19.07.2018 Aufrufe

STARK!STROM Magazin #4

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Ausgabe <strong>#4</strong><br />

Juli-Aug 2018<br />

WO DIE WILDEN WÖLFE HEULEN<br />

PUNGENT STENCH • GHOST<br />

COLD SNAP • ASPHAGOR • PHI<br />

MARTIN SOBOTNIK • PAIN IS<br />

© Andreas Hofer<br />

© Matteo Vdiva Fabbiani<br />

IM STURMWIND<br />

DES SCHICKSALS


88.6<br />

DELTA<br />

PARTY<br />

RUSSKAJA – LIVE!<br />

Addicted to Rock Party Floor<br />

88.6 DJs<br />

Poledanceshow<br />

Pyrospecial uvm.<br />

Jetzt Tickets exklusiv<br />

über radio886.at gewinnen!<br />

Kein VVK, keine Abendkassas. Beginn: 21 Uhr<br />

2<br />

1. 9. 2018 | Ottakringer Brauerei


OUTING<br />

Unter Strom!<br />

Liebe Leser,<br />

lange habe ich gegrübelt,<br />

sehr lange.<br />

Wann soll ich es sagen, wie<br />

soll ich es sagen, soll ich es<br />

überhaupt sagen?<br />

Wie werden die Freunde<br />

reagieren, die Verwandten, die Kollegen oder<br />

ihr, liebe Leser? Was werden die Nachbarn<br />

sagen?<br />

Vielleicht wäre Verheimlichen doch besser?<br />

Andererseits, würde man sich damit nicht<br />

auch selbst belügen? Und kann man im Endeffekt<br />

sowieso nicht raus aus seiner Haut?<br />

Also, was soll’s.<br />

Einmal noch kräftig durchatmen... pfuh... und<br />

raus damit:<br />

Ich halte GHOST für überbewertet.<br />

Andi Appel, Herausgeber<br />

Stark und gratis!<br />

Unser Mag liegt in vielen Clubs und Stores auf (eine<br />

Liste findet ihr bei Interesse unter www.starkstrom.live),<br />

wird euch aber auch gerne gratis ins Haus geschickt, Mail<br />

mit Postanschrift an strom@starkstrom.live genügt.<br />

Stark!Strom auch im<br />

Sozialen Netz<br />

StarkStromMag


BILDER<strong>STROM</strong><br />

Alle Fotos: © Tom Zonyga


DAS ERSTE <strong>STARK</strong>!<strong>STROM</strong>!FEST WAR EIN<br />

VOLLER ERFOLG UND DAHER SICHER NICHT DAS LETZTE.<br />

DANKE AN „THE NICE GUYS“, RAPTOR 200, SLOOGA,<br />

DJ <strong>STROM</strong>!SCHLAG UND ALLE BESUCHER FÜR EINEN<br />

WUNDERBAR(ENTSPANNT)EN ABEND!<br />

BESTENS UNTERHALTEN HABEN SICH DIE<br />

<strong>STARK</strong>!<strong>STROM</strong>-ABGESANDTEN UND 220.000 WEITERE<br />

GÄSTE AUCH BEIM NOVA ROCK 2018, DANKE<br />

FÜR DIE SCHÖNE ZUSAMMENARBEIT!<br />

DARK ROCK<br />

meets<br />

POP ART<br />

Das neue Album<br />

ab sofort in allen<br />

Stores als CD-Digipak,<br />

Download & Stream.<br />

www.roterfeld.com<br />

Hol dir Castl.rocks &<br />

befreunde dich mit<br />

Aaron Roterfeld


Wolfs-Strom<br />

In seiner bis dato 15-jährigen Karriere hat das Wolfsrudel mit<br />

sechs Studioscheiben und zwei Live-Tonträgern, vor allem<br />

aber mit aufsehenerregenden Shows eine riesige und treue<br />

Fan-Schar für sich gewinnen können.<br />

Wer schon einmal einem solchen Spektakel<br />

beiwohnen durfte (und wer hat das noch<br />

nicht?), wird bestätigen, dass die von Sänger<br />

Attila Dorn angeführte Gruppe ihre Songs<br />

nicht nur technisch einwandfrei auf die Bretter<br />

bringt, sondern auch über einen gehörigen<br />

Entertainment-Faktor verfügt. Konzerte kann<br />

jede Band veranstalten, POWERWOLF zelebrieren<br />

stattdessen „Messen“ und haben mit ihrem<br />

Frontmann obendrein einen Kerl in den<br />

Reihen, der seine „transsilvanische“ Herkunft<br />

unglaublich witzig und authentisch an den<br />

Fan zu bringen versteht.<br />

DER FRÜHE<br />

WOLF(S)GANG<br />

FÄNGT DEN<br />

JENS<br />

6<br />

Kein Wunder, dass der Erfolgslauf des Quintetts<br />

– sowohl das 2013er-Gerät „Preachers<br />

Of The Night“ als auch das 2016er-Dokument<br />

„The Metal Mass Live“ stürmten auf Platz 1 der<br />

offiziellen deutschen Charts – seinesgleichen<br />

sucht. Und mit dem brandneuen, siebenten<br />

Studiowerk „The Sacrament Of Sin“ (Napalm<br />

Records, siehe Review) garantiert weitergehen<br />

wird.<br />

Wir baten Gitarrist Matthew Greywolf an die<br />

Stark!Strom!Strippe, um Interessantes über<br />

die Produktion des Albums, dessen erhöhten<br />

Bombast-Anteil und die Idee hinter der wunderbaren<br />

Bonus-CD zu erfahren:<br />

Wodurch unterscheidet sich „The Sacrament Of<br />

Sin“ am stärksten von euren vorherigen<br />

Scheiben?<br />

Zunächst einmal muss man anmerken,<br />

dass wir uns für das Album<br />

wesentlich länger Zeit genommen<br />

haben, als das bisher bei<br />

uns üblich war. Zum einen, weil<br />

wir nichts überstürzen wollten, und zum anderen,<br />

um einen „Schnellschuss“ zu vermeiden.<br />

Aber „nur mal einfach so“ ein Jahr länger<br />

benötigt zu haben, kann man uns auch nicht<br />

unterstellen, schließlich begann nahezu unmittelbar<br />

nach der Veröffentlichung von<br />

„Blessed & Possessed“ eine sehr ausgedehnte<br />

© Tim Tronckoe<br />

„Wir sind wirklich sehr stolz<br />

darauf, dass so unterschiedliche<br />

und allesamt großartige<br />

Bands dabei sind“<br />

Cover Me!<br />

Tournee für diese Platte. Die währenddessen<br />

in uns aufkeimende Idee eines Live-Albums<br />

beanspruchte logischerweise zusätzlich Zeit.<br />

Schließlich musste „The Metal Mass“, das wir<br />

im Oktober 2015 in Oberhausen aufgenommen<br />

haben, auch erst einmal fertiggestellt werden.<br />

An Ideen für neue Songs mangelte es uns definitiv<br />

nicht, auch wenn man uns bereits mehrfach<br />

die Frage stellte, weshalb denn nun zum ersten<br />

Mal in unserer Karriere drei Jahre<br />

zwischen zwei Studioalben vergangen<br />

sind. Einige Tracks haben wir<br />

auch ganz bewusst eine gewisse<br />

Zeit ruhen gelassen, um uns etwas<br />

Abstand zu verschaffen und gegebenenfalls<br />

Verbesserungen anbringen<br />

zu können. Ich bin mir ganz sicher,<br />

dass „The Sacrament Of Sin“ völlig anders klingen<br />

würde, wenn wir uns nicht auf diese Arbeitsweise<br />

festgelegt hätten.<br />

Apropos „anders“, ihr habt für das Werk nicht nur<br />

das Studio, sondern auch den Produzenten gewechselt.<br />

Warum?


Wolfs-Strom<br />

einen Arbeitstag in aller Herrgottsfrühe, also<br />

um halb acht Uhr morgens, zu beginnen, um<br />

die Kreativität zu befeuern, kam uns doch<br />

etwas, naja, sagen wir mal seltsam vor. Doch<br />

er sollte Recht behalten, denn alles lief recht<br />

locker und entspannt ab und das Resultat<br />

spricht für sich.<br />

Auffällig ist meiner Meinung nach auch, dass den<br />

orchestralen Parts ein wenig mehr Bedeutung zugebilligt<br />

wurde und diese dadurch dominanter<br />

denn je wirken. Geht das auch auf Jens’ Kappe?<br />

Nee, dafür war Joost van den Broeck zuständig,<br />

den wir dafür engagiert haben. Er versteht einfach<br />

unglaublich viel davon und hat unserem<br />

Dafürhalten nach das Album um den nötigen<br />

Bombast erweitert. Joost hat sich durch seine<br />

Vielseitigkeit und Kompetenz empfohlen,<br />

wir wissen seine Arbeit mit Bands wie AFTER<br />

FOREVER, STAR ONE und EPICA zu schätzen<br />

und daher war er diesbezüglich auch unsere<br />

erste Wahl.<br />

Vornweg: Wir waren mit Fredrik Nordström<br />

und dem „Studio Fredman“ immer vollends<br />

zufrieden und haben uns nicht aus persönlichen<br />

Gründen gegen ihn entschieden. Es lag<br />

einzig und allein daran, dass wir uns intern<br />

auf einen studiotechnischen „Tapetenwechsel“<br />

einigten. Und ja, mit Jens Borgren zusammenzuarbeiten<br />

war für uns alle<br />

eine gehörige Umstellung. Vor<br />

allem für mich, schließlich ist<br />

er vom Typ her völlig anders als<br />

Fredrik. Bis vor kurzem hatte ich<br />

den Ruf, der Perfektionist bei PO-<br />

WERWOLF zu sein. Frag Fredrik, er<br />

wird es dir bestätigen, haha. Doch<br />

während der Aufnahmen mit Jens<br />

in den „Fascination Street Studios“<br />

wurde mir bewusst, dass dieser Kerl<br />

noch viel mehr Wert auf Präzisionsarbeit legt<br />

als ich. Wahnsinn!<br />

Im Endeffekt ist aber alles bestens gelaufen<br />

und wir sind mit dem Sound absolut zufrieden.<br />

Wonach es, ganz ehrlich gesagt, zunächst<br />

gar nicht aussah. Vor allem seine Vorstellung,<br />

„Vor allem seine Vorstellung,<br />

einen Arbeitstag um halb acht<br />

Uhr morgens zu beginnen, um<br />

die Kreativität zu befeuern,<br />

kam uns doch etwas, naja,<br />

sagen wir mal seltsam vor“<br />

Wildes Rudel trifft<br />

Studioperfektionisten<br />

Zu niederländischen KollegInnen scheint ihr<br />

ohnedies ein ganz besonderes Verhältnis zu pflegen.<br />

Speziell zu EPICA. Die sind, zusammen mit diversen<br />

Kollegen, auf der Bonus-CD „Communio Lupatum“<br />

zu hören, worauf sie „Sacred & Wild“ zum<br />

Besten geben. Wie genau kam denn dieses Teil zustande,<br />

auf dem andere Bands eure Songs covern?<br />

Ganz ehrlich: aus einer Bierlaune! Mehr steckte<br />

da nicht dahinter. Aber es waren<br />

definitiv EPICA, die uns dazu<br />

animierten. Schließlich spielten<br />

sie die Nummer auf unserer gemeinsamen<br />

Tournee ab und zu<br />

beim Soundcheck. Daraus entstand,<br />

beflügelt durch das eine<br />

oder andere Bierchen, die Idee,<br />

dass sie den Song auch als Coverversion<br />

aufnehmen. Wir fanden<br />

das klasse und kontaktierten in<br />

weiterer Folge einige andere Bands aus unserem<br />

Freundeskreis. Das Ergebnis hat uns umgehauen.<br />

Wir sind wirklich sehr stolz darauf,<br />

dass so unterschiedliche und allesamt großartige<br />

Bands wie HEAVEN SHALL BURN, KADA-<br />

VAR oder AMARANTHE mitgemacht und einen<br />

unserer Songs für diese Bonus-CD eingespielt<br />

7


Wolfs-Strom<br />

haben. Mich persönlich macht ganz besonders<br />

stolz, dass Mille dabei ist, eines meiner erklärten<br />

Jugend-Idole.<br />

Auf eine andere deutsche Thrash-Legende, SODOM nämlich,<br />

treffen POWERWOLF am Grazer Schlossberg, wo sie am 17.08.<br />

das METAL ON THE HILL-Festival headlinen. Am 06.11. gastiert<br />

das durchgeknallte Rudel im Rahmen seiner „Wolfsnächte“-Gastspielreise<br />

in der Arena Wien. Schon jetzt indes kann<br />

man „The Sacrament Of Sin“ in diversen Editions abgreifen, was<br />

man dem Fan aber nicht mehr großartig zu erzählen braucht.<br />

www.powerwolf.net<br />

Walter<br />

© Matteo Vdiva Fabbiani<br />

POWERWOLF – The Sacrament Of Sin<br />

(Napalm Records)<br />

Reden wir nicht lange drumherum: Auch das – gar nicht mal so – „verflixte“ siebente<br />

POWERWOLF-Album wird sich verkaufen wie die warmen Semmeln, zumal die fünf<br />

Herren ihren eingeschlagenen Weg darauf mit aller Konsequenz fortsetzen.<br />

So gibt es erneut Hymnen (oder auch „Psalmen“, im Bandkontext wirkt dieser<br />

Begriff durchaus angebracht) vom Feinsten, zwölf an der Zahl, die in typischer<br />

Wolfsmanier dargeboten werden und vom Up-Tempo-Brecher bis in gemächliche<br />

Gefilde reichen. Letzteres ist insofern bemerkenswert, da sich mit „Where The<br />

Wild Wolves Have Gone“ zum allerersten Mal eine reinrassige Ballade als Bestandteil<br />

eines POWERWOLF-Drehers er- und beweist.<br />

Auch in den Texten, seit jeher ein essentieller Bestandteil des<br />

Entertainment-Faktors der Truppe, bekommt man die obligatorisch<br />

„sakralen“ Themen geboten und mit „Stossgebet“<br />

erneut einen Song mit partiell deutschsprachigem Gesang.<br />

Fazit: Eine in jeder Hinsicht klassische und dennoch mit<br />

ein paar Überraschungen versehene POWERWOLF-Scheibe,<br />

die sich der Fan bedenkenlos ins Gehege stellen darf.<br />

www.facebook.com/powerwolfmetal<br />

Walter<br />

8


Strom-schlag<br />

Pünktlich um 20 Uhr erscheint auf der überdimensionalen<br />

Video-Wall ein Panzer, der<br />

gefühlte 15 Minuten nichts macht, außer<br />

mit der Kanone zu wackeln und ein bissi zu<br />

schießen. Dann erscheinen ein paar Herren,<br />

sichtlich verjüngt mit Teenie-Klamotten und<br />

lustigen Hüten. Der eine „singt“ ein paar Hits,<br />

der andere gniedelt seiner Gitarre ein paar sehr<br />

lange Soli aus den Saiten, ein Dritter freut sich<br />

ob seines dritten Frühlings am Bass und<br />

gniedelt auch sehr viel.<br />

Vor der Bühne stehen etwa 65.000 Leute<br />

und jubeln mehr oder weniger.<br />

Die PA ist riesig, der Sound ist grottig<br />

und die Performance der Gruppe<br />

ist auch nicht grade erquicklich. Es<br />

werden Hits zum Besten gegeben, irgendwas<br />

mit Dschungel, irgendwas<br />

mit Paradies, irgendwas mit „easy“.<br />

Die Menge jubelt, der Sänger verschwindet<br />

ab und zu und kommt mit neuem Shirt<br />

und anderem Hut wieder. Der andere Hut gniedelt<br />

seine Gitarre weiter, teils sehr lang, und es<br />

kommen auch Huldigungen an Paul McCartney,<br />

PINK FLOYD, SOUNDGARDEN, Bob Dylan und<br />

THE WHO daher. Dazwischen kommen auch ein<br />

paar eigene Songs.<br />

Der Verfasser dieser Zeilen findet das überkandidelte<br />

Procedere spätestens nach zwei<br />

Stunden irgendwie langweilig (es dudelt grad<br />

der PINK FLOYD-Song „Wish You Were Here“ aus<br />

der immerhin sehr lauten PA), holt sich ein<br />

Bier und denkt sich kurz mal „Wozefak?“. Egal.<br />

Angeblich handelt es sich ja um Legenden, da<br />

geht man nicht einfach heim. Der Verfasser<br />

dieser Zeilen geht aber dann doch heim, hört<br />

draußen noch ein Lied vom Nacht zug – oh, das<br />

kennen wir aus’m Radio! Egal. Komisch.<br />

Gestern um dieselbe Zeit hat man<br />

sich noch gewünscht, eine Band<br />

namens FOO FIGHTERS würde<br />

bitte niemals aufhören zu spielen.<br />

Weil das war Entertainment.<br />

Heute denkt man sich: Geh bitte!<br />

Wann ist das aus, und warum<br />

schreien 65.000 Leute nach<br />

Zugaben? Wer sind diese Kasperln<br />

da auf der riesigen Bühne, und<br />

warum dürfen sie da drei Stunden sein?<br />

Beim Nachhausegehen sehe ich ziemlich<br />

viele alte Menschen in ziemlich neuen Shirts.<br />

Auf den meisten steht „GUNS N’ ROSES“.<br />

Auf manchen steht aber auch „IRON MAIDEN“.<br />

Die spielen morgen. Das wird dann wieder<br />

Entertainment!<br />

Mike, Stark!Strom-Chefredakteur<br />

Happy Weekend<br />

BY CASINOS AUSTRIA<br />

Jeden Freitag und Samstag ab 20 Uhr!<br />

Serviceline: +43 (0)1 534 40 50 casinos.at facebook.com/casinosat


10<br />

Strom-Feld<br />

ROTERFELD<br />

Dämonen mit Sternchen-App<br />

Nicht nur, dass sich Aaron ROTERFELD als Stark!Strom-Fan zu<br />

erkennen gibt, gewährt der „Dark Rock“-Sympathikus aus dem<br />

Ländle auch Einblicke in die Geschichte des aktuellen Werkes<br />

„Hamlet At Sunset“ (True Artist Records) und erweist sich somit<br />

im Telefoninterview als eloquenter Gesprächspartner.<br />

Und die große Frage, die sich analog zum Titel des<br />

neuen ROTERFELD-Albums aufdrängt, ist natürlich<br />

die Verbindung zur Figur des Hamlet…<br />

Die Entstehung des Albums<br />

fiel in die Zeit, als William<br />

Shakespeare seinen<br />

400. Todestag<br />

„gefeiert“ hat (lacht),<br />

und er war definitiv<br />

einer der größten<br />

Dichter, die es jemals<br />

gab. Keiner<br />

hat so viele verschiedene<br />

Bühnenfiguren<br />

erschaffen<br />

wie er. Alles Charaktere,<br />

die durch den<br />

Sturmwind des Schicksals<br />

gejagt werden. Die<br />

Auswahl der Songs war<br />

zu diesem Zeitpunkt schon<br />

absehbar und es ist durchaus<br />

so, dass ich mich ein Stück weit, bis<br />

die Songs ausproduziert waren, durch diesen<br />

Prozess gequält habe wie Hamlet auf der Suche<br />

nach Rache für seinen Vater.<br />

Wobei mir auch sehr an der Umsetzung der<br />

Vielschichtigkeit des Hamlet’schen Charakters<br />

gelegen ist. Gleichzeitig war mir klar, dass kaum<br />

eine Band so viele verschiedene Sachen auf ein<br />

Album gepackt hätte.<br />

Also doch auch eine Prise Wahnsinn?<br />

(lacht) Ja, der Wahnsinn ist mir schon einige Male<br />

vorgeworfen worden. Andererseits treibt mich<br />

gerade dieser Wahnsinn an, ein besseres Wort<br />

ist vielleicht Besessenheit oder Leidenschaft.<br />

Es ist im Grunde ein innerer Dämon, der dich<br />

antreibt, immer weiterzumachen und alle<br />

potenziellen Hindernisse zu überwinden.<br />

Musikalisch deckt ROTERFELD eine ziemliche Bandbreite<br />

ab. Rock, Gothic, symphonische Elemente, Metal,<br />

eingängige Refrains, fast schon „radiotaugliche“<br />

Hits, aber auch „schwerere“ Parts,… Wie wichtig ist<br />

es für dich, einordbar zu sein – oder interessiert<br />

dich das gar nicht?<br />

Für mich ist es wichtig, nicht einordbar zu sein.<br />

Ich finde es lustig, immer wieder mal für eine<br />

Überraschung gut zu sein. ROTERFELD war<br />

ja immer mehr ein Kunstprojekt<br />

als eine gewachsene Band, die<br />

sich unter Umständen an gewisse<br />

Regeln halten muss.<br />

ROTERFELD sind, was<br />

das betrifft, absolut<br />

frei. Die einzige Regel,<br />

die es gibt, ist, was<br />

ich gerade zur Regel<br />

erkläre. (lacht)<br />

Aaron, was inspiriert<br />

dich, woraus schöpfst<br />

du deine Kraft, was<br />

bringt dich heil durch<br />

die Nacht?<br />

Die Inspiration für „Hamlet<br />

At Sunset“ geht auf viele<br />

verschiedene Eindrücke zurück.<br />

Teile dieser Songs sind entstanden,<br />

da war ich gerade mal 16 Jahre jung, und es<br />

gibt natürlich auch ganz neue, die so ein oder<br />

zwei Jahre alt sind. In Wirklichkeit stehen<br />

da immer Gefühle oder Stimmungslagen<br />

am Anfang.<br />

© Phil Strahl<br />

Mein Vater war ein sehr begabter<br />

Maler, ich hingegen habe<br />

zwei komplett linke Hände<br />

dafür. Deshalb versuche ich<br />

mit der Musik zu malen und<br />

auf diesem Weg Bilder zu<br />

erschaffen, die dramatisch<br />

sind – die große Geste, womit<br />

wir wieder bei Hamlet<br />

wären.


