,<br />
wo er gleichfalls die beste Tageszeit sowohl der<br />
Bergprüfungsfahrt als auch im fliegenden Kilometer<br />
in Speck-Bauriet erzielte. Am Weissenstein<br />
klassierte er sich als Zweiter, nur wenige Sekunden<br />
hinter dem Sieger. Auch am Klausen 1924<br />
war er wieder mit dabei und vermochte 'mit<br />
einem Amilcar-Sportwagen in der Klasse 700 bia<br />
1100 cem einen zweiten Platz zu belegen. 1925<br />
führte er am Klausenrennen einen Peugeot-Vierzylinder.<br />
Bekanntlich hatte jedoch der Rekord<br />
von Nieth keine lange Lebensdauer. Schon im<br />
nächsten Jahre jagte<br />
Rützler,<br />
der Oesterreicher, auf Steyr, Nieth den Klausen-<br />
Rekord ab. Er stellte damals mit seinem Sechszylinder<br />
4,4-Liter-Sportwagen (es konkurrierten<br />
damals nur Touren- und Sportwagen) den zweiten<br />
Klausenrekord auf. Fahrzeit: 20.24,4 (Stundenmittel:<br />
63,2 km). Schon im nächsten Jahr<br />
verbesserte er seine Fahrzeit auf 19 Min. 26,8 Sek..<br />
wurde aber durch Merz, auf Mercedes, um 38 Sek.<br />
unterboten. Rützler heimste in jenen Jahren auch<br />
im Auslande bedeutende Rennerfolge ein, zeigte<br />
sich aber späterhin am Klausen nicht mehr. Wir<br />
vermuten, dass er die Arena der Rennfahrer verlassen<br />
hat.<br />
seinen Vorgängern sich würdig anschliessen<br />
wird. Die Tatsache, dass der Klausen nun<br />
in ganz besonderem Masse für die Europäische<br />
Bergmeisterschaft zählt, beweist das<br />
Ansehen, das er in internationlen automobilsportlichen<br />
Kreisen geniesst. Die bestehenden<br />
Rekorde bedeuten unglaublich kurze Zeiten<br />
— wer ist der vom Glück Begünstigte,<br />
dieses Jahr, wem lächelt Fortuna? — das ist»<br />
die Frage, die sich Tausende in diesen Tagen<br />
stellen.<br />
mb.<br />
• *<br />
Rekordträger der Klausenpiste<br />
Otto Merz, der Klausensieger 1924,<br />
trat im Jahre 1906 in die Daimler-Motoren-Gesellschaft<br />
als Monteur ein und war in den Jahren<br />
1907—1912 Mechaniker und Fahrer bei d«m bekannten<br />
deutschen Fahrer Willi Poege. Chemnitz,<br />
als dessen Mitfahrer er zahlreiche internationale<br />
Automobilrennen mitmachte. Seit 1914 ist er<br />
wieder bei der Daimler-Motoren-Gesellschaft. Merz<br />
hat eich in den vielen Jahren, indem er dem Rennsporte<br />
oblag, in ungezählten Flachrennen, Bergrennen,<br />
Kilometerrennen und Veibrauchsprüfungen<br />
Lorbeeren geholt. . Schon 1922. am ersten<br />
Klausen, sicherte er sich mit 22.48 Min. die zweitbeste<br />
Tageszeit. Im Jahre 1923 konnte er seine<br />
Zeit" verbessern, stand aber mit 2.34.6 an dritter<br />
Stelle in der Liste der besten Zeiten. Am Lenkrad<br />
eines Vierzylinder-Mercedes-Kompressors gelang<br />
es ihm 1924 einen neuen Klassenrekord<br />
(18.48,6) aufzustellen, der aber 1925 von Masetti<br />
zu Fall gebracht wurde. Immerhin schnitt Merz<br />
mit 19.15,6 auf einem Mercedes-Achtzylinder (Inhalt<br />
2 Liter) wiederum gut ab. 1926 startete Merz<br />
mit einem. Sechszylinder-Kompressor-Wagen (Inhalt<br />
