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E_1933_Zeitung_Nr.046

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N° 46 - <strong>1933</strong> AUTOMOBIL-REVUE 23<br />

Oper über den Menschen<br />

Die Sonne ist gesunken, von den Türmen<br />

der Kirchen hallen sieben Schläge durch die<br />

graue Dämmerung; über Wäldern und Häusern<br />

flammt müde abendliche Röte; über<br />

Seen und Wiesen, über Ströme und Heiden<br />

legen sich bald verblühte, orangerote Flammen,<br />

bis westlich am Himmel die letzte Glut<br />

versinkt.<br />

Von Osten drängt die Nacht heran; irgendwo<br />

dauert der Friede des Abends länger,<br />

weil die Wolken sich verzogen haben.<br />

Arbeit ruht, befreite Atemzüge weiten die<br />

Brust, Menschen wandern langsam in den<br />

Abend, in die Nacht, die sie seit dem Morgen<br />

ersehnt haben. Die Luft ist still, leer von<br />

Staub.<br />

Menschen sitzen in ihren Stuben; der Alltag<br />

ist von vielen herabgeglitten wie ein<br />

Kleid. Und Millionen Menschen sehen auf<br />

die Uhr...<br />

In wenigen Minuten wird die Radio-Aufführung<br />

von Püccinis Oper « Turandot» beginnen.<br />

Viele haben sich darauf gefreut. In<br />

den grossen Städten, in den Dörfern, in einsamen<br />

Gehöften, auf Schiffen und ferne —<br />

vielleicht auch in der Fremde — wird Millionen<br />

Menschen das Wunder der Musik durch<br />

das Wunder des Radios überkommen.<br />

Die Luft ist still und trägt die drahtlos gesendete<br />

Musik, unhörbar, schnell, mystisch...<br />

Die Luft, der Aether, trägt immer Musik;<br />

von überall kommen die wandernden Wellen;<br />

sie sind getränkt mit Melodien und Klängen,<br />

mit Stimmen von Menschen und Gesang<br />

vieler Geigen, Brausen von Orgeln, verlorenen<br />

Oboenrufen und tänzelndem Jazz.<br />

Die Oper «Turandot» beginnt. Jähe, aufregende<br />

Akkorde schwingen über die Städte,<br />

Ober Berge, taumeln über Seen und Ströme,<br />

fangen sich an glitzernden Antennen, dringen<br />

in Zimmer, sind über den Meeren, über<br />

chinesischen Tempeln, über Pyramiden, lächeln<br />

in Oasen, brausen in Lautsprechern,<br />

Lob des Radlos.<br />

Von Josef Robert Harrer.<br />

schwingen über Eisbergen und sind im Augenblicke<br />

wieder zurückgekommen, ehe noch<br />

der nächste Akkord die Reise antritt...<br />

Unzählige Lautsprecher, unzählige Kopfhörer<br />

... Menschen, die Augen geschlossen,<br />

das Herz offen, hören die Töne, während die<br />

Nacht um sie tief wird.<br />

«Vater, mein Vater!<br />

O Vater, hob' ich dich wieder!»<br />

Die Stimme des unbekannten Prinzen lebt<br />

in der ganzen Welt. Ein Mädchen weint...<br />

Ein Mann stösst zur Sekunde das Messer in<br />

seinen Leib... Ein Eisenbahnzug entgleist,<br />

und in die glücklichen Worte des Prinzen<br />

fällt das Geschrei Sterbender... Und im<br />

Schatten einer Mauer drückt ein Junger<br />

Mensch ein Mädchen fest an sich und küsst<br />

es heiss, während aus einem nahen Haus die<br />

Stimme des Prinzen singt:<br />

«Liu sei gesegnet h<br />

In der Stadt, oben in einem Zimmer,, das<br />

nahe den Sternen ist, denkt plötzlich ein junger<br />

Literat: «Die Musik kommt aus dem<br />

All zu mir. Oh, die Welt muss glücklich<br />

sein! ><br />

«Warum zögert der Mond?<br />

Bleicher Nachtgesell,<br />

zeig dich am Himmel!<br />

Eil' dich! Stiller! Eile!»<br />

Die süsseste Melodie lebt nun überall in der<br />

Welt; aber mitten durch ihr Klingen schleichen<br />

Diebe und ihre Ohren fassen nicht das<br />

Glück, das um sie schwebt. Mitten in diese<br />

Melodie brechen die Rufe Ertrinkender,<br />

schallt Oeschrei Betrunkener, pressen sich<br />

die Worte böser Menschen, schlagen laut<br />