Strom-Feld<br />

© Aaron Roterfeld<br />

Es gibt auf dem Album den Song „Bring Your Own<br />

Star To Life“, der quasi auch den Soundtrack für die<br />

von dir entwickelte „Castl.rocks“-App darstellt. Erzähl<br />

bitte mal, was es damit auf sich hat.<br />

Diese App ist meines Wissens nach das erste Social-Media-Tool,<br />

bei dem die Likes, die hier „Stars“,<br />

also Sterne, sind, einen echten Wert haben. Uns<br />

war von vornherein klar, dass wir einen Ansatz<br />

wählen müssen, der komplett neu ist, sonst lohnt<br />

sich die Arbeit nicht. Die App funktioniert so, dass<br />

sie automatisch 51 Prozent der Werbeeinnahmen<br />

an die User zurückgibt. Die erwähnten „Stars“<br />

werden nicht in Form von Geld zurückgegeben,<br />

sondern können unter den Usern gegenseitig<br />

vergeben, getauscht oder für einen guten Zweck<br />

gespendet werden. Unsere App soll also wirklich<br />

„sozial“ sein, positiver und gerechter als andere<br />

Plattformen, mehr Infos findet man unter<br />

„Castl.rocks“.<br />

Ein sehr schöner Gedanke, der reges Interesse verdient.<br />

Berührend ist auch die Geschichte von „Father And<br />

Son“, einem tragisch endenden Flüchtlingsschicksal.<br />

Es geht ja wieder die große Angst vor dem Fremden<br />

um, wie begegnest du dieser Situation?<br />

Um die Menschen, die vor dem Fremden Angst<br />

haben, abzuholen, bedarf es gegenseitiger Anstrengungen,<br />

das ist immer ein Geben und Nehmen.<br />

Die meisten Menschen haben vor dem<br />

Angst, was sie nicht kennen. Ins Gespräch zu<br />

kommen, hilft da schon enorm. Die oft erwähnte<br />

Wertevermittlung gestaltet sich umso schwieriger,<br />

je mehr die Menschen sich selbst und einander<br />

„Um die Menschen, die vor dem<br />

Fremden Angst haben, abzuholen,<br />

bedarf es gegenseitiger<br />

Anstrengungen, das ist immer<br />

ein Geben und<br />

Nehmen.“<br />

über die jeweiligen Herkunftsländer definieren<br />

und nicht über verbindliche Werte.<br />

In „Father And Son“ wollte ich einfach auch die<br />

menschliche Seite eines hochkomplexen Themas<br />

zeigen, auf die nicht vergessen werden sollte.<br />

Ein edles Schlusswort, dem wir noch schnell die Frage<br />

nach den Zukunftsplänen im Hause ROTERFELD<br />

anhängen dürfen.<br />

Zum einen liegt der Fokus auf der App, die in<br />

wenigen Monaten auf den Markt kommt. Das<br />

ist auch der Grund, warum wir die Live-Lokomotive<br />

für „Hamlet At Sunset“ nicht gleich ins<br />

Rollen bringen können. Ich arbeite aber bereits<br />

an einer Show, die, ich darf das mal so sagen,<br />

ordentlich auf die Kacke haut. Auch wenn ich<br />

das im Moment noch nicht umsetzen kann, es<br />

wird auf jeden Fall passieren!<br />

Wir freuen uns jetzt schon. Besten Dank für das Interview<br />

und viel Erfolg mit App und Album!<br />

www.roterfeld.com<br />

www.facebook.com/roterfeld<br />

Claudia<br />

11


wurzel-strom<br />

OUR SURVIVAL<br />

DEPENDS ON US<br />

Wie ein Baum in der Erde<br />

Da in diversen sozialen Medien Postings über<br />

einen Studioaufenthalt der österreichischen<br />

Band OUR SURVIVAL DEPENDS ON US (OSDOU)<br />

aufgetaucht sind, haben wir uns doch glatt an<br />

Thom Kinberger (Git/Vox) gewandt, um ihm ein<br />

paar detailliertere Informationen zu entlocken.<br />

Und siehe da, die sich auch als Künstlerkollektiv<br />

verstehende Truppe hat<br />

die Aufnahmen zu ihrem neuen Album<br />

„Melting The Ice In The Heart Of Men“ bereits<br />

abgeschlossen. Die Songs wurden im Mai<br />

im Woodshed Studio (TRIPTYKON, SECRETS OF<br />

THE MOON) gemixt und gemastert. Der Songwriting-Prozess<br />

gestaltete sich als nicht so einfach,<br />

sind in der fünfköpfigen Band doch alle<br />

Musiker zu gleichen Teilen an dieser Arbeit<br />

LIVE IM<br />

FR 05.10.<br />

SA 06.10.<br />

SA 13.10.<br />

SO 21.10.<br />

SALZBURG<br />

SUPPORT<br />

Schallmooser Hauptstraße 46, 5020 Salzburg, www.rockhouse.at<br />

beteiligt und da fließen schon mal<br />

Blut und Tränen. Musikalisch wurzeln<br />

die neuen Stücke wie ein Baum<br />

in der Erde, in der PINK FLOYD oder<br />

LED ZEPPELIN begraben sind, um<br />

von dort als rauer Post Metal bis hinauf in die<br />

Zweige des okkulten Doom zu wachsen.<br />

Eines der markanten Merkmale von OUR SUR-<br />

VIVAL DEPENDS ON US ist der Einsatz dreier<br />

Sänger. Das wird auch in Zukunft so bleiben,<br />

wobei sich die Herren bei den Aufnahmen<br />

gegenseitig zu Höchstleistungen anspornen,<br />

da jeder die intensivste Gesangsleistung darbieten<br />

möchte. Auch das Schreiben der Lyrics<br />

nimmt die Band nicht auf die leichte Schulter.<br />

Diesen Part übernimmt zum überwiegenden<br />

Teil Mucho (Git/Vox) und er agiert dabei<br />

sehr fanatisch, was ebenfalls für hitzige Debatten<br />

sorgt.<br />

OSDOU werden weiterhin mit Ván Records<br />

zusammenarbeiten, da sowohl die Musik als<br />

auch die Bandmitglieder selbst perfekt mit<br />

dem musikalischen Universum des Labels<br />

harmonieren.<br />

Bis wir die Gruppe und die Songs von „Melting<br />

The Ice In The Heart Of Men“ jedoch live erleben<br />

dürfen, wird es noch ein wenig dauern,<br />

denn die nächsten Ö-Gigs sind erst für den<br />

Herbst dieses Jahres anberaumt. Zur Überbrückung<br />

sehen wir uns einfach auf YouTube<br />

die Livemitschnitte der letzten Monate an<br />

und üben uns in Geduld.<br />

www.osdou.com<br />

www.facebook.com/oursurvivaldependsonus<br />

Anita<br />

© Our Survival Depends On Us


empfiehlt<br />

METAL ON THE HILL<br />

16. bis 17.08. – Graz (Stmk)<br />

Während es ein paar Grazer Fußballer nach Wien zieht, pilgern<br />

Metal-Fans aus dem ganzen Land nach Graz. Die einen<br />

halten ihre Wirbelsäule mit zweitägigem Dauer-Headbangen<br />

in Schuss, für die anderen kommt etwaiges Rückgrat-Training<br />

wohl zu spät. Egal, wir genießen die einmalige MOTH-Atmosphäre<br />

am wunderbaren Schlossberg mit Kapazundern wie<br />

POWERWOLF, SODOM, EPICA, ELUVEITIE, GOD DETHRONED,<br />

VAN CANTO, VISIONS OF ATLANTIS, DARKFALL u.v.a.<br />

www.metal-on-the-hill.com<br />

© Tim Tronckoe<br />

KALTENBACH OPEN AIR<br />

23. bis 25.08. – Spital (Stmk)<br />

BELPHEGOR, THE BLACK DAHLIA MURDER, TOXIC HOLOCAUST,<br />

NERVOSA, BATUSHKA und neben vielen weiteren internationalen<br />

Genre-Topacts wie immer auch viel sehr gute heimische<br />

Kost, u.a. von DYSTRUST, LIQUID STEEL oder THE MORPHEAN:<br />

Das 13. KOA rückt näher, die Vorfreude steigt, die letzten<br />

News und Infos finden sich wie gewohnt unter<br />

www.kaltenbach-openair.at<br />

Donnerstag, 25.10.2018 SUB wiener neustadt<br />

© Renan Facciolo<br />

Tickets bei allen oticket Vorverkaufsstellen<br />

II


Land am Dome – Band am Strome<br />

PAIN IS<br />

We Are Family!<br />

Die kärntnerischen Steirer von PAIN IS sind nicht nur live eine Macht, sondern auch auf Tonkonserve. Wir baten Frontmann<br />

Jerome Jaw zum Gespräch über die aktuellen Entwicklungen bei den Groove-Metallern.<br />

© Cyril Helnwein<br />

14<br />

Jerome, euch gibt’s ja jetzt schon längere Zeit und<br />

bis auf euren Gitarristen Tom spielt ihr auch noch<br />

in der Ur-Besetzung…<br />

Ganz genau, 16 Jahre und kein bisschen müde.<br />

Eine der wenigen Bands in und um Österreich,<br />

die in ihrer Besetzung nur einen Wechsel hatten,<br />

der uns 2015 Tom Steam an der Gitarre bescherte.<br />

Seitdem ging es eigentlich nur mehr bergauf. Die<br />

Band verbindet uns nicht nur musikalisch,<br />

sondern wir sind wie eine<br />

Family, mit allen Höhen und Tiefen.<br />

Ihr habt eine neue EP in der Pipeline,<br />

die jedoch erst für das Frühjahr 2019<br />

geplant ist. Kannst du uns schon ein<br />

paar Details verraten?<br />

Wir arbeiten derzeit an neuen Songs und werden<br />

im Dezember die MelonFM-Studios mit unserem<br />

Produzenten Mike Wolff (KONTRUST) entern. Auf<br />

dieser EP werden wir unseren Stil beibehalten.<br />

Nämlich das zu tun, wonach uns musikalisch<br />

gerade der Sinn steht, ohne Limitierungen oder<br />

Grenzen. Aber der Anspruch an uns selber wächst<br />

natürlich und wir wollen uns in jeder Hinsicht<br />

steigern. Es soll zuerst eine Singleauskopplung<br />

inkl. Videoclip geben, dann eben die EP und vorher,<br />

dazwischen und nachher stehen Gigs und<br />

Tourneen in ganz Europa an.<br />

„Wichtig ist, dass sich die Leute<br />

auch die heimischen Bands ansehen<br />

und nicht nur immer die<br />

großen internationalen Acts“<br />

Support Your Local<br />

Underground!<br />

Eure aktuellen Promofotos wurden von Cyril<br />

Helnwein geschossen. Der ist ja kein Unbekannter<br />

und tritt mit seinem Stil irgendwo auch in die Fußstapfen<br />

seines Vaters Gottfried. Wie kam es dazu<br />

und wie verlief die Zusammenarbeit?<br />

Mit Cyril zu arbeiten war ein lang gehegter Wunsch<br />

der Band. Er ist ein international bekannter Fotograf,<br />

der Bilder mit Seele und Tiefe erschafft. Ich<br />

bin ein großer Fan seiner Arbeiten.<br />

Cyril und PAIN IS verbindet mittlerweile<br />

eine wunderbare Freundschaft<br />

auf persönlicher und künstlerischer<br />

Ebene.<br />

Für dieses Shooting sind wir auch<br />

nach Irland gereist, um erstens dieses<br />

einmalige Land zu genießen,<br />

aber auch um etwas Neues in unsere Bandfotos<br />

zu bringen. Das Ergebnis kann sich sehen lassen.<br />

Wenn man die Pics betrachtet, spricht die Seele der<br />

Bilder wirklich Bände.<br />

Du hast schon eure Live-Aktivitäten angesprochen.<br />

Fühlt ihr euch eher vor so einer Riesen-Audienz wie<br />

auf Wacken oder beim Nova Rock – beides durftet<br />

ihr bereits genießen – wohl oder doch eher auf kleineren<br />

Bühnen?<br />

Wir fühlen uns auf jeder Bühne wohl, ob sie nun


Land am Dome – Band am Strome<br />

groß oder klein ist! Für uns steht dieses Feeling<br />

auf der Bühne im Vordergrund. Zu fühlen, wie<br />

die Crowd zu deinen Songs abfeiert, wie das<br />

Adrenalin deinen Körper durchströmt und die<br />

Show zu einem Feuerwerk werden lässt, das ist<br />

einfach nur phänomenal.<br />

Wie steht’s denn so um die steirische Metal-Szene?<br />

Die ist mittlerweile wieder auf einem sehr guten<br />

Weg. Es gibt viele Veranstalter, die auch heimischen<br />

Bands die Möglichkeit bieten, ohne „pay to<br />

play“ auf großen Bühnen zu spielen. Vorzeigemodelle<br />

dafür sind etwa das Kaltenbach Open Air<br />

oder das Eargazmic Festival. Wichtig ist, dass sich<br />

die Leute auch die lokalen und österreichischen<br />

Bands ansehen und diese supporten und nicht<br />

nur immer die großen internationalen Acts.<br />

Frauen in Bands, vor allem an Instrumenten,<br />

werden mitunter leider immer noch belächelt.<br />

Wie geht’s eurer Bassistin Carmen damit? Muss<br />

sie sich des Öfteren noch „beweisen“?<br />

Carmen hat sich bereits bewiesen. Sie gibt auf<br />

musikalischer und persönlicher Ebene alles für<br />

die Band. Eine Bassistin ihres Formates findest<br />

du nur ganz selten. Wir sehen hier nicht die Geschlechterfrage<br />

im Vordergrund, sondern für<br />

uns zählt hier die Person – ungeachtet der veralteten<br />

Vorstellungen mancher Leute von „Frauen<br />

im Metal“.<br />

Wie geht ihr mit Kritik um? An dieser Sache scheitern<br />

ja nach wie vor viele (vor allem einheimische)<br />

Bands…<br />

Kritik ist super, nur her damit – solange sie<br />

konstruktiv ist. Ein Musiker oder auch eine Band<br />

kann sich dadurch immer nur verbessern. Auf<br />

beleidigende Kritik wird ganz klar, sorry für den<br />

Ausdruck, geschissen.<br />

Machenschaften,<br />

Korruption<br />

und anderen<br />

Unsinnigkeiten<br />

dieser Politik<br />

und deren<br />

Drahtziehern.<br />

Ergebt euch<br />

nicht dem blanken Hass, sondern arbeitet an<br />

einem großen Miteinander, unabhängig von<br />

Kultur, Religion, Hautfarbe oder Sonstigem.<br />

Wir sind alle eine große Familie!<br />

Schön gesagt. Wo siehst du PAIN IS in zehn<br />

Jahren?<br />

Auf den großen Festivals dieser Welt. Wir werden<br />

als Band alles daran setzen, in diesem Musikbusiness<br />

mitzumischen und uns zu etablieren.<br />

Auf jeden Fall werden wir an diesem großen Ziel<br />

und Traum mit aller Kraft weiterarbeiten.<br />

www.facebook.com/PainIs1<br />

Mike<br />

© Cyril Helnwein<br />

Wir leben in einer Kultur der Wut, keiner ist mehr<br />

kritikfähig, wie’s scheint, und in einer Zeit des<br />

großen, unreflektierten Mimimis. Was kann man<br />

da als Band und Musiker dagegenhalten – ohne<br />

jetzt die gängigen „Toleranz“-Parameter zu sehr<br />

zu pushen?<br />

Diese Kultur der Wut wird durch die Politik weltweit<br />

geschaffen und dient meiner Meinung<br />

nach nur zur Ablenkung von den tatsächlichen<br />

LIVE<br />

MUSIC & MORE<br />

St. Pölten<br />

Herzogenburgerstraße 12<br />

www.freiraum-stp.com<br />

15


..<br />

Kalte-Strom<br />

COLD SNAP<br />

Geschichten von Menschen<br />

Eingängige Grooves, drückende Gitarrenriffs und seit neuestem<br />

von gleich zwei Sängern vorgetragene kritische, emotionale<br />

Texte: Auf ihrem vierten Album „All Our Sins“ (Arising<br />

Empire) findet die kroatische Band den perfekten Mittelweg<br />

zwischen Ernsthaftigkeit und Headbangfaktor und darf nicht<br />

nur Fans von DRY KILL LOGIC, EKTOMORF oder THREAT SIGNAL<br />

empfohlen werden.<br />

16<br />

Wir sprachen mit Dario Berg, einem der Vokalisten,<br />

über kroatischen Rock’n’Roll, Politikverdrossenheit<br />

und die nicht immer leichten Themen des neuen<br />

Albums:<br />

Jeder, der Augen und Ohren hat, kann beobachten,<br />

wie sehr sich die Menschheit gerade entfremdet. Das<br />

macht uns betroffen, darüber wollen wir schreiben.<br />

Wir hoffen auch, jenen die Augen öffnen zu können,<br />

die nicht so gerne hinsehen.<br />

Nicht alle haben die Fähigkeit, sich auszudrücken,<br />

oder die Möglichkeit, gehört zu werden. Wir wollen<br />

uns mit solchen Menschen vernetzen. Ihnen zeigen,<br />

dass sie mit ihren Gedanken nicht alleine sind… dass<br />

wir alle in derselben Sch***e stecken.<br />

Wobei jeder Song seine eigene Geschichte erzählt.<br />

Richtig. Alltägliche Geschichten. Von Menschen zum<br />

Beispiel, die ihr Zuhause verlassen müssen und alles<br />

hinter sich lassen in der Hoffnung auf ein besseres<br />

Leben. Davon handelt der Text und das Video von<br />

„Distance“, einem sehr persönlichen Song. Wir mussten<br />

das alles am eigenen Leibe erfahren…<br />

Du wirst nie das nachfühlen können, was so jemand<br />

durchmacht. Aber du bekommst eine bessere Vorstellung<br />

davon, wie es ihm geht. Das war uns wichtig.<br />

Das wir nichts abstrahieren, sondern alles geradeheraus<br />

sagen. Wir schätzen Bands, die sich<br />

solchen Themen mit einer eher künstlerischen<br />

Herangehensweise nähern,<br />

mit Metaphern arbeiten, TOOL etwa, die<br />

wir sehr mögen. Uns ist aber unsere Unmissverständlichkeit<br />

wichtig, das berührt<br />

die Leute. Das bestätigt auch das<br />

Feedback derer, die vor allem das neue<br />

Album schon hören durften.<br />

Diesen Bestätigungen schließe ich mich gerne an.<br />

Und eure kroatische Herkunft spielt in den mitunter<br />

„politischen“ Texten gewiss auch eine Rolle…<br />

Leider. Wir halten generell wenig von der Art und Weise,<br />

© Dario Horvat Photography<br />

„Du wirst nie das nachfühlen<br />

können, was so jemand durchmacht.<br />

Aber du bekommst eine bessere<br />

Vorstellung davon,<br />

wie es ihm geht“<br />

Dario Berg setzt auf direkte Lyrik<br />

wie Politik oft praktiziert wird. Es ist ja immer das<br />

gleich alte Spiel, die Geschichte dreht sich im Kreis,<br />

die Interessen einiger weniger werden über die<br />

vieler gestellt. Hier in Kroatien ist dieses Problem<br />

vielleicht noch etwas ausgeprägter.<br />

Nicht ganz so ausgeprägt scheint, zumindest für<br />

sprichwörtlich Außenstehende, die alternative<br />

bzw. „harte“ Musikszene in eurem Land zu sein.<br />

Das hast du leider Recht. In den Achtzigern war<br />

der Rock’n’Roll im damaligen Jugoslawien eine<br />

große Sache, diese Bands von früher werden heute<br />

noch gefeiert, leben vom alten Ruhm. Aber es ist<br />

nie etwas Härteres nachgekommen und dann war<br />

ja noch dieser verf***e Krieg in den<br />

Neunzigern. Danach gab es lange keinen<br />

Boden, auf dem sich diese Musik<br />

hätte weiterentwickeln können.<br />

Natürlich gibt es einige gute Bands<br />

aus den unterschiedlichsten Genres,<br />

aber das größte Problem in unserem<br />

Land stellt wohl das fehlende<br />

Verständnis für alles, was von der<br />

„Norm“ abweicht, dar. Das beginnt oft schon bei der<br />

eigenen Familie. „Was du da machst, das ist doch<br />

dumm, interessiert niemanden, lass das bleiben!“<br />

Wenn du das lange und oft genug hörst, glaubst du<br />

irgendwann selbst nicht mehr an dich. Viele gute<br />

Leute geben dann entmutigt auf.


