STARK!STROM Magazin #4
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Ausgabe <strong>#4</strong><br />
Juli-Aug 2018<br />
WO DIE WILDEN WÖLFE HEULEN<br />
PUNGENT STENCH • GHOST<br />
COLD SNAP • ASPHAGOR • PHI<br />
MARTIN SOBOTNIK • PAIN IS<br />
© Andreas Hofer<br />
© Matteo Vdiva Fabbiani<br />
IM STURMWIND<br />
DES SCHICKSALS
88.6<br />
DELTA<br />
PARTY<br />
RUSSKAJA – LIVE!<br />
Addicted to Rock Party Floor<br />
88.6 DJs<br />
Poledanceshow<br />
Pyrospecial uvm.<br />
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Kein VVK, keine Abendkassas. Beginn: 21 Uhr<br />
2<br />
1. 9. 2018 | Ottakringer Brauerei
OUTING<br />
Unter Strom!<br />
Liebe Leser,<br />
lange habe ich gegrübelt,<br />
sehr lange.<br />
Wann soll ich es sagen, wie<br />
soll ich es sagen, soll ich es<br />
überhaupt sagen?<br />
Wie werden die Freunde<br />
reagieren, die Verwandten, die Kollegen oder<br />
ihr, liebe Leser? Was werden die Nachbarn<br />
sagen?<br />
Vielleicht wäre Verheimlichen doch besser?<br />
Andererseits, würde man sich damit nicht<br />
auch selbst belügen? Und kann man im Endeffekt<br />
sowieso nicht raus aus seiner Haut?<br />
Also, was soll’s.<br />
Einmal noch kräftig durchatmen... pfuh... und<br />
raus damit:<br />
Ich halte GHOST für überbewertet.<br />
Andi Appel, Herausgeber<br />
Stark und gratis!<br />
Unser Mag liegt in vielen Clubs und Stores auf (eine<br />
Liste findet ihr bei Interesse unter www.starkstrom.live),<br />
wird euch aber auch gerne gratis ins Haus geschickt, Mail<br />
mit Postanschrift an strom@starkstrom.live genügt.<br />
Stark!Strom auch im<br />
Sozialen Netz<br />
StarkStromMag
BILDER<strong>STROM</strong><br />
Alle Fotos: © Tom Zonyga
DAS ERSTE <strong>STARK</strong>!<strong>STROM</strong>!FEST WAR EIN<br />
VOLLER ERFOLG UND DAHER SICHER NICHT DAS LETZTE.<br />
DANKE AN „THE NICE GUYS“, RAPTOR 200, SLOOGA,<br />
DJ <strong>STROM</strong>!SCHLAG UND ALLE BESUCHER FÜR EINEN<br />
WUNDERBAR(ENTSPANNT)EN ABEND!<br />
BESTENS UNTERHALTEN HABEN SICH DIE<br />
<strong>STARK</strong>!<strong>STROM</strong>-ABGESANDTEN UND 220.000 WEITERE<br />
GÄSTE AUCH BEIM NOVA ROCK 2018, DANKE<br />
FÜR DIE SCHÖNE ZUSAMMENARBEIT!<br />
DARK ROCK<br />
meets<br />
POP ART<br />
Das neue Album<br />
ab sofort in allen<br />
Stores als CD-Digipak,<br />
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Hol dir Castl.rocks &<br />
befreunde dich mit<br />
Aaron Roterfeld
Wolfs-Strom<br />
In seiner bis dato 15-jährigen Karriere hat das Wolfsrudel mit<br />
sechs Studioscheiben und zwei Live-Tonträgern, vor allem<br />
aber mit aufsehenerregenden Shows eine riesige und treue<br />
Fan-Schar für sich gewinnen können.<br />
Wer schon einmal einem solchen Spektakel<br />
beiwohnen durfte (und wer hat das noch<br />
nicht?), wird bestätigen, dass die von Sänger<br />
Attila Dorn angeführte Gruppe ihre Songs<br />
nicht nur technisch einwandfrei auf die Bretter<br />
bringt, sondern auch über einen gehörigen<br />
Entertainment-Faktor verfügt. Konzerte kann<br />
jede Band veranstalten, POWERWOLF zelebrieren<br />
stattdessen „Messen“ und haben mit ihrem<br />
Frontmann obendrein einen Kerl in den<br />
Reihen, der seine „transsilvanische“ Herkunft<br />
unglaublich witzig und authentisch an den<br />
Fan zu bringen versteht.<br />
DER FRÜHE<br />
WOLF(S)GANG<br />
FÄNGT DEN<br />
JENS<br />
6<br />
Kein Wunder, dass der Erfolgslauf des Quintetts<br />
– sowohl das 2013er-Gerät „Preachers<br />
Of The Night“ als auch das 2016er-Dokument<br />
„The Metal Mass Live“ stürmten auf Platz 1 der<br />
offiziellen deutschen Charts – seinesgleichen<br />
sucht. Und mit dem brandneuen, siebenten<br />
Studiowerk „The Sacrament Of Sin“ (Napalm<br />
Records, siehe Review) garantiert weitergehen<br />
wird.<br />
Wir baten Gitarrist Matthew Greywolf an die<br />
Stark!Strom!Strippe, um Interessantes über<br />
die Produktion des Albums, dessen erhöhten<br />
Bombast-Anteil und die Idee hinter der wunderbaren<br />
Bonus-CD zu erfahren:<br />
Wodurch unterscheidet sich „The Sacrament Of<br />
Sin“ am stärksten von euren vorherigen<br />
Scheiben?<br />
Zunächst einmal muss man anmerken,<br />
dass wir uns für das Album<br />
wesentlich länger Zeit genommen<br />
haben, als das bisher bei<br />
uns üblich war. Zum einen, weil<br />
wir nichts überstürzen wollten, und zum anderen,<br />
um einen „Schnellschuss“ zu vermeiden.<br />
Aber „nur mal einfach so“ ein Jahr länger<br />
benötigt zu haben, kann man uns auch nicht<br />
unterstellen, schließlich begann nahezu unmittelbar<br />
nach der Veröffentlichung von<br />
„Blessed & Possessed“ eine sehr ausgedehnte<br />
© Tim Tronckoe<br />
„Wir sind wirklich sehr stolz<br />
darauf, dass so unterschiedliche<br />
und allesamt großartige<br />
Bands dabei sind“<br />
Cover Me!<br />
Tournee für diese Platte. Die währenddessen<br />
in uns aufkeimende Idee eines Live-Albums<br />
beanspruchte logischerweise zusätzlich Zeit.<br />
Schließlich musste „The Metal Mass“, das wir<br />
im Oktober 2015 in Oberhausen aufgenommen<br />
haben, auch erst einmal fertiggestellt werden.<br />
An Ideen für neue Songs mangelte es uns definitiv<br />
nicht, auch wenn man uns bereits mehrfach<br />
die Frage stellte, weshalb denn nun zum ersten<br />
Mal in unserer Karriere drei Jahre<br />
zwischen zwei Studioalben vergangen<br />
sind. Einige Tracks haben wir<br />
auch ganz bewusst eine gewisse<br />
Zeit ruhen gelassen, um uns etwas<br />
Abstand zu verschaffen und gegebenenfalls<br />
Verbesserungen anbringen<br />
zu können. Ich bin mir ganz sicher,<br />
dass „The Sacrament Of Sin“ völlig anders klingen<br />
würde, wenn wir uns nicht auf diese Arbeitsweise<br />
festgelegt hätten.<br />
Apropos „anders“, ihr habt für das Werk nicht nur<br />
das Studio, sondern auch den Produzenten gewechselt.<br />
Warum?
Wolfs-Strom<br />
einen Arbeitstag in aller Herrgottsfrühe, also<br />
um halb acht Uhr morgens, zu beginnen, um<br />
die Kreativität zu befeuern, kam uns doch<br />
etwas, naja, sagen wir mal seltsam vor. Doch<br />
er sollte Recht behalten, denn alles lief recht<br />
locker und entspannt ab und das Resultat<br />
spricht für sich.<br />
Auffällig ist meiner Meinung nach auch, dass den<br />
orchestralen Parts ein wenig mehr Bedeutung zugebilligt<br />
wurde und diese dadurch dominanter<br />
denn je wirken. Geht das auch auf Jens’ Kappe?<br />
Nee, dafür war Joost van den Broeck zuständig,<br />
den wir dafür engagiert haben. Er versteht einfach<br />
unglaublich viel davon und hat unserem<br />
Dafürhalten nach das Album um den nötigen<br />
Bombast erweitert. Joost hat sich durch seine<br />
Vielseitigkeit und Kompetenz empfohlen,<br />
wir wissen seine Arbeit mit Bands wie AFTER<br />
FOREVER, STAR ONE und EPICA zu schätzen<br />
und daher war er diesbezüglich auch unsere<br />
erste Wahl.<br />
Vornweg: Wir waren mit Fredrik Nordström<br />
und dem „Studio Fredman“ immer vollends<br />
zufrieden und haben uns nicht aus persönlichen<br />
Gründen gegen ihn entschieden. Es lag<br />
einzig und allein daran, dass wir uns intern<br />
auf einen studiotechnischen „Tapetenwechsel“<br />
einigten. Und ja, mit Jens Borgren zusammenzuarbeiten<br />
war für uns alle<br />
eine gehörige Umstellung. Vor<br />
allem für mich, schließlich ist<br />
er vom Typ her völlig anders als<br />
Fredrik. Bis vor kurzem hatte ich<br />
den Ruf, der Perfektionist bei PO-<br />
WERWOLF zu sein. Frag Fredrik, er<br />
wird es dir bestätigen, haha. Doch<br />
während der Aufnahmen mit Jens<br />
in den „Fascination Street Studios“<br />
wurde mir bewusst, dass dieser Kerl<br />
noch viel mehr Wert auf Präzisionsarbeit legt<br />
als ich. Wahnsinn!<br />
Im Endeffekt ist aber alles bestens gelaufen<br />
und wir sind mit dem Sound absolut zufrieden.<br />
Wonach es, ganz ehrlich gesagt, zunächst<br />
gar nicht aussah. Vor allem seine Vorstellung,<br />
„Vor allem seine Vorstellung,<br />
einen Arbeitstag um halb acht<br />
Uhr morgens zu beginnen, um<br />
die Kreativität zu befeuern,<br />
kam uns doch etwas, naja,<br />
sagen wir mal seltsam vor“<br />
Wildes Rudel trifft<br />
Studioperfektionisten<br />
Zu niederländischen KollegInnen scheint ihr<br />
ohnedies ein ganz besonderes Verhältnis zu pflegen.<br />
Speziell zu EPICA. Die sind, zusammen mit diversen<br />
Kollegen, auf der Bonus-CD „Communio Lupatum“<br />
zu hören, worauf sie „Sacred & Wild“ zum<br />
Besten geben. Wie genau kam denn dieses Teil zustande,<br />
auf dem andere Bands eure Songs covern?<br />
Ganz ehrlich: aus einer Bierlaune! Mehr steckte<br />
da nicht dahinter. Aber es waren<br />
definitiv EPICA, die uns dazu<br />
animierten. Schließlich spielten<br />
sie die Nummer auf unserer gemeinsamen<br />
Tournee ab und zu<br />
beim Soundcheck. Daraus entstand,<br />
beflügelt durch das eine<br />
oder andere Bierchen, die Idee,<br />
dass sie den Song auch als Coverversion<br />
aufnehmen. Wir fanden<br />
das klasse und kontaktierten in<br />
weiterer Folge einige andere Bands aus unserem<br />
Freundeskreis. Das Ergebnis hat uns umgehauen.<br />
Wir sind wirklich sehr stolz darauf,<br />
dass so unterschiedliche und allesamt großartige<br />
Bands wie HEAVEN SHALL BURN, KADA-<br />
VAR oder AMARANTHE mitgemacht und einen<br />
unserer Songs für diese Bonus-CD eingespielt<br />
7
Wolfs-Strom<br />
haben. Mich persönlich macht ganz besonders<br />
stolz, dass Mille dabei ist, eines meiner erklärten<br />
Jugend-Idole.<br />
Auf eine andere deutsche Thrash-Legende, SODOM nämlich,<br />
treffen POWERWOLF am Grazer Schlossberg, wo sie am 17.08.<br />
das METAL ON THE HILL-Festival headlinen. Am 06.11. gastiert<br />
das durchgeknallte Rudel im Rahmen seiner „Wolfsnächte“-Gastspielreise<br />
in der Arena Wien. Schon jetzt indes kann<br />
man „The Sacrament Of Sin“ in diversen Editions abgreifen, was<br />
man dem Fan aber nicht mehr großartig zu erzählen braucht.<br />
www.powerwolf.net<br />
Walter<br />
© Matteo Vdiva Fabbiani<br />
POWERWOLF – The Sacrament Of Sin<br />
(Napalm Records)<br />
Reden wir nicht lange drumherum: Auch das – gar nicht mal so – „verflixte“ siebente<br />
POWERWOLF-Album wird sich verkaufen wie die warmen Semmeln, zumal die fünf<br />
Herren ihren eingeschlagenen Weg darauf mit aller Konsequenz fortsetzen.<br />
So gibt es erneut Hymnen (oder auch „Psalmen“, im Bandkontext wirkt dieser<br />
Begriff durchaus angebracht) vom Feinsten, zwölf an der Zahl, die in typischer<br />
Wolfsmanier dargeboten werden und vom Up-Tempo-Brecher bis in gemächliche<br />
Gefilde reichen. Letzteres ist insofern bemerkenswert, da sich mit „Where The<br />
Wild Wolves Have Gone“ zum allerersten Mal eine reinrassige Ballade als Bestandteil<br />
eines POWERWOLF-Drehers er- und beweist.<br />
Auch in den Texten, seit jeher ein essentieller Bestandteil des<br />
Entertainment-Faktors der Truppe, bekommt man die obligatorisch<br />
„sakralen“ Themen geboten und mit „Stossgebet“<br />
erneut einen Song mit partiell deutschsprachigem Gesang.<br />
Fazit: Eine in jeder Hinsicht klassische und dennoch mit<br />
ein paar Überraschungen versehene POWERWOLF-Scheibe,<br />
die sich der Fan bedenkenlos ins Gehege stellen darf.<br />
www.facebook.com/powerwolfmetal<br />
Walter<br />
8
Strom-schlag<br />
Pünktlich um 20 Uhr erscheint auf der überdimensionalen<br />
Video-Wall ein Panzer, der<br />
gefühlte 15 Minuten nichts macht, außer<br />
mit der Kanone zu wackeln und ein bissi zu<br />
schießen. Dann erscheinen ein paar Herren,<br />
sichtlich verjüngt mit Teenie-Klamotten und<br />
lustigen Hüten. Der eine „singt“ ein paar Hits,<br />
der andere gniedelt seiner Gitarre ein paar sehr<br />
lange Soli aus den Saiten, ein Dritter freut sich<br />
ob seines dritten Frühlings am Bass und<br />
gniedelt auch sehr viel.<br />
Vor der Bühne stehen etwa 65.000 Leute<br />
und jubeln mehr oder weniger.<br />
Die PA ist riesig, der Sound ist grottig<br />
und die Performance der Gruppe<br />
ist auch nicht grade erquicklich. Es<br />
werden Hits zum Besten gegeben, irgendwas<br />
mit Dschungel, irgendwas<br />
mit Paradies, irgendwas mit „easy“.<br />
Die Menge jubelt, der Sänger verschwindet<br />
ab und zu und kommt mit neuem Shirt<br />
und anderem Hut wieder. Der andere Hut gniedelt<br />
seine Gitarre weiter, teils sehr lang, und es<br />
kommen auch Huldigungen an Paul McCartney,<br />
PINK FLOYD, SOUNDGARDEN, Bob Dylan und<br />
THE WHO daher. Dazwischen kommen auch ein<br />
paar eigene Songs.<br />
Der Verfasser dieser Zeilen findet das überkandidelte<br />
Procedere spätestens nach zwei<br />
Stunden irgendwie langweilig (es dudelt grad<br />
der PINK FLOYD-Song „Wish You Were Here“ aus<br />
der immerhin sehr lauten PA), holt sich ein<br />
Bier und denkt sich kurz mal „Wozefak?“. Egal.<br />
Angeblich handelt es sich ja um Legenden, da<br />
geht man nicht einfach heim. Der Verfasser<br />
dieser Zeilen geht aber dann doch heim, hört<br />
draußen noch ein Lied vom Nacht zug – oh, das<br />
kennen wir aus’m Radio! Egal. Komisch.<br />
Gestern um dieselbe Zeit hat man<br />
sich noch gewünscht, eine Band<br />
namens FOO FIGHTERS würde<br />
bitte niemals aufhören zu spielen.<br />
Weil das war Entertainment.<br />
Heute denkt man sich: Geh bitte!<br />
Wann ist das aus, und warum<br />
schreien 65.000 Leute nach<br />
Zugaben? Wer sind diese Kasperln<br />
da auf der riesigen Bühne, und<br />
warum dürfen sie da drei Stunden sein?<br />
Beim Nachhausegehen sehe ich ziemlich<br />
viele alte Menschen in ziemlich neuen Shirts.<br />
Auf den meisten steht „GUNS N’ ROSES“.<br />
Auf manchen steht aber auch „IRON MAIDEN“.<br />
Die spielen morgen. Das wird dann wieder<br />
Entertainment!<br />
Mike, Stark!Strom-Chefredakteur<br />
Happy Weekend<br />
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Jeden Freitag und Samstag ab 20 Uhr!<br />
Serviceline: +43 (0)1 534 40 50 casinos.at facebook.com/casinosat
10<br />
Strom-Feld<br />
ROTERFELD<br />
Dämonen mit Sternchen-App<br />
Nicht nur, dass sich Aaron ROTERFELD als Stark!Strom-Fan zu<br />
erkennen gibt, gewährt der „Dark Rock“-Sympathikus aus dem<br />
Ländle auch Einblicke in die Geschichte des aktuellen Werkes<br />
„Hamlet At Sunset“ (True Artist Records) und erweist sich somit<br />
im Telefoninterview als eloquenter Gesprächspartner.<br />
Und die große Frage, die sich analog zum Titel des<br />
neuen ROTERFELD-Albums aufdrängt, ist natürlich<br />
die Verbindung zur Figur des Hamlet…<br />
Die Entstehung des Albums<br />
fiel in die Zeit, als William<br />
Shakespeare seinen<br />
400. Todestag<br />
„gefeiert“ hat (lacht),<br />
und er war definitiv<br />
einer der größten<br />
Dichter, die es jemals<br />
gab. Keiner<br />
hat so viele verschiedene<br />
Bühnenfiguren<br />
erschaffen<br />
wie er. Alles Charaktere,<br />
die durch den<br />
Sturmwind des Schicksals<br />
gejagt werden. Die<br />
Auswahl der Songs war<br />
zu diesem Zeitpunkt schon<br />
absehbar und es ist durchaus<br />
so, dass ich mich ein Stück weit, bis<br />
die Songs ausproduziert waren, durch diesen<br />
Prozess gequält habe wie Hamlet auf der Suche<br />
nach Rache für seinen Vater.<br />
Wobei mir auch sehr an der Umsetzung der<br />
Vielschichtigkeit des Hamlet’schen Charakters<br />
gelegen ist. Gleichzeitig war mir klar, dass kaum<br />
eine Band so viele verschiedene Sachen auf ein<br />
Album gepackt hätte.<br />
Also doch auch eine Prise Wahnsinn?<br />
(lacht) Ja, der Wahnsinn ist mir schon einige Male<br />
vorgeworfen worden. Andererseits treibt mich<br />
gerade dieser Wahnsinn an, ein besseres Wort<br />
ist vielleicht Besessenheit oder Leidenschaft.<br />
Es ist im Grunde ein innerer Dämon, der dich<br />
antreibt, immer weiterzumachen und alle<br />
potenziellen Hindernisse zu überwinden.<br />
Musikalisch deckt ROTERFELD eine ziemliche Bandbreite<br />
ab. Rock, Gothic, symphonische Elemente, Metal,<br />
eingängige Refrains, fast schon „radiotaugliche“<br />
Hits, aber auch „schwerere“ Parts,… Wie wichtig ist<br />
es für dich, einordbar zu sein – oder interessiert<br />
dich das gar nicht?<br />
Für mich ist es wichtig, nicht einordbar zu sein.<br />
Ich finde es lustig, immer wieder mal für eine<br />
Überraschung gut zu sein. ROTERFELD war<br />
ja immer mehr ein Kunstprojekt<br />
als eine gewachsene Band, die<br />
sich unter Umständen an gewisse<br />
Regeln halten muss.<br />
ROTERFELD sind, was<br />
das betrifft, absolut<br />
frei. Die einzige Regel,<br />
die es gibt, ist, was<br />
ich gerade zur Regel<br />
erkläre. (lacht)<br />
Aaron, was inspiriert<br />
dich, woraus schöpfst<br />
du deine Kraft, was<br />
bringt dich heil durch<br />
die Nacht?<br />
Die Inspiration für „Hamlet<br />
At Sunset“ geht auf viele<br />
verschiedene Eindrücke zurück.<br />
Teile dieser Songs sind entstanden,<br />
da war ich gerade mal 16 Jahre jung, und es<br />
gibt natürlich auch ganz neue, die so ein oder<br />
zwei Jahre alt sind. In Wirklichkeit stehen<br />
da immer Gefühle oder Stimmungslagen<br />
am Anfang.<br />
© Phil Strahl<br />
Mein Vater war ein sehr begabter<br />
Maler, ich hingegen habe<br />
zwei komplett linke Hände<br />
dafür. Deshalb versuche ich<br />
mit der Musik zu malen und<br />
auf diesem Weg Bilder zu<br />
erschaffen, die dramatisch<br />
sind – die große Geste, womit<br />
wir wieder bei Hamlet<br />
wären.
