Keine Anhebung unseres EU-Beitrags!
FPÖ und ÖVP klar gegen EU-Wunsch nach höheren Beiträgen der Nettozahler
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4 Innenpolitik<br />
Neue Freie Zeitung<br />
„Wir haben CETA die<br />
Giftzähne gezogen.“<br />
FPÖ-Vizekanzler HC Strache erläutert im NFZ-Interview den Meinungsumschwung<br />
der Freiheitlichen zum Freihandelsabkommen<br />
mit Kanada (CETA): „Dem ursprünglichen Vertrag wurden praktisch<br />
die Giftzähne gezogen, in Form einer Auslegungserklärung.“<br />
Herr Vizekanzler, was hat sich geändert,<br />
dass die FPÖ jetzt doch dem<br />
Freihandelsabkommen mit Kanada<br />
zustimmen wird?<br />
HC Strache: Zuerst einmal erinnere<br />
ich daran, dass unser Koalitionspartner<br />
CETA als Grundbedingung<br />
für eine Zusammenarbeit<br />
fixiert hat. Wir Freiheitlichen bekennen<br />
uns dazu, dass Freihandel für<br />
ein Industrieland und eine Exportnation<br />
wie Österreich sehr wichtig<br />
ist. Ursprünglich haben SPÖ und<br />
ÖVP geplant, CETA gemeinsam<br />
mit TTIP, dem viel umfangreicheren<br />
Freihandelsabkommen<br />
mit den USA,<br />
zu beschließen.<br />
Wir haben als<br />
Oppositionspartei<br />
diese beiden Abkommen abgelehnt,<br />
weil sie in der damaligen<br />
Form massive Verschlechterungen<br />
für die Wirtschaft und die Konsumenten<br />
bedeutet hätten. Die nunmehrige<br />
Anerkennung wurde uns<br />
auch leichter gemacht durch die<br />
Implementierung verschiedener<br />
Schutzmaßnahmen im Sozial-, Gesundheits-<br />
und Umweltbereich.<br />
Welche Maßnahmen sind das<br />
konkret?<br />
HC Strache: Dem Vertrag wurden<br />
praktisch die Giftzähne gezogen<br />
in Form einer „Auslegungserklärung“.<br />
In dieser wurde verbindlich<br />
festgelegt, dass unsere hohe Lebensmittelqualität<br />
gemäß<br />
den gültigen strengen<br />
österreichischen Regelungen<br />
ebenso erhalten<br />
bleibt wie<br />
auch unsere hohen<br />
Umwelt- und<br />
Sozialstandards.<br />
Foto: NFZ<br />
„Kerns Rundumschlag<br />
gegen die FPÖ ist eine<br />
faktenbefreite Polemik.“<br />
Öffentliche Dienstleistungen zu Gesundheit,<br />
Bildung, Wohnen, oder<br />
Wasserversorgung bleiben in unserem<br />
Entscheidungsbereich, Systeme<br />
der sozialen Sicherheit und unsere<br />
Sozialversicherung sind vom<br />
Abkommen gänzlich ausgenommen.<br />
Damit Unternehmen vom Abkommen<br />
profitieren, muss auch eine<br />
echte „Verbindung“ zur Wirtschaft<br />
Kanadas bestehen, das heißt Geschäfte<br />
durch dubiose Briefkastenfirmen<br />
sind nicht möglich.<br />
Ein Hauptkritikpunkt der FPÖ am<br />
CETA-Abkommen war die Aushebelung<br />
der Justiz<br />
durch von Konzernen<br />
bestellte<br />
Schiedsgerichte.<br />
HC Strache:<br />
Diese „Konzern-Schiedsgerichte“<br />
und die damit verbundene Aushöhlung<br />
staatlicher Gerichtsbarkeit<br />
wurden von den Vertragspartnern<br />
korrigiert. Stattdessen kommt eine<br />
öffentlich-rechtliche Investitionsgerichtsbarkeit.<br />
Dadurch werden<br />
eine Berufungsmöglichkeit und<br />
die Verfahrenstransparenz tatsächlich<br />
gewährleistet. Angesichts dieser<br />
deutlichen Verbesserungen und<br />
dem Aus von TTIP ist die Ratifizierung<br />
des Abkommens mit Kanada,<br />
mit dem Österreich traditionell ausgezeichnete<br />
Beziehungen unterhält,<br />
