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Jagdverpachtung - Tiroler Jägerverband

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Hohe Jagd<br />

Wenn man als typischer Flachlandbewohner<br />

vom „Ruf der Berge” hört,<br />

dann stellen sich vielleicht Assoziationen<br />

zu Ganghofer-Romanen ein,<br />

selbst wenn man noch keinen gelesen<br />

hat. Auch schuhplattlernde Lederhosenträger<br />

mit Rauschebärten kommen<br />

einem in den Sinn. Viele mögen<br />

dabei an ihren geliebten Skisport oder<br />

an das Bergwandern denken, ansonsten<br />

zaubert der etwas „tutige” Begriff<br />

höchstens ein amüsiertes Lächeln auf<br />

das Gesicht der „Uneingeweihten”.<br />

Bei den Anhängern des edlen Weidwerks,<br />

die Gamsjäger sind oder bereits<br />

einmal mit der Gamsjagd<br />

Berührung hatten, ist die Einschätzung<br />

in der Regel anders, selbst bei<br />

bergferneren Hubertusjüngern.<br />

Wie bei mehreren meiner Jagdfreunde,<br />

die bereits auf Gams gejagt haben,<br />

steht seit vielen Jahren auch bei mir<br />

die zünftige Gamsjagd immer wieder<br />

weit oben auf der jagdlichen Wunschliste.<br />

Natürlich gibt es auch Jäger, die<br />

anders denken und an der Gamsjagd<br />

wenig Gefallen finden können. Dann<br />

hört man gewöhnlich das Argument,<br />

dass die elende Plackerei und körperliche<br />

Schinderei die Sache nicht wert<br />

sei. Diese Begründung habe ich sowohl<br />

von Jagdfreunden nach mehr<br />

oder minder erfolgreichen Pirschversuchen<br />

auf Gams als auch von reinen<br />

Ansitzjägern, denen schon der Gedanke<br />

an eine strapaziöse Bergjagd<br />

zuwider ist, gehört. Das muss man<br />

akzeptieren, jedem das seine. Für<br />

mich allerdings macht gerade das, was<br />

diese Leute verteufeln, die eigentliche<br />

Faszination der Gamsjagd aus.<br />

Selbstverständlich genieße ich bei der<br />

Gamsjagd, sofern die Witterungsverhältnisse<br />

es zulassen, auch die meist<br />

reizvolle Berglandschaft außerordentlich,<br />

schon weil sie für mich „Flachlandtiroler”<br />

etwas Besonderes darstellt.<br />

Das könnte ich aber auch als<br />

Wanderer oder sogar Autofahrer.<br />

Weiterhin finde ich es herrlich, auch<br />

am Tag, im hellen Sonnenlicht jagen<br />

zu können, und nicht meine Aktivitäten<br />

nur auf den frühesten Morgen<br />

1/2001 JAGD IN TIROL 21<br />

➜<br />

und späten Abend, also hauptsächlich<br />

auf die Dämmerung, beschränken zu<br />

müssen. Am meisten aber fasziniert<br />

mich nach wie vor, dass bei der<br />

Gamsjagd der Erfolg in aller Regel<br />

hart erkämpft werden muss, oft unter<br />

Einsatz aller verfügbaren körperlichen<br />

Reserven. Deshalb beinhaltet eine erfolgreiche<br />

Gamsjagd meist auch einen<br />

schwer errungenen Sieg über den eigenen<br />

„inneren Schweinehund”. Ich<br />

jedenfalls habe es bei meinen rund ein<br />

Dutzend Gamsjagden immer so empfunden.<br />

Dazu kommt noch, dass im<br />

Gebirge häufig sehr weit geschossen<br />

werden muss, was bei guten Treffern<br />

zusätzliche Erfolgserlebnisse liefert.<br />

Diese besonderen Aspekte der Gamsjagd<br />

lassen bei mir die Stärke der Trophäe<br />

ziemlich in den Hintergrund<br />

treten. Natürlich freue ich mich darüber,<br />

neben einem sehr starken Bock<br />

auch mehrere uralte, von der Trophäe<br />

