Abschlussbericht - Ministerium für Bildung, Jugend und Sport (MBJS ...
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Pädagogische Qualitäts-Informations-Systeme gGmbH<br />
- Kooperationsinstitut der Freien Universität Berlin -<br />
Pädagogische Qualität in Tagespflegestellen<br />
im Land Brandenburg<br />
- <strong>Abschlussbericht</strong> -<br />
Berlin 2003<br />
Wolfgang Tietze<br />
Dagmar Pattloch<br />
Daena Schlecht<br />
Katja Braukhane
1. Einleitung ....................................................................................................... 2<br />
2. Fragestellung ................................................................................................. 3<br />
3. Methodik ......................................................................................................... 6<br />
3.1 Untersuchungskonzeption ............................................................................... 6<br />
3.2 Untersuchungsinstrumente .............................................................................. 7<br />
3.2 Untersuchungsstichprobe <strong>und</strong> Datenerhebung.............................................. 12<br />
3.4 Datenerhebung .............................................................................................. 15<br />
3.5 Messgüte der Verfahren zur Erfassung pädagogischer................................. 16<br />
Prozessqualität in der Tagespflege................................................................ 16<br />
4. Ergebnisse ................................................................................................... 18<br />
4.1 Rahmenbedingungen in den Tagespflegestellen........................................... 18<br />
4.2 Pädagogische Prozessqualität in den Tagespflegestellen............................. 20<br />
4.3 Pädagogische Prozessqualität in Abhängigkeit von Rahmenbedingungen ... 30<br />
4.4 Familiale Rahmenbedingungen der Tagespflegekinder................................. 33<br />
4.5 Pädagogische Prozessqualität in den Herkunftsfamilien ............................... 35<br />
4.6 Abhängigkeit kindlicher Aktivitäten von familialen Rahmenbedingungen....... 37<br />
4.7 Beziehung zwischen Müttern <strong>und</strong> Tagesmüttern ........................................... 38<br />
4.8 Kindlicher Entwicklungsstand ........................................................................ 40<br />
5. Zusammenfassung <strong>und</strong> Empfehlungen..................................................... 44<br />
Literatur................................................................................................................... 49<br />
1
1. Einleitung<br />
Die Tagespflege im Sinne des § 23 KJHG ist eine in Brandenburg noch junge <strong>und</strong> in<br />
der Entwicklung begriffene Form der Betreuung, <strong>Bildung</strong> <strong>und</strong> Erziehung junger<br />
Kinder. Dies hat z.T. historische Gründe, insofern als die Tagespflege in der DDR<br />
keine offiziell vorgesehene Betreuungsform bildete, was nicht ausschließt, dass sie<br />
vereinzelt noch praktiziert wurde. Aber auch in der Nachwendezeit bestand über<br />
viele Jahre im Land Brandenburg keine größere Notwendigkeit <strong>für</strong> die Entwicklung<br />
<strong>und</strong> Ausbreitung eines Tagespflegesystems. Die Versorgung mit Tagesbetreuung<br />
war auch <strong>für</strong> die unter dreijährigen Kinder durch ein gut ausgebautes Krippenangebot<br />
garantiert.<br />
Das Brandenburger Kita-Gesetz in seiner Fassung vom 7. Juni 1996 sah nämlich<br />
einen Rechtsanspruch auf einen Kita- bzw. Hortplatz <strong>für</strong> alle Kinder im Alter von 0 –<br />
12 Jahren vor. Diese Situation änderte sich mit der Novellierung des Brandenburger<br />
Kita-Gesetzes vom 28. Juni 2000 (vgl. Kindertagesstättengesetz Brandenburg). Der<br />
bis dahin gültige allgemeine Rechtsanspruch wurde zurückgenommen <strong>und</strong> erstreckt<br />
sich seitdem nur noch auf die Zeit vom vollendeten zweiten Lebensjahr bis zur<br />
Versetzung in die fünfte Jahrgangsstufe. Selektiv gilt er auch <strong>für</strong> Kinder bis zum<br />
zweiten Lebensjahr <strong>und</strong> <strong>für</strong> Kinder in der fünften <strong>und</strong> sechsten Jahrgangsstufe, wenn<br />
die familiäre Situation Tagesbetreuung erforderlich macht (hauptsächlich bei<br />
Erwerbstätigkeit beider Eltern <strong>und</strong> im Falle von Erziehungsbeistand). Bis zur<br />
Vollendung des zweiten Lebensjahres kann der Anspruch vorrangig durch<br />
Tagespflege erfüllt werden. Die neue Gesetzeslage brachte <strong>für</strong> die<br />
Leistungsverpflichteten (das waren bis vor kurzem die Gemeinden in Brandenburg)<br />
eine Umorientierung bei der Bereitstellung von Betreuungsangeboten mit sich. Denn<br />
die Tagespflege war bis dahin ohne größere Bedeutung in Brandenburg. Aufgr<strong>und</strong><br />
der Neuregelung rückte mit der Tagespflege nun auch in Brandenburg eine<br />
Betreuungsform in den Blick, die im B<strong>und</strong>esgesetz (§ 23 KJHG) als gleichwertige<br />
Form zur institutionellen Betreuung ausgewiesen ist. Mit der gesetzlichen<br />
Neuregelung ging eine Umstellung in der Landesfinanzierung der Tagesbetreuung<br />
einher, die <strong>für</strong> die leistungsverpflichteten Gemeinden einen Anreiz beinhaltete, von<br />
der institutionellen Betreuung auf die deutlich kostengünstigere<br />
Tagespflegebetreuung umzusteigen. Allerdings vollzog das Land die Umstellung auf<br />
2
die Tagespflege nicht ohne fachliche Begleitung <strong>und</strong> Unterstützung. Nach der<br />
Tagespflege-Eignungsvorordnung (vgl. Verordnung), die am 1.1.2001 in Kraft trat,<br />
müssen Tagespflegepersonen vor Aufnahme ihrer Tätigkeit an einem<br />
Vorbereitungskurs im Umfang von 24 St<strong>und</strong>en teilnehmen. Verfügt die<br />
Tagespflegeperson über keine pädagogische Ausbildung bzw. betreut sie mehrere<br />
Tagespflegekinder, muss sie an einer „Gr<strong>und</strong>qualifizierung“ im Umfang von 104<br />
St<strong>und</strong>en teilnehmen. Zu den weiteren landesseitigen Unterstützungsmaßnahmen <strong>für</strong><br />
die Etablierung einer qualitativ guten Tagespflege gehörte eine anfängliche<br />
Ausstattungsförderung, nach der bis Ende 2000 eine einmalige Zahlung von bis zu<br />
1000 DM <strong>für</strong> eine neu einzurichtende Tagespflegestelle gewährt wurde. Weiterhin<br />
stand ab Sommer 2000 eine vom Land geförderte Beratungsstelle Tagespflege beim<br />
Arbeitskreis zur Förderung von Pflegekindern (Berlin) zur Verfügung, die Eltern,<br />
Tagespflegepersonen <strong>und</strong> Leistungsverpflichtete in allen Tagespflege-<br />
angelegenheiten berät.<br />
Nicht zuletzt wurden im Hinblick auf eine gute Tagespflege zwei Broschüren im<br />
Auftrag des Brandenburger <strong>Ministerium</strong>s <strong>für</strong> <strong>Bildung</strong> <strong>und</strong> <strong>Jugend</strong> entwickelt, mit<br />
denen landesweit über eine qualitativ gute Tagespflege informiert wurde: die<br />
(inzwischen vergriffene) Broschüre „Tagespflege im Land Brandenburg von A bis Z“,<br />
die sich primär an Eltern <strong>und</strong> Tagespflegepersonen richtet, sowie die Broschüre<br />
„Tagespflege in Stichwörtern“, die primär <strong>für</strong> die leistungsverpflichteten Gemeinden<br />
gedacht ist (vgl. Familien <strong>für</strong> Kinder gGmbH). In diesem Kontext der Bemühungen<br />
um Unterstützung <strong>und</strong> Etablierung einer qualitativ guten Tagespflege ist auch die<br />
vorliegende vom BMBJ geförderte Untersuchung zur Qualität der Tagespflege in<br />
Brandenburg zu sehen. Sie ist als Teil einer längerfristig angelegten<br />
wissenschaftlichen Begleitung zu sehen, aus der Informationen über die erreichte<br />
Qualität <strong>und</strong> Hinweise <strong>für</strong> die weitere Qualitätsentwicklung gewonnen werden sollen.<br />
2. Fragestellung<br />
Ziel des Projektes ist es, die pädagogische Prozessqualität in Tagespflegestellen im<br />
Land Brandenburg zu untersuchen, ihr Niveau <strong>und</strong> ihre Streubreite zu analysieren,<br />
zu prüfen , inwieweit sie abhängt von bestimmten (strukturellen) Rahmen-<br />
bedingungen in den Tagespflegestellen <strong>und</strong> bei den Tagesmüttern <strong>und</strong> welche<br />
Beziehungen zum Entwicklungsstand der Kinder sich ergeben. Die Untersuchung<br />
3
pädagogischer Qualität in Tagespflegestellen, ihre Voraussetzungen <strong>und</strong> ihre<br />
Konsequenzen <strong>für</strong> die Entwicklung von Kindern macht auch eine Betrachtung der<br />
Situation in den Herkunftsfamilien der betreuten Kinder erforderlich. Deshalb wird in<br />
vergleichbarer Intensität die pädagogische Prozessqualität, die die<br />
Tagespflegekinder in ihren Herkunftsfamilien erfahren, untersucht, ebenso wie die<br />
strukturellen Rahmenbedingungen, die in den Herkunftsfamilien gegeben sind. Die<br />
zentralen Untersuchungsfragen dieses Berichts sind die folgenden:<br />
1. Durch welche strukturellen Rahmenbedingungen sind die untersuchten<br />
Tagespflegestellen gekennzeichnet?<br />
U.a. soll hier untersucht werden, welche allgemeine <strong>und</strong> pädagogische<br />
Vorbildung die Tagesmütter mitbringen, ob sie sich auf die Tagespflege<br />
speziell vorbereitet haben, wie lange die Tagespflegestelle schon betrieben<br />
wird <strong>und</strong> unter welchen familialen <strong>und</strong> räumlichen Bedingungen dies<br />
geschieht.<br />
2. Welche Qualität der pädagogischen Prozesse, welche Qualität der Betreuung,<br />
der Interaktion <strong>und</strong> Anregungen, die die Kinder tagtäglich in der Tagespflege<br />
erfahren, ist in den Tagespflegestellen gegeben?<br />
Hier soll insbesondere untersucht werden, mit welchem Qualitätsniveau im<br />
Durchschnitt gerechnet werden kann, welche Qualitätsunterschiede sich<br />
ergeben, in welchen Teilbereichen pädagogischer Qualität sich Stärken<br />
ergeben, wo Schwächen zu verzeichnen sind.<br />
3. Von welchen Rahmenbedingungen ist die Qualität pädagogischer Prozesse in<br />
den Tagespflegestellen abhängig?<br />
Hier soll der Frage nachgegangen werden, inwieweit bestimmte<br />
Rahmenbedingungen der Tagespflege (wie unter der ersten Fragestellung<br />
erfasst) einen Einfluss auf die pädagogische Prozessqualität haben <strong>und</strong> wie<br />
groß dieser ist. Dieser Fragestellung kommt insofern eine hohe Bedeutung zu,<br />
als über solche Rahmenbedingungen (sei es bei der Auswahl von<br />
Tagespflegestellen oder ihrer Vorbereitung) potenziell Einfluss auf die<br />
pädagogische Qualität genommen werden kann.<br />
4
4. Welche strukturellen Rahmenbedingungen finden sich in den Familien, die<br />
ihre Kinder zur Betreuung in eine Tagespflegestelle geben?<br />
Unter dieser Fragestellung soll verschiedenen Einzelfragen wie der nach dem<br />
<strong>Bildung</strong>sstatus der Eltern der Tagespflegekinder, der Erwerbssituation <strong>und</strong><br />
Einkommenssituation in den Familien wie auch nach den Gründen <strong>für</strong> die<br />
Wahl der Tagesbetreuung nachgegangen werden.<br />
5. Welche Qualität der pädagogischen Prozesse ist in den Herkunftsfamilien der<br />
Tagespflegekinder gegeben?<br />
Wie ist das pädagogische Anregungsniveau, das die Kinder zu Hause<br />
erfahren? Welche Aktivitäten werden mit den Kindern zu Hause in welcher<br />
Häufigkeit gemacht?<br />
6. Von welchen familialen Rahmenbedingungen ist die Qualität pädagogischer<br />
Prozesse in den Familien abhängig?<br />
Hier soll untersucht werden, inwieweit allgemeine Rahmenbedingungen in den<br />
Familien <strong>und</strong> Aspekte ihrer Lebenssituation die Qualität pädagogischer<br />
Prozesse <strong>und</strong> damit das Anregungspotenzial, das Kinder in ihren Familien<br />
erhalten, beeinflussen.<br />
7. Wie gestaltet sich die Beziehung zwischen Familie <strong>und</strong> Tagespflegestelle <strong>für</strong><br />
die betroffenen Kinder?<br />
Wie schätzen die Tagesmütter die Eltern ihrer Tagespflegekinder im Hinblick<br />
auf wichtige Aspekte der Zusammenarbeit zum Wohle des Kindes ein, wie<br />
sehen umgekehrt die Mütter die Tagesmütter ihrer Kinder in dieser Hinsicht?<br />
8. Wie stellt sich der Entwicklungsstand der Tagespflegekinder dar?<br />
Insbesondere soll hier untersucht werden, ob <strong>und</strong> inwieweit sich<br />
Abhängigkeiten von der pädagogischen Qualität ergeben, die die Kindern in<br />
der Tagespflegestelle bzw. in ihrer Herkunftsfamilie erfahren.<br />
5
3. Methodik<br />
3.1 Untersuchungskonzeption<br />
Die Untersuchungskonzeption folgt in den Gr<strong>und</strong>zügen einem an Bronfenbrenner<br />
(1989) orientierten Modell ökologischer Sozialisationsforschung, wie es von Tietze et<br />
al. (1998) <strong>für</strong> die Untersuchung pädagogischer Qualität in Kindertagesstätten, ihrer<br />
antezedenten Bedingungen <strong>und</strong> ihrer Einflüsse auf die Entwicklung von Kindern<br />
konzipiert wurde. In dem <strong>für</strong> die vorliegende Untersuchung gestrafften Modell wird<br />
von zwei <strong>für</strong> die kindliche Entwicklung bedeutsamen Mikrosystemen<br />
(Sozialisationssettings) ausgegangen: dem Tagespflegesetting <strong>und</strong> dem<br />
Familiensetting des Kindes. Innerhalb beider Mikrosysteme wird – jeweils parallel –<br />
nach Merkmalen der Strukturqualität (strukturelle Rahmenbedingungen) <strong>und</strong> der<br />