..<br />

Kalte-Strom<br />

Wir hatten das Glück, dass allen COLD SNAP-Mitgliedern<br />

dies schon sehr früh bewusst wurde. So unterstützen<br />

wir uns gegenseitig, so gut wie es nur geht, um<br />

nicht irgendwann die gleichen Fehler zu machen. Es<br />

ist schwer, aber wir wollen durchhalten, nicht aufgeben!<br />

Wer die ebenso sympathische wie musikalisch wertvolle<br />

Band dabei unterstützen will, lege sich umgehend<br />

ihre Alben zu, allen voran das neue Meisterwerk<br />

„All Our Sins“, und besuche einen ihrer<br />

dynamischen Gigs!<br />

www.cold-snap.com<br />

www.facebook.com/ColdSnapOfficial<br />

Mozgi<br />

Acts aller Genres aufgepasst!<br />

ANMELDEN BIS 15. AUGUST<br />

planet<br />

festival<br />

tour.at<br />

2019<br />

September-November 2018<br />

QUALIFYINGS all over Austria<br />

PLAYOFFS Wien<br />

Jänner-März 2019<br />

Mai 2019 FINAL BIG BANG<br />

12.000 Euro Cash – 100.000 Euro Preise –<br />

mindestens 10 Festivalslots<br />

Weitere Infos und Anmeldung unter:<br />

www.planetfestivaltour.at | www.facebook.com/planetfestivaltouraustria<br />

17


..<br />

BUhnen-Strom<br />

ALICE IN CHAINS + MOTHER’S CAKE<br />

30.06.2018 – Wien, Arena Open Air<br />

Blumen<br />

Es war die Zeit der plakativen Weltschmerzposen,<br />

der globalisierten Ziegenbärte, der Kopfsocken<br />

und der Furcht der damaligen Metalszene<br />

vor dem Abseits. Seattle in den USA avancierte<br />

zum Zentrum einer<br />

massiven Revolution<br />

der harten Klänge,<br />

Bands aus dieser<br />

Stadt starteten ein<br />

weltweit erfolgreiches<br />

Phänomen<br />

namens Grunge.<br />

Die kreativ völlig<br />

erstarrte Heavy-Branche<br />

befand sich auf dem Nebengleis, verdrängt<br />

durch die alternative Melancholie.<br />

NIRVANA, SOUNDGARDEN, PEARL JAM, STONE<br />

TEMPLE PILOTS sowie zahllose Trittbrettfahrer<br />

galten spätestens Mitte der Neunziger-Jahre<br />

als neue Darlings<br />

von Fans und<br />

Medien. So wie<br />

jene Formation,<br />

die in der<br />

Wiener Arena<br />

zu sehen war:<br />

ALICE IN CHAINS,<br />

mit Bestsellern wie „Dirt“ einst unter den<br />

Marktführern. Als Anheizer für dieses sommerliche<br />

Gastspiel fungierten die Austro-Aufsteiger<br />

MOTHER’S CAKE, Spezialisten für unkonventionelle,<br />

verschnörkelte, hypnotische<br />

„Anders als die Anderen“-Powerstilistik. Sehr<br />

feiner und sehr kompakter Gig, viel Dynamik,<br />

viel Applaus.<br />

Dann verwandelte sich St. Marx für kurze Zeit<br />

in Seattle. ALICE IN CHAINS, unterstützt durch<br />

eine raffinierte Lichtshow, sorgten für Grunge-Nostalgie:<br />

Riffs im Naheverhältnis zu BLACK<br />

SABBATH oder LED ZEPPELIN, mehrstimmige<br />

hymnische Innerlichkeits-Vocals, pessimistische<br />

Texte und Heldenposen von Frontmann<br />

Jerry Cantrell. Eine gekonnte Performance der<br />

sichtlich motivierten Band, stellenweise<br />

etwas glatt,<br />

frenetisch bejubelt<br />

in einer knackvollen<br />

Arena.<br />

Der gelungene Vergangenheitstrip<br />

mit<br />

vielen populären<br />

Songs wurde abgerundet<br />

durch den exzellenten Sound und<br />

die spürbare Hingabe eines überwiegend<br />

erstaunlich jungen Publikums. Nach der Zugabe<br />

erhielten die vier Musiker dann noch<br />

Blumen. Wer laut gängiger Grunge-Ideologie<br />

post-depressive Verwelkungserscheinungen<br />

erwartet hätte, wurde hier eines Besseren<br />

belehrt. Diese Geschenke blühten. Seattle war<br />

jetzt wieder St. Marx.<br />

www.arena.wien<br />

www.aliceinchains.com<br />

www.motherscake.com<br />

Christian Prenger<br />

18<br />

Alle Fotos © Sabine Böhm


Land am Dome – Band am Strome<br />

DER DOKTOR UND DAS LIEBE PHI<br />

Falls es so etwas wie eine österreichische Prog-Szene gibt, sind PHI spätestens mit dem herausragenden Album „Cycles“<br />

zu deren Spitze vorgeprescht, denn derart vielschichtigen und zugleich höchst eingängigen Prog-Rock/Metal findet man<br />

selbst international nicht an jeder Straßenecke (Review in Stark!Strom #3).<br />

Mastermind Markus Bratusa sinniert im PHInterview mit wahnfred über den goldenen Fingerschnitt, brotlose Kunst und<br />

eine Tokio-Tour als Alternative zu mies besuchten Österreich-Gigs.<br />

© Phi<br />

Markus, „Cycles“ ist sehr stark ausgefallen, insbesondere,<br />

wenn man die suboptimalen Voraussetzungen<br />

bedenkt. Du hast dir ja den linken Zeigefinger verletzt.<br />

Ich hoffe, du benötigst jetzt keine Plastikfingerkuppe<br />

à la Tony Iommi?<br />

Ich habe mir beim Kochen einen tiefen Schnitt<br />

verpasst, und nachdem ich meinen Lebensunterhalt<br />

mit der Gitarre verdiene, war das ein ziemlicher<br />

Schock. Gott sei Dank war ich nur einen<br />

Monat außer Gefecht.<br />

Die Gitarre ist dein verlängerter künstlerischer Arm.<br />

Wie hat die körperliche Einschränkung den Prozess<br />

des Songwritings und das musikalische Endprodukt<br />

beeinflusst?<br />

Spannenderweise hat der Vorfall eine kreative<br />

Explosion ausgelöst. Ich habe meine Ideen in der<br />

Audiosoftware skizziert. Das alte Muster, gemeinsam<br />

im Proberaum zu schreiben, wurde aus der<br />

Not heraus aufgebrochen. Ich schrieb plötzlich<br />

Riffs, die beim Jammen nie entstanden wären.<br />

Die rhythmische Gestaltung hat sich dadurch<br />

wesentlich verändert.<br />

War es mühselig, das am Rechner konzipierte Material<br />

auf die Instrumente zu übertragen, oder eher<br />

Ansporn, eigene musikalische Grenzen, denen man<br />

sich ansonsten nicht stellen würde, zu überschreiten?<br />

Im Endeffekt Letzteres, aber der Weg dorthin war<br />

schwer, weil man ständig mit seinen Beschränkungen<br />

konfrontiert war. Vieles war schwerer<br />

umzusetzen als erwartet. Dabei ist unsere Musik<br />

nicht übermäßig komplex, muss aber akribisch<br />

ausgecheckt sein, um wirklich tight zu klingen.<br />

19


Land am Dome – Band am Strome<br />

„Cycles“ ist rhythmisch und strukturell anspruchsvoll,<br />

aber nicht zwanghaft vertrackt, es werden große<br />

Melodien ohne Kitsch und übertriebenen Pathos<br />

geboten, die Musik klingt heavy, aber nicht pseudobrutal,<br />

und zeitgemäß, ohne sich bei modernen<br />

Strömungen anzubiedern. Wie ist diese so organisch<br />

wirkende Mischung herangereift?<br />

Danke, genau diese Wirkung wollten wir erzielen.<br />

Die rhythmische Verspieltheit sollte nicht<br />

selbstzweckhaft, sondern sinnige Ergänzung<br />

der Melodik sein. Der griechische Buchstabe Phi<br />

beschreibt unter anderem die Verhältniszahl für<br />

den goldenen Schnitt. In Bezug auf den Bandnamen<br />

steckt dahinter die Idee, die Balance aus<br />

Songdienlichkeit und Anspruch<br />

– sprich Rock’n’Roll<br />

und Prog – anzustreben.<br />

Die Natürlichkeit ist mir<br />

sehr wichtig. Wenn ein<br />

Taktwechsel auch beim<br />

fünften Hören nicht gefällt,<br />

ist er misslungen.<br />

Prog’n’Roll sozusagen. Der<br />

Sound ist ausgewogen,<br />

druckvoll und differenziert.<br />

Die Qualität des Rohmaterials<br />

muss hoch gewesen sein.<br />

Mit wem habt ihr die Endveredelung<br />

so hinbekommen?<br />

Ende April haben wir z.B. im Das<br />

Bach, einem feinen Wiener Club, gespielt.<br />

Die nächsten Initiativen werden aber eher<br />

das Ausland betreffen (Anm.: siehe Facebook).<br />

Eine japanische Prog-Band hat uns eingeladen,<br />

was sich mit der ganzen Band nicht hat umsetzen<br />

lassen. Deswegen ziehe ich das als Akustik-Show<br />

mit einem befreundeten Gitarristen durch. Das<br />

impliziert die Herausforderung, mich stimmlich<br />

mehr auszubreiten.<br />

Stimme ist ein gutes Stichwort. In der Metal-Szene ist<br />

der Sänger oft das schwächste Glied in der Kette. Es<br />

gibt unglaublich bekannte Bands mit live unglaublich<br />

schlechtem Gesang (Ich nenne hier keine Namen<br />

wie etwa IN FLAMES oder FEAR FACTORY. Ups). Unverständlich,<br />

warum solche Dilettanten auf einen Vocal<br />

Coach verzichten. Deine Stimme<br />

klingt sicher, voluminös, angenehm<br />

vibratös. Hast du eine<br />

Gesangsausbildung genossen?<br />

Als ich angefangen habe, in<br />

Bands zu spielen und zu singen,<br />

waren wir ständig auf<br />

der Suche nach einem „richtigen“<br />

Sänger... Dann habe ich<br />

zwei Jahre Gesangsstunden<br />

bei einer guten Lehrerin genommen,<br />

die mir viel konstruktives<br />

Feedback gegeben<br />

und mein Gehör für die eigene<br />

Stimme geschult hat.<br />

20<br />

Den Großteil der Aufnahmen<br />

haben wir im Proberaum<br />

erledigt, die Drums<br />

in dem Studio, in dem Nick<br />

jobbt. Der Mix stammt von<br />

Christian Großkopf (Diamond Precision Studio),<br />

das Mastering von Horst Pfaffelmayer (Gold<br />

Chamber Studio). Beide kann ich unbedingt<br />

weiterempfehlen.<br />

© Phi<br />

Wie sieht deine Prog-nose hinsichtlich<br />

Gigs aus? Was zum Beispiel hat es mit<br />

euren Akustik-Shows auf sich, und<br />

wie zur Hölle kommt ihr nach Tokio?<br />

„Ich frage mich, wo sich diese<br />

tausenden von Leuten, die in Wien<br />

zu STEVEN WILSON pilgern, bei<br />

Underground-Prog-Gigs<br />

verstecken.“<br />

Das Credo des österreichischen<br />

Musikfans: Nur keine Szene<br />

machen...?<br />

Und an der Gitarre?<br />

Den Unterricht an der klassischen<br />

Gitarre fand ich weniger<br />

spannend, aber mit zwölf<br />

trat die E-Gitarre in mein Leben, und dann war<br />

es um mich geschehen. Ich nahm zwar weiter<br />

Unterricht, war aber in erster Linie ein Sturschädel,<br />

der lieber experimentiert als sich an<br />

äußeren Vorgaben orientiert hat.<br />

Trotzdem habe ich am Konservatorium<br />

in Eisenstadt Jazz-Gitarre<br />

studiert. Das war auch die Zeit, in<br />

der PHI am meisten gewachsen sind.<br />

Wir haben aber nicht vergessen, dass<br />

es im Grunde um Rock’n’Roll geht.


Land am Dome – Band am Strome<br />

Mit welcher Intensität kannst du die Band überhaupt betreiben? Ich<br />

nehme an, dass PHI keinen Fulltimejob abwirft.<br />

Klar, eigentlich würden PHI viel mehr Zeit benötigen. Leben muss<br />

ich aber auch, deswegen bin ich als Gitarren- bzw. Basslehrer und<br />

Session-Musiker tätig.<br />

Gibt es aus deiner Sicht so etwas wie eine Prog-Szene in Österreich, und<br />

falls ja, wie seid ihr vernetzt?<br />

Es gibt diverse Kontakte, z.B. zu MILK+, BLANK MANUSKRIPT oder<br />

MOTHER’S CAKE. Eine echte Szene sehe ich nicht. Das liegt auch<br />

am Publikum. Ich frage mich, wo sich diese tausenden von Leuten,<br />

die in Wien zu STEVEN WILSON pilgern, bei Underground-Prog-Gigs<br />

verstecken. Keine Ahnung, wie man diese Menschen erreichen kann.<br />

Apropos Overground: Gibt’s so etwas wie einen Traum-Support-Slot?<br />

Genial wäre es, im Rahmen einer PORCUPINE TREE-Reunion zu<br />

eröffnen, oder auch für TOOL, die Helden meiner Jugend.<br />

Kannst du noch die Stoßrichtung deiner Lyrics und deren Stellenwert<br />

in der Musik erläutern?<br />

Texte und Musik sollten eine Einheit bilden. Man könnte sagen,<br />

dass der Text die Zeilen sind, die in der Musik fehlen, und die Musik<br />

die Noten, die im Text fehlen. Das zentrale Thema ist der Umgang<br />

mit Sterblichkeit. Das hängt zusammen mit der Vergänglichkeit<br />

von Erwartungen und Träumen und der Erkenntnis, dass das Ende<br />

eines alten Weges die Chance für einen neuen eröffnet. Eine Analogie<br />

dafür ist für mich der Wasserkreislauf. Der Regen wäscht Altes<br />

weg, das Wasser gelangt ins Meer, steigt als Dunst auf und so weiter.<br />

Womit wir wieder bei den Dauerrotation einfordernden „Cycles“<br />

angelangt wären.<br />

www.facebook.com/phi.progrock<br />

wahnfred<br />

LIKE A<br />

STORM<br />

CATACOMBS<br />

OUT NOW!<br />

Das dritte Album<br />

der Neuseeländer!<br />

Elf eingängige, kraftvolle und<br />

zeitgemäße Hardrock-Hymnen!<br />

MAN WITH<br />

A MISSION<br />

CHASING THE<br />

HORIZON<br />

VÖ: 10.08.2018<br />

Das neue Album der<br />

verrückten Japaner!<br />

Moderne, verspielte Rock-<br />

Hymnen mit Stadion-Potenzial!<br />

www.CENTURYMEDIA.com


Todes-Strom<br />

ASPHAGOR<br />

Chorknaben mit Halswirbel<br />

© SPV<br />

© Asphagor<br />

22<br />

Ihr neues, drittes Album „The Cleansing“ wurde ebenso abgefeiert wie die fulminanten Live-Präsentationen. Höchste Zeit, um mit<br />

der Tiroler Black/Death-Band auf Tuchfühlung zu gehen. Und welche Location bietet sich dafür besser an als das EGE in Wörgl, einst<br />

das zweite Wohnzimmer jedes Metal-Fans im Tiroler Unterland? Ausgewiesen als Café-Bar offeriert es zwar keinen Kuchen, dafür<br />

Jacky Cola. Und feiert ein Stammkunde Geburtstag, gibt’s eine Lokalrunde Wurstsalat (Wahnsinn, Andi).<br />

Mögen die wilden Jahre im EGE auch vorüber sein, der Nostalgie wegen zieht es die Ü30-Metaller immer noch hin. Und bevor ich<br />

jetzt auch noch über die Speisekarte schwadroniere (leckere Lammkoteletts!), starten wir das Interview.<br />

Mir gegenüber sitzen Frontmann Steff alias Morgoth<br />

und Drummer Max aka Sargoth. Welche Pseudonyme<br />

gibt es noch bei ASPHAGOR und was bedeuten<br />

sie?<br />

Sargoth: In unserer Band gibt es noch Hybreos,<br />

Zanesco und Atlas. Letzteres war ein Gag von<br />

ihm und dem inzwischen ausgestiegenen Axis,<br />

also die beiden ineinandergreifenden ersten<br />

Halswirbel.<br />

Morgoth: Für mich als „Herr<br />

der Ringe“-Fan war klar, dass<br />

ich mich nach dem „Schwarzen<br />

Feind der Welt“ benenne.<br />

„Folglich haben wir uns in<br />

einer Bau-Halle vor dem Studio<br />

im Halbkreis aufgestellt…“<br />

Gemeinsame Pinkelpause??<br />

Woher stammen die Inspirationen<br />

zum Album „The Cleansing“ und wer oder was wird<br />

wovon gereinigt?<br />

S: Die musikalische Inspiration kommt von<br />

überallher, nicht nur aus dem Black/Death-Bereich,<br />

auch wenn man einen gewissen Einfluss<br />

von WATAIN oder DISSECTION nicht leugnen<br />

kann, diese Bands gefallen uns sehr gut. Aber wir<br />

hören auch ganz andere Musik, ich komme eher<br />

aus dem rockigeren Lager, mag PINK FLOYD oder<br />

THE WHO, während ein Gitarrist auch auf Hip<br />

Hop und der andere auf Jazz und Funk steht.<br />

M: „The Cleansing“ steht für einen Reinigungsprozess,<br />

ähnlich jenem der Alchimisten von früher,<br />

die aus etwas Unedlem etwas Reines, Edles<br />

herstellten. Der Protagonist unseres Albumkonzepts<br />

muss auf der Suche nach Vollkommenheit<br />

einige Höhen und Tiefen durchleben und<br />

auch als er an seinem Ziel ankommt, bleibt er<br />

unzufrieden, obwohl er eigentlich alles<br />

erreicht hat.<br />

Ein sehr interessantes Konzept, wie darf<br />

man sich da den Songwriting-Prozess und<br />

die Textfindung vorstellen?<br />

M: Fixe Zuständigkeitsbereiche gibt es bei uns<br />

keine, wir sitzen bei einem Bier zusammen und<br />

philosophieren… Zuerst entsteht aber immer<br />

der Text, erst dann die Melodie.<br />

S: Für die künstlerische Gestaltung zeichnet –<br />

sprichwörtlich – Morgoth verantwortlich, er<br />

verfügt da über viel Talent.


