stahlmarkt 6.2018 (Juni)
Oberfläche, Stahlhandel & Stahl-Service-Center, Digitalisierung, Edelstahl
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K 41<br />
Bei der nicht lackierten Stahlprobe<br />
(links) ist eine deutliche<br />
Zunderbildung erkennbar.<br />
An sogenannten Stahlknüppeln testen die Forscher die Wirkung des Speziallacks.<br />
Winzige Partikel verleihen DELTA-HEAT ® seine<br />
charakteristische silbergraue Farbe.<br />
Chemiker entwickelten den Lack nach dem<br />
Sol-Gel-Verfahren. »Ein ›grüner‹ Lack«, sagt<br />
Dr. Roth. Denn im Vergleich zu anderen Produkten<br />
verzichtet DELTA-HEAT auf organische<br />
Lösungsmittel und chemische Zusatzstoffe.<br />
Das hat zwei Vorteile: Es ist umweltfreundlicher<br />
und sicherer. Herkömmliche<br />
Lacke sondern unter Extremtemperaturen<br />
giftige Zersetzungsprodukte ab. Außerdem<br />
erhöhen die darin enthaltenen Lösungsmittel<br />
die Explosionsgefahr in der Nähe von<br />
Ringöfen, ein ständiger Risikofaktor. »Und<br />
außerdem ist unser wasserbasiertes Produkt<br />
günstiger«, ergänzt Dr. Roth.<br />
<br />
Während des Glühprozesses verschmelzen<br />
die Inhaltsstoffe auf der Oberfläche des<br />
Stahls zu einer feinen Schicht. Sie bildet die<br />
eigentliche Barriere. Bei 1.000 °C ist sie bis<br />
zu zwei Stunden stabil und eignet sich somit<br />
für Stahlerzeugnisse mit langen Glühprozessen.<br />
Die kritische Grenze erreicht der Lack<br />
aber bei 1.250 °C. Auch wenn er die Zunderbildung<br />
deutlich verlangsamt, kann er sie<br />
nicht vollständig verhindern. Das liegt da -<br />
ran, dass immer noch eine Restmenge Sauerstoff<br />
an die Oberfläche gelangen kann.<br />
»Sicherlich lässt sich das Produkt optimieren,<br />
einen 100%igen Schutz werden wir<br />
aber wohl nie gewährleisten können«, sagt<br />
Dr. Roth. Doch der ist auch nicht zwangsläufig<br />
erforderlich.<br />
<br />
<br />
Walzwerke beispielsweise profitieren von<br />
einer weiteren Wirkung von DELTA-HEAT.<br />
Denn der Lack sorgt dafür, dass sich beim<br />
Erhitzen eine gleichmäßige Zunderschicht<br />
bildet – also keine Nester. Der Vorteil: Diese<br />
Schicht lässt sich einfacher und mit weniger<br />
Materialverlust entfernen. Teilweise stört sie<br />
bei den anschließenden Bearbeitungsschritten<br />
auch überhaupt nicht. Stahlbetrieben<br />
spart das enormen Arbeitsaufwand und<br />
Kosten. Nicht zu vergessen: CO 2<br />
-Emissionen.<br />
Denn auch die sinken durch die Verwendung<br />
von DELTA-HEAT. Ein mittelgroßes<br />
Walzwerk kann mit dem Verfahren jährlich<br />
rd. 750 t CO 2<br />
einsparen, weil eine Nachbereitung<br />
des Stahls größtenteils wegfällt.<br />
Weniger Emissionen bedeuten auch weniger<br />
treibhauswirksames Kohlenstoffdioxid<br />
in der Atmosphäre. Und das schützt das<br />
Klima. Denn hochgerechnet auf die gesamte<br />
deutsche Stahlindustrie bietet der Speziallack<br />
ein enormes Klimaschutzpotenzial.<br />
Aus diesem Grund nahm die KlimaExpo.<br />
NRW, die Leistungsschau des Landes, DEL-<br />
TA-HEAT als Vorreiterprojekt für den Klimaschutz<br />
in das Themenfeld »Ressourcen schonen«<br />
auf. Für Stahlbetriebe bedeutet der<br />
Lack vor allem eines: Mit Nachhaltigkeit<br />
wirtschaftlicher zu werden. Eine lohnende<br />
Aussicht.<br />
www.klimaexpo.nrw<br />
/<br />
<br />
(sm 180606297)<br />
Dr. Heinrich Dornbusch ist Vorsitzender Geschäftsführer<br />
der KlimaExpo.NRW. Bis 2020 plant die<br />
landesweite Initiative insgesamt 1.000 Klimaschutzprojekte<br />
aus Bildung, Wissenschaft, Wirtschaft<br />
und Zivilgesellschaft aus Nordrhein-Westfalen<br />
aufzunehmen und einer breiten Öffentlichkeit<br />
zu präsentieren. So trägt die KlimaExpo.NRW<br />
zu einer nachhaltigen Entwicklung des Landes bei<br />
und bietet Modellprojekten eine Plattform –<br />
deutschland- und europaweit.<br />
<strong>stahlmarkt</strong> <strong>6.2018</strong>