Prozessqualität unterschieden. In jedem der beiden Mikrosysteme wird davon<br />
ausgegangen, dass die konkrete Prozessqualität, die Dynamik des pädagogischen<br />
Alltags, durch strukturelle Rahmenbedingungen (Merkmale der Strukturqualität) <strong>und</strong><br />
pädagogische Orientierungen mitbestimmt wird. Darüber hinaus werden von der<br />
pädagogischen Qualität in beiden Mikrosystemen (Struktur- <strong>und</strong> Prozessqualität)<br />
Auswirkungen auf die Entwicklung von Kindern angenommen. Die angenommenen<br />
Komponenten des Modells <strong>und</strong> ihre Beziehungen sind in der Abbildung 1 grafisch<br />
dargestellt.<br />
Abb. 1: Elemente der Untersuchungskonzeption<br />
Mikrosystem (Setting) Tagespflege<br />
Strukturqualität<br />
Orientierungsqualität<br />
Strukturqualität<br />
Prozessqualität<br />
Mikrosystem (Setting) Familie<br />
Orientierungsqualität<br />
Prozessqualität<br />
Kindlicher<br />
Entwicklungsstand<br />
6
3.2 Untersuchungsinstrumente<br />
Pädagogische Qualität in Tagespflegestellen<br />
Im deutschsprachigen Raum gibt es bislang kein Verfahren zur Erfassung<br />
pädagogischer Prozessqualität im Bereich der Tagespflege. Aus diesem Gr<strong>und</strong><br />
schließt das Projekt auch die Entwicklung eines entsprechenden Instrumentariums<br />
ein.<br />
Als Ausgangsinstrument wurde auf die amerikanische Family Day Care Rating Scale<br />
(FDCRS) von Harms, Cryer & Clifford (1991) zurückgegriffen. Diese bot sich aus<br />
mehreren Gründen an. Einerseits kann sie gegenwärtig als das weltweit am besten<br />
erprobte Instrument zur Erfassung pädagogischer Prozessqualität in der Tagespflege<br />
angesehen werden. Anderseits beruht sie auf demselben theoretischen Konzept wie<br />
die KES-R (Kindergartenskala) (Tietze et al., 2001), ein Instrument, mit dem<br />
vielfältige <strong>und</strong> positive Erfahrungen im institutionellen Bereich vorliegen. Zugleich<br />
konnte der seit Jahren bestehende enge Forschungskontakt zu den Autoren der<br />
Skala als günstige Voraussetzung <strong>für</strong> die Klärung von Problemen angesehen<br />
werden, die bei der Adaption eines solchen Instrumentes Kulturkreis auftreten.<br />
Ergebnis der Übersetzung <strong>und</strong> Adaption der FDCRS ist die Tagespflegeskala (TAS)<br />
von Tietze, Buchwald & Gerszonowicz (Veröffentlichung vorgesehen). Diese dient<br />
als Instrument zur Erfassung der globalen Prozessqualität in den Tagespflegestellen<br />
des Landes Brandenburg.<br />
Die TAS besteht aus 36 siebenstufigen Ratingskalen, die sich verschiedenen<br />
Aspekten des Tagespflegesettings zuwenden. Mit Hilfe der TAS wird die Qualität der<br />
Betreuungsumwelt in insgesamt fünf Qualitätsbereichen eingeschätzt: Platz <strong>und</strong><br />
Ausstattung <strong>für</strong> Pflege <strong>und</strong> Lernaktivitäten, Pflege <strong>und</strong> Betreuung, soziale<br />
Entwicklung, Tagesmutter <strong>und</strong> Eltern, Vorkehrungen <strong>für</strong> Kinder mit besonderen<br />
Bedürfnissen.<br />
Die Einstufung eines jeden Qualitätsmerkmales erfolgt (wie bei der KES-R) auf einer<br />
siebenstufigen Skala, wobei <strong>für</strong> die Skalenstufen 1, 3, 5 <strong>und</strong> 7 jeweils eine Reihe von<br />
Einzelindikatoren gegeben sind. Diese Einzelindikatoren werden durch zusätzliche<br />
Hinweise ergänzt, die eine Definition <strong>und</strong> Präzisierung von wichtigen Begriffen geben<br />
<strong>und</strong> eine genauere Einstufung ermöglichen.<br />
7
Die Einschätzung mit der TAS basiert auf einer ca. dreistündigen Beobachtung in<br />
einer Tagespflegestelle <strong>und</strong> einem anschließenden Interview mit der Tagesmutter.<br />
Als Instrument erfüllt die Tagespflegeskala die an sozialwissenschaftliche<br />
Instrumente zu stellenden Anforderungen an Objektivität, Reliabilität <strong>und</strong> Validität<br />
(vgl. Kapitel 3.5).<br />
Als weiteres Instrument zur Erfassung pädagogischer Prozessqualität im<br />
Tagespflegesetting wurde die Caregiver Interaction Scale (CIS) von Arnett (1989)<br />
ausgewählt. Die CIS wendet sich der „Färbung“ der Interaktionen der Tagesmutter<br />
mit den Kindern <strong>und</strong> dem „Klima“ der pädagogischen Interaktionen zu. Sie besteht<br />
aus 26 Items, die jeweils auf einer vierstufigen Skala eingeschätzt werden. Eine<br />
mehrstündige Beobachtung ist die Gr<strong>und</strong>lage der Einschätzung durch einen<br />
geschulten Rater. Die Einschätzungen werden danach vorgenommen, wie<br />
ausgeprägt eine Erzieherin das im Item beschriebene Verhalten zeigt. Die zu<br />
vergebenen Punktwerte bewegen sich zwischen 1 (überhaupt nicht) <strong>und</strong> 4 (sehr). Für<br />
die CIS werden gute Interraterreliabilitäten berichtet (Helburn, 1995; Petrogiannis &<br />
Melhuish, 1996; Whitebook et al., 1990), die sich im Zusammenhang mit der Berliner<br />
Untersuchung zur Tagespflege bestätigen ließen (vgl. Kapitel 3.6).<br />
Als drittes Maß der Prozessqualität wurde eine deutsche Adaption der Home<br />
Observation for Measurement of the Environment (HOME) von Caldwell & Bradley<br />
(1984) eingesetzt. Dieses international vielfach erprobte Instrument wurde <strong>für</strong> den<br />
Einsatz im Tagespflegebereich umgearbeitet. Dabei wurde der ursprüngliche Satz<br />
von 55 Items auf 45 reduziert. Diese beziehen sich auf verschiedene Aspekte der<br />
häuslichen Lernumwelt wie die emotionale <strong>und</strong> verbale Reaktionsbereitschaft der<br />
(Tages-)mutter, die Akzeptanz kindlichen Verhaltens, die Struktur der kindlichen<br />
Umwelt, das Vorhandensein angemessener Spielmaterialien, die Beschäftigung der<br />
Tagesmutter mit dem Kind <strong>und</strong> die Vielfalt der täglichen Anregungen.<br />
Neben der Erfassung der pädagogischen Prozessqualität galt es auch, bestimmte<br />
Merkmale der Strukturqualität <strong>und</strong> Orientierungsqualität in den einzelnen<br />
Tagespflegestellen zu erheben. Aus diesem Gr<strong>und</strong> wurde ein Strukturfragebogen <strong>für</strong><br />
die Tagesmutter eingesetzt. Dieser beinhaltete Fragen zu räumlich-materialen<br />
Bedingungen der Tagespflegestelle, zur Zusammensetzung der Kindergruppe, zu<br />
Aus- <strong>und</strong> Fortbildung der Tagesmutter u.a.m..<br />
8
Der Fragebogen war so konzipiert, dass er sich sowohl <strong>für</strong> mündliche Interviews als<br />
auch <strong>für</strong> schriftliche Befragungen eignete.<br />
Im Rahmen dieses Strukturfragebogens wurden auch Aspekte der<br />
Orientierungsqualität, wie pädagogische Werte <strong>und</strong> Einstellungen der Tagesmutter<br />
sowie eine Selbsteinschätzung der in der Tagespflegestelle gegebenen<br />
Qualitätsmerkmale erhoben.<br />
Zur Einschätzung der wechselseitigen Beziehung zwischen Tagesmutter <strong>und</strong> Mutter<br />
des Kindes wurde die Parent-Caregiver-Relationship Scale (PCRS) (Short Version<br />
Scoring Guide, 2000) von J. Elicker eingesetzt. Die PCRS wurde entwickelt, um die<br />
Qualität der Beziehung zwischen Eltern <strong>und</strong> Betreuer im Kontext der kindlichen<br />
Betreuung einzuschätzen.<br />
Für die vorliegende Untersuchung wurden 16 der insgesamt 35 Items ausgewählt,<br />
die die Beziehung der Tagesmutter zur Mutter des Kindes kennzeichnen. Die<br />
Einschätzung erfolgt auf einer vierstufigen Skala von (1) trifft nicht zu bis (4) trifft zu.<br />
Pädagogische Qualität in den Herkunftsfamilien<br />
Für die Erfassung der pädagogischen Prozessqualität innerhalb des familialen<br />
Setting wurde parallel zum Tagespflegesetting die HOME herangezogen. Als<br />
weiteres Instrument zur Erfassung der pädagogischen Prozessqualität im familialen<br />
Setting wurde ein Mütterfragebogen zur Erfassung von Aktivitäten des Kindes im<br />
Familiensetting (AKFRA) eingesetzt (vgl. Tietze et al., 1998, S. 124 ff.). Dieser<br />
Fragebogen besteht aus einer Liste von Aktivitäten, <strong>für</strong> die Mütter anzugeben haben,<br />
wie häufig ihr Kind diese ausführt. Die Antworten erfolgen auf einer sechsstufigen<br />
Skala mit den Stufen (1) gar nicht bis (6) täglich. Bei den Aktivitäten handelt es sich<br />
um solche, die <strong>für</strong> die Altersstufe charakteristisch sind. Die Spannbreite reicht von<br />
motorischen Aktivitäten über kognitiv-orientierte Aktivitäten bis zum „Mithelfen im<br />
Haushalt“, dem gemeinsamen „Besprechen von Problemen <strong>und</strong> Konflikten“ <strong>und</strong> dem<br />
„Spielen bei Fre<strong>und</strong>en <strong>und</strong> Nachbarn“.<br />
Für die vorliegende Untersuchung wurden aus den ursprünglich 19 Items wurden 15<br />
ausgewählt. Hierbei handelt es sich um Items, die sich auf interaktions-intensive<br />
Tätigkeiten beziehen <strong>und</strong> damit speziell als Indikatoren <strong>für</strong> pädagogische<br />
Prozessqualität relevant sind.<br />
9
Zur Erfassung der Strukturqualität im familialen Setting wurde ein selbstentwickeltes<br />
Interview <strong>für</strong> Mütter konzipiert. In diesem Interview wurden strukturelle Merkmale der<br />
Familie erhoben. Weiterhin beinhaltete das Interview Fragen zur<br />
Betreuungsgeschichte des Kindes, Auswirkungen der Betreuung auf die familiale<br />
Situation, Entwicklungsvorstellungen der Mutter, Fragen zum sozialen Netzwerk. Des<br />
weiteren wurde jede Mutter gebeten, in einem 17 Items umfassenden Fragebogen<br />
die Beziehung zwischen ihr <strong>und</strong> der Tagesmutter einzuschätzen. Es handelt sich um<br />
das Parallelinstrument zur Tagesmutterversion der Parent-Caregiver-Relationship<br />
Scale (PCRS) (Short Version Scoring Guide) von J. ELICKER (2000).<br />
Kindliches Verhalten <strong>und</strong> kindlicher Entwicklungsstand<br />
Zur Erfassung wichtiger Aspekte des kindlichen Verhaltens <strong>und</strong> des kindlichen<br />
Entwicklungsstandes wurden verschiedene Verfahren herangezogen. Zu erwähnen<br />
ist hier zunächst die Preschool Language Scale (PLS) zur Feststellung des<br />
sprachlichen Entwicklungsstandes der Kinder. Ursprünglich wurde die Preschool<br />
Language Scale (PLS) 1969 von der Psychological Corporation entwickelt, da auf<br />
medizinischem Gebiet ein diagnostisches Instrument, zur Feststellung des<br />
sprachlichen Entwicklungsstands von jungen Kindern benötigt wurde. Die PLS<br />
basiert auf Erkenntnissen über Sprachentwicklung von Sprachwissenschaftlern <strong>und</strong><br />
Sprachtherapeuten. Die Skala eignet sich besonders zur Messung früher<br />
Sprachentwicklung, da sie einen breiten Radius von sprachlichen Fähigkeiten<br />
berücksichtigt. Für die vorliegende Untersuchung wurde die PLS-3 eingesetzt<br />
(Zimmerman, Steiner & Pond 1992). Die PLS-3 bezieht sich auf zwei Bereiche, zum<br />
einen auf das Hörverständnis (auditory comprehension) <strong>und</strong> zum anderen auf das<br />
Ausdrucksvermögen (expressive communication) der Kinder. 1 Die Einschätzung<br />
erfolgt durch einen geschulten Rater in einer ca. 45-minütigen Testsituation mit dem<br />
Kind. Die erzielten Punkte können in ein Altersäquivalent sowie in einen<br />
altersunabhängigen Standardscore (ähnlich dem IQ) transformiert werden.<br />
Als weiteres Instrument wurde die Vineland Adaptive Behavior Scale von Sparrow et<br />
al. (1984) <strong>für</strong> den Entwicklungsbereich „Bewältigung von Lebenssituationen“<br />
eingesetzt. Es handelt sich um ein altersmäßig weit gespanntes Instrument, das<br />
adaptives Verhalten von Kindern, <strong>Jugend</strong>lichen <strong>und</strong> Erwachsenen zu erfassen sucht.<br />
1 Wir danken Ch. Bethke <strong>und</strong> K. Braukhane <strong>für</strong> die Übersetzung der Items ins Deutsche.<br />
10
Das Instrument zielt auf die Bewältigung von Lebenssituationen ab, die <strong>für</strong> das<br />
Heranwachsen in unserer Gesellschaft charakteristisch sind. Unter Bewältigung von<br />
Lebenssituationen wird die Umsetzung von alltäglichen Aktivitäten verstanden, die<br />
<strong>für</strong> ein optimales persönliches wie soziales Funktionieren des Individuums<br />
erforderlich sind.<br />
Für die vorliegende Untersuchung wurde auf die von Tietze et al. (1998, S. 294 ff.)<br />
verwendete Form zurückgegriffen, wobei aus den ursprünglich vier Bereichen drei<br />
Bereiche mit den altersentsprechenden Items ausgewählt wurden: Alltagsfertigkeiten,<br />
motorische Fertigkeiten <strong>und</strong> soziale Kontakte.<br />
Das Verfahren stellt ein sogenanntes Reportverfahren dar. Eine Person, die dem<br />
Kind sehr nahe steht <strong>und</strong> es gut kennt, beurteilt, ob es bestimmte Verhaltensweisen<br />
<strong>und</strong> Fertigkeiten beherrscht bzw. wie gut es sie beherrscht. Für das Setting Familie<br />
war die Mutter des Kindes die Reportperson.<br />
Zur Feststellung des kindlichen Entwicklungsstands im Tagespflegesetting diente<br />
das Battelle Developmental Inventory (BDI) von Newborg, Stock & Wnek (1984). Das<br />
BDI ist ein standardisiertes Instrument, das den Entwicklungsstand von Kindern von<br />
der Geburt bis zum Alter von acht Jahren misst. Es wurde zur Anwendung <strong>für</strong><br />
verschiedene Berufsgruppen wie z.B. <strong>für</strong> Erzieher, Pädagogen, Lehrer, Therapeuten<br />
<strong>und</strong> Psychologen entwickelt. Die BDI besteht aus 341 Items, die in fünf<br />
unterschiedliche Bereiche eingeteilt sind: Sozialverhalten, Selbständigkeit, Motorik,<br />
Kommunikation <strong>und</strong> Kognition. In der vorliegenden Untersuchung wurde der Battelle<br />