Todes-Strom<br />

Das Album überzeugt als großes Ganzes, bei dem<br />

für mich aber die beiden melodischen, außergewöhnlichen<br />

Songs „Aurora Nocturna“ und<br />

„The Cleansing“ hervorstechen. Darf man künftig<br />

noch mehr aus dieser Richtung erwarten?<br />

S: Ja… schon… Zu rechnen ist grundsätzlich<br />

mit vielem, weil wir nicht planen, wie ein<br />

Song oder ein Album zu sein hat. Der Chor<br />

bei „Aurora Noctura“ etwa war bis zum Tag<br />

der Aufnahme im Studio in Deutschland<br />

nicht fix eingeplant, zumal wir nicht wussten,<br />

wie wir das umsetzen sollen. Unser Produzent<br />

Patrick Engel meinte dann einfach:<br />

„Singt den Chor doch selber ein!“ Folglich<br />

haben wir uns in einer Bau-Halle vor dem<br />

Studio im Halbkreis um ein paar Mikrofone<br />

aufgestellt und ohne weitere Hilfsmittel den<br />

Chor eingesungen. Als Gastsänger war noch<br />

Steve von NEGATOR dabei, dessen tiefe Stimme<br />

man gut heraushört.<br />

Seit dem Erscheinen von „The Cleansing“ hat sich<br />

viel für euch getan. Positive Reviews, zahlreiche<br />

Shows und im Herbst steht eine Tour an…<br />

M: Wir waren total baff von den vielen positiven<br />

Rezensionen. Sogar „schlechte“ Kritiken<br />

sind noch weit davon entfernt, wirklich<br />

schlecht zu sein.<br />

nicht sehr lange und wir lernten viele Musiker<br />

kennen, auch von großen Bands wie<br />

DEICIDE. Ein Highlight war auch die Zusammenarbeit<br />

beim neuen Album mit Steve von<br />

NEGATOR und Morean von DARK FORTRESS.<br />

Einige Bands, von denen wir früher Fans<br />

waren, zählen mittlerweile zu guten Kumpels,<br />

das taugt mir total. (Morgoth blättert<br />

indessen im aktuellen Stark!Strom-Heft und<br />

beginnt beim EISREGEN-Review lauthals zu<br />

lachen.)<br />

Als weiterer Höhepunkt muss natürlich die<br />

Unterstützung durch unsere Fans genannt<br />

werden. Ich finde es auch total wichtig, dass<br />

man immer den Kontakt zu seinen Fans hält.<br />

Denn ihnen ist es in erster Linie zu verdanken,<br />

dass man dort steht, wo man steht.<br />

Schönes Schlusswort, dem wir nichts mehr hinzuzufügen<br />

haben, außer das eine oder andere<br />

Getränk im EGE. Danke an Morgoth und Sargoth<br />

und weiterhin viel Erfolg mit ASPHAGOR!<br />

www.facebook.com/Asphagor<br />

Doris Gapp<br />

S: Es waren auch zahlreiche Reviews außerhalb<br />

des deutschsprachigen Raums dabei,<br />

gleich eine der ersten kam aus Norwegen.<br />

Weitere aus Spanien, Italien oder den Niederlanden.<br />

Die genannte Tour führt uns<br />

durch ganz Österreich, Deutschland und die<br />

Schweiz und natürlich freuen wir uns schon<br />

sehr darauf!<br />

Wir uns auch. Doch vor diesen und vielen noch<br />

weiteren kommenden Highlights: Was waren die<br />

bisherigen Höhepunkte in der 11-jährigen Geschichte<br />

von ASPHAGOR?<br />

S: Ich erinnere mich gerne an unsere Show<br />

beim „Metalfest“. Uns gab es damals noch<br />

© Alex Schrattenthaler


24<br />

GHOST<br />

Doch erstens kommt es anders<br />

und zweitens als man denkt. Leider<br />

blieben alle für den Abend<br />

erforderlichen Utensilien in<br />

Paris hängen. An ein Konzert<br />

war also nicht zu denken, doch<br />

GHOST-Mastermind Tobias<br />

Forge wollte seine Fans nicht<br />

enttäuschen und stellte sich unmaskiert<br />

(!) auf die Bühne, beantwortete<br />

sämtliche Fragen des<br />

Moderators und der Fans, welche<br />

zum krönenden Abschluss noch<br />

mit in seine Garderobe durften,<br />

wo er alles ausgiebig signierte.<br />

Fan-Service Deluxe.<br />

Hier einige Ausschnitte aus<br />

der Frage-und-Antwort-<br />

Session:<br />

Es war ein langer Weg von den ersten Clubshows bis<br />

zu den immer größer werdenden Locations und bis<br />

heute zu „Prequelle“. Wie fühlst du dich?<br />

Sehr, sehr müde. Es war eine sehr hektische Woche,<br />

überhaupt ein sehr hektischer Frühling… Aber es<br />

ist ein gutes Problem, das ich habe. Ich bin sehr<br />

aufgeregt, es ist viel zu tun.<br />

Wenn du privat oder familiär Leute triffst, die GHOST<br />

nicht kennen, wie erklärst du ihnen die Band?<br />

Ich sage normalerweise: „Theatralischer Rock.“<br />

Theatralischer Rock?<br />

Ja.<br />

Strom-Geist<br />

Ein müder Maler ohne Equipment<br />

Reden wir über das Theatralische. Die<br />

Masken. Du bist großer Metal-Fan,<br />

einige deiner Lieblingsbands tragen<br />

Masken. War das von dir von Anfang<br />

an so geplant?<br />

Als wir 2008 zum ersten Mal Songs<br />

aufnahmen, es war an einem Wochenende, war<br />

uns klar, dass dies keine normale Band sein würde.<br />

Wir hörten die Aufnahmen an und wussten,<br />

dass diese Art von Musik eine eigene Präsentation<br />

brauchen würde. Da wurden die ersten Pläne<br />

geschmiedet. Es hat schon eine gewisse Ironie…<br />

„Du hast am Anfang ein<br />

Schiff und am Schluss ein<br />

gesunkenes Schiff“<br />

Urlaubsplanung im<br />

Hause Forge?<br />

Anlässlich der Veröffentlichung des neuen<br />

GHOST-Albums „Prequelle“ (Spinefarm Rec.) lud<br />

die Band ausgewählte Medienvertreter und Fans<br />

nach Berlin, um einige neue Songs akustisch<br />

vorzustellen und anschließend Autogramme zu<br />

geben. Natürlich sparte auch Stark!Strom keine<br />

Kosten und Mühen (wir schon, aber du nicht,<br />

Anm. Andi), um euch davon zu berichten.<br />

Meine ersten Platten waren von Bands wie KISS,<br />

MÖTLEY CRÜE, TWISTED SISTER und ich habe<br />

mich teilweise wie sie angezogen und so getan,<br />

als wäre ich sie (lacht). Es hat sich also nicht<br />

viel geändert.<br />

Deine Musik ist sehr vielfältig, aber immer „leicht<br />

zu konsumieren“. Fühlst du dich angegriffen, wenn<br />

Leute behaupten, dass deine Musik lächerlich ist,<br />

Metal keine Freude bereiten soll?<br />

Wenn jemand „lächerlich“ sagt, ist das absolut in<br />

Ordnung für mich. Wenn jemand sagt, dass Metal<br />

keine Freude bereiten soll, ist das dumm. Es ist<br />

falsch. Aber darüber könnten wir stundenlang<br />

diskutieren. Viele Bands, die ich früher hörte,<br />

auch aus der Death-Metal-Szene, hatten teilweise<br />

viel Humor in ihren Texten und ihrer Musik.<br />

GHOST gibt es jetzt seit 10 Jahren.<br />

Hattest du immer einen genauen Plan,<br />

was passieren würde? Gibt es einen<br />

Masterplan?<br />

Hmm… Ich würde mich mit James<br />

Cameron, dem Regisseur von „Titanic“, vergleichen.<br />

Du hast am Anfang ein Schiff und am<br />

Schluss ein gesunkenes Schiff. Dazwischen kann<br />

viel passieren. Der Abend heute war so nicht<br />

geplant. Du musst mit den Gegebenheiten arbeiten.<br />

Die Fluglinie hat unser Equipment nicht<br />

© Mikael Eriksson


Strom-Geist<br />

hergebracht, das hat alles verändert, aber du<br />

musst damit arbeiten.<br />

© Mikael Eriksson<br />

Die ganze Zeit. Es ist, wie ein Bild zu malen. Alle<br />

kleinen Teile des Bildes müssen sich zu einem<br />

großen Ganzen zusammenfügen. Und wenn ein<br />

Teil nicht dazupasst, muss man bereit sein, diesen<br />

Teil zu übermalen.<br />

Brrrffggg dddkk hhhrhrkkkk<br />

WHAT??!!<br />

(Der Fragesteller hatte eine Papa-Eremitus-Maske<br />

auf und darauf vergessen, dass die Maske keine<br />

Öffnung für den Mund besitzt.)<br />

Was ist dein Lieblingsalbum von GHOST?<br />

Uff. Schwere Frage. Eigentlich würde ich jetzt<br />

„Prequelle“ sagen, aber ich habe nun über 300<br />

Interviews zu dem Album gegeben… Also würde<br />

ich fast „Meliora“ nennen.<br />

Tobias grinst, das Publikum jubelt.<br />

„Prequelle“ beginnt sehr aggressiv mit „Rats“ und<br />

„Faith“, dazwischen sind zwei instrumentale Stücke<br />

und zum Abschluss einige langsame Songs.<br />

Wie sehr kümmerst du dich um die „Running Order“<br />

eines Albums?<br />

www.ghost-official.com<br />

www.facebook.com/thebandghost<br />

Richard Metfan<br />

25


Strom-Legenden<br />

Die hohe Kunst des Rumpelns<br />

Vierzehn Jahre nach dem letzten Album „Ampeauty“<br />

erfreuen uns PUNGENT STENCH nun mit dem<br />

allerletzten, lange in der Schublade gelegenen<br />

„Smut Kingdom“ (Dissonance Prod.).<br />

Mike lud Gitarrist/Sänger Martin Schirenc<br />

(SCHIRENC PLAYS PUNGENT STENCH)<br />

zum unterhaltsamen Talk über<br />

neue Medien und alte Probleme.<br />

Martin, wie kam es dazu, dass Alex (Wank, Original-<br />

PS-Drummer) und du wieder miteinander redet, ohne<br />

Anwalt oder so dazwischen?<br />

Wir haben uns bandmäßig geeinigt, das war als<br />

Einziges notwendig. Es ging um den PUNGENT<br />

STENCH-Katalog, die „neue“ Platte und das Merchandise.<br />

Das ist nun geregelt, mehr gibt’s dazu<br />

nicht zu sagen.<br />

Wir wollten euch ja beide zusammen interviewen,<br />

aber Alex lehnt das strikt ab.<br />

Also, ich muss das auch nicht haben. Das ist nicht<br />

nötig, denke ich.<br />

Wie viele <strong>Magazin</strong>e haben denn<br />

angefragt für ein Interview mit<br />

euch beiden gemeinsam?<br />

Nur du (lacht)! Ich habe auch<br />

fast keine Interviews gegeben,<br />

was mir nicht unrecht ist. Ich<br />

brauch das nicht.<br />

„Smut Kingdom“ ist inzwischen<br />

elf Jahre alt. Eine lange Zeit in<br />

26<br />

unserer schnelllebigen Ära. Was ist an dem Album<br />

noch original, was hast du im Nachhinein bearbeitet,<br />

aufgehübscht?<br />

An sich ist alles original, es wurde halt jetzt<br />

erst fertig gemischt. Ein paar Gitarren habe ich<br />

noch re-amped. Ich wollte nichts neu einspielen,<br />

brauchte aber einen neuen Ansatz für das Album.<br />

Lars von ENTOMBED und Kam Lee von MASSACRE<br />

haben noch Guest-Vocals beigesteuert, aber sonst<br />

ist das Ganze, wie es damals war.<br />

Die Hörgewohnheiten ändern sich ja auch über<br />

die Jahre …<br />

Klar. Der Mix heute ist anders,<br />

als ich ihn damals gemacht<br />

hätte.<br />

Lauter wahrscheinlich, weil du<br />

heute weniger hörst?<br />

Haha, das kann sein. Das darf<br />

sich aber eh jeder auf seiner<br />

Stereoanlage einstellen, wie<br />

er’s braucht.


Strom-Legenden<br />

Es ist es jedenfalls wert, laut gehört zu werden, denn<br />

es ist echt „Original Stench“, was auch den typischen<br />

Schmäh in den Lyrics betrifft, der euch immer auszeichnete.<br />

Sind die Themen der Songs zeitlos, gelten<br />

die heute überhaupt noch?<br />

mal eine Neuauflage unserer Platten, aber eben<br />

leider ohne die beiden genannten. In England<br />

haben wir diese Probleme nicht.<br />

Über das Thema Zensur könntet ihr ohnedies vieles<br />

erzählen.<br />

Sehr seltsam war die Geschichte in Australien,<br />

wo das Cover zu „Been Caught Buttering“ 1993<br />

verboten wurde, als wir dort tourten. Das wurde<br />

zum Politikum, weil gerade Wahlen waren. Irgendwer<br />

braucht immer irgendeinen Sündenbock, da<br />

haben wir uns da ganz gut angeboten damals.<br />

Das Cover hat ja auch einen homo-erotischen<br />

Unterton und das dürfte dort in konservativen<br />

Kreisen ein rotes Tuch gewesen sein. Nur eine<br />

von vielen Geschichten zu dem leidigen Thema.<br />

FOTOS mit freundlicher Genehmigung von PUNGENT STENCH / MARTIN SCHIRENC<br />

Alex und ich haben uns das Texten immer aufgeteilt,<br />

ich schrieb stets über andere Dinge als er,<br />

so hat sich das immer gut vermischt. Natürlich<br />

sind die Themen teilweise zeitspezifisch und dadurch<br />

ein wenig veraltet, ich erwähne zum Beispiel<br />

iPods (lacht). Aber es sind auch gesellschaftskritische<br />

Lyrics drauf, und die sind aktueller denn je.<br />

Konsum-Geilheit, muslimischer Terror,…<br />

Dinge, die sich nicht ändern über die Jahre.<br />

Die ändern sich sehr wohl, die werden schlimmer!<br />

Wie man bei der Albumpräsentation sehen und hören<br />

konnte, „darfst“ du die neuen Songs mit SCHIRENC<br />

PLAYS PUNGENT STENCH live spielen…<br />

Klar. Jeder kann ja spielen, was er will. Es gibt ja<br />

auch andere Bands, die PUNGENT STENCH covern.<br />

Bei unseren internen Angelegenheiten ging es<br />

rein um die Verwendung des Bandnamens.<br />

Im Zuge der „Smut Kingdom“-Veröffentlichungen<br />

habt ihr gleich euren ganzen<br />

Back-Katalog dem britischen<br />

Label Dissonance<br />

Productions anvertraut.<br />

Ja, weil „For God Your<br />

Soul…“ und „Club Mondo<br />

Bizarre“ in Deutschland<br />

auf dem Index stehen.<br />

Es gab vor Jahren schon<br />

Dafür war damals diese Social-Media-Sache noch<br />

nicht existent. Hältst du dich heute vielleicht lieber<br />

mal zurück bei gewissen Themen, weil du einen<br />

Shitstorm oder Ähnliches befürchtest?<br />

Nein! Nur weil irgendwelche Leute irgendwas<br />

nicht vertragen? Die müssen sich eben eine dickere<br />

Haut wachsen lassen. Ich lasse mich sicher<br />

nicht zum Schweigen bringen von irgendwelchen<br />

empörten Moralaposteln. Ich und PUNGENT<br />

STENCH haben immer gesagt, was wir wollten<br />

und was wir dachten.<br />

Ihr vielleicht. Aber man merkt doch, dass gewisse<br />

Leute aufpassen, was sie wo wie sagen…<br />

Nein, man soll eben nicht aufpassen, man<br />

soll dagegen kämpfen! Das ist bedenklich, ein<br />

Schritt in totalitäre Strukturen. Natürlich sollte<br />

man generell überlegen, was man sagt, also<br />

denken, bevor man das Maul aufmacht. Aber<br />

wenn man eine Meinung<br />

hat, dann soll man die<br />

auch sagen können. Auch<br />

wenn sie unpopulär ist.<br />

Warum soll das der eine<br />

dürfen, der andere aber<br />

nicht? Wer ist da die Instanz,<br />

die das bestimmt?<br />

Nochmal zurück zum„neuen“<br />

Album, das auch als LP<br />

erscheint. Sammelst du selbst<br />

auch Vinyl?<br />

27


Strom-Legenden<br />

FOTOS mit freundlicher Genehmigung von PUNGENT STENCH / MARTIN SCHIRENC<br />

Sammler bin ich keiner,<br />

aber ich finde es gut,<br />

dass es Vinyl wieder<br />

gibt. Gar nicht mal<br />

vom Sound her, der<br />

ja doch eigen ist, den<br />

viele Leute auch gerne<br />

hören. Aber das Cover<br />

ist schön und groß, das<br />

macht was her. Also gut,<br />

dass es sie wieder gibt, ich<br />

habe meine Platten ja auch<br />

nicht mit dem Ziel gemacht, dass<br />

die dann 200 Euro kosten.<br />

Wir freuen uns jedenfalls, dass „Smut Kingdom“<br />

jetzt doch noch erschienen ist und es euch (netten<br />

Gruß an Alex an dieser Stelle!) zumindest<br />

in dieser Form wieder oder immer noch gibt.<br />

Ich habe übrigens im letzten Heft euren Sound<br />

als „Rumpelsound“ bezeichnet und hoffe, du<br />

verzeihst; für mich ist das nämlich ein Kompliment…<br />

Haha, hab ich eh so verstanden. Ich bin ja<br />

ein großer VENOM-Verehrer, die waren auch<br />

immer rumpelig ohne Ende. Punk mag ich<br />

auch sehr, für mich ist eher Attitüde wichtig<br />

als technisches Können. Ich meine, dass<br />

wir nie gut gespielt haben, ist ja bekannt…<br />

Das hab ich gar nicht gesagt. Rumpelsound heißt<br />

ja nicht, dass man nicht gut spielt. Man muss den<br />

Rumpelsound auch gut spielen können…<br />

Okay, haha, aber wenn man sehr gut spielt, dann<br />

rumpelt man nicht.<br />

Dann rumpelt man bewusst.<br />

Ja, vielleicht, aber dann ist das aufgesetzt und<br />

klingt auch nicht echt. Nein, das hatte schon<br />

damit zu tun, dass wir „Krabbler“ waren und<br />

einfach nicht gut spielen konnten.<br />

Ok, belassen wir’s dabei. Ich rumpel mir jetzt nochmal<br />

„Smut Kingdom“ ins Gehirn und freu mich einfach.<br />

www.facebook.com/pungentstench.official<br />

Mike<br />

„Ich lasse mich sicher nicht zum Schweigen bringen<br />

von irgendwelchen empörten Moralaposteln“<br />

Scheiß auf den Shitstorm!<br />

„Irgendwer braucht immer irgendeinen Sündenbock,<br />

da haben wir uns ganz gut angeboten“<br />

Das ewige Thema Zensur<br />

28


Strom-Bringer WIR BRINGEN<br />

DEN <strong>STROM</strong> – UND<br />

UND BRUTALE<br />

KLÄNGE<br />

TALES OF A NOVELIST<br />

Albträume<br />

„Somniphobia“. Schlafphobie, geboren aus der<br />

Angst vor Schlafparalyse – heftiger Stoff ist es,<br />

den uns der Wiener Metalcore-Sechser TALES<br />

OF A NOVELIST hier auftischt. Kein fluffiger<br />

Hipster-Stoff für die Freizeit-Umweltschützer<br />

und Teilzeit-Robbenretter, sondern ein düsteres,<br />

bedrückendes, schwer verstörendes Konzeptwerk,<br />

emotional und aggressiv gleichermaßen.<br />

Zugrunde liegen dem Album reale Erfahrungen<br />

eines der Bandmitglieder, das den Albtraum<br />

der Schlafparalyse am eigenen Leib erfahren<br />

musste.<br />

Brutale Gitarren, höllischer Groove, knackige<br />

Breakdowns, gelegentlich an Industrial kratzende<br />

Elemente und derbste Deathcore-Anwandlungen<br />

– so heftig wie musikalisch zu Werke<br />

gegangen wird, so schonungslos präsentiert<br />

man auch die Geschichte des Albums.<br />

Von abgrundtief bösen Growls über verzweifeltes<br />

Geschrei bis hin zu melodischem Cleangesang<br />

offenbaren TALES OF A NOVELIST von<br />

hoffnungsvollen bis geradezu fatalistischen<br />

Tönen eine beeindruckende, mit Geschick und<br />

Sorgfalt in Szene gesetzte Bandbreite.<br />

© Tales of a Novelist<br />

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Anthalerero


Strom-gitarre<br />

MARTIN SOBOTNIK<br />

„Schickt’s ma bitte den Steve Vai“<br />

© SabineH auswirth<br />

Musikhaus Hofrichter, Musik Bauer, Bauer Sound, ATEC, Guitars Only, Musik Produktiv, Planet Music,<br />

