Vergabe von eigenjagdrevieren „Zellerin Schüttäler“ - Tiroler ...
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Fachartikel<br />
Der Titel spricht für sich. Derzeit müssen die Wildbestände im<br />
Oberengadin durch den strengen Winter und die aufgelassenen<br />
Fütterungen große Verluste hinnehmen.<br />
sogenannten „künstlichen“<br />
Winterfütterung angeordnet<br />
und gleichzeitig ein Notfütterungskonzept<br />
erstellt.<br />
Nun zum Notfütterungskonzept:Notfuttervorlagen<br />
besehen aus Magerheu,<br />
welches vorwiegend vor Ort<br />
gewonnen wird, um einwachsende<br />
Flächen (Berg- und Alpenwiesen)<br />
offen zu halten.<br />
Die Förderungen dafür belaufen<br />
sich bis zu CHF 5000 pro<br />
ha! Soweit möglich wird der<br />
Heuvorrat durch Einschlag<br />
<strong>von</strong> Prossholz (holzige Zweige<br />
<strong>von</strong> Sträuchern und Bäumen)<br />
ergänzt. Das Heu wird in vorerst<br />
eingegatterten und abgeschirmten<br />
Tris-ten (Schober)<br />
oder in Raufen gelagert, um ein<br />
Zustehen des Wildes bei frühem<br />
Wintereinbruch zu vermeiden<br />
und eine Verteilung auf<br />
alle der Rotwildpopulation zur<br />
Verfügung stehenden Wintereinstandsgebiete<br />
zu begünstigen.<br />
Dabei darf auch erwähnt<br />
werden, dass in dem grenznahen<br />
Vorarlberg das Rotwild<br />
im Winter gefüttert wird und<br />
weiters bedenke man, dass<br />
Graubünden flächenmäßig der<br />
größte, aber aufgrund der geografischen<br />
Bedingungen auch<br />
der am dünnsten besiedelste<br />
Kanton der Schweiz ist, so dass<br />
man sich vorstellen kann, wo<br />
das Rotwild Ruhezonen und<br />
Winterlebensraum findet. In<br />
Graubünden wird das Rotwild<br />
übrigens auch nicht gefüttert<br />
und es werden in extremen<br />
Wintern hohe Fallwildzahlen<br />
in Kauf genommen. Im heurigen<br />
Februar wurde bei hoher<br />
Schneelage versucht, mit<br />
natürlicher Äsung (Fällen <strong>von</strong><br />
Bäumen und Sträuchern) die<br />
Situation teilweise zu entschärfen.<br />
In den Tallagen wurden im<br />
metertiefen Schnee festsitzende<br />
Wildtiere in spektakulären<br />
Aktionen eingefangen und<br />
<strong>von</strong> ortsansässigen Bauern in<br />
Ställe gebracht und gefüttert.<br />
Hut ab vor diesen Bauern,<br />
denn das Rotwild öffnet und<br />
nutzt zu deren Leidwesen auch<br />
die Siloballen, die auf den<br />
Wiesen liegen. Die Bauern erhalten<br />
dafür keinen Schadens-<br />
ersatz, wie mir ein Wildhüter<br />
aus der Gegend bestätigt. Aber<br />
das nur nebenbei! Zurück<br />
zum Liechtensteiner Notfütterungskonzept!<br />
Raufen & Tristen<br />
Frühester Termin für die<br />
Öffnung der Raufen und Tristen<br />
ist der 15. Jänner. Nur bei<br />
Extremsituationen kann dem<br />
Wild der Zugang zum Heu<br />
früher ermöglicht werden. Bei<br />
Notwendigkeit zur kleinräumigen<br />
Lenkung des Wildes<br />
oder bei Unzugänglichkeit der<br />
natürlichen Äsung über mehr<br />
als zehn Tage in Folge anhaltender,<br />
extremer Schneehöhe<br />
oder anhaltender Verharschung<br />
können die Tris-ten<br />
und Raufen vor dem 20. Februar<br />
geöffnet werden, an-<br />
sonsten bleiben sie eingezäunt<br />
– so laut Bericht des Amtes für<br />
Wald, Natur und Landschaft.<br />
Ab dem 20. Februar können<br />
