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einSteiger 2018

Regionaljournal einSteiger 2018, LAG Südlicher Steigerwald e.V.

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Die Evangelisten Johannes<br />

mit dem Adler und Lukas mit dem Stier.<br />

Rechts Darstellung der Jakobsleiter<br />

die im Tonnengewölbe über dem<br />

Altarraum thronen. Matthäus und<br />

Markus (nördlich) und Johannes<br />

und Lukas (südlich) sind als Jünglinge<br />

mit Heiligenschein und den<br />

jeweiligen Attributen zu deren<br />

Füßen dargestellt. Der Schwung in<br />

Form eines „S“ der Gewandfiguren<br />

sowie die wellenförmigen Faltensäume<br />

sind typisch für die hiesige Spätgotik<br />

und somit dem beginnenden<br />

15. Jahrhundert zuzuordnen.<br />

Das erste der vier Evangelien<br />

des Neuen Testaments stammt<br />

von Matthäus. Die Forschung geht<br />

davon aus, dass es sich nicht um<br />

den gleichnamigen Apostel handelt.<br />

Matthäus erkennt man in der<br />

Darstellung als Menschen oder mit<br />

einer menschlichen Engelsfigur,<br />

wohingegen die folgenden Evangelisten<br />

als oder – wie in Taschendorf<br />

– mit „ihren“ Tieren gezeigt<br />

wurden: der Löwe Markus, der Stier<br />

Lukas und der Adler Johannes. Sehr<br />

umstritten ist übrigens auch, ob<br />

der Evangelist Johannes der Apostel<br />

Johannes war, überdies gar der Lieblingsjünger<br />

Jesu. Klar ist indes, dass<br />

der Evangelist nicht Johannes der<br />

Täufer ist, nach dem die Kirche in<br />

Markt Taschendorf benannt ist. Ein<br />

Wandbild oder etwa eine figürliche<br />

Darstellung des Täufers sucht man<br />

vergebens, aber die Kirchweih wird<br />

alljährlich an Johanni gefeiert.<br />

Sehr beeindruckend ist auch<br />

das etwa 6 Quadratmeter große<br />

Fresko vom Traum Jakobs mit der<br />

Himmelsleiter in der Mitte der<br />

Südwand des Kirchenschiffes, das<br />

um 1700 neu erbaut wurde, sodass<br />

die Wandmalerei im ersten Viertel<br />

des 18. Jahrhunderts entstanden<br />

sein dürfte. Die Kraft des barocken<br />

Bildes ergibt sich aus der Dimension<br />

wie auch der alttestamentarischen<br />

Geschichte selbst, die eine sehr einfache,<br />

„kindliche“ Interpretation der<br />

Beziehung von Mensch zu Gott und<br />

umgekehrt ermöglicht, aber auch<br />

Freiraum für sehr philosophische<br />

Gedanken lässt jenseits der Idylle,<br />

die das Bild zunächst vermittelt.<br />

Die Emporen und wohl<br />

auch der sechseckige Treppenturm<br />

wurden 1728 errichtet. In vielen,<br />

gerade evangelischen Kirchen in<br />

unserem Raum wurde es im 17. und<br />

18. Jahrhundert für die Besucher zu<br />

eng. Die Bevölkerungszahlen stiegen<br />

nach dem auch in Markt Taschendorf<br />

verheerenden 30jährigen Krieg rasch<br />

wieder an. Mehr und mehr aber galt<br />

es, den Gottesdienst an Sonn- und<br />

Feiertagen gemeinsam zu feiern, in<br />

dessen Mittelpunkt die Festtagspredigt<br />

auf der Hochkanzel stand. Da<br />

oft kein Platz oder Geld da war für<br />

aufwändige Vergrößerungen, musste<br />

der bestehende Kirchenraum besser<br />

ausgenutzt werden – entsprechend<br />

entstanden Emporen aus Holz. In<br />

protestantischen Kirchenbauten war<br />

der erhöhte Sitzplatz des Gemeindegliedes<br />

durchaus auch Programm.<br />

Teils ging es um Repräsentation<br />

„ranghöherer Bürger“, mehr aber<br />

wohl um einen direkteren akustischen<br />

und visuellen Zugang zur<br />

Kanzel als dem Ort der Verkündigung<br />

des Evangeliums.<br />

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