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Ergebnisbericht (Teil I) - Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald

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Beispielsweise könnte somit die leukämieinduzierende Wirkung ionisierender Strahlung<br />

verstärkt werden, wenn gleichzeitig Expositionen gegenüber Stoffen vorhanden<br />

sind, die die DNA-Reparaturkapazität negativ beeinflussen [132-137].<br />

Einige Autoren fordern alternativ einen von ionisierender Strahlung vollständig unabhängigen<br />

kausalen Mechanismus für das Leukämiecluster im Nahbereich um die<br />

Geesthachter Atomanlagen. Als Evidenz hierfür werden Befunde erhöhter Leukämieinzidenz<br />

in umschriebenen Regionen ohne Atomanlagen oder in der Umgebung von<br />

lediglich geplanten Atomanlagen angeführt [23, 138, 139]. Eine Hypothese betrifft die<br />

mit größeren Industrieprojekten häufig verbundenen demographischen Veränderungen.<br />

Das Leukämierisiko würde hiernach aus dem Zuzug einer großen Zahl von<br />

Menschen in eine zuvor abgelegene Region resultieren. Voraussetzung hierfür ist<br />

allerdings eine infektiöse Ursache der häufigsten Formen der Leukämie (Kinlen-<br />

Hypothese [140-148]. Hierfür gibt es für Europa gegenwärtig jedoch noch keine mikrobiologische<br />

oder immunologische Evidenz.<br />

Hypothesen, in denen Leukämien einer Fehlfunktion des Immunsystems aufgrund<br />

mangelnder antigener Stimulation zugeschrieben werden, können die enge geographische<br />

Beziehung der Fälle zu potentiellen Emittenten nicht erklären [149-152]. Eine<br />

dritte Hypothese, nach der Leukämien tatsächlich eine seltene Reaktion (monoklonale<br />

autonome Proliferation) auf eine häufige Exposition (antigene Stimulation) sind,<br />

kann mit epidemiologischen Methoden nicht getestet werden.<br />

1.2.1 Spezifikation der Hypothese<br />

Für die NLL wurde folgende Hypothese a priori spezifiziert:<br />

Hypothese I: Die Exposition der lokalen Bevölkerung gegenüber Emissionen radioaktiver<br />

Nuklide aus dem Normalbetrieb der Atomanlagen im Studiengebiet führt in<br />

einigen oder allen Regionen um diese Anlagen zu einem erhöhten Leukämierisiko.<br />

Im Einzelnen werden in der NLL folgende Expositionsquellen einbezogen:<br />

1. Atomkraftwerk Krümmel (KKK), Geesthacht<br />

2. Forschungszentrum Gesellschaft für Kernernergienutzung in Schiffbau und Schiffahrt<br />

(GKSS), Geesthacht<br />

3. Weitere Akw im Untersuchungsgebiet und in unmittelbarer Nähe des Untersuchungsgebietes<br />

(Akw Brunsbüttel, Landkreis Dithmarschen/Schleswig-Holstein;<br />

Akw Brokdorf, Landkreis Steinburg/Schleswig-Holstein; Akw Stade, Landkreis<br />

Stade/Niedersachsen)<br />

4. Alle weiteren Kernkraftwerke in Westdeutschland und der früheren DDR, während<br />

deren Kritikalität in deren 20 km-Umgebung mindestens 1% der Lebensjahre aller<br />

NLL-Probanden verbracht wurden.<br />

Sollten sich hierbei Auffälligkeiten ergeben, können in einem zweiten Schritt weitere<br />

Atomanlagen (Forschungs- und Versuchsreaktoren, Aufbereitungsanlagen, Anreicherungsanlagen,<br />

Wiederaufbereitungsanlagen, Zwischen- und Endlager in den jeweiligen<br />

Jahren ihres Betriebes) in die Berechnung des Expositionsscores einbezogen<br />

werden.<br />

Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> I) S. 26 von 383

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