STARK!STROM Magazin #4

Strom-gitarre
MARTIN SOBOTNIK
„Schickt’s ma bitte den Steve Vai“
© SabineH auswirth
Musikhaus Hofrichter, Musik Bauer, Bauer Sound, ATEC, Guitars Only, Musik Produktiv, Planet Music,
Szene Wien (GF seit 2014). Legendäre Stationen eines bewegten Lebens, das den 1967 in Favoriten
geborenen Gitarristen am 28.09.2018 auf die Bühne der Wiener SiMM City bringt, wo er mit allen
SängerInnen seiner bisherigen Bands eine große „Ode an die Freu(n)de“ anstimmen wird.
Aber wie ging das eigentlich los damals mit der
Gitarre, Martin?
Meine Familie war sehr musikbegeistert, die Mutter
wollte immer Sängerin werden, die Cousine
tanzte in der Staatsoper, ich lernte schon als
Kind Konzertgitarre. „Spiel uns mal was vor“,
bat meine Firmpatin bei einer Familienfeier,
da war immer alles etepetete – auch ich sprach
nur nach der Schrift, Dialekt war verpönt – , alle
Augen richteten sich auf mich und
ich legte los mit einem großen
aktuellen Hit: „Schau, do liegt a
Leich’ im Rinnsoi…“ Man bat mich
nie wieder, was vorzuspielen.
Aber die Leidenschaft war geweckt,
gestärkt durch die Platten im elterlichen Wohnzimmer.
Neil Diamond, Elvis, Ricky King. Damals
DER deutsche Rock’n’Roll-Star. Weißes Gwandl,
hautenge Satinhosen, Fender Stratocaster! Da war
es dann auch nicht mehr weit zu KISS. Verzerrte
Gitarren, Masken, Feuer, Lärm, Ekstase, meine
Freunde und ich haben es nicht gepackt, das war
neu im Gemeindebau. Wir hörten „Alive II“, gingen
„Steve Lukather saß von Wr. Neudorf
bis zur Libro Halle unter einem
Pappendeckel auf der Fußmatte
meines Autos“
Ist doch jedem von
uns schon passiert…
ins Kino („…The Phantom Of The Park“) und „als
KISS“ auf den Maskenball im Arbeiter-Partei-Heim.
Daraus entstand unsere erste „Band“. Meine
Konzertgitarre hing längst am Nagel, jetzt musste
eine „Elektrische“ her, obgleich die damals als
unerschwinglich galt. Die Gibson etwa kostete
28.000 Schilling, aber mein Cousin fand eine
Jetson um 2.000 beim Hofrichter. Ich fuhr hin,
schnallte mir das Objekt meiner Begierde um und
war bereit für das Solo meines Lebens. Und dann
passierte das, wovor ich später als
Gitarrenverkäufer Heerscharen
junger Kunden warnen durfte,
nämlich: Nix. Null. Die rechte Hand
wusste nicht so recht wohin, die
linke noch weniger und beide zusammen
gingen schon gar nicht.
Aber aufgegeben wird in Favoriten maximal ein Brief.
Ich nahm Unterricht bei Heinz Krischke, heute
Chef des Sound Forums und guter Freund seit
35 Jahren, und mein leider schon verstorbener
Kumpane „Killer“ Kurt Roth nervte seine arme
Mutter so lange, bis sie ihm einen Bass kaufte.
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