Web-Jahresmagazin2011-Deutsch - Alumni Halenses - Martin ...
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Millionen-Förderung<br />
für Polymer-Forschung<br />
Fehlgefaltete Proteine werden bei Krankheiten wie<br />
Alzheimer und Creutzfeldt-Jacob beobachtet. Doch<br />
wie kommt es zur Fehlfaltung? Verklumpte Proteine<br />
trüben die Augenlinse beim grauen Star. Wieso bilden<br />
sich die Klumpen? Die Fäden von Spinnen haben<br />
außerordentliche mechanische Eigenschaften. Was<br />
ist die Ursache auf molekularer Ebene? „Bei diesen<br />
Prozessen gibt es wahrscheinlich viele Gemeinsamkeiten<br />
mit der Strukturbildung in Polymeren – die<br />
wollen wir besser verstehen“, sagt MLU-Physiker<br />
Professor Thomas Thurn-Albrecht.<br />
Polymere sind allgegenwärtig. „Alle Kunststoffe<br />
bestehen aus Polymeren, aber eben auch Proteine<br />
und unsere DNA – vereinfacht gesagt alles, was<br />
an uns Menschen weich ist“, führt Thurn-Albrecht<br />
aus. „Es handelt sich um ein Material, das weder<br />
fest noch flüssig ist, mit einem unheimlich breiten<br />
Eigenschaftsprofil. Die einzelnen Bausteine können<br />
sich organisieren, dadurch entstehen wieder neue<br />
Eigenschaften.“ Die molekulare Ordnung und die<br />
Beweglichkeit, die in Polymeren oft stark eingeschränkt<br />
sind, wollen die Forscher analysieren und<br />
kontrollieren, um so die Eigenschaften dieser Materialien<br />
besser zu verstehen.<br />
Beste Voraussetzungen dafür bietet den Wissenschaftlern<br />
ein neuer Sonderforschungsbereich<br />
(SFB/Transregio), den die <strong>Deutsch</strong>e Forschungsgemeinschaft<br />
(DFG) Ende Mai bewilligt hat. Mit<br />
1<br />
jahresmagazin 2011 forschen und publizieren<br />
rund sieben Millionen Euro fördert die DFG in den<br />
kommenden vier Jahren das Projekt zum Thema<br />
„Polymere unter Zwangsbedingungen“. Die <strong>Martin</strong>-<br />
Luther-Universität kooperiert dabei mit der Universität<br />
Leipzig. Beteiligt ist auch das Fraunhofer-<br />
Institut für Werkstoffmechanik Halle.<br />
Im SFB betreiben Physiker, Biophysiker, Chemiker<br />
und Materialwissenschaftler Grundlagenforschung,<br />
deren Ergebnisse weit reichende Auswirkungen haben<br />
könnten. Übrigens auch im Bereich der synthetischen<br />
Polymere: „Hier stehen wir noch vor vielen<br />
Rätseln“, sagt der SFB-Sprecher Thurn-Albrecht.<br />
„Dieser Sonderforschungsbereich wird uns viele<br />
neue Möglichkeiten in der Zusammenarbeit eröffnen.<br />
Wir wollen uns als international attraktives<br />
Zentrum der Polymerforschung etablieren. Dieses<br />
Ziel ist nun ein Stück näher gerückt.“<br />
Mit ihrer Entscheidung belohne die DFG auch die<br />
Berufungspolitik der <strong>Martin</strong>-Luther-Universität, ergänzt<br />
Rektor Prof. Dr. Udo Sträter. „Die MLU hat<br />
konsequent daran gearbeitet, die Polymerwissenschaften<br />
in Halle auszubauen und neu aufzustellen.<br />
Diese Strategie trägt nun Früchte.“ Davon profitiere<br />
auch die Lehre. Die Studiengänge Physik und Chemie<br />
zählen laut CHE-Hochschulranking schon jetzt<br />
zu den besten in <strong>Deutsch</strong>land.<br />
Carsten Heckmann<br />
Kontakt: Prof. Dr. Thomas Thurn-Albrecht<br />
Institut für Physik<br />
Tel.: 0345 55 25340<br />
E-Mail: thurn-albrecht@physik.uni-halle.de<br />
2<br />
Prof. Dr. Thomas Thurn-<br />
Albrecht (Foto: privat)<br />
1 Spannende Strukturen:<br />
Teilkristalline Polymere sind<br />
hier in dünnen Filmen auf<br />
unterschiedlichen Substraten zu<br />
sehen (Abbildung: Institut für<br />
Physik)<br />
2 Die Konformation von<br />
Polymeren spielt auch in<br />
Spinnenseide die entscheidende<br />
Rolle. Diese biologische Faser<br />
ist dehnbarer als Kevlar und<br />
besitzt eine Zugfestigkeit, die<br />
bei weitem die von Stahl übertrifft.<br />
Die molekularen Ursachen<br />
dafür werden in einem<br />
Teilprojekt des SFB untersucht.<br />
(Foto: Uni Leipzig/Institut für<br />
Experimentelle Physik)<br />
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