E_1930_Zeitung_Nr.066
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Unsere Diskussion:<br />
Um" die Verantwortlichkeit<br />
(Siehe «A.-R.» Nr. 63 und Nr. 65).<br />
Die Auffassung des Juristen.<br />
In Nr. 63 der «A.-R.» wird unter diesem<br />
Titel ein Urteil des Obergerichtes des Kantons<br />
Zürich kritisiert, laut welchem bei einem<br />
Unfall anlässilich des Fahrunterrichts der<br />
Lehrer und der Schüler wegen fahrlässiger<br />
Körperverletzung verurteilt worden sind. Abgesehen<br />
von der Kritik des Einzelfalles,<br />
kommt der Artikel zum Schluss, dass das<br />
Verantwortungsgefühl des Fahrlehrers besonders<br />
geschärft werden müsse, und er es<br />
vielfach an der dringend notwendigen Sorgfalt<br />
und Aufmerksamkeit fehlen lassen werde,<br />
wenn ihm zum voraus bekannt sei, dass<br />
er bei einem Unfall einen Teil der Schuld auf<br />
den Schüler abwälzen könne. Der Verfasser<br />
jenes Artikels wünscht die Ansicht eines Juristen<br />
zu hören, weshalb hier allgemein und<br />
für den kritisierten Einzelfall auf diese allerdings<br />
wichtige Frage eingetreten werden soll.<br />
Eine strafrechtliche Verfolgung einer Handlung<br />
tritt nur dann ein, wenn sie schuldhaft<br />
begangen worden ist, sei es vorsätzlich, sei<br />
es fahrlässig. Ist aber eine Schuld vorhanden,<br />
so können nur die im Gesetz erwähnten<br />
Gründe, z. B. Notwehr und Notstand die<br />
Strafe ausschliessen. Dass die Weisung eines<br />
Lehrers die Schuld ausschliesse, it im<br />
Strafrecht meines Wissens nirgends bestimmt,<br />
jedenfalls im geltenden Recht nicht.<br />
Im Zürcher Strafgesetzbuch, § 60, findet<br />
sich als Strafmilderungsgrund der «Befehl<br />
oder die Drohung solcher Personen, von denen<br />
der Täter abhängig ist», also der Eltern,<br />
Vormündern, Dienstherrn etc. Bezeichnend<br />
ist, dass nirgends auf das Verhältnis von Lehrer<br />
und Schüler hingewiesen ist, obwohl doch<br />
gegenüber Jüngern Schülern eine starke Ab-*-<br />
hängigkeit vorhanden sein kann. Beim Fahrschüler<br />
dagegen, der oft im eigenen Auto<br />
lernt, kann wohl nie von einer derartigen Abhängigkeit<br />
die Rede sein, dass daraus allein<br />
ein Strafmilderungsgrund konstruiert werden<br />
kann. Grundsätzlich ist eben immer zu prüfen,<br />
bei wem eine eigene Schuld vorliegt;<br />
trifft dies zu, so ist auch die Haftung des Tä*<br />
ters, ob Schüler oder Lehrer, gegeben, und<br />
.die. .Folgerungen des besprochenen Artikels<br />
sind in der Hauptsache darauf zurückzufüh-<br />
~,ren» ,dass sie diesen. Grundsatz -rieht, beach-<br />
;&«'.:. .wj, „,- : . ' " ... .,. U.,:;.. ., '<br />
des Fahrlehrers<br />
Da vorsätzliche Begehung praktisch nicht<br />
in Frage kommt, obwohl der Automobilist ja<br />
beinahe als geborener Verbrecher gilt, braucht<br />
nur auf den Begriff der Fahrlässigkeit eingetreten<br />
zu werden. Nach Art. 16 des Entwurfs<br />
zum Schweiz. Strafgesetzbuch handelt fahrlässig,<br />
wer «die Folge seines Verhaltens aus<br />
pflichtwidriger Unvorsichtigkeit nicht bedacht<br />
oder nicht berücksichtigt hat, und pflichtwidrig<br />
ist die Unvorsichtigkeit, wenn der Täter<br />
die Vorsicht nicht beobachtet, zu der er<br />
nach den Umständen und nach seinen persönlichen<br />
Verhältnissen verpflichtet ist».<br />
Danach bleibt für den Richter ein weiter<br />
Spielraum, um die Lage des Schülers gegenüber<br />
Anweisungen des Lehrers — von Befehlen<br />
wollen wir nicht sprechen — nach seinen<br />
Fähigkeiten im allgemeinen und im Autolenken<br />
