Jagdverpachtung - Tiroler Jägerverband
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gesslichen Jagderlebnis überreicht bekommen<br />
hatte, in prachtvoller Gebirgsnatur<br />
und ehrlich verdient.<br />
Für die Gamsgeiß am nächsten Tag<br />
musste ich mich noch erheblich mehr<br />
plagen. Obgleich wir auf der Höhe<br />
übernachtet hatten und uns deshalb<br />
den langen Aufstieg von unten ersparen<br />
konnten, spürte ich bei der Pirsch<br />
durch verschiedene Kare nahezu jeden<br />
Muskel am Körper einzeln. Ein<br />
prächtiger Muskelkater und ein von<br />
der ungewohnt harten Pritsche verspannter<br />
Rücken hemmten den Bewegungsdrang<br />
merklich. So wäre ich -<br />
erschöpft, wie ich war - gern noch eine<br />
Nacht in der Hütte geblieben,<br />
nachdem es am späten Nachmittag<br />
doch noch mit der Geiß geklappt hatte.<br />
Meinen noch nicht allzu lange verheirateten<br />
Führer zog es aber mit<br />
Macht zu seiner jungen Frau, als seine<br />
berufliche Pflicht erfüllt und der Gast<br />
erfolgreich zum Schuss gebracht war.<br />
Glücklicherweise konnten wir die geschossenen<br />
Stücke über einen Materiallift<br />
hinuntertransportieren. Wir beide<br />
schwangen jedoch an unseren langen<br />
Bergstöcken durch nicht enden<br />
wollende Kehren in Richtung Tal.<br />
Dabei lernte ich erstmals die große<br />
Bedeutung der langen, erstaunlich<br />
leichten Haselnussstöcke am Berg<br />
kennen. Seit der ersten Gebirgsjagd<br />
habe ich nie wieder auf das „dritte<br />
Bein” verzichtet, wenn es um die<br />
Überwindung größerer Höhenunterschiede<br />
ging.<br />
Als wir endlich unten im Tal aus dem<br />
Pirschsteig heraustraten, war die<br />
Dämmerung bereits weit fortgeschritten.<br />
Ich konnte mich kaum noch auf<br />
meinen wackeligen Beinen halten<br />
und war mit meinen Kräften ziemlich<br />
am Ende. Zu meiner Überraschung<br />
hatte ich erfahren müssen, dass der<br />
Abstieg kaum weniger anstrengend<br />
als das Steigen ist und besonders die<br />
Kniegelenke stark strapaziert. Außerdem<br />
hatte wahrscheinlich die Sehnsucht<br />
nach dem liebenden Weib meinen<br />
jungen Begleiter wiederum zu einem<br />
Tempo verführt, dem ich nur<br />
noch mit größter Mühe einigermaßen<br />
folgen konnte.<br />
Im darauffolgenden Jahr - ich war<br />
wiederum auf Gamsbock und Gamsgeiß<br />
eingeladen - glaubte ich, ein<br />
noch günstigeres Los gezogen zu haben,<br />
als mir bei Ankunft in dem herrlichen,<br />
großen <strong>Tiroler</strong> Gebirgsrevier<br />
eröffnet wurde, dass mich in diesem<br />
Jahr Anderls Vater Sepp, der Senior<br />
der Jägerschaft, führen würde. Da<br />
Sepp, der mit seinem markanten<br />
Schnurrbart und eisgrauem Haarschopf<br />
in jeden Luis-Trenker-Film gepasst<br />
hätte, über sechzig Jahre zählte,<br />
rechnete ich, vom Lebensalter her genau<br />
zwischen Sepp und seinem Sohn<br />
Anderl stehend, mir für die bevorstehende<br />
Hochgebirgspirsch ein etwas<br />
gemütlicheres Tempo und damit hoffentlich<br />
etwas weniger Schweißvergießen<br />
als im Vorjahr aus.<br />
Diese Hoffnung kam am nächsten<br />
Morgen nach dem Probeschuss, als<br />
wir zu Fuß vom Jagdhaus aufbrachen,<br />
schon sehr schnell ins Wanken. Nur<br />
wenige hundert Schritt vom Haus<br />
entfernt deutete Sepp plötzlich auf<br />
die linke Wand des engen Tals und<br />
meinte, dort oben läge sein Revierteil.<br />
