PERSÖNLICHKEITEN AUS <strong>SCHWACHHAUSEN</strong> Einmal im Monat liest Dieter Cossen in der Stadtbibliothek in der Vahr, jeden Dienstag hilft er in „seiner“ Schule, der Grundschule an der Carl- Schurz-Straße, beim Lesenlernen. 60 <strong>SCHWACHHAUSEN</strong> <strong>Magazin</strong> | <strong>März</strong> - <strong>April</strong> 2018
PERSÖNLICHKEITEN | DIETER COSSEN DIETER COSSEN Vorlese-Opa und Marathon-Mann TEXT + FOTOS | ANKE JUCKENHÖFEL „Ich bin oder halte mich dafür, mit meinen fast 75 Jahren fit wie der oft zitierte und viel strapazierte Turnschuh zu sein“, sagt Dieter Cossen. Das stimmt: In unserem Gespräch fällt mir sofort auf, dass der Name „Vorlese-Opa“, den er von der damaligen Leiterin der Stadtteilbibliothek, Frau Collin, bekommen hat, nicht ganz zu passen scheint. Dabei hat der Vater zweier Söhne auch bereits zwei Enkelkinder. Und außerdem zwei spannende Hobbys: Das Vorlesen und den Marathonlauf. Von beiden erzählt er begeistert und leidenschaftlich. Unser Gespräch mussten wir ganz kurzfristig ansetzen, denn ein paar Tage danach geht es für drei Wochen ab nach Kuba, endlich! Schon <strong>2017</strong> sollte diese Reise stattfinden, zum Havanna-Marathon. Warum das nicht klappte, wieso er sich so intensiv ehrenamtlich als Vorlese-Opa engagiert, wo man überall Marathons laufen kann, das alles erfahre ich jetzt ... Langeweile kennen Ellen Lichte und Dieter Cossen nicht: Sie war als Naturwissenschaftlerin mit der „Polarstern“ in der Arktis und Antarktis unterwegs (worauf Dieter Cossen ein bisschen neidisch ist), heute gibt sie als Qi Gong-Lehrerin Kurse an der VHS in Bremerhaven. Und er geht bei Bremen 1860 zum Sport, macht Lauftraining im nahen Bürgerpark und Stadtwald, ist auch hier kommunalpolitisch interessiert und besucht die öffentlichen Beiratssitzungen, ist begeistertes Mitglied einer Plattdeutsch- Gruppe – und der Vorlese-Opa. Es ist ein spannendes Leben, von dem Dieter Cossen erzählt: Geboren 1943 in Vegesack, lebte er bis zu seinem zehnten Lebensjahr in Rade, Kreis Osterholz, danach in Blumenthal, bis er 1980 nach Wilstedt zog. Erst 2012 wurde er Bremer und Schwachhauser. „Die Entscheidung, nach Schwachhausen zu ziehen, war leicht. Denn es war klar: Wenn Bremen, dann auch auf den Elfmeterpunkt!“ Seine Partnerin Ellen Lichte und er genießen die Nähe zu den kulturellen Einrichtungen, die sie gerne und oft besuchen. „Eigentlich vermisse ich nur den Kachelofen, den ich in Wilstedt in meinem Haus hatte“, lächelt Dieter Cossen. „Dabei war es auch schön, dass mich in Wilstedt alle Leute kannten, ich war dort stellvertretender Bürgermeister. Aber unsere Nachbarn hier sind auch wirklich sehr nett!“ Der Vater war Polizist und ein konservativer Mann, der es mit seinem in der Schule nicht so engagierten, aber sportbegeisterten Sohn nicht ganz leicht hatte. Deshalb machte der nach Schulabschluss zunächst eine Lehre mit sehr gutem Erfolg als Klempner und Installateur. 1963 folgte die Einberufung zur Bundeswehr, wo man das sportliche Potenzial des jungen Mannes bald erkannte – und ihn auf die Bundeswehr-Sportschule nach Sonthofen schickte. Dort konnte er sein Hobby zum Beruf machen. „Die vier Jahre im Allgäu waren eine tolle Zeit“, sagt Dieter Cossen, der dort auch Fallschirmspringer war. Und eine sehr erfolgreiche dazu: Er wurde sogar NATO-Meister im Boxen! Danach folgten auf dem zweiten Bildungsweg Realschulabschluss und Abitur sowie das Studium zum Diplom- Verwaltungswirt. 1978 wurde er Bauamtsleiter in der Stadtverwaltung Lilienthal, 1991 in Ottersberg, wo er bis zu seiner Pensionierung blieb. Die Handpuppe der Bremer Stadtmusikanten vom Weihnachtsmarkt in München war ein Geschenk von Ellen Lichte, der Partnerin von Dieter Cossen. Mit ihr eröffnet er jedes Vorlesen. <strong>SCHWACHHAUSEN</strong> <strong>Magazin</strong> | <strong>März</strong> - <strong>April</strong> 2018 61