Strom-Feld<br />
© Aaron Roterfeld<br />
Es gibt auf dem Album den Song „Bring Your Own<br />
Star To Life“, der quasi auch den Soundtrack für die<br />
von dir entwickelte „Castl.rocks“-App darstellt. Erzähl<br />
bitte mal, was es damit auf sich hat.<br />
Diese App ist meines Wissens nach das erste Social-Media-Tool,<br />
bei dem die Likes, die hier „Stars“,<br />
also Sterne, sind, einen echten Wert haben. Uns<br />
war von vornherein klar, dass wir einen Ansatz<br />
wählen müssen, der komplett neu ist, sonst lohnt<br />
sich die Arbeit nicht. Die App funktioniert so, dass<br />
sie automatisch 51 Prozent der Werbeeinnahmen<br />
an die User zurückgibt. Die erwähnten „Stars“<br />
werden nicht in Form von Geld zurückgegeben,<br />
sondern können unter den Usern gegenseitig<br />
vergeben, getauscht oder für einen guten Zweck<br />
gespendet werden. Unsere App soll also wirklich<br />
„sozial“ sein, positiver und gerechter als andere<br />
Plattformen, mehr Infos findet man unter<br />
„Castl.rocks“.<br />
Ein sehr schöner Gedanke, der reges Interesse verdient.<br />
Berührend ist auch die Geschichte von „Father And<br />
Son“, einem tragisch endenden Flüchtlingsschicksal.<br />
Es geht ja wieder die große Angst vor dem Fremden<br />
um, wie begegnest du dieser Situation?<br />
Um die Menschen, die vor dem Fremden Angst<br />
haben, abzuholen, bedarf es gegenseitiger Anstrengungen,<br />
das ist immer ein Geben und Nehmen.<br />
Die meisten Menschen haben vor dem<br />
Angst, was sie nicht kennen. Ins Gespräch zu<br />
kommen, hilft da schon enorm. Die oft erwähnte<br />
Wertevermittlung gestaltet sich umso schwieriger,<br />
je mehr die Menschen sich selbst und einander<br />
„Um die Menschen, die vor dem<br />
Fremden Angst haben, abzuholen,<br />
bedarf es gegenseitiger<br />
Anstrengungen, das ist immer<br />
ein Geben und<br />
Nehmen.“<br />
über die jeweiligen Herkunftsländer definieren<br />
und nicht über verbindliche Werte.<br />
In „Father And Son“ wollte ich einfach auch die<br />
menschliche Seite eines hochkomplexen Themas<br />
zeigen, auf die nicht vergessen werden sollte.<br />
Ein edles Schlusswort, dem wir noch schnell die Frage<br />
nach den Zukunftsplänen im Hause ROTERFELD<br />
anhängen dürfen.<br />
Zum einen liegt der Fokus auf der App, die in<br />
wenigen Monaten auf den Markt kommt. Das<br />
ist auch der Grund, warum wir die Live-Lokomotive<br />
für „Hamlet At Sunset“ nicht gleich ins<br />
Rollen bringen können. Ich arbeite aber bereits<br />
an einer Show, die, ich darf das mal so sagen,<br />
ordentlich auf die Kacke haut. Auch wenn ich<br />
das im Moment noch nicht umsetzen kann, es<br />
wird auf jeden Fall passieren!<br />
Wir freuen uns jetzt schon. Besten Dank für das Interview<br />
und viel Erfolg mit App und Album!<br />
www.roterfeld.com<br />
www.facebook.com/roterfeld<br />
Claudia<br />
11
wurzel-strom<br />
OUR SURVIVAL<br />
DEPENDS ON US<br />
Wie ein Baum in der Erde<br />
Da in diversen sozialen Medien Postings über<br />
einen Studioaufenthalt der österreichischen<br />
Band OUR SURVIVAL DEPENDS ON US (OSDOU)<br />
aufgetaucht sind, haben wir uns doch glatt an<br />
Thom Kinberger (Git/Vox) gewandt, um ihm ein<br />
paar detailliertere Informationen zu entlocken.<br />
Und siehe da, die sich auch als Künstlerkollektiv<br />
verstehende Truppe hat<br />
die Aufnahmen zu ihrem neuen Album<br />
„Melting The Ice In The Heart Of Men“ bereits<br />
abgeschlossen. Die Songs wurden im Mai<br />
im Woodshed Studio (TRIPTYKON, SECRETS OF<br />
THE MOON) gemixt und gemastert. Der Songwriting-Prozess<br />
gestaltete sich als nicht so einfach,<br />
sind in der fünfköpfigen Band doch alle<br />
Musiker zu gleichen Teilen an dieser Arbeit<br />
LIVE IM<br />
FR 05.10.<br />
SA 06.10.<br />
SA 13.10.<br />
SO 21.10.<br />
SALZBURG<br />
SUPPORT<br />
Schallmooser Hauptstraße 46, 5020 Salzburg, www.rockhouse.at<br />
beteiligt und da fließen schon mal<br />
Blut und Tränen. Musikalisch wurzeln<br />
die neuen Stücke wie ein Baum<br />
in der Erde, in der PINK FLOYD oder<br />
LED ZEPPELIN begraben sind, um<br />
von dort als rauer Post Metal bis hinauf in die<br />
Zweige des okkulten Doom zu wachsen.<br />
Eines der markanten Merkmale von OUR SUR-<br />
VIVAL DEPENDS ON US ist der Einsatz dreier<br />
Sänger. Das wird auch in Zukunft so bleiben,<br />
wobei sich die Herren bei den Aufnahmen<br />
gegenseitig zu Höchstleistungen anspornen,<br />
da jeder die intensivste Gesangsleistung darbieten<br />
möchte. Auch das Schreiben der Lyrics<br />
nimmt die Band nicht auf die leichte Schulter.<br />
Diesen Part übernimmt zum überwiegenden<br />
Teil Mucho (Git/Vox) und er agiert dabei<br />
sehr fanatisch, was ebenfalls für hitzige Debatten<br />
sorgt.<br />
OSDOU werden weiterhin mit Ván Records<br />
zusammenarbeiten, da sowohl die Musik als<br />
auch die Bandmitglieder selbst perfekt mit<br />
dem musikalischen Universum des Labels<br />
harmonieren.<br />
Bis wir die Gruppe und die Songs von „Melting<br />
The Ice In The Heart Of Men“ jedoch live erleben<br />
dürfen, wird es noch ein wenig dauern,<br />
denn die nächsten Ö-Gigs sind erst für den<br />
Herbst dieses Jahres anberaumt. Zur Überbrückung<br />
sehen wir uns einfach auf YouTube<br />
die Livemitschnitte der letzten Monate an<br />
und üben uns in Geduld.<br />
www.osdou.com<br />
www.facebook.com/oursurvivaldependsonus<br />
Anita<br />
© Our Survival Depends On Us
empfiehlt<br />
METAL ON THE HILL<br />
16. bis 17.08. – Graz (Stmk)<br />
Während es ein paar Grazer Fußballer nach Wien zieht, pilgern<br />
Metal-Fans aus dem ganzen Land nach Graz. Die einen<br />
halten ihre Wirbelsäule mit zweitägigem Dauer-Headbangen<br />
in Schuss, für die anderen kommt etwaiges Rückgrat-Training<br />
wohl zu spät. Egal, wir genießen die einmalige MOTH-Atmosphäre<br />
am wunderbaren Schlossberg mit Kapazundern wie<br />
POWERWOLF, SODOM, EPICA, ELUVEITIE, GOD DETHRONED,<br />
VAN CANTO, VISIONS OF ATLANTIS, DARKFALL u.v.a.<br />
www.metal-on-the-hill.com<br />
© Tim Tronckoe<br />
KALTENBACH OPEN AIR<br />
23. bis 25.08. – Spital (Stmk)<br />
BELPHEGOR, THE BLACK DAHLIA MURDER, TOXIC HOLOCAUST,<br />
NERVOSA, BATUSHKA und neben vielen weiteren internationalen<br />
Genre-Topacts wie immer auch viel sehr gute heimische<br />
Kost, u.a. von DYSTRUST, LIQUID STEEL oder THE MORPHEAN:<br />
Das 13. KOA rückt näher, die Vorfreude steigt, die letzten<br />
News und Infos finden sich wie gewohnt unter<br />
www.kaltenbach-openair.at<br />
Donnerstag, 25.10.2018 SUB wiener neustadt<br />
© Renan Facciolo<br />
Tickets bei allen oticket Vorverkaufsstellen<br />
II
Land am Dome – Band am Strome<br />
PAIN IS<br />
We Are Family!<br />
Die kärntnerischen Steirer von PAIN IS sind nicht nur live eine Macht, sondern auch auf Tonkonserve. Wir baten Frontmann<br />
Jerome Jaw zum Gespräch über die aktuellen Entwicklungen bei den Groove-Metallern.<br />
© Cyril Helnwein<br />
14<br />
Jerome, euch gibt’s ja jetzt schon längere Zeit und<br />
bis auf euren Gitarristen Tom spielt ihr auch noch<br />
in der Ur-Besetzung…<br />
Ganz genau, 16 Jahre und kein bisschen müde.<br />
Eine der wenigen Bands in und um Österreich,<br />
die in ihrer Besetzung nur einen Wechsel hatten,<br />
der uns 2015 Tom Steam an der Gitarre bescherte.<br />
Seitdem ging es eigentlich nur mehr bergauf. Die<br />
Band verbindet uns nicht nur musikalisch,<br />
sondern wir sind wie eine<br />
Family, mit allen Höhen und Tiefen.<br />
Ihr habt eine neue EP in der Pipeline,<br />
die jedoch erst für das Frühjahr 2019<br />
geplant ist. Kannst du uns schon ein<br />
paar Details verraten?<br />
Wir arbeiten derzeit an neuen Songs und werden<br />
im Dezember die MelonFM-Studios mit unserem<br />
Produzenten Mike Wolff (KONTRUST) entern. Auf<br />
dieser EP werden wir unseren Stil beibehalten.<br />
Nämlich das zu tun, wonach uns musikalisch<br />
gerade der Sinn steht, ohne Limitierungen oder<br />
Grenzen. Aber der Anspruch an uns selber wächst<br />
natürlich und wir wollen uns in jeder Hinsicht<br />
steigern. Es soll zuerst eine Singleauskopplung<br />
inkl. Videoclip geben, dann eben die EP und vorher,<br />
dazwischen und nachher stehen Gigs und<br />
Tourneen in ganz Europa an.<br />
„Wichtig ist, dass sich die Leute<br />
auch die heimischen Bands ansehen<br />
und nicht nur immer die<br />
großen internationalen Acts“<br />
Support Your Local<br />
Underground!<br />
Eure aktuellen Promofotos wurden von Cyril<br />
Helnwein geschossen. Der ist ja kein Unbekannter<br />
und tritt mit seinem Stil irgendwo auch in die Fußstapfen<br />
seines Vaters Gottfried. Wie kam es dazu<br />
und wie verlief die Zusammenarbeit?<br />
Mit Cyril zu arbeiten war ein lang gehegter Wunsch<br />
der Band. Er ist ein international bekannter Fotograf,<br />
der Bilder mit Seele und Tiefe erschafft. Ich<br />
bin ein großer Fan seiner Arbeiten.<br />
Cyril und PAIN IS verbindet mittlerweile<br />
eine wunderbare Freundschaft<br />
auf persönlicher und künstlerischer<br />
Ebene.<br />
Für dieses Shooting sind wir auch<br />
nach Irland gereist, um erstens dieses<br />
einmalige Land zu genießen,<br />
aber auch um etwas Neues in unsere Bandfotos<br />
zu bringen. Das Ergebnis kann sich sehen lassen.<br />
Wenn man die Pics betrachtet, spricht die Seele der<br />
Bilder wirklich Bände.<br />
Du hast schon eure Live-Aktivitäten angesprochen.<br />
Fühlt ihr euch eher vor so einer Riesen-Audienz wie<br />
auf Wacken oder beim Nova Rock – beides durftet<br />
ihr bereits genießen – wohl oder doch eher auf kleineren<br />
Bühnen?<br />
Wir fühlen uns auf jeder Bühne wohl, ob sie nun
Land am Dome – Band am Strome<br />
groß oder klein ist! Für uns steht dieses Feeling<br />
auf der Bühne im Vordergrund. Zu fühlen, wie<br />
die Crowd zu deinen Songs abfeiert, wie das<br />
Adrenalin deinen Körper durchströmt und die<br />
Show zu einem Feuerwerk werden lässt, das ist<br />
einfach nur phänomenal.<br />
Wie steht’s denn so um die steirische Metal-Szene?<br />
Die ist mittlerweile wieder auf einem sehr guten<br />
Weg. Es gibt viele Veranstalter, die auch heimischen<br />
Bands die Möglichkeit bieten, ohne „pay to<br />
play“ auf großen Bühnen zu spielen. Vorzeigemodelle<br />
dafür sind etwa das Kaltenbach Open Air<br />
oder das Eargazmic Festival. Wichtig ist, dass sich<br />
die Leute auch die lokalen und österreichischen<br />
Bands ansehen und diese supporten und nicht<br />
nur immer die großen internationalen Acts.<br />
Frauen in Bands, vor allem an Instrumenten,<br />
werden mitunter leider immer noch belächelt.<br />
Wie geht’s eurer Bassistin Carmen damit? Muss<br />
sie sich des Öfteren noch „beweisen“?<br />
Carmen hat sich bereits bewiesen. Sie gibt auf<br />
musikalischer und persönlicher Ebene alles für<br />
die Band. Eine Bassistin ihres Formates findest<br />
du nur ganz selten. Wir sehen hier nicht die Geschlechterfrage<br />
im Vordergrund, sondern für<br />
uns zählt hier die Person – ungeachtet der veralteten<br />
Vorstellungen mancher Leute von „Frauen<br />
im Metal“.<br />
Wie geht ihr mit Kritik um? An dieser Sache scheitern<br />
ja nach wie vor viele (vor allem einheimische)<br />
Bands…<br />
Kritik ist super, nur her damit – solange sie<br />
konstruktiv ist. Ein Musiker oder auch eine Band<br />
kann sich dadurch immer nur verbessern. Auf<br />
beleidigende Kritik wird ganz klar, sorry für den<br />
Ausdruck, geschissen.<br />
Machenschaften,<br />
Korruption<br />
und anderen<br />
Unsinnigkeiten<br />
dieser Politik<br />
und deren<br />
Drahtziehern.<br />
Ergebt euch<br />
nicht dem blanken Hass, sondern arbeitet an<br />
einem großen Miteinander, unabhängig von<br />
Kultur, Religion, Hautfarbe oder Sonstigem.<br />
Wir sind alle eine große Familie!<br />
Schön gesagt. Wo siehst du PAIN IS in zehn<br />
Jahren?<br />
Auf den großen Festivals dieser Welt. Wir werden<br />
als Band alles daran setzen, in diesem Musikbusiness<br />
mitzumischen und uns zu etablieren.<br />
Auf jeden Fall werden wir an diesem großen Ziel<br />
und Traum mit aller Kraft weiterarbeiten.<br />
www.facebook.com/PainIs1<br />
Mike<br />
© Cyril Helnwein<br />
Wir leben in einer Kultur der Wut, keiner ist mehr<br />
kritikfähig, wie’s scheint, und in einer Zeit des<br />
großen, unreflektierten Mimimis. Was kann man<br />
da als Band und Musiker dagegenhalten – ohne<br />
jetzt die gängigen „Toleranz“-Parameter zu sehr<br />
zu pushen?<br />
Diese Kultur der Wut wird durch die Politik weltweit<br />
geschaffen und dient meiner Meinung<br />
nach nur zur Ablenkung von den tatsächlichen<br />
LIVE<br />
MUSIC & MORE<br />
St. Pölten<br />
Herzogenburgerstraße 12<br />
www.freiraum-stp.com<br />
15
..<br />
Kalte-Strom<br />
COLD SNAP<br />
Geschichten von Menschen<br />
Eingängige Grooves, drückende Gitarrenriffs und seit neuestem<br />
von gleich zwei Sängern vorgetragene kritische, emotionale<br />
Texte: Auf ihrem vierten Album „All Our Sins“ (Arising<br />
Empire) findet die kroatische Band den perfekten Mittelweg<br />
zwischen Ernsthaftigkeit und Headbangfaktor und darf nicht<br />
nur Fans von DRY KILL LOGIC, EKTOMORF oder THREAT SIGNAL<br />
empfohlen werden.<br />
16<br />
Wir sprachen mit Dario Berg, einem der Vokalisten,<br />
über kroatischen Rock’n’Roll, Politikverdrossenheit<br />
und die nicht immer leichten Themen des neuen<br />
Albums:<br />
Jeder, der Augen und Ohren hat, kann beobachten,<br />
wie sehr sich die Menschheit gerade entfremdet. Das<br />
macht uns betroffen, darüber wollen wir schreiben.<br />
Wir hoffen auch, jenen die Augen öffnen zu können,<br />
die nicht so gerne hinsehen.<br />
Nicht alle haben die Fähigkeit, sich auszudrücken,<br />
oder die Möglichkeit, gehört zu werden. Wir wollen<br />
uns mit solchen Menschen vernetzen. Ihnen zeigen,<br />
dass sie mit ihren Gedanken nicht alleine sind… dass<br />
wir alle in derselben Sch***e stecken.<br />
Wobei jeder Song seine eigene Geschichte erzählt.<br />
Richtig. Alltägliche Geschichten. Von Menschen zum<br />
Beispiel, die ihr Zuhause verlassen müssen und alles<br />
hinter sich lassen in der Hoffnung auf ein besseres<br />
Leben. Davon handelt der Text und das Video von<br />
„Distance“, einem sehr persönlichen Song. Wir mussten<br />
das alles am eigenen Leibe erfahren…<br />
Du wirst nie das nachfühlen können, was so jemand<br />
durchmacht. Aber du bekommst eine bessere Vorstellung<br />
davon, wie es ihm geht. Das war uns wichtig.<br />
Das wir nichts abstrahieren, sondern alles geradeheraus<br />
sagen. Wir schätzen Bands, die sich<br />
solchen Themen mit einer eher künstlerischen<br />
Herangehensweise nähern,<br />
mit Metaphern arbeiten, TOOL etwa, die<br />
wir sehr mögen. Uns ist aber unsere Unmissverständlichkeit<br />
wichtig, das berührt<br />
die Leute. Das bestätigt auch das<br />
Feedback derer, die vor allem das neue<br />
Album schon hören durften.<br />
Diesen Bestätigungen schließe ich mich gerne an.<br />
Und eure kroatische Herkunft spielt in den mitunter<br />
„politischen“ Texten gewiss auch eine Rolle…<br />
Leider. Wir halten generell wenig von der Art und Weise,<br />
© Dario Horvat Photography<br />
„Du wirst nie das nachfühlen<br />
können, was so jemand durchmacht.<br />
Aber du bekommst eine bessere<br />
Vorstellung davon,<br />
wie es ihm geht“<br />
Dario Berg setzt auf direkte Lyrik<br />
wie Politik oft praktiziert wird. Es ist ja immer das<br />
gleich alte Spiel, die Geschichte dreht sich im Kreis,<br />
die Interessen einiger weniger werden über die<br />
vieler gestellt. Hier in Kroatien ist dieses Problem<br />
vielleicht noch etwas ausgeprägter.<br />
Nicht ganz so ausgeprägt scheint, zumindest für<br />
sprichwörtlich Außenstehende, die alternative<br />
bzw. „harte“ Musikszene in eurem Land zu sein.<br />
Das hast du leider Recht. In den Achtzigern war<br />
der Rock’n’Roll im damaligen Jugoslawien eine<br />
große Sache, diese Bands von früher werden heute<br />
noch gefeiert, leben vom alten Ruhm. Aber es ist<br />
nie etwas Härteres nachgekommen und dann war<br />
ja noch dieser verf***e Krieg in den<br />
Neunzigern. Danach gab es lange keinen<br />
Boden, auf dem sich diese Musik<br />
hätte weiterentwickeln können.<br />
Natürlich gibt es einige gute Bands<br />
aus den unterschiedlichsten Genres,<br />
aber das größte Problem in unserem<br />
Land stellt wohl das fehlende<br />
Verständnis für alles, was von der<br />
„Norm“ abweicht, dar. Das beginnt oft schon bei der<br />
eigenen Familie. „Was du da machst, das ist doch<br />
dumm, interessiert niemanden, lass das bleiben!“<br />
Wenn du das lange und oft genug hörst, glaubst du<br />
irgendwann selbst nicht mehr an dich. Viele gute<br />
Leute geben dann entmutigt auf.
