Herunterladen - Deutsche Hochdruckliga
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Ausgabe 3/2008 DRUCKPUNKT FORSCHUNG 11<br />
und Verhärtungen. Etwa 25 Prozent<br />
der Patienten hatten in den<br />
ersten 24 Stunden grippeähnliche<br />
Symptome wie Müdigkeit, Kopfschmerzen<br />
und Muskelschmerzen.<br />
Die Symptome besserten sich<br />
schnell durch Paracetamol und<br />
wurden von den Patienten nicht als<br />
belastend wahrgenommen. Während<br />
der gesamten Beobachtungsphase,<br />
vier bis zwölf Monate nach<br />
der ersten Injektion, wurden keine<br />
durch den Impfstoff verursachten<br />
Nebenwirkungen festgestellt.<br />
Theoretisch besteht die Gefahr,<br />
dass es durch die Immunisierung<br />
zu Ablagerungen der mit dem<br />
Hormon verbundenen Antikörper<br />
kommt. In der bereits abgeschlossenen<br />
Studie war das jedoch nicht<br />
der Fall.<br />
Somit stellt die Impfung einen viel<br />
versprechenden neuen Therapieansatz<br />
dar. Das Hauptproblem der<br />
modernen medikamentösen Blutdrucktherapie<br />
ist die mangelnde<br />
Compliance. Das heißt, dass viele<br />
Hypertoniker ihre Medikamente<br />
nach einiger Zeit nicht mehr oder<br />
nur unregelmäßig nehmen. Dieses<br />
Problem könnte durch das lang<br />
und konstant anhaltende Wirkprinzip<br />
der Impfung gelöst werden.<br />
Verschiedene Dosierungen des Impfstoffs<br />
müssen in Studien auf ihre Verträglichkeit<br />
getestet werden.<br />
Foto: cytos Biotechnology AG<br />
Noch Fragen offen<br />
Eine Anwendung des Impfstoffs<br />
als neue Blutdrucktherapie ist frühestens<br />
in fünf Jahren zu erwarten.<br />
Zuvor muss noch geklärt werden,<br />
ob eine stärkere Blutdrucksenkung<br />
durch eine Erhöhung der Antikörperspiegel<br />
erreicht wird, zum Beispiel<br />
durch häufi gere anfängliche<br />
Impfungen oder eine höhere Dosis.<br />
Ferner ist zu klären, wie lange die<br />
Blutdrucksenkung anhält und ob<br />
und wann Auffrischimpfungen erforderlich<br />
sein werden. Als letztes<br />
gilt auch zu untersuchen, ob keine<br />
Nebenwirkungen nach dem Einsatz<br />
höherer Dosen auftreten. Zur<br />
Klärung dieser Fragen wird neben<br />
der Studie an der Medizinischen<br />
Hochschule Hannover derzeit noch<br />
eine weitere durchgeführt. Sehr<br />
wichtig ist auch festzustellen, wie<br />
sich bei geimpften Patienten der<br />
Blutdruck während einer Stresssituation<br />
verhält, zum Beispiel<br />
bei einer akuten starken Blutung.<br />
Wir persönlich gehen davon aus,<br />
dass die nicht blockierten Mechanismen<br />
der Blutdruckregulierung<br />
genügen sollten, um einen ausreichenden<br />
Blutdruck zu garantieren.<br />
Der Einsatz des Impfstoffs bei Patientinnen<br />
im gebärfähigen Alter<br />
wird nicht möglich sein. Denn eine<br />
Blockierung des Hormons durch<br />
ACE-Hemmer oder AT1-Antagonisten<br />
kann Fehlbildungen beim<br />
ungeborenen Kind verursachen.<br />
Es ist davon auszugehen, dass<br />
dieses auch für die Impfung zutreffen<br />
würde.<br />
Zusammenfassend lässt sich festhalten,<br />
dass das Prinzip der Immunisierung<br />
viel versprechend aussieht,<br />
die bisher nachgewiesene<br />
Blutdrucksenkung aber noch nicht<br />
ausreichend für den Routineeinsatz<br />
ist. Auch sind die Erkennt-<br />
nis über die Sicherheit noch zu<br />
dünn, um seltenere Komplikationen<br />
zu erfassen. Ergebnisse weiterer<br />
Studien sind abzuwarten. Für<br />
Patienten mit einem milden bis<br />
mittelschweren Bluthochdruck, die<br />
maximal eine Zweifachkombination<br />
von Blutdrucksenkern benötigen,<br />
mag die Impfung in Zukunft<br />
eine sehr gute alternative Therapieform<br />
darstellen.<br />
AUTOREN<br />
Professor Dr. Hermann Haller<br />
ist Direktor der Abteilung<br />
Nephrologie an der Medizinischen<br />
Hochschule Hannover.<br />
Dr. Jan Menne ist sein<br />
Mitarbeiter und Leiter der<br />
neuen Studie, mit der die<br />
Impfung gegen Bluthochdruck<br />
weiter untersucht wird.