Szene Wien (GF seit 2014). Legendäre Stationen eines bewegten Lebens, das den 1967 in Favoriten<br />

geborenen Gitarristen am 28.09.2018 auf die Bühne der Wiener SiMM City bringt, wo er mit allen<br />

SängerInnen seiner bisherigen Bands eine große „Ode an die Freu(n)de“ anstimmen wird.<br />

Aber wie ging das eigentlich los damals mit der<br />

Gitarre, Martin?<br />

Meine Familie war sehr musikbegeistert, die Mutter<br />

wollte immer Sängerin werden, die Cousine<br />

tanzte in der Staatsoper, ich lernte schon als<br />

Kind Konzertgitarre. „Spiel uns mal was vor“,<br />

bat meine Firmpatin bei einer Familienfeier,<br />

da war immer alles etepetete – auch ich sprach<br />

nur nach der Schrift, Dialekt war verpönt – , alle<br />

Augen richteten sich auf mich und<br />

ich legte los mit einem großen<br />

aktuellen Hit: „Schau, do liegt a<br />

Leich’ im Rinnsoi…“ Man bat mich<br />

nie wieder, was vorzuspielen.<br />

Aber die Leidenschaft war geweckt,<br />

gestärkt durch die Platten im elterlichen Wohnzimmer.<br />

Neil Diamond, Elvis, Ricky King. Damals<br />

DER deutsche Rock’n’Roll-Star. Weißes Gwandl,<br />

hautenge Satinhosen, Fender Stratocaster! Da war<br />

es dann auch nicht mehr weit zu KISS. Verzerrte<br />

Gitarren, Masken, Feuer, Lärm, Ekstase, meine<br />

Freunde und ich haben es nicht gepackt, das war<br />

neu im Gemeindebau. Wir hörten „Alive II“, gingen<br />

„Steve Lukather saß von Wr. Neudorf<br />

bis zur Libro Halle unter einem<br />

Pappendeckel auf der Fußmatte<br />

meines Autos“<br />

Ist doch jedem von<br />

uns schon passiert…<br />

ins Kino („…The Phantom Of The Park“) und „als<br />

KISS“ auf den Maskenball im Arbeiter-Partei-Heim.<br />

Daraus entstand unsere erste „Band“. Meine<br />

Konzertgitarre hing längst am Nagel, jetzt musste<br />

eine „Elektrische“ her, obgleich die damals als<br />

unerschwinglich galt. Die Gibson etwa kostete<br />

28.000 Schilling, aber mein Cousin fand eine<br />

Jetson um 2.000 beim Hofrichter. Ich fuhr hin,<br />

schnallte mir das Objekt meiner Begierde um und<br />

war bereit für das Solo meines Lebens. Und dann<br />

passierte das, wovor ich später als<br />

Gitarrenverkäufer Heerscharen<br />

junger Kunden warnen durfte,<br />

nämlich: Nix. Null. Die rechte Hand<br />

wusste nicht so recht wohin, die<br />

linke noch weniger und beide zusammen<br />

gingen schon gar nicht.<br />

Aber aufgegeben wird in Favoriten maximal ein Brief.<br />

Ich nahm Unterricht bei Heinz Krischke, heute<br />

Chef des Sound Forums und guter Freund seit<br />

35 Jahren, und mein leider schon verstorbener<br />

Kumpane „Killer“ Kurt Roth nervte seine arme<br />

Mutter so lange, bis sie ihm einen Bass kaufte.<br />

30


Strom-gitarre<br />

Fotos: privat<br />

Wir „probten“ gemeinsam mit unserem Haberer<br />

Michi – an den Omo-Trommeln! – in meinem<br />

Kinderzimmer. Irgendwann folgte ein richtiger<br />

Proberaum mit einem richtigen Drummer,<br />

dessen großer Bonus ein eigenes<br />

Auto war. Der „Ederl“ verpasste<br />

mir im legendären For Music einen<br />

H/H-Transistor-Verstärker<br />

um mühselig ersparte 12.000<br />

Schilling, um das Geld wäre sich<br />

auch ein Marshall-Combo ausgegangen,<br />

aber okay, und an der<br />

Rhythmus-Gitarre begrüßten wir<br />

unseren Freund Thomas Stohl, der<br />

später Künstlername und Position<br />

wechselte und als STILETTO auch<br />

am 28.09. dabei sein wird. Die Band hieß STROKE<br />

und ihr Credo war „Hauptsache schwarz und ja<br />

nichts Buntes“, aus der Zeit rührt mein Spitzname<br />

Black Sobot.<br />

Weitere von dir (mit)gegründete<br />

Bands waren im Laufe der Dekaden<br />

CINEMA, OBELIX’ REVENGE,<br />

TWOFACE, NOISE POLICE und<br />

zuletzt DIAMOND JACKS. All<br />

ihre Sängerinnen und Sänger<br />

werden bei deinem „Back From<br />

The Future“ betitelten Konzert<br />

zu hören sein. Erklär uns das<br />

bitte mal genauer.<br />

Die Idee schleppe ich seit Jahren mit mir herum,<br />

als „Vorbild“ darf man vielleicht ERIC CLAPTON<br />

mit seinem „Crossroads Festival“ nennen. Der<br />

stellt sich da nicht selbst in den Mittelpunkt,<br />

sondern lädt sich tolle Gäste ein und<br />

schaut, was passiert.<br />

Das vorletzte<br />

Wien-Konzert<br />

von RINGO STARR<br />

gefiel mir aus dem<br />

gleichen Grund. Da<br />

spielt ein Steve Lukather<br />

Songs von<br />

Rick Derringer und<br />

umgekehrt, man bereitet<br />

sich gemeinsam<br />

darauf vor und hat Spaß.<br />

Natürlich ist das eine komplett andere Liga, aber<br />

die Idee dahinter die gleiche.<br />

„Martin Sobotnik & Friends“ soll ein einmaliger<br />

Abend werden, an dem wir endlich alle auf der<br />

Bühne zusammenkommen. Keine Selbstdarstellung,<br />

keine Sessions. Darum lade ich auch „nur“<br />

die Sänger und keine Instrumentalisten<br />

ein, das würde ewig dauern.<br />

Und auch die Vokalisten nur<br />

von meinen eigenen Bands und<br />

nicht von bestehenden Formationen,<br />

bei denen ich einsteigen<br />

durfte, wie etwa BLIND PETITION.<br />

Die ROCK GENERATION bildet die<br />

„Backing Band“ am 28.09., im Mittelpunkt<br />

stehen aber die Frontleute,<br />

von denen jeder ein bis<br />

zwei Songs unserer damaligen<br />

Bands plus eine Coverversion, AC/DC, VAN HALEN<br />

usw., singt.<br />

Schöne Idee, die aber auch nach viel Aufwand klingt.<br />

Ja, der Wahnsinn kostet mir<br />

den ganzen Sommer (lacht).<br />

Aber das ist es wert. Ich will<br />

mir und den Leuten zeigen,<br />

dass das alles damals nicht<br />

umsonst war. So quasi: Was<br />

wurde aus uns, wie klingen<br />

wir heute? Und vor allem: Wie<br />

gut singen die bitte alle? Von<br />

den zwölf SängerInnen, die ich<br />

dabei habe, kennt vermutlich acht niemand. Die<br />

sollten sie aber kennen lernen!<br />

Also, liebe Leser, notiert euch den Termin, zu dem<br />

auch viele Wegbegleiter aus Martins Zeit im Musikfachhandel<br />

eingeladen werden, aus der<br />

unser sympathischer Interviewpartner<br />

am Ende natürlich auch noch hübsche<br />

Anekdoten parat hat:<br />

STEVE LUKATHER spielte mit TOTO<br />

in der Libro Halle und gab vorher<br />

in unserem „Musik Produktiv“ in<br />

Wr. Neudorf eine Autogrammstunde.<br />

Ich holte ihn ab mit meinem<br />

alten Porsche 911, Baujahr 1986,<br />

schön tiefergelegt. Steve meinte nur „nice<br />

ride“ und die Wies’n war g’maht. Nach der Autogrammstunde<br />

entdeckte er in unserer Schlagzeug-Abteilung<br />

eine lebensgroße Pappfigur<br />

31


Strom-gitarre<br />

des TOTO-Drummers Simon Phillips, die wollte<br />

er unbedingt haben und bekam sie natürlich.<br />

Aber nicht in den Porsche rein. Also Sitz<br />

umgelegt, Figur zwischen Rückbank und Windschutzscheibe<br />

eingeklemmt und Steve Lukather<br />

saß von Wr. Neudorf bis zur Libro Halle unter<br />

einem Pappendeckel auf der Fußmatte meines<br />

Porsches. Das Konzert war natürlich ein Traum<br />

und beim Schlagzeug-Solo kam von der Decke herab<br />

ein falscher Simon Phillips über dem echten…<br />

Die Fans lachten Tränen, der Trommler wusste<br />

nicht warum und da ging Steve auf die Bühne,<br />

tippte Simon auf die Schulter und<br />

zeigte nach oben.<br />

Von STEVE VAI indes hieß es immer,<br />

dass er keine Signierstunden gibt,<br />

Ibanez hat mir stets abgesagt. Dann kamen eines<br />

Tages zwei japanische Geschäftsleute in meinen<br />

Store, wir plauderten ganz nett übers Business<br />

und erst am Ende des Gesprächs, im Palatschinken-Paradies<br />

neben dem Musik Produktiv, zieht<br />

der eine seine Visitenkarte: Mr. Hoshino himself,<br />

von Hoshino Gakki, der Herstellerfirma von<br />

> 10.000 EINTRÄGE<br />

> TOP AKTUELL<br />

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„Hauptsache schwarz und<br />

ja nichts Buntes“<br />

Early Black Sobot<br />

u.a. Ibanez. „Können wir<br />

noch was für dich tun?“<br />

„Jo bitte, schickt’s ma<br />

den Steve Vai, haha.“<br />

Ein halbes Jahr später kam die E-Mail und kurz<br />

drauf der Gitarrist persönlich. Dem ja ein gewisser<br />

Ruf vorauseilte, esoterischer Exzentriker, übernatürliches<br />

Wesen… Aber er kam rein, hallo, „How’s<br />

Fender doing?“, wie läuft die neue Stratocaster?<br />

Also nix esoterisch, einfach ein durchaus sympathischer<br />

Businessman, der mich ein bisserl<br />

über die Konkurrenz ausfragte.<br />

Stichwort „vorauseilender Ruf “…<br />

YNGWIE MALMSTEEN spielte live im<br />

Rockhaus und stand für eintausend<br />

Dollar für einen Workshop zur Verfügung. Der angefragte<br />

Mitbewerber Willi Bauer meinte nur „Dem<br />

*** zahl i sicher nix“, aber ich ergriff mit meinem<br />

Geschäftspartner Helmut Sicheritz die Chance.<br />

Der Workshop fand am Nachmittag oben im Cafe<br />

statt, ich stellte mich dem Künstler – ein Hüne! – in<br />

der Garderobe vor, etwas nervös, aber respektvoll,<br />

freundlich, ganz normal halt. Und genauso kam<br />

es von ihm zurück. Okay, nachdem er die goldene<br />

Rolex seiner Frau gegeben hatte, damit sie ihm<br />

oben keiner fladert. „Da warten 60 Fans, die für den<br />

Workshop extra bezahlen“, bat ich, „also sei bitte nett<br />

zu ihnen.“ Und das war er. Über zwei Stunden hat<br />

er ihnen alles gezeigt, Fragen beantwortet, signiert,<br />

bis jeder Einzelne glücklich war.<br />

Foto: privat<br />

Dem nicht genug durfte ich mit meiner Band<br />

TWOFACE Support spielen, was natürlich auch<br />

nicht ganz ohne war. Nach dem Workshop hatten<br />

wir Soundcheck, Yngwie stand dabei lässig hinten<br />

beim Petzi an der Bar und als wir fertig waren, hat<br />

er durch den ganzen Saal applaudiert. So nah kam<br />

ich in meinem Leben dem Feeling eines Gitarrenhelden<br />

nie wieder…<br />

MARTIN SOBOTNIK & FRIENDS<br />

28.09. – Wien, SiMM City<br />

Voices: Andy Abraham, Peter Wernbacher, Robert<br />

Müller, Toni Scherrenberg, Claudia Jusits, Paul<br />

Venturini, Stiletto, Peter Kiss, Roman „Sittich“<br />

Mozelt, Alexandra Hellmann<br />

Band: Juliane Wetzer, Thomas Wildner, Nico<br />

Bernhardt<br />

office@musikatlas.at<br />

Infos & Tickets:<br />

www.simmcity.at, www.facebook.com/martin.sobotnik


Strom-legenden<br />

Helmut Puschacher<br />

NICK SIMPER & NASTY HABITS<br />

Exklusiv!<br />

powered by<br />

Attila Scholtz<br />

Nick Simper<br />

Chris Heissenberger<br />

An’ Nasty!<br />

Es ist eine bewährte Konstellation: DEEP PURPLE-Gründungsmitglied<br />

Nick Simper gemeinsam mit den 1989 in Wien gegründeten<br />

NASTY HABITS live im ehrwürdigen Reigen. Da kann nichts schiefgehen<br />

– und das tut es auch nicht, wie das soeben erschienene Zeitdokument<br />

„Live An’ Nasty!“ eindrucksvoll beweist. Neue Songs, DP-<br />

Klassiker und der LP-Einstand von Sänger Attila Scholtz, der schon<br />

mit JON LORD und IAN PAICE gearbeitet hat. Eine in jedem Sinne<br />

exklusive Angelegenheit, erhältlich nur im streng limitierten lila<br />

(purple…) und schwarzen 180-g-Vinyl mit Klappcover!<br />

www.nastyhabits.eu<br />

Chris King<br />

DORO<br />

Alle(s) für den Metal!<br />

Es ist und bleibt bewundernswert, mit welcher Hingabe die<br />

ewig junge Königin des deutschen Metal alles für ihre Fans gibt.<br />

Sei es live (21.11. SiMM City, Karten sichern!) oder auf ihrem 20. (!)<br />

Studiowerk „Forever Warriors, Forever United“ (Nuclear Blast), das<br />

als Doppelalbum mit 25 (!!) brandneuen Songs am 17.08. erscheint.<br />

Vom Speed-Brecher über Mitgröl-Hymnen bis zu den obligaten<br />

Balladen ist alles dabei, auch viele Gäste von Johan Hegg bis Doug<br />

Aldrich; bei „All For Metal“ geben Mille, Chuck Billy und Warrel<br />

Dane (R.I.P.) die Chorknaben. Imposant!<br />

www.doromusic.de<br />

Walter<br />

LUCIFER<br />

Gut aufgestellt<br />

NICK SIMPER & NASTY HABITS<br />

SIDE A<br />

JOKE<br />

EMMARETTA<br />

PLEASE DON`T GO<br />

HELP<br />

SIDE B<br />

COLD<br />

WHY DIDN’T ROSEMARY<br />

LALENA<br />

HUSH<br />

Nick Simper - Bass, Vocals<br />

A tila Scholtz - Lead Vocals<br />

Chris Heissenberger - Guitar, Vocals<br />

Helmut Puschacher - Keyboards<br />

Peter Brkusic - Drums<br />

Photos: Meli ta Gunsam, Pamela Jafaar, Wolfgang Gonaus und Harald Bruckner<br />

<br />

mixed and mastered by Reini Peiler at HUB Studio, Vienna.<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

/500<br />

& <br />

<br />

NICK SIMPER & NASTY HABITS LIVE an‘ Nasty<br />

NICK SIMPER & NASTY HABITS<br />

An’ Nasty!<br />

Das von der fruchtenden Zusammenarbeit von Johanna Sadonis<br />

(THE OATH) und Gary Jennings geprägte Debüt sorgte für großen<br />

Jubel, der frühere CATHEDRAL-Gitarrist verließ das Unternehmen<br />

dennoch bald wieder. Für ihn kam Nicke Andersson (ENTOMBED,<br />

THE HELLACOPTERS), dessen Groove-betontes Schlagzeugspiel die<br />

neue, originell „II“ (Century Media) betitelte LUCIFER-Scheibe vom<br />

Opener „California Son“ weg entscheidend vorantreibt. Auch „Eyes<br />

In The Sky“ und „Before The Sun“ sind musikgewordene Freude<br />

im Classic-Rock-Mantel, doch auch die „finstere Seite“ der Truppe<br />

kommt u.a. im BLACK SABBATH-Gedächtnis-Track „Reaper On Your<br />

Heels“ sowie im Doom-Groover „Dancing With Mr. D“ ans, ähem,<br />

Tageslicht. Somit sind LUCIFER aktuell nicht nur verdammt gut<br />

aufgestellt, sondern auch facettenreicher denn je.<br />

www.facebook.com/luciferofficial<br />

Walter<br />

33


Strom-kreis<br />

ABSTRACTYSS –<br />

Beyond Nuclear Dreams (Eigenprod.)<br />

Fett ist es geworden, das Debüt des Bajuwaren-Trios.<br />

Der doch recht progressiv angehauchte<br />

Death Metal mit ein wenig Black-Querverweisen<br />

liegt ja eh im Trend, somit werden auch diese<br />

neun Bretter (zwei Tracks sind nur instrumentale Überleitungen) schnell<br />

Freunde finden. Der Gitarrensound ist breitwandig, nur die Drums sind<br />

halt programmiert, was man – wie so oft – leider schon beim ersten Beat<br />

hört. Shouter André scheint des Öfteren mit dem Grindcore zu liebäugeln<br />

und bree-bree-breet manchmal in herzallerliebster Gurgelmanier. Und<br />

beim überraschend melodiösen „Kara Buran“ singt er sogar ansatzweise!<br />

Schade, dass man trotz nettem Booklet und keinem Totalausfall hier<br />

eher noch den Eindruck eines „Projektes“ erweckt. Die musikalische<br />

Ausrichtung stimmt nämlich schon mal, und das Ganze fährt einem<br />

auch voll in die Fresse. Vielleicht findet sich ja doch noch ein geeigneter<br />