und schnell die Herzen liebender Mädchen,<br />

gellen die hitzigen Laute der Kartenspieler...<br />

Andere Menschen sind aber glücklich geworden;<br />

alles Erinnern ist von ihnen verschwunden<br />

und sie sehen fern über Peking<br />

den Mond gross und grün aufgehen.<br />

«O du göttliches Wesen!<br />

Du Schönheit! Hehres Wunder!»<br />

Oh, wie die kleine Melodie dieser Worte<br />

die ganze Welt befreien könnte; aber irgendwo<br />

wälzen sich die Menschen in der Gosse,<br />

irgendwo tanzen Revue-Mädchen, sind Menschen,<br />

die auf geifernden Lippen die Worte<br />

« schön » und « wunderbar > vergewaltigen...<br />

Und die Töne kommen und gehen.—<br />

«Liu erträgt das nicht!<br />

Oh! Dies Leid!...<br />

«0 weine nicht, Liu!»...<br />

Nacht ist über vielen Ländern. Jede Nacht<br />

ist durchweht von Musik. Gestern war es<br />

Beethovens Eroica, vor Tagen war es Wagners<br />

Lohengrin, morgen wird es Bruckners<br />

fünfte Symphonie sein, dann wieder Mozarts<br />

Zauberflöte oder Mussorgskijs Boris Qodunow,<br />

Schumanns B-Moll-Sonate, Debussys<br />

Pelleas und Melisande oder Bach, Respighi,<br />

Verdi, Strawinsky...<br />

Aber die Nächte haben die Musik und Brauchen<br />

sie nur für einen Teil der Menschen;<br />

denn die anderen versinken und ertrinken<br />

Nacht für Nacht in ihrer tierischen oder<br />

stumpfen Verlorenheit. Und auch heute, obwohl<br />

eben Turandot im glänzenden Thronsaal<br />

erscheint und ihre Rätsel singt. ^<br />

«DM Eis, das mir verfallen<br />

nach meinem dritten Sieg,<br />

Sommerwolken<br />

Blick vom Rapperswiler<br />

Seedamm gegen den oberen<br />

Zürichsee.<br />

(Photo Feierstein.)<br />

an meinem Feuer taust da auf:<br />

Turandot!...»<br />

Jubel, Jubel und Glück in der Musik...<br />

Mädchen, jung und schmal und mit dunklen<br />

Augen, Knaben, Männer, arme Kranke, die<br />

ihre Schmerzen vergessen, auch so mancht,<br />

Ausgestossene: sie alle sind glücklich und<br />

stehen vor dem grossen Tempel der Menschheit,<br />

in den jeder eintreten darf, der vor der<br />

Musik sein Knie beugt...<br />

Nacht über den Menschen, Nacht über der<br />

Musik! Hören die Millionen jetzt den Prinzen<br />

singen:<br />

«Keiner schlafe...<br />

Der Kuss allein soll dieses Schweigen lösen<br />

...»<br />

f-Eh' noch der Morgen dämmert,<br />

Schliess' müde ich die Augen,<br />

Damit er nochmals siege...<br />

Und ich ihn nimmer wieder seh'...»<br />

Geht es nicht wie ein Zittern durch die<br />

Melodien und Akkorde? Denn bei dieser<br />

Stelle, erfasst es, bei dieser Stelle lag der<br />

Komponist im Sterben... Es waren die letzten<br />

Klänge, die er uns schenkte... Und diese<br />

Klänge wandern nun über Deutschland, die<br />

Schweiz, über die Welt, aber:<br />

Menschen hassen zur Stunde, Menschen<br />

modern in die Fäulnis ihres Herzens hinein,<br />

Menschen tanzen zum Gesang des Saxophons,<br />

Menschen machen falsches Geld, Menschen<br />

lügen, vernichten Leben, Menschen hocken<br />

im Kino, treten in Kabaretts, blicken auf die<br />

Sterne und flüstern: «Das Leben freut mich<br />

nicht mehr; denn es bietet mir nicht!»...<br />

Und es wandert doch auch für sie «Turandot»<br />

durch die Welt, und morgen, übermorgen<br />

wird es eine Symphonie sein, ein<br />

Choral, oder ein Volkslied, eine Tanzweise...<br />

Aber, Musik, viele sind es doch, die sie<br />

empfangen und den Geist des Komponisten<br />

neben sich fühlen, während die tote Liu fortgetragen<br />

wird. Der Kranke im Bett, die Mädchen<br />

im Garten, der Matrose auf dem Schiff,<br />

der Türmer hoch bei den Wolken ... Sie sind<br />

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