Vergabe von eigenjagdrevieren „Zellerin Schüttäler“ - Tiroler ...
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Fachartikel<br />
Ab den 1970er Jahren kam es auch beim Gamswild zu einem raschen<br />
Anstieg der Abschusszahlen auf über 25.000 Stück jährlich.<br />
Naturverjüngung umgestellt, ein Abgang<br />
<strong>von</strong> Großkahlschlägen ist eindeutig gegeben.<br />
Ich habe die Zusammenhänge nicht<br />
im Detail analysiert, aber eine Verbindung<br />
mit den Gamsbeständen erscheint zumindest<br />
regional plausibel.<br />
Klima<br />
Geht´s um das Klima und die derzeitige<br />
Erderwärmung, dann hat man Katastrophenwinter,<br />
Temperaturanstieg oder Klimaextreme<br />
etc. sehr schnell bei der Hand,<br />
wenn nach Erklärungen für Naturereignisse<br />
gesucht wird. Gerade Österreich ist aber ein<br />
gutes Beispiel dafür, dass es das „Alpenklima“<br />
nicht gibt. Während es bei der Temperatur<br />
langfristig eindeutige Trends hin zu einer<br />
Erwärmung gibt, sieht die Sache bei den Niederschlägen<br />
schon wieder ganz anders aus.<br />
Der Großraum der Alpen wird durch vier<br />
Klimazonen beeinflusst, der Schnittpunkt aller<br />
vier Zonen liegt etwa im Bereich des Tauernhauptkammes<br />
zwischen Großglockner<br />
und Sonnblick. Bezieht man die Höhenlage<br />
mit ein, so ergibt das Hochalpinum bei uns<br />
noch eine weitere fünfte Klimazone.<br />
Gerade bei der Entwicklung der Niederschläge<br />
gibt es die deutlichsten Unterschiede<br />
zwischen allen Klimaregionen. Betrachtet<br />
man Langzeitentwicklungen, so zeigt sich<br />
dabei, dass es die größten Niederschlagszunahmen<br />
in der Klimazone gibt, die sich<br />
vom Alpenhauptkamm nach Nordwesten<br />
erstreckt, die stärksten Abnahmen sind dagegen<br />
im Südosten zu verzeichnen. Wenn wir<br />
also Gamsbestände und Klimaentwicklung<br />
in Zusammenhang bringen wollen, dann ist<br />
besondere Vorsicht geboten. Eine wichtige<br />
Größe ist dabei die Schneemenge im Winter.<br />
Um genauer zu sein, eigentlich geht es<br />
um maximale Schneemengen oder späte<br />
Schneefälle am Ende des Winters. Mit<br />
Schnee kommt Gamswild seit Jahrtausenden<br />
bestens zurecht. Strenge Winter fordern<br />
zwar immer wieder Fallwild, die Wildart ist<br />
an diese Schwankungen aber <strong>von</strong> Natur aus<br />
gut angepasst und erholt sich in der Regel<br />
bereits nach wenigen Jahren. Dafür müssen<br />
aber heute wenigstens zwei Voraussetzungen<br />
gegeben sein: Die Bestände dürfen nicht<br />
übernutzt werden und es muss ausreichend<br />
ungestörter, natürlicher Lebensraum zur<br />
Verfügung stehen. Es ist derzeit keine Seltenheit,<br />
dass beide Bedingungen in manchen<br />
Gebirgsstöcken lokal bzw. regional nicht gegeben<br />
sind.<br />
Tourismus und Jagd<br />
Eigentlich ist es beinahe schon eintönig und<br />
fast ein wenig entmutigend, wenn alljährlich<br />
über die Bedürfnisse <strong>von</strong> Wildtieren im<br />
Winter aufgeklärt wird, und parallel dazu<br />
die Zahl der Tourengeher, Schneeschuhwanderer,<br />
Eiskletterer usw. in die Höhe getrieben<br />
wird. Österreich und die anderen<br />
Alpenländer leben zu einem Gutteil vom<br />
Wintertourismus, dennoch sollten wir mit<br />
unseren Lebensraumreserven Haus halten<br />
– das fängt bei der Selbstbeschränkung<br />
jedes einzelnen an. Jährlich besuchen rund<br />
150 Millionen Menschen dieses Gebirge,<br />
es ist daher kein Wunder, dass sich neben<br />
einer Vielzahl <strong>von</strong> Bauten, Erschließungsmaßnahmen<br />
und Hubschraubereinsätzen<br />
der Massentourismus ganz einfach in immer<br />
häufigerem Zusammentreffen zwischen<br />
Mensch und Tier äußert. Besonders im Winter<br />
werden geeignete Lebensräume immer<br />
kleiner, das kann lokal beinahe bis zum Erlöschen<br />
<strong>von</strong> Wildvorkommen führen. Direkte<br />
Zusammenhänge sind schwer herzustellen,<br />
aussagefähige Grundlagenstudien sind aber<br />
seit langem überfällig. Geht es um den Tourismus,<br />
dann muss man dazu auch die Jagd<br />
betrachten. Dort wo Berge intensiv <strong>von</strong> Touristen<br />
genutzt werden, trägt der Jäger außerordentliche<br />
Verantwortung, weil besonders<br />
Rudeltiere wie Gams schnell lernen und bei<br />
unsachgemäßer Jagd jeden Menschen mit<br />
Gefahr verbinden.<br />
Nimmt die Fluchtdistanz zu, wird der Lebensraum<br />
immer kleiner. Verstärkt wird dies<br />
durch Weitschüsse, Ansitz- und Übernachtungskabinen<br />
weit über der Waldgrenze,<br />
Straßen bis ins Kahlgebirge oder Geländefahrzeuge,<br />
die einen immer schneller und<br />
weiter hoch bringen. Neben dem Tourismus<br />
ist also auch der Jagddruck auf Gamswild in<br />
den Hochlagen während der letzten Jahrzehnte<br />
immer größer geworden. Schon ganz<br />
einfach deshalb, weil es die Technik heute<br />
fast jedem ermöglicht immer öfter und leichter<br />
in Bergregionen vorzudringen.<br />
Konkurrenz Rotwild<br />
Aus verschiedenen Berggebieten Österreichs<br />
werden immer häufiger Stimmen laut:<br />
„Die Hirsch verdrängen unsere Gams.“ Detaillierte<br />
Untersuchungen zur Konkurrenz<br />
Bis 1972 wurden mehr Gamsböcke als Geißen<br />
erlegt, erst danach hat sich dies umgekehrt<br />
und es kam deutlich mehr weibliches<br />
Wild zur Strecke.<br />
6 Fotos: Klaus Schneider, Schwenningen (d) (2), Heinz Eisl (3)<br />
JAgd in Tirol 04/2009