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LEUNAer STADT ANZEIGER Das ist der Sommer - Stadt Leuna

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Nr. 7/2010 | 36<br />

beteiligt, in dem es im Rahmen ihres Haushaltes möglich war.<br />

Die kommunalpolitischen Verhältnisse in den fünf Zweckverbandsdörfern<br />

gestalteten sich sehr unterschiedlich. Dies wi<strong>der</strong>spiegelte<br />

sich im Lebensniveau <strong>der</strong> einzelnen Mitgliedskommunen.<br />

Die Werkssiedlung besaß gefolgt von <strong>Leuna</strong>-Ockendorf, Rössen,<br />

Göhlitzsch, <strong>Das</strong>pig und Kröllwitz den höchsten Standard.<br />

Auf <strong>der</strong> Grundlage <strong>der</strong> Weimarer Verfassung sollte <strong>der</strong> Gleichheitsgrundsatz<br />

auch in den einzelnen Wohngebieten in <strong>der</strong> Verwaltungsgemeinschaft<br />

realisiert werden. Dieses Thema <strong>ist</strong> sehr<br />

komplex und wirft die Frage nach dem Verhältnis <strong>der</strong> öffentlichen<br />

und meritorischen Güter auf.<br />

Meritorische Güter:<br />

Ursprünglich auf Mastgrave zurückgehen<strong>der</strong> Begriff für Güter,<br />

<strong>der</strong>en Bereitstellung durch den Staat damit gerechtfertigt wird,<br />

das aufgrund verzerrter Präferenzen <strong>der</strong> Bürger/Konsumenten<br />

<strong>der</strong>en am Markt geäußerte Nachfragewünsche zu einer gemessen<br />

am gesellschaftlich wünschenswerten Versorgungsgrad suboptimalen<br />

Allokationen dieser Güter führen; Ausbildung. So legitimierte<br />

Eingriffe des Staates in die individuellen Präferenzen sind<br />

umstritten.<br />

Die Fragestellung ging auf die Son<strong>der</strong>stellung <strong>der</strong> Gemeinde Kröllwitz<br />

im Zweckverband zurück. <strong>Das</strong> Dorf lag über 800 m von den<br />

übrigen Kommunen entfernt. Ein baulicher Anschluss an die an<strong>der</strong>en<br />

vier Dörfer war nicht möglich. Da sich Kröllwitz in einem hochund<br />

druckwassergefährdeten Gebiet befand. Alle an<strong>der</strong>en Ortschaften<br />

waren baulich miteinan<strong>der</strong> verbunden. Einer Möglichkeit<br />

<strong>der</strong> Vergrößerung von Kröllwitz waren damit enge Grenzen<br />

gesetzt. Außerdem hatte die Infrastruktur in diesem Dorf das niedrigste<br />

Niveau. Für den Zweckverband stellte Kröllwitz ein Fass<br />

ohne Boden dar, denn alle an<strong>der</strong>en Ortschaften mussten beim<br />

Finanzausgleich stützen. Im ganzen Zweckverband besaß Kröllwitz<br />

das niedrigste Steueraufkommen.<br />

Grundbetrag Aufkommen Die Kreisabgaben<br />

und<br />

Lohnsteueranteilebetragen<br />

36 %,<br />

sodass nach<br />

<strong>der</strong>en Abzug<br />

vom Aufkommen<br />

für<br />

die Gemeinde<br />

verbleiben<br />

Gemeinde<br />

Rössen 135.448 M 206.972 M 132.463 M<br />

Gemeinde<br />

<strong>Leuna</strong> 56.222 M 86.051 M 55.073 M<br />

Gemeinde<br />

Göhlitzsch 51.732 M 73.784 M 47.222 M<br />

Gemeinde<br />

<strong>Das</strong>pig 11.208 M 17.453 M 11.170 M<br />

Gemeinde<br />

Kröllwitz 10.093 M 13.284 M 8.502 M<br />

Aus: StA <strong>Leuna</strong>; Rep. VII; Akte Nr. 60; BI. 19<br />

Bei <strong>der</strong> näheren Betrachtung <strong>der</strong> finanziellen Verhältnisse <strong>der</strong><br />

Gemeinde Kröllwitz ergibt sich folgendes Bild:<br />

„Die Einnahmen <strong>der</strong> Gemeinde Kröllwitz betrugen 1925/26<br />

7.913,24 Mark, das Gewerbesteuersoll 3.709,20 Mark. Nimmt<br />

man dazu die Zuschläge, die im Jahre 1925/26 erhoben wurden<br />

nämlich 100 % vom Grundvermögen und 200 % vom Gewerbe,<br />

so brachte die Gemeinde Kröllwitz dem Zweckverbande <strong>Leuna</strong><br />

im vorigen Jahre an Realsteuern eine Einnahme von15.331,64<br />

M<br />

Dazu sind noch Reichssteueranteile zu rechnen3.327,10 M<br />

Dies ergibt zusammen: 18.658,74 M<br />

Davon sind wie<strong>der</strong> abzuziehen die Anteile <strong>der</strong> Arbeiterwohnsitzgemeinden<br />

an Lohnsummensteuer mit 998,00 M<br />

und die Kreisabgaben mit 5.334.90 M<br />

6.332,90 M<br />

LEUNAER <strong>STADT</strong><strong>ANZEIGER</strong><br />

Es verbleibt sohin dem Zweckverband aus dem Steueraufkommen<br />

<strong>der</strong> Gemeinde Kröllwitz<br />

die Summe von 11.425,64 M<br />

Davon hat Kröllwitz in bar für seinen eigenen Haushalt zurückbekommen<br />

5.000.00 M<br />

sodass für Arbeiten, die <strong>der</strong> Zweckverband im Interesse <strong>der</strong><br />

