MEDIAkompakt_MK_24
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22<br />
FUTURE<br />
mediakompakt<br />
Was kommt da auf uns zu?<br />
Foto: Pixabay<br />
Mit dem Summen und<br />
Brummen könnte es bald ein<br />
Ende haben. Es gibt immer<br />
weniger Insekten bei uns,<br />
das gefährdet unser<br />
Ökosystem. Welche Folgen<br />
hat das, was können<br />
wir dagegen tun?<br />
VON GABRIELA MÜLLER<br />
Es ist stiller geworden auf den Wiesen und<br />
Feldern, in Gärten und Parks. Die<br />
Insektenwelt steckt in Schwierigkeiten.<br />
An einigen Standorten gibt es manche<br />
Arten nicht mehr, oder es kommen im -<br />
mer weniger vor. Laut Ergebnissen, die der Ento -<br />
mologische Verein Krefeld über 27 Jahre ge -<br />
sammelt hat, ist die Biomasse der Flug insekten in<br />
Deutschland um 75 Prozent zurückgegangen. Die<br />
Studie sorgte nicht nur wegen der erschreckenden<br />
Zahl für Aufsehen, sondern auch, weil sie eine der<br />
wenigen Langzeitstudien über Insekten ist. Denn<br />
der Bestand der Tiere ist witterungsabhängig und<br />
kann somit oft von Jahr zu Jahr unterschiedlich<br />
sein.<br />
Mit Hilfe der Bevölkerung will der Natur -<br />
schutzbund (NABU) eine Datengrundlage gene -<br />
rieren und ruft 2018 erstmals bundesweit auf, sich<br />
an der Aktion „Insektensommer“ zu beteiligen.<br />
Ermutigt durch die jährlichen Vogelzählungen,<br />
mit denen man gute Erfahrungen gemacht hat,<br />
sollen in zwei Aktionszeiträumen im Juni und<br />
August Insekten registriert werden. Falschbe -<br />
stimmungen können, so die Erfahrung, durch die<br />
große Masse an Daten ausgeglichen werden.<br />
Außerdem soll mit der Aktion erreicht werden,<br />
dass das Thema in der Bevölkerung mehr ver -<br />
ankert wird und dass Menschen bereit sind, sich<br />
damit auseinanderzusetzen. „Denn nur was man<br />
sieht und kennt, hält man auch für schützens -<br />
wert“, sagt Dr. Stefan Kress, Vorstandsmitglied des<br />
NABU Stuttgart und zuständig für das Thema<br />
Insekten.<br />
Woran liegt das Insektensterben?<br />
Als ein Grund des Verschwindens gilt die<br />
Zerschneidung der Lebensräume durch Straßen<br />
und Wohnbebauung. Auf den begrenzten Flächen<br />
kommt es zu genetischer Verarmung. Zudem hat<br />
sich die landwirtschaftliche Struktur verändert.<br />
Wiesen werden intensiver bewirtschaftet, ge -<br />
düngt und häufiger gemäht. Felder werden immer<br />
größer, somit gibt es weniger Ackerränder mit<br />
Blühstreifen und Hecken. Neben dem einseitigen<br />
Nahrungsangebot durch Monokulturen, leiden<br />
die Insekten unter dem Einsatz von Pestiziden.<br />
Eine weitere Bedrohung sind veränderte Boden -<br />
verhältnisse durch die Überfrachtung mit Stick -<br />
stoff von Abgasen und Düngemitteln. Magere,<br />
nährstoffarme Standorte, wo nur spezielle Pflan -<br />
zen überleben können, bieten eine hohe Arten -<br />
vielfalt. Viele Insekten sind daran angepasst. Diese<br />
Pflanzen werden verdrängt, da der Stickstoff das<br />
Wachstum von Pflanzen begünstigt, die auf<br />
nährstoffreichen Fettwiesen wachsen.<br />
Foto: Stefan Kress<br />
Wildbienen erkunden eine Nist- und Überwinterungshilfe.<br />
Um Insekten zu unterstützen kann man solche<br />
Insektenhotels im Garten aufstellen. Nach der Eiablage<br />
werden die hohlen Röhrchen verschlossen.