HANDELSKRIEGE – EINE SCHLECHTE IDEE| w.news 06.2018
06.2018 | Wirtschaftsmagazin der IHK Heilbronn-Franken. Themen: Handelskriege – eine schlechte Idee • IHK-Fachkräftemonitor • Advertorial B4B Themenmagazin
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Auffälligkeit, die Katharina M. Kempf bemerkt:<br />
„Es ist nicht unüblich, dass der<br />
Gesprächspartner einen ins Wort fällt.<br />
Sprechpausen erwecken den Eindruck von<br />
fachlicher Inkompetenz! Mittlerweile weiß<br />
ich, wie ich mit diesem temperamentvollen<br />
und lebendigen Auftreten umzugehen habe.“<br />
Ein weiterer bedeutender Unterschied, an<br />
den sich die Expertin erst gewöhnen musste,<br />
ist das Zusammenspiel von Privatem und<br />
Beruf. Besprechungen können überall und zu<br />
jeder Zeit stattfinden, aber Familie und enge<br />
Freunde haben oft Vorrang.<br />
„Geduld ist der Schlüssel zur Freude“<br />
Dieses arabische Sprichwort sagt viel über<br />
den Umgang mit Zeit aus und gerade hier<br />
entstehen viele Missverständnisse in der internationalen<br />
Zusammenarbeit. Anders als<br />
in vielen westlichen Kulturen, in denen Abläufe<br />
streng getaktet und strikt eingehalten<br />
werden, gibt es in der arabischen Kultur immer<br />
einen Spielraum für Unvorhergesehenes,<br />
wie Anrufe. „Inschallah“ <strong>–</strong> so Gott will,<br />
lautet der Grundgedanke: Wenn heute etwas<br />
nicht geht, dann geht es morgen. Dieser flexible<br />
Umgang mit der Zeit ist gerade für viele<br />
Deutsche ungewohnt. Meetings werden öfter<br />
verschoben, unterbrochen oder in letzter<br />
Minute abgesagt, Tagesordnungen geändert.<br />
Es wird von westlichen Partnern zwar Pünktlichkeit<br />
erwartet, aber eine Verspätung auf<br />
arabischer Seite von 30 Minuten ist durchaus<br />
akzeptabel. „Man sollte auf jeden Fall mehr<br />
Zeit für Meetings einplanen“, rät Katharina<br />
M. Kempf, „Sie wissen nie, ob die Termine<br />
eingehalten werden, aber lassen Sie sich bloß<br />
keine Ungeduld anmerken!“<br />
Karriere machen auf Arabisch <strong>–</strong> Respekt!<br />
Soziale Hierarchien sind in Dubai besonders<br />
ausgeprägt und dienen dem Erhalt von Harmonie<br />
in der Gesellschaft. Für das Geschäftsleben<br />
bedeutet dies, dass etwa Titel sehr<br />
wichtig sind und bei der Anrede nicht vergessen<br />
werden sollten. Das Senioritätsprinzip,<br />
also der unbedingte Respekt vor Älteren, ist<br />
in der arabischen Kultur nicht wegzudenken.<br />
Nicht besondere Leistungen, sondern die<br />
Dauer der Beschäftigung im Unternehmen<br />
ist ausschlaggebend für eine Beförderung.<br />
„Das erklärt auch, warum man in den Emiraten<br />
viel seltener das Unternehmen wechselt,<br />
als man es zum Beispiel in Deutschland tut“,<br />
erklärt die interkulturelle Expertin.<br />
Der Ramadan: Netzwerken bis Mitternacht<br />
Der Fastenmonat Ramadan beeinflusst nicht<br />
nur das religiöse und private Leben, sondern<br />
strukturiert auch die Geschäftswelt. Da erst<br />
nach Sonnenuntergang gegessen werden<br />
darf, findet auch das Leben auf den Straßen<br />
erst abends und nachts statt. Geschäfte<br />
haben bis Mitternacht geöffnet und Mailis<br />
(Zelte) bieten eine gute Gelegenheit für Geschäftsreisende,<br />
Netzwerke aufzubauen und<br />
Verträge abzuschließen. Diese Zelte sind<br />
beliebte Treffpunkte, um gemeinsam Shisha<br />
zu rauchen und Kaffee zu trinken. Allerdings<br />
halten sich dort meist eher Männer auf.<br />
Auch wenn man nicht dem muslimischen<br />
Glauben angehört, sollte man nach Möglichkeit<br />
den heiligen Monat der Muslime respektieren.<br />
Man zeigt religiöse Toleranz, indem<br />
man zum Beispiel tagsüber in der Gegenwart<br />
seines Geschäftspartners nichts isst und<br />
trinkt. Übrigens: Schwangere, Kinder und<br />
Kranke sind von der Fastenpflicht befreit.<br />
Das Frauenbild im Wandel<br />
Im Gegensatz zu Saudi-Arabien und anderen<br />
islamischen Ländern haben Frauen in Dubai<br />
heutzutage einen annähernd gleichen Status<br />
wie Männer: Sie müssen sich nicht an Kleidervorschriften<br />
halten, dürfen Auto fahren<br />
und sich auch frei ohne männliche Begleitung<br />
bewegen. Aktuelle Zahlen zeigen den<br />
Fortschritt: 77 Prozent der Frauen sind nach<br />
der Schullaufbahn an Universitäten und höheren<br />
Bildungsinstituten eingeschrieben,<br />
70 Prozent von ihnen schließen diese erfolgreich<br />
ab. Zudem sind 46 Prozent aller Abgänger<br />
von Universitäten mit wissenschaftlichem<br />
und technischem Hintergrund Frauen.<br />
Darüber hinaus beträgt die Alphabetisierungsrate<br />
der Frauen 95,8 Prozent. Für viele<br />
überraschend ist auch die Tatsache, dass 28<br />
Prozent der Kabinettsmitglieder weiblich sind.<br />
(32 Minister <strong>–</strong> 9 Frauen, 23 Männer). Auch im<br />
Business ist das weibliche Geschlecht stark<br />
auf dem Vormarsch. Im Juni 2017 wurde die<br />
erste Frau als CEO der größten Bank in Dubai<br />
ernannt. Und im Juli 2017 führten die UAE<br />
die Liste der „100 most powerful women in<br />
the Arab World“ mit 18 Vertreterinnen an.<br />
(red)<br />
JUNI 2018 ---------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------- 34 ----------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------- www.heilbronn.ihk.de