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SIEBEN: Juli/August 2018

Relaxen bei Konzert und Party In unserer Sommer-Doppelausgabe können Sie Ihre Lieblingsevents schon jetzt für Juli und August vormerken. Viel Spaß und einen sonnigen und erholsamen Sommer wünscht Ihre SIEBEN:

Relaxen bei Konzert und Party
In unserer Sommer-Doppelausgabe können Sie Ihre Lieblingsevents schon jetzt für Juli und August vormerken.

Viel Spaß und einen sonnigen und erholsamen Sommer wünscht Ihre SIEBEN:

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6<br />

Alfelder Heimat- und Schützenfest<br />

Und ... wieder einen Tag näher am 17. Alfelder Heimat- und Schützenfest<br />

Vom Freischießen<br />

und großer Freiheit<br />

Für die einen ist es ein gesellschaftliches Großereignis mit schmucken<br />

Uniformen, bestens durchorganisiertem Umzug und Honoratioren vorweg,<br />

festlich geschmückten Straßen, Traditionen, Marschmusik und Proklamation<br />

der besten Schützen. Die anderen denken beim Wort „schießen“ ausschließlich<br />

an Gewalt, Verbrechen, Waffennarren und sehen mit besorgtem Blick<br />

auf das Schwenken von Fahnen jeglicher Couleur.<br />

Wer in der Wanne oder Im Trophäenschrank<br />

die Erinnerung an die Schützenfesttradition<br />

weiterleben lassen möchte, dem sei diese<br />

kleine Quietsche-Ente empfohlen. Diese<br />

und weitere kostümierte bevölkern das<br />

Entenregal bei<br />

Sport & Jagd Friedhoff in der<br />

Kurzen Strasse 2 in Alfeld.<br />

www.sportundjagd-friedhoff.de<br />

Wieder andere feiern einfach die Möglichkeit,<br />

einen kleinen Schluck Bier<br />

unter Aufbringen höchster Fingerfertigkeit<br />

erst beim Konsumieren mit<br />

einem Hochprozentigen zu mischen,<br />

beim Katerfrühstück ohne Reue die<br />

Schlachteplatte zu vertilgen, sich in<br />

Fahrgeschäften der Zentrifugalkraft<br />

hinzugeben, Kimme und Korn anzuvisieren,<br />

um mehrmals auf ein weißes<br />

Röllchen zu schießen, das vielleicht<br />

eine Plastikrose freigibt, Kontakte zu<br />

pflegen und liebevoll kreierte Festwagen<br />

zu präsentieren, die auch kommunalpolitische<br />

Missstände aufgreifen<br />

dürfen.<br />

Dabei hat das Fest nicht nur in Alfeld<br />

durchaus einen ernsten Hintergrund.<br />

Bürgerwehren gleich mussten in früheren<br />

Zeiten die Menschen ihre Stadt<br />

mit zuerst Lanze, Armbrust, Bogen<br />

und später Feuerwaffen möglichst<br />

erfolgreich gegen Angriffe verteidigen.<br />

Anreize zum regelmäßigen Training<br />

waren beispielsweise die Steuerbefreiung<br />

des besten Schützen oder<br />

andere Privilegien wie in der Oper „Der<br />

Freischütz“ eine Heirat. Durch das Aufkommen<br />

stehender Heere traten die<br />

Waffenübungen zur Verteidigung in<br />

den Hintergrund.<br />

Beim sogenannten Freischießen konnten<br />

die Teilnehmer ihr Können öffentlich<br />

zeigen, ihre Familien suchten und<br />

fanden Unterhaltungs- und Zerstreuungsmöglichkeiten<br />

auf dem Festplatz.<br />

Die Gemeinschaft der Bürger wurde<br />

gestärkt. Ein wahres Volksfest halt. Der<br />

Seminarlehrer Wilhelm Heinze berichtet<br />

in seinem 1894 erschienen Buch<br />

„Geschichte der Stadt Alfeld“ (Quelle<br />

alt-alfeld), dass das Alfelder Freischießen<br />

bis 1618 in jedem Jahr gefeiert<br />

wurde, nach dem 30-jährigen Krieg<br />

nur alle drei bis vier Jahre, in schweren<br />

Zeiten in Vergessenheit geriet und die<br />

Tradition erst 1820 bis 1903 durch die<br />

Beteiligung der Leine-, Perk-, Hörsumer<br />

und Holzer Bäuerschaft wieder auflebte.<br />

Unter Mitwirkung der Dohnser Bäuerschaft<br />

fand das Fest 1934 und 1938<br />

statt. Nach dem Zweiten Weltkrieg<br />

war es die Perkbäuerschaft, die 1950<br />

gegen anfänglichen Widerstand von<br />

Vertriebenen und Gewerkschaften mit<br />

einem Heimatfest den Weg zum Freischießen<br />

1951 mit allen Bäuerschaften<br />

und den Junggesellen ebnete, 1958<br />

fand das letzte Freischießen statt.<br />

An die Tradition knüpfte 1965 der<br />

Schießsportverein Alfeld von 1925<br />

an, der sein 40-jähriges Bestehen<br />

zum Anlass nahm, das erste Alfelder<br />

Heimat- und Schützenfest zu feiern.<br />

Zum nunmehr 17. Fest wird es sie alle<br />

geben, die zu Recht stolzen Organisatoren<br />

und die Festverweigerer. Diejenigen,<br />

die der Meinung sind, sie brauchen<br />

eine Waffe, um sich zu verteidigen<br />

und diejenigen, die vehement<br />

gegen Waffen sind. Die Bedenkenträger<br />

und Besserwisser, die mit guten<br />

Ratschlägen kommen, ohne selbst<br />

tätig zu werden und diejenigen, die<br />

einfach nur feiern. Die große Freiheit,<br />

mit der sie hoffentlich alle verantwortungsvoll<br />

umgehen, ist die, das zweite<br />

<strong>August</strong>wochenende ganz nach ihrem<br />

persönlichen Gusto zu verbringen.<br />

(Susanne Röthig)

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