..<br />
Kalte-Strom<br />
Wir hatten das Glück, dass allen COLD SNAP-Mitgliedern<br />
dies schon sehr früh bewusst wurde. So unterstützen<br />
wir uns gegenseitig, so gut wie es nur geht, um<br />
nicht irgendwann die gleichen Fehler zu machen. Es<br />
ist schwer, aber wir wollen durchhalten, nicht aufgeben!<br />
Wer die ebenso sympathische wie musikalisch wertvolle<br />
Band dabei unterstützen will, lege sich umgehend<br />
ihre Alben zu, allen voran das neue Meisterwerk<br />
„All Our Sins“, und besuche einen ihrer<br />
dynamischen Gigs!<br />
www.cold-snap.com<br />
www.facebook.com/ColdSnapOfficial<br />
Mozgi<br />
Acts aller Genres aufgepasst!<br />
ANMELDEN BIS 15. AUGUST<br />
planet<br />
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2019<br />
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Jänner-März 2019<br />
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mindestens 10 Festivalslots<br />
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17
..<br />
BUhnen-Strom<br />
ALICE IN CHAINS + MOTHER’S CAKE<br />
30.06.2018 – Wien, Arena Open Air<br />
Blumen<br />
Es war die Zeit der plakativen Weltschmerzposen,<br />
der globalisierten Ziegenbärte, der Kopfsocken<br />
und der Furcht der damaligen Metalszene<br />
vor dem Abseits. Seattle in den USA avancierte<br />
zum Zentrum einer<br />
massiven Revolution<br />
der harten Klänge,<br />
Bands aus dieser<br />
Stadt starteten ein<br />
weltweit erfolgreiches<br />
Phänomen<br />
namens Grunge.<br />
Die kreativ völlig<br />
erstarrte Heavy-Branche<br />
befand sich auf dem Nebengleis, verdrängt<br />
durch die alternative Melancholie.<br />
NIRVANA, SOUNDGARDEN, PEARL JAM, STONE<br />
TEMPLE PILOTS sowie zahllose Trittbrettfahrer<br />
galten spätestens Mitte der Neunziger-Jahre<br />
als neue Darlings<br />
von Fans und<br />
Medien. So wie<br />
jene Formation,<br />
die in der<br />
Wiener Arena<br />
zu sehen war:<br />
ALICE IN CHAINS,<br />
mit Bestsellern wie „Dirt“ einst unter den<br />
Marktführern. Als Anheizer für dieses sommerliche<br />
Gastspiel fungierten die Austro-Aufsteiger<br />
MOTHER’S CAKE, Spezialisten für unkonventionelle,<br />
verschnörkelte, hypnotische<br />
„Anders als die Anderen“-Powerstilistik. Sehr<br />
feiner und sehr kompakter Gig, viel Dynamik,<br />
viel Applaus.<br />
Dann verwandelte sich St. Marx für kurze Zeit<br />
in Seattle. ALICE IN CHAINS, unterstützt durch<br />
eine raffinierte Lichtshow, sorgten für Grunge-Nostalgie:<br />
Riffs im Naheverhältnis zu BLACK<br />
SABBATH oder LED ZEPPELIN, mehrstimmige<br />
hymnische Innerlichkeits-Vocals, pessimistische<br />
Texte und Heldenposen von Frontmann<br />
Jerry Cantrell. Eine gekonnte Performance der<br />
sichtlich motivierten Band, stellenweise<br />
etwas glatt,<br />
frenetisch bejubelt<br />
in einer knackvollen<br />
Arena.<br />
Der gelungene Vergangenheitstrip<br />
mit<br />
vielen populären<br />
Songs wurde abgerundet<br />
durch den exzellenten Sound und<br />
die spürbare Hingabe eines überwiegend<br />
erstaunlich jungen Publikums. Nach der Zugabe<br />
erhielten die vier Musiker dann noch<br />
Blumen. Wer laut gängiger Grunge-Ideologie<br />
post-depressive Verwelkungserscheinungen<br />
erwartet hätte, wurde hier eines Besseren<br />
belehrt. Diese Geschenke blühten. Seattle war<br />
jetzt wieder St. Marx.<br />
www.arena.wien<br />
www.aliceinchains.com<br />
www.motherscake.com<br />
Christian Prenger<br />
18<br />
Alle Fotos © Sabine Böhm
Land am Dome – Band am Strome<br />
DER DOKTOR UND DAS LIEBE PHI<br />
Falls es so etwas wie eine österreichische Prog-Szene gibt, sind PHI spätestens mit dem herausragenden Album „Cycles“<br />
zu deren Spitze vorgeprescht, denn derart vielschichtigen und zugleich höchst eingängigen Prog-Rock/Metal findet man<br />
selbst international nicht an jeder Straßenecke (Review in Stark!Strom #3).<br />
Mastermind Markus Bratusa sinniert im PHInterview mit wahnfred über den goldenen Fingerschnitt, brotlose Kunst und<br />
eine Tokio-Tour als Alternative zu mies besuchten Österreich-Gigs.<br />
© Phi<br />
Markus, „Cycles“ ist sehr stark ausgefallen, insbesondere,<br />
wenn man die suboptimalen Voraussetzungen<br />
bedenkt. Du hast dir ja den linken Zeigefinger verletzt.<br />
Ich hoffe, du benötigst jetzt keine Plastikfingerkuppe<br />
à la Tony Iommi?<br />
Ich habe mir beim Kochen einen tiefen Schnitt<br />
verpasst, und nachdem ich meinen Lebensunterhalt<br />
mit der Gitarre verdiene, war das ein ziemlicher<br />
Schock. Gott sei Dank war ich nur einen<br />
Monat außer Gefecht.<br />
Die Gitarre ist dein verlängerter künstlerischer Arm.<br />
Wie hat die körperliche Einschränkung den Prozess<br />
des Songwritings und das musikalische Endprodukt<br />
beeinflusst?<br />
Spannenderweise hat der Vorfall eine kreative<br />
Explosion ausgelöst. Ich habe meine Ideen in der<br />
Audiosoftware skizziert. Das alte Muster, gemeinsam<br />
im Proberaum zu schreiben, wurde aus der<br />
Not heraus aufgebrochen. Ich schrieb plötzlich<br />
Riffs, die beim Jammen nie entstanden wären.<br />
Die rhythmische Gestaltung hat sich dadurch<br />
wesentlich verändert.<br />
War es mühselig, das am Rechner konzipierte Material<br />
auf die Instrumente zu übertragen, oder eher<br />
Ansporn, eigene musikalische Grenzen, denen man<br />
sich ansonsten nicht stellen würde, zu überschreiten?<br />
Im Endeffekt Letzteres, aber der Weg dorthin war<br />
schwer, weil man ständig mit seinen Beschränkungen<br />
konfrontiert war. Vieles war schwerer<br />
umzusetzen als erwartet. Dabei ist unsere Musik<br />
nicht übermäßig komplex, muss aber akribisch<br />
ausgecheckt sein, um wirklich tight zu klingen.<br />
19
Land am Dome – Band am Strome<br />
„Cycles“ ist rhythmisch und strukturell anspruchsvoll,<br />
aber nicht zwanghaft vertrackt, es werden große<br />
Melodien ohne Kitsch und übertriebenen Pathos<br />
geboten, die Musik klingt heavy, aber nicht pseudobrutal,<br />
und zeitgemäß, ohne sich bei modernen<br />
Strömungen anzubiedern. Wie ist diese so organisch<br />
wirkende Mischung herangereift?<br />
Danke, genau diese Wirkung wollten wir erzielen.<br />
Die rhythmische Verspieltheit sollte nicht<br />
selbstzweckhaft, sondern sinnige Ergänzung<br />
der Melodik sein. Der griechische Buchstabe Phi<br />
beschreibt unter anderem die Verhältniszahl für<br />
den goldenen Schnitt. In Bezug auf den Bandnamen<br />
steckt dahinter die Idee, die Balance aus<br />
Songdienlichkeit und Anspruch<br />
– sprich Rock’n’Roll<br />
und Prog – anzustreben.<br />
Die Natürlichkeit ist mir<br />
sehr wichtig. Wenn ein<br />
Taktwechsel auch beim<br />
fünften Hören nicht gefällt,<br />
ist er misslungen.<br />
Prog’n’Roll sozusagen. Der<br />
Sound ist ausgewogen,<br />
druckvoll und differenziert.<br />
Die Qualität des Rohmaterials<br />
muss hoch gewesen sein.<br />
Mit wem habt ihr die Endveredelung<br />
so hinbekommen?<br />
Ende April haben wir z.B. im Das<br />
Bach, einem feinen Wiener Club, gespielt.<br />
Die nächsten Initiativen werden aber eher<br />
das Ausland betreffen (Anm.: siehe Facebook).<br />
Eine japanische Prog-Band hat uns eingeladen,<br />
was sich mit der ganzen Band nicht hat umsetzen<br />
lassen. Deswegen ziehe ich das als Akustik-Show<br />
mit einem befreundeten Gitarristen durch. Das<br />
impliziert die Herausforderung, mich stimmlich<br />
mehr auszubreiten.<br />
Stimme ist ein gutes Stichwort. In der Metal-Szene ist<br />
der Sänger oft das schwächste Glied in der Kette. Es<br />
gibt unglaublich bekannte Bands mit live unglaublich<br />
schlechtem Gesang (Ich nenne hier keine Namen<br />
wie etwa IN FLAMES oder FEAR FACTORY. Ups). Unverständlich,<br />
warum solche Dilettanten auf einen Vocal<br />
Coach verzichten. Deine Stimme<br />
klingt sicher, voluminös, angenehm<br />
vibratös. Hast du eine<br />
Gesangsausbildung genossen?<br />
Als ich angefangen habe, in<br />
Bands zu spielen und zu singen,<br />
waren wir ständig auf<br />
der Suche nach einem „richtigen“<br />
Sänger... Dann habe ich<br />
zwei Jahre Gesangsstunden<br />
bei einer guten Lehrerin genommen,<br />
die mir viel konstruktives<br />
Feedback gegeben<br />
und mein Gehör für die eigene<br />
Stimme geschult hat.<br />
20<br />
Den Großteil der Aufnahmen<br />
haben wir im Proberaum<br />
erledigt, die Drums<br />
in dem Studio, in dem Nick<br />
jobbt. Der Mix stammt von<br />
Christian Großkopf (Diamond Precision Studio),<br />
das Mastering von Horst Pfaffelmayer (Gold<br />
Chamber Studio). Beide kann ich unbedingt<br />
weiterempfehlen.<br />
© Phi<br />
Wie sieht deine Prog-nose hinsichtlich<br />
Gigs aus? Was zum Beispiel hat es mit<br />
euren Akustik-Shows auf sich, und<br />
wie zur Hölle kommt ihr nach Tokio?<br />
„Ich frage mich, wo sich diese<br />
tausenden von Leuten, die in Wien<br />
zu STEVEN WILSON pilgern, bei<br />
Underground-Prog-Gigs<br />
verstecken.“<br />
Das Credo des österreichischen<br />
Musikfans: Nur keine Szene<br />
machen...?<br />
Und an der Gitarre?<br />
Den Unterricht an der klassischen<br />
Gitarre fand ich weniger<br />
spannend, aber mit zwölf<br />
trat die E-Gitarre in mein Leben, und dann war<br />
es um mich geschehen. Ich nahm zwar weiter<br />
Unterricht, war aber in erster Linie ein Sturschädel,<br />
der lieber experimentiert als sich an<br />
äußeren Vorgaben orientiert hat.<br />
Trotzdem habe ich am Konservatorium<br />
in Eisenstadt Jazz-Gitarre<br />
studiert. Das war auch die Zeit, in<br />
der PHI am meisten gewachsen sind.<br />
Wir haben aber nicht vergessen, dass<br />
es im Grunde um Rock’n’Roll geht.
Land am Dome – Band am Strome<br />
Mit welcher Intensität kannst du die Band überhaupt betreiben? Ich<br />
nehme an, dass PHI keinen Fulltimejob abwirft.<br />
Klar, eigentlich würden PHI viel mehr Zeit benötigen. Leben muss<br />
ich aber auch, deswegen bin ich als Gitarren- bzw. Basslehrer und<br />
Session-Musiker tätig.<br />
Gibt es aus deiner Sicht so etwas wie eine Prog-Szene in Österreich, und<br />
falls ja, wie seid ihr vernetzt?<br />
Es gibt diverse Kontakte, z.B. zu MILK+, BLANK MANUSKRIPT oder<br />
MOTHER’S CAKE. Eine echte Szene sehe ich nicht. Das liegt auch<br />
am Publikum. Ich frage mich, wo sich diese tausenden von Leuten,<br />
die in Wien zu STEVEN WILSON pilgern, bei Underground-Prog-Gigs<br />
verstecken. Keine Ahnung, wie man diese Menschen erreichen kann.<br />
Apropos Overground: Gibt’s so etwas wie einen Traum-Support-Slot?<br />
Genial wäre es, im Rahmen einer PORCUPINE TREE-Reunion zu<br />
eröffnen, oder auch für TOOL, die Helden meiner Jugend.<br />
Kannst du noch die Stoßrichtung deiner Lyrics und deren Stellenwert<br />
in der Musik erläutern?<br />
Texte und Musik sollten eine Einheit bilden. Man könnte sagen,<br />
dass der Text die Zeilen sind, die in der Musik fehlen, und die Musik<br />
die Noten, die im Text fehlen. Das zentrale Thema ist der Umgang<br />
mit Sterblichkeit. Das hängt zusammen mit der Vergänglichkeit<br />
von Erwartungen und Träumen und der Erkenntnis, dass das Ende<br />
eines alten Weges die Chance für einen neuen eröffnet. Eine Analogie<br />
dafür ist für mich der Wasserkreislauf. Der Regen wäscht Altes<br />
weg, das Wasser gelangt ins Meer, steigt als Dunst auf und so weiter.<br />
Womit wir wieder bei den Dauerrotation einfordernden „Cycles“<br />
angelangt wären.<br />
www.facebook.com/phi.progrock<br />
wahnfred<br />
LIKE A<br />
STORM<br />
CATACOMBS<br />
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der Neuseeländer!<br />
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Todes-Strom<br />
ASPHAGOR<br />
Chorknaben mit Halswirbel<br />
© SPV<br />
© Asphagor<br />
22<br />
Ihr neues, drittes Album „The Cleansing“ wurde ebenso abgefeiert wie die fulminanten Live-Präsentationen. Höchste Zeit, um mit<br />
der Tiroler Black/Death-Band auf Tuchfühlung zu gehen. Und welche Location bietet sich dafür besser an als das EGE in Wörgl, einst<br />
das zweite Wohnzimmer jedes Metal-Fans im Tiroler Unterland? Ausgewiesen als Café-Bar offeriert es zwar keinen Kuchen, dafür<br />
Jacky Cola. Und feiert ein Stammkunde Geburtstag, gibt’s eine Lokalrunde Wurstsalat (Wahnsinn, Andi).<br />
Mögen die wilden Jahre im EGE auch vorüber sein, der Nostalgie wegen zieht es die Ü30-Metaller immer noch hin. Und bevor ich<br />
jetzt auch noch über die Speisekarte schwadroniere (leckere Lammkoteletts!), starten wir das Interview.<br />
Mir gegenüber sitzen Frontmann Steff alias Morgoth<br />
und Drummer Max aka Sargoth. Welche Pseudonyme<br />
gibt es noch bei ASPHAGOR und was bedeuten<br />
sie?<br />
Sargoth: In unserer Band gibt es noch Hybreos,<br />
Zanesco und Atlas. Letzteres war ein Gag von<br />
ihm und dem inzwischen ausgestiegenen Axis,<br />
also die beiden ineinandergreifenden ersten<br />
Halswirbel.<br />
Morgoth: Für mich als „Herr<br />
der Ringe“-Fan war klar, dass<br />
ich mich nach dem „Schwarzen<br />
Feind der Welt“ benenne.<br />
„Folglich haben wir uns in<br />
einer Bau-Halle vor dem Studio<br />
im Halbkreis aufgestellt…“<br />
Gemeinsame Pinkelpause??<br />
Woher stammen die Inspirationen<br />
zum Album „The Cleansing“ und wer oder was wird<br />
wovon gereinigt?<br />
S: Die musikalische Inspiration kommt von<br />
überallher, nicht nur aus dem Black/Death-Bereich,<br />
auch wenn man einen gewissen Einfluss<br />
von WATAIN oder DISSECTION nicht leugnen<br />
kann, diese Bands gefallen uns sehr gut. Aber wir<br />
hören auch ganz andere Musik, ich komme eher<br />
aus dem rockigeren Lager, mag PINK FLOYD oder<br />
THE WHO, während ein Gitarrist auch auf Hip<br />
Hop und der andere auf Jazz und Funk steht.<br />
M: „The Cleansing“ steht für einen Reinigungsprozess,<br />
ähnlich jenem der Alchimisten von früher,<br />
die aus etwas Unedlem etwas Reines, Edles<br />
herstellten. Der Protagonist unseres Albumkonzepts<br />
muss auf der Suche nach Vollkommenheit<br />
einige Höhen und Tiefen durchleben und<br />
auch als er an seinem Ziel ankommt, bleibt er<br />
unzufrieden, obwohl er eigentlich alles<br />
erreicht hat.<br />
Ein sehr interessantes Konzept, wie darf<br />
man sich da den Songwriting-Prozess und<br />
die Textfindung vorstellen?<br />
M: Fixe Zuständigkeitsbereiche gibt es bei uns<br />
keine, wir sitzen bei einem Bier zusammen und<br />
philosophieren… Zuerst entsteht aber immer<br />
der Text, erst dann die Melodie.<br />
S: Für die künstlerische Gestaltung zeichnet –<br />
sprichwörtlich – Morgoth verantwortlich, er<br />
verfügt da über viel Talent.