Screening Test angewendet, der aus 96 Items zu den genannten fünf Bereichen<br />
besteht. 2 Die Items des Screening Tests umfassen zehn Altersstufen. Für jede<br />
Altersstufe gibt es je zwei Items, die auf einer dreistufigen Skala eingeschätzt<br />
werden. Zur Berechnung des Gesamtwertes werden alle Punktzahlen der fünf<br />
Bereiche addiert. Der Gesamtwert gibt Aufschluss über den tatsächlichen<br />
Entwicklungsstand des Kindes <strong>und</strong> lässt sich in ein Altersäquivalent transformieren.<br />
Gr<strong>und</strong>lage der Einschätzung des Screening Tests durch einen geschulten Rater ist<br />
eine etwa fünfzehnminütige Testsituation mit dem betreffenden Kind.<br />
Zusätzlich zu den Entwicklungsmaßen wurden zwei Fragebogen zum Verhalten des<br />
Kindes in der Tagespflegestelle <strong>und</strong> im familialen Setting eingesetzt. Für die<br />
Tagespflegestelle beinhaltete das Instrument 16 Items, die auf einer vierstufigen<br />
Skala einzuschätzen waren, <strong>für</strong> das Familiensetting 19 Items.<br />
2 Wir danken Ch. Bethke <strong>für</strong> die Übersetzung der Items ins Deutsche.<br />
11
3.2 Untersuchungsstichprobe <strong>und</strong> Datenerhebung<br />
Die Untersuchungsstichprobe besteht aus 61 Tagespflegestellen des Landes<br />
Brandenburg. Davon wurden 30 in einer ersten Erhebungswelle im Zeitraum von<br />
Januar 2001 bis Juni 2001 untersucht, weitere 31 Erhebungen im Zeitraum Juni bis<br />
September 2001.<br />
Diese Ersterhebung beinhaltete Untersuchungen zur pädagogischen Qualität der<br />
Tagespflegestelle, zum Klima der pädagogischen Interaktion, der Beziehung der<br />
Tagesmutter zu ihrem Tagespflegekind <strong>und</strong> zu strukturellen Bedingungen im<br />
Tagespflegesetting.<br />
In 57 dieser insgesamt 61 Tagespflegestellen konnte – leicht zeitverschoben - eine<br />
Zweiterhebung mit Untersuchungen zum kindlichen Entwicklungsstand durchgeführt<br />
werden.<br />
Da es kein zentrales Verzeichnis von Tagesmüttern im Land Brandenburg gibt,<br />
wurde eine Rekrutierung über die zuständigen <strong>Jugend</strong>ämter angestrebt. Die<br />
<strong>Jugend</strong>ämter scheuten sich, die Adressen der ihnen bekannten Tagesmütter<br />
PädQUIS zur Verfügung zu stellen. Aus diesem Gr<strong>und</strong> wurde ein indirekter Weg der<br />
Kontaktaufnahme gewählt. In einem ersten Gespräch wurde die zuständige<br />
Sachbearbeiterin des jeweiligen <strong>Jugend</strong>amtes über Inhalte <strong>und</strong> Ziele des Projektes<br />
informiert <strong>und</strong> um Weiterleitung von Briefen an alle ihr bekannten Tagespflegestellen<br />
gebeten, in denen den Tagesmüttern das Projekt erläutert wurde.<br />
Dieser Brief enthielt als Rückantwort einen Antwortbogen, der an PädQUIS bei<br />
bestehendem Interesse zurückgeschickt werden konnte. Die Teilnahme der<br />
Tagesmütter an diesem Projekt erfolgte somit auf freiwilliger Basis. In einigen<br />
Landkreisen war eine sehr hohe Bereitschaft von Tagesmüttern zu verzeichnen, in<br />
anderen dagegen nicht.<br />
12
Die in die Stichprobe aufgenommenen Tagesmütter verteilen sich auf die einzelnen<br />
<strong>Jugend</strong>amtsbezirke wie folgt:<br />
Tab. 1: Verteilung der Tagespflegestellen nach Kreisen<br />
<strong>Jugend</strong>ämter/ Landkreise Anzahl Tagespflegestellen<br />
<strong>Jugend</strong>amt Barnim 6<br />
<strong>Jugend</strong>amt Elbe-Elster 2<br />
<strong>Jugend</strong>amt Dahme-Spreewald 2<br />
<strong>Jugend</strong>amt Havelland 11<br />
<strong>Jugend</strong>amt Potsdam-Mittelmark 12<br />
<strong>Jugend</strong>amt Oberhavel 6<br />
<strong>Jugend</strong>amt Prignitz 4<br />
<strong>Jugend</strong>amt Märkisch-Oderland 3<br />
<strong>Jugend</strong>amt Teltow-Fläming 3<br />
<strong>Jugend</strong>amt Oder-Spree 7<br />
Oberspreewald-Lausitz 4<br />
<strong>Jugend</strong>amt Frankfurt/Oder 1<br />
Insgesamt: 12 <strong>Jugend</strong>ämter 61<br />
Der Prozess der Rekrutierung unter Einschaltung der <strong>Jugend</strong>ämter erwies sich<br />
insgesamt als äußerst aufwändig. Die Rekrutierungserfolge spiegeln möglicherweise<br />
auch das fachliche oder persönliche Verhältnis zwischen den Tagesmüttern <strong>und</strong> dem<br />
jeweiligen <strong>Jugend</strong>amt wider. Für zukünftige Erhebungen wäre daher eine direkte<br />
Kontaktaufnahme wünschenswert. Es müsste folglich sicher gestellt werden, dass<br />
die Anschriften der Tagesmütter von den <strong>Jugend</strong>ämtern <strong>für</strong> definierte<br />
Forschungszwecke herausgegeben werden dürfen.<br />
Die Kooperation mit den einzelnen Tagesmüttern gestaltete sich nach diesen<br />
anfänglichen Schwierigkeiten der Kontaktaufnahme gut.<br />
Die Tagespflegestellen verteilen sich unter regionalen Gesichtspunkten über das<br />
gesamte Land Brandenburg, wie sich der Abbildung 2 entnehmen lässt.<br />
13
Abbildung 2:<br />
Regionale Verteilung der in die Evaluation einbezogenen Tagespflegestellen<br />
PR OPR<br />
Wittenberge<br />
PM<br />
Neuruppin<br />
HVL<br />
Brandenburg<br />
Teilnehmende Tagespflegestelle<br />
OHV<br />
Berlin<br />
TF<br />
EE<br />
Prenzlau<br />
UM<br />
BAR<br />
Luckenwalde<br />
Mehrere teilnehmende Tagespflegestellen an einem Ort<br />
LDS<br />
OSL<br />
MOL<br />
Frankfurt/Oder<br />
LOS<br />
Cottbus<br />
SPN<br />
14
3.4 Datenerhebung<br />
Die Datenerhebungen erfolgten im Zeitraum von Januar bis November 2001 <strong>und</strong><br />
wurden nach folgendem Ablaufplan durchgeführt:<br />
- Kontaktaufnahme mit den einzelnen Tagesmüttern zur Absprache von<br />
Erhebungsterminen <strong>und</strong> zur näheren Erklärung der Datenerhebungen<br />
- Erfassung der pädagogischen Qualität in den Tagespflegestellen auf der<br />
Gr<strong>und</strong>lage einer ca. dreistündigen Beobachtung, ergänzt durch ein ca. 45-<br />
minütiges Gespräch mit der Tagesmutter<br />
- Strukturinterview mit der Tagesmutter (schriftliche Bearbeitung)<br />
- Anwendung der CIS zur Einschätzung der Interaktionen zwischen<br />
Tagesmutter <strong>und</strong> Kindern <strong>und</strong> des pädagogisches Klimas.<br />
- Anwendung der HOME zur Einschätzung unterschiedlicher Aspekte der<br />
pädagogischen Prozessqualität im Tagespflegesetting<br />
- Fragebogen zum kindlichen Verhalten in der Tagespflegestelle (schriftliche<br />
Bearbeitung)<br />
- Anwendung der Battelle zur Einschätzung des kindlichen<br />
Entwicklungsstands<br />
- Fragebogen zum kindlichen Verhalten, Entwicklungsstand <strong>und</strong> Aktivitäten<br />
im Familiensetting (schriftliche Bearbeitung)<br />
- Strukturinterview mit der Mutter (mündliche Befragung)<br />
- Anwendung der PLS-3 zur Einschätzung des sprachlichen<br />
Entwicklungsstands des Kindes<br />
- Vineland<br />
Die Datenerhebung wurde im Rahmen von drei Besuchsterminen vor Ort<br />
abgewickelt; zusätzlich erfolgten schriftliche Befragungen. Alle Datenerhebungen<br />
wurden von erfahrenen Erhebern von PädQUIS durchgeführt, die <strong>für</strong> diese<br />
Untersuchung eigens geschult wurden. Die Logistik gestaltete sich bei den<br />
Erhebungen schwierig <strong>und</strong> deutlich aufwändiger als vorausgesehen, was an den<br />
meist weiten Entfernungen <strong>und</strong> der z.T. schlechten Erreichbarkeit der<br />
Tagespflegestellen <strong>und</strong> Familien lag. In vielen Fällen mussten PKW benutzt werden.<br />
15
3.5 Messgüte der Verfahren zur Erfassung pädagogischer<br />
Prozessqualität in der Tagespflege<br />
Mit der Erfassung <strong>und</strong> Beurteilung pädagogischer Prozessqualität in der<br />
Kindertagespflege als dem zentralen Bestandteil dieser Untersuchung wird in der<br />
B<strong>und</strong>esrepublik Neuland betreten. Vor diesem Hintergr<strong>und</strong> ist die Frage nach der<br />
instrumentellen Güte der eingesetzten Erhebungsverfahren TAS, CIS <strong>und</strong> HOME<br />
essenziell. Wir haben es als wichtig angesehen, den hier entscheidenden Aspekten<br />
der Objektivität, Reliabilität <strong>und</strong> Validität in einer Vorläuferstudie nachzugehen. 3<br />
Zur Überprüfung der Objektivität wurden 18 Berliner Tagespflegestellen ausgewählt,<br />
in denen die TAS, die CIS <strong>und</strong> die HOME am selben Tag von zwei Evaluatoren<br />
unabhängig von einander durchgeführt wurden. Die Übereinstimmung der beiden<br />
unabhängigen Beobachtungen beträgt <strong>für</strong> die TAS 84 % 4 , <strong>für</strong> die CIS 93 % <strong>und</strong><br />
HOME 87 %. Legt man als Standard <strong>für</strong> Interrater-agreement (Objektivität) die<br />
übliche 80 %-Marke zugr<strong>und</strong>e, dann können alle Werte als zufriedenstellend<br />
angesehen werden.<br />
Die Erfassung der Prozessqualität mit der TAS, CIS <strong>und</strong> HOME erfolgt an einem<br />
speziellen Tag, gleichwohl sollen Aussagen gemacht werden, die nicht nur <strong>für</strong> diesen<br />
Tag gelten, sondern die pädagogische Prozessqualität allgemein charakterisieren.<br />
Um die zeitliche Stabilität der Messergebnisse zu überprüfen, wurden dieselben<br />
Tagespflegestellen im Abstand von einigen Wochen noch einmal untersucht. Der<br />
zeitliche Abstand variierte dabei zwischen gut zwei <strong>und</strong> acht Wochen. In der Hälfte<br />
der Tagespflegestellen wurde die Wiederholungsuntersuchung (in der anderen Hälfte<br />
die Erstuntersuchung) von zwei Beobachtern unabhängig voneinander durchgeführt.<br />
Dadurch können <strong>für</strong> alle 19 Tagespflegestellen zwei Vergleiche der zeitlichen<br />
Stabilität vorgenommen werden: Vergleich der Ergebnisse zwischen erstem <strong>und</strong><br />
zweitem Messzeitpunkt bei identischem Erheber <strong>und</strong> Vergleich zwischen erstem <strong>und</strong><br />
zweitem Messzeitpunkt bei zwei verschiedenen Erhebern. Die Vergleiche liefern<br />
folgendes Bild:<br />
3 Die Vorläuferstudie wurde mit Mitteln der Freien Universität Berlin gefördert.<br />
4 Für die TAS <strong>und</strong> die CIS wurden, wie international üblich, Abweichungen von einem Punktwert noch<br />
als Übereinstimmung gewertet.<br />
16
Wenn die Beobachtungen zu beiden Zeitpunkten von demselben Beobachter<br />
durchgeführt wurden, beläuft sich die Retest-Reliabilität auf 73 % bei der TAS, 92 %<br />
bei der CIS <strong>und</strong> 84 % bei der HOME. Werden die Ergebnisse von unterschiedlichen<br />
Beobachtern zugr<strong>und</strong>e gelegt, ergeben sich Werte von 70 %, 85 % <strong>und</strong> 78 %. Auch<br />
diese Werte können als zufriedenstellend betrachtet werden. Die etwas niedrigen<br />
Werte <strong>für</strong> die TAS im Vergleich zur HOME sind statistisch zu erwarten, da die TAS<br />
auf einer siebenstufigen Skala misst, während bei CIS <strong>und</strong> HOME lediglich 4- bzw. 2-<br />
stufige Skalen zugr<strong>und</strong>e liegen.<br />
Neben der Beurteilungsübereinstimmung <strong>und</strong> der Wiederholungszuverlässigkeit<br />
wurde auch die interne Konsistenz aller drei Instrumente überprüft. Bei einem<br />
additiven Instrument sollen nur solche Items aufgenommen werden, die dieselben<br />
Dimensionen abbilden. Man spricht dann von interner Konsistenz, wenn sicher<br />
gestellt ist, dass die einzelnen Items auf hinreichend ähnliche Aspekte zielen. Die<br />
Überprüfung der internen Konsistenz wurde direkt an den Tagespflegestellen der<br />
Brandenburger Stichprobe vorgenommen. Für die TAS ergibt sich eine interne<br />
Konsistenz (Crombach’s α) von .93, was als hoher Wert betrachtet werden kann. Die<br />
korrigierten Item-Gesamt-Korrelationen variieren zwischen .19 <strong>und</strong> .80. Für die CIS<br />
ergibt sich α = .90 <strong>für</strong> die HOME von .72. Während <strong>für</strong> die TAS <strong>und</strong> die CIS hohe<br />
Werte zu verzeichnen sind, können die <strong>für</strong> die HOME nicht ganz befriedigen.<br />
Alle drei Instrumente beanspruchen, Aspekte der pädagogischen Qualität im<br />
Tagespflegesetting zu erfassen. Vor diesem Hintergr<strong>und</strong> müssen im Sinne von<br />
konkurrierender Validität hohe Korrelationen erwartet werden. Dies ist mit<br />
Korrelationen von .73 zwischen TAS <strong>und</strong> CIS, .72 zwischen TAS <strong>und</strong> HOME sowie<br />
.58 zwischen CIS <strong>und</strong> HOME tatsächlich gegeben. Insgesamt gesehen erbringt die<br />
Analyse zu den instrumentellen Aspekten der Verfahren zur Erfassung<br />
pädagogischer Prozessqualität in der Tagespflege ein sehr zufriedenstellendes<br />
Ergebnis.<br />
17
4. Ergebnisse<br />
4.1 Rahmenbedingungen in den Tagespflegestellen<br />
Die erste inhaltliche Fragestellung des Projektes, der wir nachgehen wollen, zielt auf<br />
die Rahmenbedingungen, innerhalb derer die pädagogische Arbeit in den<br />
Tagespflegestellen stattfindet. Die einschlägigen Informationen hierzu wurden in den<br />
Interviews mit den Tagesmüttern erhoben.<br />
Persönliche Situation der Tagesmütter<br />
Die Tagesmütter in unserer Stichprobe sind zwischen 23 <strong>und</strong> 54 Jahren alt. 90<br />
Prozent der Tagesmütter haben mindestens ein eigenes Kind, jedoch sind die<br />
eigenen Kinder oft schon herangewachsen. Eine gemeinsame Betreuung eigener<br />
<strong>und</strong> fremder Kinder ist nur bei einem guten Drittel (n=23) der Tagesmütter gegeben.<br />
48 Tagesmütter geben an, früher im Angestelltenverhältnis erwerbstätig gewesen zu<br />
sein. Nur acht Tagesmütter waren früher Nur-Hausfrau, zwei waren selbstständig.<br />