im besondern zu berücksichtigen und<br />
unter Umständen dann eben Pflichtwidrigkeitund<br />
damit Schuld zu verneinen. Einen Autolenker<br />
aber schon deshalb, weil er Schüler<br />
ist, von der strafrechtlichen Verantwortung<br />
freizusprechen und nur den LehreT zu fassen,<br />
ist nach dem geltenden Recht unzulässig und<br />
erscheint mir auch nicht wünschenswert. Im<br />
Gegenteil, es soll schon beim Fahrunterricht<br />
das Verantwortungsgefühl des Schülers aufs<br />
äusserste angespannt werden, da dies eine<br />
grundlegende Eigenschaft des Autolenkers<br />
sein muss. Der Richter kann die Unsicherheit<br />
des Schülers in Betracht ziehen, aber dieselbe<br />
schliesst nicht aus, dass die Schuld<br />
doch bejaht wird. Im vorliegenden Falle hat<br />
der Schüler die gegenseitigen Geschwindigkeiten<br />
nicht richtig abgeschätzt. Das Obergericht<br />
kam zum Schlüsse, dass der Schüler<br />
doch schon die nötigen Kenntnisse gehabt<br />
habe, um für diesen Fehler verantwortlich erklärt<br />
zu werden. Weshalb es dazu gekommen<br />
ist, kann aus dem Artikel nicht geschlossen<br />
werden. Jedenfalls ist diese Art der Prüfung<br />
der Schuldfrage durchaus richtig, obwohl sie<br />
im Einzelfall unrichtig ausfallen kanm Darum<br />
handelt es sich aber nicht, sondern nur, um<br />
die grundsätzliche Frage der Haftung des<br />
Schülers, der eben genau gleich zu behandeln<br />
ist wie jeder andere Täter.<br />
Nun zur Bedeutung der Eigenschaft., als<br />
Fahrlehrer bei einem Verkehrsunfall. .Diese<br />
Eigenschaft bringt in erster Linie mit sich;<br />
AUTOMOBIL-REVUE <strong>1930</strong> — N°<br />
dass eine Reihe von Momenten als Schuld<br />
angerechnet werden können, die sonst ausser<br />
Betracht fallen würden. So ist es Sache<br />
des Fahrlehrers, zu prüfen, ob der Schüler<br />
für die Befahrung verkehrsreicher Strassen<br />
und Plätze oder die Ausführung gewisser<br />
Uebungen schon die nötigen Fähigkeiten hat.<br />
Kommt es wegen schuldhafter Verletzung<br />
dieser Pflicht zu einem Unfall, so haftet der<br />
Lehrer, auch wenn er z. B. beim Unfall selbst<br />
durchaus richtig gehandelt hat, also die richtigen<br />
Weisungen sofort gab, die Handbremse<br />
anzog und das Lenkrad ergriff. Ob der Schüler<br />
wegen eigener Schuld trotzdem haftet,<br />
ist eine Sache für sich, jedenfalls kann nie<br />
von einer Abwälzung der Schuld auf den<br />
Schüler oder auch umgekehrt die Rede sein.<br />
Ist auf der einen Seite eine Schuld vorhanden,<br />
so kann sie nicht abgewälzt werden,<br />
sondern es kann nur wegen des Verhaltens<br />
des andern Beteiligten Milderung eintreten.<br />
Zur Verneinung der Schuld des Schülers<br />
wird man z. B. kommen können, wenn der<br />
Lehrer eine unrichtige Weisung gegeben hat,<br />
deren Tragweite der Schüler mangels genügender<br />
Kenntnisse noch nicht übersehen<br />
konnte, dagegen nur zur Milderung bei einer<br />
Weisung zu einem noch etwas gewagten Manöver.<br />
Wenn der Lehrer keine besondere<br />
Weisung gegeben hat — sich die kritische<br />
Situation also auf der Fahrt ohne besondere<br />
Uebung ereignet, so kommt für den Lehrer<br />
die Frage der genügenden Kontrolle des sofortigen<br />
Einschreitens, d'er sofortigen Weisung<br />
in Betracht. Befolgt der Schüler die<br />
Weisung nicht und wäre andernfalls der Unfall<br />
unterblieben, so wird die Schuld des Lehrers<br />
unter Umständen zu verneinen, jedenfalls<br />
zu mildern sein. Immerhin scheintnach<br />