Todes-Strom<br />
Das Album überzeugt als großes Ganzes, bei dem<br />
für mich aber die beiden melodischen, außergewöhnlichen<br />
Songs „Aurora Nocturna“ und<br />
„The Cleansing“ hervorstechen. Darf man künftig<br />
noch mehr aus dieser Richtung erwarten?<br />
S: Ja… schon… Zu rechnen ist grundsätzlich<br />
mit vielem, weil wir nicht planen, wie ein<br />
Song oder ein Album zu sein hat. Der Chor<br />
bei „Aurora Noctura“ etwa war bis zum Tag<br />
der Aufnahme im Studio in Deutschland<br />
nicht fix eingeplant, zumal wir nicht wussten,<br />
wie wir das umsetzen sollen. Unser Produzent<br />
Patrick Engel meinte dann einfach:<br />
„Singt den Chor doch selber ein!“ Folglich<br />
haben wir uns in einer Bau-Halle vor dem<br />
Studio im Halbkreis um ein paar Mikrofone<br />
aufgestellt und ohne weitere Hilfsmittel den<br />
Chor eingesungen. Als Gastsänger war noch<br />
Steve von NEGATOR dabei, dessen tiefe Stimme<br />
man gut heraushört.<br />
Seit dem Erscheinen von „The Cleansing“ hat sich<br />
viel für euch getan. Positive Reviews, zahlreiche<br />
Shows und im Herbst steht eine Tour an…<br />
M: Wir waren total baff von den vielen positiven<br />
Rezensionen. Sogar „schlechte“ Kritiken<br />
sind noch weit davon entfernt, wirklich<br />
schlecht zu sein.<br />
nicht sehr lange und wir lernten viele Musiker<br />
kennen, auch von großen Bands wie<br />
DEICIDE. Ein Highlight war auch die Zusammenarbeit<br />
beim neuen Album mit Steve von<br />
NEGATOR und Morean von DARK FORTRESS.<br />
Einige Bands, von denen wir früher Fans<br />
waren, zählen mittlerweile zu guten Kumpels,<br />
das taugt mir total. (Morgoth blättert<br />
indessen im aktuellen Stark!Strom-Heft und<br />
beginnt beim EISREGEN-Review lauthals zu<br />
lachen.)<br />
Als weiterer Höhepunkt muss natürlich die<br />
Unterstützung durch unsere Fans genannt<br />
werden. Ich finde es auch total wichtig, dass<br />
man immer den Kontakt zu seinen Fans hält.<br />
Denn ihnen ist es in erster Linie zu verdanken,<br />
dass man dort steht, wo man steht.<br />
Schönes Schlusswort, dem wir nichts mehr hinzuzufügen<br />
haben, außer das eine oder andere<br />
Getränk im EGE. Danke an Morgoth und Sargoth<br />
und weiterhin viel Erfolg mit ASPHAGOR!<br />
www.facebook.com/Asphagor<br />
Doris Gapp<br />
S: Es waren auch zahlreiche Reviews außerhalb<br />
des deutschsprachigen Raums dabei,<br />
gleich eine der ersten kam aus Norwegen.<br />
Weitere aus Spanien, Italien oder den Niederlanden.<br />
Die genannte Tour führt uns<br />
durch ganz Österreich, Deutschland und die<br />
Schweiz und natürlich freuen wir uns schon<br />
sehr darauf!<br />
Wir uns auch. Doch vor diesen und vielen noch<br />
weiteren kommenden Highlights: Was waren die<br />
bisherigen Höhepunkte in der 11-jährigen Geschichte<br />
von ASPHAGOR?<br />
S: Ich erinnere mich gerne an unsere Show<br />
beim „Metalfest“. Uns gab es damals noch<br />
© Alex Schrattenthaler
24<br />
GHOST<br />
Doch erstens kommt es anders<br />
und zweitens als man denkt. Leider<br />
blieben alle für den Abend<br />
erforderlichen Utensilien in<br />
Paris hängen. An ein Konzert<br />
war also nicht zu denken, doch<br />
GHOST-Mastermind Tobias<br />
Forge wollte seine Fans nicht<br />
enttäuschen und stellte sich unmaskiert<br />
(!) auf die Bühne, beantwortete<br />
sämtliche Fragen des<br />
Moderators und der Fans, welche<br />
zum krönenden Abschluss noch<br />
mit in seine Garderobe durften,<br />
wo er alles ausgiebig signierte.<br />
Fan-Service Deluxe.<br />
Hier einige Ausschnitte aus<br />
der Frage-und-Antwort-<br />
Session:<br />
Es war ein langer Weg von den ersten Clubshows bis<br />
zu den immer größer werdenden Locations und bis<br />
heute zu „Prequelle“. Wie fühlst du dich?<br />
Sehr, sehr müde. Es war eine sehr hektische Woche,<br />
überhaupt ein sehr hektischer Frühling… Aber es<br />
ist ein gutes Problem, das ich habe. Ich bin sehr<br />
aufgeregt, es ist viel zu tun.<br />
Wenn du privat oder familiär Leute triffst, die GHOST<br />
nicht kennen, wie erklärst du ihnen die Band?<br />
Ich sage normalerweise: „Theatralischer Rock.“<br />
Theatralischer Rock?<br />
Ja.<br />
Strom-Geist<br />
Ein müder Maler ohne Equipment<br />
Reden wir über das Theatralische. Die<br />
Masken. Du bist großer Metal-Fan,<br />
einige deiner Lieblingsbands tragen<br />
Masken. War das von dir von Anfang<br />
an so geplant?<br />
Als wir 2008 zum ersten Mal Songs<br />
aufnahmen, es war an einem Wochenende, war<br />
uns klar, dass dies keine normale Band sein würde.<br />
Wir hörten die Aufnahmen an und wussten,<br />
dass diese Art von Musik eine eigene Präsentation<br />
brauchen würde. Da wurden die ersten Pläne<br />
geschmiedet. Es hat schon eine gewisse Ironie…<br />
„Du hast am Anfang ein<br />
Schiff und am Schluss ein<br />
gesunkenes Schiff“<br />
Urlaubsplanung im<br />
Hause Forge?<br />
Anlässlich der Veröffentlichung des neuen<br />
GHOST-Albums „Prequelle“ (Spinefarm Rec.) lud<br />
die Band ausgewählte Medienvertreter und Fans<br />
nach Berlin, um einige neue Songs akustisch<br />
vorzustellen und anschließend Autogramme zu<br />
geben. Natürlich sparte auch Stark!Strom keine<br />
Kosten und Mühen (wir schon, aber du nicht,<br />
Anm. Andi), um euch davon zu berichten.<br />
Meine ersten Platten waren von Bands wie KISS,<br />
MÖTLEY CRÜE, TWISTED SISTER und ich habe<br />
mich teilweise wie sie angezogen und so getan,<br />
als wäre ich sie (lacht). Es hat sich also nicht<br />
viel geändert.<br />
Deine Musik ist sehr vielfältig, aber immer „leicht<br />
zu konsumieren“. Fühlst du dich angegriffen, wenn<br />
Leute behaupten, dass deine Musik lächerlich ist,<br />
Metal keine Freude bereiten soll?<br />
Wenn jemand „lächerlich“ sagt, ist das absolut in<br />
Ordnung für mich. Wenn jemand sagt, dass Metal<br />
keine Freude bereiten soll, ist das dumm. Es ist<br />
falsch. Aber darüber könnten wir stundenlang<br />
diskutieren. Viele Bands, die ich früher hörte,<br />
auch aus der Death-Metal-Szene, hatten teilweise<br />
viel Humor in ihren Texten und ihrer Musik.<br />
GHOST gibt es jetzt seit 10 Jahren.<br />
Hattest du immer einen genauen Plan,<br />
was passieren würde? Gibt es einen<br />
Masterplan?<br />
Hmm… Ich würde mich mit James<br />
Cameron, dem Regisseur von „Titanic“, vergleichen.<br />
Du hast am Anfang ein Schiff und am<br />
Schluss ein gesunkenes Schiff. Dazwischen kann<br />
viel passieren. Der Abend heute war so nicht<br />
geplant. Du musst mit den Gegebenheiten arbeiten.<br />
Die Fluglinie hat unser Equipment nicht<br />
© Mikael Eriksson
Strom-Geist<br />
hergebracht, das hat alles verändert, aber du<br />
musst damit arbeiten.<br />
© Mikael Eriksson<br />
Die ganze Zeit. Es ist, wie ein Bild zu malen. Alle<br />
kleinen Teile des Bildes müssen sich zu einem<br />
großen Ganzen zusammenfügen. Und wenn ein<br />
Teil nicht dazupasst, muss man bereit sein, diesen<br />
Teil zu übermalen.<br />
Brrrffggg dddkk hhhrhrkkkk<br />
WHAT??!!<br />
(Der Fragesteller hatte eine Papa-Eremitus-Maske<br />
auf und darauf vergessen, dass die Maske keine<br />
Öffnung für den Mund besitzt.)<br />
Was ist dein Lieblingsalbum von GHOST?<br />
Uff. Schwere Frage. Eigentlich würde ich jetzt<br />
„Prequelle“ sagen, aber ich habe nun über 300<br />
Interviews zu dem Album gegeben… Also würde<br />
ich fast „Meliora“ nennen.<br />
Tobias grinst, das Publikum jubelt.<br />
„Prequelle“ beginnt sehr aggressiv mit „Rats“ und<br />
„Faith“, dazwischen sind zwei instrumentale Stücke<br />
und zum Abschluss einige langsame Songs.<br />
Wie sehr kümmerst du dich um die „Running Order“<br />
eines Albums?<br />
www.ghost-official.com<br />
www.facebook.com/thebandghost<br />
Richard Metfan<br />
25
Strom-Legenden<br />
Die hohe Kunst des Rumpelns<br />
Vierzehn Jahre nach dem letzten Album „Ampeauty“<br />
erfreuen uns PUNGENT STENCH nun mit dem<br />
allerletzten, lange in der Schublade gelegenen<br />
„Smut Kingdom“ (Dissonance Prod.).<br />
Mike lud Gitarrist/Sänger Martin Schirenc<br />
(SCHIRENC PLAYS PUNGENT STENCH)<br />
zum unterhaltsamen Talk über<br />
neue Medien und alte Probleme.<br />
Martin, wie kam es dazu, dass Alex (Wank, Original-<br />
PS-Drummer) und du wieder miteinander redet, ohne<br />
Anwalt oder so dazwischen?<br />
Wir haben uns bandmäßig geeinigt, das war als<br />
Einziges notwendig. Es ging um den PUNGENT<br />
STENCH-Katalog, die „neue“ Platte und das Merchandise.<br />
Das ist nun geregelt, mehr gibt’s dazu<br />
nicht zu sagen.<br />
Wir wollten euch ja beide zusammen interviewen,<br />
aber Alex lehnt das strikt ab.<br />
Also, ich muss das auch nicht haben. Das ist nicht<br />
nötig, denke ich.<br />
Wie viele <strong>Magazin</strong>e haben denn<br />
angefragt für ein Interview mit<br />
euch beiden gemeinsam?<br />
Nur du (lacht)! Ich habe auch<br />
fast keine Interviews gegeben,<br />
was mir nicht unrecht ist. Ich<br />
brauch das nicht.<br />
„Smut Kingdom“ ist inzwischen<br />
elf Jahre alt. Eine lange Zeit in<br />
26<br />
unserer schnelllebigen Ära. Was ist an dem Album<br />
noch original, was hast du im Nachhinein bearbeitet,<br />
aufgehübscht?<br />
An sich ist alles original, es wurde halt jetzt<br />
erst fertig gemischt. Ein paar Gitarren habe ich<br />
noch re-amped. Ich wollte nichts neu einspielen,<br />
brauchte aber einen neuen Ansatz für das Album.<br />
Lars von ENTOMBED und Kam Lee von MASSACRE<br />
haben noch Guest-Vocals beigesteuert, aber sonst<br />
ist das Ganze, wie es damals war.<br />
Die Hörgewohnheiten ändern sich ja auch über<br />
die Jahre …<br />
Klar. Der Mix heute ist anders,<br />
als ich ihn damals gemacht<br />
hätte.<br />
Lauter wahrscheinlich, weil du<br />
heute weniger hörst?<br />
Haha, das kann sein. Das darf<br />
sich aber eh jeder auf seiner<br />
Stereoanlage einstellen, wie<br />
er’s braucht.
Strom-Legenden<br />
Es ist es jedenfalls wert, laut gehört zu werden, denn<br />
es ist echt „Original Stench“, was auch den typischen<br />
Schmäh in den Lyrics betrifft, der euch immer auszeichnete.<br />
Sind die Themen der Songs zeitlos, gelten<br />
die heute überhaupt noch?<br />
mal eine Neuauflage unserer Platten, aber eben<br />
leider ohne die beiden genannten. In England<br />
haben wir diese Probleme nicht.<br />
Über das Thema Zensur könntet ihr ohnedies vieles<br />
erzählen.<br />
Sehr seltsam war die Geschichte in Australien,<br />
wo das Cover zu „Been Caught Buttering“ 1993<br />
verboten wurde, als wir dort tourten. Das wurde<br />
zum Politikum, weil gerade Wahlen waren. Irgendwer<br />
braucht immer irgendeinen Sündenbock, da<br />
haben wir uns da ganz gut angeboten damals.<br />
Das Cover hat ja auch einen homo-erotischen<br />
Unterton und das dürfte dort in konservativen<br />
Kreisen ein rotes Tuch gewesen sein. Nur eine<br />
von vielen Geschichten zu dem leidigen Thema.<br />
FOTOS mit freundlicher Genehmigung von PUNGENT STENCH / MARTIN SCHIRENC<br />
Alex und ich haben uns das Texten immer aufgeteilt,<br />
ich schrieb stets über andere Dinge als er,<br />
so hat sich das immer gut vermischt. Natürlich<br />
sind die Themen teilweise zeitspezifisch und dadurch<br />
ein wenig veraltet, ich erwähne zum Beispiel<br />
iPods (lacht). Aber es sind auch gesellschaftskritische<br />
Lyrics drauf, und die sind aktueller denn je.<br />
Konsum-Geilheit, muslimischer Terror,…<br />
Dinge, die sich nicht ändern über die Jahre.<br />
Die ändern sich sehr wohl, die werden schlimmer!<br />
Wie man bei der Albumpräsentation sehen und hören<br />
konnte, „darfst“ du die neuen Songs mit SCHIRENC<br />
PLAYS PUNGENT STENCH live spielen…<br />
Klar. Jeder kann ja spielen, was er will. Es gibt ja<br />
auch andere Bands, die PUNGENT STENCH covern.<br />
Bei unseren internen Angelegenheiten ging es<br />
rein um die Verwendung des Bandnamens.<br />
Im Zuge der „Smut Kingdom“-Veröffentlichungen<br />
habt ihr gleich euren ganzen<br />
Back-Katalog dem britischen<br />
Label Dissonance<br />
Productions anvertraut.<br />
Ja, weil „For God Your<br />
Soul…“ und „Club Mondo<br />
Bizarre“ in Deutschland<br />
auf dem Index stehen.<br />
Es gab vor Jahren schon<br />
Dafür war damals diese Social-Media-Sache noch<br />
nicht existent. Hältst du dich heute vielleicht lieber<br />
mal zurück bei gewissen Themen, weil du einen<br />
Shitstorm oder Ähnliches befürchtest?<br />
Nein! Nur weil irgendwelche Leute irgendwas<br />
nicht vertragen? Die müssen sich eben eine dickere<br />
Haut wachsen lassen. Ich lasse mich sicher<br />
nicht zum Schweigen bringen von irgendwelchen<br />
empörten Moralaposteln. Ich und PUNGENT<br />
STENCH haben immer gesagt, was wir wollten<br />
und was wir dachten.<br />
Ihr vielleicht. Aber man merkt doch, dass gewisse<br />
Leute aufpassen, was sie wo wie sagen…<br />
Nein, man soll eben nicht aufpassen, man<br />
soll dagegen kämpfen! Das ist bedenklich, ein<br />
Schritt in totalitäre Strukturen. Natürlich sollte<br />
man generell überlegen, was man sagt, also<br />
denken, bevor man das Maul aufmacht. Aber<br />
wenn man eine Meinung<br />
hat, dann soll man die<br />
auch sagen können. Auch<br />
wenn sie unpopulär ist.<br />
Warum soll das der eine<br />
dürfen, der andere aber<br />
nicht? Wer ist da die Instanz,<br />
die das bestimmt?<br />
Nochmal zurück zum„neuen“<br />
Album, das auch als LP<br />
erscheint. Sammelst du selbst<br />
auch Vinyl?<br />
27
Strom-Legenden<br />
FOTOS mit freundlicher Genehmigung von PUNGENT STENCH / MARTIN SCHIRENC<br />
Sammler bin ich keiner,<br />
aber ich finde es gut,<br />
dass es Vinyl wieder<br />
gibt. Gar nicht mal<br />
vom Sound her, der<br />
ja doch eigen ist, den<br />
viele Leute auch gerne<br />
hören. Aber das Cover<br />
ist schön und groß, das<br />
macht was her. Also gut,<br />
dass es sie wieder gibt, ich<br />
habe meine Platten ja auch<br />
nicht mit dem Ziel gemacht, dass<br />
die dann 200 Euro kosten.<br />
Wir freuen uns jedenfalls, dass „Smut Kingdom“<br />
jetzt doch noch erschienen ist und es euch (netten<br />
Gruß an Alex an dieser Stelle!) zumindest<br />
in dieser Form wieder oder immer noch gibt.<br />
Ich habe übrigens im letzten Heft euren Sound<br />
als „Rumpelsound“ bezeichnet und hoffe, du<br />
verzeihst; für mich ist das nämlich ein Kompliment…<br />
Haha, hab ich eh so verstanden. Ich bin ja<br />
ein großer VENOM-Verehrer, die waren auch<br />
immer rumpelig ohne Ende. Punk mag ich<br />
auch sehr, für mich ist eher Attitüde wichtig<br />
als technisches Können. Ich meine, dass<br />
wir nie gut gespielt haben, ist ja bekannt…<br />
Das hab ich gar nicht gesagt. Rumpelsound heißt<br />
ja nicht, dass man nicht gut spielt. Man muss den<br />
Rumpelsound auch gut spielen können…<br />
Okay, haha, aber wenn man sehr gut spielt, dann<br />
rumpelt man nicht.<br />
Dann rumpelt man bewusst.<br />
Ja, vielleicht, aber dann ist das aufgesetzt und<br />
klingt auch nicht echt. Nein, das hatte schon<br />
damit zu tun, dass wir „Krabbler“ waren und<br />
einfach nicht gut spielen konnten.<br />
Ok, belassen wir’s dabei. Ich rumpel mir jetzt nochmal<br />
„Smut Kingdom“ ins Gehirn und freu mich einfach.<br />
www.facebook.com/pungentstench.official<br />
Mike<br />
„Ich lasse mich sicher nicht zum Schweigen bringen<br />
von irgendwelchen empörten Moralaposteln“<br />
Scheiß auf den Shitstorm!<br />
„Irgendwer braucht immer irgendeinen Sündenbock,<br />
da haben wir uns ganz gut angeboten“<br />
Das ewige Thema Zensur<br />
28
Strom-Bringer WIR BRINGEN<br />
DEN <strong>STROM</strong> – UND<br />
UND BRUTALE<br />
KLÄNGE<br />
TALES OF A NOVELIST<br />
Albträume<br />
„Somniphobia“. Schlafphobie, geboren aus der<br />
Angst vor Schlafparalyse – heftiger Stoff ist es,<br />
den uns der Wiener Metalcore-Sechser TALES<br />
OF A NOVELIST hier auftischt. Kein fluffiger<br />
Hipster-Stoff für die Freizeit-Umweltschützer<br />
und Teilzeit-Robbenretter, sondern ein düsteres,<br />