Fast die Hälfte der Tagesmütter verfügt über einen pädagogischen Berufsabschluss,<br />
zumeist als Erzieherin bzw. frühere Krippenerzieherin oder Kindergärtnerin.<br />
Die meisten Tagesmütter können eine mittlere bis hohe formale <strong>Bildung</strong> vorweisen;<br />
Nur 10 % haben einen geringeren Schulabschluss als den der Polytechnischen<br />
Oberschule (POS), 57 % haben den regulären Abschluss der POS, 19 % können<br />
Abitur oder Fachabitur vorweisen <strong>und</strong> 14 % haben einen Hochschulabschluss<br />
erlangt. 32 Tagesmütter gaben an, einen Vorbereitungskurs <strong>für</strong> Tagesmütter<br />
absolviert zu haben. 34 nahmen gegenwärtig an einer Fortbildung <strong>für</strong> Tagesmütter<br />
teil.<br />
Gründe <strong>für</strong> die Tagespflegetätigkeit<br />
Die Tagesmütter wurden nach ihren Gründen befragt, warum sie diese Tätigkeit<br />
begonnen haben. Dabei waren (Mehrfachantworten möglich), Selbstständigkeit<br />
(n=43) <strong>und</strong> Verdienstmöglichkeit von zu Hause aus (n=36) sind die am häufigsten<br />
genannte Motive, eine Tätigkeit als Tagesmutter zu beginnen, gefolgt von dem<br />
Wunsch, Kindern <strong>und</strong> Eltern zu helfen (n=35).<br />
18
Auf die Frage nach den Gründen <strong>für</strong> die Aufgabe des früheren Berufes<br />
(Mehrfachantworten möglich) gaben 41 Tagemütter (also zwei Dittel der Stichprobe)<br />
an, auf diese Weise dem eigenen Kind Vorrang geben zu können (n=41). Da die<br />
gemeinsame Betreuung eigener <strong>und</strong> fremder (kleiner) Kinder nicht so häufig genannt<br />
wurde, ist davon auszugehen, dass die Tagesmüttertätigkeit auch als Möglichkeit<br />
gesehen wird, <strong>für</strong> die eigenen älteren Kinder im Schulalter leichter <strong>und</strong> flexibler als<br />
Ansprechpartnerin zur Verfügung zu stehen. Nur wenige Tagesmütter (n=9) gaben<br />
an, den früheren Beruf nicht gemocht zu haben. Daher ist zu vermuten, dass viele<br />
Tagesmütter den früheren Beruf bzw. ihre Anstellung aus anderen Gründen<br />
aufgegeben haben, z.B. aufgr<strong>und</strong> von Arbeitslosigkeit oder familialen Zwängen.<br />
Größe der Tagespflegestelle <strong>und</strong> Gründung<br />
Die Anzahl der in den einzelnen Tagespflegestellen betreuten Kinder variiert noch<br />
stark. In der Hälfte der Tagespflegestellen werden bis zu drei Kinder betreut<br />
(Einzelpflege im Sinne des KJHG), in der anderen Hälfte 4 – 6 Kinder. Im einzelnen<br />
stellen sich die Verhältnisse so dar: in r<strong>und</strong> 10 % der Tagespflegestellen wird nur ein<br />
fremdes Kind betreut, in weiteren 30 % sind es zwei, in weiteren 10 % drei Kinder.<br />
20 % der Tagespflegestellen betreuen vier Kinder <strong>und</strong> bei weiteren 30 %<br />
Tagespflegestellen sind es fünf oder sechs Kinder. Insgesamt wurden in den 61<br />
Tagespflegestellen zum Untersuchungszeitpunkt 198 Kinder betreut.<br />
Über die Hälfte der Tagespflegestellen sind jungen Datums <strong>und</strong> wurden erst in Jahre<br />
2000 bzw. 2001 gegründet. Diese Gründungswelle kann als Ergebnis der neuen<br />
landesrechtlichen Regelungen betrachtet werden. Es gibt aber auch<br />
Tagespflegestellen, die zum Untersuchungszeitpunkt schon zehn Jahre <strong>und</strong> länger<br />
arbeiteten.<br />
19
Abb. 3: Tagespflegestellen nach Gründungsjahr<br />
Häufigkeit<br />
25<br />
20<br />
15<br />
10<br />
5<br />
0<br />
1 1<br />
3<br />
2 2<br />
1990 1991 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001<br />
4.2 Pädagogische Prozessqualität in den Tagespflegestellen<br />
Unsere zweite Fragestellung thematisiert das Niveau sowie das Profil der<br />
pädagogischen Prozessqualität mit jeweiligen Stärken <strong>und</strong> Schwächen in den<br />
Tagespflegestellen.<br />
Zunächst wollen wir den TAS-Gesamtwert als den Mittelwert aus den 34<br />
Einzelmerkmalen 5 heranziehen. Er kann theoretisch einen Wert zwischen 1 <strong>und</strong> 7<br />
annehmen. Werte unter 3 bezeichnen unzureichende pädagogische Qualität, Werte<br />
von 3 bis unter 5 mittlere Qualität <strong>und</strong> Werte von 5 <strong>und</strong> darüber stehen <strong>für</strong> gute bis<br />
ausgezeichnete Qualität. Die Ergebnisse sind in der Abbildung 2 dargestellt. Sie<br />
zeigen eine beachtliche Streubreite in der Qualität. Mit 13,3 Prozent der<br />
Tagespflegestellen weist jede 8. Tagespflegestelle eine unzureichende Qualität auf,<br />
bei zwei Dritteln aller Tagespflegestellen (63,3 %) ergibt sich eine mittlere Qualität<br />
<strong>und</strong> ein Viertel weist gute bis sehr gute Qualität auf.<br />
5 Die TAS hat 36 Merkmale, jedoch sind zwei davon nur auf Tagespflegestellen anwendbar, die auch<br />
von behinderten Kindern besucht werden. Da diese Konstellation nur in der Minderheit der Fälle<br />
auftritt, bleiben die zwei Merkmale aus der <strong>Bildung</strong> des Gesamtwertes ausgeklammert.<br />
5<br />
7<br />
22<br />
16<br />
20
Abb. 4: Häufigkeitsverteilung pädagogischer Prozessqualität (TAS)<br />
Häufigkeit<br />
16<br />
14<br />
12<br />
10<br />
8<br />
6<br />
4<br />
2<br />
0<br />
1 - u.<br />
1,5<br />
in Tagespflegestellen<br />
1<br />
1,5 -<br />
u. 2<br />
3<br />
2 - u.<br />
2,5<br />
7<br />
Zone unzureichender<br />
Qualität<br />
2,5 -<br />
u. 3<br />
11<br />
3 - u.<br />
3,5<br />
15<br />
3,5 -<br />
u. 4<br />
7<br />
4 - u.<br />
4,5<br />
4<br />
4,5 -<br />
u. 5<br />
TAS-Gesamtwert<br />
3<br />
5 - u.<br />
5,5<br />
8<br />
5,5 -<br />
u. 6<br />
2<br />
6 - u.<br />
6,5<br />
Zone mittlerer Qualität Zone guter bis<br />
ausgezeichneter Qualität<br />
Der Mittelwert <strong>für</strong> die untersuchten Tagespflegestellen in Brandenburg liegt bei<br />
x = 3,96, die Streuung beträgt s = 1.13. Die durchschnittliche Qualität entspricht<br />
damit dem Skalenmittelwert von 4.<br />
Die TAS gliedert sich in sechs Subskalen, deren Mittelwerte <strong>und</strong><br />
6,5 - 7<br />
Standardabweichungen in der Tabelle 3 (?) wiedergegeben sind.<br />
Tab. 2: TAS-Subskalen- <strong>und</strong> Gesamtwerte: Mittelwerte <strong>und</strong><br />
Standardabweichungen.<br />
Qualitätsbereiche Mittelwert Standardabweichung<br />
Platz <strong>und</strong> Ausstattung <strong>für</strong> Pflege <strong>und</strong> Lernaktivitäten 3,84 1,32<br />
Pflege <strong>und</strong> Betreuung 3,60 1,17<br />
Sprache <strong>und</strong> Denken 4,12 1,62<br />
Lernaktivitäten 4,16 1,35<br />
Soziale Entwicklung 3,84 1,15<br />
Tagesmutter <strong>und</strong> Eltern 4,52 1,19<br />
TAS-Gesamtwert 3,96 1,13<br />
Die höchsten Skalenwerte werden im Mittel im Bereich Tagesmutter <strong>und</strong> Eltern<br />
erreicht. Den geringsten Mittelwert erzielt der Bereich Pflege <strong>und</strong> Betreuung. In allen<br />
Fällen sind die Streuungen recht ausgeprägt.<br />
21
Dieses Profil lässt sich grafisch darstellen. In der folgenden Abbildung zeigt das<br />
blaue Band die „mittleren“ 50 Prozent der untersuchten Tagespflegestellen, d.h. den<br />
Bereich zwischen dem ersten <strong>und</strong> dem dritten Quartal. Die 25 % besten Werte liegen<br />
oberhalb, die 25 % schlechtesten unterhalb des blauen Bandes.<br />
Abb. 5: Pädagogische Prozessqualität (TAS) nach Qualitätsbereichen<br />
(Subskalen)<br />
Zone guter bis<br />
ausgezeichneter<br />
Qualität<br />
Zone mittlerer<br />
Qualität<br />
Zone<br />
unzureichender<br />
Qualität<br />
7<br />
6<br />
5<br />
4<br />
3<br />
2<br />
1<br />
Platz <strong>und</strong><br />
Ausstattung <strong>für</strong><br />
Pflege <strong>und</strong><br />
Lernaktivitäten<br />
Pflege <strong>und</strong><br />
Betreuung<br />
Mittelwert<br />
Sprache <strong>und</strong><br />
Denken<br />
Lernaktivitäten soziale<br />
Entwicklung<br />
Tagesmutter <strong>und</strong><br />
Eltern<br />
Bereich 1. bis 3. Quartil<br />
In einem weiteren Schritt sollen die 36 einzelnen Qualitätsmerkmale der TAS<br />
betrachtet werden. Diese hoch auflösende Betrachtungsweise liefert besonders viele<br />
Informationen über die pädagogischen Stärken <strong>und</strong> Schwächen der untersuchten<br />
Tagespflegestellen. Diese Ergebnisse werden einmal grafisch, einmal tabellarisch<br />
dargestellt. Aus Platzgründen enthält die Grafik in der Abb. 5 nur die<br />
Ordnungszahlen der Qualitätsmerkmale; der Tabelle ist zusätzlich eine<br />
Kurzbeschreibung des Merkmals beigefügt.<br />
22
Abb. 6: Durchschnittliches Qualitätsprofil der Tagespflegestellen (TAS)<br />
Zone guter bis<br />
ausgezeichneter<br />
Qualität<br />
Zone mittlerer<br />
Qualität<br />
Zone<br />
unzureichender<br />
Qualität<br />
7<br />
6<br />
5<br />
4<br />
3<br />
2<br />
1<br />
1 2 3 4 5 6a 6b 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34<br />
23
Tab. 3: Qualitätsmerkmale der TAS nach ausgewählten statistischen<br />
Kennwerten<br />
Nr. Inhalt Mittelwert Standardabweichung Minimum Maximum<br />
1 Ausstattung <strong>für</strong> Pflege <strong>und</strong> Lernaktivitäten 4,05 2,41 1 7<br />
2 Ausstattung <strong>für</strong> Entspannung 3,69 2,23 1 7<br />
3 Kindbezogene Ausgestaltung 3,13 2,05 1 7<br />
4 Innenraumgestaltung 3,95 2,07 1 7<br />
5 Körperliche Bewegung/Spiel 3,68 1,57 1 7<br />
6a Rückzugsmöglichkeiten (Säuglinge ...) 4,08 2,39 1 7<br />
6b Rückzugsmöglichkeiten (Kinder ab 2) 4,58 1,94 1 7<br />
7 Begrüßung <strong>und</strong> Verabschiedung 6,14 1,55 1 7<br />
8 Mahlzeiten <strong>und</strong> Zwischenmahlzeiten 4,43 2,13 1 7<br />
9 Ruhe- <strong>und</strong> Schlafpausen 5,08 2,35 1 7<br />
10 Wickeln/Toilette 1,67 1,70 1 7<br />
11 Körperpflege 1,70 1,76 1 7<br />
12 Ges<strong>und</strong>heit 4,22 2,03 1 7<br />
13 Sicherheit 2,05 1,76 1 7<br />
14 Allgemeiner Sprachgebrauch 4,49 1,58 1 7<br />
15 Sprachverstehen 3,82 2,06 1 7<br />
16 Sprachliche Ausdrucksfähigkeit 4,41 2,04 1 7<br />
17 Kognitive Anregung 3,75 2,01 1 7<br />
18 Auge-Hand-Koordination 3,57 2,00 1 7<br />
19 Künstlerisches Gestalten 3,71 1,85 1 7<br />
20 Musik <strong>und</strong> Bewegung 3,79 2,06 1 7<br />
21 Sand/Wasser 5,16 2,11 1 7<br />
22 Rollenspiel 2,98 1,36 1 6<br />
23 Bausteine 4,14 1,58 1 7<br />
24 Fernsehen 4,23 2,60 1 7<br />
25 Tagesablauf 4,72 2,03 1 7<br />
26 Beaufsichtigung/Anleitung 4,97 1,79 1 7<br />
27 Atmosphäre 4,92 1,95 1 7<br />
28 Disziplin 4,61 2,08 1 7<br />
29 Förderung von Toleranz <strong>und</strong> Akzeptanz 1,08 0,46 1 4<br />
30 Eingewöhnung 4,17 2,45 1 7<br />
31 Übergang Kita/ andere Pflegestellung 4,98 1,89 1 7<br />
32 Zusammenarbeit mit Eltern 4,67 1,91 1 7<br />
33 Balance Betreuung u.a. Aufgaben 5,42 1,45 1 7<br />
34 Qualifizierung- u. Fortbildungsmögl. 3,45 1,55 1 7<br />
35 Berücks. v. besonderen Bedürfnissen 3,13 2,88 1 7<br />
36 Vorbereitung hins. besonderer Bedürfnisse 3,17 2,66 1 7<br />
TAS-Gesamtwert (34 Items) 3,96 1,13 1,68 6,38<br />
Sowohl die Grafik der Abbildung 6 (Qualitätsprofil) als auch die Tabelle 3<br />
(Qualitätsmerkmale der TAS) verdeutlichen, dass bei den einzelnen<br />
Qualitätsmerkmalen im Durchschnitt sehr unterschiedliche Niveaus erreicht werden.<br />
24
Bei der folgenden Beschreibung beziehen wir uns hauptsächlich auf die tabellarische<br />
Darstellung.<br />
Wie aus der Tabelle 3 unter den Spalten Minimum <strong>und</strong> Maximum ersichtlich, gibt es<br />
bei jedem Qualitätsmerkmal Tagespflegestellen (jeweils wenigstens eine), die in dem<br />
betreffenden Merkmal den niedrigsten Wert (absolut unzureichende Qualität)<br />
aufweisen <strong>und</strong> solche mit höchster Qualität. Es kommt die gesamte Spannbreite der<br />
7-stufigen Skala (1-7) zur Anwendung. Eine Ausnahme bilden die Merkmale Nr. 29<br />
(Förderung von Toleranz <strong>und</strong> Akzeptanz) sowie Nr. 22 (Rollenspiel), bei denen als<br />
Höchstwert eine 4 bzw. eine 6 zu verzeichnen sind. Zwei Aspekte erscheinen an<br />
diesem Ergebnis beachtenswert:<br />
• Wir finden bei jedem Qualitätsmerkmal die volle in der TAS darstellbare<br />
Qualitätsspanne, d.h., die Qualität in jedem der einzelnen Qualitätsmerkmale<br />
kann in den Brandenburger Tagespflegestellen äußerst unterschiedlich sein.<br />
• Bei jedem der einzelnen Qualitätsmerkmale (mit Ausnahme der Nr. 22 <strong>und</strong> 29)<br />
gibt es Tagespflegestellen, die den Maximalwert erreichen. Dies verdeutlicht,<br />
dass mit der TAS keine unerreichbar hohen Standards verb<strong>und</strong>en sind.<br />
Die hohe Unterschiedlichkeit in der Qualität drückt sich auch in den großen<br />
Standardabweichungen aus. Bei über der Hälfte der Qualitätsmerkmale liegt die<br />
Standardabweichung bei 2,0 oder darüber, d.h., dass zwei Drittel der<br />
Tagespflegestellen in dem Bereich, von zwei Skalenpunkten über <strong>und</strong> zwei<br />
Skalenpunkten unter dem Mittelwert zu liegen kommen, also in einer Spannbreite<br />
von vier Skalenpunkten. Bei dem verbleibenden Drittel ist die Streuung noch größer.<br />
Auch die Mittelwerte der Qualitätsmerkmale variieren sehr stark; sie reichen von 1,08<br />
<strong>für</strong> das Merkmal Förderung von Toleranz <strong>und</strong> Akzeptanz (Nr. 29) bis 6,14 <strong>für</strong> das<br />
Merkmal Begrüßung <strong>und</strong> Verabschiedung (Nr. 7). Bei fünf der 36 Qualitätsmerkmale<br />
liegt der Mittelwert unter 3, also in der Zone unzureichender Qualität. Es handelt sich<br />
um die Merkmale<br />
• Förderung von Toleranz <strong>und</strong> Akzeptanz, Nr. 29, mit x = 1,08<br />
• Körperpflege, Nr. 11, mit x = 1,70<br />