Ich betrachtete etwas verunsichert die<br />
sicherlich gut fünfhundert Meter hohe<br />
steile Felswand und fragte Sepp,<br />
von wo denn der Weg nach oben abginge,<br />
da ich mir beim besten Willen<br />
nicht vorstellen konnte, die Wand direkt<br />
anzugehen.<br />
Doch Sepp zeigte, nur gleichmütig<br />
auf den vor uns liegenden Steilhang<br />
und begann mit langsamen, stetigen<br />
Schritten in die untere Geröllhalde<br />
einzusteigen. Mir war nicht ganz<br />
wohl, als ich ihm zögernd folgte, und<br />
ich bemühte mich, dicht an ihm dran<br />
zu bleiben.<br />
Obwohl, zumindest für meine Begriffe,<br />
der kaum erkennbare Steig mörderisch<br />
steil war, merkte ich doch nach<br />
wenigen Minuten, dass Sepp, der stetig<br />
vor mir her stapfte, wohl genau<br />
das richtige Tempo angeschlagen hatte,<br />
denn ich konnte ihm ohne größere<br />
Mühen folgen. In unzähligen kleinen<br />
Kehren zogen wir, nur ab und zu<br />
kurz rastend, die Steilwand hinauf.<br />
Durch das gleichmäßig langsame<br />
Marschtempo kam ich nicht einmal<br />
außer Atem, wenn auch die Oberschenkel<br />
langsam immer schwerer<br />
wurden. Nur hinunterblicken konnte<br />
ich kaum, da mir regelmäßig schwindelig<br />
wurde, wenn ich mir die gerade<br />
durchstiegenen Stellen von oben ansah.<br />
Als wir nach gut zwei Stunden<br />
stetigen Steigens den Felshang endlich<br />
geschafft hatten, war die Schinderei<br />
aber noch nicht beendet. Eine<br />
gute weitere Stunde arbeiteten wir<br />
uns durch einen dichten Gebirgswaldgürtel,<br />
der von unten gar nicht<br />
zu erkennen gewesen war, da die steile<br />
Wand den weniger steilen Baumgürtel<br />
überriegelt hatte. Im oberen<br />
Teil des Waldgürtels trafen wir<br />
schließlich auf die kleine Hütte, die<br />
für die nächsten beiden Tage Ausgangspunkt<br />
für die jagdlichen Streifzüge<br />
in den umliegenden Karen sein<br />
sollte.<br />
Unsere Unterkunft lag wirklich idyllisch.<br />
Versteckt unter Zirbelkiefern<br />
war die kleine Hütte, die neben einem<br />
Kochherd nur zwei schmale Pritschen<br />
enthielt, kaum zu erkennen. In<br />
dem zu einem Trog ausgehöhlten<br />
Baumstamm, durch den ein kleiner<br />
Bach geleitet war, wuschen wir uns<br />
mit herrlich kaltem und klarem Wasser<br />
den Schweiß ab, bevor wir uns in<br />
dem Unterschlupf einrichteten und<br />
erst einmal unter großer Qualmentwicklung<br />
den Herd anheizten. Die<br />
Nudeln mit kräftigem Gamsgulasch<br />
aus Sepps Rucksack schmeckten in<br />
dieser Höhe einfach himmlisch, zumal<br />
Petrus uns von oben mit herrlichem<br />
Sonnenschein verwöhnte. Als<br />
ich dann auch noch auf dem nahe gelegenen<br />
luftigen Örtchen einige Jagdzeitschriften<br />
aus den zwanziger Jahren<br />
entdeckte, deren vergilbtes Papier<br />
dort hinterlistigen Zwecken dienen<br />
sollte, erhöhte sich das Wohlbefinden<br />
- allerdings auch die Verweildauer -<br />
noch weiter.<br />
Da wir aber zum Jagen und nicht<br />
zum Lesen von Jagdgeschichten heraufgestiegen<br />
waren, brachen wir bald<br />
zum ersten Pirschgang auf. Schon<br />
nach den ersten Schritten hörte ich<br />
ein zischendes Pfeifen und sah gleich<br />
darauf eine Kehre höher auf unserem<br />
in weitem Bogen aus dem Bergwald<br />
herausführenden Pirschsteig einen<br />
starken Gams, der uns aufgeregt<br />
1/2001 JAGD IN TIROL 23<br />
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