bedrückendes, schwer verstörendes Konzeptwerk,<br />
emotional und aggressiv gleichermaßen.<br />
Zugrunde liegen dem Album reale Erfahrungen<br />
eines der Bandmitglieder, das den Albtraum<br />
der Schlafparalyse am eigenen Leib erfahren<br />
musste.<br />
Brutale Gitarren, höllischer Groove, knackige<br />
Breakdowns, gelegentlich an Industrial kratzende<br />
Elemente und derbste Deathcore-Anwandlungen<br />
– so heftig wie musikalisch zu Werke<br />
gegangen wird, so schonungslos präsentiert<br />
man auch die Geschichte des Albums.<br />
Von abgrundtief bösen Growls über verzweifeltes<br />
Geschrei bis hin zu melodischem Cleangesang<br />
offenbaren TALES OF A NOVELIST von<br />
hoffnungsvollen bis geradezu fatalistischen<br />
Tönen eine beeindruckende, mit Geschick und<br />
Sorgfalt in Szene gesetzte Bandbreite.<br />
© Tales of a Novelist<br />
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Anthalerero
Strom-gitarre<br />
MARTIN SOBOTNIK<br />
„Schickt’s ma bitte den Steve Vai“<br />
© SabineH auswirth<br />
Musikhaus Hofrichter, Musik Bauer, Bauer Sound, ATEC, Guitars Only, Musik Produktiv, Planet Music,<br />
Szene Wien (GF seit 2014). Legendäre Stationen eines bewegten Lebens, das den 1967 in Favoriten<br />
geborenen Gitarristen am 28.09.2018 auf die Bühne der Wiener SiMM City bringt, wo er mit allen<br />
SängerInnen seiner bisherigen Bands eine große „Ode an die Freu(n)de“ anstimmen wird.<br />
Aber wie ging das eigentlich los damals mit der<br />
Gitarre, Martin?<br />
Meine Familie war sehr musikbegeistert, die Mutter<br />
wollte immer Sängerin werden, die Cousine<br />
tanzte in der Staatsoper, ich lernte schon als<br />
Kind Konzertgitarre. „Spiel uns mal was vor“,<br />
bat meine Firmpatin bei einer Familienfeier,<br />
da war immer alles etepetete – auch ich sprach<br />
nur nach der Schrift, Dialekt war verpönt – , alle<br />
Augen richteten sich auf mich und<br />
ich legte los mit einem großen<br />
aktuellen Hit: „Schau, do liegt a<br />
Leich’ im Rinnsoi…“ Man bat mich<br />
nie wieder, was vorzuspielen.<br />
Aber die Leidenschaft war geweckt,<br />
gestärkt durch die Platten im elterlichen Wohnzimmer.<br />
Neil Diamond, Elvis, Ricky King. Damals<br />
DER deutsche Rock’n’Roll-Star. Weißes Gwandl,<br />
hautenge Satinhosen, Fender Stratocaster! Da war<br />
es dann auch nicht mehr weit zu KISS. Verzerrte<br />
Gitarren, Masken, Feuer, Lärm, Ekstase, meine<br />
Freunde und ich haben es nicht gepackt, das war<br />
neu im Gemeindebau. Wir hörten „Alive II“, gingen<br />
„Steve Lukather saß von Wr. Neudorf<br />
bis zur Libro Halle unter einem<br />
Pappendeckel auf der Fußmatte<br />
meines Autos“<br />
Ist doch jedem von<br />
uns schon passiert…<br />
ins Kino („…The Phantom Of The Park“) und „als<br />
KISS“ auf den Maskenball im Arbeiter-Partei-Heim.<br />
Daraus entstand unsere erste „Band“. Meine<br />
Konzertgitarre hing längst am Nagel, jetzt musste<br />
eine „Elektrische“ her, obgleich die damals als<br />
unerschwinglich galt. Die Gibson etwa kostete<br />
28.000 Schilling, aber mein Cousin fand eine<br />
Jetson um 2.000 beim Hofrichter. Ich fuhr hin,<br />
schnallte mir das Objekt meiner Begierde um und<br />
war bereit für das Solo meines Lebens. Und dann<br />
passierte das, wovor ich später als<br />
Gitarrenverkäufer Heerscharen<br />
junger Kunden warnen durfte,<br />
nämlich: Nix. Null. Die rechte Hand<br />
wusste nicht so recht wohin, die<br />
linke noch weniger und beide zusammen<br />
gingen schon gar nicht.<br />
Aber aufgegeben wird in Favoriten maximal ein Brief.<br />
Ich nahm Unterricht bei Heinz Krischke, heute<br />
Chef des Sound Forums und guter Freund seit<br />
35 Jahren, und mein leider schon verstorbener<br />
Kumpane „Killer“ Kurt Roth nervte seine arme<br />
Mutter so lange, bis sie ihm einen Bass kaufte.<br />
30
Strom-gitarre<br />
Fotos: privat<br />
Wir „probten“ gemeinsam mit unserem Haberer<br />
Michi – an den Omo-Trommeln! – in meinem<br />
Kinderzimmer. Irgendwann folgte ein richtiger<br />
Proberaum mit einem richtigen Drummer,<br />
dessen großer Bonus ein eigenes<br />
Auto war. Der „Ederl“ verpasste<br />
mir im legendären For Music einen<br />
H/H-Transistor-Verstärker<br />
um mühselig ersparte 12.000<br />
Schilling, um das Geld wäre sich<br />
auch ein Marshall-Combo ausgegangen,<br />
aber okay, und an der<br />
Rhythmus-Gitarre begrüßten wir<br />
unseren Freund Thomas Stohl, der<br />
später Künstlername und Position<br />
wechselte und als STILETTO auch<br />
am 28.09. dabei sein wird. Die Band hieß STROKE<br />
und ihr Credo war „Hauptsache schwarz und ja<br />
nichts Buntes“, aus der Zeit rührt mein Spitzname<br />
Black Sobot.<br />
Weitere von dir (mit)gegründete<br />
Bands waren im Laufe der Dekaden<br />
CINEMA, OBELIX’ REVENGE,<br />
TWOFACE, NOISE POLICE und<br />
zuletzt DIAMOND JACKS. All<br />
ihre Sängerinnen und Sänger<br />
werden bei deinem „Back From<br />
The Future“ betitelten Konzert<br />
zu hören sein. Erklär uns das<br />
bitte mal genauer.<br />
Die Idee schleppe ich seit Jahren mit mir herum,<br />
als „Vorbild“ darf man vielleicht ERIC CLAPTON<br />
mit seinem „Crossroads Festival“ nennen. Der<br />
stellt sich da nicht selbst in den Mittelpunkt,<br />
sondern lädt sich tolle Gäste ein und<br />
schaut, was passiert.<br />
Das vorletzte<br />
Wien-Konzert<br />
von RINGO STARR<br />
gefiel mir aus dem<br />
gleichen Grund. Da<br />
spielt ein Steve Lukather<br />
Songs von<br />
Rick Derringer und<br />
umgekehrt, man bereitet<br />
sich gemeinsam<br />
darauf vor und hat Spaß.<br />
Natürlich ist das eine komplett andere Liga, aber<br />
die Idee dahinter die gleiche.<br />
„Martin Sobotnik & Friends“ soll ein einmaliger<br />
Abend werden, an dem wir endlich alle auf der<br />
Bühne zusammenkommen. Keine Selbstdarstellung,<br />
keine Sessions. Darum lade ich auch „nur“<br />
die Sänger und keine Instrumentalisten<br />
ein, das würde ewig dauern.<br />
Und auch die Vokalisten nur<br />
von meinen eigenen Bands und<br />
nicht von bestehenden Formationen,<br />
bei denen ich einsteigen<br />
durfte, wie etwa BLIND PETITION.<br />
Die ROCK GENERATION bildet die<br />
„Backing Band“ am 28.09., im Mittelpunkt<br />
stehen aber die Frontleute,<br />
von denen jeder ein bis<br />
zwei Songs unserer damaligen<br />
Bands plus eine Coverversion, AC/DC, VAN HALEN<br />
usw., singt.<br />
Schöne Idee, die aber auch nach viel Aufwand klingt.<br />
Ja, der Wahnsinn kostet mir<br />
den ganzen Sommer (lacht).<br />
Aber das ist es wert. Ich will<br />
mir und den Leuten zeigen,<br />
dass das alles damals nicht<br />
umsonst war. So quasi: Was<br />
wurde aus uns, wie klingen<br />
wir heute? Und vor allem: Wie<br />
gut singen die bitte alle? Von<br />
den zwölf SängerInnen, die ich<br />
dabei habe, kennt vermutlich acht niemand. Die<br />
sollten sie aber kennen lernen!<br />
Also, liebe Leser, notiert euch den Termin, zu dem<br />
auch viele Wegbegleiter aus Martins Zeit im Musikfachhandel<br />
eingeladen werden, aus der<br />
unser sympathischer Interviewpartner<br />
am Ende natürlich auch noch hübsche<br />
Anekdoten parat hat:<br />
STEVE LUKATHER spielte mit TOTO<br />
in der Libro Halle und gab vorher<br />
in unserem „Musik Produktiv“ in<br />
Wr. Neudorf eine Autogrammstunde.<br />
Ich holte ihn ab mit meinem<br />
alten Porsche 911, Baujahr 1986,<br />
schön tiefergelegt. Steve meinte nur „nice<br />
ride“ und die Wies’n war g’maht. Nach der Autogrammstunde<br />
entdeckte er in unserer Schlagzeug-Abteilung<br />
eine lebensgroße Pappfigur<br />
31
Strom-gitarre<br />
des TOTO-Drummers Simon Phillips, die wollte<br />
er unbedingt haben und bekam sie natürlich.<br />
Aber nicht in den Porsche rein. Also Sitz<br />
umgelegt, Figur zwischen Rückbank und Windschutzscheibe<br />
eingeklemmt und Steve Lukather<br />
saß von Wr. Neudorf bis zur Libro Halle unter<br />
einem Pappendeckel auf der Fußmatte meines<br />
Porsches. Das Konzert war natürlich ein Traum<br />
und beim Schlagzeug-Solo kam von der Decke herab<br />
ein falscher Simon Phillips über dem echten…<br />
Die Fans lachten Tränen, der Trommler wusste<br />
nicht warum und da ging Steve auf die Bühne,<br />
tippte Simon auf die Schulter und<br />
zeigte nach oben.<br />
Von STEVE VAI indes hieß es immer,<br />
dass er keine Signierstunden gibt,<br />
Ibanez hat mir stets abgesagt. Dann kamen eines<br />
Tages zwei japanische Geschäftsleute in meinen<br />
Store, wir plauderten ganz nett übers Business<br />
und erst am Ende des Gesprächs, im Palatschinken-Paradies<br />
neben dem Musik Produktiv, zieht<br />
der eine seine Visitenkarte: Mr. Hoshino himself,<br />
von Hoshino Gakki, der Herstellerfirma von<br />
> 10.000 EINTRÄGE<br />
> TOP AKTUELL<br />
> AUF EINEN GRIFF<br />
JETZT BESTELLEN!<br />
„Hauptsache schwarz und<br />
ja nichts Buntes“<br />
Early Black Sobot<br />
u.a. Ibanez. „Können wir<br />
noch was für dich tun?“<br />
„Jo bitte, schickt’s ma<br />
den Steve Vai, haha.“<br />
Ein halbes Jahr später kam die E-Mail und kurz<br />
drauf der Gitarrist persönlich. Dem ja ein gewisser<br />
Ruf vorauseilte, esoterischer Exzentriker, übernatürliches<br />
Wesen… Aber er kam rein, hallo, „How’s<br />
Fender doing?“, wie läuft die neue Stratocaster?<br />
Also nix esoterisch, einfach ein durchaus sympathischer<br />
Businessman, der mich ein bisserl<br />
über die Konkurrenz ausfragte.<br />
Stichwort „vorauseilender Ruf “…<br />
YNGWIE MALMSTEEN spielte live im<br />
Rockhaus und stand für eintausend<br />
Dollar für einen Workshop zur Verfügung. Der angefragte<br />
Mitbewerber Willi Bauer meinte nur „Dem<br />
*** zahl i sicher nix“, aber ich ergriff mit meinem<br />
Geschäftspartner Helmut Sicheritz die Chance.<br />
Der Workshop fand am Nachmittag oben im Cafe<br />
statt, ich stellte mich dem Künstler – ein Hüne! – in<br />
der Garderobe vor, etwas nervös, aber respektvoll,<br />
freundlich, ganz normal halt. Und genauso kam<br />
es von ihm zurück. Okay, nachdem er die goldene<br />
Rolex seiner Frau gegeben hatte, damit sie ihm<br />
oben keiner fladert. „Da warten 60 Fans, die für den<br />
Workshop extra bezahlen“, bat ich, „also sei bitte nett<br />
zu ihnen.“ Und das war er. Über zwei Stunden hat<br />
er ihnen alles gezeigt, Fragen beantwortet, signiert,<br />
bis jeder Einzelne glücklich war.<br />
Foto: privat<br />
Dem nicht genug durfte ich mit meiner Band<br />
TWOFACE Support spielen, was natürlich auch<br />
nicht ganz ohne war. Nach dem Workshop hatten<br />
wir Soundcheck, Yngwie stand dabei lässig hinten<br />
beim Petzi an der Bar und als wir fertig waren, hat<br />
er durch den ganzen Saal applaudiert. So nah kam<br />
ich in meinem Leben dem Feeling eines Gitarrenhelden<br />
nie wieder…<br />
MARTIN SOBOTNIK & FRIENDS<br />
28.09. – Wien, SiMM City<br />
Voices: Andy Abraham, Peter Wernbacher, Robert<br />
Müller, Toni Scherrenberg, Claudia Jusits, Paul<br />
Venturini, Stiletto, Peter Kiss, Roman „Sittich“<br />
Mozelt, Alexandra Hellmann<br />
Band: Juliane Wetzer, Thomas Wildner, Nico<br />
Bernhardt<br />
office@musikatlas.at<br />
Infos & Tickets:<br />
www.simmcity.at, www.facebook.com/martin.sobotnik
Strom-legenden<br />
Helmut Puschacher<br />
NICK SIMPER & NASTY HABITS<br />
Exklusiv!<br />
powered by<br />
Attila Scholtz<br />
Nick Simper<br />
Chris Heissenberger<br />
An’ Nasty!<br />
Es ist eine bewährte Konstellation: DEEP PURPLE-Gründungsmitglied<br />
Nick Simper gemeinsam mit den 1989 in Wien gegründeten<br />
NASTY HABITS live im ehrwürdigen Reigen. Da kann nichts schiefgehen<br />
– und das tut es auch nicht, wie das soeben erschienene Zeitdokument<br />
„Live An’ Nasty!“ eindrucksvoll beweist. Neue Songs, DP-<br />
Klassiker und der LP-Einstand von Sänger Attila Scholtz, der schon<br />
mit JON LORD und IAN PAICE gearbeitet hat. Eine in jedem Sinne<br />
exklusive Angelegenheit, erhältlich nur im streng limitierten lila<br />
(purple…) und schwarzen 180-g-Vinyl mit Klappcover!<br />
www.nastyhabits.eu<br />
Chris King<br />
DORO<br />
Alle(s) für den Metal!<br />
Es ist und bleibt bewundernswert, mit welcher Hingabe die<br />
ewig junge Königin des deutschen Metal alles für ihre Fans gibt.<br />
Sei es live (21.11. SiMM City, Karten sichern!) oder auf ihrem 20. (!)<br />
Studiowerk „Forever Warriors, Forever United“ (Nuclear Blast), das<br />
als Doppelalbum mit 25 (!!) brandneuen Songs am 17.08. erscheint.<br />
Vom Speed-Brecher über Mitgröl-Hymnen bis zu den obligaten<br />
Balladen ist alles dabei, auch viele Gäste von Johan Hegg bis Doug<br />
Aldrich; bei „All For Metal“ geben Mille, Chuck Billy und Warrel<br />
Dane (R.I.P.) die Chorknaben. Imposant!<br />
www.doromusic.de<br />
Walter<br />
LUCIFER<br />
Gut aufgestellt<br />
NICK SIMPER & NASTY HABITS<br />
SIDE A<br />
JOKE<br />
EMMARETTA<br />
PLEASE DON`T GO<br />
HELP<br />
SIDE B<br />
COLD<br />
WHY DIDN’T ROSEMARY<br />
LALENA<br />
HUSH<br />
Nick Simper - Bass, Vocals<br />
A tila Scholtz - Lead Vocals<br />
Chris Heissenberger - Guitar, Vocals<br />
Helmut Puschacher - Keyboards<br />
Peter Brkusic - Drums<br />
Photos: Meli ta Gunsam, Pamela Jafaar, Wolfgang Gonaus und Harald Bruckner<br />
<br />
mixed and mastered by Reini Peiler at HUB Studio, Vienna.<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
/500<br />
& <br />
<br />
NICK SIMPER & NASTY HABITS LIVE an‘ Nasty<br />
NICK SIMPER & NASTY HABITS<br />
An’ Nasty!<br />
Das von der fruchtenden Zusammenarbeit von Johanna Sadonis<br />
(THE OATH) und Gary Jennings geprägte Debüt sorgte für großen<br />
Jubel, der frühere CATHEDRAL-Gitarrist verließ das Unternehmen<br />
dennoch bald wieder. Für ihn kam Nicke Andersson (ENTOMBED,<br />
THE HELLACOPTERS), dessen Groove-betontes Schlagzeugspiel die<br />
neue, originell „II“ (Century Media) betitelte LUCIFER-Scheibe vom<br />
Opener „California Son“ weg entscheidend vorantreibt. Auch „Eyes<br />
In The Sky“ und „Before The Sun“ sind musikgewordene Freude<br />
im Classic-Rock-Mantel, doch auch die „finstere Seite“ der Truppe<br />
kommt u.a. im BLACK SABBATH-Gedächtnis-Track „Reaper On Your<br />
Heels“ sowie im Doom-Groover „Dancing With Mr. D“ ans, ähem,<br />
Tageslicht. Somit sind LUCIFER aktuell nicht nur verdammt gut<br />
aufgestellt, sondern auch facettenreicher denn je.<br />
www.facebook.com/luciferofficial<br />
Walter<br />
33
Strom-kreis<br />
ABSTRACTYSS –<br />
Beyond Nuclear Dreams (Eigenprod.)<br />
Fett ist es geworden, das Debüt des Bajuwaren-Trios.<br />
Der doch recht progressiv angehauchte<br />
Death Metal mit ein wenig Black-Querverweisen<br />
liegt ja eh im Trend, somit werden auch diese<br />
neun Bretter (zwei Tracks sind nur instrumentale Überleitungen) schnell<br />
Freunde finden. Der Gitarrensound ist breitwandig, nur die Drums sind<br />
halt programmiert, was man – wie so oft – leider schon beim ersten Beat<br />
hört. Shouter André scheint des Öfteren mit dem Grindcore zu liebäugeln<br />
und bree-bree-breet manchmal in herzallerliebster Gurgelmanier. Und<br />
beim überraschend melodiösen „Kara Buran“ singt er sogar ansatzweise!<br />
Schade, dass man trotz nettem Booklet und keinem Totalausfall hier<br />
eher noch den Eindruck eines „Projektes“ erweckt. Die musikalische<br />
Ausrichtung stimmt nämlich schon mal, und das Ganze fährt einem<br />
auch voll in die Fresse. Vielleicht findet sich ja doch noch ein geeigneter<br />
Trommler…<br />
Mike<br />
www.facebook.com/abstractyss<br />
ADISDEAD – Buy One, Get One (Eigenprod.)<br />
Mit dieser EP veröffentlichte das Welser Trio<br />
ein vielseitiges und gelungenes, wenngleich<br />
noch nicht ganz perfektes Erstlingswerk. Die<br />
sechs Songs bewegen sich irgendwo zwischen<br />
Blues- und Hard Rock, zwischen BLACK STONE<br />
CHERRY und DANKO JONES. Die perfekten Beispiele dafür liefern<br />
die Tracks „Living A Lie“, „Back On The Track“ sowie das durchaus<br />
radiotaugliche „Fired By A Gun“. Die Hooks verführen zum Kopfnicken,<br />