• Wickeln/Toilette, Nr. 10, mit x = 1,67<br />
• Sicherheit, Nr. 13, mit x = 2,05<br />
• Rollenspiel, Nr. 22, mit x = 2,98.<br />
25
Dem stehen sechs Qualitätsmerkmale mit guter bis ausgezeichneter Qualität<br />
gegenüber<br />
• Atmosphäre, Nr. 27, mit x = 5,00<br />
• Ruhe- <strong>und</strong> Schlafpausen, Nr. 9, mit x = 5,08<br />
• Sand/Wasser, Nr. 21, mit x = 5,16<br />
• Balance Betreuung <strong>und</strong> andere Aufgaben, Nr. 33, mit x = 5,42<br />
• Begrüßung <strong>und</strong> Verabschiedung, Nr. 7, mit x = 6,14.<br />
Die ausgeprägten Stärken <strong>und</strong> Schwächen, wie sie im Durchschnitt in den<br />
Brandenburger Tagespflegestellen sind, lassen sich zusammenfassend so<br />
charakterisieren.<br />
Stärken<br />
In den Tagespflegestellen herrscht im allgemeinen eine fre<strong>und</strong>liche Atmosphäre. Die<br />
Tagesmutter zeigt Zuneigung zu den Kindern, sie antwortet auf Signale der Kinder<br />
nach Trost, Nähe, Körperkontakt <strong>und</strong> Aufmerksamkeit, sie nimmt Kinder fre<strong>und</strong>lich<br />
auf den Schoß, umarmt sie, streichelt sie über den Kopf <strong>und</strong> es herrscht zumeist ein<br />
heiteres <strong>und</strong> entspanntes Klima. Dies drückt sich auch in einer auf das Kind<br />
abgestimmten Begrüßung <strong>und</strong> Verabschiedung aus, die dem Kind durch<br />
Übergangsobjekte (z.B. Teddybär, Schmusetuch) den Wechsel erleichtert: zugleich<br />
werden Begrüßung <strong>und</strong> Verabschiedung als Gelegenheit genutzt, Informationen mit<br />
den Eltern auszutauschen.<br />
Der Tagesablauf ist in den meisten Tagespflegestellen so organisiert, dass es nicht<br />
zu gegenseitigen Beeinträchtigungen von Betreuungsaufgaben <strong>und</strong> eigenen<br />
familiären Verpflichtungen der Tagesmutter kommt <strong>und</strong> dass die<br />
Betreuungsaufgaben im Vordergr<strong>und</strong> stehen. Zahlreichen Tagesmüttern gelingt es,<br />
Hausarbeiten auch als Lernerfahrungen <strong>für</strong> die Kinder zu gestalten. Der<br />
Tagesrhythmus ist weiterhin so organisiert, dass altersangemessene Schlafenszeiten<br />
festgelegt sind <strong>und</strong> die Kinder ruhige <strong>und</strong> – bei mehreren Kindern – mit<br />
hinreichendem Abstand versehene Schlafplätze vorfinden.<br />
26
Im Durchschnitt gibt es in den Tagespflegestellen eine Vielfalt von Spielaktivitäten<br />
zur freien Auswahl <strong>für</strong> die Kinder, dazu gehören auch durchgängige<br />
Spielmöglichkeiten mit Sand <strong>und</strong>/oder Wasser, <strong>und</strong> zumeist lassen sich wenigstens<br />
zwei geplante Aktivitäten im Tagesablauf beobachten, eine drinnen (z.B. Geschichte<br />
vorlesen, etwas „künstlerisch“ gestalten), eine draußen (Spaziergang). Aktive <strong>und</strong><br />
ruhige Spielphasen sind in den meisten Tagespflegestellen in einer guten Balance.<br />
Schwächen<br />
Die Qualitätsmerkmale mit den niedrigsten Werten beziehen sich auf den Bereich<br />
Sicherheit <strong>und</strong> Hygiene sowie auf den Aspekt der Erziehung zu Toleranz <strong>und</strong><br />
Akzeptanz von Verschiedenartigkeit. Bezüglich des letztgenannten Aspekts werden<br />
Jungen <strong>und</strong> Mädchen bei der Auswahl ihrer Spielaktivitäten zwar nicht auf<br />
traditionelle Rollen festgelegt, jedoch zeigt sich ganz überwiegend eine<br />
monokulturelle Erziehung. Spielzeuge <strong>und</strong> Bücher stammen praktisch ausschließlich<br />
aus unserer eigenen Kultur, auf eine gewisse ethnische Vielfalt, z.B. bei Puppen,<br />
Buchillustrationen oder Bildern wird im Regelfall nicht geachtet.<br />
Was die Hygiene anbelangt, so sind die sanitären Einrichtungsbedingungen zumeist<br />
gegeben, jedoch wurde sehr häufig beobachtet, dass die Tagesmutter nach dem<br />
Wickeln oder wenn sie dem Kind beim Toilettengang geholfen hat, sich nicht die<br />
Hände wäscht, dass die Wickelunterlage z.B. nicht gewechselt wird oder der<br />
Wickelbereich gründlich gereinigt wird, die Hände der Kinder nicht nach jedem<br />
Toilettengang gewaschen werden oder auch die Windeln angemessen entsorgt<br />
werden. Auch hatten die betreuten Kinder häufig nicht ihr jeweils eigenes Handtuch<br />
oder ihren eigenen Waschlappen (bzw. wurden nicht mit Einmal-Handtüchern<br />
versorgt). Oft war <strong>für</strong> die Kinder – altersentsprechend – ein leicht zugänglicher Platz<br />
zum Waschen nicht vorhanden (z. B. Stufen neben dem Waschbecken) <strong>und</strong> die<br />
Kinder wuschen sich vor <strong>und</strong> nach dem Essen nicht die Hände.<br />
Die TAS setzt hier strenge Maßstäbe, die aber wichtig sind, speziell auch um die bei<br />
kleinen Kindern häufigen Durchfallerkrankungen zu minimieren.<br />
Auch bei den verschiedenen Sicherheitsaspekten, die bei einer unter öffentlicher<br />
Verantwortung stehenden Tagespflegebetreuung beachtet werden sollten, waren<br />
Lücken erkennbar. So waren Notrufnummern (Eltern, Arzt, Feuerwehr, Giftzentrale)<br />
nicht unmittelbar am Telefon verfügbar, Erste-Hilfe-Kästen nicht entsprechend<br />
27
ausgestattet oder einsatzbereit, Schutz vor zu heißem Wasser oft nicht gegeben,<br />
Steckdosen nicht gesichert, Arzneimittel oder Reinigungsmittel den Kindern<br />
zugänglich. Der Mangel an solchen Sicherheitsvorkehrungen wirkt sich im Regelfall<br />
nur bei „statistisch eher seltenen“ Ereignissen aus, dann aber mit potenziell<br />
nachhaltigen Folgen.<br />
Hygiene <strong>und</strong> Sicherheit sind keine im engeren „pädagogische“ Qualitätsaspekte, sie<br />
sind jedoch wichtige Bestandteile einer pädagogisch gestalteten Umwelt, die dem<br />
Kindeswohl dient.<br />
Weitere verbesserungsbedürftige Qualitätsmerkmale<br />
Neben den Qualitätsmerkmalen mit herausragender Qualität <strong>und</strong> denen mit<br />
unzureichender Qualität verdient eine dritte Gruppe von Merkmalen der Beachtung,<br />
diejenigen mit mittlerer aber letztlich doch eher schwach ausgeprägter Qualität. Es<br />
handelt sich um Merkmale mit Durchschnittswerten über 3 aber unter 4; sehr viele<br />
von diesen beziehen sich auf Lernerfahrungen <strong>und</strong> Förderungsaspekte der Kinder.<br />
Zu nennen sind hier:<br />
• Kindbezogene Ausgestaltung, Nr. 3, mit x = 3,13<br />
• Bewegung/Spiel, Nr. 5, mit x = 3,68<br />
• Sprachverstehen, Nr. 15, mit x = 3,82<br />
• Auge-Hand-Koordination, Nr. 18, mit x = 3,57<br />
• Musik <strong>und</strong> Bewegung, Nr. 20, mit x = 3,79<br />
• Ausstattung <strong>für</strong> Entspannung <strong>und</strong> Behaglichkeit, Nr.2, mit x = 3,69<br />
• Künstlerisches Gestalten, Nr. 19, mit x = 3,71<br />
• Kognitive Anregung, Nr. 17, mit x = 3,75<br />
• Innenraumgestaltung, Nr. 4, mit x = 3,95<br />
So sind zwar immer Möbel wie Stühle, Tische, Schränke, Kisten vorhanden, die die<br />
Kinder <strong>für</strong> ihre Spielaktivitäten nutzen können, oft aber in einer nicht angemessenen<br />
Größe, so dass die Aktivitäten der Kinder eingeschränkt sind. Wenn Kinder bei sehr<br />
schlechtem Wetter nicht nach draußen gehen können, existieren oft keine<br />
Möglichkeiten <strong>für</strong> grobmotorische Aktivitäten innen.<br />
Die Gelegenheiten <strong>für</strong> musikalische Erfahrungen der Kinder sind häufig nicht so<br />
vorhanden wie wünschenswert. Gemessen an guter Qualität in diesem Bereich<br />
singen die Tagesmütter zu selten mit den Kindern (informell <strong>und</strong> nebenbei) <strong>und</strong> die<br />
28
Kinder können nicht die <strong>für</strong> ihre Altersgruppe jeweils angemessenen Klang- <strong>und</strong><br />
Geräuscherfahrungen machen, jedenfalls nicht so, dass von durchschnittlich guter<br />
Qualität gesprochen werden kann. Dazu gehört auch, dass die Sprachförderung<br />
durch Erzählen oder Vorlesen von Geschichten, Sprechen über Bilderbücher,<br />
Aufsagen von Reimen nur begrenzt stattfindet. Vielfalt von Materialien, Möglichkeiten<br />
<strong>und</strong> Anregungen zur Auge-Hand-Koordination sind ebenfalls nur auf<br />
unterdurchschnittlichem Niveau gegeben. Gleiches gilt <strong>für</strong> das <strong>für</strong> die<br />
Sozialentwicklung der Kinder so bedeutsame Rollenspiel.<br />
In allen Fällen handelt es sich um <strong>für</strong> die Altersstufe wichtige <strong>Bildung</strong>s- <strong>und</strong><br />
Förderanregungen, bei denen das durchschnittlich gegebene Qualitätsniveau nicht<br />
voll befriedigen kann.<br />
Neben der Tagespflegeskala (TAS) waren zur Erfassung weiterer Aspekte der<br />
pädagogischen Qualität in den Tagespflegestellen die Caregiver-Interaction-Scale<br />
(CIS) <strong>und</strong> die Home Observation for Measurement of the Environment (HOME)<br />
eingesetzt worden. Es wurde schon weiter oben berichtet, dass TAS <strong>und</strong> CIS mit r =<br />
.73, TAS <strong>und</strong> HOME mit r = .72 <strong>und</strong> CIS <strong>und</strong> HOME mit r = .58 korrelieren.<br />
Die Daten zeigen recht enge Zusammenhänge der Art, dass Kinder, die in einer<br />
Tagespflegestelle mit höherer pädagogischer Prozessqualität, wie mit der TAS<br />
gemessen, auch ein günstigeres Interaktionsklima vorfinden mit Tagesmüttern, die<br />
die weniger harsch sind <strong>und</strong> einen höheren Grad an Sensitivität <strong>und</strong> Involviertheit<br />
aufweisen. Insgesamt gesehen zeigen die Tagesmütter im Durchschnitt einen<br />
warmherzigen Umgang mit den Kindern, der Umgang mit den Kindern macht ihnen<br />
erkennbar Freude, sie gehen auf die Individualität der Kinder ein, sie vermeiden<br />
unnötige Strenge <strong>und</strong> sind trotzdem standfest <strong>und</strong> sprechen zumeist begeistert über<br />
das, was die Kinder tun <strong>und</strong> können. Sie lassen sich auf die Kinder ein, sind nicht<br />
unnötig streng <strong>und</strong> bringen die notwendige Geduld auf, auch da, wo sie Kindern<br />
Grenzen setzen (müssen). Tagespflegestellen, die hohe TAS-Werte aufweisen,<br />
zeigen das beschriebene günstige Sozialklima in höherem Ausmaß.<br />
Ergänzende Hinweise zur pädagogischen Prozessqualität in den Tagespflegestellen<br />
ergeben sich, wenn man die HOME mit heranzieht. In den Tagespflegestellen mit<br />
höheren TAS-Werten streben die Tagesmütter häufiger bewusst neue<br />
Entwicklungsschritte bei den Kindern an, sie bieten dem Kind Material, das<br />
29
herausfordert, <strong>und</strong> sie machen gezielt Spielvorschläge. Das Kind hat eher Platz <strong>für</strong><br />
„seine Schätze“, die Kinder können häufiger mit Matsch spielen, sie werden seltener<br />
beschränkt <strong>und</strong> die Tagesmütter zeigen häufiger positive Gefühle gegenüber dem<br />
Kind.<br />
Über die drei Messinstrumente hinweg zeigt sich – unbeschadet der jeweiligen<br />
Akzentuierung des einzelnen Instruments – ein konsistentes Bild bezüglich der<br />
pädagogischen Prozessqualität.<br />
4.3 Pädagogische Prozessqualität in Abhängigkeit von Rahmenbedingungen<br />
Eine wichtige Fragestellung dieser Studie besteht darin zu erk<strong>und</strong>en, inwieweit es<br />
Zusammenhänge zwischen der pädagogischen Prozessqualität <strong>und</strong> bestimmten<br />
Rahmenbedingungen der Tagespflegestellen wie Vorbereitung, Fortbildung,<br />
Erfahrung der Tagesmutter, aber auch räumlichen Bedingungen, gibt.<br />
Größe der Tagespflege<br />
Zunächst sind wir der Frage nachgegangen, ob es Unterschiede in der<br />
Prozessqualität in Abhängigkeit von der Größe der Tagespflegestellen gibt. Wir<br />
haben dazu die Tagespflegestellen in solche, in denen bis zu drei Kindern betreut<br />
werden, mit denen verglichen, in denen vier oder mehr Kinder betreut werden. Mit<br />
einem TAS-Mittelwert von x = 4,12 deutet sich bei den größeren Tagespflegestellen<br />
im Vergleich zu den kleineren mit x = 3,79 eine etwas höhere Prozessqualität an;<br />
statistisch gesehen bewegt sich diese Differenz jedoch im Zufallsbereich.<br />
Räumliche Situation der Tagespflegestelle<br />
Bei den Tagespflegestellen, die extra Räume <strong>für</strong> die Tagespflege angemietet haben,<br />
findet sich mit x = 4,38 <strong>für</strong> TAS eine statistisch signifikant höhere Qualität als in den<br />
Tagespflegestellen, in denen die Betreuung ausschließlich in der Wohnung der<br />
Tagesmutter stattfindet ( x = 3,68). Größe der Tagespflegestelle <strong>und</strong> gesonderte<br />
Räume hängen dabei eng zusammen.<br />
30
Alter der Tagespflegestelle<br />
Wie aus der Abbildung 7 erkennbar, findet sich eine Tendenz dahingehend, dass bei<br />
Tagespflegestellen, die schon länger operieren, eine höhere Prozessqualität<br />
gegeben ist als bei denjenigen, die erst kürzlich ihre Arbeit aufgenommen haben.<br />
Allerdings bewegt sich dieser Unterschied nach statistischen Kriterien im<br />
Zufallsbereich.<br />
Abb. 7: Pädagogische Prozessqualität (TAS) nach Gründungsjahr der<br />
mittlerer TAS-Gesamtwert<br />
7<br />
6<br />
5<br />
4<br />
3<br />
2<br />
1<br />
Pflegestelle<br />
4,62<br />
4,41 4,39<br />
3,93<br />
3,68<br />
3,96<br />
1990-95 1996-97 1998 1999 2000 2001<br />
Ausbildung der Tagesmutter<br />
Gründungsjahr der Tagespflegestelle<br />
Recht ausgeprägte Unterschiede in der pädagogischen Prozessqualität ergeben sich<br />
in Abhängigkeit davon, ob die Tagesmutter eine pädagogische Ausbildung hat oder<br />
nicht. Bei den Tagesmüttern mit pädagogischer Ausbildung liegt der Mittelwert in der<br />
TAS bei x = 4,26, bei den Tagesmüttern ohne pädagogische Ausbildung bei 3,72.<br />