Gemeinde Kröllwitz vornahm, ganz abgesehen von dem allgemeinen<br />

Verwaltungskostenanteil, übrigblieben 6.425,84 M<br />

Betrachtet man aber demgegenüber die Le<strong>ist</strong>ungen, die <strong>der</strong><br />

Zweckverband <strong>Leuna</strong> im Jahre 1925/26 aufgebracht hat, so ergibt<br />

sich folgendes:<br />

Seitens des Zweckverbandes <strong>Leuna</strong> wurde auf ausdrücklichen<br />

Wunsch <strong>der</strong> Gemeinde Kröllwitz ein Landjägerhaus gebaut mit<br />

einem Kostenaufwande von insgesamt 15.000,00 M<br />

Als Teilbauplatz für die Schule wurde das Pritzschke’sehe Grundstück<br />

erworben und<br />

mit einem Kostenaufwande von 1.000,00 M<br />

Für Schulreparaturen wurden ausgegeben 550,00 M<br />

Für Straßenbauarbeiten im Kröllwitzer Bezirke wurden ausgegeben<br />

2.500.00 M<br />

zusammen: 19.050,00 M<br />

Zieht man davon ab, was von Kröllwitz in das Vermögen des<br />

Zweckverbandes flössen nämlich 6.425,84 M<br />

so hat Kröllwitz dem Zweckverbande im Jahre 1925/26 mehrgekostet<br />

als es aufbrachte,<br />

den Betrag von 12.624,16 M<br />

Im Jahre 1926/27 bringt Kröllwitz<br />

dem Zweckverband 17.690,22 M<br />

Davon sind wie<strong>der</strong> abzuziehen<br />

die Lohnsummensteuer mit 998,00 M<br />

und die Kreisausgaben<br />

für dieses Jahr mit 4.351,49 M<br />

5.351,49 M<br />

sodass also eine Le<strong>ist</strong>ung aus dem Gemeindeaufkommen von<br />

Kröllwitz an den Zweckverband mit 12.340,73 M vertreibt. Kröllwitz<br />

bekommt in diesem Jahre vom Zweckverband wie<strong>der</strong>um für<br />

seinen Haushalt 5.000,00 M<br />

sodass dem Zweckverbande zur Verwendung im Interesse <strong>der</strong><br />

Gemeinde Kröllwitz zur Verfügung bleiben 7.340,73 M<br />

Im Jahre 1926/27 wurde nun schon die Strasse Kröllwitz-<strong>Das</strong>pig<br />

umgepflastert und gehoben, wofür auf <strong>der</strong> Gemarkung Kröllwitz<br />

in bar Ausgaben für den Zweckverband <strong>Leuna</strong> entstanden<br />

10.000,00 M<br />

Weiter wurde die Neuherrichtung des Siefertweges in Angriff<br />

genommen, mit einer Anschlagsumme von 2.300,00 M<br />

und schließlich sind noch für Straßenunterhaltung und Pflasterungen<br />

an den Kurven weiter<br />

zur Verausgabung vorgesehen 3.000,00 M<br />

zusammen: 15.300,00 M<br />

Zieht man davon ab, was dem Zweckverbande aus dem Aufkommen<br />

<strong>der</strong> Gemeinde<br />

Kröllwitz zur Verfügung steht mit 7.340,73 M<br />

so hat <strong>der</strong> Zweckverband auch in diesem Jahre für Kröllwitz wie<strong>der</strong><br />

drauflegen 7.959,27 M<br />

Beson<strong>der</strong>s einschneidend sind jedoch die Ausgaben, die für Kröllwitz<br />

im Jahre 1927 vorgesehen waren. Durch ein Abkommen vom<br />

31. Oktober 1925 mit Herrn Schulrat Ross in Merseburg <strong>ist</strong> für<br />

1927 <strong>der</strong> Beginn des Baues einer zweiklassigen Schule mit zwei<br />

Lehrerwohnungen in Kröllwitz vorgesehen. Schon die Vorbereitung<br />

des Bauplatzes dürfte eine erhebliche Summe kosten. Es<br />

hat sich herausgestellt, dass <strong>der</strong> Pritzschke’sche Bauplatz voraussichtlich<br />

als Schulplatz nicht verwendet werden kann, weil auf<br />

ihm ein Straßendurchbruch zu erwarten <strong>ist</strong>.<br />

Um einen Schulplatz in Kröllwitz zu schaffen, müssen 3.000 cbm<br />

aufgeschüttet werden.<br />

Der Kies allein kostete 18.000,00 M<br />

Die dazu erfor<strong>der</strong>lichen Erdarbeiten kosteten 2.000,00 M<br />

Eine zweiklassige Schule mit zwei Lehrerwohnungen wird<br />

geschätzt auf 80.000,00 M<br />

zusammen: 100.000,00 M

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