44 ii buhnen-strom ii TÜRKISCHES ROCKFEST MIT PENTAGRAM U.A. 12.05.2018 – Wien, Szene Folklore-Shredding mit zwei Polen Da an diesem Abend der Großteil der (ost)österreichischen Heavy-Gemeinde zum Vienna Metal Meeting pilgert, ist die Überraschung groß, wie zahlreich die Szene schon am frühen Abend bevölkert ist. Das von der „Kunst Offensive“ wunderbar organisierte Konzert scheint jedenfalls auf reges Interesse zu stoßen. So befinden sich bereits beim Opener OGLAN TARAFI geschätzte 300 (vor der Bühne vorwiegend weibliche) Zuseher im Saal, die mit dem Pop/Rock-Mix der Jungs bestens vertraut zu sein scheinen und diesen ordentlich abfeiern. Die Publikumschöre sind schlichtweg überwältigend. So sollte ein „Heimspiel“ immer ablaufen, Respekt! Noch mehr los ist dann bei CAN GOX, dessen von mitreißenden Folklore-Elementen durchzogener Mix aus Pop, Rock und AOR nicht nur für lautstarken Fangesang, sondern auch für reichlich Bewegung sorgt. Wuschelkopf Can erweist sich als talentierter Frontmann und Entertainer. Zwar habe ich keine Ahnung, was der gute Mann zwischen den Songs so alles erzählt, es scheint aber überaus unterhaltsam zu sein (vielleicht hat er ihnen erzählt, was die Austria für Edomwonyi zahlt, Andi). Schwer beeindruckend ist auch die Vorstellung des Gitarristen, der sich in einer längeren Instrumental-Nummer querbeet durch Jazz, Flamenco und orientalische Folklore bis hin zum Thrash-Shredding die Finger wundfrickelt. Die auch für mich klar verständlichen Beifallsbekundungen am Ende verlangen nach einer Fortsetzung und werden von Can und seinen Begleitern postwendend honoriert. Offenbar der bekannteste Act des heutigen Abends. Schon in der Umbaupause lichten sich die Reihen und im Verlauf der PENTAGRAM-Show ist die Szene nicht mehr ganz so belebt wie zuvor. Das liegt wohl daran, dass die auch unter dem Namen MEZARKABUL firmierenden Herrschaften aus Istanbul seit jeher weniger „massentaugliche“ Klänge liefern. Dennoch überrascht es, wie bekannt die Formation bei ihren hier ansässigen Landsleuten ist, und auch zwei in Wien urlaubende Metal-Fans aus Polen (!) ziehen dieses Konzert dem VMM vor. Was die beiden – die auch an dem ihnen ausgehändigten Exemplar unserer Gazette viel Freude haben (was vermutlich unseren zahlreichen polnisch verfassten Berichten über polnische Bands geschuldet ist, Andi) – keineswegs bereuen, denn das Sextett legt mit „1000 In The Eastland“ eine Eröffnung nach Maß hin. Auch wenn es ein wenig überrascht, dass die Herren mit einem ihrer englischsprachigen Songs eröffnen. Und es zeigt sich doch, dass die gesangstechnische Unterstützung vom Publikum bei den englischsprachigen Tracks deutlich geringer ausfällt als etwa bei „Gündüz Gece“ (klar, Andi). Die Setlist ist dennoch ausgewogen und enthält zu nahezu gleichen Teilen englisch („Give Me Something To Kill The Pain“ – yezzz!) und türkisch gesungene Tracks. Im Verlauf des Abends gesellen sich mit Murat Ilkan und Ogün Sanlısoy zwei ehemalige PENTAGRAM-Sänger auf die Bühne, was für noch mehr Abwechslung sorgt und der Chose einen sehr speziellen Charakter verleiht. Sowohl der vom 92er-Debüt „Trail Blazer“ stammende Thrash-Abriss „Fly Forever“ mit Ogün als auch das von Murat intonierte „Bir“ erhalten dadurch nämlich etwas Besonderes, etwas Ursprüngliches. Aber auch der kraftvolle, die heimatlich-folkloristische Melodik stets präsentierende Vortrag der drei Gitarren macht das Konzert zu einem Erlebnis. Zu guter Letzt tragen die Besucher selbst sowie die unglaublich entspannte, aber dennoch euphorisierte Stimmung ein gewaltiges Scherflein zu diesem gelungenen „Fest“ bei. Die weit nach Mitternacht beendete Veranstaltung dürfte für alle Beteiligten erfolgreich verlaufen sein und lässt darauf hoffen, dass man seitens der „Kunst Offensive“ auch in Zukunft türkische Rock/ Metal-Bands (KNIGHT ERRANT, COMMA, HAZY HILL?) für Konzerte berücksichtigt. Çok Teşekkürler! www.planet.tt www.thepentagram.net www.kunstoffensive.com Walter Fotos: © Tobias Scheurer
ii buhnen-strom ii VIENNA METAL MEETING 2018 Honeymoon Demonical Nifelheim Disharmonic Orchestra Distillator Ranganrok Obscura Tiamat Im Einklang mit dem Warm Up (11.05. Viper Room) darf das VMM (12.05. Arena) als gut organisiertes, musikalisch stimmiges und vom Publikum wohlwollend aufgenommenes Metal-Wohlfühl- Wochenende definiert werden. Wir freuen uns schon auf nächstes Jahr! Theotoxin Alle Fotos: © LIV Photography and Art Dool 45