Der Unterschied ist statistisch signifikant <strong>und</strong> macht vom Betrag her 0,5<br />
Skalenpunkte aus.<br />
<strong>Bildung</strong>sniveau der Tagesmutter<br />
Ein Unterschied zeigt sich auch, wenn man die Tagesmütter, die ein höheres<br />
formales <strong>Bildung</strong>sniveau aufweisen (Abitur, Fachabitur bzw. Hochschulabschluss)<br />
mit denen mit einem niedrigeren (Abschluss 10. Klasse oder darunter) vergleicht. Die<br />
31
jeweiligen Mittelwerte in der TAS lauten x = 4,23 <strong>und</strong> x = 3,85, sind allerdings<br />
statistisch nicht signifikant.<br />
Fachliche Vorbereitung der Tagesmutter<br />
Neben solchen Rahmenbedingungen, die die Tagespflegestellen bzw. die<br />
Tagesmütter gewissermaßen vor der Aufnahme der Tagespflegetätigkeit<br />
gleichermaßen von Haus aus mitbringen, haben wir auch den Einfluss von<br />
Rahmenbedingungen untersucht, die sich im unmittelbaren Umkreis der<br />
Tagespflegetätigkeit ergeben. Ein zentraler Aspekt ist dabei, wie sich die<br />
Tagesmütter auf ihre Tätigkeit vorbereitet haben. Die entsprechenden Ergebnisse<br />
hierzu sind in der Tabelle 4 dargestellt.<br />
Tab. 4: Vorbereitung auf die Tagespflegetätigkeit nach Angaben der<br />
Tagesmütter<br />
Vorbereitungswege (Mehrfachantworten möglich) In Prozent der<br />
Tagesmütter<br />
Austausch mit anderen Tagesmüttern 67 %<br />
Lesen von Fachliteratur 65 %<br />
Beratungsgespräch bei <strong>Jugend</strong>amt oder beruflicher Instanz 92 %<br />
Vorbereitungskurs 61 %<br />
Sonstiges 29 %<br />
Die Tagesmütter haben offensichtlich eine Vielfalt von Informations- <strong>und</strong><br />
Beratungsmöglichkeiten im Umkreis der Aufnahme ihrer Tagespflegetätigkeit in<br />
Anspruch genommen. Bei fast allen Tagesmüttern hat ein Beratungsgespräch mit<br />
dem <strong>Jugend</strong>amt oder einer beauftragten Stelle stattgef<strong>und</strong>en. Dies dürfte auch mit<br />
der Koppelung der öffentlichen Finanzierung an ein solches Gespräch zusammen<br />
hängen. Fast zwei Drittel der Tagesmütter haben an einem Vorbereitungskurs<br />
teilgenommen, eine ähnliche Anzahl hat sich über die Lektüre von Fachliteratur oder<br />
durch Gespräche mit anderen Tagesmüttern vorbereitet. Ohne irgendeine<br />
Vorbereitung haben nur gut 10 % der Tagesmütter ihre Tätigkeit aufgenommen.<br />
Um zu überprüfen, ob die Intensität der Vorbereitung einen Einfluss auf die später<br />
von uns beobachtete Prozessqualität hat, haben wir einen Index zur Intensität der<br />
Vorbereitung gebildet, der die Anzahl der verschiedenen Vorbereitungsmaßnahmen<br />
32
widerspiegelt, die eine Tagesmutter unternommen hat. Vergleicht man die<br />
Tagesmütter ohne Vorbereitung bzw. nur geringer Vorbereitung (max. zwei<br />
Vorbereitungsmaßnahmen) mit denen mit hoher Vorbereitung (drei oder mehr<br />
Vorbereitungsmaßnahmen), so zeigt sich <strong>für</strong> die niedrig vorbereiteten Tagesmütter<br />
ein durchschnittlicher TAS-Wert von x = 3,49 , <strong>für</strong> die höher vorbereiteten ein TAS-<br />
Wert von x = 4,20. Die Differenz ist statistisch signifikant <strong>und</strong> mit einer Differenz von<br />
0,7 Skalenpunkten in der Größenordnung bedeutsam.<br />
Pädagogische Konzeption der Tagespflegestelle<br />
Ausgeprägte Unterschiede in der TAS-Qualität ergeben sich, wenn man die<br />
Tagesmütter danach unterscheidet, ob sie <strong>für</strong> ihre Tagespflegestelle eine schriftliche<br />
Konzeption haben oder nicht. Von den 51 Tagesmüttern, bei denen hierzu eine klare<br />
Antwort vorlag, hatten 13, also r<strong>und</strong> ein Viertel der Tagesmütter eine solche<br />
Konzeption erarbeitet. Mit TAS-Mittelwerten von x = 4,77 <strong>für</strong> die Tagespflegestellen<br />
mit schriftlicher Konzeption gegenüber denen mit x = 3,74 ohne schriftliche<br />
Konzeption sind die Unterschiede in der Prozessqualität nicht nur statistisch<br />
signifikant, sondern mit r<strong>und</strong> einem vollen Skalenpunkt auch absolut beachtlich.<br />
Die in diesem Abschnitt dargestellten Abhängigkeiten können nicht zwingend kausal<br />
interpretiert werden, zumal die einzelnen Faktoren mehr oder weniger stark<br />
miteinander zusammen hängen. So ist bei den Tagesmüttern mit einer höheren<br />
formalen <strong>Bildung</strong> auch häufiger eine pädagogische Ausbildung anzutreffen. Ebenso<br />
rekrutieren sich die Tagesmütter mit einer eigenen schriftlichen Konzeption häufig<br />
aus diesem Kreis, ebenso wie die Tagesmütter, die sich intensiver vorbereiten. Die<br />
Ergebnisse zeigen jedoch, dass die Rahmenbedingungen bedeutsam sind, <strong>und</strong> sie<br />
geben Hinweise auf fachpolitische <strong>und</strong> fachpraktische Steuerungsmöglichkeiten.<br />
4.4 Familiale Rahmenbedingungen der Tagespflegekinder<br />
In den 61 von uns untersuchten Tagespflegestellen waren 95 Tagespflegekinder im<br />
Zielalter, deren Eltern bereit waren, an der Untersuchung teilzunehmen. Ein Ziel der<br />
Untersuchung war es, die nähere Situation der Herkunftsfamilie dieser Kinder<br />
auszuleuchten. Die Mütter der in die Untersuchung einbezogenen Kinder waren zum<br />
Zeitpunkt der Untersuchung zwischen 18 <strong>und</strong> 41 Jahre alt. Der Altersdurchschnitt<br />
33
liegt bei 32 Jahren. Nur in vier Fällen ist die Mutter jünger als 25 Jahre. Rechnet man<br />
das Alter der Mutter bis zur Geburt des Kindes zurück, so ergibt sich eine<br />
Altersspanne von 17 bis 38 Jahren bei der Geburt des Kindes. Die Hälfte der Mütter<br />
war bei der Geburt des Kindes zwischen 27 <strong>und</strong> 31 Jahre alt.<br />
In der ganz überwiegenden Anzahl der Fälle lebt der leibliche oder ein sozialer Vater<br />
in der Familie. Lediglich in drei der 95 Fälle lebt kein solcher Vater mit im Haushalt.<br />
Gut die Hälfte der Kinder (51) sind Einzelkinder, 42 haben ein Geschwister, zwei<br />
haben zwei Geschwister. Mütter <strong>und</strong> Väter können häufig hohe <strong>Bildung</strong>sabschlüsse<br />
vorweisen: 36 % der Mütter haben einen Hochschulabschluss, weitere 21 % Abitur<br />
oder Fachabitur. Ähnlich stellen sich die Verhältnisse bei den Vätern dar.<br />
Gut 10 % der Familien der Tagespflegekinder haben ein monatliches Haushalts-<br />
Nettoeinkommen von höchstens 1500 €. Bei weiteren 25 % liegt es in der Spanne<br />
von 1500 bis 2000 €. Annähernd 45 % der Familien haben ein Haushalts-<br />
Nettoeinkommen von 2500 € <strong>und</strong> darüber. In dieser Zahl dürfte sich ausdrücken,<br />
dass häufig Väter <strong>und</strong> Mütter, <strong>und</strong> die Mütter in erheblichem Umfang, erwerbstätig<br />
sind.<br />
Die Inspektion der entsprechenden Daten zeigt, dass 88 % der Mütter <strong>und</strong> 96 % der<br />
Väter der Kinder erwerbstätig sind. Bei 84 % der Tagespflegekinder sind beide Eltern<br />
erwerbstätig. In der Stichprobe fand sich kein Kind, bei dem beide, Vater <strong>und</strong> Mutter,<br />
ohne Erwerbstätigkeit waren.<br />
Wie aus der Tabelle 5 hervorgeht, ist die Erwerbstätigkeit der vorrangige Gr<strong>und</strong> <strong>für</strong><br />
die Tagespflege des Kindes. Dieser Gr<strong>und</strong> wird von 78 % der Mütter ins Feld geführt,<br />
daneben wird in 10 % der Fälle Aus- <strong>und</strong> Weiterbildung genannt. Mit der Tagespflege<br />
wird allerdings nicht nur Betreuungsentlastung wegen Erwerbstätigkeit bzw. Aus- <strong>und</strong><br />
Weiterbildung verb<strong>und</strong>en. Ein Drittel der Mütter sieht hierin auch eine<br />
Entwicklungsförderung <strong>für</strong> das Kind, primär vermutlich dadurch, dass das Kind in der<br />
Tagespflegestelle im Regelfall Kontakt mit anderen Kindern hat.<br />
Für über 90 % der Kinder ist ihre Tagespflegestelle die erste, die sie besuchen; bei<br />
den übrigen hat es einen Wechsel gegeben.<br />
34
Tab. 5: Gründe <strong>für</strong> die Tagespflege des Kindes.<br />
Gr<strong>und</strong> (Mehrfachnennungen möglich) In Prozent der Familien<br />
Erwerbstätigkeit 78 %<br />
Ausbildung, Weiterbildung 10 %<br />
Teilnahme am kulturellen Leben 3 %<br />
Entwicklungsförderung des Kindes 34 %<br />
Sonstige Gründe 49 %<br />
4.5 Pädagogische Prozessqualität in den Herkunftsfamilien<br />
Die pädagogische Prozessqualität in den Herkunftsfamilien der Kinder haben wir, wie<br />
weiter oben beschrieben, mit der HOME <strong>und</strong> dem Aktivitätsfragebogen (AKFRA)<br />
untersucht. Der Mittelwert <strong>für</strong> die HOME liegt mit 1,83 eher hoch, obwohl uns hier ein<br />
verlässlicher Referenzwert nicht zur Verfügung steht.<br />
Die Häufigkeit der Aktivitäten, die die Tagespflegekinder in ihren Familien<br />
üblicherweise ausführen, sind in der Tabelle 6 aufgeführt.<br />
Tab. 6: Häufigkeiten entwicklungsrelevanter Aktivitäten der<br />
Tagespflegekinder in ihren Herkunftsfamilien<br />
Aktivitäten Mittelwert Standardabw Minimum Maximum<br />
1. Eine Geschichte vorlesen oder erzählen 4,31 1,88 1 6<br />
2. Eine Kinderkassette hören 3,83 2,06 1 6<br />
3. Ein Bilderbuch betrachten 5,48 0,76 3 6<br />
4. Miteinander schmusen 5,90 0,57 1 6<br />
5. Zusammen singen/Musik machen, Musik hören, tanzen 5,44 0,81 1 6<br />
6. Bewegungsspiele 5,11 1,34 1 6<br />
7. Zusammen malen 3,65 1,64 1 6<br />
8. Mit dem Kind einkaufen gehen 4,33 0,85 2 6<br />
9. Andere Kinder zum Spielen in die Wohnung einladen 2,66 1,48 1 6<br />
10. Mit dem Kind auf einen Spielplatz gehen 3,22 1,58 1 6<br />
11. Mit dem Kind zu Fre<strong>und</strong>en/Nachbarn/Bekannten gehen 3,81 1,05 1 6<br />
12. Mit dem Kind Familien besuchen, die Kinder in einem<br />
ähnlichen Alter haben 2,78 1,35 1 5<br />
13. Das Kind bei Haushaltsaktivitäten mithelfen lassen 3,91 2,03 1 6<br />
14. Mit dem Kind bauen 5,00 1,11 1 6<br />
15. Mit dem Kind puzzeln 2,89 1,84 1 6<br />
Gesamtwert 4,15 0,66 2,14 5,53<br />
35
Bezüglich der einzelnen Aktivitäten hatten die Mütter anzugeben, wie häufig diese<br />
beim Kind bzw. zusammen mit dem Kind vorkommen. Dabei standen sechs<br />
Antwortvorgaben zur Verfügung: (1) gar nicht, (2) einmal im Monat, (3) alle zwei<br />
Wochen, (4) wöchentlich, (5) öfter als wöchentlich <strong>und</strong> (6) täglich.<br />
Der Tabelle lassen sich sehr unterschiedliche Aktivitätsmuster der Kinder<br />
entnehmen. Es gibt kaum eine Aktivität, die bei dem einen Kind nicht täglich<br />
vorkommt, bei einem anderen Kind dagegen überhaupt nicht. Ablesbar ist die<br />
Spannbreite in den Spalten Minimum <strong>und</strong> Maximum, bei denen die meisten mit den<br />
Extremwerten (1 = gar nicht bzw. 6 = täglich) besetzt sind. Einige Aktivitäten<br />
kommen bei allen Kindern vor, wenn auch eher selten. So gehen alle Kinder<br />
wenigstens einmal im Monat mit zum Einkaufen <strong>und</strong> auch wenigstens einmal im<br />
Monat zu Nachbarn, Bekannten oder Fre<strong>und</strong>en. Ein Bilderbuch betrachten kommt<br />
wenigstens 14-tägig vor. Ein großer Teil der Aktivitäten kommt mehr als einmal in der<br />
Woche (5) bzw. täglich (6) vor. Dazu gehören miteinander schmusen ( x = 5,90), ein<br />
Bilderbuch betrachten ( x = 5,48), zusammen Musik machen, Singen, Tanzen ( x =<br />
5,44), mit dem Kind bauen ( x = 5,00). Zu den eher seltenen Aktivitäten, die im<br />
Durchschnitt seltener als alle 14 Tage auftreten (< 3), gehören, andere Kinder zum<br />
Spielen in die Wohnung einladen ( x = 2,66), mit dem Kind andere Familien, die<br />
Kinder in einem ähnlichen Alter haben, besuchen ( x = 2,78) also Aktivitäten im bzw.<br />
mit dem sozialen Netzwerk. Während die Eltern mit dem Kind im Durchschnitt<br />
mehrmals wöchentlich bauen, kommen die Aktivitäten mit dem Kind puzzeln ( x =<br />
2,89) <strong>und</strong> mit dem Kind malen ( x = 3,65) seltener als wöchentlich vor. Die Aktivitäten<br />
der Kinder sind zu einem Teil altersabhängig. Wir haben daher die Häufigkeiten der<br />
Aktivitäten <strong>für</strong> die Kinder unter 24 Monaten <strong>und</strong> die Kinder über 24 Monaten getrennt<br />
berechnet (ohne Tabelle). Von den Unterschieden springen drei ins Auge: Während<br />
die Aktivität ein Bilderbuch betrachten bei beiden Altersgruppen gleich häufig<br />
vorkommt, wird den jüngeren Kindern sehr viel seltener eine Geschichte vorgelesen<br />
<strong>und</strong> hören sie auch seltener eine Kinderkassette als das bei den über Zweijährigen<br />
der Fall ist; gleiches gilt <strong>für</strong> das Mithelfen bei Haushaltstätigkeiten der Kinder.<br />
Während die genannten Aktivitäten bei den über Zweijährigen mit Werten zwischen 5<br />
<strong>und</strong> 6 mehrmals wöchentlich bis täglich vorkommen, treten sie bei den unter<br />
Zweijährigen seltener als alle 14 Tage auf. Bei keiner der anderen Aktivitäten zeigt<br />
sich eine ähnlich ausgeprägte Altersabhängigkeit.<br />
36
Die Einzelaktivitäten wurden auch zu einer Skala zusammengefasst, AKFRA-<br />
Gesamt. Deren interne Konsistenz beträgt α = .67. HOME <strong>und</strong> AKFRA korrelieren<br />
mit .25. Es handelt sich damit um Maße der Prozessqualität, die zum Teil ähnliche,<br />
zum Teil aber auch recht verschiedenartige Aspekte erfassen.<br />
4.6 Abhängigkeit kindlicher Aktivitäten von familialen Rahmenbedingungen<br />
Die Anregungen <strong>und</strong> Entwicklungsförderung, die Kinder in ihren Familien machen,<br />
hängen zu einem erheblichen Teil von den Aktivitäten <strong>und</strong> Anregungen ab, <strong>für</strong> die<br />
Kinder eine Gelegenheit oder auch nicht haben. Dabei können wir davon ausgehen,<br />
dass die kindlichen Aktivitäten im Familiensetting ihrerseits mit familialen<br />