Trommler…<br />

Mike<br />

www.facebook.com/abstractyss<br />

ADISDEAD – Buy One, Get One (Eigenprod.)<br />

Mit dieser EP veröffentlichte das Welser Trio<br />

ein vielseitiges und gelungenes, wenngleich<br />

noch nicht ganz perfektes Erstlingswerk. Die<br />

sechs Songs bewegen sich irgendwo zwischen<br />

Blues- und Hard Rock, zwischen BLACK STONE<br />

CHERRY und DANKO JONES. Die perfekten Beispiele dafür liefern<br />

die Tracks „Living A Lie“, „Back On The Track“ sowie das durchaus<br />

radiotaugliche „Fired By A Gun“. Die Hooks verführen zum Kopfnicken,<br />

das sich spätestens während des Refrains zu einem wilden Schütteln<br />

des Hauptes verwandelt. Neben den ausgefeilten Gitarren-, Bass- und<br />

Schlagzeugarrangements begeistert der facettenreiche und kraftvolle<br />

Gesang von Frontmann Helmut Budaker (G+V). Den einzigen<br />

Wermutstropfen stellt die obligatorische Ballade „Incredible“ dar,<br />

was vor allem am Text liegt: Ohne die Nummer vorher gekannt zu<br />

haben, klangen die Zeilen bereits beim ersten Durchlauf irgendwie<br />

bekannt…<br />

Flo<br />

www.adisdead.jimdo.com<br />

COUNTERWEIGHT – Life Thread<br />

(Bleeding Nose Rec.)<br />

Die Klagenfurter Jungs geben mit ihrer neuen<br />

EP heftigst was auf die Ohren! Ein perfekter<br />

Mittelweg aus Deathcore, siehe bzw. höre die<br />

Vocals und Instrumente in den Strophen, und<br />

Metalcore, letzterer untermauert durch exzellentes Riffing und den<br />

Gesang in den Refrains. Mitunter wird das Ganze aber auch bunt<br />

durchgemischt, letztendlich kommt für alle Fans, die sich im Core<br />

zu Hause fühlen, etwas Schönes raus. Daumen rauf, wir freuen uns<br />

auf mehr!<br />

Mozgi<br />

www.counterweight.at<br />

FEAR OF DOMINATION – Metanoia<br />

(Out Of Line)<br />

Das nenn’ ich mal Finnish Feinstes, denn hier<br />

staubt es gewaltig!<br />

Dabei ist das zweite Album der finnischen Band<br />

eines, das definitiv mehrmaliges Abspielen<br />

erfordert, nicht wegen audiophiler Spitzfindigkeiten (die es gibt),<br />

sondern weil es ein wirklich mitreißendes Stück Metal ist. Trotz massiv<br />

moderner Produktion wirkt „Metanoia“ angenehm handgefertigt, was<br />

auch für die Band spricht, da sie sich nicht auf eine digitale Denaturierung<br />

ihres Sounds eingelassen hat. Das wäre auch ewig schade,<br />

denn F.O.D. sind nicht nur ausgezeichnete MusikerInnen, auch was<br />

das Songwriting betrifft, ist mehr als nur ein joviales Schulterklopfen<br />

angebracht. Das beweist der von der ersten Nummer „Dance With The<br />

Devil“ an automatisch einsetzende Headbang-Reflex. Ausnahmesängerin<br />

Sara bringt naturgemäß das nötige Maß an Aufmerksamkeit,<br />

obwohl die Truppe das Label „Female Fronted“ (manchmal eine<br />

Mischung aus Minderheitenschutz und Warnhinweis) jetzt mal gar<br />

nicht so braucht. Hier ist einfach eine gute junge Band am Start, die<br />

mit dazu beitragen wird, dass das Genre insgesamt nicht in seinen<br />

Manierismen steckenbleibt.<br />

Als Deluxe-Ausgabe gibt es den Erstling „Atlas“ noch dazu, quasi die<br />

Stereo-Faustwatschn, das sitzt!<br />

Claudia<br />

www.fod.fi<br />

HAKEN – L-1ve (Inside Out Music)<br />

Nach vier Studioalben legen die britischen<br />

Proggies ihr erstes Live-Dokument vor,<br />

mitgeschnitten im April 2017 im legendären<br />

Amsterdamer „Melkweg“. Da man auf dieser<br />

Tour auch das zehnjährige Jubiläum feierte,<br />

ließen sich Band und Label nicht lumpen und kredenzen der Fanschar<br />

nun ein üppiges Paket: „L-1ve“ beinhaltet besagten Gig auf zwei<br />

CDs und einer DVD und kommt als Digipak mit einer Bonus-DVD<br />

mit älterem Live-Material und diversen Videos. Klangtechnisch<br />

konnte sowohl die überaus euphorische Stimmung als auch die<br />

Darbietung der Band (sensationell: Sänger Ross Jennings!) sehr<br />

gut eingefangen werden.<br />

Dass man für die Setlist mehrere Songs („1985“, „Red Giant“) des<br />

seinerzeit aktuellen Drehers „Affinity“ berücksichtigte, ist ebenso<br />

logisch wie nachvollziehbar. Überraschend kommt dagegen das<br />

„Aquamedley“ am Ende der ersten CD: eine Zusammenstellung<br />

diverser Tracks des 2010er-Debüts „Aquarius“, die in gut 25 Minuten<br />

en bloc vorgetragen werden. Nette Geschichte, die zusammen mit<br />

den ebenso berücksichtigten Auszügen vom 2013er-Album „The<br />

Mountain“ (unendlich cool: „Atlas Stone“) und dem zum Abschluss<br />

präsentierten Titeltrack des 2011er-Opus „Visions“ eine gut<br />

ausgewogene Mischung ergibt und den Erfolgslauf von HAKEN<br />

eindrucksvoll dokumentiert.<br />

Walter<br />

www.hakenmusic.com<br />

34


Strom-kreis<br />

IMMORTAL – Northern Chaos Gods<br />

(Nuclear Blast)<br />

The gates to Blashyrk are open, die norwegischen<br />

Kult-Black-Metaller bringen uns ein neues Album<br />

samt Unheil verkündendem Titel.<br />

Gitarrist Demonaz braucht sich gesangstechnisch<br />

keine Sekunde hinter seinem Vorgänger Abbath zu verstecken, denn auch<br />

er knurrt sich aufs Grimmigste durch die acht Tracks, welche blizzardartig<br />

und klirrend kalt das heimische Wohnzimmer in kürzester Zeit in eine<br />

vereiste finstere Winterwelt voller Dämonen verwandeln. IMMORTAL<br />

haben während ihrer langen Schaffenszeit das Tempo kontinuierlich<br />

ein wenig gedrosselt, was aber nicht stört, denn dadurch kann man sich<br />

getrost auf die herrlich sägenden Gitarren sowie den wohl einzigartigen<br />

Gesang konzentrieren. Für die Produktion wurde Mastermind Peter<br />

Tägtgren verpflichtet und wie gewohnt hat er eine technisch brillante<br />

Arbeit abgeliefert (und auch gleich den Session-Basser gemimt).<br />

„Northern Chaos Gods“ bietet absolut zeitlosen Black Metal, der das<br />

Genre nicht neu definiert, aber genug Potential besitzt, um IMMORTALs<br />

Platz in der schwarzmetallischen Elite zu untermauern. Anita<br />

www.immortalofficial.com<br />

JOHANNES MARIA KNOLL – Transcended<br />

(House of Riddim)<br />

Nachdem sich JMK mit seinem unverwechselbaren<br />

Gitarrensound bei unzähligen internationalen<br />

Zusammenarbeiten (GENTLEMAN,<br />

SAMY DELUXE, AFROB u.v.a.) als Studio- und<br />

Live-Musiker einen Namen gemacht hat, nahm sich der Ausnahmegitarrist<br />

aus St. Pölten für sein erstes instrumentales Soloalbum richtig<br />

schweren Stoff vor.<br />

Durch das Leben und diverse Schicksalsschläge fand Knoll zu Gott<br />

und wurde zu einem gläubigen Menschen, der Glaube und Kirche<br />

klar voneinander trennt und nun den „Versuch eines persönlichen<br />

Soundtracks zur Bibel“ abliefert. Wer sich auf dieses Werk einlässt,<br />

bekommt die Kraft der heiligen Schrift auf eine eindrucksvolle neue<br />

Art und Weise zu spüren. Von der Genesis über die Bergpredigt bis<br />

hin zur Kreuzigung und Auferstehung wandelt man dabei auf JMKs<br />

rockigen Pfaden. Zur Dreifaltigkeit gesellte sich niemand Geringerer<br />

dazu als DEPECHE MODE-Drummer Christian Eigner und HOUSE OF<br />

RIDDIM-Bassist Gerald Schaffhauser.<br />

Und Gott sah, dass es rockte!<br />

Chris King<br />

www.jmknoll.at<br />

beitrug, ist mir nicht bekannt. Es wäre aber nicht verwunderlich, wenn<br />

im „Wulka-Delta“ neben in hoher Anzahl vorhandenen Insekten-(Ab-)<br />

Arten auch derlei naturgegebene Absonderlichkeiten zu entdecken wären.<br />

Stilistisch orientiert man sich de facto an „Delta-Sounds“, wobei die<br />

Burgenländer speziell die New-Orleans-Szene zu schätzen scheinen.<br />

Die Tracks sind zwar vom mächtigen Aggressivitätslevel und der Verschrobenheit<br />

früher EYEHATEGOD geprägt, doch die aus ehemaligen<br />

FISCHHALLE- und PAIN INC.-Mitgliedern formierte Band betätigt nicht<br />

nur die – hier mehr als sprichwörtlich gemeinte – musikalische „Brechstange“,<br />

sondern weiß durch atmosphärische Zwischenspiele ebenso<br />

für Abwechslung zu sorgen wie durch brutale Thrash/Groove-Einschübe<br />

im Stile von EXHORDER.<br />

Freunde brachialer Sludge/Groove-Kunst werden mit diesem coolen,<br />

dreckig-schlammigen Teil auf ihre Kosten kommen. Walter<br />

www.facebook.com/kielkropf<br />

KLAUBAUF – Toifl an Tirolalond<br />

(Studio Hundert Rec.)<br />

Aus dem Zillertal stammt dieses Trio mit dem<br />

für Nicht-Tiroler eher eigenwillig anmutenden<br />

Namen. Gewöhnungsbedürftig wirkt auch der<br />

Albumtitel, für den eingeschworenen Austro-<br />

Rock-Fan ist jedoch sofort nachvollziehbar, dass es sich beim Titeltrack<br />

um eine ins Tirolerische übersetzte Version der alten SCHUBERT-Hymne<br />

KIELKROPF – Ignorance Is Bliss<br />

(EP, Sludgelord Rec.)<br />

Der ungewöhnliche Bandname ist offenbar<br />

der Sagenwelt entnommen, wo er hässliche,<br />

kindliche Wesen mit riesigen Köpfen beschreibt<br />

(die später mal Kanzler werden? Andi). Ein<br />

diesem Begriff gerecht werdendes, verdammt derbes Teil legt das<br />

Quartett nun als EP vor. Ob seine Herkunft etwas zur Namenswahl


Strom-kreis<br />

36<br />

„Devil In Fairyland“ handelt. Und weil man im „Heiligen Land“ noch<br />

viel auf Zusammenhalt und Kollegialität hält, hat Klaus Schubert dem<br />

Trio nicht nur diese Adaption „erlaubt“, sondern dabei höchstselbst in<br />

die Saiten gegriffen.<br />

Doch auch unabhängig von dieser „Beziehung-Kiste“ sorgt die Band<br />

mit lässig intoniertem und kompetent vorgetragenem Hard und Heavy<br />

Rock für Begeisterung, der nicht nur in Form von fetten Brechern<br />

(„Ruachn-Fest“) und Groove-betonten Riff-Kanonaden („I bin i“)<br />

ansprechend daherkommt, sondern auch mit ruhigeren Nummern zu<br />

überzeugten weiß. Nicht zuletzt, weil sowohl „Schutzengl“ als auch<br />

„Wia sond“ ohne Kitsch und Pathos gut in den klaren, staubtrocken<br />

produzierten Vortrag integriert werden konnten. Bärig! Walter<br />

www.facebook.com/klaubaufrockt<br />

KRANKHEIT – Zerberus (Eigenprod.)<br />

Da steht er also, der dreiköpfige, über alle Maßen<br />

furchterregende Zerberus und bewacht<br />

den Eingang zur Unterwelt, aus der niemand<br />

wiederkehrt.<br />

Als Gastgeschenk für die Eintretenden kann ich<br />

mir das neue, dritte (!) Werk dieser österreichischen Dark-Metaller gut<br />

vorstellen. Auf keinem der neun Tracks gibt es auch nur einen kleinen<br />

Funken Hoffnung, was die Kernthemen Liebe, Menschlichkeit und Tod<br />

betrifft, bei letztgenanntem sowieso nicht. Das mag zwar schon vorgekommen<br />

sein, speziell an KRANKHEIT jedoch ist, dass sie nicht nur sehr<br />

gediegenen Metal spielen, sondern immer wieder gerne in der Klassik<br />

wildern. So muss auf „Zerberus“ neben Beethoven auch Mozart dran<br />

glauben. Speziell in „Terrorarie“, hier lässt die Band die „Arie der Königin<br />

der Nacht“, vorgetragen von Sänger Chris’ bösartigstem, heiseren Knurren,<br />

auf eine herrlich abseitige Weise einfach nur verwüstet zurück. Das mag<br />

zwar dem einen oder anderen Die-Hard-Mozart-Fan die Tränen in die<br />

Augen treiben, aber KRANKHEIT ist ja mal grundsätzlich nichts Lustiges.<br />

Trotzdem kann ob der Spielfreude und Originalität davon ausgegangen<br />

werden, dass das Trio an seinem Tun einen geradezu höllischen Spaß hat.<br />

Mein Tipp: Lassen Sie sich anstecken!<br />

Claudia<br />

www.krankheit-band.com<br />

MADBALL – For The Cause (Nuclear Blast)<br />

Einst als AGNOSTIC FRONT-Nebenprojekt gestartet,<br />

mittlerweile selbst Götter des NYHC: Auf<br />

ihrem neunten Longplayer zeigen MADBALL<br />

eindrucksvoll, wie Old-School-Hardcore klingen<br />

muss. Gangshouts, Sing-Alongs und Moshparts<br />

wechseln sich permanent ab, ohne dass auch nur eine Sekunde der knapp<br />

35 Minuten langweilig wird.<br />

Der Einstieg gibt die Stimmung vor: „Smile Now Pay Later“. Tatsächlich<br />

kommt der Fan nicht mehr aus dem Grinsen raus. Schon Song zwei,<br />

„Rev Up“, gibt nach einem kurzen Spoken-Word-Intro von Sick Jacken<br />

(PSYCHO REALM) Vollgas. Zur Auflockerung wird mit rockigem Grundton<br />

und genialem Refrain wie in „Freight Train“ oder mit thrashigen<br />

Einflüssen in „Tempest“ gearbeitet, „Old Fashioned“ entpuppt sich als<br />

Hardcore-Hymne. MADBALL halten konstant das Tempo, um in der<br />

Albummitte mit ICE-T ein Thrash-Feuerwerk zu zünden, eine Minute<br />

fünfzig pure musikalisch vertonte Freude namens „Evil Ways“. In „Es Tu<br />

Vida“ beweist Freddy Cricien, wie hart und temperamentvoll Spanisch<br />

klingen kann. Danach wird, „For You“, das Hardcore-Bruderschaftsgefühl<br />

besungen, passenderweise mit reduziertem Tempo, bevor die letzten<br />

zwei Songs wieder an Speed zulegen.<br />

Die Produktion von Tim Armstrong (großartig!) und das Mastering von<br />

Tue Madsen tun ihr Übriges, um „For The Cause“ zum Hörgenuss und<br />

Genre-Fan-Pflichtkauf zu machen.<br />

Mansn<br />

www.madballhc.com<br />

OMNIUM GATHERUM – The Burning Cold<br />

(Century Media)<br />

in einer melodic-death-szene, in der (ehemalige)<br />

größen aktuell am schwächeln sind (DARK<br />

TRANQUILLITY), versuchen, noch irgendwie die<br />

kurve zu kriegen (CHILDREN OF STROHRUM),<br />

oder diese überhaupt verlassen haben (IN FLAMES), stellen die auch<br />

nicht mehr ganz taufrischen OMNIUM GATHERUM eine verlässliche<br />

und immer relevanter werdende größe dar, da sie diesen stil nach wie<br />

vor mit glaubwürdiger leidenschaft zelebrieren. darüber hinaus punkten<br />

die finnen mit stimmigen songaufbauten und großen, wunderbar<br />

pathetischen, teils doomig angehauchten melodiebögen, die selbst<br />

so manchem epic-metal-act hervorragend zu gesicht stehen würden.<br />

an die herausragenden karrierehighlights „New World Shadows“<br />

(2011) und „Beyond“ (2013) reicht „The Burning Cold“ aber nicht ganz<br />

heran. insofern bin ich nicht glücklich mit der situation, dass gitarrist<br />

Markus Vanhala seit einigen jahren gleichzeitig auch bei den seit jeher<br />

seichteren, dafür öffentlichkeitswirksameren kollegen von INSOMNIUM<br />

fiedelt, weil dadurch möglicherweise ein teil der zeitlichen und kreativen<br />

ressourcen von OMNIUM GATHERUM abgezogen wurde. trotzdem ist<br />

auch „The Burning Cold“ ein bei weitem überdurchschnittlicher todesmelodienrundling,<br />

den sich der geneigte fan taub ins regal stellen darf.<br />

anspieltipp: das energiegeladene „Gods Go First“ mit seinem simplen,<br />

aber ungemein effektiven keyboard-leitmotiv.<br />

wahnfred<br />

www.omniumgatherum.org/band<br />

PURPLE ROADHOUSE – Restless<br />

(EP, Eigenprod.)<br />

Seit 2016 frönen diese Waldviertler gemeinsam<br />

ihrer Passion für Heavy, Psychedelic und Stoner<br />

Rock. Davon ist, no na, auch ihre erste EP geprägt,<br />

die vor allem durch die räudig klingende Gitarre<br />

gehörig Siebziger-Garagen-Rock-Flair versprüht.<br />

Ob es an den rauen klimatischen Bedingungen liegt, dass Sänger Mario<br />

über ein ebenso „naturbelassenes“ wie derbes Gesangsorgan verfügt,<br />

ist zwar nicht überliefert, zu den vier eher simpel, aber sehr effizient<br />

gehaltenen Tracks passt es aber ganz gut. Noch klingt die Chose nicht<br />

durchgehend „flüssig“, das Talent des wohl zu gleichen Maßen von<br />

BLACK SABBATH und THE STOOGES inspirierten Vierers ist aber dennoch


Strom-kreis<br />

zu erkennen, der Groove passt in jedem Fall schon mal, was auch die<br />

„Restless“ beendende Live-Fassung von „Trip To Nowhere“ verdeutlicht.<br />

Wir freuen uns auf die nächsten Gigs und das erste Langeisen! Walter<br />

www.purpleroadhouse.com<br />

SHYLMAGOGHNAR – Transience (Napalm)<br />

Das im Jahr 2014 veröffentlichte Debütalbum<br />

„Emergence“ hat in Szenekreisen allerhand<br />

Staub aufgewirbelt und für Begeisterungsstürme<br />

gesorgt.<br />

Umso gespannter durfte man sein, ob das Nachfolgewerk<br />

die hohe Latte, welche sich die Niederländer selbst setzten,<br />

übertreffen kann. Nach einigen Durchläufen darf ich diese Frage mit<br />

einem klaren Ja beantworten. SHYLMAGOGHNAR (Gesundheit! Andi)<br />

haben ein weiteres episches Meisterwerk geschaffen, welches den<br />

Hörer (natürlich auch die Hörerin!) vom ersten Moment an in seinen<br />

Bann zieht. „Transience“ überzeugt durch wunderschöne Melodien,<br />

herrliche Songlinien und absolut beeindruckende Vocals, die zwar primär<br />

Black-Metal-lastig ausfallen, das eine oder andere Mal aber auch einen<br />

leichten Death-Einschlag aufweisen.<br />

Das Duo entführt uns einmal mehr in düster-depressive Klangwelten, in<br />

denen jedoch eine gehörige Aggression zu verspüren ist; als musikalische<br />

Referenzen könnte man alte DIMMU BORGIR und mit einigen Abstrichen<br />

durchaus DISSECTION heranziehen. Diese Mischung macht das Album<br />

außerordentlich eingängig und schafft eine gekonnte Balance zwischen<br />

Melancholie und Härte, die sich eine stark!strömliche Bewertung mit der<br />

berühmten römischen Eins verdient.<br />

Anita<br />

www.shylmagoghnar.com<br />

SIEGE OF POWER – Warning Blast<br />

(Metal Blade)<br />

Mein lieber Herr Gesangsverein, dieses Album<br />

fährt wie das berüchtigte warme Fru Fru (wer<br />

des ostösterreichischen Umgangsjargons<br />

nicht mächtig ist, dem sei an dieser Stelle<br />

gesagt, dass „Warning Blast“ (VÖ: 07.09.) schlicht und ergreifend ein<br />

mörderisches Death-Metal-Monster ist, das vom ersten bis zum letzten<br />

Song einfach nur saugeil klingt)!<br />

Die Allstar-Truppe Chris Reifert (AUTOPSY), Paul Baayens (ASPHYX),<br />

Theo van Eekelen (Ex-HAIL OF BULLETS) und Bob Bagchus (SOUL-<br />

BURN) geht hier keine Kompromisse ein. Die Stücke wurden innerhalb<br />

weniger Stunden eingespielt und das hört man ihnen auch an. Es geht<br />

herrlich geradlinig und ungeschönt zur Sache, die Tracks sind relativ<br />

schlicht und unkompliziert und genau das macht den Charme dieser<br />

Veröffentlichung aus.<br />

„Warning Blast“ besticht zudem durch eine ausgewogene Tempogestaltung,<br />

S.O.P. sind sowohl weltmeisterliche Knüppelorgiasten als<br />

auch absolute Könner, wenn es darum geht, Midtempo-Parts treffsicher<br />

umzusetzen. Die Riffs lassen keine andere Wahl, als unentwegt headzubangen,<br />