die Tristen und Raufen unabhängig<br />
<strong>von</strong> der Witterung dem<br />
Wild zugänglich gemacht werden.<br />
Interessant erscheinen mir<br />
auch die Rotwildabschüsse in<br />
den Jahren nach dem Fütterungsverbot<br />
im Vergleich zum<br />
Winterstand:<br />
Erhebungen – Nachttaxation<br />
(Zählung bei Nacht mit<br />
Scheinwerfern):<br />
› 2006: gezählt 256 Stück, Abschussplan<br />
259 Stück, Abschusserfüllung<br />
208 Stück =<br />
81.25 % der Nachtzählung<br />
› 2007: gezählt 256 Stück, Abschussplan<br />
234 Stück, Abschusserfüllung<br />
245 Stück =<br />
88.77 % der Nachtzählung<br />
› Für 2008 fehlen die vollständigen<br />
Angaben im Bericht.<br />
Das Rotwild in Liechtenstein<br />
ist nur ein Teil einer Population,<br />
die einen weit über die<br />
Landesgrenzen des Fürstentums<br />
hinaus reichenden Raum<br />
Gesamtrotwildbestand laut<br />
Auskunft eines Wildhüters auf<br />
rund 14000 Stück (man beachte<br />
allerdings dabei, dass Graubünden<br />
den größten Nationalpark<br />
der Alpen beherbergt – 17000<br />
ha!) und das Vorarlberger Rotwild<br />
wird sich wohl auch nicht<br />
an die Landesgrenzen halten.<br />
Liechtenstein<br />
ist nicht Tirol<br />
Liechtenstein ist nicht Tirol<br />
oder anders herum: Tirol ist<br />
nicht Liechtenstein – so nicht<br />
und anders nicht und ganz<br />
bestimmt auch nicht, wenn es<br />
um das Rotwild geht! Tirol ist<br />
die führende österreichische<br />
Tourismusregion mit allen<br />
Vor- und Nachteilen und beherbergt<br />
im Jahr über 9 Millionen<br />
Gäste und erzielte z.B. im<br />
Jahr 2008 43.418.607 Nächtigungen.<br />
Durch Verkehr, Straßen,<br />
Autobahnen und Siedlungen<br />
sind die Lebensräume<br />
des Rotwildes zerschnitten<br />
und ermöglichen keine jahres-<br />
„Wer über die Bedürfnisse des Wildes nichts<br />
oder nur wenig weiß, nimmt auch keine<br />
Rücksicht auf sie!“ Ernst Rudigier<br />
besiedelt und daher wird der<br />
Abschussplan nach dem bejagbaren<br />
Sommerbestand<br />
gemacht. Und so meine ich,<br />
dass es den Liechtensteiner<br />
Jägern besonders gut geht. Sie<br />
brauchen die vier Fütterungen<br />
nicht mehr betreuen, für die<br />
Bergwiesenmahd werden sie<br />
bestens (fürstlich) entlohnt,<br />
und die Abschusszahlen sind<br />
zumindest für die nahe Zukunft<br />
gesichert, weil eine beachtliche<br />
Anzahl <strong>von</strong> Rotwild<br />
in den Sommermonaten wieder<br />
<strong>von</strong> den ungestörten Wintereinständen<br />
über die Landesgrenze<br />
in das schöne Fürstentum<br />
zurückwandert. Allein in<br />
Graubünden beläuft sich der<br />
zeitlichen Weitwanderungen.<br />
Das Wild findet noch weite,<br />
ruhige Sommerlebensräume,<br />
muss im Herbst aber lawinengefährdetes<br />
Gebiet aufgeben<br />
und vor allem dem Wintertourismus<br />
weichen. Mit der Fütterung<br />
wird das Wild in weniger<br />
schadensanfällige Ruhegebiete<br />
gelenkt und der Bestand in einer<br />
Größenordnung gehalten,<br />
welche die Sozialstruktur für<br />
das Wohlergehen des in Gemeinschaft<br />
lebenden Wildes<br />
sichert.<br />
Die ökologische Tragfähigkeit<br />
des beengten Winterraumes<br />
wird durch einen<br />
stückzahlmäßig gesunden<br />
Rotwildbestand, der die not-<br />
12 JAgd in Tirol 04/2009