Rahmenbedingungen im Zusammenhang stehen. Im folgenden sollen einige<br />
ausgewählte Zusammenhänge zwischen Familienbedingungen <strong>und</strong> der<br />
pädagogischen Prozessqualität, wie sie mit der HOME <strong>und</strong> dem AKFRA erfasst<br />
wurden, untersucht werden. Als Maße der Prozessqualität ziehen wir den HOME-<br />
Gesamtwert <strong>und</strong> den AKFRA-Gesamtwert heran.<br />
Die Ergebnisse zeigen, dass bei Müttern mit einem höheren <strong>Bildung</strong>sabschluss<br />
(Fachabitur, Abitur, Hochschulabschluss) eine höhere Prozessqualität (HOME <strong>und</strong><br />
AKFRA) gegeben ist als bei Müttern mit POS-Abschluss oder darunter. Allerdings ist<br />
nur im Falle der HOME die Differenz statistisch signifikant. Keine Unterschiede in der<br />
Prozessqualität <strong>für</strong> die Kinder/Familie ergeben sich, wenn man erwerbstätige Mütter<br />
mit nicht-erwerbstätigen vergleicht. Für Kinder ohne ein Geschwister ist eine<br />
tendenziell höhere Prozessqualität gegeben als <strong>für</strong> Kinder mit einem Geschwister;<br />
allerdings ist der Unterschied weder im Falle der HOME noch in AKFRA statistisch<br />
signifikant.<br />
Im Wesentlichen ergibt sich damit nur zwischen der Prozessqualität <strong>und</strong> dem<br />
<strong>Bildung</strong>sstatus der Mutter ein Zusammenhang.<br />
37
4.7 Beziehung zwischen Müttern <strong>und</strong> Tagesmüttern<br />
Die Betreuung eines Kindes in einer Tagespflegestelle ist <strong>für</strong> die Mütter häufig mit<br />
größeren emotionalen Spannungen verb<strong>und</strong>en als die in einer Kindertagesstätte.<br />
Nicht selten wird die Tagesmutter von der leiblichen Mutter als konkurrierende Mutter<br />
betrachtet, was zwischen den „beiden Müttern“ zu Spannungen führen kann. Aber<br />
auch über diese emotionale Ebene hinaus gibt es zahlreiche Aspekte in der<br />
Beziehung zwischen Tagespflegeeltern <strong>und</strong> Eltern, die <strong>für</strong> das Gelingen <strong>und</strong> die<br />
Stabilität eines Tagespflegearrangements von großer Bedeutung sind. Nicht in allen<br />
Fällen gelingt die hier erforderliche Kooperation. Hierin dürfte mit ein Gr<strong>und</strong> liegen,<br />
dass ein Teil der Tagespflegeverhältnisse erfahrungsgemäß nur <strong>für</strong> kurze Zeit<br />
besteht (vgl. Laewen et al., 1992).<br />
Um die wechselseitigen Beziehungen zwischen Müttern <strong>und</strong> Tagesmüttern<br />
auszuleuchten, haben wir die Parent-Caregiving-Rating-Scale (PCRS) von Eilicker et<br />
al. (2000) herangezogen, die eine wechselseitige Einschätzung von Müttern <strong>und</strong><br />
Tagesmüttern hinsichtlich einer Reihe relevanter Aspekte beinhaltet. Die<br />
Einschätzungen der Mütter (17 Items) <strong>und</strong> die der Tagesmütter (16 Items) erfolgen<br />
jeweils auf einer vierstufigen Skala mit Antwortvorgaben von (1) trifft nicht zu bis (4)<br />
trifft zu. Die Einschätzungen der Mütter im Hinblick auf die Tagesmütter sind in der<br />
Tabelle 7 wiedergegeben, die Einschätzungen der Tagesmütter im Hinblick auf die<br />
Mütter der von ihnen betreuten Kinder in der Tabelle 8. Daneben wurden auch<br />
(additive) Skalenwerte gebildet. Die internen Konsistenzen <strong>für</strong> die Mütter-Skala<br />
(Mütter nehmen die Einschätzung der Tagesmütter vor) belaufen sich auf .78<br />
(Cronbach’s α), die <strong>für</strong> die Tagesmütter-Skala auf .89 <strong>und</strong> können damit als<br />
zufriedenstellend bezeichnet werden.<br />
Wie aus der Tabelle 7 ersichtlich, beurteilen die Mütter die Tagesmütter ihrer Kinder<br />
ausgesprochen günstig. Sie vertrauen darauf, dass die Tagesmutter ihnen wichtige<br />
Dinge über ihr Kind mitteilt; die Tagesmutter ist <strong>für</strong> sie jemand, auf den sie sich<br />
verlassen können, die sich kümmert <strong>und</strong> Verantwortung übernimmt; sie vertrauen<br />
darauf, dass die Tagesmutter <strong>für</strong> eine durchgehend gute Betreuung <strong>für</strong> ihr Kind sorgt,<br />
sie sind der Auffassung, dass die Tagesmutter viel davon versteht, wie man Kinder<br />
betreut, sie schätzen die Tagesmutter <strong>und</strong> haben wirklich gerne mit ihr zu tun. Sie<br />
38
sagen, dass es nicht stimmen würde, dass Probleme nicht besprochen würden oder<br />
die Tagesmutter uninteressiert sei. Zu den Aussagen, denen Mütter relativ am<br />
wenigsten zustimmen gehören: Die Tagesmutter <strong>und</strong> ich haben ein<br />
fre<strong>und</strong>schaftliches Verhältnis, die Tagesmutter <strong>und</strong> ich schätzen uns gegenseitig<br />
sehr <strong>und</strong> ich bew<strong>und</strong>ere die Art, wie die Tagesmutter mit meinem Kind umgeht. Aber<br />
auch hier liegen die Mittelwerte bei 3,5 oder darüber.<br />
Dem positiven Bild, das die Mütter über die Tagesmütter zeichnen, entspricht ein<br />
ebensolches der Tagesmütter im Hinblick auf die Mütter. Wie die Mütter bei den<br />
Tagesmüttern, so vertrauen auch die Tagesmütter bei den Müttern darauf, dass sie<br />
ihnen wichtige Dinge über das Kind mitteilen; sie wissen, dass das Kind wirklich gern<br />
mit seinen Eltern zusammen ist, betrachten die Eltern als wirkliche Partner in der<br />
Erziehung <strong>und</strong> sagen, dass sie <strong>und</strong> die Eltern fast immer übereinstimmen, wie das<br />
Kind zu betreuen <strong>und</strong> wie mit ihm umzugehen ist. Eine relativ kritische Antwort geben<br />
die Tagesmütter im Hinblick auf das Statement, ich bew<strong>und</strong>ere, wie die Eltern mit<br />
ihrem Kind umgehen.<br />
Das r<strong>und</strong>herum positive Ergebnis aufgr<strong>und</strong> beider Skalen bedarf sicherlich einer<br />
kritischen Überprüfung in weiteren Erhebungen. Auch ist zu berücksichtigen, dass<br />
viele Tagespflegeverhältnisse bei der wechselseitigen Einschätzung von Müttern <strong>und</strong><br />
Tagesmüttern noch nicht allzu lange bestanden.<br />
39
Tab. 7: Einschätzungen der Mütter hinsichtlich der Tagesmütter ihrer<br />
Kinder<br />
Item Mittelwert Standardabweichung<br />
Ich vertraue darauf, dass die Tagesmutter mir wichtige Dinge über<br />
mein Kind mitteilt 3,97 0,18<br />
Die Tagesmutter ist jemand, auf den ich mich verlassen kann 3,96 0,20<br />
Die Tagesmutter ist jemand, der sich kümmert <strong>und</strong> Verantwortung<br />
übernimmt 3,98 0,15<br />
Die Tagesmutter <strong>und</strong> ich stimmen fast immer überein, wie mein Kind<br />
zu betreuen <strong>und</strong> wie mit dem Kind umzugehen ist 3,70 0,55<br />
Die Tagesmutter <strong>und</strong> ich haben ein fre<strong>und</strong>schaftliches Verhältnis 3,50 0,68<br />
Die Tagesmutter <strong>und</strong> ich schätzen uns gegenseitig sehr 3,62 0,66<br />
Die Tagesmutter ist nicht wirklich bemüht <strong>und</strong> interessiert an meinen<br />
Belangen 1,17 0,63<br />
Probleme, die die Tagesmutter <strong>und</strong> ich haben, werden eher nicht<br />
besprochen 1,27 0,71<br />
Ich weiß, dass mein Kind wirklich gerne mit der Tagesmutter<br />
zusammen ist 3,90 0,30<br />
Ich vertraue immer darauf, dass die Tagesmutter <strong>für</strong> eine durchgehend<br />
gute Betreuung <strong>für</strong> mein Kind sorgt 3,95 0,23<br />
Ich betrachte die Tagesmutter als eine wirkliche Partnerin in der<br />
Erziehung meines Kindes 3,83 0,43<br />
Ich schätze die Tagesmutter <strong>und</strong> habe wirklich gerne mit ihr zu tun 3,88 0,41<br />
Ich bew<strong>und</strong>ere die Art, wie die Tagesmutter mit meinem Kind umgeht 3,61 0,64<br />
Wenn bei der Tagesmutter ein Problem aufträte, würde ich mich sehr<br />
bemühen, ihr zu helfen 3,86 0,38<br />
Ich denke, dass die Tagesmutter viel davon versteht, wie man Kinder<br />
betreut 3,89 0,31<br />
Ich sehe die Tagesmutter eher als eine Betreuungsstelle, weniger als<br />
eine mir gleichgesinnte Partnerin bei der Erziehung meines Kindes 1,62 1,04<br />
Das Auftreten <strong>und</strong> das Erscheinungsbild der Tagesmutter sagen mir<br />
zu 3,80 0,43<br />
Gesamtwert 3,79 0,24<br />
Anmerkung: Die kursiv gedruckten Statements haben eine negative Bedeutung <strong>und</strong> wurden daher vor<br />
der Berechnung des Gesamtwertes invertiert (umgepolt).<br />
4.8 Kindlicher Entwicklungsstand<br />
Bei der Thematisierung des kindlichen Entwicklungsstandes sollen zwei Teilfragen<br />
unterschieden werden. Zum einen soll gefragt werden, ob die Tagespflegekinder<br />
„normal“ entwickelt sind, d.h., ob sie das Entwicklungsniveau aufweisen, das bei<br />
Kindern des jeweiligen Alters erwartet werden kann. Darüber hinaus soll untersucht<br />
werden, ob <strong>und</strong>, wenn ja, welche Zusammenhänge sich zwischen der<br />
40
pädagogischen Qualität im Familiensetting bzw. im Tagespflegesetting mit der<br />
kindlichen Entwicklung ergeben. Wir wollen dabei auf die vier Entwicklungs- <strong>und</strong><br />
Verhaltensmaße zurückgreifen, wie sie im Abschnitt 3.2 beschrieben wurden:<br />
• die PLS-3, ein Verfahren zur Erfassung des sprachlichen Entwicklungs-<br />
standes;<br />
• das Battelle Developmental Inventory zur Erfassung des Entwicklungsstandes<br />
in den Bereichen Sozialverhalten, Selbständigkeit, Motorik, Kommunikation<br />
<strong>und</strong> Kognition (Screening Test);<br />
• die Vineland Adaptive Behavior Scale <strong>für</strong> den Entwicklungsbereich<br />
„Bewältigung von Lebenssituationen“ mit den Unterbereichen Motorik,<br />
Alltagsfertigkeiten, Kommunikation <strong>und</strong> Sozialisation<br />
• sowie den Fragebogen zum Verhalten in Familien <strong>und</strong> Tagespflegestellen mit<br />
jeweils den beiden Skalen „schwieriges Verhalten“ <strong>und</strong> „selbstständiges<br />
Verhalten“<br />
In Bezug auf die erste inhaltliche Fragestellung, ob die Tagespflegekinder „normal“<br />
entwickelt sind, können hier die Ergebnisse zu den beiden erstgenannten Verfahren<br />
eine Antwort geben, Die Testwerte können nämlich in sog. Altersäquivalente<br />
umgewandelt werden, d.h., dass einem bestimmten Testwert ein Alter (in Monaten)<br />
zugeordnet werden kann, das <strong>für</strong> Kinder mit diesem Testwert charakteristisch ist. Die<br />
Ergebnisse <strong>für</strong> das Battelle Developmental Inventory sind in der Abbildung 8, die<br />
Ergebnisse <strong>für</strong> die PSL-3 in der Abbildung 9 dargestellt. Die Gerade in beiden<br />
Abbildungen repräsentiert die Linie mit den exakten Altersäquivalenten, d.h., auf<br />
dieser Geraden liegen alle Entwicklungswerte, die genau nach dem Lebensalter zu<br />
erwarten sind. Bei Punkten mit stärkeren Abweichungen unterhalb der Linie ist das<br />
Kind nicht altersgemäß entwickelt, bei Punkten mit stärkeren Abweichungen<br />
oberhalb der Linie weist ein Kind entsprechende Entwicklungsvorsprünge auf.<br />
41
Abb. 8: Kindliche Entwicklung nach Battelle Screening Test<br />
Äquivalenzalter in Monaten<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
R²=0,87<br />
0 10 20 30 40 50 60<br />
Chronologisches Alter in Monaten<br />
Wie aus der Abbildung 8 ersichtlich, weisen die meisten der untersuchten Kinder<br />
einen Entwicklungsstand auf, der ihrem chronologischen Alter ± 2 Lebensmonate<br />
entspricht. Es ist ein Bild, wie man es bei einer unausgelesenen Stichprobe erwarten<br />
würde.<br />
Abb. 9: Kindliche Entwicklung nach Preschool Language Scale (PLS-3)<br />
Äquivalenzalter in Monaten<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
R²=0,84<br />
0 10 20 30 40 50<br />
Chronologisches Alter in Monaten<br />
60<br />
42
Gleiches gilt <strong>für</strong> den sprachlichen Entwicklungsstand. Auch hier streuen die<br />
Entwicklungswerte recht eng um die Altersgerade. Die Anzahl der Kinder, die<br />
oberhalb der Altersgeraden liegen, hält sich mit der Anzahl von Kindern unterhalb der<br />
Altersgeraden die Waage. Nach den Ergebnissen des Battelle Screening Tests <strong>und</strong><br />
der PLS-3 lassen sich bei den Tagespflegekindern keine Besonderheiten im<br />
Entwicklungsstand erkennen. Für die anderen Verfahren stehen entsprechende<br />
Normwerte nicht zur Verfügung.<br />
Von welchen Faktoren hängen die Entwicklungs- <strong>und</strong> Verhaltenswerte der Kinder<br />
nun ab? Insbesondere, welche Zusammenhänge ergeben sich mit der<br />
pädagogischen Qualität des Familiensettings <strong>und</strong> des Tagespflegesettings?<br />
Zur Überprüfung dieser Fragen wurden acht multiple Regressionen gerechnet mit<br />
den Variablen Battelle, PLS-3, Vineland, Verhalten (Familie) <strong>und</strong> Verhalten<br />
(Tagespflege) jeweils als Kriteriumsvariablen <strong>und</strong> den Variablen Alter des Kindes,<br />
Geschlecht des Kindes, <strong>Bildung</strong>sstand der Mutter, HOME (Familie) <strong>und</strong> AKFRA<br />
(Familie) sowie TAS, CIS <strong>und</strong> HOME (Tagespflege) als Prädiktoren. Die Ergebnisse<br />
sind in der Tabelle 9 zusammengefasst.<br />
Tab. 9: Regression der Entwicklungsmaße auf acht Prädiktorvariablen;<br />
Beta-Gewichte <strong>und</strong> Anteile erklärter Varianz<br />
Prädiktoren Battelle PLS-3<br />
Vineland<br />
12-24<br />
Monate<br />
Vineland<br />
ab 25<br />
Monate<br />
Verhalten I<br />
bei TM<br />
(schwierig)<br />
Verhalten<br />
II bei TM<br />
(selbst.)<br />
Verhalten I<br />
in Familie<br />
(schwierig)<br />
Verhalten II<br />
in Familie<br />
(selbst.)<br />
Alter 0,916* 0,907* 0,737* 0,713* -0,196 0,045 -0,084 -0,381*<br />
Geschlecht 0,029 0,093* 0,067 0,144 0,192 -0,204 -0,054 -0,126<br />