und sorgen nach Verklingen des letzten Tones für einen mehr als<br />

gepeinigten Nacken. Über all dem dröhnt das unverwechselbare Organ<br />

von Chris Reifert, es gibt unterm Strich wohl nur wenige Vokalisten,<br />

die sich mit seinem Gesangsstil messen können (und übern Strich<br />

(auf’m Strich??) san’s mehr? Andi)).<br />

SIEGE OF POWER haben absolut in die Vollen gegriffen und ich traue<br />

mich zu behaupten, dass dieses Meisterwerk einen heißen Anwärter<br />

auf das Death-Metal-Album des Jahres 2018 darstellt! Anita<br />

www.metalblade.de<br />

SLAUGHTERDAY/PHANTOM CORPORATION<br />

– Severed Funeral/Belligerent Popwers<br />

(Split 7“, Bastardized Rec.)<br />

Als hübsche Vinyl-Single liegt diese Split vor<br />

mir, und die ist noch dazu auf 379 Stück streng<br />

limitiert. Das deutsche Death/Crust-Rollkommando<br />

PHANTOM CORPORATION (u.a. mit den DEW-SCENTED-Recken<br />

Leif Jensen und Marc Dieken) zwirbelt uns mit zwei Nicht-mal-Dreiminütern<br />

(so muss das!) den Scheitel auf acht Uhr, während es das<br />

ostfriesische Todes-Duo SLAUGHTERDAY mit etwas mehr Noise angeht:<br />

Der irgendwie an alte AUTOPSY erinnernde Track steht den beiden<br />

anderen Lärm-Attacken um nichts nach, außer vielleicht am teilweise<br />

gedrosselten Tempo. Insgesamt eine schöne Sache und ein nettes Teil<br />

für Die-Hard-Vinyl-Sammler!<br />

Mike<br />

www.facebook.com/pc2016official,<br />

www.facebook.com/slaughterdayofficial<br />

Die Metal-Bar eures Vertrauens!<br />

Jam-Sessions, Darts, Wuzeln, diabolische<br />

Leberkäs-Semmeln und gute Musik<br />

Öffnungszeiten:<br />

Dienstag bis Samstag: 19 bis 4 Uhr<br />

Jeden Donnerstag: Jazz & Blues-Night<br />

Josefstraße 1, 3100 St. Pölten<br />

www.facebook.com/underground.stp


Strom-kreis<br />

STORMRAGE – Humanimal (Eigenprod.)<br />

Recht archaisch klingt das Debüt der selbsternannten<br />

„Innergebirgs-Metaller“ aus Salzburg,<br />

und das ist keinesfalls negativ gemeint. Die<br />

Produktion ist gut, erinnert aber immer ein<br />

bisserl an die Anfang-Neunziger-Mixes diverser<br />

Thrash-Kapellen. Das erweckt manchmal den Eindruck, die 2013<br />

gegründete Combo gäbe es schon recht lange.<br />

„Humanimal“ greift nach unheilschwangerem Intro musikalisch ausgereift<br />

in die Vollen, wie etwa beim abwechslungsreichen „Contempt“, dem<br />

seinem Titel durchaus gerecht werdenden „Zores“ oder dem Riffmonster<br />

„Peccatum In Morte“ – irgendwo in der Schnittmenge aus Thrash und<br />

Death, gelegentlich blitzt ein Blastbeat auf, im Allgemeinen geht’s aber<br />

tempomäßig überschaubar und Genick-freundlich zu.<br />

Eine Scheiblette, die Lust macht auf mehr. Mehr Krach, mehr geile Gitarrenriffs,<br />

mehr Vollgas und vielleicht mal demnächst einen Live-Auftritt<br />

des Quintetts …<br />

Mike<br />

www.facebook.com/Stormrageofficial<br />

Rory GalLAgher<br />

Tribute Festival<br />

VienNa<br />

SinNerboy/GB • Laundromat/NL<br />

Etched In Blue/DE • Riki MasSini/It<br />

Kutscher’s Blues band/AT<br />

MiSs KAytie/AT<br />

roryfestival.at<br />

14./15.sept.’18:reigEn<br />

THE SEA WITHIN – same (Inside Out)<br />

Bei „Supergroups“ muss man vorsichtig sein.<br />

Allzu gerne wird der Begriff als reines Verkaufsargument<br />

geschwungen, bei THE SEA WITHIN<br />

darf der geneigte Prog-Nerd aber bedenkenlos<br />

zugreifen.<br />

Die Herren Reingold (KARMAKANIC), Stolt (THE FLOWER KINGS), Minnemann<br />

(STEVEN WILSON), Brislin (RENAISSANCE), Gildenlöw (PAIN OF<br />

SALVATION) und McPherson (FLYING COLORS) sind nicht gekommen, um<br />

uns mit neuen Frickel-Rekorden, Stakkato-Arien oder Drumsoli zu beglücken.<br />

Das kongeniale Konglomerat will auch nicht auf „Supergroup“ reduziert<br />

werden, sondern agiert hier wie ein lang eingeschworenes Songwriter-Kollektiv,<br />

das aus allen Welten der einzelnen Ausnahmetalente nur das Beste<br />

einbringt. Natürlich bewegt man sich trotzdem in gewohnten Fahrwassern,<br />

Überraschungen gibt’s somit keine, dafür solide Prog-Fusion-Beschallung,<br />

bei der man allzu gerne gleich mal auf „repeat“ drückt. Nie aufdringlich,<br />

dafür immer charmant. Und dass sich Gildenlöw und McPherson den<br />

Gesang quasi „teilen“, ist da nur das Tüpfelchen auf dem i. Zum Antesten:<br />

der Groover „An Eye For An Eye For An Eye“ oder das epische „Broken Cord“<br />

(YES lassen grüßen!).<br />

Mike<br />

www.theseawithin.net<br />

VENUES – Aspire (Arising Empire)<br />

Baby, es gibt heute keinen Reis, sondern modernen<br />

Post Hardcore mit einer Prise Pop und etwas Drama<br />

obendrauf!<br />

Mit Frauenbonus an der Front hat das Sextett nach<br />

seiner Gründung Anfang 2015 schnell Fahrt aufgenommen<br />

und die Bühne mit Szenegrößen wie ESKIMO CALLBOY oder<br />

CALLEJON teilen dürfen. Das Potential von VENUES hat auch Christoph<br />

Wieczorek, Gitarrist und Cleansänger von ANNISOKAY, erkannt und die<br />

junge Band unter seine Fittiche genommen, nun klatscht man uns den<br />

ersten Longplayer um die Ohren: energiegeladen, sanft, traurig, aggressiv,<br />

verträumt – ja, hier wurde definitiv Zeit in Feeling und Arrangement investiert,<br />

besonders im Vergleich zu früherem Material der Band. Klar, das Rad haben<br />

auch VENUES nicht neu erfunden, aber dafür stechen sie mit fein durchdachten<br />

Songs aus der Masse raus.<br />

Tschyssl<br />

www.facebook.com/VENUESofficial<br />

ZSK – Hallo Hoffnung (People Like You Rec.)<br />

Hallo Hoffnung! Hallo Punkrock! Man reiche das<br />

Dosenbier!<br />

Mit ihrem fünften Studioalbum liefern ZSK einmal<br />

mehr eine Scheibe für den jungen Rebellen in uns.<br />

Musikalisch betrachtet handelt es sich um Punkrock<br />

mit poppigen Refrains, gut zum Mitgrölen der zum Großteil deutschsprachigen<br />

Texte. Womit wir beim Herzstück der Band sind: ihrer Message. Der<br />

Bogen wird von PMA aus über individuellen Liberalismus, Freundschaft,<br />

Anti-Faschismus bis hin zum kollektiven Gemeinschaftsgefühl gespannt. Sei<br />

es die momentane Politiklandschaft, der Umgang der EU und Deutschlands<br />

mit Flüchtlingen oder Menschen, die aus dem sozialen Netz gefallen sind.<br />

ZSK haben zu all diesen Themen ihre Meinung und teilen sie auch mit.<br />

Treibender, motivierender Punkrock mit einem stetig sozialkritischen<br />

Unterton, aber auch eine Hymne zum Saufen: „Die besten Lieder“ samt<br />

Verstärkung durch Guido Donot. Dem nicht genug schrieb sich die Band<br />

zu ihrem über 20-jährigen Bestehen auch selbst einen Lobgesang<br />

auf ewige Freundschaft: „Für ich“. Manche Klischees wollen einfach<br />

bedient werden.<br />

Mansn<br />

www.skatepunks.de


ii<br />

buhnen-strom<br />

ENSIFERUM + EX DEO + WIND ROSE<br />

11.05.2018 – Komma, Wörgl<br />

Warum das Komma bei dieser Dreifachwunscherfüllung<br />

– nein, nicht Spannung, Schokolade<br />

und etwas zum Spielen, sondern Italiener in Fell<br />

und Schulterplatten, heroische KATAKLYSM im<br />

Nebenprojekt und spielfreudige Finnen – nicht<br />

ausverkauft war, erschließt sich mir nicht ganz<br />

(Kopf


Schwarzstrom<br />

Vinyl only – Klangkultur für Hörer.<br />

40<br />

ANGELUS APATRIDA –<br />

Cabaret De La Guillotine (Century Media)<br />

Thrash Metal aus Spanien ist ungefähr so<br />

gängig wie ein Töpferkurs von Aliens in der<br />

Schrebergartensiedlung. Aber mangelnde<br />

Popularität eines Heavy-Standortes sagt gar<br />

nichts aus – diese Scheibe ist gut produziert<br />

und bietet eine kompakte Performance. Der<br />

Aufstieg in die Oberliga bleibt trotzdem<br />

fraglich. Der Mix aus Achtziger-Versatzstücken und modernistischen<br />

Core-Parts mit cleanen Vocals nützt sich oft rasch ab. Südländische<br />

Rohkost mit Gewürzdefiziten.<br />

FATES WARNING – Live Over Europe<br />

(InsideOut Music)<br />

Diese Band könnte temperaturresistente<br />

Businesskleidung besitzen. Seit endlosen<br />

Jahren agieren FATES WARNING<br />

im frostigen Schatten der Progressive-<br />

Metal-Marktführer, oft nur wenige Zentimeter<br />

entfernt vom möglichen Höhenflug.<br />

Jene konzertante Momentdokumentation<br />

auf drei LPs dürfte wenig ändern. Trotz hoher Qualität, atmosphärischer<br />

Dichte und diesem langen Karriereatem. Eine Hoffnung auf wirtschaftliche<br />

Klimaerwärmung bleibt dennoch bestehen.<br />

JOHN COLTRANE – Both Directions<br />

At Once: The Lost Album (Impulse!<br />

Records/Universal)<br />

Inmitten einer Unmenge klanglicher<br />

Wegwerfprodukte der Beliebigkeits-<br />

Gesellschaft, inmitten aller Requisiteure<br />

des Mittelmaßes und ihrer sedierenden<br />

Leerformeln taucht jenes Monument auf.<br />

Ein verschollenes Album von John Coltrane,<br />

Reformator und Freigeist des Jazz-Saxophons. Angesichts dieser Klangmagie<br />

aus dem Jahre 1963 mögen alle erblassen, deren Horizont mit dem<br />

Erzeugen heißer Luft endet. Eine Perle auf Vinyl, ein Hoffnungstonträger.<br />

JOSHUA REDMAN – Still Dreaming<br />

(Nonesuch Records/Warner)<br />

Joshua Redman ist immer noch in dieser<br />

Traumwelt. Das Schlaf-Accessoire bildet<br />

jene Formation, in der sein Vater, Saxophonist<br />

Dewey Redman, für Furore sorgte.<br />

OLD AND NEW DREAMS störten in den<br />

Siebziger-Jahren die Schwerkraft des<br />

Jazz-Pragmatismus mit ihren frischen,<br />

hymnischen Avantgarde-Epen. Diese LP ist eine bewusste Hommage<br />

an jene Ikonen und errichtet virtuos eine Seelenbrücke zwischen Jetzt<br />

und Vergangenheit. Träum weiter, Joshua.<br />

RUSH – A Farewell To Kings (40th<br />

Anniversary Deluxe Edition Box-Set<br />

(Mercury/Universal))<br />

Jene Torte darf als sammeltechnische<br />

Top-Kalorienzufuhr gelten. Die Zutaten<br />

sind allen Fans der IQ-Rock-Legende<br />

bekannt: Das hier gefeierte Album gilt als<br />

Klassiker von RUSH, der nach 40 Jahren<br />

null Abnutzungserscheinung zeigt. Stilsicher<br />

bietet die Geburtstagsbox der kanadischen Überflieger vier LPs,<br />

eine Blu-ray und drei Silberlinge. Das Schwergewicht ist sehr ansehnlich<br />

gestaltet, damit lohnt sich die hohe Investition. Mund auf und mampfen.<br />

SPOCK’S BEARD – Noise Floor<br />

(InsideOut Music)<br />

Am Höhepunkt ihres Schaffens kreierten<br />

SPOCK’S BEARD ein besonderes<br />

Prog-Präparat. Aus luftigen Siebziger-Hippie-Melodien<br />

und verschrobenen<br />

Arrangements entstanden geniale Botenstoffe<br />

für nachhaltige Glücksgefühle. Nach<br />

Besetzungswechseln, auch verbunden mit<br />

einer latenten Formkrise, ist die Wende in Sicht. Selbst wenn frühere<br />

Glanzleistungen ausbleiben, ist diese in jeder Hinsicht starke Doppel-LP<br />

plus EP eine erste Rückkehr zum Glück.<br />

THE NIGHT FLIGHT ORCHESTRA –<br />

Sometimes The World Ain’t Enough<br />

(Nuclear Blast)<br />

Im Radar der Kommerzzone taucht ein<br />

schwedischer Carrier auf, direkt im Anflug<br />

auf den Umsatzpunkt. THE NIGHT<br />

FLIGHT ORCHESTRA etikettiert als Supergruppe,<br />

bewegt sich in überschaubarer<br />

kreativer Höhe, der Antrieb dürfte aus<br />

den Triebwerken des Marktpopulismus kommen. Denn die betont<br />

gefällige Mainstream-Metal-Scheibe mit ihrem sterilen Cover wirkt<br />

trotz professioneller Machart reichlich gekünstelt. Egal, auch Economy<br />

kommt ja immer gut an.<br />

Special: Schweizer Feinmechanik<br />

Die monetäre Retrofizierung geht weiter. Alles, was früher via CD oder<br />

Mini-Vinyl-Auflage vorhanden war, erscheint jetzt auf Schallplatte. Die<br />

Kasse muss klingeln, solange der Boom anhält. Bei den ersten drei Alben<br />

von CORONER ist der Re-Release von Century Media ein sinnvoller<br />

Schritt. Die Schweizer Band steht für feingetunten technischen Thrash<br />

Metal, der seinerzeit mehr Zuwendung verdient hätte. Jetzt könnte<br />

Gerechtigkeit einkehren in jeden Tonträgerschrank.<br />

Christian Prenger


lava-strom<br />

zäh, heavy, erhaben:<br />

zäh, heavy, erhaben:<br />

doom & artverwandtes<br />

doom & artverwandtes<br />

by Willi Winter<br />

CANDLEMASS – House Of Doom (EP, Napalm Records)<br />

Eine nette EP spendieren uns CANDLEMASS als Appetithäppchen<br />

auf das kommende Album und schon beim Opener wird klar,<br />

warum derzeit niemand den Schweden auch nur annähernd<br />

das Wasser reichen kann. Tonnenschwere Riffs gepaart mit der<br />

klaren, getragenen Stimme von Mats Levén bescheren einen<br />

durchgehenden Gänsehautmoment. Auf „Fortuneteller“ wird gar<br />

die Akustik-Klampfe ausgepackt und ein wirklich schönes<br />

Instrumentalstück rundet diese EP ab. Macht eindeutig Lust auf mehr. Und da diese CD im<br />

Digi kommt und zu einem sehr fanfreundlichen Preis verkauft wird, ist sie nicht nur für<br />

Komplettisten interessant!<br />

www.candlemass.se<br />

KHEMMIS – Desolation (Nuclear Blast)<br />

Mit Album Nummer drei innerhalb von vier Jahren werden es<br />

KHEMMIS unter Garantie schaffen, vom Insidertipp zur Genregröße<br />

aufzusteigen. Musikalisch ist man natürlich nach wie vor im klassischen<br />

Doom verankert, aber diesmal hört man auch vermehrt<br />

Anleihen der NWOBHM heraus. Ein weiterer Pluspunkt ist Leadsänger<br />

Phil Pendergast, der neben seinem vertrauten, melancholischen<br />

Gesang auch ganz schön fauchen und growlen kann...<br />

Jeder Minute hört man die immense Passion der Musiker an, dieses Album dürfte gleichermaßen<br />

für Doom-Hardliner sowie für Fans von WOODS OF THE YPRES oder PARADISE LOST<br />

interessant sein.<br />

www.facebook.com/khemmisdoom<br />

KING HEAVY – Guardian Demons (Cruz del Sur Music)<br />

Der Name ist hier Programm! Fast schon verboten heavy doomen<br />

sich die Chilenen durch Album Nummer zwei (eine EP und eine<br />

Live-Platte nicht mitgerechnet) und kredenzen ein mehr als amtliches<br />

Werk für Genre-Anhänger. Gut, kann man auch nicht anders<br />

erwarten, schließlich sind bzw. waren die Musiker bei Kalibern<br />

wie PROCESSION, HOODED PRIEST, MOURNERS LAMENT oder<br />

NOCTUS aktiv. Auf sechs teils überlangen Songs wird man hier<br />

förmlich plattgewalzt, und über allem thront Luce’ majestätische, theatralische Stimme, wobei<br />

einem das eine oder andere Mal die göttlichen SOLITUDE AETURNUS in den Sinn kommen.<br />

Sollten KING HEAVY es bei aller schon gezeigten Klasse schaffen, einen Tick eingängiger zu<br />

werden, kommt ganz Großes auf uns zu. Fans von den bereits erwähnten SOLITUDE AETURNUS,<br />

aber auch von CANDLEMASS, können hier bedenkenlos zugreifen! www.kingheavy.cl<br />

ORANGE GOBLIN – The Wolf Bites Back (Candlelight Rec.)<br />

Ja, was soll man noch großartig über ORANGE GOBLIN sagen?<br />

Seit nunmehr über 20 Jahren stonern, rocken und rotzen sie<br />

sich in die Herzen und Genickmuskeln ihrer Fans. Ist auch bei<br />

Album Nummer neun nicht anders. Kein Nachteil ist es<br />

sicherlich, dass die Band seit Gründung dieselbe geblieben<br />

ist, man hört es raus, dass sich die einzelnen Musiker blind<br />

verstehen und ergänzen. Interessant ist, dass dieses Album<br />

komplett analog aufgenommen wurde, was der Platte einen wunderbaren warmen,<br />

stimmigen Sound verleiht. Wo man bei vergleichbaren Bands den nötigen Punch vermisst,<br />

legen OG noch einen drauf – dieses Album zeigt Zähne, es riecht förmlich nach speckigen<br />