8 Liter) in der Tourenklasse und erzielte<br />
21.45*6, eine Zeit, die nur zirka 55 Sekunden unter<br />
der Tourenwagenrekordzeit von Caracciola<br />
blieb. Am Klausen 1927 führte 0. Merz einen<br />
Rennwagen und fuhr in der nationalen (17.33,4)<br />
und in der internationalen Veranstaltung (17.31,2)<br />
Zeiten, die nur um 14, resp. um 16 Sekunden vom<br />
Rekord von Rosenberger (17.17) differierten.<br />
Giulio Masetti t, Rekordinhaber 1925 u. 1926.<br />
Jeder Sportfreund erinnert sich des sympathischen<br />
Siegers 1925, der an der Targa Florido 1926<br />
tötlich verunglückte. Masetti klassierte sich unter<br />
die ersten europäischen Grossen des Volants, als<br />
er 1921 auf Fiat die Targa Florio gewann. 1922<br />
wiederholte er seinen Triumph in diesem Rennen,<br />
diesmal auf Mercedes. In der Targa Florio 1924<br />
endet er auf Alfa Romeo als Zweiter. 1925 verteidigte<br />
er im Grossen Preis von Frankreich die<br />
Farben Sunbeams, denen er den ehrenvollen dritten<br />
Platz sicherte. Und ebenfalls auf Sunbeam stellte<br />
er am 24. August desselben Jahres mit der Zeit<br />
von 17 Min. 28,8 Sek., d. h. mit einem Stundenmittel<br />
von 73,9 Kilometern, einen neuen Klaueenrekord<br />
auf, obgleich er das oberste Stück der<br />
Strecke nar auf fünf Zylindern fuhr. Kurz darauf<br />
bestritt er in San Sebastian den Grossen' Preis<br />
von Spanien, wo ihm wiederum Divo als schärfster<br />
Rivale gegenüberstand.<br />
Der Schweizer Fahrer Kessler<br />
aus Zürich geniesst sowohl in der Schweiz wie<br />
auch in unsern Nachbarländern einen ausgezeichneten<br />
Ruf als erfolgreicher Sport- und Rennfahrer.<br />
Kessler gehört mit zu jener kleinen Gilde von<br />
tüchtigen Fahrern, die immer wieder am Klausen<br />
teilnehmen. Schon 1922 fuhr Kessler einen Vierzylinder<br />
Ansaldo-Tourenwagen in der hervorragenden<br />
Zeit von 27 Minuten 59,6 Sekunden. Im nächsten<br />
Jahre war er wieder mit von der Partie,<br />
diesmal startete er mit einem Sechszylinder, einem<br />
Zweiliter-Ansaldo-Tourenwagen, dabei wurde er<br />
in seiner Klasse (bis 2500 cem) Erster." Im Jahre<br />
1924 gelang es Kessler, mit 21 Min. 27 Sek. bei<br />
den Sportwagen mit einem (iäpa-Sechszylinder<br />
(Inhalt 4,4 Liter) den ersten Platz seiner Kategorie<br />
und zugleich eine der besten Zeiten des Rennen<br />
überhaupt zu erzielen. Auch im folgenden<br />
Jahre, da Graf Masettis Rekordzeit aufgestellt<br />
wurde, erschien Kessler wieder am Klausen, und<br />
Zwei grosse Könner des Lenkrades, die beiden Schweizerfahrer Jos.<br />
ren am Klausen Erfolg um Erfolg einheimste und Hans Stuber, der<br />
diesmal fuhr er mit einem 1,9-Liter-Tourenwagen<br />
(Vierzylinder) die vorzügliche Zeit von 22 Min.<br />
58,8 Sek., für einen Vierzylinder dieser Klasse eine<br />
sehr gute Leistung. Er belegte hinter einem Sechszylinder-Konkurrenten<br />
den zweiten Platz. Den<br />
grössten Erfolg am Klausen hatte jedoch Kessler<br />
im Jahre 1926. Er rückte diesmal mit einem Alfa-<br />
