SCHWACHHAUSEN Magazin | März-April 2017
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Alles ist möglich<br />
Ob mit vier oder mit 30 – ein Einstieg ins<br />
Eiskunstlaufen kann sich immer lohnen<br />
Ritsch, ratsch, sie hebt ab und landet sicher auf der Kufe. Auf dem Eis<br />
fühlen sich die Läuferinnen von Bremen 1860 zu Hause, haben im vergangenen<br />
Jahr gleich sieben Landestitel abgeräumt. Ekaterina Kondiliabrova<br />
hat noch mehr vor, für Joceline-Maria Iyeke fängt das<br />
Wettkampfleben gerade richtig an, Anne Vogt startete spät und in einer<br />
ganz anderen Klasse. Die drei Läuferinnen zeigen auf, was alles möglich<br />
ist im Eissport bei Bremen 1860.<br />
Die siebenjährige Joceline ist das Nesthäkchen im Leistungstrio, aber<br />
längst keine Anfängerin mehr. Inspiriert von ihrer Tante machte sie als<br />
Vierjährige Bekanntschaft mit den Kufen. „Meine Mama hat mich auf das<br />
Eis gestellt und ich konnte das“, erzählt sie. Mit Können ist vor allem das<br />
Gleichgewichthalten gemeint. Die Elemente lernte sie nach und nach kennen<br />
und den Axel mit seinen anderthalb Umdrehungen ganz besonders<br />
lieben. International durfte Joceline im Januar bei einem Wettbewerb in<br />
Riga Erfahrungen sammeln. „Die Musik hat gesponnen“, erzählt sie. Deshalb<br />
musste sie einige Elemente weglassen und landete auf dem achten<br />
Platz.<br />
Eigentlich schon Profi war Ekaterina Kondiliabrova. Mit fünf Jahren begann<br />
sie mit Eiskunstlaufen in Russland und wurde von einer Leistungstrainerin<br />
gescoutet. Im Leistungszentrum stand sie sechs Tage die Woche<br />
auf dem Eis und bei nationalen Wettkämpfen oft weit oben. Als sie 2014<br />
eigentlich auf höchstem Niveau mitlief, siedelte die Familie nach Deutschland<br />
über. In Bremen reichen die Trainingsbedingungen bei weitem nicht<br />
an das heran, was sie aus Russland gewohnt war. Höchstens zwei Mal<br />
Training die Woche waren drin. Es folgte ein Tief. Inzwischen engagieren<br />
sich mehr Trainerinnen in der Roll- und Eissport-Abteilung und Ekaterina<br />
trainiert jetzt fünf Mal in der Woche. Auf Bremer Ebene hat sie sich <strong>2017</strong><br />
den Meistertitel in der Kürklasse 4 geschnappt. National war sie schon<br />
zwei Mal bei der Deutschen Nachwuchsmeisterschaft dabei, landete beide<br />
Male auf dem letzten Platz. Ein Aufwärtstrend war trotzdem erkennbar.<br />
„Beim ersten Mal war ich ganz weit von den anderen Mädchen entfernt“,<br />
erzählt die 16-Jährige. Beim zweiten Mal kam sie immerhin auf zehn Zähler<br />
mehr. Sie will wieder antreten: „Ich werde auf jeden Fall noch einen<br />
drauf legen.“ Damit das klappt, fährt sie im Sommer zu Trainingslagern in<br />
Willingen und Dinslaken, weil es in Bremen nur im Winterhalbjahr Eis<br />
gibt. Die Reisen kosten nicht nur Zeit, sie gehen auch ordentlich ins Geld.<br />
Bremen 1860 und verschiedene Stiftungen helfen ihr, die Last zu wuppen.<br />
Mit Ende 20 gehörte Anne Vogt noch zum Eissport-Nachwuchs. In der<br />
Saison 2013/14 stand die heute 33-Jährige erstmals im Eiskunstlauftraining.<br />
Ihr Vater, ein Sportlehrer, stellte sie zwar frühzeitig auf Kufen und<br />
spielte mit ihr Eishockey auf zugefrorenen Wiesen, bis zum Eiskunstlaufen<br />
war es aber doch noch ein weiter Schritt. Der ihr aber durchaus gefiel:<br />
„Es ist zu einer kleinen Sucht geworden“, erzählt die Läuferin.<br />
Generell erfreut sich der Erwachsenenbereich in der Roll- und Eissport-<br />
Abteilung derzeit eines großen Zulaufs. Auch national ist die Konkurrenz<br />
groß. Regelmäßig startet Anne bei den „Skate Adult“, zuletzt in Berlin<br />
und Oberstdorf, sowie beim Hall-Kristall-Cup in Halle. In Berlin und<br />
Oberstdorf landete sie im letzten Drittel der Starter. In diesem Jahr will sie<br />
es ins Mittelfeld schaffen, auch wenn sie weiß, dass das nicht leicht wird.<br />
„Man läuft gegen Erwachsene, die seit Jahren gute Trainingsbedingungen<br />
haben“, sagt sie.<br />
Den Läuferinnen und Läufern bessere Trainingsbedingungen zu schaffen,<br />
dafür baut die Abteilung nach und nach Strukturen auf, erzählt Sportwartin<br />
Meentje Otto. Trainingslager können ein Mittel sein. Es sollen aber<br />
auch mehr Läuferinnen motiviert werden, im Sommer ihr Programm in<br />
Rollschuhen zu laufen. Die stehen bei den Läuferinnen nicht ganz so hoch<br />
im Kurs wie Schlittschuhe. Der Muskelaufbau durch die schwereren Rollschuhe<br />
kann auf Kufen aber ganz nützlich sein, findet Sportwartin<br />
Meentje.<br />
<strong>SCHWACHHAUSEN</strong> <strong>Magazin</strong> | <strong>März</strong> - <strong>April</strong> 2018 69