das sich spätestens während des Refrains zu einem wilden Schütteln<br />
des Hauptes verwandelt. Neben den ausgefeilten Gitarren-, Bass- und<br />
Schlagzeugarrangements begeistert der facettenreiche und kraftvolle<br />
Gesang von Frontmann Helmut Budaker (G+V). Den einzigen<br />
Wermutstropfen stellt die obligatorische Ballade „Incredible“ dar,<br />
was vor allem am Text liegt: Ohne die Nummer vorher gekannt zu<br />
haben, klangen die Zeilen bereits beim ersten Durchlauf irgendwie<br />
bekannt…<br />
Flo<br />
www.adisdead.jimdo.com<br />
COUNTERWEIGHT – Life Thread<br />
(Bleeding Nose Rec.)<br />
Die Klagenfurter Jungs geben mit ihrer neuen<br />
EP heftigst was auf die Ohren! Ein perfekter<br />
Mittelweg aus Deathcore, siehe bzw. höre die<br />
Vocals und Instrumente in den Strophen, und<br />
Metalcore, letzterer untermauert durch exzellentes Riffing und den<br />
Gesang in den Refrains. Mitunter wird das Ganze aber auch bunt<br />
durchgemischt, letztendlich kommt für alle Fans, die sich im Core<br />
zu Hause fühlen, etwas Schönes raus. Daumen rauf, wir freuen uns<br />
auf mehr!<br />
Mozgi<br />
www.counterweight.at<br />
FEAR OF DOMINATION – Metanoia<br />
(Out Of Line)<br />
Das nenn’ ich mal Finnish Feinstes, denn hier<br />
staubt es gewaltig!<br />
Dabei ist das zweite Album der finnischen Band<br />
eines, das definitiv mehrmaliges Abspielen<br />
erfordert, nicht wegen audiophiler Spitzfindigkeiten (die es gibt),<br />
sondern weil es ein wirklich mitreißendes Stück Metal ist. Trotz massiv<br />
moderner Produktion wirkt „Metanoia“ angenehm handgefertigt, was<br />
auch für die Band spricht, da sie sich nicht auf eine digitale Denaturierung<br />
ihres Sounds eingelassen hat. Das wäre auch ewig schade,<br />
denn F.O.D. sind nicht nur ausgezeichnete MusikerInnen, auch was<br />
das Songwriting betrifft, ist mehr als nur ein joviales Schulterklopfen<br />
angebracht. Das beweist der von der ersten Nummer „Dance With The<br />
Devil“ an automatisch einsetzende Headbang-Reflex. Ausnahmesängerin<br />
Sara bringt naturgemäß das nötige Maß an Aufmerksamkeit,<br />
obwohl die Truppe das Label „Female Fronted“ (manchmal eine<br />
Mischung aus Minderheitenschutz und Warnhinweis) jetzt mal gar<br />
nicht so braucht. Hier ist einfach eine gute junge Band am Start, die<br />
mit dazu beitragen wird, dass das Genre insgesamt nicht in seinen<br />
Manierismen steckenbleibt.<br />
Als Deluxe-Ausgabe gibt es den Erstling „Atlas“ noch dazu, quasi die<br />
Stereo-Faustwatschn, das sitzt!<br />
Claudia<br />
www.fod.fi<br />
HAKEN – L-1ve (Inside Out Music)<br />
Nach vier Studioalben legen die britischen<br />
Proggies ihr erstes Live-Dokument vor,<br />
mitgeschnitten im April 2017 im legendären<br />
Amsterdamer „Melkweg“. Da man auf dieser<br />
Tour auch das zehnjährige Jubiläum feierte,<br />
ließen sich Band und Label nicht lumpen und kredenzen der Fanschar<br />
nun ein üppiges Paket: „L-1ve“ beinhaltet besagten Gig auf zwei<br />
CDs und einer DVD und kommt als Digipak mit einer Bonus-DVD<br />
mit älterem Live-Material und diversen Videos. Klangtechnisch<br />
konnte sowohl die überaus euphorische Stimmung als auch die<br />
Darbietung der Band (sensationell: Sänger Ross Jennings!) sehr<br />
gut eingefangen werden.<br />
Dass man für die Setlist mehrere Songs („1985“, „Red Giant“) des<br />
seinerzeit aktuellen Drehers „Affinity“ berücksichtigte, ist ebenso<br />
logisch wie nachvollziehbar. Überraschend kommt dagegen das<br />
„Aquamedley“ am Ende der ersten CD: eine Zusammenstellung<br />
diverser Tracks des 2010er-Debüts „Aquarius“, die in gut 25 Minuten<br />
en bloc vorgetragen werden. Nette Geschichte, die zusammen mit<br />
den ebenso berücksichtigten Auszügen vom 2013er-Album „The<br />
Mountain“ (unendlich cool: „Atlas Stone“) und dem zum Abschluss<br />
präsentierten Titeltrack des 2011er-Opus „Visions“ eine gut<br />
ausgewogene Mischung ergibt und den Erfolgslauf von HAKEN<br />
eindrucksvoll dokumentiert.<br />
Walter<br />
www.hakenmusic.com<br />
34
Strom-kreis<br />
IMMORTAL – Northern Chaos Gods<br />
(Nuclear Blast)<br />
The gates to Blashyrk are open, die norwegischen<br />
Kult-Black-Metaller bringen uns ein neues Album<br />
samt Unheil verkündendem Titel.<br />
Gitarrist Demonaz braucht sich gesangstechnisch<br />
keine Sekunde hinter seinem Vorgänger Abbath zu verstecken, denn auch<br />
er knurrt sich aufs Grimmigste durch die acht Tracks, welche blizzardartig<br />
und klirrend kalt das heimische Wohnzimmer in kürzester Zeit in eine<br />
vereiste finstere Winterwelt voller Dämonen verwandeln. IMMORTAL<br />
haben während ihrer langen Schaffenszeit das Tempo kontinuierlich<br />
ein wenig gedrosselt, was aber nicht stört, denn dadurch kann man sich<br />
getrost auf die herrlich sägenden Gitarren sowie den wohl einzigartigen<br />
Gesang konzentrieren. Für die Produktion wurde Mastermind Peter<br />
Tägtgren verpflichtet und wie gewohnt hat er eine technisch brillante<br />
Arbeit abgeliefert (und auch gleich den Session-Basser gemimt).<br />
„Northern Chaos Gods“ bietet absolut zeitlosen Black Metal, der das<br />
Genre nicht neu definiert, aber genug Potential besitzt, um IMMORTALs<br />
Platz in der schwarzmetallischen Elite zu untermauern. Anita<br />
www.immortalofficial.com<br />
JOHANNES MARIA KNOLL – Transcended<br />
(House of Riddim)<br />
Nachdem sich JMK mit seinem unverwechselbaren<br />
Gitarrensound bei unzähligen internationalen<br />
Zusammenarbeiten (GENTLEMAN,<br />
SAMY DELUXE, AFROB u.v.a.) als Studio- und<br />
Live-Musiker einen Namen gemacht hat, nahm sich der Ausnahmegitarrist<br />
aus St. Pölten für sein erstes instrumentales Soloalbum richtig<br />
schweren Stoff vor.<br />
Durch das Leben und diverse Schicksalsschläge fand Knoll zu Gott<br />
und wurde zu einem gläubigen Menschen, der Glaube und Kirche<br />
klar voneinander trennt und nun den „Versuch eines persönlichen<br />
Soundtracks zur Bibel“ abliefert. Wer sich auf dieses Werk einlässt,<br />
bekommt die Kraft der heiligen Schrift auf eine eindrucksvolle neue<br />
Art und Weise zu spüren. Von der Genesis über die Bergpredigt bis<br />
hin zur Kreuzigung und Auferstehung wandelt man dabei auf JMKs<br />
rockigen Pfaden. Zur Dreifaltigkeit gesellte sich niemand Geringerer<br />
dazu als DEPECHE MODE-Drummer Christian Eigner und HOUSE OF<br />
RIDDIM-Bassist Gerald Schaffhauser.<br />
Und Gott sah, dass es rockte!<br />
Chris King<br />
www.jmknoll.at<br />
beitrug, ist mir nicht bekannt. Es wäre aber nicht verwunderlich, wenn<br />
im „Wulka-Delta“ neben in hoher Anzahl vorhandenen Insekten-(Ab-)<br />
Arten auch derlei naturgegebene Absonderlichkeiten zu entdecken wären.<br />
Stilistisch orientiert man sich de facto an „Delta-Sounds“, wobei die<br />
Burgenländer speziell die New-Orleans-Szene zu schätzen scheinen.<br />
Die Tracks sind zwar vom mächtigen Aggressivitätslevel und der Verschrobenheit<br />
früher EYEHATEGOD geprägt, doch die aus ehemaligen<br />
FISCHHALLE- und PAIN INC.-Mitgliedern formierte Band betätigt nicht<br />
nur die – hier mehr als sprichwörtlich gemeinte – musikalische „Brechstange“,<br />
sondern weiß durch atmosphärische Zwischenspiele ebenso<br />
für Abwechslung zu sorgen wie durch brutale Thrash/Groove-Einschübe<br />
im Stile von EXHORDER.<br />
Freunde brachialer Sludge/Groove-Kunst werden mit diesem coolen,<br />
dreckig-schlammigen Teil auf ihre Kosten kommen. Walter<br />
www.facebook.com/kielkropf<br />
KLAUBAUF – Toifl an Tirolalond<br />
(Studio Hundert Rec.)<br />
Aus dem Zillertal stammt dieses Trio mit dem<br />
für Nicht-Tiroler eher eigenwillig anmutenden<br />
Namen. Gewöhnungsbedürftig wirkt auch der<br />
Albumtitel, für den eingeschworenen Austro-<br />
Rock-Fan ist jedoch sofort nachvollziehbar, dass es sich beim Titeltrack<br />
um eine ins Tirolerische übersetzte Version der alten SCHUBERT-Hymne<br />
KIELKROPF – Ignorance Is Bliss<br />
(EP, Sludgelord Rec.)<br />
Der ungewöhnliche Bandname ist offenbar<br />
der Sagenwelt entnommen, wo er hässliche,<br />
kindliche Wesen mit riesigen Köpfen beschreibt<br />
(die später mal Kanzler werden? Andi). Ein<br />
diesem Begriff gerecht werdendes, verdammt derbes Teil legt das<br />
Quartett nun als EP vor. Ob seine Herkunft etwas zur Namenswahl
Strom-kreis<br />
36<br />
„Devil In Fairyland“ handelt. Und weil man im „Heiligen Land“ noch<br />
viel auf Zusammenhalt und Kollegialität hält, hat Klaus Schubert dem<br />
Trio nicht nur diese Adaption „erlaubt“, sondern dabei höchstselbst in<br />
die Saiten gegriffen.<br />
Doch auch unabhängig von dieser „Beziehung-Kiste“ sorgt die Band<br />
mit lässig intoniertem und kompetent vorgetragenem Hard und Heavy<br />
Rock für Begeisterung, der nicht nur in Form von fetten Brechern<br />
(„Ruachn-Fest“) und Groove-betonten Riff-Kanonaden („I bin i“)<br />
ansprechend daherkommt, sondern auch mit ruhigeren Nummern zu<br />
überzeugten weiß. Nicht zuletzt, weil sowohl „Schutzengl“ als auch<br />
„Wia sond“ ohne Kitsch und Pathos gut in den klaren, staubtrocken<br />
produzierten Vortrag integriert werden konnten. Bärig! Walter<br />
www.facebook.com/klaubaufrockt<br />
KRANKHEIT – Zerberus (Eigenprod.)<br />
Da steht er also, der dreiköpfige, über alle Maßen<br />
furchterregende Zerberus und bewacht<br />
den Eingang zur Unterwelt, aus der niemand<br />
wiederkehrt.<br />
Als Gastgeschenk für die Eintretenden kann ich<br />
mir das neue, dritte (!) Werk dieser österreichischen Dark-Metaller gut<br />
vorstellen. Auf keinem der neun Tracks gibt es auch nur einen kleinen<br />
Funken Hoffnung, was die Kernthemen Liebe, Menschlichkeit und Tod<br />
betrifft, bei letztgenanntem sowieso nicht. Das mag zwar schon vorgekommen<br />
sein, speziell an KRANKHEIT jedoch ist, dass sie nicht nur sehr<br />
gediegenen Metal spielen, sondern immer wieder gerne in der Klassik<br />
wildern. So muss auf „Zerberus“ neben Beethoven auch Mozart dran<br />
glauben. Speziell in „Terrorarie“, hier lässt die Band die „Arie der Königin<br />
der Nacht“, vorgetragen von Sänger Chris’ bösartigstem, heiseren Knurren,<br />
auf eine herrlich abseitige Weise einfach nur verwüstet zurück. Das mag<br />
zwar dem einen oder anderen Die-Hard-Mozart-Fan die Tränen in die<br />
Augen treiben, aber KRANKHEIT ist ja mal grundsätzlich nichts Lustiges.<br />
Trotzdem kann ob der Spielfreude und Originalität davon ausgegangen<br />
werden, dass das Trio an seinem Tun einen geradezu höllischen Spaß hat.<br />
Mein Tipp: Lassen Sie sich anstecken!<br />
Claudia<br />
www.krankheit-band.com<br />
MADBALL – For The Cause (Nuclear Blast)<br />
Einst als AGNOSTIC FRONT-Nebenprojekt gestartet,<br />
mittlerweile selbst Götter des NYHC: Auf<br />
ihrem neunten Longplayer zeigen MADBALL<br />
eindrucksvoll, wie Old-School-Hardcore klingen<br />
muss. Gangshouts, Sing-Alongs und Moshparts<br />
wechseln sich permanent ab, ohne dass auch nur eine Sekunde der knapp<br />
35 Minuten langweilig wird.<br />
Der Einstieg gibt die Stimmung vor: „Smile Now Pay Later“. Tatsächlich<br />
kommt der Fan nicht mehr aus dem Grinsen raus. Schon Song zwei,<br />
„Rev Up“, gibt nach einem kurzen Spoken-Word-Intro von Sick Jacken<br />
(PSYCHO REALM) Vollgas. Zur Auflockerung wird mit rockigem Grundton<br />
und genialem Refrain wie in „Freight Train“ oder mit thrashigen<br />
Einflüssen in „Tempest“ gearbeitet, „Old Fashioned“ entpuppt sich als<br />
Hardcore-Hymne. MADBALL halten konstant das Tempo, um in der<br />
Albummitte mit ICE-T ein Thrash-Feuerwerk zu zünden, eine Minute<br />
fünfzig pure musikalisch vertonte Freude namens „Evil Ways“. In „Es Tu<br />
Vida“ beweist Freddy Cricien, wie hart und temperamentvoll Spanisch<br />
klingen kann. Danach wird, „For You“, das Hardcore-Bruderschaftsgefühl<br />
besungen, passenderweise mit reduziertem Tempo, bevor die letzten<br />
zwei Songs wieder an Speed zulegen.<br />
Die Produktion von Tim Armstrong (großartig!) und das Mastering von<br />
Tue Madsen tun ihr Übriges, um „For The Cause“ zum Hörgenuss und<br />
Genre-Fan-Pflichtkauf zu machen.<br />
Mansn<br />
www.madballhc.com<br />
OMNIUM GATHERUM – The Burning Cold<br />
(Century Media)<br />
in einer melodic-death-szene, in der (ehemalige)<br />
größen aktuell am schwächeln sind (DARK<br />
TRANQUILLITY), versuchen, noch irgendwie die<br />
kurve zu kriegen (CHILDREN OF STROHRUM),<br />
oder diese überhaupt verlassen haben (IN FLAMES), stellen die auch<br />
nicht mehr ganz taufrischen OMNIUM GATHERUM eine verlässliche<br />
und immer relevanter werdende größe dar, da sie diesen stil nach wie<br />
vor mit glaubwürdiger leidenschaft zelebrieren. darüber hinaus punkten<br />
die finnen mit stimmigen songaufbauten und großen, wunderbar<br />
pathetischen, teils doomig angehauchten melodiebögen, die selbst<br />
so manchem epic-metal-act hervorragend zu gesicht stehen würden.<br />
an die herausragenden karrierehighlights „New World Shadows“<br />
(2011) und „Beyond“ (2013) reicht „The Burning Cold“ aber nicht ganz<br />
heran. insofern bin ich nicht glücklich mit der situation, dass gitarrist<br />
Markus Vanhala seit einigen jahren gleichzeitig auch bei den seit jeher<br />
seichteren, dafür öffentlichkeitswirksameren kollegen von INSOMNIUM<br />
fiedelt, weil dadurch möglicherweise ein teil der zeitlichen und kreativen<br />
ressourcen von OMNIUM GATHERUM abgezogen wurde. trotzdem ist<br />
auch „The Burning Cold“ ein bei weitem überdurchschnittlicher todesmelodienrundling,<br />
den sich der geneigte fan taub ins regal stellen darf.<br />
anspieltipp: das energiegeladene „Gods Go First“ mit seinem simplen,<br />
aber ungemein effektiven keyboard-leitmotiv.<br />
wahnfred<br />
www.omniumgatherum.org/band<br />
PURPLE ROADHOUSE – Restless<br />
(EP, Eigenprod.)<br />
Seit 2016 frönen diese Waldviertler gemeinsam<br />
ihrer Passion für Heavy, Psychedelic und Stoner<br />
Rock. Davon ist, no na, auch ihre erste EP geprägt,<br />
die vor allem durch die räudig klingende Gitarre<br />
gehörig Siebziger-Garagen-Rock-Flair versprüht.<br />
Ob es an den rauen klimatischen Bedingungen liegt, dass Sänger Mario<br />
über ein ebenso „naturbelassenes“ wie derbes Gesangsorgan verfügt,<br />
ist zwar nicht überliefert, zu den vier eher simpel, aber sehr effizient<br />
gehaltenen Tracks passt es aber ganz gut. Noch klingt die Chose nicht<br />
durchgehend „flüssig“, das Talent des wohl zu gleichen Maßen von<br />
BLACK SABBATH und THE STOOGES inspirierten Vierers ist aber dennoch
Strom-kreis<br />
zu erkennen, der Groove passt in jedem Fall schon mal, was auch die<br />
„Restless“ beendende Live-Fassung von „Trip To Nowhere“ verdeutlicht.<br />
Wir freuen uns auf die nächsten Gigs und das erste Langeisen! Walter<br />
www.purpleroadhouse.com<br />
SHYLMAGOGHNAR – Transience (Napalm)<br />
Das im Jahr 2014 veröffentlichte Debütalbum<br />
„Emergence“ hat in Szenekreisen allerhand<br />
Staub aufgewirbelt und für Begeisterungsstürme<br />
gesorgt.<br />
Umso gespannter durfte man sein, ob das Nachfolgewerk<br />
die hohe Latte, welche sich die Niederländer selbst setzten,<br />
übertreffen kann. Nach einigen Durchläufen darf ich diese Frage mit<br />
einem klaren Ja beantworten. SHYLMAGOGHNAR (Gesundheit! Andi)<br />
haben ein weiteres episches Meisterwerk geschaffen, welches den<br />
Hörer (natürlich auch die Hörerin!) vom ersten Moment an in seinen<br />
Bann zieht. „Transience“ überzeugt durch wunderschöne Melodien,<br />
herrliche Songlinien und absolut beeindruckende Vocals, die zwar primär<br />
Black-Metal-lastig ausfallen, das eine oder andere Mal aber auch einen<br />
leichten Death-Einschlag aufweisen.<br />
Das Duo entführt uns einmal mehr in düster-depressive Klangwelten, in<br />
denen jedoch eine gehörige Aggression zu verspüren ist; als musikalische<br />
Referenzen könnte man alte DIMMU BORGIR und mit einigen Abstrichen<br />
durchaus DISSECTION heranziehen. Diese Mischung macht das Album<br />
außerordentlich eingängig und schafft eine gekonnte Balance zwischen<br />