Romeo-Rennwagen auf, einem Achtzylinder, und<br />
mit diesem Wagen bewältigte er trotz Schnee und<br />
Nebel die Strecke in 18 Min. 42,8 Sek.. beste Zeit<br />
der Rennwagen und die beste Zeit des Tages überhaupt;<br />
Kessler fiel somit der «Grosse Bergpreis<br />
des Jahres 1926» zu. Am Klausen 1927 startete<br />
Kessler sowohl im nationalen wie im internationalen.<br />
Rennen. In der Klasse 1500 cem bei den Toujenwagen<br />
(national), brachte er mit seinem Sechszylinder<br />
Alfa Romeo die Strecke in 20 Min. 18,4<br />
Sek. hinter sich. Bei den Sportwagen im internationalen<br />
Rennen fuhr er in der gleichen Klasse<br />
in der Zeit von 20 Min. 15 Sek., damit gewann<br />
Kessler den Goldchronometer der tAutomobil-<br />
Revue». Im Jahre 1929 fuhr Kessler im internationalen<br />
Rennen einen Alfa;-Romeo-SDortwagen<br />
(Klasse 1500 bis 2000 cem), und der bewährte<br />
Fahrer bezwang die Strecke in der Glanzzeit von<br />
18 Min. 34,6 Sek., was ihm den Speziaipreis für<br />
den besten Schweizerfahrer eintrug. Auch an andern<br />
schweizerischen Rennen ist Kessler immer<br />
wieder als sympathische sportliche Gestalt anzutreffen.<br />
Kriens-Eigenthal und Rheineck-Walzenhausen,<br />
fuhr er 1929 mit sehr guten Zeiten, und<br />
dieses Jahr wurde Kessler in Rheineck-Walzenhausen<br />
wieder Klassenerster in der Kategorie der<br />
Tourenwagen. Kessler, der auch dieses Jahr wieder<br />
am Klausen fährt, gehört zu den ständig wiederkehrenden<br />
hervorragenden Klausenfahrern, die<br />
dem Pass ihre alte Liebe stets neu beweisen.<br />
Kessler (links), der seit Jahmit<br />
sehr guten Chancen dem<br />
Rudoli Caracciola,<br />
Stuttgart, ist eine der anerkanntesten and bedeutendsten<br />
internationalen Renngrössen. Auch dieses<br />
Jahr wird der hervorragende Mercedes-Fahrer am<br />
Klausen mitmachen. Der Name Carasciolas ißt mit<br />
dem der Mercedes-Werke engstens verknüpft,<br />
denn der überall bekannte Sportfahrer heimste besonders<br />
in den letzten Jahren der Marke zahlreiche<br />
Rennerfolge in Deutschland, in Oesterreich<br />
und in der Schweiz ein. Er nahm 1924 zum<br />
erstenmal am Klausen teil und erreichte mit einem<br />
Mercedes-Vierzylinderwagen (1500-ccm-Kompressor)<br />
mit 20 Min. ?9,2 Sek. eine hervorrasende Zeit.<br />
Im nächsten Jahr gelang es Caracciola mit einem<br />
Sechszylinder-Kompressor von -8,1 Liter in 21 Min.<br />
25 Sek. den Klausen zu erledigen. Mit dem gleichen<br />
Wagen stellte er im Jahre 1926 einen neuen<br />
Rekord für Tourenwagen auf (20 Min. 50,2 Sek.),<br />
was einem Stundenmittel von 61.9 km entspricht<br />
Zum Erstaunen aller, schlug er schon im Jahre<br />
1927 seinen eigenen Rekord für Tourenwagen. Die<br />
neue Rekordzeit: 17 Min. 43,8 Sek., stand damals<br />
nur rund 15 Sekunden unter dem absoluten Rekord<br />
von Masetti mit Rennwagen. Im gleichen<br />
Rennen erzielte er einen neuen Rekord mit einem<br />
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