Fachtagung über die Entwicklung von Alleen als ... - Brandenburg.de
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<strong>Alleen</strong> im Landkreis Märkisch-O<strong>de</strong>rland<br />
Gernot Schmidt – Landrat <strong>de</strong>s Landkreises Märkisch-O<strong>de</strong>rland<br />
Wie ist <strong>de</strong>r Zustand <strong>de</strong>r <strong>Alleen</strong>?<br />
Die Robinien-<strong>Alleen</strong> sind ebenso wie Pappelreihen größtenteils <strong>über</strong>altert, <strong>de</strong>mentsprechend ist <strong>die</strong><br />
zu erwarten<strong>de</strong> durchschnittliche Lebenserwartung <strong>die</strong>ser Bestän<strong>de</strong> eher gering, das heißt: wenige<br />
Jahre bis Jahrzehnte.<br />
Die übrigen Großbaumalleen haben baumbiologisch betrachtet eine höhere Lebenserwartung. Auf<br />
Grund zahlreicher Beschädigungen und Belastungen, wie <strong>die</strong> mechanische Beschädigungen durch<br />
Unfälle, Baumaßnahmen, Pflügen <strong>de</strong>s engeren Standraums und Beschnei<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Krone durch Landwirte<br />
o<strong>de</strong>r <strong>die</strong> nicht sachgemäße Baumpflege und Bankettbearbeitung sowie auch <strong>die</strong> Belastungen<br />
durch Streusalz und Lauge, befin<strong>de</strong>n sich <strong>die</strong>se <strong>Alleen</strong> jedoch bei realistischer Betrachtung im Endstadium<br />
ihres Lebens.<br />
Aus Grün<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Verkehrssicherungspflicht müssen je<strong>de</strong>s Jahr zahlreiche Bäume gefällt wer<strong>de</strong>n.<br />
Ebenso fallen jährlich zahlreiche Bäume Baumaßnahmen wie <strong>de</strong>r Unterhaltung und <strong>de</strong>m Ausbau <strong>von</strong><br />
Straßen, <strong>de</strong>m Radwegebau o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>m Leitungsbau unmittelbar o<strong>de</strong>r mittelbar zum Opfer.<br />
Im Siedlungsbereich (vor allem im engeren Verflechtungsraum) stoßen sowohl <strong>de</strong>r Altbaumbestand<br />
<strong>als</strong> auch <strong>die</strong> Neu- bzw. Ersatzpflanzungen zunehmend auf fehlen<strong>de</strong> Akzeptanz <strong>de</strong>r Anwohner (zum<br />
Beispiel <strong>de</strong>r Schatten- und Laubwurf).<br />
Obstbaumalleen zählen nicht zu <strong>de</strong>n klassischen, ursprünglich primär <strong>als</strong> Schattenspen<strong>de</strong>r und Leitstrukturen<br />
gepflanzten <strong>Alleen</strong>, son<strong>de</strong>rn wur<strong>de</strong>n oft – teilweise unter <strong>de</strong>m dokumentierten Protest<br />
früherer Naturschützer-Generationen – an Stelle "klassischer" <strong>Alleen</strong> zum Zwecke <strong>de</strong>r Ernährung <strong>de</strong>r<br />
notlei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Bevölkerung nach <strong>de</strong>m 1. o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>m 2. Weltkrieg gepflanzt. Diese Ernährungs-Funktion<br />
haben sie heute verloren. An Nebenstraßen, Rad- und Feldwegen stellen sie jedoch eine nicht zu<br />
unterschätzen<strong>de</strong> Attraktion und „Ernährungsgrundlage“ für Touristen dar.<br />
Ein Kronenschluss und damit <strong>die</strong> "Tunnelbildung" sind bei <strong>de</strong>n heutigen Erfor<strong>de</strong>rnissen <strong>de</strong>s<br />
Straßenverkehrs bestenfalls an Radwegen zu erzielen.<br />
Die Neugründung beziehungsweise Restauration speziell <strong>von</strong> Obstbaumalleen wird auch dadurch<br />
erschwert, dass heimisches, <strong>de</strong>n örtlichen Verhältnissen angepasstes Pflanzenmaterial nur sehr<br />
schwer zu beschaffen ist.<br />
Die Pflanzung alter Obstsorten scheitert in <strong>de</strong>r Regel am fehlen<strong>de</strong>n Angebot o<strong>de</strong>r an <strong>de</strong>n Kosten.<br />
Durch <strong>die</strong> Untere Naturschutzbehör<strong>de</strong> Märkisch-O<strong>de</strong>rland wird eingeschätzt, dass jährlich nur ein<br />
Bruchteil <strong>de</strong>r gefällten Alleebäume wie<strong>de</strong>r durch <strong>die</strong> Neupflanzung <strong>von</strong> Alleebäumen ersetzt wird.<br />
Dies gilt unabhängig <strong>von</strong> <strong>de</strong>r Straßenkategorie und <strong>de</strong>r Ursache <strong>de</strong>r Fällungen.<br />
Die Erstellung einer realistischen Bilanz ist <strong>de</strong>r Unteren Naturschutzbehör<strong>de</strong> <strong>de</strong>rzeit jedoch nicht<br />
möglich, da Zeitpunkt und Ort <strong>von</strong> Alleebaum-Pflanzungen <strong>über</strong>wiegend nicht durch entsprechen<strong>de</strong><br />
Mitteilung <strong>de</strong>r Baulastträger, son<strong>de</strong>rn durch eigene Beobachtung bekannt wer<strong>de</strong>n.<br />
"Echte" Neu- o<strong>de</strong>r Ergänzungspflanzungen <strong>von</strong> Alleebäumen, d.h. solche Pflanzungen, <strong>die</strong> nicht <strong>de</strong>r<br />
Erfüllung <strong>von</strong> Pflichten zur Kompensation <strong>von</strong> Alleebaumfällungen, son<strong>de</strong>rn sonstigen naturschutzfachlichen<br />
Zielen <strong>die</strong>nen, sind selten und meist schwierig zu bewerkstelligen.<br />
Wird in <strong>de</strong>r Flucht <strong>de</strong>s Altbestan<strong>de</strong>s gepflanzt, unterliegen <strong>die</strong> neuen Bäume <strong>de</strong>n gleichen Gefahren,<br />
<strong>die</strong> schon zur Zerstörung <strong>de</strong>s Altbestan<strong>de</strong>s beigetragen haben.<br />
Der Bereich außerhalb <strong>de</strong>r Flucht <strong>de</strong>s Altbestan<strong>de</strong>s bietet theoretisch wesentlich bessere<br />
<strong>Entwicklung</strong>schancen, ist aber häufig durch Leitungen belegt.<br />
Auf Grund <strong>de</strong>r Abmessungen <strong>de</strong>r Straßengrundstücke stehen jenseits <strong>von</strong> Straßengraben und<br />
Leitungstrassen meist keine Pflanzstandorte mehr zur Verfügung. Für <strong>de</strong>n Grun<strong>de</strong>rwerb fehlt das<br />
Geld. Selbst wenn das Geld für Grun<strong>de</strong>rwerb zur Verfügung steht, scheitert <strong>die</strong>ser oft an <strong>de</strong>n<br />
Preisvorstellungen <strong>de</strong>r Eigentümer. Die Pflanzungen müssen daher auf öffentlichem Straßenland<br />
erfolgen.<br />
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Lan<strong>de</strong>sumweltamt <strong>Bran<strong>de</strong>nburg</strong>: Stu<strong>die</strong>n und Tagungsberichte, Band 56