E_1931_Zeitung_Nr.050
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N° 50 - <strong>1931</strong> AUTOMOBIL-REVUE<br />
Romantisches Weekend<br />
Tagebuchblätter.<br />
« Hoi, haltet fest — zieht an, aber grau ! »<br />
Der wankende First unseres Zeltes wird immer<br />
straffer, sicherer und schon sieht man<br />
einen grauen Tuchgiebel aus dem Grün hervorgucken.<br />
Fest und doch schlank steht es<br />
dann da, unser Zelt, mitten in den frisch grünenden<br />
Buchen und Birken. Laut warnt die<br />
Amsel all die grossen und kleinen Waldbewohner<br />
ob der wilden Horde junger Menschen<br />
aus der Stadt. Hoch oben über dem<br />
Lager kreist ein Sperberpaar und beäugt<br />
Zelte, Rauch und die vielen Krabbelwesen,<br />
die da wild durch Busch und Schilf eilen.<br />
Tschsch... so ins Wasser zu platschen,<br />
dass es nach allen Seiten aufspritzt! Mit langen<br />
Armen den See zu teilen und hinter sich<br />
ein schmales, silbern glänzendes Band «Kielwasser»<br />
zu ziehen! — Wenn die Muskeln<br />
erschlaffen und die Lungen fast nicht mehr<br />
Luft genug aufnehmen können, so reicht es<br />
noch gerade, sich am rettenden Bootrande<br />
hinaufzuziehen. Die im Schiff stemmen sich<br />
gegen die Ruderbänke, ziehen und rückein:<br />
«Hooo — hop!» Mit kritisch spähendem<br />
Blick sucht der Knirps von Steuermann die<br />
Landungsbrücke im Schilfmeer. Am Land<br />
dann, am Trockenen :<br />
Komm', Sonne, bräune, glänze unsere müden<br />
Glieder !<br />
Vier alte, ehrwürdige Tannen schliessen<br />
den Platz des Nachtfeuers ein. Schon tanzen<br />
die Funken zu den dumpf rauschenden Gipfeln<br />
empor. Wir sitzen im Kreis um das<br />
Feuer und lassen unsren Gesang in den Wald<br />
hinaus schallen. Wir erzählen uns... Alle<br />
sind ruhig, sind froh und zufrieden. Einer<br />
spricht.<br />
Der See liegt ruhig. Ganz leise bewegen<br />
sich zwei schwerbeladene Kähne im stillen<br />
Wasser und rollen einander kleine Wellen<br />
entgegen. Weithin flackert das rote Licht<br />
ihrer Fackeln. — Drüben, am andern Ufer,<br />
blitzen und blinken die vielen Lichter der<br />
Stadt; eine grosse Helle schwebt über ihr<br />
am Nachthimmel. Da und dort hat sich ein<br />
Stern aus den Wolken gewagt, von Zeit zu<br />
Zeit schlüpft der Mond aus den Wolken und<br />
wirft auf uns in den Booten sein fahles Licht.<br />
«Ha, der Mond!» rufen einige, und mit einer<br />
alten, schauerlichen Melodie singen wir<br />
Ihm ein Lied.<br />
Dann kam die erste Nacht auf "dem Stroh.<br />
Bald raschelte hier einer, bald erhielt dort<br />
ein anderer einen leichten Schlag von einem<br />
ungeduldigen Ellenbogen. Ich schlafe noch<br />
lange nicht, sagte ich mir und, den Atem anhaltend,<br />
lauschte ich auf das leiseste Geräusch<br />
im Wald, um das Zelt. Hie und da ein<br />
Laut beim Feuer drüben. Sonst regte sich<br />
nichts. Der ganze, weite Wald lag still. Ich<br />
dachte noch an den See, der von Zeit zu Zeit<br />
eine kleine Welle Sand brachte und holte;<br />
dachte an den Sternenhimmel mit seiner unendlichen<br />
Weite... und müde fiel auch ich<br />
dem Schlaf in die Arme. S.<br />
Nasse Gedanken<br />
Von J. R. H.<br />
«Wie freue ich mich auf das ungezwungene<br />
Leben am Badestrand! Man braucht<br />
sich um keine Mode zu kümmern, man ist<br />
so ganz Mensch, man ist der Natur so<br />
nahe!» sagt die reizende kleine Frau und<br />
kauft sich schnell drei ganz moderne, entzückende,<br />
teure Badekostüme.<br />
§3<br />
Der Badestrand ist ein heisser Boden;<br />
mancher hat sich dort schon Haut und<br />