Melancholie und Härte, die sich eine stark!strömliche Bewertung mit der<br />
berühmten römischen Eins verdient.<br />
Anita<br />
www.shylmagoghnar.com<br />
SIEGE OF POWER – Warning Blast<br />
(Metal Blade)<br />
Mein lieber Herr Gesangsverein, dieses Album<br />
fährt wie das berüchtigte warme Fru Fru (wer<br />
des ostösterreichischen Umgangsjargons<br />
nicht mächtig ist, dem sei an dieser Stelle<br />
gesagt, dass „Warning Blast“ (VÖ: 07.09.) schlicht und ergreifend ein<br />
mörderisches Death-Metal-Monster ist, das vom ersten bis zum letzten<br />
Song einfach nur saugeil klingt)!<br />
Die Allstar-Truppe Chris Reifert (AUTOPSY), Paul Baayens (ASPHYX),<br />
Theo van Eekelen (Ex-HAIL OF BULLETS) und Bob Bagchus (SOUL-<br />
BURN) geht hier keine Kompromisse ein. Die Stücke wurden innerhalb<br />
weniger Stunden eingespielt und das hört man ihnen auch an. Es geht<br />
herrlich geradlinig und ungeschönt zur Sache, die Tracks sind relativ<br />
schlicht und unkompliziert und genau das macht den Charme dieser<br />
Veröffentlichung aus.<br />
„Warning Blast“ besticht zudem durch eine ausgewogene Tempogestaltung,<br />
S.O.P. sind sowohl weltmeisterliche Knüppelorgiasten als<br />
auch absolute Könner, wenn es darum geht, Midtempo-Parts treffsicher<br />
umzusetzen. Die Riffs lassen keine andere Wahl, als unentwegt headzubangen,<br />
und sorgen nach Verklingen des letzten Tones für einen mehr als<br />
gepeinigten Nacken. Über all dem dröhnt das unverwechselbare Organ<br />
von Chris Reifert, es gibt unterm Strich wohl nur wenige Vokalisten,<br />
die sich mit seinem Gesangsstil messen können (und übern Strich<br />
(auf’m Strich??) san’s mehr? Andi)).<br />
SIEGE OF POWER haben absolut in die Vollen gegriffen und ich traue<br />
mich zu behaupten, dass dieses Meisterwerk einen heißen Anwärter<br />
auf das Death-Metal-Album des Jahres 2018 darstellt! Anita<br />
www.metalblade.de<br />
SLAUGHTERDAY/PHANTOM CORPORATION<br />
– Severed Funeral/Belligerent Popwers<br />
(Split 7“, Bastardized Rec.)<br />
Als hübsche Vinyl-Single liegt diese Split vor<br />
mir, und die ist noch dazu auf 379 Stück streng<br />
limitiert. Das deutsche Death/Crust-Rollkommando<br />
PHANTOM CORPORATION (u.a. mit den DEW-SCENTED-Recken<br />
Leif Jensen und Marc Dieken) zwirbelt uns mit zwei Nicht-mal-Dreiminütern<br />
(so muss das!) den Scheitel auf acht Uhr, während es das<br />
ostfriesische Todes-Duo SLAUGHTERDAY mit etwas mehr Noise angeht:<br />
Der irgendwie an alte AUTOPSY erinnernde Track steht den beiden<br />
anderen Lärm-Attacken um nichts nach, außer vielleicht am teilweise<br />
gedrosselten Tempo. Insgesamt eine schöne Sache und ein nettes Teil<br />
für Die-Hard-Vinyl-Sammler!<br />
Mike<br />
www.facebook.com/pc2016official,<br />
www.facebook.com/slaughterdayofficial<br />
Die Metal-Bar eures Vertrauens!<br />
Jam-Sessions, Darts, Wuzeln, diabolische<br />
Leberkäs-Semmeln und gute Musik<br />
Öffnungszeiten:<br />
Dienstag bis Samstag: 19 bis 4 Uhr<br />
Jeden Donnerstag: Jazz & Blues-Night<br />
Josefstraße 1, 3100 St. Pölten<br />
www.facebook.com/underground.stp
Strom-kreis<br />
STORMRAGE – Humanimal (Eigenprod.)<br />
Recht archaisch klingt das Debüt der selbsternannten<br />
„Innergebirgs-Metaller“ aus Salzburg,<br />
und das ist keinesfalls negativ gemeint. Die<br />
Produktion ist gut, erinnert aber immer ein<br />
bisserl an die Anfang-Neunziger-Mixes diverser<br />
Thrash-Kapellen. Das erweckt manchmal den Eindruck, die 2013<br />
gegründete Combo gäbe es schon recht lange.<br />
„Humanimal“ greift nach unheilschwangerem Intro musikalisch ausgereift<br />
in die Vollen, wie etwa beim abwechslungsreichen „Contempt“, dem<br />
seinem Titel durchaus gerecht werdenden „Zores“ oder dem Riffmonster<br />
„Peccatum In Morte“ – irgendwo in der Schnittmenge aus Thrash und<br />
Death, gelegentlich blitzt ein Blastbeat auf, im Allgemeinen geht’s aber<br />
tempomäßig überschaubar und Genick-freundlich zu.<br />
Eine Scheiblette, die Lust macht auf mehr. Mehr Krach, mehr geile Gitarrenriffs,<br />
mehr Vollgas und vielleicht mal demnächst einen Live-Auftritt<br />
des Quintetts …<br />
Mike<br />
www.facebook.com/Stormrageofficial<br />
Rory GalLAgher<br />
Tribute Festival<br />
VienNa<br />
SinNerboy/GB • Laundromat/NL<br />
Etched In Blue/DE • Riki MasSini/It<br />
Kutscher’s Blues band/AT<br />
MiSs KAytie/AT<br />
roryfestival.at<br />
14./15.sept.’18:reigEn<br />
THE SEA WITHIN – same (Inside Out)<br />
Bei „Supergroups“ muss man vorsichtig sein.<br />
Allzu gerne wird der Begriff als reines Verkaufsargument<br />
geschwungen, bei THE SEA WITHIN<br />
darf der geneigte Prog-Nerd aber bedenkenlos<br />
zugreifen.<br />
Die Herren Reingold (KARMAKANIC), Stolt (THE FLOWER KINGS), Minnemann<br />
(STEVEN WILSON), Brislin (RENAISSANCE), Gildenlöw (PAIN OF<br />
SALVATION) und McPherson (FLYING COLORS) sind nicht gekommen, um<br />
uns mit neuen Frickel-Rekorden, Stakkato-Arien oder Drumsoli zu beglücken.<br />
Das kongeniale Konglomerat will auch nicht auf „Supergroup“ reduziert<br />
werden, sondern agiert hier wie ein lang eingeschworenes Songwriter-Kollektiv,<br />
das aus allen Welten der einzelnen Ausnahmetalente nur das Beste<br />
einbringt. Natürlich bewegt man sich trotzdem in gewohnten Fahrwassern,<br />
Überraschungen gibt’s somit keine, dafür solide Prog-Fusion-Beschallung,<br />
bei der man allzu gerne gleich mal auf „repeat“ drückt. Nie aufdringlich,<br />
dafür immer charmant. Und dass sich Gildenlöw und McPherson den<br />
Gesang quasi „teilen“, ist da nur das Tüpfelchen auf dem i. Zum Antesten:<br />
der Groover „An Eye For An Eye For An Eye“ oder das epische „Broken Cord“<br />
(YES lassen grüßen!).<br />
Mike<br />
www.theseawithin.net<br />
VENUES – Aspire (Arising Empire)<br />
Baby, es gibt heute keinen Reis, sondern modernen<br />
Post Hardcore mit einer Prise Pop und etwas Drama<br />
obendrauf!<br />
Mit Frauenbonus an der Front hat das Sextett nach<br />
seiner Gründung Anfang 2015 schnell Fahrt aufgenommen<br />
und die Bühne mit Szenegrößen wie ESKIMO CALLBOY oder<br />
CALLEJON teilen dürfen. Das Potential von VENUES hat auch Christoph<br />
Wieczorek, Gitarrist und Cleansänger von ANNISOKAY, erkannt und die<br />
junge Band unter seine Fittiche genommen, nun klatscht man uns den<br />
ersten Longplayer um die Ohren: energiegeladen, sanft, traurig, aggressiv,<br />
verträumt – ja, hier wurde definitiv Zeit in Feeling und Arrangement investiert,<br />
besonders im Vergleich zu früherem Material der Band. Klar, das Rad haben<br />
auch VENUES nicht neu erfunden, aber dafür stechen sie mit fein durchdachten<br />
Songs aus der Masse raus.<br />
Tschyssl<br />
www.facebook.com/VENUESofficial<br />
ZSK – Hallo Hoffnung (People Like You Rec.)<br />
Hallo Hoffnung! Hallo Punkrock! Man reiche das<br />
Dosenbier!<br />
Mit ihrem fünften Studioalbum liefern ZSK einmal<br />
mehr eine Scheibe für den jungen Rebellen in uns.<br />
Musikalisch betrachtet handelt es sich um Punkrock<br />
mit poppigen Refrains, gut zum Mitgrölen der zum Großteil deutschsprachigen<br />
Texte. Womit wir beim Herzstück der Band sind: ihrer Message. Der<br />
Bogen wird von PMA aus über individuellen Liberalismus, Freundschaft,<br />
Anti-Faschismus bis hin zum kollektiven Gemeinschaftsgefühl gespannt. Sei<br />
es die momentane Politiklandschaft, der Umgang der EU und Deutschlands<br />
mit Flüchtlingen oder Menschen, die aus dem sozialen Netz gefallen sind.<br />
ZSK haben zu all diesen Themen ihre Meinung und teilen sie auch mit.<br />
Treibender, motivierender Punkrock mit einem stetig sozialkritischen<br />
Unterton, aber auch eine Hymne zum Saufen: „Die besten Lieder“ samt<br />
Verstärkung durch Guido Donot. Dem nicht genug schrieb sich die Band<br />
zu ihrem über 20-jährigen Bestehen auch selbst einen Lobgesang<br />
auf ewige Freundschaft: „Für ich“. Manche Klischees wollen einfach<br />
bedient werden.<br />
Mansn<br />
www.skatepunks.de
ii<br />
buhnen-strom<br />
ENSIFERUM + EX DEO + WIND ROSE<br />
11.05.2018 – Komma, Wörgl<br />
Warum das Komma bei dieser Dreifachwunscherfüllung<br />
– nein, nicht Spannung, Schokolade<br />
und etwas zum Spielen, sondern Italiener in Fell<br />
und Schulterplatten, heroische KATAKLYSM im<br />
Nebenprojekt und spielfreudige Finnen – nicht<br />
ausverkauft war, erschließt sich mir nicht ganz<br />
(Kopf
Schwarzstrom<br />
Vinyl only – Klangkultur für Hörer.<br />
40<br />
ANGELUS APATRIDA –<br />
Cabaret De La Guillotine (Century Media)<br />
Thrash Metal aus Spanien ist ungefähr so<br />
gängig wie ein Töpferkurs von Aliens in der<br />
Schrebergartensiedlung. Aber mangelnde<br />
Popularität eines Heavy-Standortes sagt gar<br />
nichts aus – diese Scheibe ist gut produziert<br />
und bietet eine kompakte Performance. Der<br />
Aufstieg in die Oberliga bleibt trotzdem<br />
fraglich. Der Mix aus Achtziger-Versatzstücken und modernistischen<br />
Core-Parts mit cleanen Vocals nützt sich oft rasch ab. Südländische<br />
Rohkost mit Gewürzdefiziten.<br />
FATES WARNING – Live Over Europe<br />
(InsideOut Music)<br />
Diese Band könnte temperaturresistente<br />
Businesskleidung besitzen. Seit endlosen<br />
Jahren agieren FATES WARNING<br />
im frostigen Schatten der Progressive-<br />
Metal-Marktführer, oft nur wenige Zentimeter<br />
entfernt vom möglichen Höhenflug.<br />
Jene konzertante Momentdokumentation<br />
auf drei LPs dürfte wenig ändern. Trotz hoher Qualität, atmosphärischer<br />
Dichte und diesem langen Karriereatem. Eine Hoffnung auf wirtschaftliche<br />
Klimaerwärmung bleibt dennoch bestehen.<br />
JOHN COLTRANE – Both Directions<br />
At Once: The Lost Album (Impulse!<br />
Records/Universal)<br />
Inmitten einer Unmenge klanglicher<br />
Wegwerfprodukte der Beliebigkeits-<br />
Gesellschaft, inmitten aller Requisiteure<br />
des Mittelmaßes und ihrer sedierenden<br />
Leerformeln taucht jenes Monument auf.<br />
Ein verschollenes Album von John Coltrane,<br />
Reformator und Freigeist des Jazz-Saxophons. Angesichts dieser Klangmagie<br />
aus dem Jahre 1963 mögen alle erblassen, deren Horizont mit dem<br />
Erzeugen heißer Luft endet. Eine Perle auf Vinyl, ein Hoffnungstonträger.<br />
JOSHUA REDMAN – Still Dreaming<br />
(Nonesuch Records/Warner)<br />
Joshua Redman ist immer noch in dieser<br />
Traumwelt. Das Schlaf-Accessoire bildet<br />
jene Formation, in der sein Vater, Saxophonist<br />
Dewey Redman, für Furore sorgte.<br />
OLD AND NEW DREAMS störten in den<br />
Siebziger-Jahren die Schwerkraft des<br />
Jazz-Pragmatismus mit ihren frischen,<br />
hymnischen Avantgarde-Epen. Diese LP ist eine bewusste Hommage<br />
an jene Ikonen und errichtet virtuos eine Seelenbrücke zwischen Jetzt<br />
und Vergangenheit. Träum weiter, Joshua.<br />
RUSH – A Farewell To Kings (40th<br />
Anniversary Deluxe Edition Box-Set<br />
(Mercury/Universal))<br />
Jene Torte darf als sammeltechnische<br />
Top-Kalorienzufuhr gelten. Die Zutaten<br />
sind allen Fans der IQ-Rock-Legende<br />
bekannt: Das hier gefeierte Album gilt als<br />
Klassiker von RUSH, der nach 40 Jahren<br />
null Abnutzungserscheinung zeigt. Stilsicher<br />
bietet die Geburtstagsbox der kanadischen Überflieger vier LPs,<br />
eine Blu-ray und drei Silberlinge. Das Schwergewicht ist sehr ansehnlich<br />
gestaltet, damit lohnt sich die hohe Investition. Mund auf und mampfen.<br />
SPOCK’S BEARD – Noise Floor<br />
(InsideOut Music)<br />
Am Höhepunkt ihres Schaffens kreierten<br />
SPOCK’S BEARD ein besonderes<br />
Prog-Präparat. Aus luftigen Siebziger-Hippie-Melodien<br />
und verschrobenen<br />
Arrangements entstanden geniale Botenstoffe<br />
für nachhaltige Glücksgefühle. Nach<br />
Besetzungswechseln, auch verbunden mit<br />
einer latenten Formkrise, ist die Wende in Sicht. Selbst wenn frühere<br />
Glanzleistungen ausbleiben, ist diese in jeder Hinsicht starke Doppel-LP<br />
plus EP eine erste Rückkehr zum Glück.<br />
THE NIGHT FLIGHT ORCHESTRA –<br />
Sometimes The World Ain’t Enough<br />
(Nuclear Blast)<br />
Im Radar der Kommerzzone taucht ein<br />
schwedischer Carrier auf, direkt im Anflug<br />
auf den Umsatzpunkt. THE NIGHT<br />
FLIGHT ORCHESTRA etikettiert als Supergruppe,<br />
bewegt sich in überschaubarer<br />
kreativer Höhe, der Antrieb dürfte aus<br />
den Triebwerken des Marktpopulismus kommen. Denn die betont<br />
gefällige Mainstream-Metal-Scheibe mit ihrem sterilen Cover wirkt<br />
trotz professioneller Machart reichlich gekünstelt. Egal, auch Economy<br />
kommt ja immer gut an.<br />
Special: Schweizer Feinmechanik<br />
Die monetäre Retrofizierung geht weiter. Alles, was früher via CD oder<br />
Mini-Vinyl-Auflage vorhanden war, erscheint jetzt auf Schallplatte. Die<br />
Kasse muss klingeln, solange der Boom anhält. Bei den ersten drei Alben<br />
von CORONER ist der Re-Release von Century Media ein sinnvoller<br />
Schritt. Die Schweizer Band steht für feingetunten technischen Thrash<br />
Metal, der seinerzeit mehr Zuwendung verdient hätte. Jetzt könnte<br />
Gerechtigkeit einkehren in jeden Tonträgerschrank.<br />
Christian Prenger
lava-strom<br />
zäh, heavy, erhaben:<br />
zäh, heavy, erhaben:<br />
doom & artverwandtes<br />
doom & artverwandtes<br />
by Willi Winter<br />
CANDLEMASS – House Of Doom (EP, Napalm Records)<br />
Eine nette EP spendieren uns CANDLEMASS als Appetithäppchen<br />
auf das kommende Album und schon beim Opener wird klar,<br />
warum derzeit niemand den Schweden auch nur annähernd<br />
das Wasser reichen kann. Tonnenschwere Riffs gepaart mit der<br />
klaren, getragenen Stimme von Mats Levén bescheren einen<br />
durchgehenden Gänsehautmoment. Auf „Fortuneteller“ wird gar<br />
die Akustik-Klampfe ausgepackt und ein wirklich schönes<br />
Instrumentalstück rundet diese EP ab. Macht eindeutig Lust auf mehr. Und da diese CD im<br />
Digi kommt und zu einem sehr fanfreundlichen Preis verkauft wird, ist sie nicht nur für<br />
Komplettisten interessant!<br />
www.candlemass.se<br />
KHEMMIS – Desolation (Nuclear Blast)<br />
Mit Album Nummer drei innerhalb von vier Jahren werden es<br />
KHEMMIS unter Garantie schaffen, vom Insidertipp zur Genregröße<br />
aufzusteigen. Musikalisch ist man natürlich nach wie vor im klassischen<br />
Doom verankert, aber diesmal hört man auch vermehrt<br />
Anleihen der NWOBHM heraus. Ein weiterer Pluspunkt ist Leadsänger<br />
Phil Pendergast, der neben seinem vertrauten, melancholischen<br />
Gesang auch ganz schön fauchen und growlen kann...<br />
Jeder Minute hört man die immense Passion der Musiker an, dieses Album dürfte gleichermaßen<br />
für Doom-Hardliner sowie für Fans von WOODS OF THE YPRES oder PARADISE LOST<br />
interessant sein.<br />
www.facebook.com/khemmisdoom<br />
KING HEAVY – Guardian Demons (Cruz del Sur Music)<br />
Der Name ist hier Programm! Fast schon verboten heavy doomen<br />
sich die Chilenen durch Album Nummer zwei (eine EP und eine<br />
Live-Platte nicht mitgerechnet) und kredenzen ein mehr als amtliches<br />
Werk für Genre-Anhänger. Gut, kann man auch nicht anders<br />
erwarten, schließlich sind bzw. waren die Musiker bei Kalibern<br />
wie PROCESSION, HOODED PRIEST, MOURNERS LAMENT oder<br />
NOCTUS aktiv. Auf sechs teils überlangen Songs wird man hier<br />
förmlich plattgewalzt, und über allem thront Luce’ majestätische, theatralische Stimme, wobei<br />
einem das eine oder andere Mal die göttlichen SOLITUDE AETURNUS in den Sinn kommen.<br />
Sollten KING HEAVY es bei aller schon gezeigten Klasse schaffen, einen Tick eingängiger zu<br />
werden, kommt ganz Großes auf uns zu. Fans von den bereits erwähnten SOLITUDE AETURNUS,<br />
aber auch von CANDLEMASS, können hier bedenkenlos zugreifen! www.kingheavy.cl<br />
ORANGE GOBLIN – The Wolf Bites Back (Candlelight Rec.)<br />
Ja, was soll man noch großartig über ORANGE GOBLIN sagen?<br />
Seit nunmehr über 20 Jahren stonern, rocken und rotzen sie<br />
sich in die Herzen und Genickmuskeln ihrer Fans. Ist auch bei<br />