<strong>Bildung</strong> (Mutter) -0,053 -0,010 -0,071 0,091 -0,068 -0,071 -0,078 0,149<br />
HOME (Familie) 0,097* 0,155* 0,62 0,093 -0,002 0,095 -0,013 -0,090<br />
AKFRA (Familie) 0,046 -0,002 0,314* 0,307 0,126 -0,147 0,067 0,044<br />
TAS 0,090 0,016 -0,292 0,184 -0,020 -0,063 -0,051 -0,176<br />
CIS -0,057 -0,085 0,118 -0,236 0,024 -0,157 0,027 0,129<br />
HOME<br />
(Tagespflege) -0,102 0,102 -0,028 0,013 -0,135 0,122 0,038 0,076<br />
Erklärte Varianz 90,0* 88,9* 84,1* 60,6* 8,3 8,4 1,5 20,0<br />
* p ≤ 0.5<br />
Erwartungsgemäß zeigt sich das Alter als der beste Prädiktor mit Beta-Gewichten<br />
von .71 bis .92 bei Vineland, PLS-3 <strong>und</strong> Battelle. In diesen Gewichten drückt sich die<br />
43
(erwünschte) ausgeprägte Alters-/Entwicklungssensitivität dieser Maße aus. Ein<br />
solcher Effekt ist bei den Verhaltensmaßen nicht (oder nur sehr schwach) gegeben.<br />
Die Verhaltenseinschätzungen werden, so ist zu vermuten, von den einschätzenden<br />
Müttern <strong>und</strong> Tagesmüttern gleichsam im Einschätzungsprozess alterskorrigiert, d.h.,<br />
die Verhaltensbeurteilung wird immer sehr in Bezug auf das Lebensalter des Kindes<br />
angepasst vorgenommen.<br />
Neben dem Alterseffekt zeigt sich ein statistisch signifikanter Geschlechtseffekt bei<br />
der PLS-3, <strong>und</strong> zwar in dem Sinne, dass Mädchen einen höheren<br />
Sprachentwicklungsstand vorweisen. Von den übrigen Prädiktoren weisen nur die<br />
Maße der häuslichen Prozessqualität (HOME bzw. AKFRA) einen Effekt auf den<br />
Entwicklungsstand der Kinder, gemessen mit dem Battelle, der PLS-3 bzw. der<br />
Vineland-Skala, auf. Ein Einfluss speziell der pädagogischen Qualität der<br />
Tagespflege ist nicht auszumachen. Dies erscheint nicht verw<strong>und</strong>erlich, da die<br />
meisten Kinder erst seit kurzem in der Tagespflege sind. Die Verhaltensmerkmale<br />
der Kinder (schwierig, selbständig) sind unabhängig von allen hier untersuchten<br />
Prädiktoren. Hier dürften eher, wenn überhaupt, situative Faktoren eine Rolle<br />
spielen.<br />
5. Zusammenfassung <strong>und</strong> Empfehlungen<br />
Zusammenfassung<br />
1. Mit der vorliegenden Untersuchung wurde erstmals in Brandenburg <strong>und</strong><br />
darüber hinaus in Deutschland die pädagogische Qualität von „normalen“<br />
Tagespflegestellen, solchen im Regelsystem ohne spezielle Interventionen,<br />
untersucht. Dies geschah vor dem Hintergr<strong>und</strong>, dass das Land auf der<br />
Gr<strong>und</strong>lage neuer rechtlicher Regelungen im Jahr 2000 die Tagespflege<br />
speziell <strong>für</strong> junge Kinder als vollwertige <strong>Bildung</strong>sform auszubauen bestrebt ist.<br />
2. In die Untersuchung wurden 61 Tagespflegestellen aus allen Teilen des<br />
Landes mit 95 Tagespflegekindern <strong>und</strong> ihren Familien einbezogen.<br />
3. Die Untersuchung erfolgte mit einem breiten Instrumentarium, das zu einem<br />
erheblichen Teil eigens <strong>für</strong> die vorliegende Untersuchung entwickelt bzw.<br />
adaptiert wurde.<br />
44
4. Zu den Hauptergebnissen gehören die folgenden Bef<strong>und</strong>e:<br />
• Die pädagogische Qualität in den 61 untersuchten Tagespflegestellen streut in<br />
bemerkenswertem Ausmaß. Es findet sich die gesamte Bandbreite von<br />
unzureichender bis guter/ausgezeichneter Qualität.<br />
• Dies gilt auch <strong>für</strong> jedes einzelne Qualitätsmerkmal.<br />
• Bei einer Insgesamt-Betrachtung zeigen sich Stärken der pädagogischen<br />
Qualität in einer fre<strong>und</strong>lichen <strong>und</strong> den Kindern zugewandten Atmosphäre,<br />
einem Eingehen auf Signale der Kinder nach Trost, Nähe, Körperkontakt <strong>und</strong><br />
Aufmerksamkeit, einem auf die Aktivitäten <strong>und</strong> Ruhebedürfnisse der Kinder<br />
abgestimmten Tagesablauf, einer Balance von Innen- <strong>und</strong> Außenaktivitäten<br />
<strong>und</strong> der Bereitstellung zahlreicher Spielmöglichkeiten.<br />
Nicht immer dagegen befriedigen können die Bedingungen <strong>für</strong> Sicherheit <strong>und</strong><br />
Hygiene der Kinder, auch wenn man zugesteht, dass in der Untersuchung<br />
strenge Kriterien angelegt werden. Verbesserungsbedürftig erscheinen auch<br />
verschiedenen Aspekte, die als frühe <strong>Bildung</strong>sanregungen verstanden werden<br />
können, z.B. in den Bereichen Bewegung/Spiel, Sprachverstehen, Auge-<br />
Hand-Koordination, Musik <strong>und</strong> Bewegung, Künstlerisches Gestalten, kognitive<br />
Anregungen.<br />
• Das Verhältnis von Müttern <strong>und</strong> Tagesmüttern ist im Regelfall durch eine<br />
vertrauensvolle Beziehung gekennzeichnet, bei dem die gemeinsame Sorge<br />
<strong>für</strong> das Kind im Mittelpunkt steht.<br />
• Die pädagogische Qualität von Tagespflegestellen ist klar mit bestimmten<br />
Rahmenbedingungen verb<strong>und</strong>en. So weisen Tagespflegestellen, bei denen<br />
sich die Tagesmütter umfangreicher auf ihre Tätigkeit vorbereitet haben, eine<br />
signifikant höhere pädagogische Qualität auf als solche, bei denen dies nicht<br />
oder in nur geringerem Umfang geschehen ist. Ebenso findet sich bei<br />
Tagespflegestellen mit einer schriftlichen pädagogischen Konzeption ein<br />
höheres Ausmaß an Qualität als bei Tagespflegestellen ohne schriftliche<br />
Konzeption.<br />
• Die Kinder in der Tagespflege sind altersgemäß entwickelt <strong>und</strong> weisen keine<br />
Entwicklungsbesonderheiten auf.<br />
45
• Es lassen sich klare Zusammenhänge zwischen der pädagogischen Qualität<br />
in den Familien, aus denen die Kinder kommen, <strong>und</strong> Entwicklungsmerkmalen<br />
erkennen, <strong>und</strong> zwar in dem Sinne, dass bei höherer pädagogischer Qualität<br />
des Familiensettings günstigere Entwicklungsergebnisse zu verzeichnen sind.<br />
Ein Zusammenhang mit der Qualität der Tagespflege ist (noch) nicht zu<br />
erkennen. Dies dürfte darauf zurückzuführen sind, dass ein großer Teil der<br />
untersuchten Kinder erst seit kurzem in den Tagespflegestellen betreut wird.<br />
Empfehlungen<br />
1. Weg der Transparenz fortsetzen<br />
Mit der vorliegenden Studie hat das Brandenburger <strong>Ministerium</strong> <strong>für</strong> <strong>Bildung</strong>, <strong>Jugend</strong><br />
<strong>und</strong> <strong>Sport</strong> eine systematische Beobachtung des Systems der Tagespflege im Land<br />
Brandenburg begonnen. Neben den zahlreichen Hilfen zum Aufbau einer qualitativ<br />
guten Tagespflege, die das Land seit dem Jahr 2000 in die Wege geleitet hat, ist<br />
damit auch der Weg beschritten, die tatsächliche Qualität, mögliche Probleme sowie<br />
Ansätze <strong>für</strong> weitere Verbesserungsmöglichkeiten ins Auge zu fassen. Dieser Weg<br />
erscheint richtig <strong>und</strong> erfolgversprechend. Er ist auch deshalb bedeutsam, weil die<br />
Tagespflegebetreuung naturgemäß viel weniger strukturell verankert ist als die<br />
institutionelle Betreuung in Kindertagestätten <strong>und</strong> auf eine nur eingeschränkte<br />
Tradition zurückblicken kann. Das Land sollte den mit der vorliegenden Studie<br />
begonnenen Weg der Transparenz fortsetzen.<br />
2. Längerfristige Auswirkungen auf Kinder <strong>und</strong> ihre Familien überprüfen<br />
Zu der genannten Transparenz gehört auch, dass längerfristige Auswirkungen auf<br />
Kinder <strong>und</strong> Eltern, wie auch bei den Tagespflegestellen selbst, untersucht werden.<br />
Als erster <strong>und</strong> kostensparender Schritt bietet es sich an, Kinder, Familien <strong>und</strong><br />
Tagespflegestellen der vorliegenden Untersuchung erneut zu untersuchen, zum<br />
einen, um Entwicklungsauswirkungen bei den Kindern nach einem Ablauf von 2-3<br />
Jahren zu untersuchen, Rückwirkungen auf die beteiligten Familien <strong>und</strong> ihre<br />
retrospektive Bewertung der Tagesbetreuung <strong>für</strong> ihr Kind zu erfassen <strong>und</strong> den<br />
Übergang von der Tagesbetreuung zur institutionellen Betreuung zu beleuchten,<br />
sowie die Kontinuität <strong>und</strong> Stabilität der Tagespflegestellen, auch unter dem<br />
46
Gesichtspunkt der Qualität zu untersuchen. Es ist zu erwarten, dass aus solchen<br />
Ergebnissen wichtige Schlussfolgerungen <strong>für</strong> eine weitere Verbesserung des<br />
Systems der Tagespflege im Land Brandenburg gewonnen werden können.<br />
3. Vorbereitende <strong>und</strong> stützende Rahmenbedingungen der pädagogischen<br />
Qualität in der Tagespflege aufrecht erhalten <strong>und</strong> weiterentwickeln<br />
Die Ergebnisse zeigen klare Zusammenhänge zwischen vorbereitenden <strong>und</strong><br />
unterstützenden Rahmenbedingungen (z.B. Vorbereitung der Tagesmütter,<br />
Erarbeitung einer pädagogischen Konzeption) <strong>und</strong> der erreichten pädagogischen<br />
Qualität. Die Bef<strong>und</strong>e können <strong>und</strong> sollten ein Ausgangspunkt da<strong>für</strong> sein, ein solides<br />
<strong>und</strong> verbindliches System der Vorbereitung <strong>und</strong> berufsbegleitenden Unterstützung<br />
der Tagesmütter weiter zu entwickeln <strong>und</strong> allgemein zu etablieren.<br />
4. Gezielte Fortbildungsmaßnahmen zur Anhebung der Qualität<br />
Das insgesamt erreichte Qualitätsniveau in den Brandenburger Tagespflegestellen<br />
ist zwar nicht schlechter als das in Berliner Tagespflegestellen, die von uns<br />
untersucht wurden - ein System, das auf eine lange Tradition in dieser Stadt<br />
zurückblicken kann -, kann aber auf der anderen Seite noch nicht befriedigen. Eine<br />
Fortbildungsinitiative, vom Land angeregt <strong>und</strong> unterstützt, könnte primär an dem in<br />
dieser Untersuchung ermittelten Qualitätsprofil mit seinen Stärken <strong>und</strong> Schwächen<br />
ansetzen, um pädagogische Qualität vor Ort systematisch zu entwickeln.<br />
Fachkräfte zur Qualitätsüberprüfung in der Tagespflege bei örtlichen Gruppen<br />
der <strong>Jugend</strong>hilfe ausbilden<br />
Nach vorliegenden Erkenntnissen ist die Vorbereitung <strong>und</strong> fachliche Begleitung der<br />
Tagespflegestellen in den einzelnen <strong>Jugend</strong>amtsbezirken oft noch wenig ausgeprägt.<br />
Dies liegt auch darin begründet, dass den zuständigen pädagogischen Fachkräften<br />
oft nur unzureichende professionelle Hilfsmittel zur Verfügung stehen. Es sollte daher<br />
überlegt werden, die mit der Tagespflege betreuten Fachkräfte bei den örtlichen<br />
Trägern der <strong>Jugend</strong>hilfe in der Anwendung von Qualitätsfeststellungsverfahren (z.B.<br />
der Tagespflege-Skala TAS) zu schulen. Damit könnte eine systematische <strong>und</strong><br />
gezielt auf pädagogische Qualität in der Tagespflege ausgelegte Vorbereitung <strong>und</strong><br />
47
Beratung von Tagesmüttern erreicht werden, ebenso stünde den Fachkräften bei den<br />
<strong>Jugend</strong>ämtern ein Instrumentarium zur Verfügung, um die pädagogische Qualität in<br />
den Tagespflegestellen in ihrem Zuständigkeitsbereich stichprobenartig oder auch<br />
systematisch zu überprüfen.<br />
Gütesiegel <strong>für</strong> Tagespflegebetreuung entwickeln <strong>und</strong> einsetzen<br />
Betroffene Kinder <strong>und</strong> ihre Eltern, aber auch unsere Gesellschaft als Ganzes, die<br />
erhebliche Mittel <strong>für</strong> die öffentlich unterstützte Betreuung, <strong>Bildung</strong> <strong>und</strong> Erziehung<br />
bereitstellt, sind an hoher pädagogischer Qualität in der Tagespflege interessiert.<br />
Gleiches gilt <strong>für</strong> die <strong>Jugend</strong>hilfeadministration bei der Ausführung ihres<br />
diesbezüglichen gesetzlichen Auftrages. Neben staatlich initiierten Maßnahmen der<br />
Vorbereitung <strong>und</strong> Begleitung <strong>und</strong> auch Kontrolle der Tagespflegestellen zur<br />
Erreichung <strong>und</strong> Erhaltung eines hohen Qualitätsniveaus sollte daher nach einem<br />
weiteren Anreizsystem gesucht werden, von dem speziell auch in dem administrativ<br />
nur beschränkt zu regelnden System der Tagespflege qualitätssteigernde<br />
Auswirkungen zu erwarten sind. Wir schlagen hierzu die Einführung eines<br />
pädagogischen Gütesiegels vor (vgl. Spieß/Tietze, 2002). Dieses Gütesiegel würde<br />
auf der Gr<strong>und</strong>lage einer Qualitätsfeststellung durch eine unabhängige Instanz<br />
vergeben. Es würde Eltern als Nutzern eine Qualitätsinformation über eine ins Auge<br />
gefasste Tagespflegestelle bereitstellen (<strong>und</strong> damit im Sinne von Verbraucherschutz<br />
wirken), <strong>und</strong> es würde die Bemühungen der zahlreichen Tagesmütter, die sich sehr<br />
um pädagogische Qualität bemühen, auszeichnen <strong>und</strong> damit ein – auch unter dem<br />
Gesichtspunkt von Konkurrenz - wirksames Anreizsystem bilden. Seine volle<br />
qualitätsfördernde Wirkung würde ein solches Gütesiegel entfalten, sofern die Höhe<br />
der öffentlichen Subventionierung eines Tagespflegeverhältnisses vom<br />
Vorhandensein eines Gütesiegels abhängig gemacht würde. Über die fortlaufende<br />
Auswertung von Gütesiegeluntersuchungen ließen sich zugleich Daten <strong>für</strong> ein<br />
Dauermonitoring des Tagespflegesystems <strong>für</strong> das Land gewinnen <strong>und</strong> damit die<br />
Gr<strong>und</strong>lagen <strong>für</strong> eine verbesserte Steuerungseffizienz schaffen.<br />
48
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