obigen Ausführungen die Lage des Fahrlehrers<br />
nach dem geltenden Strafrecht keineswegs<br />
eine zu günstige. Er haftet für jede<br />
Fahrlässigkeit und hat in seiner Eigenschaft<br />
als Lehrer dabei Umstände zu vertreten, die<br />
seine Haftung gegenüber einem gewöhnlichen<br />
Fahrer erheblich und genügend verschärfen,<br />
wie Abschätzung der Fähigkeiten des Schülers,<br />
Berücksichtigung der unerwarteten Hindernisse<br />
auf die Eigenschaften des Schülers.<br />
Meiner Ansicht nach ist deshalb die Verantwortlichkeit<br />
des Fahrlehrers durch das Gesetz<br />
und die Praxis genügend betont und eine<br />
Verschärfung im Interesse des Verkehrs oder<br />
der Schüler nicht erforderlich. Möglich ist<br />
freilich, dass sich einzelne Lehrer ihrer Verantwortung<br />
nicht immer genügend bewusst<br />
sind.<br />
Was die zivilrechtliche Haftung von Lehrer<br />
und Schüler anbetrifft, so kommt es auch<br />
hier grundsätzlich einfach auf das Verschulden<br />
an, das beim Schüler aus den gleichen<br />
Gründen geringer sein kann, wie im Strafrecht,<br />
beim Lehrer entsprechend grösser.<br />
Das Gesetz kennt jedoch keine Bestimmung,<br />
wonach der Lehrer für die Handlungen seiner<br />
Schüler haftet, etwa analog dem Geschäftsherrn<br />
für seine Angestellten bei Ausübung;<br />
einer geschäftlichen Tätigkeit gemäss O. R.,<br />
Art. 55. Die Verschiedenheit des Verschuldens<br />
kann dazu führen, dass der Geschädigte<br />
vom Schüler nur X A seines Schadens, vom<br />
Lehrer dagegen % erhalten wird oder auch<br />
umgekehrt. Mit Bezug auf die Versicherung<br />
ist zum mindesten nach § 3 des Zürcher Auto-<br />
Gesetzes zu sagen, dass die Versicherung für<br />
den Wagen abgeschlossen ist, also auch bei<br />
Lehrfahrten in Kraft ist, ohne Rücksicht, ob<br />
der Lehrer oder der Schüler oder ein Dritter<br />
Eigentümer des Wagens ist, oder den einen<br />
oder andern das ausschliessliche Verschulden<br />
trifft oder beide schuldig sind. Offen<br />
bleibt die Frage des Regresses des Schülers<br />
auf den Lehrer z. B. bei unrichtigen Weisungen<br />
des Lehrers, oder umgekehrt, bei auffallender<br />
Nichtbeachtung von Weisungen des<br />
Lehrers. Es sei hier noch darauf verwiesen,<br />
dass das Bundesgericht in verschiedenen Entscheiden<br />
betont hat, dass den mitfahrenden Eigentümer<br />
des Wagens eine gewisse Aufsichtspflicht<br />
über den Lenker trifft, sei dieser<br />
nun sein Angestellter oder nicht, und bei Verletzung<br />
dieser Pflicht direkt belangt werden<br />
kann. Um so mehr besteht eine Haftung des<br />
Lehrers für Handlungen des Schülers, hervorgehend<br />
aus seinen besondern Aufsichtspflichten,<br />
Voraussetzung bleibt aber stets ein<br />
eigenes Verschulden.<br />
Wer als berufsmässiger Lehrer oder bei<br />
Gelegenheit einer Person ohne Fahrbewilligung<br />
die Lenkung eines Autos überlässt,<br />
übernimmt damit gewiss eine grosse Verantwortung,<br />
die er aber nach dem geltenden<br />
Recht auch nicht auf den Schüler abwälzen<br />
kann, sondern voll und ganz für sein Verschulden<br />
einstehen muss. Dass auch der<br />
Schüler für seine Schuld haftet, ist durchaus<br />
gerechtfertigt und wird auch dazu beitragen,<br />
dass solche « Probefahrten » im Interesse des<br />
Verkehrs unterbleiben, namentlich durch Jugendliche<br />
in Zeiten des stärksten Verkehrs,<br />
wie leider über die Mittagszeit bei Fahrten<br />
vom und ins Geschäft häufig zu beobachten<br />
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