Web-Jahresmagazin2011-Deutsch - Alumni Halenses - Martin ...
Web-Jahresmagazin2011-Deutsch - Alumni Halenses - Martin ...
Web-Jahresmagazin2011-Deutsch - Alumni Halenses - Martin ...
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
„In den Gesprächen mit Studierenden<br />
kann man mehr über die Zukunft ihres Landes<br />
erfahren als aus der Zeitung.“<br />
Für Italien ist das heute ein ziemlich wichtiger Tag<br />
– der designierte Ministerpräsident Mario Monti<br />
hat gerade seine Regierung bekannt gegeben. Und<br />
Sie sind an diesem Tag in Halle … Ja – und ich bin<br />
froh, in Halle zu sein. Beim Mittagessen habe ich mir<br />
die Liste mit den neuen Regierungsmitgliedern angesehen<br />
und ich sage Ihnen, das ist eine fantastische<br />
Auswahl! Das sind hochqualifizierte Menschen, die<br />
ein sehr gutes Team bilden werden. Und es ist ein<br />
Aufbruch – weg von dem, was war. Ich glaube, diese<br />
Regierung wird in der Lage sein, die Entscheidungen<br />
zu treffen, die jetzt getroffen werden müssen.<br />
Würden Sie in dieser Zeit der großen Herausforderungen<br />
gern wieder in die Politik zurückkehren?<br />
Politik ist wie eine ansteckende Krankheit. Ich liebe<br />
Politik, aber ein guter Politiker muss wissen, wann<br />
die Zeit reif ist, aufzuhören. Und das habe ich vor<br />
drei Jahren getan. Ich habe ja trotzdem noch viele<br />
Aufgaben und bin mit diesen sehr glücklich. In Peking<br />
habe ich einen Lehrstuhl, und ich gebe Vorlesungen<br />
in den USA. Ich bin Präsident der „Foundation<br />
for Worldwide Cooperation“ und Vorsitzender<br />
des „Panel for Peacekeeping in Africa“.<br />
Sie haben jahrzehntelang parallel zu ihren politischen<br />
Ämtern an der Universität gelehrt. Was hat<br />
Sie an der Uni gehalten? Ich mag das akademische<br />
Leben, das war meine Wahl damals. Zur Politik bin<br />
ich relativ spät gekommen. Während der 30 Jahre<br />
in der Politik habe ich nicht mehr jede aktuelle<br />
Entwicklung meines Fachgebiets verfolgt. Deshalb<br />
greife ich jetzt in der Lehre eher auf Erfahrungen in<br />
der Politik zurück und spreche über politische und<br />
wirtschaftliche Strukturen und Regierungslehre im<br />
Allgemeinen. Aber heute unterrichte ich nur noch<br />
in einzelnen Intensivseminaren oder Vorlesungen.<br />
Was mögen Sie so an der universitären Lehre?<br />
Ich mag die Arbeit mit den Studenten – ganz<br />
besonders auch mit Studenten aus verschie-<br />
denen Ländern. In den Gesprächen mit ihnen<br />
kann man mehr über die Zukunft ihres Landes erfahren<br />
als aus der Zeitung. Man erkennt, ob die Jugend<br />
optimistisch und selbstbewusst in die Zukunft<br />
blickt – ob sie glaubt, dass die Zukunft ihr gehört<br />
oder nicht.<br />
Wie wichtig sind Universitäten für das Zusammenwachsen<br />
in der Europäischen Union? Ich glaube,<br />
dass das Erasmus-Programm für die Zukunft der<br />
europäischen Union von höchster Bedeutung ist.<br />
Natürlich hat ein Erasmusaufenthalt keine direkt<br />
sichtbaren Konsequenzen, aber er ist eine Investition<br />
in die Zukunft. Wenn Sie hunderttausenden jungen<br />
Europäern die Möglichkeit geben, sich kennen<br />
zu lernen, dann begründen sie damit eine europäische<br />
Mentalität!<br />
Neben Erasmus gibt es auch binationale Studienprogramme<br />
wie den Master „Europäische Integration<br />
und Regionale Entwicklung“ der Universitäten<br />
in Halle und Mailand. Welche Bedeutung<br />
haben die? Ich halte diese Kooperation der MLU<br />
mit der Universitá Cattolica del Sacro Cuore für<br />
sehr wichtig. Natürlich nimmt daran jeweils nur<br />
eine kleine Zahl von Menschen teil – aber sie sind<br />
Multiplikatoren, die tief in die Kultur beider Länder<br />
eingedrungen sind. Sie werden einmal lehren oder<br />
in Positionen arbeiten, wo sie dieses Wissen einbringen<br />
können. All diese verschiedenen Angebote<br />
bringen Schritt für Schritt eine gemeinsame europäische<br />
Kultur hervor.<br />
Sie haben heute sehr viele europäische Themen<br />
angesprochen. Warum beschäftigt Sie dieser Kontinent<br />
so sehr? Wenn wir nicht zusammenhalten,<br />
verschwinden wir. Ich glaube, dass in dieser Welt<br />
ein Land allein nicht überleben kann – nicht einmal<br />
so große Länder wie <strong>Deutsch</strong>land.<br />
Interview: Corinna Bertz<br />
jahresmagazin 2011 personalia<br />
romano prodi<br />
Mehr über die Verleihung der<br />
Ehrendoktorwürde an<br />
Romano Prodi:<br />
WEBCODE MAG� 13607<br />
33