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JB_2017

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abermalige Initiative ergriffen und bei den beiden kommunalen<br />

Strukturen Aufstockungsanträge gestellt.<br />

In vielen Gesprächen und Korrespondenzen haben wir wiederholt<br />

thematisiert, dass sich die Vertreter*innen der unteren<br />

Gesundheitsbehörden eigentlich immer noch glücklich<br />

schätzen können, dass das bundesweit einmalige Konstrukt<br />

mit der Zuständigkeit für eine Großstadt und einem<br />

Flächenkreis in Verbindung mit der Landessockelförderung<br />

dazu geführt hat, dass beide Strukturen mit dem Einsatz<br />

sehr geringer Mittel ein richtig großes Leistungspaket bekommen.<br />

Die `berühmt-berüchtigten´ Synergieeffekte sind<br />

in unserer Region darüber schon lange bestens erreicht.<br />

Diese zu erhalten erfordert aber nunmehr eine u.E. überschaubare<br />

Nachbesserung – wohlgemerkt für Kommunale<br />

Pflichtaufgaben.<br />

Die Forderung nach Nachbesserungen gelten natürlich in<br />

gleichem Maße für die Landesebene. Hier unterstützen wir<br />

natürlich mit voller Überzeugung unseren Landesverband<br />

der Aidshilfe NRW e.V. bei seiner sehr guten Lobbyarbeit.<br />

In wie weit und in welche Richtung sich der Wechsel der<br />

Landesregierung im Berichtsjahr <strong>2017</strong> hier auswirken wird,<br />

ist noch nicht abzuschätzen. Die Aufgabe der strukturellen<br />

HIV-/AIDS-Prävention war allerdings von Beginn an ein<br />

übergeordnetes, quasi interfraktionelles Thema und sollte<br />

es bleiben, denn es geht uns alle an. Mit Karl-Josef Laumann<br />

als Minister für Arbeit, Gesundheit und Soziales ist<br />

jedenfalls ein mit der komplexen Materie Vertrauter „alter<br />

Bekannter“ wieder am Ruder, dem die HIV-/AIDS-Prävention<br />

wichtig war und hoffentlich auch bleiben wird.<br />

Ohne Nachbesserungen können die Standards jedenfalls<br />

bei weitem nicht gehalten werden und die Anforderung zu<br />

einer „Weiterentwicklung der HIV-/AIDS- und STI-Prävention“<br />

gerät in Gefahr.<br />

Wir begrüßen ganz eindeutig die bessere Wertschätzung<br />

sozialer Berufe durch die tariflichen Anpassungen im öffentlichen<br />

Dienst der vergangenen Jahre, die allerdings für<br />

die meisten AIDS-Hilfen angesichts gedeckelter öffentlicher<br />

Förderung eine kaum zu stemmende haushalterische Herausforderung<br />

darstellen,<br />

So fordern wir, dass diese Entwicklung nicht weiter dazu<br />

führen darf, dass viele wichtige Angebote der AIDS-Hilfen<br />

wegfallen könnten, weil die gestiegenen Personalkosten<br />

nicht mehr aus Eigenmitteln aufgefangen werden können.<br />

Bei allem Verständnis für die seit vielen Jahren schwierigen<br />

Haushaltslagen unseres Landes und unserer Kommunen<br />

ist es doch letztlich auch eine Frage, wie viel den Verantwortlichen<br />

die Pflichtaufgabe zur Sicherung der sexuellen<br />

Gesundheit wert ist und wie nachhaltig gedacht und geplant<br />

wird, wenn man auch die Folgekosten im Blick haben will.<br />

Wir können mehr!<br />

Und wir wollen mehr und wir müssten mehr, denn die Prävention<br />

ist komplexer geworden und damit steigen die Anforderungen<br />

an fundierte Aus- und Fortbildungen unserer<br />

ehren- und hauptamtlichen Mitarbeiter*innen und ihrer Qualifikationen.<br />

Auch die Instrumente der Prävention sind heute vielfältiger<br />

und müssen kommuniziert werden. Mit der unumstrittenen<br />

Strategie des „Schutzes durch Therapie“ (SDT oder<br />

„treatment as prevention) und der für manche Zielgruppen<br />

sinnvollen „Präexpositionsprophylaxe“ (PrEP) sind wichtige<br />

neue Möglichkeiten des Schutzes vor HIV-Infektionen der<br />

alten –und nach wie vor unerlässlichen- Kondomstrategie<br />

hinzugefügt worden. Neue Testformate (Heim- oder Selbsttests<br />

und sog. home-sampling-tests) stehen vor der Türe<br />

und können nicht mehr ausgeblendet werden, weil die Qualität<br />

inzwischen sehr gut zu sein scheint und Daten aus anderen<br />

Ländern und einzelnen Pilotprojekten in Deutschland<br />

darüber deutliche Präventionserfolge zeigen. Die Medikalisierung<br />

der HIV-Prävention schreitet unaufhaltsam voran<br />

– und das ist gut so.<br />

Die anderen sexuell übertragbaren Infektionen (STI`s) sind<br />

gleichsam originäre Bestandteile der HIV-Präventionsthemen<br />

geworden und nicht mehr wegzudenken. Die Bearbeitung<br />

der Testbarrieren, wie insbesondere das enorme<br />

Stigmatisierungs- und Diskriminierungspotential und anderes<br />

mehr sind weiterhin „dicke Bretter“ für die Präventionsarbeit.<br />

Wir könnten die Liste der (relativ) neuen thematischen<br />

Herausforderungen für eine „Präventionsarbeit auf<br />

aktuellem Anforderungslevel“ noch weiter fortführen, wollen<br />

es aber an dieser Stelle dabei belassen. Es ist einfach viel<br />

Bewegung in der Landschaft – und das macht die Arbeit<br />

ja durchaus auch spannend, nie langweilig und unterstützt<br />

uns bei der motivierten Zielverfolgung von „Kein AIDS für<br />

alle! Bis 2020!“<br />

Auch wenn wir die staatlichen Strukturen nicht aus ihrer<br />

Verantwortung für die pflichtige Arbeit entlassen wollen,<br />

tuen wir gut daran, weiter auch nach entlastenden Kooperationen<br />

oder Ergänzungen unseres Aufgabenspektrums<br />

und/oder nach alternativen Einnahmequellen Ausschau zu<br />

halten.<br />

Vor dem Hintergrund der verbesserten Behandlungsoptionen<br />

und der gestiegenen Lebenserwartung bleibt die Zahl<br />

unserer Begleitungsverhältnisse auf stabil hohem Niveau.<br />

Während uns eindeutig immer mehr Menschen mit HIV immer<br />

weniger „nötig“ haben, wächst leider auch die Zahl derjenigen<br />

Klient*innen, die aufgrund vielfältiger lebenspraktischer<br />

Problemlagen eine besonders hohe Begleitungs- und<br />

Betreuungsintensität benötigen. Hinzu kommt, dass in der<br />

Bevölkerung insgesamt, aber in unserer Klientel in besonderem<br />

Maße die Zahl und Vielfalt der psychischen (Begleit-)<br />

Erkrankungen wächst. Hier stoßen wir zunehmend<br />

an Kapazitäts- und Qualifikationsgrenzen und haben uns<br />

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