Album Nummer neun nicht anders. Kein Nachteil ist es<br />
sicherlich, dass die Band seit Gründung dieselbe geblieben<br />
ist, man hört es raus, dass sich die einzelnen Musiker blind<br />
verstehen und ergänzen. Interessant ist, dass dieses Album<br />
komplett analog aufgenommen wurde, was der Platte einen wunderbaren warmen,<br />
stimmigen Sound verleiht. Wo man bei vergleichbaren Bands den nötigen Punch vermisst,<br />
legen OG noch einen drauf – dieses Album zeigt Zähne, es riecht förmlich nach speckigen<br />
Lederjacken, Schweiß und Bier.<br />
www.orange-goblin.com<br />
05.08.<br />
A NIGHT IN TEXAS<br />
14.08.<br />
PILLORIAN<br />
14.09.<br />
RAGING DEATH, ROADWOLF<br />
15.09.<br />
HEIMDALLS WACHT<br />
21.09.<br />
KALEVALA<br />
22.09.<br />
BIRDFLESH<br />
06.10.<br />
MASTER<br />
13.10.<br />
DEBAUCHERY vs BALGEROTH<br />
26.10.<br />
IMPERIUM DEKADENZ<br />
KULT, THE NEGATIVE BIAS<br />
27.10.<br />
BLOOD BROTHERS<br />
(IRON MAIDEN TRIBUTE)<br />
03.11.<br />
EIS, HORN<br />
14.11.<br />
MYSTIFIER, VARGSRIKET<br />
07.-08.12.<br />
GUTALAX, CUT UP<br />
OBSCENITY, u.v.m.<br />
www.escape-metalcorner.at
Stark!Strom-Reisen<br />
HOUSE OF THE HOLY II<br />
20.– 23.06.2018 – Neudegg Alm, Abtenau<br />
Alle Fotos: © LIV Photography and Art<br />
42
Stark!Strom-Reisen<br />
Funken und Flammen<br />
Mittlerweile ist es schon eine lieb gewordene Tradition,<br />
zur Sommersonnwend’ ins schöne Abtenau<br />
zu pilgern, um dort einer ganz besonderen Veranstaltung<br />
beizuwohnen. Heuer spielten die ersten<br />
Bands (u.a. SHRINE OF INSANABILIS) bereits am<br />
Mittwoch, aber aus familiären Gründen konnten<br />
wir erst donnerstags mit dem letzten Shuttlebus<br />
zur Alm hochfahren.<br />
Mit viel Liebe zum Detail haben Veranstalter Barth<br />
Resch und seine Crew einmal mehr das gesamte<br />
Areal dekoriert und wir fühlten uns sofort wieder<br />
heimelig und pudelwohl. Das liegt auch daran,<br />
dass wir mittlerweile gut die Hälfte der HOUSE<br />
OF THE HOLY-Besucher persönlich kennen und<br />
uns wild gestikulierend von einem Tratscherl<br />
zum nächsten bewegten. Daher wurde der musikalische<br />
Fokus leider ein wenig vernachlässigt,<br />
aber wir schafften es immerhin, uns THE RUINS<br />
OF BEVERAST (immer wieder ein Genuss!) und<br />
WOLVES IN THE THRONE ROOM (sehr<br />
intensive Darbietung) bei mehr oder<br />
minder weinendem Himmel zu<br />
Gemüte zu führen.<br />
Auch am Freitag fiel unsere<br />
Liveausbeute nicht allzu berauschend<br />
aus, doch mit HEXVESSEL<br />
(Akustik-Set) und ALMYRKVI (Black<br />
Metal aus Island) waren zwei unserer<br />
Favoriten am Start und trotz erneut ein<br />
wenig widriger Wetterbedingungen gaben wir<br />
uns mit Herz und Seele der Musik dieser Bands<br />
hin. Des Nächtens fand eine Aftershow Party im<br />
Tempel statt, die es in sich hatte, und so winkten<br />
wir dem letzten Shuttlebus nach Abtenau fröhlich<br />
hinterher, um irgendwann relativ erleuchtet und<br />
müde den Heimweg per Taxi anzutreten.<br />
machte sich Stille breit, viele Leute standen ergriffen<br />
da und waren von den lodernden Flammen<br />
und der Stimmung wie verzaubert.<br />
Mittlerweile richteten sich DOOL auf der Bühne<br />
ein und nach geraumer Zeit wanderten wir vom<br />
Feuer weg, um nur ja keinen Ton der Niederländer<br />
zu verpassen. Einmal mehr lieferte die Truppe um<br />
Ryanne van Dorst eine mitreißende Show ab, die<br />
leider viel zu schnell vorbei war. Danach tranken<br />
wir noch ein Abschiedsbierchen (der Singular ist<br />
ein Hund, Andi) und schafften es tatsächlich, mit<br />
dem ersten Shuttlebus hinunter ins Tal zu fahren.<br />
Wie jedes Jahr war es ein sehr trauriger Moment,<br />
als wir uns am Sonntagvormittag auf den Heimweg<br />
machten. Die Neudegg Alm ist ein Platz, an dem<br />
man gerne länger verweilen möchte. Irgendwie<br />
scheint es, als ob dort die Zeit stillstehen würde<br />
und man kann Abstand vom Alltag und der Hektik<br />
unserer Gesellschaft gewinnen. Es war uns eine<br />
große Ehre und Freude, Teil dieser Sommersonnwend’<br />
gewesen zu sein, und wir hoffen auf ein<br />
Wiedersehen im nächsten Jahr!<br />
www.funkenfluag.at<br />
Anita<br />
Samstags schafften wir es erstaunlicherweise<br />
trotz jämmerlicher körperlicher Verfassung ein<br />
wenig früher auf den Berg, um rechtzeitig zum<br />
fulminanten Gig von DER BLUTHARSCH AND THE<br />
INFINITE CHURCH OF THE LEADING HAND unseren<br />
Platz vor der Bühne einzunehmen. Danach<br />
schmetterten OCCVLTA erdigen Black Metal unters<br />
Volk und SINMARA aus Island stimmten die<br />
Gäste mit ihrem sehr atmosphärischen Black<br />
Metal auf die anstehende Feuerzeremonie ein.<br />
Kurz nach Verklingen des letzten Tons war es so<br />
weit, Barth und ein Teil seiner engsten Freunde<br />
und Mitstreiter wanderten mit ihren Fackeln den<br />
Berg hoch und entzündeten in einem wie immer<br />
sehr bewegenden Ritual den Holzstoß, um die<br />
Sommersonnenwend’ und den Beginn des neuen<br />
Jahreskreislaufes zu feiern. Unter den Besuchern
44<br />
ii<br />
buhnen-strom ii<br />
TÜRKISCHES ROCKFEST MIT PENTAGRAM U.A.<br />
12.05.2018 – Wien, Szene<br />
Folklore-Shredding mit zwei Polen<br />
Da an diesem Abend der Großteil der (ost)österreichischen<br />
Heavy-Gemeinde zum Vienna Metal Meeting<br />
pilgert, ist die Überraschung groß, wie zahlreich die<br />
Szene schon am frühen Abend bevölkert ist. Das von<br />
der „Kunst Offensive“ wunderbar organisierte Konzert<br />
scheint jedenfalls auf reges Interesse zu stoßen.<br />
So befinden sich bereits<br />
beim Opener OGLAN TARAFI<br />
geschätzte 300 (vor der<br />
Bühne vorwiegend weibliche)<br />
Zuseher im Saal, die<br />
mit dem Pop/Rock-Mix der<br />
Jungs bestens vertraut zu<br />
sein scheinen und diesen<br />
ordentlich abfeiern. Die<br />
Publikumschöre sind<br />
schlichtweg überwältigend.<br />
So sollte ein „Heimspiel“<br />
immer ablaufen, Respekt!<br />
Noch mehr los ist dann bei CAN GOX, dessen von<br />
mitreißenden Folklore-Elementen durchzogener<br />
Mix aus Pop, Rock und AOR nicht nur für lautstarken<br />
Fangesang, sondern auch für reichlich Bewegung<br />
sorgt. Wuschelkopf Can erweist sich als talentierter<br />
Frontmann und Entertainer. Zwar habe ich keine<br />
Ahnung, was der gute Mann zwischen den Songs so<br />
alles erzählt, es scheint aber überaus unterhaltsam<br />
zu sein (vielleicht hat er ihnen erzählt, was die Austria<br />
für Edomwonyi zahlt, Andi). Schwer<br />
beeindruckend ist auch die Vorstellung<br />
des Gitarristen, der sich in einer längeren<br />
Instrumental-Nummer querbeet durch<br />
Jazz, Flamenco und orientalische Folklore<br />
bis hin zum Thrash-Shredding die Finger<br />
wundfrickelt. Die auch für mich klar<br />
verständlichen Beifallsbekundungen am<br />
Ende verlangen nach einer Fortsetzung<br />
und werden von Can und seinen Begleitern<br />
postwendend honoriert. Offenbar<br />
der bekannteste Act des heutigen Abends.<br />
Schon in der Umbaupause lichten sich die Reihen<br />
und im Verlauf der PENTAGRAM-Show ist die<br />
Szene nicht mehr ganz so belebt wie zuvor. Das<br />
liegt wohl daran, dass die auch unter dem Namen<br />
MEZARKABUL firmierenden Herrschaften<br />
aus Istanbul seit jeher weniger „massentaugliche“<br />
Klänge liefern. Dennoch überrascht es, wie<br />
bekannt die Formation bei ihren hier ansässigen<br />
Landsleuten ist, und auch zwei in Wien urlaubende<br />
Metal-Fans aus Polen (!) ziehen dieses Konzert dem<br />
VMM vor. Was die beiden – die auch an dem ihnen<br />
ausgehändigten Exemplar unserer Gazette viel<br />
Freude haben (was vermutlich unseren zahlreichen<br />
polnisch verfassten Berichten über polnische Bands<br />
geschuldet ist, Andi) – keineswegs bereuen, denn das<br />
Sextett legt mit „1000 In The Eastland“ eine Eröffnung<br />
nach Maß hin. Auch wenn es ein wenig überrascht,<br />
dass die Herren mit einem ihrer englischsprachigen<br />
Songs eröffnen. Und es zeigt sich doch, dass die gesangstechnische<br />
Unterstützung<br />
vom Publikum bei den<br />
englischsprachigen Tracks<br />
deutlich geringer ausfällt<br />
als etwa bei „Gündüz Gece“<br />
(klar, Andi).<br />
Die Setlist ist dennoch ausgewogen<br />
und enthält zu nahezu<br />
gleichen Teilen englisch<br />
(„Give Me Something<br />
To Kill The Pain“ – yezzz!)<br />
und türkisch gesungene<br />
Tracks. Im Verlauf des<br />
Abends gesellen sich mit Murat Ilkan und Ogün<br />
Sanlısoy zwei ehemalige PENTAGRAM-Sänger auf die<br />
Bühne, was für noch mehr Abwechslung sorgt und<br />
der Chose einen sehr speziellen Charakter verleiht.<br />
Sowohl der vom 92er-Debüt „Trail Blazer“ stammende<br />
Thrash-Abriss „Fly Forever“ mit Ogün als auch das von<br />
Murat intonierte „Bir“ erhalten dadurch nämlich etwas<br />
Besonderes, etwas Ursprüngliches. Aber auch der<br />
kraftvolle, die heimatlich-folkloristische<br />
Melodik stets präsentierende Vortrag<br />
der drei Gitarren macht das Konzert zu<br />
einem Erlebnis.<br />
Zu guter Letzt tragen die Besucher selbst<br />
sowie die unglaublich entspannte, aber<br />
dennoch euphorisierte Stimmung ein<br />
gewaltiges Scherflein zu diesem gelungenen<br />
„Fest“ bei. Die weit nach Mitternacht<br />
beendete Veranstaltung dürfte<br />
für alle Beteiligten erfolgreich verlaufen<br />
sein und lässt darauf hoffen, dass man seitens der<br />
„Kunst Offensive“ auch in Zukunft türkische Rock/<br />
Metal-Bands (KNIGHT ERRANT, COMMA, HAZY HILL?)<br />
für Konzerte berücksichtigt. Çok Teşekkürler!<br />
www.planet.tt<br />
www.thepentagram.net<br />
www.kunstoffensive.com<br />
Walter<br />
Fotos: © Tobias Scheurer
ii<br />
buhnen-strom ii<br />
VIENNA METAL<br />
MEETING 2018<br />
Honeymoon<br />
Demonical<br />
Nifelheim<br />
Disharmonic<br />
Orchestra<br />
Distillator<br />
Ranganrok<br />
Obscura<br />
Tiamat<br />
Im Einklang mit<br />
dem Warm Up<br />
(11.05. Viper Room)<br />
darf das VMM<br />
(12.05. Arena)<br />
als gut organisiertes,<br />
musikalisch stimmiges<br />
und vom Publikum<br />
wohlwollend<br />
aufgenommenes<br />
Metal-Wohlfühl-<br />
Wochenende<br />
definiert werden.<br />
Wir freuen uns schon<br />
auf nächstes Jahr!<br />
Theotoxin<br />
Alle Fotos: © LIV Photography and Art<br />
Dool<br />
45
Stark(!Strom) vermisst<br />
STEFAN WEBER<br />
Eine Erinnerung<br />
Mit 13 Jahren fuhr ich mit dem 13er-Autobus ins Gymnasium Rainergasse<br />
(ein Schulkollege hörte auf den Namen Hansi Hölzel), da fiel mir eine dunkle,<br />
langhaarige und sehr lässige Gestalt auf. Drei Jahre und zwei disziplinäre<br />
Schulrausschmisse später landete ich im Gym Waltergasse und erkannte den<br />
dort unterrichtenden Prof. Stefan Weber sofort wieder.<br />
Kurz darauf sah ich ihn schon auf den Bühnen dieser Welt: Sophiensäle, Hotel<br />
Wimberger, … Persönlich kennenlernen durfte ich Stefan in den frühen<br />
Achtzigern, als er keinen Moment zögerte, mit DRAHDIWABERL auf der Donauinsel<br />
bei meinem 10-Tages-Festival „für ein Wiener Rockhaus“ aufzutreten.<br />
Erfolgreich quasi.<br />
Wo es etwas zu protestieren/manifestieren gab, war er grundsätzlich immer<br />
dabei. Auch bei mehreren rauschenden Donauinselfest-Shows auf meinen<br />
Bühnen vor zigtausenden Fans. Aber auch bei einem vergleichsweise kleinen WABERL-Gig in der Berufsschule Längenfeldgasse.<br />
„Stage-Diving“ war zwar schon erfunden, aber hierzulande noch nicht bekannt. Stefan stürzte sich<br />
mit Begeisterung kopfüber ins Publikum, die Fans sprangen zur jeweiligen Seite, Herr Weber landete schmerzhaft<br />
auf Bauch und Boden. Eineinhalb Songs später war er wieder auf der Bühne und grunzte (vor Schmerz?). Ein Tier,<br />
dachte ich mir.<br />
© Charly Swoboda Photovision on mediafreedom.at<br />
Das offiziell letzte DRAHDIWABERL-Konzert im Messepalast anno 1988 und dann die wirklich letzte große Show im<br />
Gasometer unter dem Motto „Forever“ waren gemeinsame Highlights. Zu einer Freundschaft sind wir nicht gekommen,<br />
aber der gegenseitige Respekt war immer da. Denn auch politisch waren wir nicht weit auseinander, ich hab’s<br />
halt pragmatischer angelegt.<br />
Stefan war wahrlich das Enfant terrible der heimischen Musikszene – und mir<br />
war es große Freude und Ehre, ihn und sein verrücktes Ensemble live in Szene<br />
zu setzen. Auch wenn wir nachher immer „hiniche“ Mikrofonständer ersetzen,<br />
diverse Körperflüssigkeiten wegputzen und tote Hendln bergen mussten.<br />
Danke, Stefan, dass du da warst!<br />
Muff Sopper, CEO Planet Music & Media<br />
© Sonja Penz<br />
Strom(ab)leser, hergehört!<br />
Wir freuen uns weiterhin über euer Feedback und drucken bei Interesse eure<br />
Strom!Post – oder vielleicht sogar den einen oder anderen Gastbeitrag –<br />
gerne ab. Also her damit an strom@starkstrom.live!<br />
46<br />
IMPRESSUM / Offenlegung gem. Gesetz:<br />
Stark!Strom – das neue österreichische Rock & Metal <strong>Magazin</strong><br />
Medieninhaber: Stark!Strom, Andreas Appel, Oberzellergasse 1/17/12, 1030 Wien, office@starkstrom.live, +43 664 43 46 55, ATU 55494405<br />
Herausgeber: Andreas Appel<br />
Chefredaktion: Mike Seidinger & Andreas Appel<br />
Redaktion: Anita Petzold, Claudia Jusits, Althea Müller, Christine Cizek, Walter Scheurer, Willi Winter, Christian Prenger, Manfred „wahnfred“ Wadsack,<br />
Christian König, Matej Lastro, Manuel Dauböck, Mansn, Doris Gapp, Florian Meingast<br />
Lektorat: Judith Mädl<br />
Fotografen: Anita Petzold, Tom Zonyga<br />
Beiträge in dieser Ausgabe: Richard Metfan, Anthalerero, Muff Sopper<br />
FOTOS: Falls nicht anders angegeben, handelt es sich um uns zur Verfügung gestelltes Promotionmaterial der Künstler und Firmen.<br />
Art-Direction, Layouts & Designs – www.atgraphix.at, Facebook/atgraphix.wien<br />
Druck: Tiskarna Didot, spol. s.r.o. Trnkova199, CZ 62800 Brno, Tschechische Republik, www.tiskarna-didot.cz<br />
Erscheinungsweise: zweimonatlich<br />
Homepage: www.starkstrom.live<br />
Facebook/StarkStromMag<br />
Stark!Strom #05 erscheint am<br />
28. September 2018.<br />
Schon vorher freuen wir uns auf euren Besuch auf<br />
www.facebook.com/StarkStromMag und wünschen<br />
noch einen schönen Summer Of Metal!
proudly presents<br />
THE BEST OF THE BEST!<br />
Es war spannend bis zum Ende....<br />
die Stimmung war nicht in Worte zu fassen! Alle haben sie bis<br />
zum Schluss gekämpft und alles gegeben um das Publikum<br />
und die Jury für sich zu begeistern. Doch es kann nur einen<br />
Sieger geben…<br />
Platz 1 – DREAM OWNER<br />
Der Final Big Bang proudly presented by Casinos Austria in<br />
der Planet.TT/Bank- Austria-Halle im Gasometer mit einer<br />
Special Appearance des Vorjahres-Siegers JAY BOW ist zu<br />
Ende und wir gratulieren herzlichst den wohlverdienten<br />
niederösterreichischen Champions DREAM OWNER! Platz<br />
2 erreichten die Post-Hardcore Jungs von NILA aus Wien,<br />
den 3. Platz durften die Steirer OLD BUSINESS für sich<br />
beanspruchen.<br />
Dank unserer großzügigen Partner und Sponsoren ist keiner<br />
der 11 Finalisten leer ausgegangen und so gab es auch dieses<br />
Jahr wieder Preise im Gesamtwert von über 100.000€ zu<br />
gewinnen, inkl. 12.000€ Cash für die Sieger.<br />
Platz 2 – NILA<br />
Platz 3 – OLD BUSINESS<br />
Platz 1 – DREAM OWNER (NÖ)<br />
Platz 2 – NILA (W)<br />
Platz 3 – OLD BUSINESS (STMK)<br />
Platz 4 – FALSE KING (BGLD)<br />
Platz 5 – AMMARITE (STMK)<br />
Platz 6 – SOIZ (OÖ)<br />
Platz 7 – CORNFLEX (W)<br />
Platz 8 – GO WENT GONE (NÖ)<br />
Platz 9 – JOURNEY TO IO (SBG/T)<br />
Platz 10 – DEADTIME STORIES (T)<br />
Platz 11 – MINDBREAKFAST (OÖ)<br />
Ihr wollt bei der nächsten<br />
Saison mit dabei sein? Kein<br />
Problem, die Anmeldephase<br />
geht noch bis Ende Juli, jetzt<br />
anmelden unter<br />
www.planetfestivaltour.at!<br />
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Fotos by: Michael Grill<br />
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