Lederjacken, Schweiß und Bier.<br />

www.orange-goblin.com<br />

05.08.<br />

A NIGHT IN TEXAS<br />

14.08.<br />

PILLORIAN<br />

14.09.<br />

RAGING DEATH, ROADWOLF<br />

15.09.<br />

HEIMDALLS WACHT<br />

21.09.<br />

KALEVALA<br />

22.09.<br />

BIRDFLESH<br />

06.10.<br />

MASTER<br />

13.10.<br />

DEBAUCHERY vs BALGEROTH<br />

26.10.<br />

IMPERIUM DEKADENZ<br />

KULT, THE NEGATIVE BIAS<br />

27.10.<br />

BLOOD BROTHERS<br />

(IRON MAIDEN TRIBUTE)<br />

03.11.<br />

EIS, HORN<br />

14.11.<br />

MYSTIFIER, VARGSRIKET<br />

07.-08.12.<br />

GUTALAX, CUT UP<br />

OBSCENITY, u.v.m.<br />

www.escape-metalcorner.at


Stark!Strom-Reisen<br />

HOUSE OF THE HOLY II<br />

20.– 23.06.2018 – Neudegg Alm, Abtenau<br />

Alle Fotos: © LIV Photography and Art<br />

42


Stark!Strom-Reisen<br />

Funken und Flammen<br />

Mittlerweile ist es schon eine lieb gewordene Tradition,<br />

zur Sommersonnwend’ ins schöne Abtenau<br />

zu pilgern, um dort einer ganz besonderen Veranstaltung<br />

beizuwohnen. Heuer spielten die ersten<br />

Bands (u.a. SHRINE OF INSANABILIS) bereits am<br />

Mittwoch, aber aus familiären Gründen konnten<br />

wir erst donnerstags mit dem letzten Shuttlebus<br />

zur Alm hochfahren.<br />

Mit viel Liebe zum Detail haben Veranstalter Barth<br />

Resch und seine Crew einmal mehr das gesamte<br />

Areal dekoriert und wir fühlten uns sofort wieder<br />

heimelig und pudelwohl. Das liegt auch daran,<br />

dass wir mittlerweile gut die Hälfte der HOUSE<br />

OF THE HOLY-Besucher persönlich kennen und<br />

uns wild gestikulierend von einem Tratscherl<br />

zum nächsten bewegten. Daher wurde der musikalische<br />

Fokus leider ein wenig vernachlässigt,<br />

aber wir schafften es immerhin, uns THE RUINS<br />

OF BEVERAST (immer wieder ein Genuss!) und<br />

WOLVES IN THE THRONE ROOM (sehr<br />

intensive Darbietung) bei mehr oder<br />

minder weinendem Himmel zu<br />

Gemüte zu führen.<br />

Auch am Freitag fiel unsere<br />

Liveausbeute nicht allzu berauschend<br />

aus, doch mit HEXVESSEL<br />

(Akustik-Set) und ALMYRKVI (Black<br />

Metal aus Island) waren zwei unserer<br />

Favoriten am Start und trotz erneut ein<br />

wenig widriger Wetterbedingungen gaben wir<br />

uns mit Herz und Seele der Musik dieser Bands<br />

hin. Des Nächtens fand eine Aftershow Party im<br />

Tempel statt, die es in sich hatte, und so winkten<br />

wir dem letzten Shuttlebus nach Abtenau fröhlich<br />

hinterher, um irgendwann relativ erleuchtet und<br />

müde den Heimweg per Taxi anzutreten.<br />

machte sich Stille breit, viele Leute standen ergriffen<br />

da und waren von den lodernden Flammen<br />

und der Stimmung wie verzaubert.<br />

Mittlerweile richteten sich DOOL auf der Bühne<br />

ein und nach geraumer Zeit wanderten wir vom<br />

Feuer weg, um nur ja keinen Ton der Niederländer<br />

zu verpassen. Einmal mehr lieferte die Truppe um<br />

Ryanne van Dorst eine mitreißende Show ab, die<br />

leider viel zu schnell vorbei war. Danach tranken<br />

wir noch ein Abschiedsbierchen (der Singular ist<br />

ein Hund, Andi) und schafften es tatsächlich, mit<br />

dem ersten Shuttlebus hinunter ins Tal zu fahren.<br />

Wie jedes Jahr war es ein sehr trauriger Moment,<br />

als wir uns am Sonntagvormittag auf den Heimweg<br />

machten. Die Neudegg Alm ist ein Platz, an dem<br />

man gerne länger verweilen möchte. Irgendwie<br />

scheint es, als ob dort die Zeit stillstehen würde<br />

und man kann Abstand vom Alltag und der Hektik<br />

unserer Gesellschaft gewinnen. Es war uns eine<br />

große Ehre und Freude, Teil dieser Sommersonnwend’<br />

gewesen zu sein, und wir hoffen auf ein<br />

Wiedersehen im nächsten Jahr!<br />

www.funkenfluag.at<br />

Anita<br />

Samstags schafften wir es erstaunlicherweise<br />

trotz jämmerlicher körperlicher Verfassung ein<br />

wenig früher auf den Berg, um rechtzeitig zum<br />

fulminanten Gig von DER BLUTHARSCH AND THE<br />

INFINITE CHURCH OF THE LEADING HAND unseren<br />

Platz vor der Bühne einzunehmen. Danach<br />

schmetterten OCCVLTA erdigen Black Metal unters<br />

Volk und SINMARA aus Island stimmten die<br />

Gäste mit ihrem sehr atmosphärischen Black<br />

Metal auf die anstehende Feuerzeremonie ein.<br />

Kurz nach Verklingen des letzten Tons war es so<br />

weit, Barth und ein Teil seiner engsten Freunde<br />

und Mitstreiter wanderten mit ihren Fackeln den<br />

Berg hoch und entzündeten in einem wie immer<br />

sehr bewegenden Ritual den Holzstoß, um die<br />

Sommersonnenwend’ und den Beginn des neuen<br />

Jahreskreislaufes zu feiern. Unter den Besuchern


44<br />

ii<br />

buhnen-strom ii<br />

TÜRKISCHES ROCKFEST MIT PENTAGRAM U.A.<br />

12.05.2018 – Wien, Szene<br />

Folklore-Shredding mit zwei Polen<br />

Da an diesem Abend der Großteil der (ost)österreichischen<br />

Heavy-Gemeinde zum Vienna Metal Meeting<br />

pilgert, ist die Überraschung groß, wie zahlreich die<br />

Szene schon am frühen Abend bevölkert ist. Das von<br />

der „Kunst Offensive“ wunderbar organisierte Konzert<br />

scheint jedenfalls auf reges Interesse zu stoßen.<br />

So befinden sich bereits<br />

beim Opener OGLAN TARAFI<br />

geschätzte 300 (vor der<br />

Bühne vorwiegend weibliche)<br />

Zuseher im Saal, die<br />

mit dem Pop/Rock-Mix der<br />

Jungs bestens vertraut zu<br />

sein scheinen und diesen<br />

ordentlich abfeiern. Die<br />

Publikumschöre sind<br />

schlichtweg überwältigend.<br />

So sollte ein „Heimspiel“<br />

immer ablaufen, Respekt!<br />

Noch mehr los ist dann bei CAN GOX, dessen von<br />

mitreißenden Folklore-Elementen durchzogener<br />

Mix aus Pop, Rock und AOR nicht nur für lautstarken<br />

Fangesang, sondern auch für reichlich Bewegung<br />

sorgt. Wuschelkopf Can erweist sich als talentierter<br />

Frontmann und Entertainer. Zwar habe ich keine<br />

Ahnung, was der gute Mann zwischen den Songs so<br />

alles erzählt, es scheint aber überaus unterhaltsam<br />

zu sein (vielleicht hat er ihnen erzählt, was die Austria<br />

für Edomwonyi zahlt, Andi). Schwer<br />

beeindruckend ist auch die Vorstellung<br />

des Gitarristen, der sich in einer längeren<br />

Instrumental-Nummer querbeet durch<br />

Jazz, Flamenco und orientalische Folklore<br />

bis hin zum Thrash-Shredding die Finger<br />

wundfrickelt. Die auch für mich klar<br />

verständlichen Beifallsbekundungen am<br />

Ende verlangen nach einer Fortsetzung<br />

und werden von Can und seinen Begleitern<br />

postwendend honoriert. Offenbar<br />

der bekannteste Act des heutigen Abends.<br />

Schon in der Umbaupause lichten sich die Reihen<br />

und im Verlauf der PENTAGRAM-Show ist die<br />

Szene nicht mehr ganz so belebt wie zuvor. Das<br />

liegt wohl daran, dass die auch unter dem Namen<br />

MEZARKABUL firmierenden Herrschaften<br />

aus Istanbul seit jeher weniger „massentaugliche“<br />

Klänge liefern. Dennoch überrascht es, wie<br />

bekannt die Formation bei ihren hier ansässigen<br />

Landsleuten ist, und auch zwei in Wien urlaubende<br />

Metal-Fans aus Polen (!) ziehen dieses Konzert dem<br />

VMM vor. Was die beiden – die auch an dem ihnen<br />

ausgehändigten Exemplar unserer Gazette viel<br />

Freude haben (was vermutlich unseren zahlreichen<br />

polnisch verfassten Berichten über polnische Bands<br />

geschuldet ist, Andi) – keineswegs bereuen, denn das<br />

Sextett legt mit „1000 In The Eastland“ eine Eröffnung<br />

nach Maß hin. Auch wenn es ein wenig überrascht,<br />

dass die Herren mit einem ihrer englischsprachigen<br />

Songs eröffnen. Und es zeigt sich doch, dass die gesangstechnische<br />

Unterstützung<br />

vom Publikum bei den<br />

englischsprachigen Tracks<br />

deutlich geringer ausfällt<br />

als etwa bei „Gündüz Gece“<br />

(klar, Andi).<br />

Die Setlist ist dennoch ausgewogen<br />

und enthält zu nahezu<br />

gleichen Teilen englisch<br />

(„Give Me Something<br />

To Kill The Pain“ – yezzz!)<br />

und türkisch gesungene<br />

Tracks. Im Verlauf des<br />

Abends gesellen sich mit Murat Ilkan und Ogün<br />

Sanlısoy zwei ehemalige PENTAGRAM-Sänger auf die<br />

Bühne, was für noch mehr Abwechslung sorgt und<br />

der Chose einen sehr speziellen Charakter verleiht.<br />

Sowohl der vom 92er-Debüt „Trail Blazer“ stammende<br />

Thrash-Abriss „Fly Forever“ mit Ogün als auch das von<br />

Murat intonierte „Bir“ erhalten dadurch nämlich etwas<br />

Besonderes, etwas Ursprüngliches. Aber auch der<br />

kraftvolle, die heimatlich-folkloristische<br />

Melodik stets präsentierende Vortrag<br />

der drei Gitarren macht das Konzert zu<br />

einem Erlebnis.<br />

Zu guter Letzt tragen die Besucher selbst<br />

sowie die unglaublich entspannte, aber<br />

dennoch euphorisierte Stimmung ein<br />

gewaltiges Scherflein zu diesem gelungenen<br />

„Fest“ bei. Die weit nach Mitternacht<br />

beendete Veranstaltung dürfte<br />

für alle Beteiligten erfolgreich verlaufen<br />

sein und lässt darauf hoffen, dass man seitens der<br />

„Kunst Offensive“ auch in Zukunft türkische Rock/<br />

Metal-Bands (KNIGHT ERRANT, COMMA, HAZY HILL?)<br />

für Konzerte berücksichtigt. Çok Teşekkürler!<br />

www.planet.tt<br />

www.thepentagram.net<br />

www.kunstoffensive.com<br />

Walter<br />

Fotos: © Tobias Scheurer


ii<br />

buhnen-strom ii<br />

VIENNA METAL<br />

MEETING 2018<br />

Honeymoon<br />

Demonical<br />

Nifelheim<br />

Disharmonic<br />

Orchestra<br />

Distillator<br />

Ranganrok<br />

Obscura<br />

Tiamat<br />

Im Einklang mit<br />

dem Warm Up<br />

(11.05. Viper Room)<br />

darf das VMM<br />

(12.05. Arena)<br />

als gut organisiertes,<br />

musikalisch stimmiges<br />

und vom Publikum<br />

wohlwollend<br />

aufgenommenes<br />

Metal-Wohlfühl-<br />

Wochenende<br />

definiert werden.<br />

Wir freuen uns schon<br />

auf nächstes Jahr!<br />

Theotoxin<br />

Alle Fotos: © LIV Photography and Art<br />

Dool<br />

45


Stark(!Strom) vermisst<br />

STEFAN WEBER<br />

Eine Erinnerung<br />

Mit 13 Jahren fuhr ich mit dem 13er-Autobus ins Gymnasium Rainergasse<br />

(ein Schulkollege hörte auf den Namen Hansi Hölzel), da fiel mir eine dunkle,<br />

langhaarige und sehr lässige Gestalt auf. Drei Jahre und zwei disziplinäre<br />

Schulrausschmisse später landete ich im Gym Waltergasse und erkannte den<br />

dort unterrichtenden Prof. Stefan Weber sofort wieder.<br />

Kurz darauf sah ich ihn schon auf den Bühnen dieser Welt: Sophiensäle, Hotel<br />

Wimberger, … Persönlich kennenlernen durfte ich Stefan in den frühen<br />

Achtzigern, als er keinen Moment zögerte, mit DRAHDIWABERL auf der Donauinsel<br />

bei meinem 10-Tages-Festival „für ein Wiener Rockhaus“ aufzutreten.<br />

Erfolgreich quasi.<br />

Wo es etwas zu protestieren/manifestieren gab, war er grundsätzlich immer<br />

dabei. Auch bei mehreren rauschenden Donauinselfest-Shows auf meinen<br />

Bühnen vor zigtausenden Fans. Aber auch bei einem vergleichsweise kleinen WABERL-Gig in der Berufsschule Längenfeldgasse.<br />

„Stage-Diving“ war zwar schon erfunden, aber hierzulande noch nicht bekannt. Stefan stürzte sich<br />

mit Begeisterung kopfüber ins Publikum, die Fans sprangen zur jeweiligen Seite, Herr Weber landete schmerzhaft<br />

auf Bauch und Boden. Eineinhalb Songs später war er wieder auf der Bühne und grunzte (vor Schmerz?). Ein Tier,<br />

dachte ich mir.<br />

© Charly Swoboda Photovision on mediafreedom.at<br />

Das offiziell letzte DRAHDIWABERL-Konzert im Messepalast anno 1988 und dann die wirklich letzte große Show im<br />

Gasometer unter dem Motto „Forever“ waren gemeinsame Highlights. Zu einer Freundschaft sind wir nicht gekommen,<br />

aber der gegenseitige Respekt war immer da. Denn auch politisch waren wir nicht weit auseinander, ich hab’s<br />

halt pragmatischer angelegt.<br />

Stefan war wahrlich das Enfant terrible der heimischen Musikszene – und mir<br />

war es große Freude und Ehre, ihn und sein verrücktes Ensemble live in Szene<br />

zu setzen. Auch wenn wir nachher immer „hiniche“ Mikrofonständer ersetzen,<br />

diverse Körperflüssigkeiten wegputzen und tote Hendln bergen mussten.<br />

Danke, Stefan, dass du da warst!<br />

Muff Sopper, CEO Planet Music & Media<br />

© Sonja Penz<br />

Strom(ab)leser, hergehört!<br />

Wir freuen uns weiterhin über euer Feedback und drucken bei Interesse eure<br />

Strom!Post – oder vielleicht sogar den einen oder anderen Gastbeitrag –<br />

gerne ab. Also her damit an strom@starkstrom.live!<br />

46<br />

IMPRESSUM / Offenlegung gem. Gesetz:<br />

Stark!Strom – das neue österreichische Rock & Metal <strong>Magazin</strong><br />

Medieninhaber: Stark!Strom, Andreas Appel, Oberzellergasse 1/17/12, 1030 Wien, office@starkstrom.live, +43 664 43 46 55, ATU 55494405<br />

Herausgeber: Andreas Appel<br />

Chefredaktion: Mike Seidinger & Andreas Appel<br />

Redaktion: Anita Petzold, Claudia Jusits, Althea Müller, Christine Cizek, Walter Scheurer, Willi Winter, Christian Prenger, Manfred „wahnfred“ Wadsack,<br />

Christian König, Matej Lastro, Manuel Dauböck, Mansn, Doris Gapp, Florian Meingast<br />

Lektorat: Judith Mädl<br />

Fotografen: Anita Petzold, Tom Zonyga<br />

Beiträge in dieser Ausgabe: Richard Metfan, Anthalerero, Muff Sopper<br />

FOTOS: Falls nicht anders angegeben, handelt es sich um uns zur Verfügung gestelltes Promotionmaterial der Künstler und Firmen.<br />

Art-Direction, Layouts & Designs – www.atgraphix.at, Facebook/atgraphix.wien<br />

Druck: Tiskarna Didot, spol. s.r.o. Trnkova199, CZ 62800 Brno, Tschechische Republik, www.tiskarna-didot.cz<br />

Erscheinungsweise: zweimonatlich<br />

Homepage: www.starkstrom.live<br />

Facebook/StarkStromMag<br />

Stark!Strom #05 erscheint am<br />

28. September 2018.<br />

Schon vorher freuen wir uns auf euren Besuch auf<br />

www.facebook.com/StarkStromMag und wünschen<br />

noch einen schönen Summer Of Metal!


proudly presents<br />

THE BEST OF THE BEST!<br />

Es war spannend bis zum Ende....<br />

die Stimmung war nicht in Worte zu fassen! Alle haben sie bis<br />

zum Schluss gekämpft und alles gegeben um das Publikum<br />

und die Jury für sich zu begeistern. Doch es kann nur einen<br />

Sieger geben…<br />

Platz 1 – DREAM OWNER<br />

Der Final Big Bang proudly presented by Casinos Austria in<br />

der Planet.TT/Bank- Austria-Halle im Gasometer mit einer<br />

Special Appearance des Vorjahres-Siegers JAY BOW ist zu<br />

Ende und wir gratulieren herzlichst den wohlverdienten<br />

niederösterreichischen Champions DREAM OWNER! Platz<br />

2 erreichten die Post-Hardcore Jungs von NILA aus Wien,<br />

den 3. Platz durften die Steirer OLD BUSINESS für sich<br />

beanspruchen.<br />

Dank unserer großzügigen Partner und Sponsoren ist keiner<br />

der 11 Finalisten leer ausgegangen und so gab es auch dieses<br />

Jahr wieder Preise im Gesamtwert von über 100.000€ zu<br />

gewinnen, inkl. 12.000€ Cash für die Sieger.<br />

Platz 2 – NILA<br />

Platz 3 – OLD BUSINESS<br />

Platz 1 – DREAM OWNER (NÖ)<br />

Platz 2 – NILA (W)<br />

Platz 3 – OLD BUSINESS (STMK)<br />

Platz 4 – FALSE KING (BGLD)<br />

Platz 5 – AMMARITE (STMK)<br />

Platz 6 – SOIZ (OÖ)<br />

Platz 7 – CORNFLEX (W)<br />

Platz 8 – GO WENT GONE (NÖ)<br />

Platz 9 – JOURNEY TO IO (SBG/T)<br />

Platz 10 – DEADTIME STORIES (T)<br />

Platz 11 – MINDBREAKFAST (OÖ)<br />

Ihr wollt bei der nächsten<br />

Saison mit dabei sein? Kein<br />

Problem, die Anmeldephase<br />

geht noch bis Ende Juli, jetzt<br />

anmelden unter<br />

www.planetfestivaltour.at!<br />

Wir sehen uns in neuer<br />

Frische im September bei<br />

den Qualifyings in ganz<br />

Österreich!<br />

Fotos by: Michael Grill<br />

www.facebook.com/planetfestivaltouraustria • festivaltour@planet.tt


Limitiertes Mailorder Boxset und Gold Award EXKLUSIV auf<br />

www.NUCLEARBLAST.de | www.FACEBOOK.com/NUCLEARBLASTEUROPE

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