her nicht sehr starke Galtgeißen erlegt<br />

zu haben. Die anderen, eher unscheinbaren<br />

Krucken der Abschussböcke<br />

und -geißen sind mir aber fast<br />

genau so lieb, da die Mühen wie auch<br />

Freuden bei der Jagd die gleichen waren.<br />

Dabei habe ich keine großen Unterschiede<br />

bei der Jagd auf Wintergams<br />

oder Sommergams empfunden.<br />

Das liegt aber wahrscheinlich daran,<br />

dass meine Jagden auf den bereits verfärbten<br />

Wintergams immer Ende Oktober<br />

stattfanden, und ich dabei vorwiegend<br />

strahlendes Sonnenwetter<br />

genießen konnte. Gamsjagd bei hohem<br />

Schnee und schneidender Kälte<br />

während der Brunft habe ich noch nie<br />

erlebt.<br />

Wie oft habe ich auf steilen Pirschsteigen<br />

im Hang, mit hämmerndem<br />

Puls und fliegendem Atem auf den<br />

Bergstock gestützt, gestanden und<br />

sinniert, weshalb ich nicht stattdessen<br />

im Liegestuhl unten am See liege. Alle<br />

derartigen Zweifel waren aber regelmäßig<br />

verflogen, wenn ich „oben”<br />

war. Häufig habe ich mich während<br />

oder kurz nach der stärksten Quälerei<br />

gefragt, ob es nicht mit zunehmendem<br />

Alter besser sei, auf weitere<br />

Gamsjagden allmählich zu verzichten,<br />

zumal ich mit meiner Länge und<br />

dem dazu passenden Gewicht sicherlich<br />

sowieso nicht der Idealtyp eines<br />

Bergjägers bin. Je mehr Zeit jedoch<br />

nach der Jagd verging, desto sehnlicher<br />

wurde aber der Wunsch, es wieder<br />

zu versuchen. Ich glaube deshalb<br />

wirklich, dass der Berg „rufen” kann,<br />

zumindest meine ich, es immer wieder<br />

zu hören!<br />

Meine besondere Liebe zur Gamsjagd<br />

mag auch daraus resultieren, dass ein<br />

Gamsbock das erste Stück Wild war,<br />

das ich erlegen konnte. Gleich nach<br />

der aufregenden Jägerprüfung erhielt<br />

ich von einem guten Geschäftsfreund<br />

die Einladung zur Jagd auf Gamsbock<br />

und Gamsgeiß in dem großen Gebirgsrevier<br />

der Unternehmensgruppe,<br />

in der er leitend tätig war. Als wir gemeinsam<br />

Anfang Oktober nach Tirol<br />

anreisten, war es mir in der kleinen<br />

Eigenjagd meines Schwiegervaters<br />

trotz eifrigen Bemühens an allen verfügbaren<br />

Wochenenden bisher immer<br />

noch nicht gelungen, einen Rehbock<br />

auf die Decke zu legen. Zu ungeschickt<br />

hatte ich mich wohl regelmäßig<br />

beim morgendlichen Angehen<br />

der wenigen Ansitzeinrichtungen angestellt<br />

und dem häufigen norddeutschen<br />

Wind nicht die notwendige<br />

Aufmerksamkeit geschenkt, jedenfalls<br />

war der einzig schussbare Bock immer<br />

wieder mit mehr oder minder<br />

großem Schreckkonzert entweder in<br />

den großen Getreidefeldern abgetaucht<br />

oder im nahen Hochwald verschwunden.<br />

Als ich einmal beim<br />

Abendansitz meinte, einen recht weiten<br />

Schuss riskieren zu können, war<br />

vor lauter Jagdfieber der Zielstachel<br />

so hektisch um das angepeilte<br />

Böckchen herumgetanzt, dass an eine<br />

Schussabgabe überhaupt nicht zu<br />

denken war.<br />

Entsprechend zwiespältig war meine<br />

Stimmung, als wir in dem gepflegten,<br />

urigen Jagdhaus am Fuße eines bewaldeten<br />

Steilhangs in einem engen<br />

Seitental in Tirol nach angenehmer<br />

Fahrt durch die bayrischen Alpen ge-

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