Herz verbrannt.<br />
*<br />
Im Sommer tritt die Wohnungsnot zurück;<br />
denn im Familienbad hat man alles,<br />
was man braucht. Es sind dort: das Vorzimmer<br />
des Standesamtes, das Speisezimmer<br />
der Lichthungrigen, die Studierstube<br />
des Schönheitsfreundes, der Salon der Bekanntschaften,<br />
das Ordinationszimmer der<br />
Liebeskranken, die Rumpelkammer der<br />
Eitelkeiten, die Vorratskammer des überflüssigen<br />
Fettes, die Sporthalle der Annäherungen,<br />
der Korridor der Vermittlung, das<br />
Rauchzimmer der Dampfplauderer, das<br />
Weekendzimmerchen der Zufriedenheit und<br />
— das Letzte ist nicht das Schlechteste —<br />
der Balkon der Aussichten.<br />
Aus Badebekanntschaften werden oft<br />
Ehen, die nicht halten. Man hat eben seine<br />
Burg auf Sand gebaut...<br />
Von Iosef Robert Harrer.<br />
Mitten aus dem sonnengoldenen, himmel- Jetzt ist man ein anderer Mensch, ein<br />
blauen Sommer schreibe ich diesen Brief und Mensch ohne Namen, ohne Rang, ein Kind<br />
ich schreibe ihn in Absätzen, in Pausen, in der Natur, der Sonne, des Sandes und des<br />
denen ich den Brief fast vergesse... Wassers.<br />
Idyll im<br />
Strandbad<br />
Ja, Freundinnen, Freunde, die Worte kommen<br />
nur langsam, als wäre es ein Verbrechen,<br />
an diesen heissen Tagen etwas anderes<br />
zu tun als am Strande zu liegen, in den<br />
Himmel und ins Wasser zu schauen und zu<br />
sein wie der Südländer, der Apostel des<br />
dolce far niente.<br />
Jetzt ist das breite, grosse Strandbad zaubervoll<br />
und es lockt die Städter und zieht<br />
sie an sich und erfrischt sie, belebt sie, raubt<br />
ihnen viele Stunden des Tages und beinahe,<br />
der Nacht.<br />
Während um dich das lauteste Leben der<br />
Grossstadt tollt und rast, liegst du im grossstädtischen<br />
Strandbad in der Sonne und<br />
träumst und springst ins Wasser und bist<br />
am Meer oder in einem asiatischen Strom;<br />
und du brauchst gar nicht sehr viel Phantasie,<br />
um in dem Haifisch aus Gummi, den ein<br />
reizendes Mädchen eben aufgeblasen hat,<br />
ein fürchterliches Meerestier zu sehen.<br />
Das Badeleben im Sommer und die süssen<br />
kleinen Wassernixen !<br />
Sie sind die Seele des Ganzen und sie<br />
wissen es und werden braun und sehnig;<br />
und bleiben dabei schlank und immer jung...<br />
Denn das Wasser hat es ganz besonders auf<br />
die Mädchen abgesehen.<br />
An einem heissen Sommertage hat das Auge<br />
genug der Schönheit zu sehen. Also rasch<br />
los mit dem Wagen, wenige Minuten aus<br />
der Stadt an den See, an den behäbig sich<br />
das Strandbad dehnt. Karawanen von Badelustigen<br />
wandern dahin, bei den Kassen ein<br />
Drängen, Lachen, Witz und Scherz.<br />
Endlich hat man die Kleider vom Leib genommen,<br />
schnell ins Radetrikot und —<br />
ff<br />
Fröhlicher Strandbadbrief<br />
Man könnte ein Buch über die Badekostüme<br />
schreiben, über die kleinen Fragmente<br />
einer schwindenden Frauenkleidung. Da, ein<br />
schlankes, sehr junges Mädchen; kleines<br />
blaues Höschen, eine rote, ärmellose Badebluse,<br />
ein reizender weisser Gürtel, Bubikopf,<br />
negerbraune Schenkel, rote Lippen, die<br />
ausnahmsweise nicht geschminkt sind. Und<br />
auch das frohe Lachen ist echt und der<br />
Glanz der jungen Augen.<br />
'Eine andere trägt ein Trikot von blassvioletter<br />
Farbe, jene dort ein giftgrünes, mit<br />
grossen gestickten Blumen. Wieder eine<br />
junge Frau mit einem gelben Kostümchen,<br />
eine andere sehwarzweiss...<br />