nunmehr sachlich vertretbar!<br />
Und was sagen Sie zur Kritik der<br />
Opposition, der SPÖ?<br />
HC Strache: Da macht sich<br />
SPÖ-Chef Christian Kern völlig<br />
unglaubwürdig. Kern hat<br />
als Bundeskanzler CETA im<br />
Oktober 2016 auf <strong>EU</strong>-Ebene<br />
besiegelt und somit im September<br />
2017 provisorisch in<br />
Kraft treten lassen, ohne das<br />
Abkommen dem Nationalrat<br />
vorzulegen und<br />
sich dessen Zustimmung<br />
zu holen. Das<br />
sagt wohl alles zu<br />
seinem jetzigen<br />
verzweifelten<br />
Rundumschlag<br />
und seiner faktenbefreiten<br />
lemik.<br />
Po-<br />
Foto: <strong>EU</strong><br />
Thema<br />
der<br />
Woche<br />
Am Tisch der <strong>EU</strong> gab der damalige SPÖ-Kanzler Christian Kern (2.v.l.) st<br />
Von einem der auszo<br />
Als Bundeskanzler war SPÖ-Chef Christian Kern<br />
Seit die SPÖ von den Wählern im Oktober des Vorjahres auf die<br />
Oppositionsbank geschickt wurde, plagt sie auch ein heftiger Gedächtnisschwund.<br />
Krassestes Beispiel ist das Freihandelsabkommen<br />
CETA zwischen der <strong>EU</strong> und Kanada. Aus dem glühenden Verfechter<br />
Christian Kern wurde ein nicht minder vehementer Gegener.<br />
Ende September 2016 lag das<br />
mit Spannung erwartete Ergebnis<br />
einer SPÖ-Befragung unter<br />
Mitgliedern und Nicht-Mitgliedern<br />
zum Freihandelsabkommens<br />
CETA vor. Rund sieben Prozent<br />
der SPÖ-Mitglieder - 14.400 Menschen<br />
und damit mehr als erwartet<br />
- sowie weitere 9.300 andere Bürger<br />
gaben ihrem Parteichef Christian<br />
Kern, der für CETA geworben<br />
hatte, einen kräftigen Korb.<br />
Musterschülerstatus wahren<br />
Doch Kern legte sich dennoch<br />
nicht fest, dass die SPÖ jetzt gegen<br />
CETA stimmen werde. Er hielt es<br />
da mehr mit Ex-SPÖ-Vizekanzler<br />
Hannes Androsch, der das Ergebnis<br />
vollkommen uminterpretierte: „Bei<br />
dem Ergebnis handelt es sich um<br />
eine massive Zustimmung. Wenn<br />
von 200.000 SPÖ-Mitgliedern nur<br />
14.000 dagegen stimmten, dann<br />
sind 186.000 dafür. Das ist eine<br />
qualifizierte Mehrheit.“<br />
Also hielt auch Kern weiter an<br />
CETA fest, weil – wie er es schon<br />
im Nationalrat betont hatte - die österreichische<br />
Volkswirtschaft „vom<br />
freien Handel profitiert hat und<br />
dieser einen Beitrag zum Wohlstand<br />
geliefert“ habe. Vor allem<br />
aber, weil er Österreich, oder besser<br />
die SPÖ, wieder einmal als Vorzugsschüler<br />
in Brüssel in der ersten<br />
Reihe sehen wollte.<br />
Bei einem Besuch in Eisenstadt<br />
im Oktober 2016 hatte er nämlich<br />
das Freihandelsabkommen mit Kanada<br />
als den „Lackmustest“ für die<br />
krisengeschüttelte <strong>EU</strong> bezeichnet:<br />
„Die <strong>EU</strong> muss sich entscheiden, ob<br />
sie ihr Stiefmütterchen-Dasein im<br />
globalen Wettbewerb beibehalten<br />
will. Da die meisten Länder für das<br />
Abkommen sind, muss sich Österreich<br />
politisch solidarisch verhalten.“<br />
Ein Nein Österreichs würde<br />
die Rolle der <strong>EU</strong> in der Welt massiv<br />
beeinträchtigen.<br />
„Der Umstand, dass der Kommissionspräsident<br />
letztlich CETA<br />
dem Europäischen Rat und damit<br />
den nationalen Regierungen und<br />
Parlamenten zur Entscheidung