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Baumporträt Der Speierling Sorbus domestica L. 56
Text: Karin Eigenthaler. Fotos: Dr. Albrecht (3), Doris Hofmann, H. P. Bacherle Er ist selten geworden in Deutschland. Bei einer Erfassung seltener Baumarten durch die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung im Jahr 2013 wurden in Deutschland nur noch ca. 2500 Speierlinge im Wald gefunden. Meist sind dies ältere Bäume. Speierlinge mit geringem Durchmesser wurden kaum gefunden, eine natürliche Vermehrung des Speierlings im Wald scheint schwer. Deshalb steht der Speierling in Bayern auch auf der Roten Liste der gefährdeten Pflanzen. Nicht erfasst wurden einzeln stehende Speierlinge im Offenland. Im süddeutschen Raum finden sich Speierlinge im Oberrheingebiet, im Neckar- und Taubertal sowie im unterfränkischen Mainfranken. Der Speierling liebt wärmebegünstigte Orte mit besserer Nährstoffversorgung. Er braucht Licht zum Keimen und zum Wachsen. Daher ist es für ihn im Wald schwierig sich durchzusetzen in der Konkurrenz von Buchen und anderen Bäumen, die auch im Schatten gedeihen. Gute Chancen hat er dagegen im Mittelwald, wo mit dem weiten Abstand der hochstämmigen Bäume auch reichlich Licht auf den Boden durchdringen kann. Der Speierling ist nach der letzten Kaltzeit ab ca. 8000 vor Christus bei uns eingewandert. Er gehört zu den Rosengewächsen, seine nähesten Verwandten sind die Vogelbeere (Sorbus aucuparia), die Elsbeere (Sorbus torminalis) und die Mehlbeere (Sorbus aria). Er kann bis zu 35 m hoch werden und ein Alter von bis zu 400 Jahren erreichen. Im Mittelalter war der Speierling ein geschätzter Baum, lieferte er doch besonders hartes Holz, das sich gut für Werkzeuge verwenden ließ. Außerdem wurden seine Früchte bei Ruhr, Cholera und Schwächezuständen als Medizin verwendet. Die Früchte ähneln kleinen Birnen oder Äpfeln, sind sauer und haben einen hohen Gehalt an Aromastoffen. Deshalb wurden sie u.a. dem Apfelmost oder -wein zugegeben oder zu Mus verarbeitet. Heute ist das Holz des Speierlings ein kostbares Möbel- und Furnierholz oder wird im Instrumentenbau verwendet. Vermehrt sich der Speierling durch Samen, dauert es oft weit über zeh Jahre, bis der Baum zum ersten Mal blüht. Die Blüten werden von Insekten befruchtet. Die Blätter ähneln denen der Vogelbeere, sind aber auf der Unterseite heller und leicht behaart. Die Früchte sind grünlich bis rötlich-bräunlich, ca. 2-3 cm lang. Daraus erklärt sich auch, weshalb es so mühsam ist, die Früchte zu sammeln und zu verarbeiten. Speierlinge können sich auch aus Wurzelbrut vermehren. Dadurch stehen dann mehrere Speierlinge unterschiedlichen Alters nahe zusammen. Sie sind genetisch identisch. Der Speierling selbst ist ein robuster, trockenheitsresistenter Baum ohne besondere Schädlinge. Es ist erfreulich, dass der Speierling in den letzten Jahren etwas ins Licht der Öffentlichkeit geraten ist. 1993 war der Speierling Baum des Jahres. 1994 wurde der bundesweite Förderkreis Speierling gegründet (www.foerderkreis-speierling.de). Seit dieser Zeit werden wieder Speierlinge gepflanzt und ein Augenmerk auf ihre Vermehrung gelegt. Gerade in unserer vielfältigen Kulturlandschaft mit verschiedenen Sonderformen der Waldbewirtschaftung ist er eine Bereicherung, auch im Offenland. Speierlinge finden sich auch im Südlichen Steigerwald, z.B. in den Gemeinden Weigenheim und Ergersheim und auch in der Jahresbaumallee in Scheinfeld oder beim Spielplatz in Elsenfeld (Schlüsselfeld). In der Gemeinde Markt Nordheim informiert eine Tafel über den dort stehenden Speierling. Ab Markt Nordheim am Wanderweg MN3, vorbei am Naturerlebnisraum, dann am Waldrand rechts der Beschilderung folgend zum Naturschauplatz „Speierling am Steinrangen“ 57
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