Und so sieht man in grosser Abwechslung<br />
Farben, Muster, Schnitte. An allen aber die<br />
Freude, die Lust und den Uebermut.<br />
Da wird gespielt, gesprungen...<br />
Ein Mädchen erregt plötzlich die Aufmerksamkeit;<br />
mit ihrem schlanken Körper macht<br />
sie reizende Uebungen. Man rät hin und<br />
her... Eine Tänzerin, eine Artistin ?... Ach,<br />
nein, es stellt sich heraus, dass sie nichts<br />
von dem ist. Sie turnt nur zum Vergnügen<br />
und kann mehr als eine Künstlerin.<br />
Das ist moderne Jugend, gesunde freie Jugend...<br />
Und alles geht nebeneinander her. Mann,<br />
Frau, Mädchen, Knabe; und Wasser und<br />
Sonne verscheuchen die Gedanken oder lassen<br />
sie überhaupt nicht aufkommen, jene Gedanken,<br />
die von den Dunkelmännern in ungesunder<br />
Schnüfflerphantasie ersonnen werden...<br />
Alle sollten das Glück kennen, die Freude...<br />
und du schwimmst langsam dahin und bist<br />
aller Sorgen ledig. Weit siehst du das "Wasser,<br />
die kleinen Wellen.<br />
Doch — wie traurig alles ist, wenn ein<br />
Regentag kommt.<br />
...In den Pausen denke ich mir diesen Brief<br />
zusammen. Ich möchte auch von diesen<br />
Pausen schreiben, von einem jähen Blick in<br />
den Himmel, von einem Mädchen, das vorüberhuschte,<br />
von dem Lächeln eines wildfremden<br />
Menschen, von dem Rauch der Zigarette,<br />
der blau bis zur Sonne stieg, von<br />
den Bäumen am Ufer, vom Erlebnis einer<br />
grellen Farbe, die plötzlich aus dem Wasser<br />
auftauchte...<br />
Ich schreibe es nicht. Denn ihr könnt alle<br />
diese Pausen im Alltag erleben... Versucht<br />
es...<br />
Legt euch an den Strand, horcht, was die<br />
Erde erzählt und was das Wasser plaudert.<br />
Bleibt nahe der Natur; denn es ist Sommer...<br />
Denkt an euren Körper und ihr werdet<br />
eure Seele finden !<br />
500 Jahre Spaghetti.<br />
Makkaroni, Spaghetti und die andern<br />
italienischen Teigwaren bilden nach wie<br />
vor den Stolz der italienischen Küche. In<br />
diesem Monat soll sich, wie - kenntnisreiche<br />
Chronisten ausgerechnet haben, zum<br />
500. Male der Tag jähren, an dem in Bologna<br />
die «tagliatelli» das Licht der Küche<br />
erblickten. Es lässt sich denken, dass ein<br />
solches Ereignis gebührend gefeiert wird<br />
Es war im Juni des Jahres 1431, als zu<br />
Bologna die Hochzeit der Lucrezia d'Este<br />
mit dem Grafen Annibale Bentivoglio mit<br />
grossem Pomp begangen wurde. Aus diesem<br />
Anlass schrieb der Dichter Michele<br />
Salimbeni ein zierliches Gedicht, in dem<br />
er in begeisterten Versen die «tagliatini<br />
di pasta» verherrlichte, die er, als ein<br />
neues, von dem Meister der Küche, Zafiran,<br />
erfundenes Gericht beschreibt. Der<br />
Dichter zweifelt keinen Augenblick daran,<br />
dass der Name Zafiran und Seine Erfindung<br />
einen ehrenvollen Platz in der Geschichte<br />
einnehmen würden. Diese gepriesenen<br />
«tagliatelli» wurden beim Hochzeitsmahl<br />
auf silbernen Schüsseln serviert<br />
und von allen Gästen als köstlicher Lekkerbissen<br />
gelobt. Aus den «tagliatelli» entwickelten<br />
sich später die «capellini», eine<br />
Art kulinarisches Mädchenhaar, das als<br />
das Haar der Göttin Venus bezeichnet<br />
wurde. Noch andere Formen sind im<br />
Laufe der Zeit entstanden, bis schliesslich<br />
die ganze Welt von den «italienischen<br />
Pasten» sprach, einem Sammelbegriff, in<br />
dem Spaghetti, Makkaroni und all die andern<br />
Sorten von Faden- und Röhrennudeln<br />
zusammengefasst waren.<br />
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